Ich war bereits eingedöst, als Pim aus der Dusche kam. Wir hatten mit Joy und Anton abgesprochen, dass wir erst gegen zehn Uhr losziehen und uns bis dahin noch 2-3 Stunden aufs Ohr hauen wollten. Die letzte Nacht war doch für alle viel zu kurz gewesen.
Nur Pim war nicht müde.
"Oh, you tired? You want sleep?" fragte sie. "Hhmm" bejahte ich dösend.
"Sure?" ... "Hhmmm" bestätigte ich nochmals mit geschlossenen Augen, woraufhin mir ein T-Shirt gegen den Kopf flog.
Nun öffnete ich endlich die Augen und sah zu Pim rüber.
"Big sure?" grinste sie mich auffordernd an. So müde war ich eigentlich doch nicht. Pim stand vor dem Bett in Pose und hatte den Bademantel weit geöffnet, damit ich auch gut sehen konnte, was mir entginge, wäre ich müde.
Ich lächelte sie an und streckte ihr meinen Arm zum Zeichen entgegen, dass sie zu mir kommen sollte, woraufhin sie prompt den Bademantel fallen ließ und zu mir ins Bett kroch.
Dabei spottete sie, dass ich von ihr aus auch schlafen könnte, wenn ich denn so müde sei. Ich sollte mich nur auf den Rücken drehen, damit sie sich selbst bedienen konnte. So ein Luder.
Als Anton kurz vor zehn anrief, hatte ich noch immer nicht geschlafen, aber irgendwie ging es. Ich war zwar nicht topfit, aber auch nicht wirklich todmüde. Wahrscheinlich hatten wir durch das Rumgammeln im Bett am Vortag und am Strand doch etwas Energie tanken können. Also machten wir uns fertig und schlugen wenig später in der Walking Street auf.
Unser erster Weg führte uns in Joys Bar, wo Anton die Barfine noch zahlen musste. Pim schien die Wahrheit über ihren Streit mit der Mamsan erzählt zu haben, dass konnte man Mamasan deutlich ansehen. Die hatte echt nicht alle Tassen im Schrank, so ein Faß aufzumachen, nachdem ich bei unserem letzten Besuch dort Ladydrinks für mindestens drei Abende spendiert hatte.
Aber das war ja auch nicht mein Problem, da es für uns nun ohnehin keinen Grund mehr gab Pims ehemalige Bar aufzusuchen. Anton dachte zunächst, dass die immer noch sauer war, weil ich die Mädels Tage zuvor geduscht hatte und so klärte ich ihn erstmal auf. Wir entschieden uns entgegen der ursprünglichen Planung ein wenig an Joys Bar zu verweilen und ein paar Spielchen mit den Mädels zu wagen.
Pim war das sehr recht, wohl weil sie vermutete, dass sich ihre Ex-Chefin darüber ärgern würde, und Joy fand die Idee ohnehin Klasse. Pim sagte dafür sogar ihrer Freundin ab, mit der sie sich treffen wollte. Wir hatten eigentlich vorgehabt nur kurz Joys Barfine zu zahlen und dann Pims Mitbewohnerin in ihrer Bar zu besuchen, da Pim mit ihr etwas besprechen wollte, aber das schien offenbar auch warten zu können. Es hätte ohnehin warten müssen, denn Oi, so hieß die Freundin, informierte Pim, dass sie zwar noch in der Bar sei, aber gerade einen Customer hätte und noch nicht wisse, wie der Abend weiter verlaufen würde. Sie wollte sich später melden.
Auch wenn es etwas kindisch war, machte es uns doch Spaß Pims Ex-Mamasan etwas zu ärgern. Viel brauchte es dazu ohnehin nicht, wohl auch, weil in dem Barkomplex praktisch nichts los war und wir bis auf zwei oder drei an anderen Bars verstreuten Gästen, die Einzigen weit und breit waren. Jede Minute, die wir an der Nachbarbar saßen, jeder Drink den wir dort nahmen, schien ihre Mine weiter zu verfinstern. Jeder Ladydrink, den wir ausgaben, schien ihr fast körperliche Schmerzen zu bereiten. Ich fand das für eine Thai recht ungewöhnlich, sich den Ärger derart deutlich anmerken zu lassen. Pim war da deutlich zurückhaltender. Zwar konnte sie sich eine gewisse Schadenfreude nicht verkneifen und genoß das Ganze sichtlich, tat dies jedoch bei weitem nicht so offensichtlich und schon gar nicht in Richtung der Mamasan. Pim ignorierte sie einfach weitgehend. Wir Vier hatten jedenfalls unseren Spaß und Anton und ich waren doch etwas angetrunken, als wir nach fast zwei Stunden weiterzogen.
