Thailändisch lernen

Wahre Kurzgeschichte

        #1  

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Auf dem Weg zur Insel der Glückseligen
Dieses Mal habe ich meinen Body den Kuwait Airways anvertraut.
Ein langer Flug mit drei Stopover inkl. eines Flugzeugwechsels, mal abgesehen von Start und Landung. Der Abflug ab Genf erfolgt verspätet. In Frankfurt wird einmal nicht gestreikt, dafür herrschen schlechte Wetterbedingungen und die Landung ist zuerst nicht möglich. Zum Glück haben wir eine Zeitreserve in Kuwait zum Umsteigen eingeplant. Genau die brauchen wir, um die Verspätung zu kompensieren und den Anschlussflug nach Bangkok und weiter nach Manila noch knapp zu erwischen. Einmal mehr hat sich mein langjähriges Reiseprinzip bewährt, bei einem Stopover mit Flugzeugwechsel im Mindesten 3 Std. einzukalkulieren. Über kürzere Umsteigezeiten lasse ich nicht mit mir reden. Zuviel habe ich in all den Reisejahren diesbezüglich erlebt. Ich bin travel-approved und buche meine Billigflüge im Internet immer selbst. Im Notfall muss ich mich dann unter Kostenfolge selber um meine Anschlussflüge kümmern. Nur bei Mehrfachdestinationen mit Gabelflügen, Sidesteps und verschiedenen Aircarrier, bemühe ich mein angestammtes Reisebüro. Irgendwann wird es auch eine Software geben, die mir vollständig eigenes Handeln ermöglicht. Ich mag es nicht, auf Dritte angewiesen zu sein, und insbesondere beim Reisen schon gar nicht.

Bei verpasstem Anschluss hätten wir in Kuwait übernachten müssen und wären mit ein bis zwei Tage Verspätung weitergeflogen. Ich bin vor fünf Jahren ausgerechnet während des Ramadans in Dubai gestrandet. Es ist echt mühsam, wenn man tagsüber überhaupt nichts zu trinken und zu futtern kriegt. So was passiert dir natürlich bei einem Direktflug nie. Ich erinnere mich an die Siebziger-Jahre, als ich mit der Aeroflot von Bangkok herkommend, mal im Winter wegen eines verpassten Anschlussfluges im Moskauer Flughafen strandete. Die Tupolew ab Bangkok hatte wegen eines Triebwerkschadens, sage und schreibe sechzehn Stunden Verspätung.
Die Fluggesellschaft übernahm die Übernachtungskosten, brachte uns mit einem Bus ins Hotel und bezahlte die Verpflegung. Ich übernachtete gratis im besten Hotel auf meiner ganzen mehrmonatigen Backpacker-Reise.

Bei der Ankunft in Moskau war mein Anschlussflug längstens weg. Es war kalter Krieg, der Eiserne Vorhang intakt, ich hatte kein Visum und durfte in Moskau nicht raus. Erst am zweiten Tag gab es endlich eine Ausweichoption. "Der nächste Flug nach Rom oder Stockholm geht in drei Tagen; oder möchten Sie lieber nach London ausweichen?“, frage mich kaltlächelnd die blonde Groundhostess. "London wäre morgen Mittag dran." Ich wollte nach neun Monaten Asien liebend gerne wieder eine anständige Pizza futtern, aber gedachte nicht, mir hier im ungenügend beheizten Transit im T-Shirt den Arsch abzufrieren und eine Lungenentzündung holen. So vermittelte ich der guten Frau "Njet Stockholm, njet Rom“! "Na dann wohl London!?“ konterte sie. Und so entschied ich mich für Fried Beans, Ham and Eggs in good ol‘ England. Übrigens, Zürich war nie ein Thema gewesen, denn diese Destination war damals nicht im Tarifprogramm der Aeroflot.

Bald brach über dem Scheremetjewo die Nacht herein. In der schlechtbeheizten Transithalle setzte ich mich auf den Boden und lehnte an eine Wand, wie so viele andere Touristen, die das gleiche Schicksal ereilt hatte. Ein Mädchen, schätzungsweise neun bis zehn Jahre alt, interessierte sich für meine Reiseliteratur.
Wir kamen ins Gespräch. Sie sprach fliessend Russisch, ich fliessend Englisch.
Die Kommunikation in unterschiedlichen Sprachen war kein Problem, wie überall auf der Welt. Wir schlugen die Zeit tot, indem sie mich in Russisch unterrichtete. Alle Wörter und ihre Bedeutung trug ich in phonetischer Form in mein kariertes Notizheft ein. Noch heute habe ich immer ein solches in meinem Daypack. Damals keimte erstmals der Gedanke zu einer Reise von Bern nach Wladiwostok. Es sollte noch fünfzehn Jahre dauern, bis ich in der Transsib sass.


