Thailändisch lernen

Myanmar BURMA aka Myanmar - Eine Hommage - 12 Tage im wahren Land des Lächelns

        #51  

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Um 4 Wochen Burma beneide ich dich schon, hätte ich das noch mal zu machen, dann würden es auch 4 Wochen werden.

Ich habe mir vorher überlegt, eine Strecke (entweder Bagan-Mandalay oder Mandalay-Inle Lake) mit Auto oder Zug zu machen, ich hätte dann am ehesten einen Fahrer genommen, einfach um mehr von Land zu sehen abseits der touristischen Hotspots - dies aber aus Zeitgründen verworfen, finanziell ist da ohnehin nichts gespart)
Ein Inlandsflug kostet one way rund 60 U$ (das ist praktisch bei allen Airlines gleich), dies betrifft praktisch alle Domestic Flüge, ausser die von Yangon ausgehen, die kosten rund 100 U$ (die Unterschiede liegen hier bei einer Hand voll Dollar).
Der Flug Bagan-Mandalay dauert 50 Minuten, für die Fahrt auf der Strasse wurden mir 12-13 Stunden genannt, da ist halt ein ganzer Tag weg.
 
        #52  

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Burma - Halbzeit und eine Zwischenbilanz

Die Hälfte unserer Zeit ist nun schon rum, was gibt es zu sagen, na ja - Schatzi war ganz toll und lieb, kein monkey day dabei gewesen, wir sind beide noch gesund, was Magen- und Darmtrakt angeht, wurden weder ausgeraubt noch mit time-sharing Objekten gefoltert, aber das wollt ihr ja gar nicht wissen, also im Ernst:

Yangon hätte ich mir außerhalb der historischen, touristisch geprägten Stätten ganz anders vorgestellt - ich hätte halb verfallenene, alte Gebäude erwartet, sozialistisches Grau und Plattenbauten, Unordnung, Verkehrschaos, hektische Betriebsamkeit - nichts davon trifft zu.
Yangon ist eine grüne Stadt, alles wirkt gepflegt und sauber, das alte Kolonialviertel um die Sule Pagoda ist nicht die erste Adresse der Stadt, das ist eher Neu Köln, Kreuzberg (früher), ein Schmelztiegel der Kulturen, hier bimmelt morgens um 5:30h die Kirchenglocke und um 6:00h ruft der Muezzin zum Gebet, trotzdem sind die alten Bauten gut in Schuss, da stehen Blumen auf dem Balkon, da liegt nirgends Müll herum, in aller Bescheidenheit, auch wenn der Lack natürlich ab ist, man sieht da wird sich darum gekümmert.
Es fällt auch auf, es gibt praktisch so gut wie keine Bettler, wenn da mal wirklich eine alte Frau vor einem Tempel sitzt, dann hat die auch schon beide Füße ab oder andere schwerwiegende Beeinträchtigungen, die Leute hier arbeiten alle, sind freundlich und sehen in einem Touristen nicht die cashcow, die es zu melken gilt - genau das Gegenteil ist der Fall.

In Bagan sind die Leute schon immer Tourismus gewöhnt, das äußert sich aber nicht derart, das versucht wird deutlich höhere Preise zu erzielen, da rennen die Kinder nicht hinter einem her und schreien give me coins, wie am Strand auf den Philippinen, da winken Kleinkinder freudig, die eingeklemmt zwischen ihren Eltern auf dem Roller hängen, da kommt die zweijährige auf die zugewackelt und hebt freudig die Hand zum "high five", hier fragen dich die Kinder auch where do you come from?, auf die Antwort Germany kommt dann aber keine Bettelansprache sondern ein guten Morgen, wie geht es ihnen? mit einem stolzen Strahlen im Gesicht (und das kann der sicher noch in 12 anderen Sprachen aufsagen), erst dann zeigt Dir der kleine Fratz von 6 Jahren, seine selbstgemalten, kindlichen Postkarten für die er gerne 1000 Kyat hätte, das spiegelt die gesamte Einstellung der Bevölkerung wider, hier wird für Geld gearbeitet!
Die Leute haben hier eine (noch) unverdorbene Offenheit, eine herzliche und fast schon beschämende Gastfreundschaft, die wollen offen und ehrlich wissen, wie du dich hier fühlst, die wollen z.B. wissen was in Thailand anders oder besser ist, wo die Unterschiede liegen zu Myanmar und das nicht, weil es für sie von irgend einem Vorteil wäre, sondern weil es sie ehrlich interessiert, weil keiner das Land jemals verlassen hat (die es taten, waren allesamt mit der Obrigkeit verbandelt, verwandt, oder sonst wie liiert).
Man muss jedoch auch sagen, diese Leute haben eben auch immer eine andere Klasse von Touristen erlebt, kultivierte Bildungstouristen, häufig im gesetzten Alter, das ganze Partyvolk, die Billigheimer, die Schnitzel, Fish&Chips und Soljanka fressenden Sonnenliegenbesetzer, Bumsbomber-Proleten und Eimer-/bzw. Bucket-Säufer haben ja auch keine Freude an den Orten.

