Thailändisch lernen

Bangkok Emotional Bangkok Nightstroll

        #1  

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Prolog 1

Vorab ein paar Worte zu den in der Geschichte erwähnten Bettlern und Kindern. Es gibt eine Mafia, die dieses Geschäft organisiert. Die Kinder kommen meist aus Kambodscha aber auch aus Thailand. Ihr Geschäft beginnt am frühen Nachmittag. Sie werden organisiert eingesetzt, werden an den Fußgängerbrücken postiert, sowie an den Zugängen zum Elevated Sky Train entlang der Sukhumvit und Silom, also genau an den Stellen und in den Regionen Bangkoks, wo das Herz dieser Metropole zu nächtlicher Stunde am lautesten schlägt. Immer in mittelbarer Nähe sitzt eine Aufsicht, die für eine kleine Gruppe Kinder zuständig ist, meist eine Frau mit einem Säugling im Arm, die ebenfalls bettelt. In unregelmäßigen Abständen liefern die Kinder ihr gesammeltes Geld ab. Ein mit Geld gefüllter Plastikbecher ist halt nicht geeignet zum Betteln. Zu nächtlicher Stunde ziehen zudem halbwüchsige Jungen durch die Sukhumvit Road und bleiben bettelnd meist vor Tischen der Straßenküchen stehen, an denen Farang sitzen, die vielleicht aus Mitleid und nichts ahnend, dass sie mit ihrer Gabe eine Mafia unterstützen, ein paar Baht in die verschmutzten Hände legen. Auf der Sukhumvit zwischen der Soi 1 und der Soi 19 mögen vielleicht zwischen 20 und 30 Bettler aktiv sein. Ich setze die Rechnung mal niedrig an. Wenn pro Bettler pro Tag 100 Baht erbettelt werden, so kommt man auf eine Tageseinnahme von 3000 Baht, was im Monat eine Summe von 90.000 Baht ergibt. Es dürfte klar sein, dass der größte Teil dieser Einnahmen bei den Organisatoren landet und nur ein Bruchteil dafür verwendet wird, um das Fußvolk zu ernähren. Aber wie schon gesagt, diese Summe von 90.000 Baht dürfte eher als niedrig anzusehen sein. Vor ein paar Jahren hat es mal eine Razzia gegeben. Dabei wurde auf der Soi 4 ein Aufseher dieser Mafia festgenommen, der neben reichlich Kleingeld ca. 50.000 Baht in bar mit sich führte. Ein anderer Zweig dieses Geschäftes sind die Kindergruppen unter Führung von ein oder zwei Erwachsenen, die Süßigkeiten, Zigaretten oder Blumen verkaufen wollen. In der Regel handelt es sich bei den Kindern um Mädchen, die adrett gekleidet und zudem teilweise auffallend aufdringlich geschminkt sind. Und ihr Verhalten ist teilweise erschreckend. Einem Bekannten von mir ist es passiert, das so ein Mädchen, es mag vielleicht 10 Jahre alt gewesen sein, sich im förmlich aufgedrängt hat. Sie hat ihre kleinen Arme um seinen Hals geschlungen und ihm einen Kuss gegeben. Mein Bekannter war schockiert, denn was da ablief, war kein normaler Kuss, sondern die Kleine wollte versuchen, ihm einen Zungenkuss zu geben. Wohlgemerkt, keine ungefährliche Sache, nicht nur in Thailand. Solcherart Handlungen an Minderjährigen werden mit hohen Gefängnisstrafen geahndet. Es mag sich jeder ausmalen, wem man im Ernstfall mehr Glauben schenkt, dem Farang oder der Einheimischen.
 
        #2  

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Prolog 2

Diese kleine Story spiegelt einen großen Teil meiner Erfahrungen und Eindrücke wieder, die ich in fast 10 Jahren Erlebens und Durchlebens von Bangkoks Nightlife gesammelt habe. Bangkok ist eine Faszination, eine Faszination, die zugleich anziehend und abstoßend wirken kann. Es ist so, dass man Bangkok entweder hasst oder es liebt. Ich liebe Bangkok, denn ich habe Bangkok durch seine zahlreichen Facetten gesehen, kennen und lieben, leben und überleben gelernt!

