Thailändisch lernen

Thailand bkk-gui.de - Späte Jugend und pure Lebensfreude. In Gedenken an Bernd (a.k. Pa Nuch)

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:( Nun ist es leider soweit: diese Website ist nicht mehr. Das war vorauszusehen.
Ich habe vorsorglich den meiner Meinung nach besten Inhalt abgespeichert (das "Tagebuch") und möchte ihn nun hier verewigen.
Nachdem es sich um eine sehr lange Geschichte handelt, wird dies in mehreren postings geschehen.
Und nicht vergessen: dies ist viele Jahre her...


SOI SANUG
Kapitel 1



"soi heisst Gasse und sanug naeherungsweise Spass in der thailaendischen Variante. Es handelt sich hier um die soi 13, Sukhumvit, in Bangkok, Thailand, und um das Grab meiner spaeten Jugend.

Man kann sich ja selbst eine entsprechende Uebersetzung fuer sanug heraussuchen.

Indem man das »Tagebuch« in diesem Buch liest oder einmal in die anderen Buecher der Reihe »Bangkok fuer Singles« schaut, wird man schon wissen, worum es geht, allgemein gesprochen um Lebensfreude.


Grundsaetzlich ist zu sagen, dass diese Gasse eher kein Platz ist, an dem man Touristen findet. Hier treffen sich meist die Residents, staendig in Thailand lebende Auslaender, und mit ihnen befreundete ThailaenderInnen.

Durch die Sperrstundenverordnung gehen in Bangkok spaetestens nach 02.00 Uhr nachts die Lichter aus.

Meine Lieblingswirtin hat es mit ihrer zierlichen Gestalt immer noch geschafft, die soi sanug fuer die Nachtschwaermer in Betrieb zu halten. Deswegen ist die beste Zeit hierher zu kommen nach Mitternacht, wenn man noch einen guten Platz erwischen will, und auf alle Faelle nach 02.00 Uhr, wenn sich dann jedermann eingefunden hat.


Der Vollstaendigkeit halber sei darauf hingewiesen, dass vor 22.00 Uhr hier nur Strassenhaendler und Motorrad-Taxen anzutreffen sind.

Eine Anzugsordnung gibt es zwar nicht unbedingt, aber mit Abendkleid und Smoking waere man hier overdressed, denn solange man nicht Stammkunde ist, hockt man auf Plastikschemeln. Wirst du nach einer Weile als guter Gast betrachtet, dann schleppt man dir einen Stuhl mit gepolsterter Sitzflaeche heran.


Man sollte sofort bezahlen, was ich hiermit ausdruecklich empfehle. Mir ist es schon passiert, dass sich Auslaender zu mir gesetzt haben, so taten, als waeren wir alte Freunde und dann einfach ohne zu bezahlen verschwanden, denn ich bin hier einer der wenigen, der erst zum Schluss die Rechnung verlangt. Wuerde ich das nicht machen, es kaeme keine vernuenftige Unterhaltung zustande. So schnell wie die Thailaenderin meiner Wahl nachbestellt …


Es ist ein melting-pot mit einem babylonischen Sprachgewirr, aber keine Sorge, deine Sprache wird schon auch dabei sein, so sie denn gewuenscht wird.

Und es ist eine Informationsboerse, vor allem fuer die Maedels. Wir nennen das »Isaan-Stasi«, da viele der Damen aus dem Isaan, dem Niederbayern Thailands, stammen. Es sind die huebschen, die kaffeebraunen und manchmal die verrueckten.

Triffst du eine ganz Verrueckte, Gold-Behangene, dann gruesse sie von mir, es koennte die Meine sein.


So lies denn auch meine anderen Buecher aufmerksam, denn machst du einen Fehler, dann weiss es innerhalb kuerzester Zeit die ganze Meile, die Meine und ich dann uebrigens auch.


Und meine Lieblingswirtin managt diesen Platz hier, obwohl sie selbst nur Thailaendisch und Chinesisch spricht.

Sie hat meinen vollen Respekt, und wir wollen heiraten.


Aber das ist eine andere Geschichte … Doch nun zu dieser hier:


Zum 16. Geburtstag habe ich meiner Tochter ein »tolles« Geschenk gemacht – meinte ich jedenfalls: shopping in New York City. Dort gab es damals zwei stores, die sich Alice Underground nannten und second-hand- Klamotten so um die 5 US$ herum anboten. Allerdings waren wir aber auf die Ferien in Bayern angewiesen, und offensichtlich hatten andere Vaeter denselben Gedanken gehabt, nur eben frueher als ich. Alle Fluege waren ausgebucht.

Hongkong schlug ich vor, die Nathan Road.

»Papa, Asiaten schlachten Wale«.

Ja dann. Wie waere es mit Bangkok, Thailand. In der Sukhumvit kann man vortrefflich shopping gehen, wenn der Papa mit seiner Kreditkarte dabei ist. Und ausserdem: In den thailaendischen Gewaessern gibt es keine Wale, argumentierte ich mal drauf los. Stimmt doch, oder?

Mit Hilfe eines Reisebueros buchten wir Flug und Hotel.

Bereits am ersten Abend bekam ich eine Vorahnung, was es heisst, der Entertainer einer 16-jaehrige Goere zu sein, wenn die Mutter nicht dabei ist, an die man elterliche Aufgaben sinnvoll delegieren kann.

Mutter wollte eben nicht mitkommen, weil sie vorurteilsfrei festgestellt hatte: »Thailaender popeln«. Und was ist mit den Autofahrern an der Ampel bei uns?

Merke: Komm weiblichen Wesen nicht mit Fakten.


In Bangkok also schlug ich am ersten Abend meiner sichtlich gelangweilten Tochter vor, ins »Country Road II«, soi 19, Sukhumvit, zu gehen, das ich kannte, weil ich mit meiner Frau anlaesslich eines Urlaubs schon einmal da gewesen bin.

Da es keine Alternative gab, gingen wir dorthin. Toechterchen fand die country music dort aetzend, den black soda aber geil. die Band

Nach den ersten zwei Drinks erhob sie sich ermutigt, stakste mit dem kuerzesten Minirock und den laengsten Stiefeln Muenchens, und jetzt Thailands, zum Gitarristen der Band herueber, palaverte mit ihm und stakste zurueck. Vater wurde nervoes und dachte nur: »Hoffentlich schaut keiner hin«.

Die Band wechselte ihren Stil, und aus Jonny Cash wurde Jimmy Hendrix. »All Along the Watch Tower« erklang, und nicht nur Vater, der selber eine Band hat, war fassungslos. Was da abging war mega-geil. Vater war hingerissen von der performance und das Toechterchen vom Gitarristen.

Um 02.00 Uhr wurde das Lokal geschlossen.

Vater wie Tochter hatten so einige black-labels. Vater wollte ins Hotel, Tochter etwas anderes, denn ploetzlich war sie auf dem Rueckweg verschwunden: 16-jaehrig, in Bangkok, Thailand, um halb drei Uhr morgens!

Was tun? Panik? Erst einmal ein Bier trinken und nachdenken?

Inzwischen befand ich mich auf Hoehe der Ecke soi 13, Sukhumvit, wo man ein paar Tische aufgestellt hatte, an denen man die Sperrstunde Sperrstunde sein lassen konnte. Das schien mir als location strategisch guenstig zu sein, denn hier um die Ecke lag das Hotel, und Toechterchen, so ich sie denn je wiedersehen wuerde, musste hier vorbei. Ich bestellte mir das Bier.

Gerade als ich anfing, mal in Panik zu machen, was ich eigentlich nicht konnte, da ich es nie gelernt hatte, kam ein Taxi an. Der Taxifahrer mit einem riesigen goldenen Buddha um den Hals, ein schmaechtiger Thailaender, es war der Gitarrist der Band, mit arsch-langen, roetlich gefaerbten Haaren und ein verlegen laechelndes Toechterchen stiegen aus.

Wenn Vater etwas in seinem kurzen Leben gelernt hatte, dann war es, dass man Ruhe bewahren soll, vor allem in diesem Fall mal als Alleinerziehender.

Also, ich, Joe Cool hanging around street-corners, lud die Gesellschaft zu einem Bier ein. Die Buben wollten nicht, der eine musste fahren, der andere machte auf Antialkoholiker, nachts in Thailand, und Toechterchen wollte eine Standpauke vermeiden und ins Bett.

Also bedankte ich mich bei den einen und die andere begleitete ich ins Hotel aufs Hotelzimmer. Um sicher zu sein, wo sie sich aufhaelt, um den Zimmerschluessel zu behalten und um den Schreckensstress abzubauen ging ich zurueck zur Ecke soi 13, Sukhumvit. An »meinem« Tisch sassen bereits andere Leute, zu denen ich mich setzte. Auslaender und Inlaenderinnen hatten nichts dagegen. Man unterhielt sich und fand sich sympathisch.

Ueber die Jahre habe ich hier viel erlebt, vor allem was in den Bereich Lebensfreude gehoert, die die ThailaenderInnen »sanug« nennen.

Irgendwann, nach dem aufgelaufen 100. bia Singh, Singha Bier, wahrscheinlich, begann ich von der soi sanug zu sprechen.

Und da sitze ich heute noch.


Schau halt auch mal vorbei!"


 
        #2  

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Nachdem ich nun grünes Licht für die weiteren postings bekommen habe (danke kelle), kann es nun losgehen. In den kommenden Wochen (ja, es ist sehr viel) werde ich täglich einen Beitrag hier reinstellen. Viel Spass mit der Lektüre.


SOI SANUG
Kapitel 2

Tagebuch
**********



Die Koffer sind gepackt, der Laptop ist samt Zubehoer als Handgepaeck verstaut und Pass, Reiseschecks sowie Ticket haengen mir in einer Brusttasche am Hals. Bevor es zur letzten Kontrolle vor dem Verlassen der Wohnung geht, bringe ich die grossen Stuecke schon mal im Flur unter.