Bagan ist beeindruckend, ich denke aber zum Ende der Regenzeit ist es dort schöner, drei Tage sollten ausreichen, wenn nicht jemand gerade sehr speziell archäologisch interessiert ist.
Auch wenn es Tagsüber auch oft noch 30°C hat in der Trockenzeit, Nachts sind es dann halt eben oft nur noch 6-8°c und da wird kein Swimmingpool mehr warm, unvorteilhafter für Leute die gerne scharfe Fotos machen ist jedoch der Umstand, dass die Luft nie klar ist, sei es nun Dunst oder Staub, die Pagoden versinken doch oft in der Kontrastlosigkeit und es wird schwer das physisch erlebte fotografisch darzustellen.

 
        #53  

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Burma Tag 7 - Mandalay

Wir starten zum Morgenflug nach Mandalay, der Fahrer holt uns pünktlich im Hotel ab und lässt uns 20 Minuten später am Flughäfchen raus und kriegt dafür seine 10.000 Kyat (was hier verhältnismäßig zu viel ist, aber was soll's).
Check in, Gepäckaufgabe und Security Check sind schon einen Schmunzler wert, einige Flieger gehen vor unserem Golden Myanmar flight (Name der Airline), da keiner irgend etwas versteht und die Flieger ohnehin alle auf nahezu die gleiche Zeiten terminiert sind, steht alles auf und geht zur Türe (hier bewähren sich die Aufkleber auf der Oberbekleidung), die Falschen werden einfach wieder weggeschickt und die Richtigen dürfen zum Bus.
Wenig später sind wir dann auch bei den Richtigen und der Bus fährt uns die dreißig Meter zur Turboprop, es geht nach Mandalay.

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Der Mandalay International Airport ist auch kaum größer als die Turnhalle in Bagan, der Sohn unseres gebuchten Tourguides Starsky holt uns vereinbarungsgemäß ab und es geht über nagelneue, völlig überdimensionierte, ewig lange kerzengerade Autobahnen Richtung Stadt, die gerade noch üppig bepflanzt werden, dabei findet in Myanmar auch reichlich Großbaumverpflanzung Anwendung - Respekt!
Auf den Strassen ist bis zur Stadt praktisch rein gar nichts los, es erinnert an Bilder aus Nord-Korea, rechts und links üppiges Farmland mit reichlich Landwirtschaft, Sonnenblumenfelder, Wassermelonen, Tabak, etc.

Wir erreichen Mandalay und es hat den morgendlichen Stau und zu meiner Überraschung ist Mandalay nicht die schönere Stadt gegenüber Yangon, es ist genau umgekehrt, Mandalay erscheint grau und staubig, mit eher wenig Grün.
Wir erreichen unser Hotel, das Rama Hotel unweit des Südportals der Palastanlage und der Eindruck von außen ist nicht gerade dazu angetan, mich in Freudensprünge zu versetzen, die Lobby ist auch winzig und etliche Leute drängen sich da gerade, wir kommen checken ein und das Zimmer erweist sich als weit besser als erwartet, top!

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Seit 3 Tagen kämpfe ich jetzt mit einer Entzündung im rechten Auge herum, die praktisch stündlich schlimmer wurde und seit heute morgen ist das linke Auge nun auch betroffen, in Bagan war da medizinisch nix zu wollen aber in Mandalay sollte mich mein erster Weg zum Arzt führen, also Koffer abgestellt und gleich mal los.
Ums Eck soll eine Klinik sein, die verpasse ich aber irgendwie und lande in so einer Art Medizinzentrum, Praxis für alles.
Augenärztin werde ab 16:00h anwesend sein wurde mir mitgeteilt, gut dann gehen wir halt vorher etwas sightseeing.