Ich staunte anderntags nicht schlecht. In der Iljuschin-Maschine nach London gab es eine Erste Klasse. Irgendwie passte das nicht zur damaligen politischen Philosophie. Eine klassenlose Gesellschaft, aber trotzdem zwei Klassen im staatlichen Jet. In der ehemaligen Sowjetunion wurde halt die Nomenklatura immer gehätschelt. "Schau mal, die haben noch Trägervorrichtungen für Bomben dran“, sagte mir ein unrasierter Traveller beim Einsteigen. Was für eine Kacke. Man kann die Kommunisten auch dümmer machen als sie es ohnehin schon sind. Ich konnte nichts erkennen. Es ist ja auch hirnrissig anzunehmen, ein Verkehrsflugzeug könne mit Bomben bestückt werden. Ich trödelte, stieg als letzter die Gangway rauf und meine Taktik ging voll auf; die Economy war rammelvoll mit bärtigen Westjunkeys in Latzhosen, karierten Hemden – die meisten auf Cold Turkey. Nicht ein einziger Sitzplatz mehr, trotz Einsteigekarte mit Sitznummer. Ich und meine Begleitung wurden höflich gebeten, gnädigst in der First Class Platz zu nehmen. Mit einem gequälten Gesicht liess ich meine Lenden in einen bequemen Sessel fallen. Wir wollen ja nicht gerade euphorisch werden und den Leuten aus taktischen Gründen ihre Schuldgefühle belassen. "We are not able sitting together with our friends.“ Ich wollte doch unbedingt weiter über Trägervorrichtungen für Bomben diskutieren.

Nach dem Start und Ausschalten der Sicherheitsauflagen, kommt die gute Tante bereits mit einem silbernen eisgefüllten Eimer mit Krimsekt und einer Dose schwarzen Kaviar und Toast vorbei. Ich erinnere mich noch, als ob es erst gestern gewesen wäre. Nein, nicht an den Kaviar, sondern an die endlos langen schönen Beine dieser Air-Hostess, wie man damals die fliegenden Serviertöchter noch zu nennen pflegte. Heute heissen sie Flight Attendant und machen noch immer den gleichen Scheiss-Job und werden von Jahr zu Jahr schlechter bezahlt. Dieses Angebot liess ich mir nicht zweimal unterbreiten; die Party zu Lasten der Sozialisten-Airline begann. Ich bin schliesslich ein politischer Mensch und die Kommunisten will ich schädigen so viel ich kann. Ich lag voll auf der Wellenlänge von US-Senator Joseph McCarthy. Heute nach vierzig Jahren darf ich zögerlich gestehen, dass ich in Heathrow meine heile Mühe hatte, die Flugzeugtreppe runterzusteigen; ich hatte dem Krimsekt allzu stark zugesprochen. Mit meinem Sitznachbar aus Irland, hatte ich mich im Jet näher bekannt gemacht; er half mir freundlicherweise die mobile Gangway runterzusteigen. Fingerdocks waren damals noch nicht stark verbreitet. Busse karrten die Reisenden zu den Terminals.

Mit der Subway ging es eine Stunde in Londons Zentrum. Ich, Pitcairn aus Zwitschgerländ, mitten im Winter immer noch im T-Shirt und in Teva-Trekking-Sandalen der ersten Generation, die Leute dachten wohl, ich sei nicht ganz dicht. In einer Sofortaktion beschaffte ich mir zu allererst Turnschuhe und warme Klamotten, suchte dann ein gutbeheiztes Dormitory, deponierte meinen Rucksack und haute mir anschliessend zwei Nächte in Tiffanys Pseudo-Tropfsteinhöhle mit bestem Sound um die Ohren; tagsüber legte ich mich aufs Ohr. Wie wenn es gestern gewesen wäre, erinnere ich mich noch an den trendigen Sound von Smokie, K.C. and the Sunshine Band, Rose Royce, Tina Charles, Biddu Orchestra etc. Es ist eigenartig, aber alle meine Reisen auf dem Erdenrund kann ich mit Musik assoziieren.

Von Swinging London gings dann all the way long mit dem Zug nach Hause in die Schweiz. Damals gabs nicht einmal die Vision eines Eurotunnels und alle Züge wurden auf Schiffe über den Ärmelkanal verladen.

