Thailändisch lernen

Tagebuch eines Lustreisenden. Bangkok, Angeles, Subic.

        #1  

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Ich strecke, im Aufwachen, meinen Arm nach ihr aus. Zwei Nächte fast ohne Schlaf. Durchlebt in zwei Ländern. Mit zwei Frauen. Zwei warmen, weichen, jungen, moccabraunen, liebenden Kostbarkeiten. Während ich meinen Arm nach ihr ausstrecke, werde ich auf einmal gewahr, daß es die andere ist.

Der Traum hat den Schlaf überdauert, für einen Augenblick -und ich unterdrücke ein leichtes Gefühl der Enttäuschung. Das Lächeln an der anderen Bettseite löscht diese Empfindung. Bis auf eine kaum wahrnehmbare Spur des Bedauerns.


Gestern, ja, am Morgen des Abschieds, hat sie geweint. Leise, fast unbemerkbar. So still, wie zu leben und leiden sie gewohnt ist. Lisa. Für sie stand viel auf dem Spiel. Auch für die andere.

Ich dagegen, in welche Richtung ich auch stürze, falle weich.

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        #2  

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Wir haben den Sonnenaufgang am Pool auf der Dachterrasse des Central Park erlebt. Unter uns verlöschende Lichter und beginnende Tagesbetriebsamkeit. Die Hölle da unten aus unserer Perspektive fast idyllisch. Das letzte San Miguel ist getrunken. Im Goldglanz der Morgensonne finden wir auf dem Sessel vor der Fensterfront zueinander. Lust und Schlaf ringen miteinander. Sie bewegt sich über mir, ihre Brüste beschienen vom Tag. Wir bewegen uns kaum. Halbbewußt, höchste Lust. .


Knapp 2 Stunden später ertönt der Weckruf. Mein junger Begleiter im Nebenzimmer, mit dem ich heute nach Bangkok fliege, ist schon auf. Kurze Umarmungen in der Lobby, schon sitzen wir Wagen. J, die Begleiterin meines Reisegefährten, bitte ich, uns nachzusehen, daß wir den Umweg zu ihrem Zimmer vermeiden möchten. Vieles im Leben ist unvorhersehbar, besonders der Verkehr in Manila.

Ich wische die Tränen von Lisas Wange und erinnere mich an eine ihrer Bemerkungen: Hier auf den Philippinen hingen die Leute nicht so sehr am Leben. Sicher hat sie da verallgemeinert. Ich hoffe, sie nimmt nicht noch einmal den Aufzug nach oben.

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Central Park Tower


 
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        #3  

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Als ich sie, bereits im Flugzeug, wecke, liegt sie zu meiner Erleichterung, bereits auf der Bettstatt ihrer Bretterbude. In ihrem neuen Zuhause –wieder ein Abstieg im Vergleich zu der Baracke, die ich zuletzt gesehen hatte. Einer Bretterbude, die sie mir nach Überwindung der Scham einige Tage zuvor gezeigt hatte. Ohne Hintergedanken ihrerseits, denn es war mein Wunsch.


Mir hatte sich eine der raren Gelegenheiten geboten, Wunsch und Wirklichkeit abzugleichen. Und ich wollte wissen, ob ihr romantisches Empfinden Tage zuvor in einer warmen Strandnacht in Subic mein Bild an die Wand ihrer Behausung gezaubert hat. Ein Gefühl kann zwar die Vergangenheit ändern, aber keine Fotos aufhängen.

Um es kurz zu machen: Nicht ein Bild, gleich mehrere überzeugten mich, ein jetzt vielleicht nicht mehr ganz unheilbarer Skeptiker zu sein.


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        #4  

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Member hat gesagt:

Gestern, ja, am Morgen des Abschieds, hat sie geweint. Leise, fast unbemerkbar. So still, wie zu leben und leiden sie gewohnt ist. Lisa. Für sie stand viel auf dem Spiel. Auch für die andere.

Ich dagegen, in welche Richtung ich auch stürze, falle weich.

