Thailändisch lernen

Thailand "Naiv" in Thailand

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"Naiv" in Thailand

Ankunft im "Gelobten Land"

Es war ein kalter und grauer Wintermorgen. Ein Januar im Jahre des Herrn 2011.
Die Kälte nagte schon bis auf die Knochen, doch der Schnee hatte es in diesem Winter versäumt die Hügel und Felder leuchtend weiß zu färben. Wie schon so viele male zuvor wichen auch an diesem Tag die Nebelschleier der Träume der Wirklichkeit und offenbarten wie jeden Morgen aufs neue, all die unerfüllten Wünsche und Sehnsüchte. Doch manchmal ist man selbst seines Glückes Schmied und so entschwand das "Gelobte Land" nun nicht mit all den anderen Schatten zurück in die Dunkelheit. Das frostige Wetter der Heimat lag bereits weit zurück, die feuchte Hitze des ewigen Sommers war nur noch wenige Augenblick entfernt.

Es war am erste Tag in Bangkok, zur Mitgasstunde, als der Flieger zur Landung ansetzte, doch der Flughafen sollte noch weitere zwei Stunden Gelegenheit bekommen, seinen Eindruck zu hinterlassen. Erst ganz zu Letzt, als das Förderband bereits so gut wie leer war, und die Angst vor einem verlorenem Gebäckstück immer mehr zu keimen begann, nährte sich langsam aber stetig der heißersehnte Rucksack. Diesen unverzichtbaren Reisehelfer geschultert, um am ATM noch schnell den Höchstbetrag beziehen zu können, damit man dann getrost leichte Beute für den erst besten Thai werden kann. Die Möglichkeit dazu bot sich auch so gleich. Ein Taxi sollte den Transport zum Hotel ermöglichen. Der Taxischalter war leicht zu finden, befand er sich doch direkt vor der Ausgangstür und das dazugehörige Taxi auf der anderen Seite der Tür. Nach erfolgter Bezahlung wies ein Angestellter den Weg zum Taxi. Doch obwohl der Taxiservice bereits bezahlt war, forderte der Angestellte, der mit dem Taxifahrer das Geschäftliche geregelt hatte, nun weitere 200BHT Tip für seine Mühen. Tja andere Länder, andere Sitten. Leider brachte erst, während der nun folgenden Taxifahrt, der Vergleich mit ortsüblichen Preisen für andere Waren und Dienstleistungen die wahre Unverschämtheit des Mannes ans Tageslicht. Anderseits heißt es ja, in Thailand zahlt jeder mal Lehrgeld, und wenn dies dann damit erledigt ist, dann war die ganze Sache nur recht und billig.

Nun würde sich bald zeigen ob sich in einem der ausgewählten Hotels ein freies Zimmer finden lässt. Das erste Zimmer auf der Liste war die Admiral Primer Suite. Das dazugehörige Hotel lag nahe der Soi Cowboy, weshalb der Taxifahrer diese ansteuern sollte. Der Versuch, von dort aus zu Fuß besagtes Hotel zu suchen, scheiterte jedoch, da es sich der Taxifahrer nicht nehmen lies, seinen Fahrgast sicher bis an die Schwelle dessen Bestimmungsortes zu begleiten.
Die Frage ob das ersehnte Zimmer noch zur Verfügung stehe, erbrachte eine erfreuliche Antwort, und so war die bereits gefürchtete Hotel-Odyssee beendet, noch bevor sie richtig begonnen hatte. Nach Erledigung aller Formalitäten galt es einen ersten Blick auf das auserkorene Schlafgemach zu werfen. Dabei erwies sich, dass die getroffene Wahl alle Hoffnung an sie erfüllte. Ein geräumiger Wohnraum mit Kochnische, ein separates Schlafzimmer mit Doppelbett, ein Badezimmer mit Badewanne, sogar ein Balkon. Also alles was man sich für einen gemütlichen Urlaub wünschen kann.

Nachdem alles Gebäck gut verstaut war, kam die Zeit sich auf eine erste Sightseeingtour zu begeben. Als Ziel auserkoren war ein nahegelegener 7/11. Lebensmiteilgeschäfte neuer Gefilde sind wohl die meistverkantesten Sehenswürdigkeiten der Welt. Dabei kann kein Fremder, in einem fremden Land, der dort keine Menschenseele kennt, dem wahren Leben der Bewohner eines unbekannten Landes nirgend wo näherkommen, als dort wo diese Menschen ihren täglichen Bedarf decken.
Bei der Gelegenheit konnte auch so gleich eine heimische SIM-Karte erworben werden. Nach dem die freundliche Mitarbeiterin des Ladens dabei behilflich war, die Funktionsfähigkeit eben erworbener SIM-Karte herzustellen, war es nun möglich den Zuhausegebliebenen die sichere Ankunft am Urlaubsort mitzuteilen.