Als ich zurueck in mein Zimmer will, erscheinen meine beiden chinesischen Untermieter schon fertig angezogen und schnappen sich Koffer und Laptop-Tasche. Es sei ihnen eine grosse Ehre, mich zur U-Bahn-Station bringen zu koennen. Es hilft kein Widerspruch. Sie sind mit den Sachen schon vor der Wohnungstuer im Treppenhaus. Resigniert finde ich, dass es schon egal sei. Bis jetzt hatte ich noch immer etwas vergessen, und es war auch so gegangen, denke ich, obwohl ich mir wie jedes Mal ziemlich sicher bin, dass es nicht schon wieder so sein werde.

Vor der U-Bahn-Station Lehel legen »meine« Chinesen die flache rechte Hand vor ihrer Brust auf die geballte linke Faust und verbeugten sich artig.

Als ich endlich in der S8 zum Flughafen sitze, wird meine frohe Erwartung von dem Gedanken abgeloest, dass jetzt nichts mehr schief gehen duerfe, denn der »point of no return« ist ueberschritten: Es gibt kein Zurueck mehr. Alles befindet sich im Koffer bzw. in der Laptop-Tasche, und wenn ich etwas vergessen habe, kann ich es in Bangkok kaufen. Devisen habe ich ja genug und dazu meine Kreditkarte. Ein heisser Schreck durchfaehrt mich: Und wo war die?

… zusammen mit den vielen anderen nuetzlichen Dingen, die man auf einer Reise brauchen kann, wie z.B. das Notfall-Kondom, in meiner Guerteltasche. Und die liegt noch auf dem Bett in meinem Zimmer.

Es muss also ohne das gehen, beruhige ich mich wieder.

Beim Einchecken am Flughafen versichert mir die nette junge Dame von den »Emirates«, dass die Plaetze auf beiden Fluegen wunschgemaess »im Gang« reserviert seien.

Wie das Leben so spielt, habe ich einen Fensterplatz reserviert bekommen. Der Muselmane neben mir weigert sich, den Platz zu tauschen und schlaeft sofort ein, um von den Jungfrauen zu traeumen, die er im Jenseits bekommen wuerde, falls er den Mumm haette, sich und uns in die Luft zu sprengen.


Dieser Traum dauert sechs Stunden lang, und ich kann mich ebenso lang nicht von meinem Platz wegbewegen, was einen klaustrophoben Schub nach dem anderen ausloest. Schweissgebadet komme ich in Dubai an, um sofort nach dem Passieren der Immigration auf die Toilette zu gehen. Diese Idee haben aber auch alle Schwarzafrikaner und Araber.

Warum die das Pissoir nicht benutzen wird eins der vielen Raetsel bleiben, die ich vor meinem Ableben sicher nicht loesen werde, wie etwa das, warum auf einem Tandem der Mann immer vorne sitzt, oder warum ich nur linke Socken besitze.

Der Flughafen von Dubai platzt an diesem Tag aus allen Naehten, was meiner Klaustrophobie sehr entgegenkommt. Ueberall sind Menschen. Wie schon Linus von den »peanuts« gesagt hat: »I love mankind but it's people I can't stand«, empfinde ich das hier ebenso, denn zurzeit bin nur an einer Menschin interessiert, die sehnsuechtig auf mich wartet.

Na, zum Glueck, kann ich am lap-top arbeiten. Staendig ertoent es auf Arabisch ueber die Lautsprecher: »Rrrechnerrr an!«


Ab Dubai habe ich dann einen Platz »at the aisle«. Sogar der Sitz neben mir bleibt frei. Ohne Beengungsaengste kann ich mich meinem liebsten Tagtraum hingeben, naemlich mich auf die Thailaenderin meiner Wahl freuen.Souvarnabhoumi

Nun habe ich ja vorgehabt, sie schon vom Flughafen aus anzurufen, um das »gemeinsame Duschen« mit ihr zu arrangieren, aber die Telefongesellschaft AIS hat rechtzeitig zum Eintreffen in Thailand meine Handy-Nummer ge-»cancelt«.

Am Flughafen geht sonst alles reibungslos vonstatten. Die Immigration ist gut besetzt, so dass ich sofort abgefertigt werde, mein Koffer steht nach ein paar Minuten auf dem Band und ein Taxi erwartet mich schon auf der »departure«-Ebene.


Das ist uebrigens eine Empfehlung von mir: Solange es die taxi-lanes im Untergeschoss gibt, an denen es ein unuebersichtliches Gedraenge geben kann, fahre ich gleich in die Abflughalle hoch. Vor ihr kommen die Taxen mit den abfliegenden Passagieren an. Die Fahrer sind heilfroh, wenn sie gleich einen neuen Gast aufgabeln koennen. Wichtig ist nur, dass du sicherstellst, dass das Taxameter eingeschaltet wird: »Do you go by meter?«

Zwar bekomme ich im Hotel meine Monate vorher bestellte Zimmernummer nicht – wer ist schon kleinlich? – aber die Dame an der Rezeption ruft netterweise die Thailaenderin meiner Wahl an. Diese teilt mir aufgeraeumt mit, sie koenne sowieso nicht kommen, da sie auf einer kurzfristig anberaumten Geburtstagsparty sei, naemlich auf ihrer eigenen, obwohl dieses Ereignis schon vor Monaten gewesen ist. So viel zum Thema »Sehnsucht«.

Sie freue sich aber schon, wenn ich vorbeikaeme und ihr das Geschenk mitbraechte. Auf Thai-Englisch meint sie: »I need present«.


Das gemeinsame Duschen faellt somit recht einsam aus. Weil Montag ist ziehe ich mir zu Ehren des thailaendischen Koenigs das gelbe T-Shirt an und mache mich mit dem Geburtstagsgeschenk, das ich natürlich nicht vergessen habe und das aus einem Gutschein besteht, auf den Weg zu ihr.

Da ich nach dieser relativen Enttaeuschung nicht die Absicht habe, mich gross zu beeilen, gehe ich zu Fuss und verschmaehe die Angebote der Taxifahrer. Unterwegs treffe ich meinen Freund, den Schweizer, den ich ja auch nicht habe anrufen koennen. Wir begruessen uns freundschaftlich und beschliessen, erst einmal unsere Pensionskassen hochleben zu lassen.

Er fragt, was die Meine so mache. Das erzaehle ich ihm, und was sie so mit mir angestellt hat. Also kommen wir zweitens ueberein, gemeinsam auf diese Party zu gehen, um uns drittens gleich wieder abzuseilen, schliesslich gibt es ueber drei Milliarden Weiber auf dieser Welt und davon etliche und dazu noch recht attraktive in Bangkok, Thailand.


Die Thailaenderin meiner Wahl sackt das Geschenk ein, ohne sich gross zu bedanken, und riecht den Braten. Sie laesst ab sofort ihre »Pensionskasse« nicht mehr aus den Augen, so dass wir uns als es an der Zeit ist zu dritt im Taxi zur soi sanug, soi 13, Ecke Sukhumvit, begeben. Meine Lieblingswirtin scheint schon auf mich, bzw. uns, gewartet zu haben und schleppt gepolsterte Stuehle herbei. Meine Lieblingsbedienung kommt Freude strahlend auf mich zu und mit einem beherzten Griff in mein »Bermuda-Dreieck« stellt sie amuesiert fest, dass guai lek lek, also der »kleine Kerl« nicht vergessen wurde.

Spaeter gesellt sich »amigo Juan«, der Spanier, zu uns, »khon John«, der Amerikaner, laesst sich blicken, Louis, der Schweizer Philosoph, nimmt am Nebentisch Platz, Chalee (Charly), ein Thailaender, der immer noch nicht weiss, ob er nun Bub oder Madel ist, obwohl er bereits Vater ist, setzt sich neben mich. »Him or her« nennt ihn die Thailaenderin meiner Wahl. nong saao, die juengere Schwester der Meinen, die sie vergeblich zu verkuppeln versucht, erscheint ebenso wie jede Menge Thailaenderinnen, die mitbekommen haben, welch attraktiver farang wieder da ist.

Ein Strassensaenger, den ich schon laenger kenne, performt fuer ein paar Baht Songs von Sek Loso, die alte Blumenhaendlerin maak, ein pflanzliches Rauschgift kauend, verkauft den Damen Jasmin-Halsketten. Der indische Nussverkaeufer hat seinen Preis zwar nicht geaendert, aber die Portion drastisch reduziert. Das BBQ vom Strassenstand wird ab jetzt mit einer Chili-Sauce serviert.

Der Bau des Hotels auf der Ambassador-Plaza ist offensichtlich eingestellt, was den Dengue-Fieber- Muecken neuen Lebensraum verschafft, weil ueber kurz oder lang das schon vorhandenen Parkgeschoss ueberflutet sein wird.

Nun ist ab sofort diese Welt wieder meine Welt.



Kurz nach dem Morgengrauen, so gegen 15.30 Uhr klopft das Personal an die Zimmertuer: »wan nii tam hong mai khaa«.

»Soll das Zimmer gemacht werden?«

»wan nii mai tam khrap«, »nein«, kraechze ich schlaftrunken und noch reichlich alkoholisiert. Die Thailaenderin meiner Wahl seufzt wohlig und dreht sich noch einmal um - zum Glueck in meine Richtung.

»First things first«, denke ich zwar, aber alles zu seiner Zeit.

Nach dem gemeinsamen Duschen usw. bekommt das Maedchen Appetit, den sie bis dahin hat verdraengten muessen: »hiu khao«, »Ich habe Hunger«.