An Joys Bar hatte man vielleicht den Streit der Beiden zuvor, sicher aber das alberne Getue der Mamasan an diesem Abend mitbekommen und Joy und Pim hatten wohl auch ausführlich die Details berichtet.
Uns wurde jedenfalls versichert, dass wir an Joys Bar gern gesehene Gäste waren, auch wenn wir dort nicht jeden Abend aufschlugen. Das würden wir ziemlich sicher auch nicht tun, denn so spannend war es dort nun auch wieder nicht.
Wir steuerten ein Seafood-Restaurant (ich glaube es heißt Marine-Seafood) an, das in einer Seitengasse der Walking Street lag und in das wir früher immer gern eingekehrt waren. Das Restaurant war Open-Air und bestand fast nur aus Plastik. Tische, Stühle, Tischedecken, Tischdeko und Geschirr, alles aus Plastik. Der Gästebereich war von Aquarien gesäumt, aus denen man sein Essen aussuchen konnte, bevor es dann nach individuellem Wunsch zubereitet wurde. Das Ambiente war eher schlicht, aber das Essen immer hervorragend gewesen und günstig war es zudem. Wir fanden es genau so wieder vor, wie wir es in Erinnerung hatten. Kein Detail schien sich in den Jahren geändert zu haben, wir glaubten sogar die Bedienungen wiederzuerkennen. Einzig an die benachbarte Araber-Disco, die uns mit orientalischem Getröte volldudelte, konnten wir uns nicht erinnern. Die war entweder neu oder früher leiser gewesen, sonst hätten wir uns an die bestimmt erinnert.
Hier hatten wir die Qual der Wahl, denn die Karte war riesig und alles sah lecker aus, also schlugen wir richtig zu und der Tisch füllte sich mit Rock Lobstern, King Prawns, diversen Fischen und Suppen. Ein echtes Schlaraffenland.
Zwischendurch hatte auch Oi angerufen um Pim mitzuteilen, dass sie nun nicht mehr in der Bar, sondern mit dem Customer gerade zum Essen ginge. Pim fragte, ob es für uns OK wäre, wenn Oi mit ihrem Kunden kurz zu uns stoßen würde, damit sie etwas besprechen konnten. Klar war das OK, warum auch nicht? Die Beiden konnten nicht weit weg gewesen sein, denn sie waren bereits wenige Minuten später da.
Da das Restaurant nur 4er-Tische bot und unserer für das ganze Essen eh schon zu klein war, setzten die Beiden sich an den Nachbartisch, was aber kein Problem darstellte, denn Pim und Oi konnten sich trotzdem gut unterhalten, da dieser kaum einen Meter entfernt war.
Oi schien etwas älter als Pim zu sein und war nicht wirklich ein Stunner, auch nicht wirklich häßlich, aber alles andere als eine Granate. "Average" beschreibt ihre Optik wohl am ehesten. Sie schien sehr nett zu sein, hatte ein fröhliches Lachen, eine sehr herzliche und offene Art und begrüsste uns sehr freundlich. Oi war mir auf Anhieb sympathisch.