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Wo fangen wir an? Da wir ja praktisch vor dem riesigen Gelände des Grand Palace standen und ich nur den Werbestadtplan vom Hotel in der Tasche hatte, habe ich gedacht, fangen wir halt da an, Königspalast ist sicher mal kein schlechter Einstieg.
Bei der dritten Taxiverhandlung schlagen wir zu (die beiden anderen waren wohl eingewanderte Kambodschaner) er geht zum East Gate (nur da dürfen Touristen rein) wir zahlen je 10.000 Kyat Eintritt und kurz nach dem Tor mieten wir uns gleich zwei klapprige Chinesen-Fahrräder und radeln Richtung Mitte, zum Eingang "Königspalast".
Davor links gibt es ein kleines Restaurant, es sitzen Soldaten beim Kaffee, wir haben Hunger es gibt Fried Rice und Fried Noodles, wahlweise mit vegtables oder chicken, wir bestellen rice & noodles jeweils mit Chicken, Chicken ist aus, somit fällt uns die Wahl leicht.

Frisch gestärkt und die Fahrräder unter Bewachung eines Sturmtrupps gelassen, betreten wir den Königspalast, hier scheint heute der große Hochzeits-Fotoshooting-Day zu sein, viele Paare in traditionellen Gewändern mit ihren Fotografen nutzen die Location um Hochzeitsbilder zu machen.
Es ist recht heiß an diesem tag, mir fällt auf, dass das alles irgendwie zu billig wirkt für einen Königspalast und auch schon etwas gammelig wirkt, da gibt es keine großartigen Verzierungen, Holzschnitzereien, alles Gold was glänzt ist lediglich Farbe.
Will einige Lichtsituationen nutzen um Fotos zu machen, leider fehlt dazu das geeignete Model, Schatzi sieht aus als käme sie gerade vom Putzen und hat schlechte Laune, die "Profifotografen" der Hochzeitspaare würgen sich einen ab mit ihren Blitzen und sehen nicht die tollen Gelegenheiten, die die Oberlichter in den Dächern gerade hergeben.

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Das ganze Gelände wirkt irgendwie lieblos hingerotzt, dazu gibt es noch einen hölzernen Aussichtsturm der den Gesamteindruck noch verstärkt, wenn man auf die Dächer mit den Eternittafeln runter schaut, wir ziehen weiter und versuchen den Rest des monströsen Areals zu erkunden, die klapprigen Chinaräder sind dabei eine Plage aber zum Glück ist es ja flach, ich lese etwas von Ornamental Garden (den haben wir schon mal gar nicht gefunden oder er war auch schon völlig verhunzt) und [/i]Water Garden[/i] (waren ein paar Becken mit Figuren und Buddhas, muss man auch nicht gesehen haben), immer wieder wurden wir von Wachposten angehalten um zum Umdrehen aufgefordert, das ganze Areal ist Militärgelände, wir radeln zwischen (witzigen) Kasernen umher (Baracken mit Gemüsegarten und Nutztieren, wenn da die Kuh kalbt, steht Invasoren wohl das Land offen), der ganze ehemalige Palastpark ist nicht mehr vorhanden, dann gibt es dort wohl auch einige Villen von Armeebonzen und Sonstiges, das niemand sehen sollte.
Später erklärte mir mein Guide, dass da im zweiten Weltkrieg alles abgebrannt ist und vor 25 Jahren die Militärjunta da diesen Fake-Palast erstehen ließ, da würde wohl sonst kein Fremdenführer mit der Kundschaft reingehen - Zeitverschwendung.

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Die Frauen, die uns die Räder vermietet hatten waren lustig drauf und sehr geschäftstüchtig, sie waren mit, auf dem Gelände stationierten, Soldaten verheiratet und fragten uns gleich nach Motorbiketaxi?
Für je 1000 Kyat (sehr resolut vorgetragen - schmunzel) waren wir uns gleich einig und die holten dann zwei Scooter aus der holen Hand, ich scherzte mit der dünnen Hübschen noch, ob nicht lieber ich sie fahren sollte, da wurde kurzerhand getauscht, die Dünne fährt jetzt Schatzi und die Fette mit den Haaren auf den Zähnen karrt mich zum nächsten Tempel.

Wir gehen in die Kuthodaw Pagoda, an der Nord-Ost-Ecke des Palastgeländes gelegen, unterhalb Mandalay Hill.
Die Pagode ist jung und wurde erst 1857 erbaut, eine 30m hohe goldene Chedi wird von 729 weißen, kleinen Pagoden umrahmt, jede beinhaltet eine Alabaster Tafel mit einer Seite der Tipitaka einer Art Bibel des Theravada Buddhismus.
Die Engländer haben leider bei ihrer Besatzung hier reichlich Raubbau betrieben und Gold, sowie viele Edelsteine und Glöckchen geraubt.
Das gleißend helle Licht ist Gift für meine entzündeten Augen und ich weis kaum noch, wo ich hinschauen soll.