Dem leichten Grollen ihrer Stimme entnehme ich, dass es jetzt dafuer hoechste Zeit ist. So gegen 17.00 Uhr verlassen wir also das Zimmer.

»Good morning«, rufen uns die Zimmermaedchen froehlich im Chor zu. Ein ab jetzt alltaegliches Ritual.


Es wird allerdings kein »guter Morgen« werden, wenn die Thailaenderin meiner Wahl nicht bald etwas zu essen bekommt. Also kaufe ich bei einem Strassenhaendler vor dem Hotel ma muang priao, unreife Mango, die sehr sauer schmeckt und mit einer Mischung aus Chili, Zucker und Salz verzehrt wird. Vorerst ist die hungrige Siam- KatzeBiergarten abgefuettert.


Zum Essen gehen wir – wie von nun an fast jeden Tag – in den Biergarten, soi 7, Sukhumvit. Sie bestellt laab muu, gebratenes Schweinehackfleisch, das mit viel Zitronensaft abgeschmeckt wird und ich radna gung, breite Nudeln mit Shrimps in einer dicken Sauce, die ich mit reichlich Zucker, Limonensaft, Fischsauce und Chilipulver vollende.


»khun baa« meint sie bewundernd, »du bist verrueckt«, und ich antworte: »tuk khon ruu«, »das weiss doch jeder«.

»chai«, »So isses«, meint sie lakonisch.

Waehrend wir auf das Essen warten, erzaehlt sie mir den letzten und vorletzten Klatsch.

»Siehst du das Maedchen dort drueben an der Bar, die mit dem roten Rock? Die kommt hier seit Jahren jeden Nachmittag her, um einen farang fuer eine short-time zu finden. Am Abend geht sie dann nach Hause zu ihrer Familie, und diese denkt, dass sie von ihrer Arbeit kommt«.

»Woher weisst du das denn?«

»Ich kenne sie eben«, laechelt sie mich an, »Und ausserdem ist sie nicht so sexy wie die anderen Ladies gekleidet, wie man ins Buero geht halt«.

»Man weiss ja nie«, denke ich und merke mir schon mal das Gesicht des Maedchens, das so strebsam ist.

Nach dem vorzueglichen thailaendischen Essen verabschieden wir uns. Sie geht in ihr Appartement, wo sie ganz wichtige Dinge zu erledigen hat, und ich schleiche mich in Richtung Hotel, wo nicht weniger Wichtiges auf mich wartet, naemlich im Zweifelsfall ein Nickerchen, um meinen jet-lag abzubauen.


»Soll ich mal nachpruefen, ob das Maedchen mit dem roten Rock wirklich auf einen farang wartet?« denke ich noch so vor mich, verwerfe aber den Gedanken wieder. Was waere, wenn sie mich erwischen wuerde, nicht sie, sondern die andere, meine Nachmittags- Gastarbeiterin, der ich auch versprochen hatte, sie gleich nach meiner Ankunft in Thailand anzurufen?


So besinne ich mich denn auf mein Alter, denn eine eigenartig moralisierende Provinz-Ossi-Tante hatte einmal gemeint, ich solle mich altersgerecht verhalten, was ich allerdings mental unter der Kategorie »Schwachsinn« abgelegt habe.


So gehe ich denn zunaechst etwas einkaufen, dann in ein Internet-Cafe, um meine Emails zu checken, in der Hoffnung, dass du mir geschrieben hast und letztlich ins Hotel, um ein wenig an meinem Literatur-Nobelpreis zu arbeiten. Fuer eine short-time oder einen Bar-Besuch bleibt noch genug Zeit.


Spaeter ruft dann mein Schweizer Freund im Hotel an. Seine thailaendische Frau komme heute Abend nach Bangkok, aber es sei noch genug Zeit, die Pensionskassen hochleben zu lassen. Wir treffen uns in der Magic-Table-Bar, soi 7/1, Sukhumvit, in der wirklich ganz arme Maedchen tanzen, denn sie haben kein Hoeschen unterm Roeckchen. Wir ignorieren das geflissentlich. Man kann ja nicht jede Not lindern und diskutieren die aktuelle politische Situation in Thailand, Deutschland und natuerlich auch in der Schweiz.

Eine anatomische Besonderheit registrieren wird dann doch: »hoi mai mii moi«, »die Mueschelchen haben keine Haerchen«.

Wahrscheinlich ist es ein Isaan-Rasse-Merkmal, vermuten wir, und da wir keine Rassisten sind, gefaellt uns das, und wir spendieren den Maedchen Drinks, und ich persoenlich hoffe, dass ich mich damit ausreichend altersgerecht verhalten habe.

Wir prosten uns zu und freuen uns, dass wir das noch erleben duerfen.
 
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SOI SANUG
Kapitel 3


Um Mitternacht treffen wir unsere Damen in der soi sanug.


Streunende Hunde versuchen, ihre Population aufrecht zu erhalten, Elefanten wollen von uns gefuettert werden, Kakerlaken erinnern uns daran, dass Djin Djum sie die naechste Welt-Katastrophe ueberleben werden und Ratten, die dasselbe vorhaben, huschen unter den Tischen vorbei.

Uns ist das Wurscht, »mai pen rai«, und wir erfreuen uns am Lachen der Maedels, am leider nicht schaeumenden Singha-Bier, am djin djum, einer Art Fondue, das am Tisch zubereitet wird und an Freunden, die wir heute Nacht noch treffen werden.


Meine Lieblingswirtin laeuft wieder einmal barfuss durch die Gegend. Das weckt die ritterliche Hilfsbereitschaft in mir. Relativ ernsthaft weise ich sie daraufhin, dass das hier in der soi sanug sehr gefaehrlich sei, schliesslich gibt es immer mal wieder zerbrochenes Glas. Sie aber winkt nur laessig ab.

Wenn schon ritterlich, dann will ich aber auch erfolgreich sein. »mii rong thao luuk saao phom«, »Ich habe Schuhe meiner Tochter«, drohe ich, wobei ich so tue, als habe ich sie wirklich schon auf dem Hotelzimmer fuer sie bereit liegen.


Sie kennt meine Tochter und konnte bereits ihre Stoeckelschuhe bemerken, fuer die man einen Waffenschein benoetigt. So dauert es nicht lange, und sie zieht sich Schuhe an, die sie mir erfolgreich laechelnd mit ausgestrecktem Fuss praesentiert. Es sind so rosarote Daisy-Duck- Plastik-Ungetueme, die zurzeit angesagt sind.

Dann solle sie lieber barfuss rumlaufen, denke ich mir, laechle aber befriedigt und dankbar zurueck.


Es wird Zeit, dass ich mich um meine gesperrte Handy-Nummer kuemmere. Die Thailaenderin meiner Wahl schlaegt vor, dass sie mir dabei helfen koenne, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich das auch allein hinbringe.


Nach dem »Fruehstueck«, also so gegen 17.00 Uhr, wie wir jetzt schon wissen, mache ich mich auf den Weg in die soi 25, Sukhumvit, wo ich vor etwa fuenf Jahren die AIS- Geschaeftsstelle besucht hatte.

Als ich durch die Soi Cowboy schlendere bleibe ich stark wie Odysseus und gebe nicht den Sirenen-Rufen der kurzberockten und hochbestiefelten Schoenheiten nach, die mir eine happy-hour versprechen.

In der soi 25 finde ich ein Bank-Institut vor. Niemand kennt hier die neue AIS-Adresse.


Was soll ich jetzt machen? Die Thailaenderin meiner Wahl kann ich nicht anrufen, ebenso wenig wie die Nachmittags- Gastarbeiterin. Also gehe ich zurueck ins Hotel, um meine Arbeit am Literatur-Nobelpreis wieder aufzunehmen.

Dort sitzt aber vor dem Restaurant mein Schweizer Freund mit seiner thailaendischen Frau, die er schon mindestens siebenmal nach buddhistischem Ritus hat heiraten muessen. So sagt er jedenfalls. Thailaender feiern nun mal gerne.

Er raucht hier seine letzte Zigarette vor der Abfahrt. Im Restaurant ist es ja zwischenzeitlich verboten. Er wolle bzw. muesse zurueck zu seinem Haus im Isaan. Und thailaendische Ehefrauen kontrollieren nun mal gerne, denke ich mal.

Wir lassen die Pensionskassen wieder hochleben, versprechen, uns vor meinem Abflug noch einmal in Bangkok zu treffen und sagen: »laeo popkan mai«, »Bis wir uns wieder treffen«.


Da es jetzt schon nach 19.00 Uhr ist, beschliesse ich, nochmals in die Magic-Table-Bar zu gehen, um dort die Anzugsordnung zu ueberpruefen. Eins der Maedchen von neulich erkennt mich wieder, springt vom verspiegelten Tisch herunter, um mich zu ihrem Tanzbereich zu geleiten. Ich bestelle fuer mich ein Singha-Bier, das auch hier nicht schaeumen wird, und fuer das arme Maedchen, das ihren »table-dance« wieder aufgenommen hat, einen lady-drink. Als ich mein Glas ergreife, um ihr zuzuprosten, muss ich in der Spiegel-Oberflaeche des Tisches feststellen, dass es der Etablissements- Leitung immer noch nicht moeglich gewesen ist, die Daemchen ausreichend zu bekleiden. Diesen scheint das aber wenig auszumachen, sie versuchen den Rhythmus der ohrenbetaeubenden Disco- Musik zu halten und wedeln mit ihren allzu kurzen Roeckchen.


Meine Taenzerin hockt sich vor mich hin, um ihren Drink zu ergreifen, und bevor ich erblinde stecke ich ihr etwas Geld in den noch schicklichen Bereich ihres Netzstrumpfes. Sie scheint das zu erfreuen und nimmt einen Schluck aus dem Glas und das Wedeln mit ihren Roeckchen, dem vorn fehlt, was hinten zu kurz ist, in einer erhoehten Frequenz wieder auf.