Es ist ein gefühlsbeladener Nachtspaziergang durch ein Bangkok (Emotional Bangkok Night Stroll), wie er jeden Abend zur Stunde der untergehenden Sonne beginnen mag. Die gewählten Locations sind die großen Shopping Malls am Siam Square, Nana Entertainment Plaza (NEP) und die Sukhumvit Road. Unabhängig davon sind die Eindrücke nahtlos übertragbar auf die Patpong die Soi Cowboy
oder der Sukhumvit Soi 22, die dem Nightlife am Nana Plaza in nichts nachstehen. Lediglich die Qualität ist eine andere.

Ich lade Euch nun recht herzlich ein, mir geschätzte Gäste zu sein und mich auf diesem Spaziergang zu begleiten.....
 
        #3  

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Bangkok, Metropole Südostasiens, fernöstliche Drehscheibe, das Venedig des Ostens. Bangkok, der Schmelztiegel aller Bedürfnisse, Sammelpunkt des Abschaums und des Glanzes, des Reichtums und der Armut, eine Metropole, von der man nur in Superlativen schwärmt oder die man verdammt als Sodom und Gomorrha.

Eine Metropole, die sich tagsüber unter den Ausdünstungen ihres millionenfachen Lebens verbirgt, eine Diva, die man nur nachts ertragen kann, wenn sie sich mit den gleißenden Lichterketten des durch ihre Adern fließenden Verkehrs verziert. Blendwerk, Perlenschnüre aus roten und weißen Lichtern, die sich gleich tausendfüßiger Raupen durch die engen Straßenschluchten zwängen, umsäumt von hell erleuchteten Shopping Malls, die erfüllt sind vom hektischen Treiben nach Geltung lechzender, und Beachtung gierender Menschen jeglicher Couleur.

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Bettler, gekleidet in Lumpen, die nur noch in Fetzen an den verschmutzten, ausgemergelten Körpern hängen, körperlich verkrüppelt, wie sie sich durch den Schmutz der Straßen schleppen, geistig erniedrigt vor sich selbst und dem Leben, wenn sie mit ihrem unterwürfigsten Wai einen Plastikbecher gen Himmel strecken, und mit flehendem Blick aus Augen, die in die tiefsten Tiefen des Elends geschaut haben, um spärliche Baht bitten. Alte, musizierende Menschen, die Zeit ihres Lebens oder ereilt durch Unglück gezwungen waren, die Welt ohne Licht zu erkunden, Paare, die das Durchleben eines gemeinsamen Schicksals zusammen geschweißt hat, einer sehend, der andere lichtlos, sie, die zu den geachteten unter den Ärmsten der Armen zählen, beachtet nur von denen, die diesem Boden entsprungen sind, laufen durch die Straßen und verweilen ihre ewig gleich klingenden Harmonien singend, vor einem meist desinteressierten Publikum, welches nach einem Blick in Augen, die nur noch das Weiß des Augapfels zeigen, schnell in den Taschen nach ein paar Baht wühlt, sie achtlos in den hingehaltenen Becher aus Blech fallen lässt um sich mit vermeintlich beruhigtem Gewissen wieder den in ihren Augen essentiellen Dingen des Lebens zuzuwenden.

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Kleine Jungen und Mädchen, Kinder, bereits in diesem zarten Alter gezeichnet von den Härten des Lebens, Kinder, die Zeit ihres Lebens keine Kindheit erleben werden, getrieben von Eltern, für die Mitleid ein Handelsgut darstellt, überbracht von diesen kleinen Wesen mit ihren unschuldig braunen Augen, denen es versagt sein wird, einmal etwas anderes als Elend und Armut eigens zu erleben. So hasten sie mit müden Augen durch das bunte, emsige Nachtleben und zupfen mit ihren kleinen Händen an Hosen und Hemden gut gekleideter Farangs. Ihre flehenden Blicke nach oben gerichtet bieten sie in ihren kleinen zu einem ehrfürchtigen Wai geformten Hände, Süßigkeiten, und Feuerzeuge feil.