Da sich der Tag nun auch bereits dem Ende zuwandte um der Nacht Raum zu geben sich frei entfalten zu können, und das letzte Mahl das Frühstück im Flugzeug war, schien es vernünftig als nächste Destination ein Speiselokal anzusteuern. Dafür auserkoren den Hunger zu stillen war der German Beergarden hieß es doch von diesem, vor Ort könne man gut Speisen und zum Mitnehmen gäbe es dort Freelancer für gewisse andere Bedürfnisse.
Auf dem Weg zu besagtem Ort war auch endlich ein Sparziergang durch die Soi Cowboy möglich. Jetzt am helllichten Tag war dort alles ruhig und friedlich, kaum zu unterscheiden von anderen Straßen dieser Metropole.

Im Internet konnte man lesen, das die Damen im Beergarden sich ihre Kunden selbst auswählen. Wenn ihnen ein Gast gefalle, so hieß es, würden sie von sich aus zu ihm kommen, um sich mit ihm erstmal ein wenig zu Unterhalten und auszuloten ob denn Interesse bestünde gemeinsam den Rest der Nacht zu verbringen. Daher wurde das Essen auch mit einem großen Getränk ergänzt, schließlich sollten die Damen ausreichend Gelegenheit haben, ihr Interesse zu bekunden.
Als das Essen schon lang verspeist war, nach einer gefühlten Ewigkeit alleine am Tisch, erschien die ganze Sache allmählich hoffnungslos und daher galt es allmählich den nächsten Punkt auf der Liste in angriff zu nehmen.

Wie sich später herausstellte ist es den Freelancern im Beergarden nicht gestattet an den Tischen um Aufmerksamkeit zu buhlen, damit die Gäste ungestört ihre Mahlzeit genießen können. Tja, solche Dinge, wenn man vorher wüste.

Die Dunkelheit hatte inzwischen die Straßen in Besitz genommen, und so ging es nun zur nahegelegenen Nana Placa. Die Anlage erwies sich tatsächlich als Augenschmaus. Im Innenhof einer zweistöckigen Wohnanlage, blinkte und funkelt es, gleich einem Jahrmarkt.
Die Angel Witch solle die beste Show der ganzen Anlage haben, also schien es angebracht dieser einen Besuch abzustatten. Leider war "die beste Show der ganzen Anlage" kein Vergleich zu Europäischen Verhältnissen. Ein paar Mädels im Bikini standen auf der Bühne und hielten sich an Stangen fest, damit sie nicht umfielen, wie es schien. Jeder Stripclub in Europa hätte mehr fürs Auge zu bieten gehabt. Tja, andre Länder, andre Sitten.
Dafür kam aber ein Mädel an den Tisch um gewisse Dienste anzubieten. Sie hatte jedoch kein Interesse an einem längerfristigem Arrangement . Da aber nur etwas längerfristiges infrage kam, bekam sie ein Getränk spendiert und als dieses geleert war, schien es ein guter Zeitpunkt um weiter zu ziehen. Doch noch vor dem verlassen des Lokals, während dem zahlen, kam ein Thai an den Tisch und wies mehrmals vehement darauf hin, dass es jetzt ja gerade erst 22 Uhr ist, und dass es bei einem erneuten Besuch, etwas später anders aussehen würde. Er ging sogar mit, bis zur Tür und betonte immer wieder das es ja gerade erst 22 Uhr ist und das ein wiederkommen erfreulich wäre. Dies wurde zwar auch durchaus in Erwägung gezogen, doch bot das bislang Erlebte nicht ausreichend Unterhaltung um ein Verweilen bis in die frühen Morgenstunden möglich zu machen.
Ein paar Bars weiter stand ein Mädel in der Tür ihrer Bar, und es gelang ihr dem Nana Placa eine zweite Chance zu erwirken. Doch in ihrer Bar wurde dann klar, das es vermutlich nicht gelogen ist wenn es heißt das Angel Witch habe die beste Show der ganzen Anlage. Hier sorgte eine leere Bühne für die nötige Stimmung.
Kaum das zwei Drinks bestelt waren, kam ein Mann und wollte einen Lady-drink, da er ja ein Lady-boy sei. Sein Scherz zeigte aber nicht den gewünschten erfolgt, woraufhin von beiden mehrmals auf eine schnelle Nummer gedrängt wurde, sei es nun mit dem Mädel, mit dem Ladyboy, mit Beiden und als klar wurde, das daraus nichts werden würde, verließ das Mädel den Tisch, ihr halbvoller Ladydrink blieb ungetrunken zurück. Somit gab es keinen Grund mehr, für ein weiteres verweilen in der Bar, oder überhaupt im Nana Placa.