Doch ich hinke meiner aktuellen Erzählung hinterher; zurück in die Gegenwart. Ich bin doch auf dem Weg zur Insel der Glückseligen auf den Philippinen. Das Flugzeug war eine abgenutzte, vermeintlich fast aus den Fugen krachende A340. Die Sitze, völlig ausgeleiert, aber immerhin mit genügender Beinfreiheit. Die stählerne Kiste gierte beim Rollen, dass Outsidern angst und bange wurde. Ich bin mir aber sicher, dass keine wirkliche Gefahr bestand, denn mein Schutzengel schwebte wie immer über mir. Was asiatische Kleinportionen weniger beachten, für mich aber umso wichtiger ist – ich habe genügend Beinfreiheit und kann passabel sitzen. Meine Thrombosenbeine danken es mir, denn die ganze Reise von Tür zur Tür wird total 41 Stunden dauern. Auf unserer Anreise wird der Jet in Genf, Frankfurt, Kuwait, Bangkok starten bis wir in Manila landen. Bei jedem Flugzeugstart geht eine Huldigung an Allah über die Monitore: "Allah-u-Akbar" vernehmen die Gläubigen über die Bildschirme. Die fliegenden Serviertöchter und Kellner aus verschiedenen Nationen sind ausserordentlich freundlich und aufmerksam – da könnte die Crew von manch westlicher Airline eine Scheibe davon abschneiden.

Das Essen kann erwartungsgemäss in die Kategorie knapp geniessbar eingestuft werden: Butter aus Neuseeland, Konfitüre aus Italien, Orangensaft aus der Türkei, die Semmel weich und ohne Herkunftsangabe. Dem mit Alufolie überdeckten Hauptmenü gebe ich zum wiederholten Male keine Chance und lehne dankend ab. Langsam verstehe ich, warum zahlreiche Passagiere vor dem Essen noch ein Gebt sprechen. Trotz freundlichem Service, möchte ich doch lieber nicht gleich übertreiben. Leider kommt mir wieder der Hummer Thermidor von Mutti in den Sinn. So habe ich mich zögerlich der wenigen Butter und der weichen Semmel zugewandt und liess den Rest stehen. Wir befinden uns in einem Moslemflieger und serviert wird Essen, welches mit den islamischen Glaubensvorschriften des Korans konform ist. Auf der kleinen Menukarte wird zur Beruhigung speziell vermerkt: All meats are Halal and all meals are free of alcohol and porc products.

Zu den üblichen Fluginformationen auf dem Monitor wie Distance to Destination, Time of Arrival etc., wird immer wieder auch die Gebetsrichtung zur Kaaba, dem schwarzen heiligen Würfel in Mekka, angezeigt. Wegen den prekären Platzverhältnissen in der Economy ist es allerdings den Gläubigen nicht möglich, ihre mitgebrachten Gebetsteppiche auszurollen. Was in der Business- und First Class abgelaufen ist, entzieht sich meinen Kenntnissen. Hinzu kommt, dass der Jet in grosser Anzahl mit rückkehrenden philippinischen Contractworkers mit christlichem Glauben, besetzt war. Diese verdingen sich oft für längeren Zeitraum in den Emiraten und senden harte Devisen back home für ihre Love ones. Es ist oft ihre einzige Möglichkeit etwas Geld zu verdienen. Die Arbeitsbedingungen grenzen oft nahe an Sklavenhaltung.

Das Preis-Leistungsverhältnis für den Langstreckenflug stimmt bestens.
Ich bin überzeugter Langzeit- und Budgettraveller, und da muss es einfach immer preiswert sein. Ich erwarte einen Transport von A nach B für wenig Geld und nicht ein Quäntchen mehr. Wenns möglich wäre, würde ich sogar in der Cargo Klasse reisen, wie früher auf den Frachtschiffen. Je billiger und einfacher der Transport, umso besser die Erlebnisse. Für CHF 800 bis 1000 (je nach Jahreszeit) ein Longterm-Ticket Genf - Manila hin und zurück, 30 Kg Freigepäck in der Economy, 7 Kg Handcarry, 12 Monate Gültigkeit (!!!), das ist preislich zumindest eine Sensation. Vor dreissig Jahren habe ich dafür über CHF 2000 auf den Tisch geknallt. Da soll mal einer noch behaupten, früher sei alles besser gewesen.


Bei Flugverspätungen mit knappen Umsteigezeiten ist die zentrale Frage immer, ob das Baggage noch rechtzeitig umgeladen werden konnte. Diesbezüglich habe ich in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche einschlägige Erfahrungen gemacht. Geplante Rundreisen und Trekkings konnten nicht rechtzeitig beginnen und Aufenthalte mussten unfreiwillig verlängert werden, weil die Rucksäcke noch nicht eingetroffen waren. Ich glaube, dass der allerschlimmste Flugverkehrs-Knotenpunkt in dieser Hinsicht, Charles de Gaulle in Paris ist. Der Name ist eigentlich eine Beleidigung für einen solch grossen Staatsmann. Charly – es tut mir leid, dass man dir posthum so etwas angetan hat. Mit dir hätte deine Nation Dien Bien Phu nicht verloren oder es hätte das Dilemma gar nie gegeben. Aber vielleicht spricht dich der Ratzinger in Rom bei nächstbester Gelegenheit einmal heilig- das wäre dann eine angemessene Balance für die angetane Schmach.