Da ich die Kleiderordnung doch nicht werde loesen koennen, und als die Zeit fortgeschritten ist, begebe ich mich in die soi sanug. Es dauert nicht lange und die Thailaenderin meiner Wahl erscheint mit ihrer nong saao, was juengere Schwester bedeutet und ganz sicher nicht stimmt.


In ihrem Dorf im Isaan ist jeder mit jedem verwandt und zusammen aufgewachsen. Es handelt sich also vermutlich um eine Cousine. Die Damen laecheln mich aufmunternd an und bestellen selbststaendig einen set, der aus Sang Som - »Whisky«, Soda-Wasser und einem Plastik- Eimer mit Eiswuerfeln besteht.


Die Bedienung bringt die Getraenke, kontrolliert beherzten Griffes mein Bermuda-Dreieck und ist es zufrieden, denn sie weiss, dass ihr ein Trinkgeld sicher sein wird.

Die Thailaenderin meiner Wahl ergreift zwischenzeitlich den Whisky, klopft kraeftig auf den Glasboden und oeffnet die Flasche mit einem gekonnten Dreh. Den ersten Schluck giesst sie als unvermeidliches Ritual auf den Strassenbelag. Der ist fuer die Geister, wie ich inzwischen weiss und wundere mich nicht mehr darueber.

Wohl wundere ich mich aber, dass sie beginnt, auf das juengere Maedchen einzureden, eindringlich, ermahnend, belehrend. Da sie die kambodianische Sprache benutzt, die ich nicht verstehe, moechte ich doch gern wissen, was sie da so mitzuteilen hat.


Nun, die nong saao hat ihren thailaendischen Ehemann verlassen und moechte jetzt einen farang heiraten. Aus diesem Grund sei sie nach Bangkok gekommen, um eben einen solchen zwecks Sicherung ihres Lebensabends und der finanziellen Unterstuetzung ihrer Familie zu treffen, und sie, als pii saao, aeltere Schwester, versuche nun, sie ueber die Eigenarten der Auslaender zu informieren, teilt mir die Thailaenderin meiner Wahl mit, die ja Expertin sein muss, da sie schon zweimal mit einem farang verheiratet war. Mich will sie allerdings nicht, weil ihr gescheiter Sohn gesagt hat: »no more papa«.

Sie nimmt die »Aufklaerung« wieder auf und beginnt irgendetwas unter Zuhilfenahme ihrer zierlichen Finger aufzuzaehlen. Nach einer Weile, als ihr die Finger auszugehen scheinen, wendet sie sich an mich und fragt irgendwie fassungslos: »Why have farang so many styles?«


Es scheint sich also um die Aufzaehlung der gaengigsten Obsessionen der farang gehandelt zu haben, und ich meine dazu nur lakonisch, das koenne daran liegen, dass wir auch viele Bier-, Wurst-, Kaese- und Brot-Sorten kennen. Ihrem Blick entnehme ich, dass sie mich fuer verrueckt haelt, und dass sie der nong saao mit einem Mal etwas ganz anderes mitzuteilen hat.


Sie wendet sich auf kambodianisch wieder der »Schwester« zu und erzaehlt und erzaehlt, wobei die Damen mich immer wieder fixieren. Der Blick der nong saao wird immer erstaunter, unglaeubiger, fassungsloser.

Der Bericht erregt auch die Aufmerksamkeit der an den Nachbartischen sitzenden Daemchen zumindest derer, die Kambodianisch verstehen, und die ruecken naeher an uns heran, um auch ja nichts zu verpassen. Auch meine Nachmittags- Gastarbeiterin, die offensichtlich mal kontrollieren will, wo ich denn so lange bleibe, gesellt sich dazu. Die meisten der Damen schauen mich erstaunt, unglaeubig, fassungslos an, doch einige auch eher interessiert. Diese Gesichter muss ich mir merken.

Sie redet offensichtlich ueber mich und meine Vorlieben. Wie auf dem Praesentierteller komme ich mir vor, und zwar nackt und bloss, aber in meinem Alter erroetet man nicht mehr. Ich beende den Unterricht und erklaere mein Hotelzimmer zum Hoersaal, denn ich habe Paedagogik studiert. Dort koenne die Unterweisung an praktischen Beispielen fortgesetzt werden.


Die Thailaenderin meiner Wahl versucht mich zu killen, die Thailaenderinnen um uns herum zeigen dafuer Verstaendnis und meine Nachmittags- Gastarbeiterin laechelt wissend.

Die anderen Damen trollen sich wieder, und ich beginne mit den Friedensverhandlungen, indem ich verspreche, den Gutschein, den sie als Geburtstagsgeschenk bekommen hat, in der soi 10, Sukhumvit, wo sich der Goldschmied befindet, moeglichst bald einzuloesen. Dafuer muesse sie mir versprechen, nicht mehr allen alles ueber mich zu erzaehlen, denn schliesslich habe ich ihr noch gar nicht die ganze Vielfalt meiner Obsessionen offenbart.

Der Hoersaal bleibe fuer sie geoeffnet.



»ruu laeo«, ruft sie erfreut, klatscht in ihre Patschhaendchen und hopst wie ein Floh auf dem Bett herum. Der Anblick gefaellt mir, denn ihre Kleiderordnung ist noch spaerlicher als die der Maedels in der bewussten Bar. Aber eigentlich ist es mir eher peinlich, zugeben zu muessen, dass ich die Sache mit dem »mobile«, nicht habe erledigen koennen.

»Ich habe es gewusst«, freut sie sich wie ein Lausbub, na, ja, Lausemadl.

Nachdem mittlerweile ganz Bangkok meine Obsessionen kennt, wird sie heute noch eins draufsetzen koennen, indem sie verkuendet, dass ich ohne sie verloren sei.

Als die Dinge, die zunaechst von Erwachsenen getan werden muessen, abgehandelt sind, machen wir uns am spaeten Nachmittag auf, AIS in der »Central Plaza« aufzusuchen.


Sie sagt immer noch »World Trade Center«, obwohl dieser Name schon vor Jahren, als der »Djordj Dabbljuh Bush« in Bangkok war, in »Central Plaza« geaendert worden ist.

Wir nehmen den skytrain, Bangkoks moderne Hochbahn. Nachdem die Oeffentlichkeit zunaechst die Befuerchtung hatte, dass dieses Befoerderungssystem nicht angenommen werden wuerde, koennen die Betreiber sich mittlerweile bestimmt nicht beschweren, denn obwohl alle paar Minuten ein Zug kommt, sind die Wagons staendig ziemlich ueberfuellt.

Um uns die Zeit zu vertreiben, machen wir mit den verschiedenen Sprachen so unsere Spaesschen.

»satanii too pai«, »next station«, erklingt es ueber die Lautsprecher im Zug. Da die Thailaender Konsonanten fuer meine Ohren kaum deutlich aussprechen, meine ich, ich verstehe eigentlich »satanii trong pai«, denn schliesslich fahre der Zug ja nur »trong pai«, geradeaus.

Ihr Blick nimmt wieder den »khun baa«-Ausdruck an. »Du bist verrueckt«, heisst das. Doch dann ertoent: »satanii too pai Chit Lom«, wo wir aussteigen muessen.

»Shit and lom (Wind) come togesser«, sinniert sie. »krai baa«, »Wer ist jetzt verrueckt?«


Wir finden AIS und kommen erfreulicherweise sofort dran. Meine alte Nummer koenne wahrscheinlich nicht mehr aktiviert werden: Ich muesse warten. Zur Verdeutlichung uebersetzt es mir die Thailaenderin meiner Wahl ins Englische: »fei dae-i«, sagt sie. Ich zeige mich erfreut, dass es so kurzfristig geht.

»prung nii wan suk«, »Tomorrow is Friday«.

»mai chai: fei dae-i«, erklaert sie mir stirnrunzelnd ob meiner schwachen Englischkenntnisse. »Nicht doch, fei dae-i«, verdeutlich sie und zeigt mir fuenf Finger. Na, wenigstens ist es nicht nur der Mittelfinger.

»kao djai: fei dae-i«, »Ich verstehe: five days«.


Mir wird klar, dass es mit der alten Nummer nichts werden wird. Also kaufe ich eine neue SIM-card, was preislich gesehen eigentlich nicht der Rede wert ist. Die Thailaenderin meiner Wahl kommt Gott-sei-Dank auf die Idee, die Daten der alten Karte auf die neue uebertragen zu lassen. Sie ist doch gescheit, »chalat laeo«.

Die freundliche Dame von AIS bitte ich, das Telefonbuch sorgfaeltig zu uebertragen, es beinhalte schliesslich die Nummer meiner mia noi, Gastarbeiterinnen.

Die Thailaenderin meiner Wahl tritt mich vors Schienbein und die AIS-Dame zeigt sich verstaendnisvoll, sowohl mir als auch ihr gegenueber.


Nachdem das geklaert ist, nehmen wir wieder den skytrain und verabschieden uns, um wichtige Dinge zu erledigen. Sie steigt in Ploenchit aus und ich fahre weiter zur Nana-station. Von dort aus ist es nicht mehr weit bis zum Biergarten, soi 7, Sukhumvit. Dort hoffe ich, meine Nachmittags- Gastarbeiterin zu finden. Endlich kann ich sie ja anrufen und so im Gewimmel dort leichter finden. Ich erreiche sie auch mit der neuen Handy- Nummer, aber sie koenne mich nicht treffen, teilt sie mir mit. Offensichtlich freut sie sich aber ueber die Kontaktaufnahme, und laesst einen ziemlichen Wortschwall ueber mich ergehen, von dem ich nichts verstehe. Abschliessend meine ich nur, dass ich sie MorgenFoodland wieder anrufen werde und beende das Gespraech eher abrupt, was in Thailand so ueblich zu sein scheint, weil man eben keine weiteren Grussformeln austauscht.