Ihr Kunde schien Engländer zu sein, das sah man schon von Weitem. Er sah aus wie der ältere Bruder von Wayne Rooney, trug ein schlabbriges Trägershirt, dass mit irgendeinem Uni- oder College-Aufdruck versehen war, bunte Shorts und Badelatschen. Unter seinen Armen quollen die Haare hervor und seine Brustbehaarung war aufgrund des tiefen Ausschnitts seines Trägerhemdes ebenfalls nicht zu übersehen. Oi schien die Kohle wirklich dringend zu brauchen. Der Typ war mir auf Anhieb unsympathisch, dabei hatte er noch kein Wort gesagt, was vielleicht auch das Problem war, denn er schien es nicht für nötig zu halten überhaupt jemanden zu begrüßen, sondern setzte sich wortlos an den Nebentisch. Eigentlich kannte ich das so, dass man auch grüßt, wenn man dazukommt, aber vielleicht hatten es gute Manieren ja noch nicht über den Ärmelkanal bis in seinen Wald geschafft. Möglicherweise war er aber auch nur schüchtern, also wandte ich mich ihm zu, nachdem ich von Oi begrüßt worden war, stellte mich vor und reichte ihm die Hand. Er sprach einen fürchterlichen Dialekt oder Slang, der mit meinem Schulenglisch wenig gemein hatte und so tat ich mich etwas schwer damit ihn zu verstehen. Wenigstens konnte ich raushören, dass er Jamie oder so ähnlich hieß und aus Manchester kam. Spielte Rooney nicht auch dort? Vielleicht war das wirklich sein Bruder, schoß es mir durch den Kopf.
Jedenfalls wurde er nun etwas gesprächiger. Leider, denn ich hatte die Büchse der Pandora geöffnet. Mein erster Eindruck hatte nicht getäuscht, Jamie war der Prototyp eines Assis. Dabei war gar nicht mal das Schlimmste, dass jedes zweite seiner Worte "fucking" oder "bloody" war. Ein deutsches Pendant seiner Ausdrucksweise wäre wohl in etwa "Boah ey, digga, hat die Votze 'nen geilen Arsch" gewesen, als er auf die recht süße Bedienung am Eingang verwies. Das Problem war eher, dass das für ihn normal und sogar ein Kompliment zu sein schien, jedenfalls sprach er alles andere als leise. Pattaya war 'Fuck-Town' und die Thai-Mädels 'bloody sluts', wobei bloody soviel wie geil zu bedeuten schien. Die Bedienung rief er stets mit einem lauten 'Hey' heran.
Ich war jedenfalls schon nach wenigen Augenblicken heilfroh, dass es nur 4er-Tische gab und ich mit ihm nicht auch noch an einem Tisch sitzen musste. Aber es war dennoch für jeden offensichtlich, dass der Neandertaler irgendwie zu uns gehören musste. Daher empfand ich auch kein unbeteiligtes Fremdschämen, sondern es war einfach nur peinlich mit ihm überhaupt in Verbindung gebracht zu werden. Den Anderen schien es ähnlich zu gehen, vor allem Oi war der Typ sichtlich peinlich. Ihr Lächeln wirkte immer gequälter, sie konnte einem wirklich leid tun.
Er merkte nicht mal was, als ich ihm ein nicht gerade freundliches "not your business" entgegnete, als er allen Ernstes fragte, ob unsere Mädels Analverkehr zulassen würden. Stattdessen sollte ich mich nicht so haben, wir wären doch Kumpels und ihm könnte ich es doch sagen. Oi jedenfalls würde das machen und er freue sich schon darauf, sie nachher "richtig in den Arsch zu ficken". Er hatte schon die ganze Zeit über die Mädels gesprochen, als wären sie gar nicht da, oder würden kein Englisch verstehen, aber das war nun doch etwas zu viel. Oi schämte sich in Grund und Boden, nicht mal ein gequältes Lächeln brachte sie noch zustande.
Das konnte ich einfach nicht mehr mit ansehen und wollte den Typen endlich loswerden. Ich flüsterte Pim ins Ohr, sie solle Oi fragen, ob diese den Typen nicht sausen lassen und mit uns weiterziehen wollte. Ich würde sie zum gleichen Kurs auslösen und die Barfine könnte sie ihm dann wiedergeben. Pim schaute mich überrascht an, zögerte erst, gab die Frage aber weiter. Oi reagierte ebenfalls überrascht, schien auch einerseits erfreut, antwortete aber ablehnend. Das sah ich bereits, bevor Pim die Antwort übersetzte.
"Ok, dann nicht, ich hatte es nur gut gemeint. Wenn sie auf Assis stand, bitteschön" dachte ich bei mir und war überrascht, dass mich mein Eindruck, dass ihr der Typ mehr als unangenehm war, wirklich so getäuscht hatte. Das wäre nun wiederum etwas peinlich für mich gewesen, denn ebenso gut hätte ich fragen können, wo sie denn den Penner her hatte. Wenn sie mit dem Typen nur endlich abziehen würde, ging mich das ja auch eigentlich nichts an.
