Thailändisch lernen

Ein misslungener Raubüberfall

        #1  

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Zeit: Mai 2009 am frühen Nachmittag
Ort: Pattaya Central Road

Manches mal liest man in Berichten über Dinge und Vorfälle, bei denen man einfach nur mit den Ohren schlackert – und das Ganze aber schnell wieder verdrängt – weil: „ So was passiert mir doch nicht“.

Mir doch nicht?

Die beste aller Mia Luang’s und ich waren mit dem Chopper zum Floating-Market bei Pattaya gefahren. Diese Örtlichkeit ist immer wieder einen Besuch wert. Insbesondere auch deswegen, weil man dort einheimische Artikel zu akzeptablen Preisen einkaufen kann. Und selbiges taten wir auch reichlich.
Es galt, das Apartment etwas wohnlicher zu gestalten.
Schlussendlich habe ich mir dann meinen schweren, mit Echtholzartikeln gefüllten Rucksack vor die Brust gehängt, damit Mia sich einigermaßen bequem an die Sissybar lehnen konnte.
Sie selber hatte auch beide Arme voll mit einem großen Papierkorb in der Linken, einem nicht weniger großen Sofakissen in der Rechten und einen kleinen Rucksack auf dem Rücken.

Dann zurück auf der Sukhumvit Road Richtung Pattaya und an der Abfahrt Pattaya Klang abgebogen auf die Central Road in Richtung Stadtmitte.
Reichlich Verkehr auf der vierspurigen Fahrbahn in beiden Richtungen.

Plötzlich spüre ich Mia’s Hand an meinem Hals (wohliges Gefühl) und gleichzeitig ruft sie meinen Namen.
Hääää?
Kurze Irritation. Wieso kann ich ihre Hand an meinem Hals spüren, wenn sie doch beide Arme voll hat – und wieso brüllt die gleichzeitig meinen Namen??

Ich schaue nach rechts – und sehe so einen Thailümmel auf seinem Skooter neben mir fahren – und mit seiner linken Hand an meiner Halskette zerren. Geschätztes Alter so zwischen 20 und 30 mit einem kleinen Ziegenbärtchen am Kinn.

Sch….!!! Der will meine Halskette klauen.

Ich fahre gedankenschnell eine große Welle nach links, der Typ lässt nicht los – die Halskette (Erbskette und Deutsch) hält, weil sie nicht mit dem thaitypischen W-Verschluß gesichert ist, sondern ein solides deutsches Schloss hat.

Die Folge:
Da der Trottel nicht loslässt, mein Kettenschloss aber hält, sein Moped naturgemäß geradeaus fährt, ziehe ich ihn von seinem Moped – er stürzt auf die Straße.
Kurze Reaktionszeit, bis ich das alles verdaut habe. Wut kommt in mir hoch. Ich fahre links ran und parke das Bike am Straßenrand. Hinter mir stockt der Verkehr, weil die direkt Nachfolgenden natürlich gesehen haben was passiert ist. Menschliche Tugend - Neugierde – und gespannte Erwartungshaltung – was denn nun wohl passiert.

Mia schreit mir zu, ich soll weiterfahren, die Typen?? Könnten ja bewaffnet sein und schießen.
Ich kann aber nicht.
Meine Halskrause schwillt vor lauter Zorn und Wut ob des Geschehenen. Ich renne zum Tatort und sehe, wie dieser Badeschlappen belatschte, langhosige Typ versucht, sein Moped wieder zu starten. Aber der Kickstarter hat wohl beim Sturz was abbekommen – er funktioniert nicht.

Ich (1,85 m groß und 95 Kilo schwer) stürme auf ihn zu und brülle vor Wut auf Englisch, was ich mit ihm zu tun gedenke, reiße mir gleichzeitig den schweren Rucksack von der Brust und treffe ihn mit voller Wucht an Schulter und Kopf.
Das Moped fliegt nach rechts, der Typ nach links- und ich, vom Schwung getrieben, nach vorne.

Plötzlich realisiere ich, dass auf der Fahrbahn in Gegenrichtung ebenfalls ein Moped steht, auf dem zwei Typen sitzen, die dem am Boden liegenden Kerl auf Thai irgendetwas zubrüllen.
Bevor ich jetzt nochmals mit dem Rucksack ausholen kann, rappelt der Kerl sich auf und schwingt sich hinter die beiden anderen Typen aufs Moped – und weg sind sie.

Jetzt steh ich da mit meinem dicken Hals – und einem Moped auf der Fahrbahn. Gott sei Dank stockt der Verkehr hinter mir immer noch – auf der Gegenfahrbahn im Übrigen ebenso, alles schaut wie bei ARD und ZDF – in der ersten Reihe. Auch auf dem Bürgersteig auf unserer Straßenseite hat sich reichlich Publikum angesammelt und diskutiert den Sachverhalt.

Ich hebe das Moped auf und schiebe es neben meinen Chopper an den Straßenrand; den linken Badeschlappen des Typen lasse ich für die Stadtreinigung liegen.