Es folgt das Uebliche: Noetiges und Unnoetiges einkaufen im Robinson, einen Happen essen im Foodland, ein wenig Matratzenpflege, die koeniglichen Nachrichten im Fernsehen verfolgen, am Nobelpreis arbeiten.


Gegen Mitternacht mache ich mich dann wieder auf zur soi sanug. Da ich gestern einem ziemlichen Rufmord ausgesetzt gewesen bin, ziehe ich mir ein neues T-shirt an, das ich selbst »designed« habe. »gae tae ruai« steht in Thai-Skript darauf, »ziemlich alt aber reich«, was mich hoffentlich erneut unwiderstehlich werden laesst.

Und wirklich, alle Maedchen, die ich auf den wenigen Metern zur soi 13, Sukhumvit, treffe, wollen mich auf der Stelle heiraten, oder etwas Aehnliches mit mir veranstalten. Wahrscheinlich haben sich auch meine Obsessionen inzwischen herumgesprochen, und die Daemchen haben Interesse an ihnen gefunden.


Die Thailaenderin meiner Wahl erscheint, im Schlepptau ihre nong saao. Man hat also vor, den Unterricht weiter zu fuehren. Fuer den T-Shirt- Spruch zeigt sie erstaunlicherweise Verstaendnis, laechelt sogar und zeigt mit ausgestreckter Hand in Richtung soi 10, wo der Goldschmied offensichtlich schon auf sie wartet.

Der Alltag, eigentlich muss es, was es mich betrifft, »Allnacht« heissen, hat mich wieder. Freunde, Ladies, Strassensaenger, Elefantentreiber, Bettler, Blumen- und Nussverkaeufer erscheinen und schleichen sich wieder. Ein ganz zuversichtlicher Strassenhaendler versucht, uns um vier Uhr morgens Haengematten anzudrehen. Als kurz vor dem Morgengrauen die Moenche erscheinen, zieht man uns die Stuehle unter den Hintern weg.

Wir zahlen. Die Bedienung bekommt ihr Trinkgeld, und wir wissen warum. »prung nii mai maa«, »Morgen kommen wir nicht«, erklaert sie abschliessend.

Ach, ja, es sind ja Senats- Wahlen, da darf zwei Tage bzw. Naechte lang kein Alkohol verkauft werden.


heng suuai, So ein Mist aber auch.
 
        #4  

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SOI SANUG
Kapitel 4


Wir entscheiden uns, heute doch einmal das Zimmer machen zu lassen, und verlassen zu einer gottesfuerchterlichen Zeit, so gegen 3 Uhr nachmittags, das Gemach, nicht ohne vorher das erledigt zu haben, wovor die MoralistInnen uns und dich schon immer eindringlich gewarnt haben.

Moral ist das mentale Kondom der Ignoranten und Intoleranten, denke ich mal und pfeife darauf, mich altersgerecht zu verhalten.

Jedenfalls laechelt mich die Thailaenderin meiner Wahl an und teilt mir ihren Beschluss mit, heute im Robinson essen zu gehen. Der Grund liegt darin, dass sie ihrer Familie Geld zukommen lassen muss, und im Robinson gibt es eben einen Schalter der »Western Union«.

In der Nacht hatte man an ihrem Haus die Wasserpumpe geklaut. Eine so aehnliche Story hatte ich zwar schon einmal gehoert, aber ich strecke ihr das Geld vor. »I borrow you«, hatte sie mich nach dem Essen angefleht. Zwar versuche ich, ihr zu erklaeren, dass ihr Englisch nicht so ganz richtig sei, aber kaum hat sie das Geld in der Hand, ist ihr Lernwille lahmgelegt.

Wir verabschieden uns nach dem Bankgeschaeft. Sie nimmt ein Motorradtaxi, um in ihr »Appartement« zu fahren, und ich habe Zeit, mich um die Nachmittags- Gastarbeiterin zu kuemmern.


Die habe ich vor Jahren im Freundeskreis der Thailaenderin meiner Wahl kennengelernt, und weil sie so erfrischend anders ist als die Meine, treffen wir uns bisweilen zu einem gemeinsamen Drink, gemeinsamen Essen und/ oder gemeinsamen Rudiralala. Sie benoetigt staendig Geld. »mai mii tang«, »Ich habe kein Geld«, begruesst sie mich dann auch, als wir uns im »Gulliver's Tavern«, soi 5, Sukhumvit, zu einem Drink treffen.


Nun ist ja meine Gutmuetigkeit fast sprichwoertlich. Wir bestellen unsere Getraenke, und ich schlage vor, wegen einer Gelduebergabe nachher ins PB-Hotel zu gehen, auch um sich dort das TV-Programm anzusehen. Sie liebt naemlich »gatuhn«, cartoons. So stimmt sie also freudig zu. PB steht uebrigens fuer Playboy, und das hat schon seinen Grund.

Wegen der Einbahnstrassen- Situation in diesem Stadtteil, und auch weil es nicht weit bis zur soi 3 ist, schlendern wir zu Fuss zum Hotel rueber. Von dem Long-Drink, den sie im Gulliver's getrunken hat, ist sie ein wenig beschwipst und erzaehlt mir fast ohne Luft zu holen, was sie so in den letzten Monaten erlebt hat. Zwar verstehe ich kaum ein Wort, aber der Gedanke, ihr irgendwie den Mund zu stopfen, manifestiert sich in meinen Gehirnwindungen,

Vor dem Hotel empfaengt uns ein schlampig uniformierter Kerl, erleichtert mich um 310 Baht und oeffnet die Hotelzimmertuer. Das Zimmer ist neu gestrichen, und so riecht es auch. Meine Nachmittags- Gastarbeiterin will sich beschweren, aber der Uniformierte kuemmert sich schon um das naechste Paerchen.

»mai pen rai«, sage ich standardmaessig. »Das macht doch nichts«, und ich suche schon mal den Cartoon- Kanal im Fernseher. Sie ist inzwischen im Badezimmer verschwunden, und bald darauf hoere ich das Geraeusch des Duschwassers.

»maa nii«, »Komm schon her«, ruft sie lachend nach mir, dem Schuechternen, und ich bin wie immer erstaunt ueber den Hygienestandard in Thailand. Gehorsam wie ich bin klettere ich zu ihr in die Wanne, und sie beginnt sofort, mich einzuseifen, wobei sie eine erstaunliche Detailkenntnis zeigt. Nun, ja, sie hat schliesslich drei SoPB-Hotelehne mit wahrscheinlich entsprechend vielen Vaetern. Ich helfe ihr auch mit der Seife.


Nach dem Duschen schalte ich erst einmal die Air-Kondition, die auf arktische Temperaturen eingestellt ist, aus. Mir ist es schon peinlich, so ohne Handtuch durch das Zimmer zu laufen, denn ueberall an den Waenden und an der Decke sind ueberdimensionale Spiegel montiert, und mein derzeitig relatives Uebergewicht ist nun mal kein erfreulicher Anblick. Wohl aber ist es die Nachmittags- Gastarbeiterin. Sie ist inzwischen auf einen mit braunem Leder gepolsterten Stuhl geklettert, der auch in einer gynaekologischen Arztpraxis stehen koennte, wohl um besser ihre »gatuhn« sehen zu koennen. Das nehme ich amuesiert zur Kenntnis. Wenigstens plappert sie jetzt nicht mehr. Wir erfreuen uns am internationalen Erfahrungsaustausch und geniessen das Fernsehprogramm.

Nach etwa zwei Stunden gibt es dann wieder das gemeinsame Duschen, und wir verabschieden uns spaeter noch vor dem Hotel nicht ohne uns versprochen zu haben, mal wieder gemeinsam einen Drink im Gulliver's zu nehmen.

Im Hotel ziehe ich mich um. Da ich wieder allein bin, waehle ich das T-Shirt, auf das ich in Thai-Skript gedruckt habe: »arom sia mai mii mia«. Das ist die Abwandlung einer Textzeile eines bekannten Songs. »Ich bin schlechter Stimmung, weil ich kein Weib habe«, habe ich daraus gemacht.


Als ich zur soi sanug rueber will, faellt mir ein, dass wegen der Wahlen zum Senat kein Alkohol verkauft werden darf. Als Auslaender habe ich dafuer wenig Verstaendnis, bin mir aber sicher, dass es schon irgendwie eine Moeglichkeit geben wird, ein alkoholisches Getraenk zu erstehen. So gehe ich denn zum Villa-Market, soi 11, Sukhumvit. Ueberall sehe ich auf dem Weg dorthin ThailaenderInnen auf der Strasse sitzen vor mehr oder weniger gefuellten Gefaessen, die aus Plastikflaschen geschnitten sind. Der Inhalt sieht verdaechtig nach Bier bzw. Whisky- Soda aus.

Klar doch, verkauft werden darf der Alkohol nicht, aber wer hat etwas vom Nicht-Trinken gesagt?

Im Villa-Market gibt es doch nichts Alkoholisches zu kaufen. Zwei Damen, die meine Not bemerken, versprechen mit Blick auf mein T-Shirt, dass ich auf ihrem Zimmer Bier bekommen koenne und wollen mich zu einem Massage-Salon schleifen. Da mein Hormonspiegel noch nicht wieder auf »Gruen« steht, sage ich freundlich ab und gehe zum Hotel zurueck. Hier treffe ich auf einen der Herren vom Sicherheitsdienst. Er zeigt sich belustigt ueber meinen T-Shirt- Spruch und liest ihn sich vor: »arom sia mai mii mia«.

»mai chai«, sage ich. »arom sia mai mii bia«. »Nicht doch: Ich bin schlechter Stimmung, weil ich kein Bier habe«.