Aber mein Eindruck hatte mich nicht getäuscht, sie hatte abgelehnt, weil ich doch schon Pim hatte und zu zweit, gerade mit Pim, das ginge gar nicht, außerdem konnte es Probleme in der Bar geben, wenn der Typ sich dort beschwerte.
Ich hatte mich wohl missverständlich ausgedrückt und klärte Pim auf, dass ich Oi gar nicht mitnehmen wollte, sondern sie von mir aus auch nach Hause gehen könnte, ich mich aber freuen würde, wenn sie anschließend noch mit uns in einer Disco feiern würde. Nun hatte auch Pim verstanden und übersetzte erneut. Jamie bekam von alldem nichts mit. Er interviewte gerade Anton, ob er schon in einer bestimmten Bar in der Soi 6 gewesen wäre, dort gäbe es die besten Schlampen und beschrieb detailliert was dort alles möglich sei.
Oi strahlte mich kurz an, stand auf und verschwand auf die Toilette. Pim bat mich um das Geld für Oi und folgte ihr. Kurz darauf kamen beide zurück und Oi erklärte Jamie, dass sie gerade ihre Tage bekommen hätte, es ihr nicht gut ginge und es ihr sehr leid täte, sie aber heute kein BumBum machen konnte. Jamie war sichtlich genervt, pöbelte irgendwas von "wasting time", forderte seine Barfine zurück, die er prompt erhielt und rief die Bedienung. Der Typ war unterste Schublade und weigerte sich tatsächlich, Ois Essen zu bezahlen.
Dann war er endlich weg, was alle sichtlich erleichterte. Oi entschuldigte sich auch noch für ihn, als wäre sie seine Mutter und irgendwie dafür verantwortlich, dass es ihn gäbe, dabei hatte sie am Meisten unter ihm zu leiden gehabt.
Pim gab mir noch einen dicken Knutscher als Dankeschön, mit der Erklärung, dass der von Oi sei, sie ihr aber verboten habe, es selbst zu tun.
Kurz darauf brachen wir auf um uns die Marine Disco mal genauer anzusehen. Wäre das nicht Antons Idee gewesen, hätte ich nicht an einen Zufall geglaubt, dass wir dort direkt über zwei Freundinnen von Pim stolperten. Wir gesellten uns zu ihnen und auf den ersten Blick war klar, dass eine von beiden eher ein Freund war. Bei der Anderen war ich mir nicht ganz so sicher, die war bildhübsch, entpuppte sich wenig später aber auch als Ladyboy, was aber auch egal war, denn wir hatten unsere Girls dabei, irgendwelche Annäherungsversuche waren nicht zu befürchten und Ladyboys konnten mitunter echte Stimmungskanonen sein. Auf die Beiden traf das jedenfalls zu. Die waren beide sehr nett, feierten ausgelassen mit, obwohl sie zwischendurch immer wieder nach potenziellen Kunden Ausschau hielten. Zudem waren es zwei richtige Lästermäuler. Die hatten Sprüche drauf, die uns manchmal die Röte ins Gesicht trieben. Besonders wenn sie über Araber, Pakistaner und Inder herzogen, mit denen sie wohl nach eigener Aussage oft zu tun hatten, war die Grenze zum einfachen Rassismus schnell überschritten. Es schien ihnen auch unheimlichen Spaß zu machen mit ihren Reizen zu kokettieren und der umstehenden Männerwelt lüsterne Blicke abzuringen.
Wir verstanden uns alle prächtig und Anton und ich hatten jede Menge Spaß in dem Laden. Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich das letzte mal so viel gelacht hatte.
Gegen vier Uhr machten wir dann aber doch schlapp. Pim konnte sich kaum noch wach halten und auch mir fielen nun ständig die Augen zu. Anton und Joy schien es nicht viel besser zu gehen. Nicht so sehr wegen des Alkoholpegels, sondern vielmehr aufgrund des Schlafmangels, der nun seinen Tribut forderte. Wir verabschiedeten uns noch kurz aber herzlich von Oi und den beiden Ladyboys. Die sonst obligatorischen Besuche der Futterstände liessen wir aus und waren froh, als wir kurz darauf endlich in unseren Betten lagen.