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Wir gehen über die Strasse in den nächsten Tempel, nach etwas orientierungslosem Hin- und Hergeschlendere und zwei, drei mehr Hochzeitspaaren, fragen wir endlich wo es in die große Pagode geht, vor der wir praktisch direkt stehen, nur eben sind da noch Mauern im Weg.

Der Kyautawgyi Temple hat als Hauptattraktion ein Bildnis Buddha aus einem Stück Marmor geschlagen, es benötigten 12.000 Soldaten 13 Tage um die Statue aus dem 25 Km entfernten Sangyin herzutransportieren.
das Tempelgelände ist sehr schön, es stehen wieder alte, große Tamarinde Bäume als Schattenspender auf dem Platz.

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Die nächsten Mototaxi geschnappt und direkt zum Doc gekarrt, da war jetzt am Nachmittag die Hölle los und auch viele Mönche warteten auf Behandlung, die Augenärztin war wohl extra wegen mir gekommen und 20 nach 4 schon wieder weg, mir wurde versichert, sie würde in 10 Minuten wieder hier sein und zu meiner Verwunderung war sie tatsächlich auch eine halbe Stunde später wieder da.
Untersuchung, Augenspülung, Diagnose Viereninfektion (wäre wohl normal hier), zwei verschieden Augentropen, Pillen, danke, tschüss - das Ganze hat samt Medizin 36.000 Kyat gekostet (50 Euro).

Hotel, duschen, ich google etwas, gehe runter zur Rezeption (wer was braucht, was wissen muss, nicht weiter weis, die Hotelrezeption in Burma liefert immer sehr guten Beistand), frage die wo man hier am besten Essen gehen kann und wann ich wo am besten zu den Moustache Brothers komme, die schickt mich zu einem Thai Restaurant gleich ums Eck und sagt, sie kann uns ein Taxi organisieren, das uns hinfährt, wartet und später wieder zurück zum Hotel fährt, für 8000 Kyat, ich sage zu, optimal!

Wir gehen ins Rain Forest, das Lokal ist nett, sehr voll - alles Touristen, Essen und preis sind OK, wenn auch etwas auf Touristen angepasst (original Thaifood kenne ich dann doch noch etwas anders), durchaus empfehlenswert.
Taxi und ab zu den weltberühmten Moustache Brothers - drei Brüdern, die zeitlebens Satire und Comedy gegen die Militärdiktatur in Myanmar gemacht haben, zwei von den Dreien haben dafür jahrelang im Gefängnis gesessen, der Kopf der Truppe Par Par Lay davon 8 Jahre, was ihn schließlich sogar das Leben kostete, denn er starb an Nierenkrebs, den der jahrelange Genuss von vergiftetem Wasser, aus den mit Bleifarbe gestrichenen Tanks im Gefängnis, ausgelöst hatte.
Die Show findet in der Garage der Brüder statt, es gibt dort 18 Stühle, 16 waren besetzt, der Eintritt kostet 10.000Kyat/ Person, die Show dauert eine Stunde und leider muss ich sagen, es war enttäuschend und das Geld nicht wert, ich hake es als Unterstützung Burmesischen Widerstandes ab und als eine Art Ehrerbietung vor Aung San Suu Kyi.

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Wir nehmen das Taxi zurück, ich gebe dem Fahrer 10.000 Kyat und Schatzi macht den Affen, keine Ahnung mehr worum es eigentlich ging, sie war schon den ganzen Tag launisch, aber es gab lautstarkes Theater, sie hat einfach keine Selbstkontrolle.
Mir schwoll der Kamm und ich hätte sie am liebsten vor die Türe gesetzt.