Anbetracht der widrigen Umstände in Paris, lohnt es sich, das Gepäck aus- und am neuen Terminal wieder einzuchecken. Wer von der Schweiz kommt, nimmt ohnehin den TGV bis Paris und gönnt sich vorher zwei Nächte in der Buddha-Bar in der Nähe des Elysee-Palastes. Dort gibt es Chillout vom Allerfeinsten. Auf der Rückreise kannst du das Gepäck von der Ferndestination direkt in die Schweiz einchecken. Geht das Gepäck verlustig, ist das völlig egal. Du macht nach der Ankunft eine Verlustmeldung und spätestens nach ein paar Tagen folgt dir der Rucksack nach und wird franko Domizil an deine Haustüre geliefert. Oft ist etwas kaputt gegangen. Halleluja, du darfst frohlocken! Eine Gurtschnalle ist entzwei, vielleicht ein Rad abgerissen, die Sicherheitsschlösser aufgebrochen oder das starke Segeltuch aufgeschlitzt. Null problemo! Das ist die beste Gelegenheit, zu Lasten Dritter dein Gepäck zu sanieren, zu erneuern und fehlende abgenutzte Klamotten mit neuwertigen zu ersetzen. Wertsachen hast du ohnehin nicht im Gepäck. Oder bist du vielleicht so blöd? Für den Schaden und Verluste kommt die Versicherung der letzttransportierenden Gesellschaft auf. Also, wenn du zum Beispiel mit der Lufthansa nach einem Langstreckenflug in Frankfurt landest und mit der Swiss nach Zürich weiterfliegst, ist die Swiss für den Schaden haftbar, wenn er in der Schweiz festgestellt wird. Übersteigt der Schaden eine bestimmte Haftungslimite, übernimmt deine Reise- oder Haushaltsversicherung die Differenz. Pech gehabt, wenn du keine solche abgeschlossen hast.

"Wir werden, Inschallah, in 45 Minuten in Manila landen“, schepperte es aus dem Bordlautsprecher. Eine Stunde später stehen wir im Ninoy Aquino International Airport am Baggage-Claim. Grosse Erleichterung macht sich breit, als unsere zwei Gepäckstücke mit je 31 Kg, davon allein nahezu 10 Kg Toblerone als humanitäre Hilfslieferung für die lieben Verwandten, anrollen.


Mein guter, schwarz-grüner Reiserucksack lässt sich auch als Reisetasche benutzen. Er gehört zur dritten Entwicklungsgeneration und hat mich in den letzten 16 Jahren nach unzähligen Destinationen begleitet hat. Ein Meisterwerk der Platzeinteilung, wasserabstossend, Fassungsvermögen 70 Liter, was eigentlich immer viel zu viel war. Nur wenn Vielliebchen dabei ist, brauche ich mehr Platz – typisch Frau, da machen auch Schlitzaugen keine Ausnahme. Unglaublich, was da immer unabdinglich auf die Reise eingepackt werden muss. Mein Rucksack muss ein erfahrener, sicher männlicher Traveller, entwickelt haben. Kein Daypack zum Aufzippen, welches ohnehin stets irgendwann auf einem Baggage Claim abgerissen worden wäre, sondern fest aufgenähte Taschen. Auf der Rückseite ein Fach für die Tragegurten, das ich auch für die Beherbergung meiner umfassenden Literatur benutzen kann. Durch das zunehmende literarische Angebot von E-Books wird dieser Vorteil jedoch zunehmend obsolet. Alle Reisverschlüsse lassen sich mit kleinen Vorhängeschlössern abschliessen. Das ist manchmal praktisch und vor allem eine grosse psychologische Bremse bei Entwendungen. Aufgebrochene Vorhängeschlösser sind für die Versicherung ein klares Indiz für Diebstahl. Er sieht nach wie vor neuwertig aus, denn ich habe das gute Stück stets gepflegt wie das beste Teil von mir. Schon mein Grossvater (väterlicherseits) - ein Auslandschweizer aus Achen - war damit unterwegs und Grossmutter – ürsprünglich eine Von Battenfeld - hat mir das Ding auf ihrem Sterbebett zu einem günstigen Preis verkauft J. Es handelt sich um ein Qualitätsprodukt der Marke Madden aus Boulder Colorado, USA. Wo nötig nachgenäht, ordentlich geflickt, gebürstet, gewaschen, imprägniert – wir haben beschlossen, zusammen alt zu werden. Die Fabrik hat längstens dich gemacht – kein Wunder bei dieser Qualität mit Lifetime-Garanty. Rollen hat er keine, die nächste Generation werde ich nicht mehr schaffen; meine Rest-Lebens- und Reisezeit beträgt statistisch gesehen noch gerade mal 20 Jahre. Pitcairn

