Thailändisch lernen

Pattaya Pattayas historische Entwicklung (Presseartikel)

        #1  

Member

Ich stelle hier ganz exklusiv in meinem Heimatforum Thailandreport ein paar der von mir verfassten Presseartikel ein, wie sie in den letzten Monaten publiziert wurden.
Weise ausdruecklich darauf hin, das Wiedergabe und Weiterverbreitung, auch auszugsweise - ohne meine ausdrueckliche Genehmigung ein Verstoss gegen das Urheberschutzrecht darstellt und auch verfolgt wird. Viel Spass beim Lesen und hoffentlich langweilt euch mein "Wiedergekautes" nicht, in Foren ist es bisher nie erschienen!
© 2008 abstinent



Pattaya, wohl der weltweit bekanntester Urlaubsort Thailands, verdankt seine eigentliche Gründung einer eher militärischen Begebenheit. Im Jahre 1767 flüchteten Phraya (thail. Adelstitel) Thaksin und seine Soldaten vor den Burmesen, welche gerade im Begriff waren, die Hauptstadt Ayutthaya zu überrennen und zu zerstören. Hier machte man damals Station auf dem Wege zum Fluchtpunkt Chantaburi.Tuppraya, die erste Bezeichnung für diesen Ort, bedeutet auch nichts anderes, als „Armee des Phraya“. Später einigten sich die hier angesiedelten Fischer auf Phatthaya, was auch soviel bedeutet wie: „meerseitiger Wind“. Das wurde später auf die heutige Schreibweise „Pattaya“ vereinfacht. Erst 1964 wurden dem unbedeutenden Fischernest die Dorfrechte zuerkannt!



Wiederum war ein bewaffneter Konflikt Ursache für eine erneute Umstrukturierung des kleinen Fischerdorfes, denn als ab dem 18. April 1966 die US Airforce in der nicht unweit entfernt gelegenen Gegend von U-Tapao einen Fliegerhorst für ihre B-52 Bomber errichteten, fiel dafür der Startschuss.
Wegen der leichten Andienbarkeit für Versorgungstransporte zur See und der relativen Sicherheit weit von dem eigentlichen Toben des Krieges entfernt, hielt das Oberkommando der amerikanischen Streitkräfte den Stützpunkt dort als für strategisch „besonders wertvoll“. Von hier aus sollten dann neben den 8-strahligen B-52 Megabombern auch viele Luftbetankungsflieger und die berühmten U-2 Spionageflugzeuge für Einsätze im Feindesgebiet über Vietnam starten.

Die Airforcebase nahm sehr rasch an Größe zu und viele Einheimische fanden gutbezahlte Jobs in den Versorgungs- und Vergnügungsbetrieben der Peripherie. Es wurden bereits Tausende von Jobs vergeben, bevor die Airbase auch nur ein Jahr in Betrieb war.

Sattahip war zwar näher gelegen, aber die niedrigen Grundstückspreise und nahen Strände Pattayas zogen Investoren mit ersten Bar-, Hotel- und Restaurantprojekten in viel stärkerem Umfang an. Das war dann auch der Beginn der Rotlichtphase Pattayas. Ein nicht versiegen wollender Strom von jungen Frauen aus den ärmeren Provinzen begab sich in das dortige „Eldorado“, um den Soldaten der Airbase zu Diensten zu sein. Viele in der stillen Hoffnung, dort einen GI als Ehemann ködern zu können. Doch es wurden nicht nur Barmädchen gebraucht!
Einkommensschwache Teilzeitfischer und Gelegenheitsfeldarbeiter fuhren die ersten Bahtbusse, bauten neue Unterkünfte, verlegten einfache Kanalisationen während ihre Frauen Wäsche wuschen oder mit einer Küche auf Rädern sich einen guten Dollar nebenher verdienen konnten. Das Dorf boomte und zum Ende der 60er Jahre verdrängten erste mehrstöckige Hotels die bis dahin in Strandnähe befindlichen Bretter- und Wellblechkonstruktionen. Das Klientel bestand nun auch nicht mehr nur aus U-Tapao Personal, sondern überwiegend auch aus Frontsoldaten auf Kurzurlaub, bei den Amerikanern „R & R“ genannt, was soviel heißt wie „rest and recreation“.
Chinesische Geldwechsler und Pfandleiher, indische Schneider und Opportunisten jeder Art machten sich den hier fallenden Geldregen zunutze, jeder auf seine Art. Bahtbusse verkehrten rund um die Uhr im 5-Minuten-Takt nach U-Tapao und aus dem Dorf wurde eine kleine Stadt mit ersten Neonreklamen, Charterfischerbooten, Steakrestaurants und unzähligen Anbietern von Seafood aller Art. Die Stadt wuchs permanent und dehnte sich vom Strand weg weiter aus, wobei der Bereich der heutigen Beachroad und Walking Street schon damals sich als das Zentrum abzeichnete. Landeinwärts gab es von der Second Road an noch gar nichts an festen Gebäuden.