Edit:
Gerade gemerkt, dass heute wohl etwas Überdosis Schatzi im Biold ist - sorry, dafür kommt sie morgen garantiert nicht vor - versprochen! :yes:

 
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        #54  

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Hier rechts noch der andere Moustache Brother Lu Maw, der passte wegen der doofen Volumenbeschränkung von 3,5 MB gestern hier nicht mehr rein, er ist der eigentliche Hauptact der Show:


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        #55  

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Burma Tag 8 - Mandalay, Amarapura, Inwa und Sagain Teil I

Gestern hätte ich eigentlich unseren Tourguide für Mandalay Starsky treffen sollen, der Freund von Kokyaw, nun er hatte schon eine Tour mit Gästen in Mandalay, die waren wohl so von ihm angetan, dass sie ihn mit nach Bagan genommen haben und anschließend auch zum Inle Lake, da wir ja praktisch von "sofort auf jetzt", erst am Abend vorher durch Kokyaw vermittelt wurden, konnte er sich seinen Kunden gegenüber schlecht verweigern.
Wir telefonierten, da war er bereits in Bagan, er versicherte die Dienste seines Sohnes, der die Touren kennt jedoch keine qualifizierte Ausbildung zum Fremdenführer hat und über die historischen Fakten somit wenig zu berichten hat, er hätte jedoch einen Freund, der Tourguide wäre und ihn ab und zu vertritt - ich sagte zu.

Um 8:00 Uhr oder um 8:30h sollte es losgehen, ich stellte meinen Handyalarm, stand morgens auf, duschte, ging zum ausgezeichneten Frühstück aufs Rooftop und da Schatzi am Vorabend "monkey day" gefeiert hat und nun keine Anstalten machte alleine aufzustehen und ich auch gar nicht einsah mich noch einmal mit ihr herum zu ärgern, legt ich ihr "großzügig" 10.000 Kyat hin und war weg!

Fahrer und Guide warteten schon in der Lobby - oh, sorry - she's not feelig well this morning, maybe pregnant (he,he) und auf geht's!
Als Erstes fahren wir zu einer, der ganz wenigen Werkstätten, die Blattgold herstellen - sämtliches Blattgold für ganz Burma wird ausschließlich in Mandalay hergestellt, nirgends sonst.

Flach gewalztes Goldblech wird Lage für Lage in Bambuspapier gepackt und dann stundenlang mit dem Hammer geschlagen, bis es hauchdünn wird, immer wieder wird das geschlagene Gold "ausgestanzt" und umgepackt, bis es schließlich hauchdünn ist, dann wird es zurechtgeschnitten und verkaufsfertig verpackt.
Eine sehr mühsame Arbeit, für den mit dem Hammer gilt es genügend Luft zu haben, für die beim Verpacken gilt es die Luft möglichst anzuhalten.

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Das Bambuspapier wird hier auch gleich selbst hergestellt, Bambus wird geschält in sehr dünne Streifen geschnitten und dann drei Jahre lang in Zitronenwasser eingelegt, es entsteht dabei sehr feingliedriges Bambusstroh, Papier wird geschöpft (wie bei Zellulose auch) und getrocknet, anschließend wird es mit Holzknüppeln von Hand so lange geschlagen, bis es hauchdünn und sehr reisfest ist.

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Es geht weiter zur Sandamuni Pagoda.

(Ich bitte zu verzeihen, dass ich hier keinen neuen Reiseführer schreiben kann, tiefere, detaillierte Informationen zu den jeweiligen Lokalitäten sind bitte selbst zu recherchieren, ich bin kein wandelndes Lexikon und vieles, vom Tourguide dargereichte ging auch einfach zum einen Ohr hinein und zum anderen wieder hinaus, es ist schlicht unmöglich alles zu behalten und das will und wollte ich auch nie).

Es ist noch früh am Morgen, das Licht steht fantastisch, es ist kühl und herrscht eine noch ruhige Atmosphäre fern jeder Hektik die Besucherhorden zu späterer Stunde verbreiten.
Die Sandamuni Pagode beherbergt einen großen, eisernen Buddha, dessen spezielle Bedeutung mir entfallen ist, aber hier treten sich die Leute die Füße platt, um eben diesen Buddha mit Blattgold zu pflastern und dies in einem Ausmaß, dass es einem die Sprache verschlägt, die untere Hälfte der Statue ist bereit 70cm (!!!) dick mit Blattgold belegt, da kann man sich ja mal alleine den Materialwert ausrechnen.
Der ganze Tempelkomplex ist phantastisch, zwischen den weißen Stupas flanieren Paare und machen Selfies, Mönche beten und meditieren, alles hat um diese Zeit noch nicht den Charakter einer Touristenattraktion.

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Ich werde gefragt, ob ich Interesse hätte an Seidenweberei, etc. - mit der Erfahrung aus Bagan und dem Vertrauen nicht in eine Touristenfalle geschleppt zu werden sage ich zu und es lohnt sich.