Freut mich für Dich, dass du SIE wieder getroffen hast...:tu:
Bin dabei und hoffe es hat Dich auch und in jeder Hinsicht gefreut...;)

RN8
 
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        #5  

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Sukhumvit Road, Bangkok


Präludium einer Reise. Lange Schlangen. An der Paßkontrolle in Bangkok, dann am Taxistand. Gegen 9:00 bin ich im Hotel (11th Avenue, Soi 11, Sukhumvit). Recht nah an der Suk. Kleine modern wirkende Zimmer und schönes Bad, kein Fenster. Das Zimmer sei noch nicht frei. Ich mache mich kurz frisch und marschiere vom Gepäck befreit los.


Zweimal kann man vielleicht frühstücken, öfter aber nicht und so finde ich mich gegen 11:00 vor einem Bier in einer Bar der Soi 4, Nähe Nana Plaza. Als sie ihr Handy herauszieht, verhindere ich dessen Gebrauch, indem ich kurz zu ihr herüber gehe und dadurch eine Aktivität auslöse, die mir vor kurzem noch selbstverständlich erschien.

Ich weiß nicht, ob es anderen auch so geht, aber ich konnte nie einen sonderlichen Reiz darin erblicken, Mädchen beim gelangweilten Spiel mit ihrem Telefon zu betrachten oder mir vor teurem Bier Sportüberragungen oder Seifenopern auf dem Flachbildschirm anzuschauen.

Ein gewisses Schlafdefizit, die Wärme und das frühe Bier führen beim Anblick der Moccabraunen rasch zu einer Blutumverteilung, die dazu führt, daß wir uns nach Besuch einer weiteren Bar alsbald in meinem fensterlosen Zimmer wiederfinden. Die Zeit drängt nicht, mein junger Begleiter trifft erst am frühen Abend ein.

Preisverhandlungen werden im Ansatz beendet (noch in der Bar, ich lasse nur wissen, daß es schon mehr als 500 gibt. Und am Euroverfall ist das Mädchen ja nicht schuld).

Sie hat die Angelegenheit anständig hinter sich gebracht. Das war alles. Vor die Wahl gestellt, noch essen zu gehen oder gleich zurück zu ihrer Basisstation, zieht sie die Bar vor. Vielleicht eine Handy-Entzugserscheinung? Die Schokolade für ihre Tochter kann ich schlecht zurückverlangen, als sie aus dem Bad zurück im Anblick der leger auf ihrer Handtasche platzierten 1500 THB bekannt gibt, dass ihr das kurze Stelldichein 2000 wert sei.


Nach etwas würzigem Thaifood beschließe ich, den Airport-Link (Hochzug) zum Flughafen zu nehmen, um dort meinen jungen Begleiter abzuholen. Eine gute Entscheidung, die Schnellstraße ist bis zum Flughafen verstopft. Am Meeting Point muß ich lange warten. Mein Begleiter, nennen wir ihn JJ, hat das Immigrationsformular nicht ganz ernst genommen und darf sich nach erneutem Ausfüllen ein zweites Mal anstellen. Die Länge der Schlange vor den Taxis (das hat sich gegenüber früher eindeutig verschlechtert) läßt uns keine andere Wahl, als den Skytrain auch stadteinwärts zu nehmen.

Der Aufenhalt in unseren fensterlosen Zimmern währt nur kurz. Schon sind wir auf Tour. Besonders gefällt JJ atmosphärisch der Beergarden in der Soi 7, in dem wir einige Biere lang verweilen und die Balz um uns herum betrachten.

Dann arbeiten wir eine Liste empfohlener Bars im Nana Plaza ab. Eine davon, ich glaube Spankys oder so, hat uns wegen der Unverhülltheit ganz gut gefallen. Das Rumgehopse im Bikini dagegen werden wir ja später zur Genüge in Angeles erleben. In den Bars scheint überall etwas Flaute zu sein, es wird mitunter recht aufdringlich nach Ladydrinks gepusht (bei uns beißen sie auf Granit).

