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Pitcairns Reise 2012 - Teil 13 - Phils: Hängende Särge

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Hängende Särge
In Sagada werden Tote wie Embryos gefaltet bzw. besser gesagt, gerollt und dann in kleine Särge aus Fichtenholz gelegt. Wer als Fötus vor der Geburt im Mutterleib gerollt gewesen war, soll am Ende seines Lebens auch in dieser Position zurückgehen. Das müsste ja dann wie mit einer überdimensionalen Sardelle vonstattengehen. Das kann ich mir bei dieser Sargform wahrhaftig nicht vorstellen. Aus meiner Sicht ist es allerdings mehr ein Klappverfahren, aber ich erwähne die Worte unseres Guides.

Wagemutige Männer hängen die Särge in
Felsformationen aus Kalkstein, auf den Philippinen Limestone genannt. Dort können die Leichen austrocknen. Das würde mir auch gefallen, so eine Ruhestätte mit amazing view. Es gibt solche, die dort oben schon jahrhundertelang Frischluft geniessen. Nun bin ich in eine totale Zwickmühle gelangt. Eigentlich hatte ich letztes Jahr bereits in Madagaskar zugesagt. Dort werden Tote alle zehn Jahre wieder aus der Gruft hervorgeholt und durch das Dorf getragen. Man erzählt den Ahnen was in der Zwischenzeit passiert ist und gibt ihnen auch Bier und Rum zu trinken. In Tat und Wahrheit wird der Schnaps über die Knochen geleert. Anschliessend werden die Gebeine der Verwandten in frische Tücher eingewickelt und wieder zur Ruhe gelegt.

Famadihana heisst die Zeremonie zur Umwendung der Toten und wer Freude an Halloween, Frankenstein und anderen Horrorfilmen hat, sollte unbedingt einmal an einer solchen authentischen Veranstaltung teilnehmen. Es ist etwas vom Extremsten was ein Traveller erleben kann, nebst einer Leichenbestattung in Tibet. Nun war ich kürzlich auch im Chinesischen Friedhof in Manila und habe im dortigen Krematorium den Dieselofen in Erwägung gezogen. Es ist doch verlockend, wenn meine Asche in eine schöne chinesische Urne gebettet und dann im eigenen Schrein in unserer Residenz Shangri-La in Oriental Mindoro aufgestellt wird. Nun wird es noch einmal besser: Ich muss meinen Entscheid wiederum überdenken, wenn ich an die gute Frischluft und die schöne Aussicht in Sagada denke. Nicht übel, diese Variante. Meine Holzkiste müsste aber an der Aussenseite über ein Glasfenster verfügen, damit ich die schöne Aussicht in die Eternity auch geniessen kann. Vergesst bitte nicht, ebenfalls meine TEVA-Sandalen in die Kiste zu schmeissen. Meinen Anhängern darf ich mich nach dem Tod nicht verweigern. Pilgertraveller in späteren Jahren wäre es nicht untersagt, mir aus dem Tal ihre Huldigungen zu erbringen und mit dem Megaphon zuzujubeln.

Zu besichtigen gibt es in Sagada auch verschiedene Begräbnishöhlen. Eine davon ist Lumiang. Sie ist gut erreichbar und man wird nicht nass. In anderen Höhlen watet der Tourist je nach Jahreszeit oft durch Wasser. Von der Strasse führt ein steiler Pfad hinunter in ein Tal. Gleich nach dem Höhleneingang ist eine grössere Menge Särge aufeinandergestapelt und der interessierte Tourist kann sich daran ergötzen und Fotos machen. Als Liebhaber der Sepulkralkultur komme ich hier voll auf meine Kosten. Der Kiltepan Peak gilt ausserhalb Sagadas als schöner Aussichtspunkt. Der Platz ist mit einem Jeep in rund zwanzig Minuten zu erreichen. Wenn du mehr Zeit investieren willst, kannst du auch raufwandern, wie die zwei netten Girls aus Kanada, die wir dort oben beim Meditieren halbnackt angetroffen haben. Die Aussicht auf die untenliegenden Reisterrassen ist superb. Wir sind jedoch im falschen Monat da. Erst nach der Neubepflanzung kannst du das satte Grün der Terrassen sehen. Weitere Aussichtspunkte heissen Kilong und Telep-on. Der Zufall will es, dass während unseres Aufenthaltes gerade das mehrtägige Sagada Etag Festival gefeiert wird. Damit verbunden sind auch zahlreiche Umzüge und Tanzpräsentationen auf dem Mehrzweckplatz. Pitcairn















 
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