Wir fahren zunächst in eine Stätte für Kunsthandwerk, es handelt sich um Holzschnitzereien, Kunststickerei.
In aller Selenruhe werden hier wahre Kunstwerke aus edelsten Materialien geschaffen, in einem Aufwand, der einen erstaunen lässt, fragt man hierzu manchmal die Preise ab, so wirken diese oft geradezu lächerlich.
Sicherlich würde ich mir nie und nimmer einen bestickten Wandteppich zuhause aufhängen, aber z.B. diese wirklich sehr schönen, ca. 30cm großen Puppen - von Hand geschnitzt, bemalt, Kleidung geschneidert und edel bestickt, etc. - sollen gerade einmal 12 U$ kosten!

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In einem großen Kloster findet um 10:30h die Mönchspeisung statt, 1500 Mönche reihen sich in einer Schlange auf um Essen zu fassen, natürlich eine Attraktion für viele geführte Touren und ebenso für "mündige Individualtouristen", dementsprechend tobt die Schlacht um den besten Fotoplatz.

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Wir gehen noch etwas auf dem Gelände umher, mir kommt ganz gelegen, dass mein Führer nicht mehr ganz so gut zu Fuß ist (Knieprobleme) und 68 Jahre hat er ja auch schon auf dem Buckel, somit gibt es auch keine Rennerei und keinen Stress, ich genieße gerne die Ruhe etwas abseits der Brennpunkte.
Wir schauen uns gemütlich die Küche an, Kapazität für rund 2000 Menschen, die müssten mal die Küche auf der Queen Mary II sehen und die ist noch klein, verglichen mit anderen Kreuzfahrtschiffen.

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Es geht als nächsten Etappenpunkt nun in die Seidenweberei, witzig - man trifft doch immer wieder die gleichen Leute, egal wo man hinkommt, da laufen einige Touren eins zu eins nach dem gleichen Programm ab, was mich aber auch gar nicht stört.
Hier sitzen immer zwei Mädels an einem alten, fast schon archaischen Webstuhl, sie arbeiten hier mit Schiffchen und 100 (verschiedenen) Garnen, ohne ersichtlichen Plan entstehen so kunstvolle Stoffe, oft in monatelanger Arbeit.

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Auf dem Programm stehen nun die drei ehemaligen Königsstädte Amarapura, Inwa und Sagain.

Es geht weiter in Teil II.

 
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        #56  

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und weiter geht's es mit deinem eindrücklichen Bericht, freue mich auf die sicher tollen Fotos der Königsstädte. In Mandalay hat es im Verhältnis zur Grösse nicht all zu viele Top Sehenswürdigkeiten, sodass sich die gleiche Touris immer wieder treffen .. :) ... Betr. Guide musste ich schmunzeln, da bei meiner Ankunft mit dem Boot nachts um 10 Uhr kein Tour Guide auf mich wartete ... ich traf ihn dann am nächsten morgen mit einer wenig glaubhaften Ausrede ... (vermutlich hatte er ein Date mit einer hübschen Laotin..) Sonst waren auf meiner Reise (Yangoon, Inle Lake, Bagan) die Tour Guides sehr zuverlässlich, pünktlich und superfreundlich.
 
        #57  

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Obwohl ich ja eigentlich auch ein bekennender Freund der üblichen Sextouri-Stories bin hab ich deinen Bericht sehr genossen.
Klasse Infos und herrausragende Bilder, wie man sie wirklich nur äusserst selten zu sehen bekommt.
Klasse! Schön das du dir die Mühe macht uns an deinem Trip teilhaben zu lassen.
 
        #58  

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Kann mich nur anschließen. Absoluter Spitzenbericht. Bin ja auch ein Bumsberichte-Fan und finde Fotoreihen langweilig. Aber dein Bericht ist super interessant, natürlich wie immer erstklassig geschrieben und deine vielen sehr schönen Fotos ergänzen optimal deine Worte!

Und Schatzi habe ich inzwischen auch ganz doll lieb...
 
        #59  

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Ein wirklich super, interessanter und toll bebildeter Bericht :super: :dank:
Lese sehr gerne mit und bin schon auf Deine Fortsetzung gespannt!
 
        #60  

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Es freut mich, dass der Bericht doch auf Interesse stößt, mir ist schon klar einen schweren Stand zu haben mit Pagoden und Handarbeiten gegen Jacuzzi-Orgien und Jack Daniel's Nichten, nichtsdestotrotz sei versichert es gab auch hin und wieder Sex auf dieser Reise, wenn auch nicht wesentlich thematisiert!
:mrgreen:

Danke für's Feedback!:dank:
 
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