 
        #2  

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...wollte mal diesen Thread wieder aus der Versenkung holen.......es muß ja nicht immer über Sex geredet werden.

Wenn man zusammen sitzt und es wird geplaudert, kommen natürlich alte Erinnerungen zu tage, besonders die lustigen, aber auch traurige Geschichten.


Ausbildungstunde bei der Bundeswehr

12 Jahre war ich bei der Luftwaffe, tätig in einem Bunker Air-Traffic-Controll-Center Abt. Fernmeldetechnik.
Die neuen Wehrpflichtigen wurden zu dieser Zeit von unserem HFw K. (stellv.Zugführer) ausgebildet. So kam es einmal vor, daß er den Auszubildenden zeigte, wie man ein 100 DA -Kabel den Mantel entfernt, so daß man es anschliessend in einen Verteiler-Kasten einführen konnte. Dieses Kabel hat 200 Adern und hat etwa einen Durchmesser von 4-5 cm. Er setzte das Messer ca. 20 cm hinter den dem Anfang des Kabels an und schnitt einen Riss um das Kabel. Anschliessend nahm er das Kabel in die linke Hand und versuchte mit der rechten Hand die abgeschnittene Hülse abzuziehen, was ihm aber nicht gelang. Er hatte den Schnitt nicht tief genug gemacht.
Hätte er nochmals etwas nachgeschnitten, wäre es kein Problem gewesen, die Hülle mit mormaler Kraft abzuziehen, aber er versuchte es nochmals mit voller Kraft, sie abzuziehen.
Und tatsächlich gelangt es ihm, die Hülse doch noch abzuziehen, aber er verlor dabei die Kontrolle der rechten Hand und haute sich die Hülle direkt ins Gesicht. Glücklicherweise haute er sich die Hülle nur zwischen Nasenbein und Hirn.(hätte ja auch ins auge gehen können)
Natürlich gab´s ein großes Gelächter unter den Wehrpflichtigen. Er ging anschließend zum Arzt und wurde eine Woche krank geschrieben.
Diese geschichte wird immer wieder mal erzählt, wenn wir von alten Zeiten reden...
 
        #3  

Member

Member hat gesagt:
...wollte mal diesen Thread wieder aus der Versenkung holen.......es muß ja nicht immer über Sex geredet werden.

Wenn man zusammen sitzt und es wird geplaudert, kommen natürlich alte Erinnerungen zu tage, besonders die lustigen, aber auch traurige Geschichten.


Ausbildungstunde bei der Bundeswehr

12 Jahre war ich bei der Luftwaffe, tätig in einem Bunker Air-Traffic-Controll-Center Abt. Fernmeldetechnik.
Die neuen Wehrpflichtigen wurden zu dieser Zeit von unserem HFw K. (stellv.Zugführer) ausgebildet. So kam es einmal vor, daß er den Auszubildenden zeigte, wie man ein 100 DA -Kabel den Mantel entfernt, so daß man es anschliessend in einen Verteiler-Kasten einführen konnte. Dieses Kabel hat 200 Adern und hat etwa einen Durchmesser von 4-5 cm. Er setzte das Messer ca. 20 cm hinter den dem Anfang des Kabels an und schnitt einen Riss um das Kabel. Anschliessend nahm er das Kabel in die linke Hand und versuchte mit der rechten Hand die abgeschnittene Hülse abzuziehen, was ihm aber nicht gelang. Er hatte den Schnitt nicht tief genug gemacht.
Hätte er nochmals etwas nachgeschnitten, wäre es kein Problem gewesen, die Hülle mit mormaler Kraft abzuziehen, aber er versuchte es nochmals mit voller Kraft, sie abzuziehen.
Und tatsächlich gelangt es ihm, die Hülse doch noch abzuziehen, aber er verlor dabei die Kontrolle der rechten Hand und haute sich die Hülle direkt ins Gesicht. Glücklicherweise haute er sich die Hülle nur zwischen Nasenbein und Hirn.(hätte ja auch ins auge gehen können)
Natürlich gab´s ein großes Gelächter unter den Wehrpflichtigen. Er ging anschließend zum Arzt und wurde eine Woche krank geschrieben.
Diese geschichte wird immer wieder mal erzählt, wenn wir von alten Zeiten reden...
Danke für Deine Geschichte und auch dafür, dass Du die von Pitcairn hervorgekramt hast.
 