Mit dem Abzug der Amerikaner aus Vietnam gegen Mitte der 70er Jahre setzte dann eine ungeheure Krise ein, denn die dringend benötigten Kunden blieben nun plötzlich weg. In U-Tapao hob der letzte Airforceflieger am 20. Juni 1976 ab, die Base existierte aus US-Gesichtspunkten nicht mehr.

Mit traurigen Blicken sahen Geschäftsleute, Hoteliers und auch die mittlerweile vielen Barmädchen und andere Servicefachkräfte ihre Zukunft hier nun im Argen liegen, aber wie Phoenix aus der Asche tauchten just in dieser Phase clevere Reiseveranstalter auf, welche die damals brachliegenden Hotels vertraglich langfristig verpflichteten und schon baldigst neue Kundschaft versprachen.

Den Barmädchen war das völlig egal, ob da nun ein junger, durchtrainierter Soldat oder ein fettleibiger Frührentner für ihre Dienste bezahlt und auch die Schneider, Geldwechsler und Hoteliers freundeten sich schnell mit den nun eintrudelnden Westeuropäern an, die das tropische Ganzjahresparadies Thailand vollmundig in ihren Farbbroschüren in Europa vermarkteten. Der Luftraum zwischen Europa und Asien verdichtete sich fortan zusehends und jedes Industrieland der westlichen Welt hatte schon bald mehrere Flüge täglich nach Bangkok im Angebot, anstatt wie vor dieser Zeit noch, nur 2 bis 3-mal je Woche.

Taxen rekrutierten sich in diesen Jahren übrigens vorwiegend aus älteren amerikanischen PKW, welche die GIs ausrangiert hatten oder bei der Abreise verkauften.

Das Ende der 70er Jahre läutete den Pauschaltouristenboom dann in erweiterter Form ein, denn das Angebot vor Ort wurde angepasst und ebenso maßgeschneidert wie Anzüge oder Hemden bei den nun wieder florierenden Schneidergeschäften. In 1979 erhielt Pattaya die Rechte einer „Thesaban Nakhon“, also einer selbstverwalteten Kleinstadt.

Die Bucht vor Pattaya wurde zusehends dichter zugeparkt mit Booten, welche die abgerückten Amerikaner zu ihrem Freizeitvergnügen einstmals importierten und beim überhasteten Verlassen des Landes billigst an örtliche Geschäftemacher verkauft hatten. V-8 Sportboote für Fischersleute? Nein, ganz klar! Die Zielgruppe für diese nur zur Miete feilgebotenen, pfeilschnellen und durchweg übermotorisierten Boote waren die neuen Pauschaltouristen, denen man Charterfahrten zur Hochseefischerei und Trips auf naheliegende Inseln anbot. Die Stadtverwaltung fing an den Straßen, bzw. Ihrer lausigen Beschaffenheit erste wirkliche Aufmerksamkeit zu schenken. Ab den frühen 80er Jahren gab es dann regelmäßig verkehrenden Busservice zwischen Bangkoks Ekkamai-Busterminal und dem längst nicht mehr existierenden Pattaya Busterminal direkt am Ende der Beachroad, unmittelbar südlich des heutigen Amari Hotels gelegen.