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Manchmal aber bricht auch bei ihnen kindliches Leben und Erleben durch, man sieht sie lachen und tollen, für einen kurzen Moment der Glückseligkeit ihr Schicksal vergessend, scherzen sie mit den großen Fremden, springen lachend um sie herum, zwicken sie und Freude und Leben entspringt urplötzlich ihren Augen, froh darüber, dass so mancher auf sie eingeht und sie Leben erleben lässt, Momente, in denen sie Kind sind und es leben. Momente, allerdings, die nur von kurzer Dauer sind, zurückgerufen durch eine scharfe Stimme aus dem Nichts, die sie ermahnt, das zu tun, weshalb man sie hierhin geschickt hat. So vegetieren sie dahin am Rande einer Welt des Glimmers, des Scheins und des Truges, eine Welt, der sie einmal dienen werden, wenn sie ihre verlorene Kindheit hinter sich gelassen haben und in eine Zukunft mit ungewissem Ausgang gehen.
 
Zuletzt bearbeitet:
        #4  

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Angezogen durch die Illusion, nein, vielmehr geblendet durch die Versprechen einer brüchigen Fassade, die von der Nacht verdeckt und vom bunten Lichtermeer überstrahlt wird, fallen die, die um Almosen bitten, über die Stadt her, angelockt von der Mär des Reichtums, den man hier zu erlangen hofft, Mütter, die sich mit ihren kleinen Kindern auf dem Arm ihren Weg auf der anderen Seite des Lebens durch das Nachtleben zu bahnen versuchen, oder sich vor den hell erleuchteten Stufen des neuen Wahrzeichens von Bangkok, dem Elevated Sky Train, nieder gelassen haben, in der Hoffnung, dass ihr zur Schau gestelltes Elend einige aus der dahinhastenden Menge dazu veranlassen könnte, einige Baht in die von Kinderhand gehaltenen Plastikbecher fallen zu lassen. Diese am wenigsten von den Einheimischen geachteten, da sie, obwohl gesund, ihre Kinder einsetzen um zu bekommen, was andere ihres Erachtens zur Genüge besitzen.

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So beginnt die Nacht. In dem Moment, in dem die Sonne hinter dem westlichen Horizont verschwunden ist, kleidet sich Bangkok in sein verführerischstes Kleid, geschmückt mit Tausenden bunten, schimmernden und wogenden Lichtern, ein unvergleichliches Make-up, das nur in den dunklen Stunden seine Schönheit zu offenbaren vermag. Straßenhändler beginnen entlang der Sukhumvit Ro
ad ihre Stände aufzubauen und ihre Waren feil zu bieten. Taxen stauen sich in der Soi 4 und speien in einem nicht enden wollenden Rhythmus die Schönheiten der Nacht, die Stars in der Manege der Eitelkeiten, aus, die dann mit raschen Schritten den Orten ihres allnächtlichen Wirkens entgegenstreben, nicht jedoch ohne der Hüterin des Platzes ihre Gunst erwiesen zu haben.

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So verweilen sie einen kurzen Moment vor dem Schrein, übergeben ihre kleine Spende und zünden die obligatorischen Räucherstäbchen an, um sodann in die ihnen angestammte Bar zu entschwinden, immer in de
r Hoffnung, dass diese Nacht besser werde als die vorhergegangene.

So ist alsbald die Luft gesch
wängert durch den schweren, süßlich-herben Duft hunderter Räucherstäbchen. Die ersten Gäste sind schon lange da und bevölkern die wenigen Open Bars auf dem Nana Plaza, die schon zu früherer Stunde ihre Pforten geöffnet haben, Szene-Bars, mit riesigen Fernsehern, um Gäste zu binden, die ein bestimmtes sportliches Ereignis verfolgen wollen, Meeting Point für die frühen Nachtschwärmer, die Rastlosigkeit, Gier und Trieb nach Ausgleich und Entspannung treibt.