Mia steht da wie ein Häufchen Unglück und heult und umarmt mich. Jetzt merke ich auch, wie ich am ganzen Körper zittere – vor Wut und Enttäuschung.

Ein paar Farangs aus den Pkws hinter mir haben inzwischen einen Mopedpolizisten angehalten und zu uns geschickt. Mia erzählt – schnatternd wie ein Maschinengewehr – die Geschichte auf Thai. Er hört sich das an –
und verlangt von mir erstmal meinen Führerschein und den Kontrakt für das Motorrad. Ich bin einigermaßen sprachlos – hab aber zwischenzeitlich gelernt, mein Mütchen zu kühlen und keine dummen Fragen an die thailändische Obrigkeit zu stellen.

Dann untersucht er das Moped. Kein Nummernschild vorhanden. Als er aber die Sitzbank öffnet, kommt ein Nummernschild zum Vorschein. Er notiert sich die Daten, telefoniert mit seinem Handy – und lässt mir dann ausrichten, ich möge mich auf dem Polizeirevier an der Beach Road einfinden, um dort den Sachverhalt nochmals zu protokollieren.

Das war’s?
Auf der Wache nimmt man alles nochmals zu Protokoll, lässt mich unterschreiben, händigt mir eine Blaupausenkopie aus und erwähnt nebenbei, dass dies bereits der 5. bekannt gewordene Versuch an diesem Tag sei.
Allerdings wohl auch der letzte, weil der Typ – erstens im Moment kein Moped mehr hat (bis er sich wahrscheinlich ein nächstes klaut) und - zweitens sicherlich nicht ganz schmerzfrei ist, denn so ein Sturz bei 50 km/h und der Bekleidung, die er angehabt hat, tut weh. Sehr weh.
(Das gönn ich ihm im Übrigen auch)

Des Weiteren ermahnt man mich, zukünftig Aktionen der Selbstverteidigung zu unterlassen. Das sei zu gefährlich.
Mag ja sein, und ich habe Mia auch versprochen, zukünftig vernünftiger zu sein.
Aber ich kann nun mal nicht über meinen eigenen Schatten springen. Dem Grunde nach bin ich kein Heißsporn und eher nicht aus der Ruhe zu bringen. Aber wenn die Klappe erst mal gefallen ist – das heißt – die Grenze der Duldsamkeit reichlich überschritten wurde, dann reagiere ich nicht mehr rational. Dann gibt es nur noch – wie sagt man so schön – entweder Sieg oder Blut an der Latte.

Was habe ich nun daraus gelernt?
Ergänzend sei erwähnt, dass ich nicht zu dem Typ Mann gehöre, der seine schwere goldene Halskette offensichtlich auf dem üppigen, hemdfreien Brustflokati präsentiert.
Ich bedecke mein „Geschmeide„ immer mit dem T-Shirt oder Hemd und trage es auf der mäßigst behaarten Brust. Trotzdem müssen diese Typen wohl am Halsansatz die Kette erkannt und für wertvoll befunden haben.

Da mir die Hilfestellung der Polizei eher als Alibifunktion erschien – und ich auch keine konkreten Nachfolgehandlungen von ihnen erwarte – bin ich am nächsten Morgen zur Beach Road gefahren und hab mir dann auf Höhe von Mikes Mall einen Elektroschocker gekauft. 700 Baht. 1800 Volt. Aufladbar an jeder Thaisteckdose.

Auf meine Frage, was denn passiert, wenn ….. sagte der Verkäufer grinsend: Him sleep.

Damit hab meiner Mia gegenüber auch mein Versprechen eingelöst – ich bin vernünftiger und gehe bei ähnlichen Ereignissen nicht mehr - mit leeren Händen - in die Offensivverteidigung. Man hat ja nicht jedes Mal einen Rucksack mit schweren Holzaschenbechern und so bei sich.
In diesem Sinne

Schock dee
 
        #2  

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das ist die gute deutsche wertarbeit die hält was sie verspricht.bei mir haben sie es auch mal versucht.aber das ging für die jungs aber gehörig ins auge:hehe:.der schlagring und die stahlrute erfüllten ihren zweck sehr gut um4 uhr morgens auf der beach road.ich hab mit diesen dingen kein problem.gehe immer mit meinen kleinen freund auf die piste.man weiss ja nie .was auf einen zukommt.
 
        #3  

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Heftig,heftig - wird immer schlimmer in Pattaya ... Haste dennoch glück im unglück gehabt - denn wenn er oder ein kollege nen revolver zieht und ballert,kann es ganz böse ausgehen ...:shock: ...

so long Jens
 
        #4  

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Da hast Du echt schwein gehabt, nen Handgemenge unter 2 Fahrern...Ihr hättet auch beide stürzen können und welch ein gluck das nicht ein anderer Thai ...kumpel oder nicht dazwischen gegangen ist...hätt auch locker ne Schlägerei werden können.

Ich bin zwar net so groß wie Du, kann aber aus erfahrung sagen das ich Ihm gleich eine verpasst hätte

Super idee mit dem Schocker, der nächste Räuber legt sich dann erstmal schlafen ;-)
 
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