Es folgte ein ausgedehnter Spaziergang kreuz und quer durch Bangkok und schließlich zurück zur Soi Cowboy. Nachts sah es hier schon ganz anders aus als noch vor ein paar Stunden im hellen Tageslicht. Auch hier blinkte und funkelte es nun an allen Ecken und Enden.
Etwa auf halber Höhe kam es zu einer Kollision mit einer bummeligen Asiatin, die sofort die Gelegenheit beim Schopf ergriff und mit vollem Einsatz um ein Bett für die Nacht warb. Doch obwohl dies eine neue Erfahrung gewesen wäre, hatten die vorangegangen Erlebnisse dieses Tages das Feuer bereits zum erlöschen gebracht. Ihr werben fiel auf verbrannte Erde, auf der kein Interesse erblühen konnte.
Da es es schon spät war ging es nun also alleine zurück zum Hotel, wo dann plötzlich einiges klarer wurde.
Es war jetzt kurz nach 22 Uhr.
Doch das konnte gar nicht sein.
Bereits im Nana Placa war es doch schon 22 Uhr.
Lag das etwa an der Zeitverschiebung?
Das Internet lieferte dann die Erklärung für dieses ominöse Rätsel.
Die Show im Angel Witch begann erst um 22 Uhr. Der Mann im Angel Witch wollte also nicht darauf hinweisen, das 22 Uhr zu früh sei für eine langfristige Begleitung, sondern das die Show erst um 22 Uhr beginnt, und es eigentlich noch viel zu früh sei um bereits den Abenden zu beginnen.

Halb elf also. Noch viel zu früh fürs Bett.
Daher sollte das nette Mädel von gerade eben nun doch heute Nacht in der Admiral Primer Suite ihr warmes Bett finden, und so ging es eilig zurück zur Soi Cowboy.
Leider war das Mädel dort nun nirgend wo mehr zu finden, weshalb es nun erneut alleine zurück ins Hotel ging. Inzwischen waren es ja doch bereits mehr als genug Eindrücke für einen langen Tag, und so sollte nun doch noch der Schlaf seine Gelegenheit bekommen um seine Arbeit zu tun.

 
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Da hat aber einer virtuos die Tastatur bedient. Dein Bericht ist abonniert.
 
        #3  

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So ein poetisch-blumiger Reisebericht ist ja mal was ganz Neues. :D

Und das "naiv" in der Überschrift deutet wohl darauf hin, dass nicht alles so ganz nach Plan verlaufen ist. :D
 
        #4  

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Na, ist ja, als ob man die alten deutschen Dichter und Denker liest - bin schon ganz gespannt, wie Du Deine (eventuell noch folgenden - sicher bin ich mir im Moment allerdings noch nicht :?) amourösen Abenteuer beschreibst.

Ich denke, die Lesezeit kann ich unter literarische Fortbildung einstufen - macht Spaß, DANKE schon mal im voraus für die Mühe,

Gruß Joker
 
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gut und spannend geschrieben
 
        #6  

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Einfach herrlich, Abo ist gedrückt und ich freue mich schon jetzt auf die Fortsetzung mit diesem Schreibstil.
 
        #7  

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@BigAnaconda
Es ist tatsächlich nicht immer alles ganz nach Plan verlaufen, aber Pläne solte man auch immer nur als Wegweiser betrachten, und nicht als stares Korset.

Das "Naiv" bezieht sich aber nicht auf meine Pläne, sondern:

"Naiv" bezieht sich zum einen darauf, das es "Naiv" ist wenn man nur das Internet kennt, und glaubt man kenne die ganze Welt, und selbst wenn man bereits die eine oder andere Erfahrung gesamelt hat, ist es immer noch "Naiv" zu denken man wüste jetzt wie der Hase läuft, denn schon bei der nächsten Erfahrung könnte alles Wissen widerlegt sein.

Zum anderen bezieht sich "Naiv" auf die Tatsache das ich manchmal ein wenig "Naiv" an die Dinge herangegangen bin, und daher so manche Möglichkeit erst erkannte, als es schon zu spät war, wie man bereits im German Beergarden sieht, bei der Sache mit 22 Uhr oder dem Mädel von der Soi Cowboy.

Trotztem war es ein schöner Urlaub, und freu mich schon auf mein nächstes mal Thailand
 
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Hinweis: Tipfehler geändert
Das Mädel in der So Cowboy war eine bummelige Asiatin
und keine b(r)ummelige Asiatin.

Übrigens wer sich fragt was wohl die neue Erfahrung gewesen wäre:
Bislang hatte ich noch nicht das "Vergnügen" mit einem bummeligen ("gut gebauten") Mädel.

Nachtrag:
Habe gerade erkant, das korekte Wort lautet entwer: pummelig
oder: mollig
Sorry für meine schwache Rechtschreibung
 
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Hoffentlich hast du dein Gebäck in der minibar verstaut
 
        #10  

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Schöner Bericht.
Bin auch dabei.

Ich hab mit meiner Thaibegleitung das Nana Place aufsuchen wollen...
VERGEBLICH....

War "NAIV" von mir zu glauben Thais kennen sich hier aus :)))))
 
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