»khun ao mai«, fragt er mich. »Willst du welches haben?«

»Na, klar«, teile ich ihm mit, »bia Singh song kuat yai«, Singha Bier, zwei grosse Flaschen - man weiss ja nie.

Er sagt mir das zu, und dass er mir das Bier auf das Zimmer bringe werde. Es dauert tatsaechlich nicht lange, und er erscheint mit dem Gerstengetraenk. Der Preis ist deutlich gestiegen, aber was soll's. Schliesslich waere es mir peinlich gewesen, der Thailaenderin meiner Wahl auch noch gestehen zu muessen, dass es mir nicht gelungen sei, etwas Alkoholisches aufzutreiben.

Waehrend ich schon mal eine Flasche aufmache, und mir ein Glas einschenke, laeutet mich die Thailaenderin meiner Wahl an. Wir koennten uns zum Essen bei den »gatoey« treffen.

An der Ecke soi 11/ 1, Sukhumvit, werkeln einige der Herren-Damen, und kochen ein hoellisch scharfes Essen.

Das liege daran, hat mir die Thailaenderin meiner Wahl erklaert, dass thailaendische Frauen praemenstruell scharfes Essen lieben. Da die gatoey, also die »Damen der zweiten Kategorie«, staendig Hormone schlucken, seien sie halt permanent auf dem Chili-Trip.

Wir essen eine Pilzsuppe und som tam, was in Muenchen einen Alarm in der Feuerwache aufgeloest haette. Man serviert dazu Bier in Cola-Glaesern. Da aber die Preise dafuer auch hier deutlich angezogen haben, gehen wir doch rueber in die soi sanug. Dort treffen wir Freunde, die alle ihre Cola-Becher in der Hand halten und schon recht aufgedreht sind.

Da die Thailaenderin meiner Wahl noi und vor allem Frau nuu, sozusagen Hinz und Kunz, kennt, die von irgendwoher Whisky besorgen, wird es ein ganz lustiger Abend.

Als der ziemlich beschwipste farang und die vor ihm hin- und hertanzende Thai-Lady auf der soi 11/ 1 zum Hotel zurueckkehren, sitzen vor dem Restaurant drei Polizisten bis an die Zaehne bewaffnet und passen mit grimmigem Blick auf, dass alle Regeln des Wahl-Vorabends eingehalten werden.

Sie zeigen sich dann aber doch belustigt ueber den T-Shirt-Spruch:

»arom sia mai mii mia«.




Da es in Bangkok gestern eigentlich keinen Alkohol gab, ist es mir schleierhaft, warum ich beim Aufwachen einen so schweren Kopf habe. Die Thailaenderin meiner Wahl hat sich in die Zudecke gerollt und zeigt nur einen Teil ihres langen, schwarz glaenzenden Haares und eine Woelbung, da wo sich ihr Hinterteil befindet. Fuer mich ist von der Zudecke keine Ecke uebrig geblieben, und da die Air-condition noch laeuft stehe ich schon mal auf, um sie auszuschalten, und um mir einen Kaffee zu machen.

»tam hong dai mai«, »Soll das Zimmer gemacht werden?« klopfen die Zimmermaedchen gnadenlos an die Tuer. Eigentlich bin ich ja nach einem Schall-Trauma, das ich bei der Bundeswehr erleiden musste, schwerhoerig, und so kann ich nicht verstehen, warum ich mitbekomme, dass die Maedels so krakeelen.

»mai dai«, »Nein«, schreie ich zurueck und bin froh, wenigsten nicht aphon zu sein, also meine Stimme noch zu haben scheine, die die Bangkokianer heute abzugeben gedenken.

Die Thailaenderin meiner Wahl ist von dem Laerm wach geworden. »kii mong laeo«, will sie heiser und schlaftrunken wissen. »Wie spaet ist es?«

»bai saam mong kwah«, »Nach drei Uhr nachmittags«.

Eigentlich habe ich vor, die Gelegenheit, da sie schon mal wach zu sein scheint, zu nutzen und meinen Anspruch auf einen Teil der Zudecke klar stellen.

Zunaechst aber trinke ich meinen Kaffee, dusche und nutze andere Gelegenheiten.

Irgendwann spaeter bekommen wir dann Hunger und beschliessen, heute wieder im Biergarten zu essen. Dort ist erstaunlich wenig los. Nur einige wenige farang und Ladies sitzen gelangweilt vor Cola- Dosen oder Wasserglaesern.

»wan nii mai mii khon«, jammert unser Lieblingskellner.

Ganz klar, meine ich. »phuu ying mai suuai ta mai mii lao«, »Die Maedels sind halt nicht schoen, wenn es keinen Alkohol gibt«.

»chai chan mai suuai«, jammert jetzt die Thailaenderin meiner Wahl. »Richtig, und ich bin auch nicht schoen«.

Ich beruhige sie, indem ich erklaere, sie sei heute ausgesprochen schoen, darueberhinaus noch sehr sexy. Da wir zum Essen keinen Alkohol trinken koennen, setzen wir uns nicht an die Bar, sondern an einen Tisch und bestellen tom yam gung, eine scharf-saure Shrimps-Suppe und wieder laab muu, gebratenes Schweinehackfleisch mit Zitronensaft auf Endiviensalat.

Ich zeige mich erstaunt, dass sie so oft laab muu isst. Es gibt doch auch noch laab gai, mit Huehnerfleisch, oder laab phed, mit Entenfleisch, erklaere ich. »mii laab luead duai, fuegt sie lachend hinzu. »Es gibt es auch noch blutig«.

Zwar verstehe ich den Zusammenhang nicht, aber ich zeige mich nicht erstaunt. Schliesslich kann man auch Tartar essen und hier im Biergarten, wo Schweizer Speisen serviert werden, sogar bestellen, erklaere ich ihr.

Diesen »khun baa- Blick«, »Du bist verrueckt«, kenne ich schon zur Genuege. Ich zeige ihr die Speisekarte, und fuer diesmal laesst sie es gut sein.

Nach unseren ueblicherweise getrennten Wegen an den Nachmittagen und den Abendstunden, verabreden wir, uns in der Karaoke-Bar in der soi 3, Sukhumvit, nicht weit weg von ihrem Zuhause, zu treffen.

Etwas vor 23 Uhr tauche ich auf und wundere mich gar nicht darueber, dass es von ihr noch nichts zu sehen, geschweige denn zu hoeren gibt, denn Puenktlichkeit ist nicht ihr Ding.

In einer Karaoke-Bar haengen die ThailaenderInnen ihren Traeumen, aber auch ihren Herz/ Schmerz - Gefuehlen nach, indem sie sich Lust und Leid von der Seele singen. Das ist fuer unsere Ohren oft gar nicht so einfach.

Es kann auch vorkommen, dass das sonst so lustige Voelkchen anfaengt zu weinen, wenn einer der oghag-, Herz/ Schmerz- Songs ihre Situation schildert.

Dagegen bin ich gefeit. Helden leiden einsam, und so will mich schon mal setzen.


Seit 18 Uhr, nach Abschluss der Wahl, gibt es keinen Alkohol-Bann mehr, aber der Wirt weigert sich, mir etwas Prozentiges zu servieren. Aus langer Erfahrung weiss ich, dass es wenig Zweck hat zu argumentieren, also stehe ich wieder auf und stelle mich vor das Lokal. Die Thailaenderin meiner Wahl erscheint dann doch nicht allzu spaet, wieder die nong saao im Schlepptau. Als ich ihr das Weigerungsverhalten des Wirtes mitteile, sagt sie nur einfach: »Dann gehen wir eben in das Nachbarlokal«.

Hier gibt es tatsaechlich wieder etwas Anstaendiges zu trinken. Essen wollen die Damen nichts, was aber nichts heisst. Nach einer Weile bestellen sie so viel, dass der Tisch mit Tellern und Schuesseln voll gestellt ist, und ich Muehe habe, einen Platz fuer mein Bierglas zu ergattern.

Die Bier- und Whisky- Flaschen werden auf einem Beistelltisch deponiert.

Die Thailaenderin meiner Wahl klaert ihre nong saao weiter auf, was bedeutet, dass die Damen mich ab und zu so eigenartig anschauen.

Nach und nach erscheinen Freunde und Bekannte aus der Umgebung, um uns zu begruessen oder Lebewohl zu sagen. Beim Abschied lassen sie aus Bequemlichkeit ihre leere Flasche auf dem Beistelltisch stehen, was meiner Rechnung Fuelle verleiht.

Zwei gatoey, die zum Lokal gehoeren, gesellen sich zu uns, und ich kann von ihren gespreizten Bewegungsablaeufen nicht genug bekommen. Bulli Herbig koennte denen wahrscheinlich so einiges abgucken.

Die Damen bestellen ihre Lieder, die Mikrophone werden gebracht, und mein Leiden beginnt, von dem ich noch nicht einmal singen kann.

Um der Nacht einen wuerdigen Abschluss zu verleihen, fahren wir mit dem Taxi in die soi sanug.

Die ueblichen Rituale beginnen erneut: Meine Lieblingsbedienung ueberprueft ihre anatomischen Kenntnisse an meinem maennlichen Koerper, die Thailaenderin meiner Wahl schuettet den ersten Schluck Whisky auf den Strassenbelag, ich erklaere der nong saao, dass ich als farang Lehrer-Qualitaeten habe, allen, die mir etwas andrehen oder wegnehmen wollen, teile ich mit, dass ich als Geldautomat »temporarily out of order« sei.


Die Lieblingsbedienung will wissen, wo wir waren. Als sie erfaehrt, dass wir in einer Karaoke-Bar waren, fragt sie scherzhaft, ob ich denn auch etwas gesungen habe. »Nein«, teile ich ihr mit, da ich die thailaendische Sprache nicht »kaeng«, solide genug, spreche. Hier schaltet sich die Thailaenderin meiner Wahl ein, die bisher hauptsaechlich ihrem Whisky-Konsum hat Aufmerksamkeit zukommen lassen.