        #4  

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Member hat gesagt:
meine Rest-Lebens- und Reisezeit beträgt statistisch gesehen noch gerade mal 20 Jahre. Pitcairn

Beeindruckend, wie schön Leute aus dieser Generation noch schreiben können. Da merkt man die Handarbeit, ohne Diktierfunktion.
 
        #5  

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Nehme ich halt eine wahre selbst erlebte Geschichte, dessen Auslöser gestern vor meiner Haustür war.

Schnee ist weg und schon spielen die Kinder bei unserer Wohnanlage Fußball etc. Als ich gerade vorbeilief, sah ich ein Tumult von 3 Nachbarinnen 5 kleineren Kindern und Rufe nach der Polizei. Was war passiert? Buben hatten ein Mädchen an einem Bäumchen angebunden, weil die immer im Tor spielen wollte. Dies sah eine Mutter und flippte aus, was eine andere Mutter nicht so schlimm fand, und wiederum eine andere die wegen dem Geschrei auftauchte sich einmischen ließ. Ich lief langsam vorbei und schüttelte den Kopf ... und mir kamen Bilder aus meiner Jugend hoch.

Ich bin in einer abgelegen Kindereichen Siedlung (Negerdörfchen genannt) ausgewachsen, mit vielen Reihenhäuschen und über 100 Kindern auf einem Haufen. Drüben hinter den Bahngeleisen in etwa 1km entfernt wohnten unsere "Feinde". Dort im "Dreispitz" gab es auch über 100 Kinder und leider waren dort auch unsere Schulen. Ich müsste nochmals ein Forum haben, um Platz für alles zu haben, um zu erzählen, was damals so in meiner Schulzeit dort abging!

Wer bildliche Vorstellungskraft hat, kann sich nun die folgende (eine von tausenden Geschichten) gut Ausmalen.

Also Herbst 1957. Es fing wie so oft damit an das etwa ein Dutzend Kinder von der anderen Seite über die Bahngleise weg zu uns herüber kamen wo wir, auch etwa ein Dutzend, diese mit Holzknüppeln, Mistgabeln, Steinen und Indianer-Geheul auf "unserer" Spielwiese empfingen.

Also ersten würde es die Eltern pro Kind 50.- CHF Busse (ein drittel unserer damaligen Hausmiete) kosten, wenn ein Kind auf den Geleisen erwischt würde, was auch, aber selten geschah, denn wir waren ja schlaue Kinder. Zweitens, es gab selten Blut aber Blaue Flecken zuhauf. Und heute an diesen Tag mit Nieselregen nervte uns "Kriegerische" Buben ein etwa gleichaltriges 12-jähriges Mädchen so sehr, dass wir es an einem Bäumchen bei Bach und Bahn Böschung genau wie es Indianer machen, an-schnürten. Und vergaßen!

Da es noch zwei Tage weiter schlecht Wetter war, spielten wir Kinder auch nicht da auf der Spielwiese. So wurde das Mädchen (zum Glück von uns Tätern) erst nach etwa 60 Std. mit riesigem Schock und Drohungen auf weitere Prügel, wenn es etwas erzähle, losgebunden und wie ein Nasse Puppe über die Gleise zu Ihrer Haustüre gebracht. Ohne spätere Folgen von irgendeiner Seite.

Jetzt zieht Euch dieses Szenario mal in unsere heutige Zeit. Ein ca. 8-jähriges Mädchen wird fast 3 Tage (nicht) vermisst? Kinder gehen Gang -mäßig mit Knüppeln etc. aufeinander los? Kinder gehen in Masse über Bahngeleise usw. Die Folge wäre heutzutage doch Hundertschaften von Polizei. Wochenlange Medienschlachten über die Grässliche Jugend. Überlastete Schul- und Eltern- Beratungen und dutzende von Psychiatern (Care Teams) die Ihre Verdienste aufstocken können. Jugendheime, Arrestzellen, kanadische Zucht-Reviere, Schulversetzungen, Polizei-Patrouillen zuhauf, Schimpft und Schande über die Eltern, auch die des Mädchens, usw., usw. ... Von den Medien heute mal gar-nicht zu reden bzw. zu schreiben.

Da bleibt doch nur noch die Frage, warum bin ich, einer der Täter damals, ein so braver bis ins hohe alter unbestraften guten unauffälligen Bürger geworden?
 
