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SAS lässt Passagiere sitzen

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SAS lässt reihenweise Passagiere sitzen
Annullierungs-Welle wegen Personalproblemen bei der irischen Tochtergesellschaft
Seit Wochen fallen bei der skandinavischen Airline SAS Flüge gleich im Dutzend aus; oftmals, weil es an Personal fehlt. Man habe den Sommer «zu ambitiös» geplant, heisst es aus der Konzernzentrale.

Rudolf Hermann, Kirkenes

Der Screenshot des Mobiltelefons spricht Bände. Schon 5 Stunden, 37 Minuten und 7 Sekunden hatte der Kunde in der Warteschleife der Buchungs-Telefonnummer der skandinavischen Fluggesellschaft SAS verbracht, als ihm der Kragen platzte, er besagten Screenshot machte und diesen dem schwedischen Fernsehen übermittelte. Der Kunde war einer von Tausenden, die in den letzten vier Monaten von rund 700 Flug-Annullationen von SAS betroffen waren.

Denkbar schlechte Reklame
Ein Ende des Dramas ist nicht absehbar. Nach 25 eingestellten Flügen allein an diesem Wochenende schrieben nordische Medien, dass in der kommenden Woche mit weiteren rund 40 Annullationen zu rechnen sei. Und das mitten in der Sommerferien-Hauptreisezeit; viel schlechtere Reklame kann es für eine Airline eigentlich nicht geben.

Das norwegische Wirtschaftsblatt «Dagens Næringsliv» schrieb Ende letzter Woche, SAS habe für die laufende Feriensaison Flüge geplant, für die man nun das Personal nicht habe. Lars Sandahl Sörensen, ein Spitzenmanager der Airline, habe diesen Sachverhalt gegenüber der Zeitung bestätigt. Sörensen wurde mit den Worten zitiert, den Sommer «allzu ambitiös» geplant zu haben. Im Rückblick bereue man dies.

Betroffen sind offenbar in erster Linie Flüge, die von einer erst kürzlich konstituierten und in Irland angesiedelten SAS-Tochtergesellschaft mit Namen SAS Ireland durchgeführt werden. SAS Ireland operiert von Basen in London und Málaga aus. Die in dieser Tochtergesellschaft angestellten Piloten und Flugbegleiter unterstehen nicht den relativ strikten (und teuren) Anstellungsbedingungen in Skandinavien, sondern dem irischen Arbeitsrecht. Sie sind damit für SAS deutlich günstiger.

Seitens SAS wird argumentiert, dass man nur auf dieser Basis im verschärften europäischen Konkurrenzkampf auf Routen mit starkem Wettbewerb bestehen könne. Airlines, die beispielsweise skandinavische Destinationen von London aus bedienten und selber nicht in Skandinavien angesiedelt seien, könnten deutlich günstigere Tarife anbieten. Die Kostendifferenz könne rasch einmal 35% ausmachen.

Verärgerte Angestellte
Jedoch beklagen sich nun manche Besatzungsmitglieder über die ihrer Ansicht nach schlechte Ausgestaltung der Arbeitsverhältnisse und sind offenbar zu Konkurrenzunternehmen abgewandert. Der SAS-COO Sörensen bestätigte, dass ein Brief bei der Konzernzentrale eingegangen sei, in dem Piloten und Flugbegleiter ihren Missmut über die Anstellungsbedingungen geäussert hätten. Die Besatzungen für die Flugbasen London und Málaga besorgt sich SAS dabei über externe Agenturen. In bestem PR-Slang erklärte Sörensen, man nehme die Anliegen der Besatzungen «sehr ernst» und bedaure, dass die Unternehmensführung «Erwartungen enttäuscht» habe.

Ein weiterer Teil der SAS-Flug-Annullierungen scheint laut einem Bericht der «Irish Times» auch auf Probleme in der Zusammenarbeit der skandinavischen Airline mit der irischen Fluggesellschaft City Jet zurückzuführen zu sein. City Jet spezialisiert sich auf das sogenannte Wet-Lease-Geschäft, was bedeutet, dass Flugzeuge samt Besatzung zur Bedienung gewisser Routen an andere Fluggesellschaften ausgeliehen werden, bei längerfristigen Kontrakten sogar in deren Bemalung. Bei SAS sind das etliche Strecken, die mit Flugzeugen bis zu 100 Sitzen bedient werden. Piloten-Engpässe bei City Jet haben offenbar zu einigen Annullationen geführt. Jedoch dementierte die irische Gesellschaft, ein systematisches Problem bei der Rekrutierung zu haben.

Mit unzufriedenen Angestellten sieht sich nicht nur SAS konfrontiert. Norwegian, der grösste Konkurrent von SAS auf dem nordischen Markt, ebenfalls mit einer in Irland angesiedelten Tochtergesellschaft operierend, versucht derzeit offenbar, Personal von der irischen Budget-Airline Ryanair abzuwerben. Ryanair befindet sich im Clinch mit Piloten und Flugbegleitern, deren Anstellungsbasis nach Polen verschoben werden soll. Da Norwegian bei der Europaflotte wie Ryanair ausschliesslich auf den Flugzeugtyp Boeing 737 setzt, braucht das Personal bei einem Wechsel nicht einmal eine Umschulung. Norwegian hatte dabei im vergangenen Sommer mit ähnlichen Personalproblemen gekämpft wie nun SAS.
 
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