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Noch sp
ielt sich das bunte Treiben vor den Pforten der Bars ab, vor der Playschool tummeln sich die unisono gekleideten Mädchen in ihren feschen Schuluniformen, nach und nach treffen die Kartoys aus der Obsession und der Casanova Bar ein, die mit einer weiblichen Eleganz stolz erhobenen Hauptes und schwellender Silikonpracht daherschreiten, wie es aufreizender nicht sein kann, ein krasser Gegensatz zu den schlanken, zierlichen Bargirls, die sich teilweise recht unbeholfen in ihren hochhackigen Schuhen mit eine merkwürdig anzuschauenden Stakselgang entlang der umlaufenden Balustrade bewegen.
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Viele nutzen die Zeit noch für einen schnellen Imbiss an einem der zahlreichen Essensstände auf dem Ground Floor. Andere geben sich mit zartem Make-up den letzten Schliff, immer bemüht, schöner und attraktiver zu wirken als die Freundin neben sich, teilweise aber auch, um die Spuren, die das Leben in diesem Milieu mit scharfer Klinge in so manches zierliche Gesicht geritzt hat, gekonnt zu verbergen.
 
        #5  

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Nach und nach wechselt in den Bars die Beleuchtung, die DJ’s nehmen ihre Anlagen in Betrieb und die erste Crew Bargirls bevölkert noch etwas lustlos die Catwalks um die noch spärlich vorhandenen Gäste zu ermuntern. Langsam erhebt sich auf dem Nana Plaza die allabendlich gleiche Geräuschkulisse, tausendfacher Wiederhall der Musik und der Stimmen an den umgebenden Wänden.

In der Hollywood Stars auf dem 2nd floor beginnt das Eröffnungsritual. Breitbeinig stehen die Mädchen aufgereiht entlang des Ganges, ihre Rücken dem Eingang zugewandt, das vorderste Mädchen schwenkt die Arme, in ihren Händen hält sie einen großen hölzernen Penis. Mit einem Jubelschrei lässt sie in los und er gleitet zwischen den gespreizten Beinen der Mädchen Richtung Ausgang, wobei das letzte Mädchen ihn aufnimmt und jeweils drei mal Türrahmen und Bogen mit dem stilisierten Holzpenis abklopft. Vor der Casanavo Bar stylen sich derweil die Ladyboys, eigentlich scheinen sie nie etwas anderes zu machen, als sich den ganzen Abend zu stylen.

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Aber trotzdem hat dieser Abend etwas Besonderes, etwas, was nur einmal im Jahr statt findet. Es ist der 12. August, Muttertag, oder Wan Mae, wie die Thais den Geburtstag ihrer Königin benennen. Es ist ein besonderer Tag, an dem das sonst übliche Treiben eine Unterbrechung erfährt. Auf den umlaufenden Balustraden der beiden Obergeschosse werden überall Kerzen aufgestellt, eine neben der anderen und entzündet. Wie auf Kommando erstirbt die Geräuschkulisse und alle Bargirls strömen aus ihren Bars, versammeln sich vor den Türen ihre Etablissements. Um Punkt 20 Uhr erfüllt ein lieblicher Gesang, ein Choral aus Hunderten von Mädchenkehlen Nana Plaza, ein kleines Ereignis, dass mir heiß-kalte Schauer der Faszination und Rührung über den Rücken jagt. Es sind kurze zwei
Minuten voller Harmonie, Verbundenheit, Ergebenheit und Ehrerbietung gegenüber dem Königshaus und der Königin, die auf diese Art jährlich ihre Ehrerbietung ihrer sie liebenden Untertanen bekommt. Kurze zwei Minuten ohne Neid, Hass, Missgunst und Konkurrenz, zwei Minuten welche die Kluft zwischen Armut und Reichtum, einem Leben voller Saus und Braus und einem Leben an der Grenze der Erträglichkeit verschwinden lassen, zwei Minuten, die ich Zeit meines Lebens wohl nicht mehr vergessen werde.