Zuletzt bearbeitet:
        #6  

Member

Member hat gesagt:
handelt sich um ein Qualitätsprodukt der Marke Madden aus Boulder Colorado, USA. Wo nötig nachgenäht, ordentlich geflickt, gebürstet, gewaschen, imprägniert – wir haben beschlossen, zusammen alt zu werden. Die Fabrik hat längstens dich gemacht – kein
Die Marke gibt es noch. Aber Du brauchst ja kein neues Stück. Dein hält ja noch. Sonst zum alten Schuster und naehen lassen.
Meine Wahl ist Eagle Creek. Hält auch schon jahrelang. :)
 
        #7  

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Da kann ich auch was berichten. Früher gab es noch keine batteriebetriebene Handlampen. Die Bähnler unserer Regionalbahn im Dorf benutzten Karbid Lampen für ihre Gleiskontrollen in Tunnels und in der Nacht. Dazu muss man nur ein par Karbidstücke und Wasser in die Lampe geben. So bildete sich schnell ein Gas und Überdruck im Lampengefäss. Oben war eine Düse, an der das Gas heraus zischte. Man musste das nur noch entzünden und schon hatte man Licht für einige Stunden.

Da das Karbidfass am, nicht im, Bahnhofschuppen ohne jegliche Aufsicht allgemein zugänglich war, versuchten wir als Kinder das Gleiche mit verschleissbaren Bierflaschen. Das dauerte dann so 2 - 3 Minuten, bis eine verschlossene Bierflaschen explodierte. Die Kraft reichte aus, um eine höhere Holzbeige umzukippen oder einen Schneehaufen wieder in der Fläche zu verteilen.

Heute undenkbar. Da wäre die ganze Abschlussklasse inkl. Mädels verhaftet und als Terroristen abgestempelt worden. Mit einmal Sonntagschule und Aufklärung war für uns die Sache gegessen. Der Bahnhofsvorstand bekam wohl grösseren Probleme.
 
        #8  

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Member hat gesagt:
Nehme ich halt eine wahre selbst erlebte Geschichte, dessen Auslöser gestern vor meiner Haustür war.

Schnee ist weg und schon spielen die Kinder bei unserer Wohnanlage Fußball etc. Als ich gerade vorbeilief, sah ich ein Tumult von 3 Nachbarinnen 5 kleineren Kindern und Rufe nach der Polizei. Was war passiert? Buben hatten ein Mädchen an einem Bäumchen angebunden, weil die immer im Tor spielen wollte. Dies sah eine Mutter und flippte aus, was eine andere Mutter nicht so schlimm fand, und wiederum eine andere die wegen dem Geschrei auftauchte sich einmischen ließ. Ich lief langsam vorbei und schüttelte den Kopf ... und mir kamen Bilder aus meiner Jugend hoch.

Ich bin in einer abgelegen Kindereichen Siedlung (Negerdörfchen genannt) ausgewachsen, mit vielen Reihenhäuschen und über 100 Kindern auf einem Haufen. Drüben hinter den Bahngeleisen in etwa 1km entfernt wohnten unsere "Feinde". Dort im "Dreispitz" gab es auch über 100 Kinder und leider waren dort auch unsere Schulen. Ich müsste nochmals ein Forum haben, um Platz für alles zu haben, um zu erzählen, was damals so in meiner Schulzeit dort abging!

Wer bildliche Vorstellungskraft hat, kann sich nun die folgende (eine von tausenden Geschichten) gut Ausmalen.

Also Herbst 1957. Es fing wie so oft damit an das etwa ein Dutzend Kinder von der anderen Seite über die Bahngleise weg zu uns herüber kamen wo wir, auch etwa ein Dutzend, diese mit Holzknüppeln, Mistgabeln, Steinen und Indianer-Geheul auf "unserer" Spielwiese empfingen.

Also ersten würde es die Eltern pro Kind 50.- CHF Busse (ein drittel unserer damaligen Hausmiete) kosten, wenn ein Kind auf den Geleisen erwischt würde, was auch, aber selten geschah, denn wir waren ja schlaue Kinder. Zweitens, es gab selten Blut aber Blaue Flecken zuhauf. Und heute an diesen Tag mit Nieselregen nervte uns "Kriegerische" Buben ein etwa gleichaltriges 12-jähriges Mädchen so sehr, dass wir es an einem Bäumchen bei Bach und Bahn Böschung genau wie es Indianer machen, an-schnürten. Und vergaßen!

Da es noch zwei Tage weiter schlecht Wetter war, spielten wir Kinder auch nicht da auf der Spielwiese. So wurde das Mädchen (zum Glück von uns Tätern) erst nach etwa 60 Std. mit riesigem Schock und Drohungen auf weitere Prügel, wenn es etwas erzähle, losgebunden und wie ein Nasse Puppe über die Gleise zu Ihrer Haustüre gebracht. Ohne spätere Folgen von irgendeiner Seite.