In ihrem Dorf werde Kindern, die sprachbehindert sind, »hii muu« gegrillt vom Rost serviert, und das solle ich eben auch essen. Die Thailaender fangen an zu lachen, eine Thailaenderin zeigt sich allerdings stoerrisch, schaut mich aber interessiert an, und wir Auslaender wollen jetzt wissen, um was es hier eigentlich geht.

Nun, »hii« bedeutet, na, sagen wir, »Muschi«, »muu« bedeutet Schwein, und die stoerrische, aber mich interessierte musternde Thailaenderin heisst »muu«.

Jetzt kann man sich doch einen Reim darauf machen, oder?
 
        #5  

Member

... fängt gut an, bin gerne dabei ... ;)
 
        #6  

Member

bin schon sehr gespannt wie es weiter geht:)
 
        #7  

Member

@norbert, schön und gut geschrieben, kann meine Thaikenntnisse wieder auffrischen und ergötze mich an den sprachlichen Nuancen.

Gruß Piper
 
        #8  

Member

Dies sind nicht meine Erfahrungen, sondern die Erlebnisse von Bernd, einem Rentner aus D, der nach 42-jähriger Ehe, nach dem Tod seiner Frau, in Bangkok seine Lebensfreunde wiedergefunden hat. Er ist im Oktober 2016 verstorben und hatte eine wunderbare Website betrieben. Seinen besten Bericht, das "Tagebuch", habe ich abspeichern können, bevor die Website offline ging. Mit Erlaubnis der Moderatoren veröffentliche ich hier seine Erlebnisse. Er hatte sich voll in das Leben in Thailand integriert und konnte sich auch leidlich gut in der Landessprache verständigen. Aber vor allem hatte er keinerlei Illusionen über die Rollen, die jeder von uns spielt, wir, die wir nach TL reisen, und sie, die uns mit offenen Armen empfangen. Er hat die Lebensweisheit der Thais angenommen: wir leben heute, und die Vergangenheit sowie die Zukunft sind irrelevant. Vielleicht ein Vorbild für uns alle...

Das Forum von Bernd ist übrigens noch online, leider ist aber der erste Beitrag dieses threads, in dem sich die Links befunden hatten und in dem auch Alles erklärt wurde, im Zuge der "Übersiedlung" nach "Reiseberichte für alle" vom Mod (versehentlich?) gelöscht worden, und ich finde den Link nicht mehr.

Hier nun die Fortsetzung...
 
        #9  

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SOI SANUG
Kapitel 5


"Das Problem in der heutigen Zeit ist wohl, dass man ohne bestimmte Dinge relativ hilflos geworden ist. Die eine kommt in Panik, wenn sie die Pille nicht findet, die andere wird nervoes, wenn sie die Brille, die sie auf die Stirn geschoben hat, sucht. Der eine kann ohne sein Blueberry nicht mehr existieren und der andere, naemlich ich, ist aufgeschmissen, wenn er keinen Zugang zum Internet hat.

Mein Hotel in Bangkok, das Business Inn, bietet so ziemlich alle Annehmlichkeiten, die einem das Leben als Tourist ertraeglich machen, aber keinen hot-spot. So muss ich denn in ein Internet-Cafe gehen. Das kostet 1 Baht pro Minute, hat aber den Nachteil, dass es, wenn ich ausserdem meinen Lap-Top benutzen will, ziemlich teuer wird. Den Vorteil will ich auch nicht verschweigen. Falls die Thailaenderin meiner Wahl mich mal anruft, und ich gerade mit der Nachmittags- Gastarbeiterin cartoons anschaue, kann ich immer behaupten, dass ich gerade im Internet-Cafe das europaeische Fernsehprogramm checke.


Die Thailaenderin meiner Wahl hat so gegen 16 Uhr schon mindestens ein Auge geoeffnet als ich ihr erklaere, dass wir nach den ueblichen Verrichtungen, die meist mit einem gemeinsamen Duschen beginnen oder enden, zum Essen ins Old-German-Beerhouse, soi 11, Sukhumvit, gehen werden, da ich dort einen freien Internetzugang habe.

Sie kennt das schon und nimmt es gelassen zu Kenntnis, meint allerdings: »no time for work«, dreht sich um und zeigt mir ihren Ruecken. Das kenne ich allerdings auch schon und mache meine Trickkiste auf.

Was sie nun gar nicht leiden kann ist, wenn ich ihr mit spitzen Fingernaegeln das Rueckgrat entlang kratze. Sie ist sofort hellwach, jammert: »kan«, »das krabbelt«, versucht sich mit ihren Krallen durch Kratzen Erleichterung zu verschaffen und schreit gleich darauf: »ao iik«, »mach weiter«.

Das mache ich natuerlich nicht, denn ich habe ja etwas vor und kommentiere ihre Aktivitaeten nur mit: »ap naam dii kwaa«, »duschen ist besser«.

Dazu kommt es ja dann auch. Wir kleiden uns dann spaeter an und gehen ins besagte Lokal. Waehrend ich mich schon mal im Internet anmelde, bestellt sie: Glasnudelsalat mit Shrimps und kao tom muu, Reissuppe mit Schweinefleisch, fuer sich, was ein ziemlich sicherer Hinweis darauf ist, dass der letzte Whisky wohl doch zu viel war.


Obwohl es sich hier bei diesem Lokal um eine germanische Enklave handelt, koennte ich sie wohl kaum dazu bewegen, etwas von dem deutschen Essen zu kosten.

Zwar versichern wir uns gegenseitig mit dem Frage-/ Antwort-Spiel: »aroi mai«, »schmeckt's« - »aroi«, dass es schmeckt, aber daran, dass wir das Essen ziemlich vollstaendig auf dem Teller lassen, ergibt sich, dass dem ganz offensichtlich nicht so ist. Mein Salat ist einfach nur sauer, und ihre Suppe bleibt ungewuerzt, weil es uns erstens nicht gelingt, den Ober wieder an den Tisch zu rufen, und zweitens, weil er, als ich ihn persoenlich an der Theke abhole und zum Tisch geleite, es nicht rechtzeitig schafft, den Wuerz-Set, der nun einmal zu einer kao tom gehoert und aus Fischsauce, Zucker, Zitronensaft oder Essig, Chilipulver besteht, an den Tisch zu bringen. Sie verabschiedet sich relativ missmutig von mir, um ihrer Wege zu gehen, und ich bleibe noch etwas ueber eine Stunde im Internet.


Zurzeit beschaeftige ich mit dem Thema »Gewichtskontrolle«, denn ich muss abnehmen. So surfe ich dann mittels google.de durch die Welt der Diaeten und denke belustigt an die Thailaenderin meiner Wahl, der bisweilen auch der Guertel zu eng wird. Sie ist felsenfest davon ueberzeugt, dass Meeresgetier dick mache, und dass das beim Schweinefleisch nicht der Fall sei. So bestelle ich dann meistens »talee«, sea-food oder aehnliches und sie Gerichte mit Schweinefleisch. Den meisten Erfolg beim Abnehmen sieht sie aber daran, dass sie den Whisky nicht mit Sodawasser mischt. So besteht ihr »set« in der soi sanug neben dem Plastikeimer voller Eiswuerfel, aus Trinkwasser, Whisky und zwei Glaesern. Dann trinkt sie zunaechst einen kleinen Schluck Whisky pur und einen groesseren von dem Trinkwasser. Vermutlich verwechselt sie aber gelegentlich die Dosierungen, denn es kann schon vorkommen, dass sie Whisky nachbestellt, aber noch immer Wasser in der Flasche ist.

Sodawasser gilt uebrigens als Alkohol. Nach 02.00 Uhr nachts darf nichts Prozentiges mehr ausgeschenkt werden. Praktischerweise werden dann die Bier- und Whiskyflaschen in Zeitungspapier eingewickelt serviert und eben die Sodawasser-Flaschen auch.

Um dem weiteren Verlauf des Abends Gestalt zu geben, habe ich vor, mal wieder im Biergarten vorbei zu schauen, wer von meinen KumpelsThe Tunnel da ist, was der weibliche Nachwuchs so macht und ob ich vielleicht die Nachmittags- Gastarbeiterin treffe. Anrufen will ich sie nicht, denn falls sie bei sich zu Hause ist, muss ich dann stundenlang warten und kann in der Zwischenzeit kaum etwas unternehmen.


Vorsichtshalber gehe ich erst in mal im »Tunnel« vorbeischauen. Dabei handelt es ich um eine klang soi, Nebengasse, die die soi 5 mit der soi 7 am Biergarten vorbei verbindet. Mitunter sitzt die Thailaenderin meiner Wahl mit ihren Thaifreunden hier, um bei einem Bier die neuesten Isaan-Stasi- Nachrichten auszutauschen.

Der Weg fuehrt mich an einem relativ neuen Lokal vorbei, dass sich »Country-Road« nennt und aufgemacht hat, nachdem in der soi 19 das Gebaeude, in dem sich das »Country-Road II« befunden hatte, abgerissen worden ist. »Jambalaya« erklingt gerade, und da muss ich doch einfach mal reinschauen. Kaum bin ich durch die Tuer und habe mich noch nicht an die Dunkelheit im Inneren des Lokals gewoehnt, als mich ein freudiger Aufschrei begruesst. »papa«, schallt es ueber die Verstaerkeranlage. khun Bob, der sich Buffalo nennt und einer der besten Gitarristen ist, die ich kenne, verlaesst sein Platz auf der Buehne, um mich willkommen zu heissen. Die Gitarre noch um den Hals haengend umarmt er mich, und ich erwidere die Umklammerung. Er waere ja beinahe mein Schwiegersohn geworden. Aber das ist eine fruehere Geschichte.