JJ wird irgendwann müde und es endet, wie es muß: Ich sitze auf der Sukhumvit und betrachte das Leben an sich.

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        #6  

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Am Nachbartisch ein Schweizer, ein Schotte, ein Engländer. Friede in Europa. Wir prosten uns zu, beiläufige Konversation. Ein Amerikaner, Anfang 30, schlank, weißes Hemd, die ungebrochene Zuversicht ausstrahlend, der „Greatest Nation On Earth“ zu entstammen, flaniert herbei, erblickt unser Grüppchen, fragt, was wir trinken und lädt uns promt allesamt zu einem Drink ein. Wenig später ist er schon am Nachbartisch, sein selbstbewusster Monolog weiter laut vernehmlich, und noch später sehen wir ihn mit einer langhaarigen Schönheit vorbeifliegen.


Etwas weiter ein gänzlich ungewohnter Anblick: Zwei arabische Frauen, bis auf das Gesicht verhüllt in schwarzen Tüchern, mittleres Lebensalter, setzen sich an einen Tisch –und bestellen Bier! Dieses trinken sie verschämt aus Gläsern, die Flaschen auf dem Boden, die Gläser unter der Tischplatte versteckend, sobald sich einer ihrer langgewandeten fusselbärtigen Glaubensgenossen nähert. Und es bleibt nicht bei einem Bier. Die Damen geben sich die Kante!


Emanzipation auf arabisch! Obwohl mir der Finger juckt, lasse ich die Kamera stecken, um sie nicht zu verunsichern.

Ich gehe weiter, vorbei an den Ladyboys, an den Afrikanerinnen. Eine von ihnen ist mir bereits mehrmals aufgefallen. Schlank mit Dreadlocks, aus Sambia, wie sie mir verrät. Heute nacht neige ich jedoch mehr zu Mischfarben und Mandelaugen.


Die Zeit, welche Bedeutung hat sie hier? Beiläufig wundere ich mich, dass es 4 Uhr nachts ist.



Zu zweien bin ich geneigt: Eine, die Haare gelb getönt, flattert von Tisch zu Tisch. Schließlich tendiere ich mehr zu der zweiten, die aus Malaysia stammt und mit ihrem reichlichen Piercing auf Flugreisen bestimmt jedes mal einer engeren Kontrolle unterzogen wird. Im Morgengrauen stelle ich sie vor die Wahl, die verbleibenden Stunden bis zum Weckruf um 10:00 für ein braunes Scheinchen an meiner Seite zu verbringen, was ok für sie ist. Im Vergleich mit dem Vormittagsnümmerchen wird mir eine erfreuliche (Lust-)Steigerung beschert.




 
        #7  

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Einer sucht Ruhe, Geborgenheit, die er nicht fand.


Der andere einen Himmel voller Geigen. Ein weiterer den lustvollen Schrei in der Nacht.

Ahnen aber nicht alle: Erst eine Prise Wut, Verzweiflung und Wahnsinn geben dem Erleben Kontur und Perspektive. Einzig die Glut, die dem Vertrockneten eine Flamme entlockt, bis es ganz zur Asche wird.

Doch woran soll sich diese Glut entzünden?


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Die Sonne versinkt im Meer. Die Gesichter eines älteren Paares von ihr beschienen. Europäer vermutlich, hellheutig. Da altert die Frau häufig vor dem Mann. Ob er sie schon „Mutti“ nennt? Der Glanz der Abendsonne umfängt ihre Gestalten.

Versuchen sie -vergebens, vergangenes Glück neu zu beleben, noch einmal im Glutrot des Himmels beim Anblick des anderen das Herz erglühen zu lassen?


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Mein Tagebuch dagegen handelt vom Mittag. Dem regungslosen, unbegreiflichen, dunklen Mittag, an dem jede Bewegung möglich erscheint und noch nichts entschieden ist.
 
        #9  

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@Pcpatient: Schön, dass Du wieder schreibst. Ich bin dabei.

Gruss

Cavigliano
 
        #10  

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:super: und :dank:

Da bin ich auch gerne wieder dabei.......
 
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