Das Erscheinungsbild der Stadt wandelte sich nun nur noch rascher! An der Straße nach Naklua siedelten sich erste Vergnügungsbetriebe an, die den teuer gewordenen Mieten an der „Prunkmeile“ (Beachroad & heutige “Walking Street“) flüchten wollten. Es entstand damals entlang der Naklua Road eine Art deutsch-österreichischer Enklave, auch östlich der Second Road wurde fleißig gebaut, hier tummelten sich vorwiegend Touristen aus England und Irland. Erste richtige Supermärkte entstanden und jede noch so kleine Baulücke zwischen Beachroad und Second Road wurde zugepflastert mit weiteren Hotels, Bars und Restaurants.
Die letzten noch friedlich auf den großen Weiden entlang des Jomtien Beaches grasenden Wasserbüffel müssen sich mächtig erschrocken haben, als Bagger und Dampframmen für Betonpfeiler künftiger Großbauten ihre Idylle nachhaltig störten. Vorbei schien auch die Zeit der hier herumgammelnden Hippies, die noch unbedroht von Braunhemden fröhlich ihre Ganja- und Haschpfeifchen am Strand oder vor ihren 50 Baht Billigstherbergen schmauchen konnten. Die bis dahin existierende Holzhütteninfrastruktur wich solideren Bauweisen und die Gammler zahlungskräftigeren Urlaubern.
Pattaya expandierte in seiner Ausdehnung permanent und in atemberaubender Geschwindigkeit. Erste Straßen mussten bereits verbreitert werden und ein stetig zunehmender Strom von Bahnbussen beförderte nun transportwillige Touristen quer durch die Stadt. Man kann wirklich sagen, dass das ehemalige Fischerdorf in den 80er Jahren eine erste wirkliche Blütephase erlebte. Es wurden Schulen errichtet und ordentliche Krankenhäuser gebaut, es gab nun eine spannungsstabile Stromversorgung und erheblich weniger Stromausfälle bei Gewittern. Den touristenspezifischen Geschäften gesellten sich Reisebüros und Sprachschulen hinzu, es gab nun viel mehr Polizeistationen und die Stadtverwaltung konnte ihr Personal Jahr für Jahr um einen erheblichen Prozentsatz aufstocken. Das Bankennetz verdichtete sich rapide und mit Bindfäden an Bambusgestellen befestigte Neonröhren wichen richtiger Gehweg- und Straßenbeleuchtung.

Das vormals kleine Neonwerbesammelsurium auf der heutigen Walking Street wurde noch bunter und erheblich größer, vieles wurde prunkvoller und prächtiger. Einheimische, die Barmädchen und das viele Personal sowie die wenigen noch verbliebenen Ureinwohner wichen vor dem sich erweiterndem Kern der Stadt immer weiter in Richtung der Sukhumvit, die bis etwa zur Mitte der 80er Jahre noch als Ostgrenze der Zivilisation betrachtet werden konnte. Zu dieser Zeit machte sich auch erstmals die deutschsprachige Boulevardpresse über die Verhältnisse in den Rotlichtbetrieben her, denn das Mindestalter der dort anschaffenden Damen und erstmals auch männlichen Sexworkern wurde nicht wirklich kontrolliert oder überprüft. So bekam Pattaya den Ruf in Europa, der an diesem Urlaubsort bis heute kleben geblieben ist, wie ein lästiger, festgetretener Altkaugummi unter der Schuhsohle.
Boomtown Pattaya boomte fleißigst weiter in den 90er Jahren. Naklua blieb weiterhin in deutschsprachiger Hand und andere ethnische Gruppen teilten sich den Rest der Stadt auf. Das eigentliche Zentrum blieb nach wie vor um die strandseitigen Straßen, welche ein internationales Gemisch von Restaurants und Vergnügungsbetrieben blieb. Neuen Regierungen in Bangkok blieb die schlechte Presse im Ausland nicht verborgen und man arbeitete mit Vehemenz an einer Verbesserung des Erscheinungsbildes und einem Verschwinden der Minderjährigen aus dem Gesichtsfeld der Sextouristen und mittlerweile auch eintrudelnden Normalurlauber.
Man wollte das Image als größtes und verruchtestes Bordell Asiens unbedingt loswerden. Es sollten dann in viel größerem Umfange die angeblich noch mehr Geld im Lande lassenden Familien-, Luxus- und Edelurlauber überzeugt werden, dass ein ganz normaler Strandurlaub in Pattaya möglich sei. Feudalste Hotelprojekte wurden errichtet oder erweitert und es wurden Unsummen investiert, vorher stiefmütterlich belächelte Vergnügungsparks der kinderfreundlichen Art erlebten unter staatlicher Förderung eine Renaissance und nur die Wirtschaftskrise gegen Ende des Jahrtausends bremste diese Entwicklung etwas.

Die Jahrtausendwende bescherte Pattaya mit einer raschen Erholung von der vorausgegangenen, asienweiten Krise. Neue Scharen an Urlaubern, vorwiegend aus Osteuropa füllten leerstehende Hotelbetten schnell und aus einem kleinen Arabereckchen mit ein paar Openair Bars erwuchs ein ganzes Araberviertel mit entsprechendem Wasserpfeifenangebot, Beschallung und Klientel.
Residenzprojekte riesigen Umfanges, besonders in den Randbereichen und Jomtien erfreuen sich unterschiedlichster Auslastungsquoten. Von immer bombastisch wirkenderen Hochhauscondos auf den Reißbrettern der Architekten sieht man in den Büros der Immobilienfirmen viel.
In 2004 erreichte Pattaya „offiziell“ die 100.000 Einwohnermarke, welche man getrost belächeln darf, denn ein Mehrfaches dieser Zahl lebt in Pattaya und gezählt werden nur in Pattaya registrierte Thaibürger.