Er begibt sich wieder auf die Buehne, und ich schnappe mir eine attraktive Bedienung, die ich noch von dem alten Lokal her kenne und bestelle fuer sie und mich die Getraenke. Waehrend wir uns so betrachten, wie die Jahre doch einen Menschen veraendern koennen, komme ich nicht umhin festzustellen, dass sie entweder etwas zugenommen hat, oder dass ihre Bluse zu eng ausgefallen ist. Falls es Uebergewicht ist, sitzt es bei ihr an der richtigen Stelle. Ich sage es ihr, sie freut sich sehr darueber, und wir plaudern ueber die alten Zeiten.


Die Thailaenderin meiner Wahl ruft spaeter an. Ich teile ihr mit, wo ich mich befinde. Wir treffen uns vor dem Biergarten und schlendern gemeinsam in die soi sanug, wo wir alte Freunde treffen und neue kennenlernen werden.

Bleibt nur noch zu erwaehnen, dass es in der soi 13 keine Toilette gibt. Man muss in die »Buesche«. Fuer Maenner ist das kein so grosses Problem, fuer die Maedels schon. Die Thailaenderin meiner Wahl will da ihre eigene Methode zeigen und etwas angeheitert meint sie: »tam buun«, »Ich werde zu Buddha beten«. Um das zu demonstrieren, hockt sie sich mit ihrem kurzen Roeckchen auf die Strasse, faltet die Patschhaendchen wie zum Gebet und verbeugt sich andaechtig. Natuerlich lasse ich einen lauten Protestschrei los. Erstens damit sie ihr Geschaeft nicht vor allen Leuten verrichtet, und zweitens, weil sie fast von einem Taxi ueberfahren worden waere.



Ihr »mobile« meldet sich staendig. Zwar weiss ich nicht, um was es bei den Gespraechen geht, aber ich bin ganz beruhigt, da es offensichtlich keine Nebenbuhler sind, denn sie staucht die Anrufer auf Kambodianisch zusammen. Jedenfalls hoert es sich fuer mich so an.

Die Zimmermaedchen wollen schon wieder wissen, ob das Bett gemacht werden soll, und draussen auf der Strasse versucht ein Mikrofon bewaffneter Obsthaendler seine Ware loszuwerden. Eine Hektik ist das wieder so am fruehen Morgen.

Also, an dem sind wir eigentlich erst ins Bett gekommen, und jetzt ist es schon wieder nach 16.00 Uhr.


Heute gehen wir mal ins Foodland, soi 5, Sukhumvit, essen. »tuuk lae dii« steht ueber der Speisekarte und das bedeutet »preiswert aber gut«, und es stimmt tatsaechlich. Es gibt eine gut gemischte Auswahl an farang- und Thai-food. Am liebsten setzen wir uns gegenueber den Koechinnen an die Theke, um ihnen auf die Finger zu schauen. Wir haben beide Interesse daran, von denen etwas zu lernen. Sie will demnaechst heiraten, aber Gott-sei-Dank nicht mich, und bei mir ist es reiner Ueberlebenswille.

Waehrend des Essens nervt sie mich schon wieder, weil ich ihr doch zum Geburtstag versprochen hatte, in der soi 10 etwas Gueldenes zu kaufen. Ich habe Zeit, teile ich ihr mit, denn so lange ich mein Versprechen noch nicht eingeloest habe, strenge sie sich wenigstens an. Das kommentiert sie mit einem vergnuegten Lachen. Wir geniessen unser Thai Essen und bewundern die geschickten Bewegungsablaeufe der kochenden Frauen. Um sie von dem Gold-Thema abzulenken, erklaere ich ihr einige der farang- Rezepte und sie revanchiert sich mit den thailaendischen Varianten.

Besser sei es allerdings, moeglichst schnell etwas zu kaufen, denn der Goldpreis steige taeglich, meint sie abschliessend mit dem deutlichen HinweisDendrobien darauf, dass das Thema noch lange nicht abgeschlossen ist. Das sei wie mit dem Benzin, sage ich. Staendig werde es teurer, aber das mache mir nichts aus, denn ich tanke sowieso immer nur fuer 50 Euro.

Sie rammt mir lachend ihren Ellbogen in die Rippen, und unsere Wege trennen sich hier wieder.


Da ich schon mal im Foodland bin, gehe ich rueber zum Blumenstand, um einige Rispen der Dendrobien zu kaufen. 30 Baht kostet hier ein Strauss dieser violettrot-weissen Orchideen, die ich auf dem Hotelzimmer in einer Vase, die ich aus einer abgeschnittenen Plastikflasche herstelle, arrangieren werde. Ein wenig Romantik kann nicht schaden, obwohl sie an Blumen nur interessiert waere, falls sie aus reinem Thai-Gold bestuenden. Anderes Gold, zum Beispiel aus Schweizer Herstellung, ist fuer sie uebrigens »not real«. Davon ist sie unerschuetterlich ueberzeugt.

Dazu muss man halt wissen, dass Gold fuer sie nicht nur Schmuck oder Statussymbol, sondern auch Lebensversicherung bzw. Depot- Guthaben ist. Der Goldschmied verkauft sein Gold zu einem festen Preis, den er mit Kreide draussen am Fenster wie an der Boerse notiert, ohne dass das Design den Preis beeinflusst. Allerdings sind die Stuecke mit seinem Stempel versehen, und die Damen koennen sie bei ihm wieder zu Bargeld machen oder umtauschen, gegen einen entsprechenden Abschlag, freilich. Deswegen gehen auf dem Gebiet der Sukhumvit auch so viele Goldstuecke »verloren«, wenn der farang wieder zuhause ist.

In der soi 11 geselle ich mich dann zu den Damen, die an einer Art Rampe sitzen, auf farang- Fang sind, die Passanten beobachten und ihr Gehabe kommentieren, um etwas zu flirten und um meine Thai- Kenntnisse aufzupolieren.

Das waere im Land der Leitkultur doch voellig unmoeglich, dass sich ein aelterer Mensch so auffuehrt. »Hat das Altenheim heute wieder Ausgang?« koennte es dann heissen, oder noch schwachsinniger: »Verhalte dich gefaelligst altersgerecht«.


Dieser Gedanke laesst mich ueberlegen, wie ich denn meinen Lebensabend, der wie immer heute schon beginnt, designe. Dazu bedarf es professioneller Hilfe.

Von der soi 11 aus gehe ich etwas frueher ueber die soi 11/ 1 zur soi sanug, denn erstens moechte ich den an der Ecke werkelnden gatoey nicht in die Arme laufen. Er/ sie/ es kommt nach Mitternacht und hat heute Geburtstag, und das koennte fuer mich sehr teuer werden. Und zweitens sitzt vor der soi 13 eine »moo duu«, eine Wahrsagerin, die ich schon immer mal aufsuchen wollte. Da die Thailaenderin meiner Wahl noch nicht gekommen ist, gehe ich gleich zur moo duu. Wir begruessen uns freundschaftlich, denn wir kennen uns schon lange. Gluecklicherweise ist ihr Klientenplatz mal frei. Ich setze mich also und sie fragt mich, wie es mir denn so ginge. Das sollte sie eigentlich wissen, witzle ich, sie laesst das aber kalt. Sie legt ihre Tarot- Karten auf den Tisch und ich 100 Baht, und fort fuehrt sie mich in eine verheissungsvolle Zukunft.


Aus den Augenwinkeln heraus bemerke ich, wie die Thailaenderin meiner Wahl angekommt, an unserer Ecke in der soi sanug Platz nimmt und staendig fragend interessiert herueberschaut. Auch ich habe die Gabe der Prophezeiung, und ich kann voraussagen, dass sie mich nachher nerven wird, um zu erfahren, was die »moo duu« mir denn so erzaehlt habe.

Genauso kommt es dann auch. Ich fuehre ein glueckliches Leben, habe die Dame gewahrsagt, werde immer ueber ausreichende Geldmittel verfuegen, um nach Thailand zu kommen. Ich werde keinesfalls wieder heiraten, der Thailaenderin meiner Wahl dieses Mal etwas Goldenes zum Geburtstag schenken und mir jetzt ein Bier und ihr einen set Whisky bestellen.

Mit diesen Zukunftsaussichten koennen wir beide leben.Business Inn Hotel

Der Rueckweg zum Hotel ist laenger als gewohnt, denn die Thailaenderin meiner Wahl nutzt die gesamte Buergersteigbreite aus. Die gatoey haben zu meinem Glueck ihren Essensstand schon geschlossen, und um den Abend zu beenden bzw. den Morgen zu begruessen, setzen wir uns noch an einen Tisch vor dem Restaurant des Hotels, um einen letzten Schluck zu nehmen und mit den so neugierigen Service-Maedchen zu ratschen. Denen muss die Thailaenderin meiner Wahl doch gleich mitteilen, dass ich versprochen habe, mit ihr in die soi sip, soi 10, zu gehen. Die Maedels verstehen den Hinweis und betrachten fast neidisch meine schon jetzt so Gold bestueckte Begleiterin.

»khun pen paeng«, »Du bist teuer«, und in Abwandlung des Foodland- Spruches freut sie sich: »chai«, ja, »expensive but good«.

Na, wo sie Recht hat, hat sie Recht,


… wenn sie nur nicht tang kii kiat, so faul waere!"
 
        #10  

Member

Hallo @norbert,

sehr gute Idee, das Vermächtnis von Bernd hier am Leben zu erhalten. Top geschrieben mit viel Humor und Selbstironie. Da können einige Thailandurlauber noch etwas lernen.
Ich freue mich auf die Fortsetzung.

Gruß Joker
 
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