Jetzt zieht Euch dieses Szenario mal in unsere heutige Zeit. Ein ca. 8-jähriges Mädchen wird fast 3 Tage (nicht) vermisst? Kinder gehen Gang -mäßig mit Knüppeln etc. aufeinander los? Kinder gehen in Masse über Bahngeleise usw. Die Folge wäre heutzutage doch Hundertschaften von Polizei. Wochenlange Medienschlachten über die Grässliche Jugend. Überlastete Schul- und Eltern- Beratungen und dutzende von Psychiatern (Care Teams) die Ihre Verdienste aufstocken können. Jugendheime, Arrestzellen, kanadische Zucht-Reviere, Schulversetzungen, Polizei-Patrouillen zuhauf, Schimpft und Schande über die Eltern, auch die des Mädchens, usw., usw. ... Von den Medien heute mal gar-nicht zu reden bzw. zu schreiben.

Da bleibt doch nur noch die Frage, warum bin ich, einer der Täter damals, ein so braver bis ins hohe alter unbestraften guten unauffälligen Bürger geworden?
Was ist aus dem armen Mädchen geworden? Hast Du sie wenigstens geheiratet? 😉
 
        #9  

Member

Member hat gesagt:
Da das Karbidfass am, nicht im, Bahnhofschuppen ohne jegliche Aufsicht allgemein zugänglich war, versuchten wir als Kinder das Gleiche mit verschleissbaren Bierflaschen. Das dauerte dann so 2 - 3 Minuten, bis eine verschlossene Bierflaschen explodierte
Dieses wundervolle Zeug war auch bei unseren Bergleuten weit verbreitet. Was uns halbwüchsigen Musterknaben natürlich die Möglichkeit geboten hat selbiges in leere Flaschen Kumpeltot zu füllen. Wir benutzten wir diese explosive Mischung um problemlos ein paar Fische aus dem nahegelegenen Angelteich zu holen um diese dann am ( ebenfalls verbotenem ) offenem Feuer zu rösten. Wettrennen mit den Abschnittsbevollmächtigten (was für ein Wort) waren selbstvertändlich von Zeit zu Zeit inclusive.
Member hat gesagt:
12 Jahre war ich bei der Luftwaffe, tätig in einem Bunker Air-Traffic-Controll-Center Abt. Fernmeldetechnik.
Da waren wir wohl im gleichen Segment tätig. Nur waren es bei mir 10 Jahre die ich die gut gefilterte Bunkerluft atmen durfte. Anekdoten gibt es da zu Hauf zu erzählen allesamt Lustig oder in der heutigen Zeit eher befremdlich wenn man bedenkt das es damals noch zwei deutsche Armeen gab.
 
        #10  

Member

Member hat gesagt:
Anekdoten gibt es da zu Hauf zu erzählen allesamt Lustig.....

Da ist richtig, da könnte ich noch viel erzählen......

Das Lustigste war bereits schon vor der Einberufung im Kreiswehrersatzamt Heilbronn bei der Musterung.
Ein total verunsicherter Typ der gegen Schluß zur Musterung dran kam, wollte bereits schon vorher genau wissen, was überprüft wird.
Wir haben gesagt......Augentest,Hörtest, Herzschlag.....etc. und natürlich auch die Zeugungsfähigkeit....
Oopps, wie wird denn das gemacht ?.
Naja, du bekommst einen Tellerchen und gehst in eine Kabine. darin befindet sich ein Bild von einer nackten Frau. Wenn du das anschaust, wird du ja geil und kannst anschließend auf den Teller wichsen.
Verunsichert ging er ins zur Untersuchung und kam total sauer wieder zurück.
Das da der ganze Warteraum lachte, war natürlich ganz klar.

Das Brutalste gab´s während der Grungausbildung in Oberstimm. Den Grund weiß ich nicht.
Da wurde einem Wehrpflichtigen von seinem Zimmerkameraden ein größeres Vorhängeschloß am Schwanz hinter den Eiern eingeklickt. Gesehen habe ich es nicht, wurde aber bei einer Besprechung erzählt,
Disiplinarstrafe gab´s natürlich. Wie genau ausging, weiß ich aber nicht mehr.

Auch kam es einmal vor, daß einer, der kaum duschte und entsprechend stank, auf einen Stuhl gebunden wurde und damit unter die Dusche gestellt wurde.

....hätte ich vorher nie gedacht, daß so was bei einem Ausbildungsregiment der Luftwaffe passieren könnte..........
 
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