Mit zunehmender Energie versuchten seither Regierungen vorwiegend populistischen Genres besonders und gezielt dem Rotlichttreiben durch Verhängen von für Urlaubsorte lachhaften Sperrstunden und ständig neuen Auflagen zumindest Grenzen aufzuzwängen. Rauchverbote in Bars und dergleichen limitieren ebenfalls das mögliche Vergnügen für einige Besucher.
Der zweifelhafte Erfolg solcher Maßnahmen bleibt abzuwarten!

Pattaya wird wie immer überleben, aber kaum ein Tourist wird seinen Urlaubsort noch wiedererkennen, wenn einer mehrjährig einem anderen Ort den Vorzug gab.
Wirklich unvergleichlich in Asien ist die konzentrierte Auswahl an guten bis sehr guten Restaurants. Vorzüglichste Einkaufsmöglichkeiten für Alles, was ein Urlauberherz nur begehren kann, sind auf kleinstem Raum untergebracht – vom ruhigen Candle-Light-Dinner auf einer romantischen Terrasse bis zum hochfrequenten Puls einer mit „lebhaft“ nur arg untertrieben bezeichneten Hightech-Disco sind es oft nur wenige Hundert Meter.
Pattaya hat nun auch sehr viel Neues zu bieten, schauen sie es sich einfach selbst einmal an!


P.S. Lade alle Besitzer aelteren historischen Fotomaterials zu Pattaya gerne ein, diese hier anzuhaengen!

ciao

abstinent
 
        #3  

Member

@Abstinent

Das nenne ich doch mal einen hochinformativen Artikel !

Danke !
 
        #5  

Member

Die Bilder sind Ende der 80er Jahre gemacht. Es muss wohl 1988 gewesen sein. Hoffe sie sind "alt" genug für Deinen hervorragenden Artikel.

Also hier erst mal ein Überblick. Noch von den Serpentinen aus gemacht. Zur Rundfunkstation durfte man damals noch nicht hoch.

Anhang anzeigen 126.jpg

Eines der damaligen Wahrzeichen: die sich umschlingenden Delphine, an der Kreuzung nach Naklua.
Hin und wieder ist da ein Auto reingekracht.
Diese alte Version gefällt mir besser, als das was jetzt da steht.

Anhang anzeigen 127.jpg

Hier die Second Road, in der Nähe des Alcazar (wenn ich das noch richtig einordnen kann:(

Anhang anzeigen 128.jpg
 
        #6  

Member

Weiter "oben" auf der Second Road gab es dieses "Trümmerfeld".
Man könnte meinen, das ist aus der Zukunft, aber das waren die Ruinen, bevor das BigC gebaut wurde.
Kurz nach der Eröffnung des "Sabai Room" Massageparlors daneben aufgenommen.

Anhang anzeigen 129.jpg

Mittlerweile auch ein Relikt aus früheren Jahren - immer wieder wurde die Fassade umgebaut ( kann noch Bilder davon anhängen ) und mittlerweile wurde eine neues Stockwerk mit Turm draufgesetzt.
Dieses Bild entstand kurz nach der Eröffnung. Da waren die Hälfte der Geschäfte noch leer gestanden. Im obersten Stockwerk gab es gar nichts ( noch keine Kinos, keine Vergnügungs-Geschäfte, nur ein paar Fress-Stände, die mehr Garküchen glichen als einem Restaurant).
McDonads und Sizzlers waren u.a. von Anfang an dabei.

Anhang anzeigen 130.jpg

Es war die erste grosse Anstrengung Pattaya zu einem Familien-Resort zu machen.

Jahre später wurden die im Bild sichtbaren "Anti-Bettler" Schilder verboten und abmontiert. Die Bettler wehrten sich dagegen, weil sie sich diskriminiert fühlten und das Schild als beleidigend empfanden.
 
        #10  

Member

:D Sabailand


klasse pics, bring alles was du hast, geil ... :yes:
 
  • Standard Pattaya Afrika Afrika Phillipinen Phillipinen Amerika Amerika Blank
    Oben Unten