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Zwei Minuten, die aber ebenso schnell vergangen waren, nach denen übergangslos die Geschäftigkeit wieder einsetzte, Girls, die zurück in ihre Bars drängten, und die Musik erneut Nana Plaza erfüllt. Wie sehr sich das Schicksal aller gleicht, die hier arbeiten, ihre Körper in aufreizend schlängelnden und wiegenden Bewegungen um die chromglänzenden Stangen winden. Nur um die Aufmerksamkeit lüsterner, begieriger Männer auf sich zu ziehen, bereit, ihm diesen für eine Nacht zu geben. Jede Nacht lehnen sie sich an die größte Lüge des Lebens, jede Nacht halten sie sich daran fest um jeden Morgen der Enttäuschung neu ins Auge zu sehen. Hoffnung ist ihre Lüge, Hoffnung trägt ihr Leben. Jede Nacht Hoffnung, genug Geld zu verdienen, um
sich das eine oder andere leisten zu können, Geld nach Hause zu den Liebsten und dem Kind zu schicken, oder auch nur, um die Geltungssucht ihres thailändischen Lovers zufrieden zu stellen, dem es nicht das geringste ausmacht, als Gigolo und Pimp aufzutreten und gnadenlos die Verdienste einsammelt, damit er sich das neuste Handy oder ein neues Motorrad leisten kann und noch genug Geld übrig hat, um es bei illegalen Glücksspielen zu verlieren. Aber auch Hoffnung, an einen Farang zu geraten, der Gefallen an ihnen findet, der ebenfalls auf der Suche nach etwas ist, was er schon selbst verloren glaubte und hier zu finden erhofft.

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So finden sich hier merkwürdige Paarungen zusammen, die weite Strecken unterschiedlich langer Wege zusammen gehen werden, die eine im Glauben Verlorenes wieder zu finden und auf der Suche nach Geborgenheit und Liebe, die andere in der Hoffnung auf eine gesicherte Existenz, bereit, dafür zu geben, was verlangt wird.
 
        #6  

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Langsam vergeht die Nacht, die Bargirls gehen ihrem alltäglichen Geschäft nach, die Showgirls spulen ihre abstrusen Shows ab, welche der lokalen Polizei ein nicht unbeträchtliches Nebeneinkommen bescheren, da diese Shows verboten sind. Aber gegen eine entsprechendes Trinkgeld, dass monatlich schon mal 5 bis 6-stellige Beträge annehmen kann, werden großzügig beide Augen zugedrückt. Zu vorrückender Stunde werden die Bars zusehends leerer, viele Mädchen sind ausgelöst, nur in den beiden Ladyboy-Bars herrscht bis zur Sperrstunde hektische Betriebsamkeit, da die Ladyboys Short Time vorziehen und spätestens nach einer Stunde wieder zurück sind.

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Gegen zwei Uhr macht die Polizei die Runde: Sperrstunde! Das erste mal, dass sie von einer Regierung konsequent umgesetzt wird. So verstummt fast schlagartig die Musik und die Lichter erlöschen. Die Bars leeren sich, und wie die meisten gekommen sind, so verschwinden sie auch wieder mit den vorfahrenden Taxen, lassen sich in ihre meist ärmlichen Appartements fahren, die sie mit 2 oder 3 Kolleginnen teilen. Viele bleiben aber auch noch in der Soi 4, um einen kleinen Imbis
s mit Freunden einzunehmen oder gehen in die Diskothek vom Nana Hotel gegenüber um vielleicht doch noch einen Hit zu landen. Nachdem auch die Thermae, jener legendäre Nightspot an der Sukhumvit Soi 15 Opfer der Sperrstunde wurde, wird zunehmend auch wieder der einst führende Coffee Shop des Grace Hotels in der Soi Nana Nua beliebt. Die Politik der konsequenten Durchsetzung der Sperrstunde treibt halt ihre eigenen makabren Blüten.

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Entlang der Sukhumvit bis hinunter zur Soi 15 pulsiert nun nächtliches Leben. Ruhelose Nachtschwärmer beleben nun die Straße, darauf hoffend, noch etwas ansprechendes zu erleben, nicht doch alleine nach Hause gehen zu müssen, Kartoys suchen noch einen letzten Freier zu erhaschen, versuchen
in ihrer aufgesetzten, reizvollen Art den ein oder anderen Farang zu betören, der vielleicht nicht mehr klarer Sinne ist zu erkennen, auf was er sich da einlässt. Immer noch säumen bettelnde Mütter mit ihren kleinen Kindern den Straßenrand. An den vielen Essensständen lassen sich Gäste nieder, finden zusammen zum Ausklang der Nacht. Die späte Nacht ist auch die Zeit, in der die gelben Mülltrucks die Straßen abfahren, um die Exkremente eines Molochs zu bergen, der dieser kaum noch Herr wird. Erstes Leuchten am Horizont verkündet das Nahen eines neuen Tages. Licht, welches das Gesicht Bangkoks ungeschminkt erscheinen lässt, Licht, das auch die letzten Verbliebenen zurück in ihre Unterkünfte treibt.

Anhang anzeigen DSCN0166.jpg So beginnt ein neuer Tag, neue Hektik und geschäftiges Treiben belebt erneut die Straßen, Menschen, die zur Arbeit streben, Kinder, die zur Schule gehen, Mönche, die ihre allmorgendliche Essensspende erhalten, und auch für die Wenigen, die übrig geblieben sind, kaum noch in der Lage, zu erkennen, dass ein neuer Tag mit einem neuen Pulsschlag städtischen Lebens begonnen hat.
 
        #7  

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Epilog



Dieser kleine Nachtspaziergang ist als Geschichte 2003 entstanden und bezieht sich noch auf das Bangkok zwischen 1992 und 2000 wenngleich die Bilder jüngeren Datums sind. In dieser Zeit bin ich in Bangkok "erwachsen" geworden. Meine Liebe zu dieser Metropole hat sich in dieser Zeit entwickelt und es lag mir am Herzen, diese Gefühle, die auch heute noch so lebendig sind wie in der Zeit, in der sie entstanden sind, in dieser Geschichte zu manifestieren. Es mag nicht jedermanns Stil sein, aber ich hoffe, dass sich der Eine oder Andere auf der emotionalen Ebene darin wiederfindet.

Immer noch gehöre ich auf eine besondere Art und Weise zur Casanova Bar, dem Ort, an dem mir die Möglichkeit gegeben wurde, das Milieu einmal von Innen kennenzulernen, bin dort kein Gast, kein Kunde, sondern gehöre dazu. Und immer noch verabscheue ich es, die Thermae, einstmals der Treffpunkt für Nachtschwärmer an der Soi 13, durch die Vordertür zu betreten, mein Weg führt mich in die Soi 15, entlang dem schmalen Zugang zu den Toiletten, vorbei an der Toilettenfrau die mich noch aus meiner Zeit in der Soi 13 kennt und dann hinunter in die Thermae, wo ich immer noch herzlich von Pi Somchai, Pi Nuat oder Pi Lek begrüßt werde, die ich nunmehr auch schon seit 18 Jahren kenne. Und obwohl das Publikum und auch die Mädchen gewechselt habe, ist die Thermae für mich immer noch ein besonderer Ort. Ganz wie es war, als ich das erste Mal 1992 die Thermae besuchte.

Die Sukhumvit entlang der Soi 5 bis zur Soi 15 war mein Revier und ist mein Revier, hier schlägt das nächtliche Herz Bangkoks am heftigsten, hier findet jeder zu nächtlicher Zeit alles das an kurzweiligem Vergnügen, was sein Herz begehrt.

Seit Anfang 2000 ist Pattaya mein bevorzugtes Ziel für meine Streifzügen, aber dennoch zieht es mich immer wieder hin zu Bangkok. Und ich nehme mir diese Zeit und statte meiner alten Liebe regelmäßig einen Besuch ab.



 
        #8  

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das ist aber der Tunnel und nicht nana
 
        #9  

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Blackmicha, Du alter Fuchs :wink0:

Ungeachtet dessen: :tu: beide Daumen hoch, Puchong :tu:

Ich zähle du den Membern, die Bangkok so lieben wie es ist. Und das, was Du schreibst und wie Du es schreibst, trifft genau meinen Nerv.
 
        #10  

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Klar, ich weiß, dass es der Tunnel ist.

Danke für die Anerkennung.
 
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