Thailändisch lernen

Thailand bkk-gui.de - Späte Jugend und pure Lebensfreude. In Gedenken an Bernd (a.k. Pa Nuch)

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Ich finde seinen Stil und deine Idee auch super. Finde auch die thai Übersetzung super

Maa ni komm jetzt her komm sofort :)

Der hund wird auch so ram gerufen ^^

Philip Maa maa maa. ..... Frage mich von welchem Customer der hund den Namen hat und was er angestellt hat
 
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Sehr schön geschrieben. Macht Spaß zu lesen. Bin ab jetzt auch dabei.
 
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SOi SANUG
Kapitel 6


Zum »Fruehstuecken« gehen wir am spaeten Nachmittag ins Robinson. Hier muss man mit »coupons« bezahlen, und man darf dann spaeter ja nicht vergessen, die unverbrauchten zurueckzuwechseln, denn coupons gelten nur fuer diesen einen Tag.

Sie nimmt sich – um ihr Gewicht zu halten – Schweinefleisch mit gekochtem Ei und viel Knoblauch, und ich aus demselben Grund Reis mit vegetarischen Beilagen. Hier wird dann wieder eines der bei uns so beliebten Wortspiele faellig. »ao fag«, »ich moechte fag«, was so klingt, als wolle ich etwas anderes. »djing looh«, »Doch nicht wirklich, oder«, laechelt sie mich schelmisch an.

fag tong ist ein goldgelber Kuerbis, bei uns am Viktualien-Markt als Hokkaido zu bekommen, der mit Kokosmilch- Creme und Chili angemacht wird, und den ich sehr gern esse. Dazu habe ich noch ein zweites topping bestellt, das aus grossen, geduensteten gruenen Chili- Schoten besteht, die allerdings sehr mild schmecken.


Im Robinson lohnt sich das Essen wirklich, falls man auf sein Budget achten muss, allerdings scheinen die Essenstaende ihre Kosten dadurch niedrig zu halten, dass sie die Speisen fast immer kalt servieren, den Reis freilich nicht, denn den holen sie aus so einer Art Dampfkochtopf.

Kurios finde ich ja, dass Asiaten gemeinhin keinen Reis kochen koennen. Meine bereits erwaehnten Gast- Chinesen haben extra einen rice- steamer um den halben Globus geschleppt, damit sie in Germany nicht verhungern. Reis im Topf zu kochen endet bei Asiaten in grossen und kleinen Katastrophen. Entweder er brennt an, oder sie stecken die Kueche beinahe in Brand, weil sie vergessen, die Herdplatte auszuschalten.

Das erzaehle ich der Thailaenderin meiner Wahl. Sie hat wieder ihren »khun-baa- Blick« und meint, sie muesse sich um Geldueberweisungen kuemmern.


Wenn ich die Begriffe tang oder tong, Geld oder Gold, hoere, versuche ich, mich schnellstens aus dem Staub zu machen. Mitfuehlenderweise frage ich sie allerdings, ob man denn schon wieder eine Wasserpumpe geklaut habe. Sie holt tief Luft und erzaehlt, jedoch nicht ohne einen gewissen Stolz im Unterton ihrer Stimme, dass sie die Einzige aus der Familie sei, die sich um alles kuemmert. Ihre Mutter passe zwar auf ihre Soehne auf, ruehre aber sonst keinen Finger. Ihr Vater ist eher am Alkohol interessiert als am Wasser, mit dem er die Blumen in ihrem Garten giessen soll. Dafuer hat er sowieso kein Verstaendnis, denn diese Gewaechse kann man nicht essen. Damit das Haus sauber gehalten wird, muss sie eine fremde Person bezahlen, und ihre Geschwister liegen ihr auch staendig auf der Tasche.

naam djai, Wasser-Herz, nennen das die Thailaender, was mit Grosszuegigkeit uebersetzt werden kann. Wenn man hat, muss man geben, bzw. wenn man etwas bekommen hat, wie zum Beispiel das Leben von den Eltern, dann muss man sich dafuer revanchieren.

Ihre juengere Schwester ist gerade in Bangkok, um sich einen farang zwecks Verehelichung zu ergattern. Die habe jetzt wenigstens Verstaendnis fuer ihre Situation, weil sie mitbekommt, wie schwer sie doch arbeiten muesse.


Zwar habe ich die ganze Zeit mitfuehlend- verstaendnisvoll gelauscht, aber jetzt fange ich doch an, herzhaft zu lachen. Was ist denn das fuer eine Arbeit? Um Mitternacht den farang treffen, eine Flasche Sang Som- Whisky, mindestens, zu trinken, sich zweimal etwas zu essen zu bestellen, ebenfalls mindestens, Freundinnen auf meine Kosten einladen zu koennen, am fruehen Morgen in einem Hotelzimmer ins Bett zu gehen, um sofort einzuschlafen, spaeter mitzuteilen: »no time for work«, dann zu duschen und zum Essen eingeladen zu werden, um schliesslich einen freien Tag zu haben? Da muss sie auch lachen: »som nam naa, erklaert sie mir mit einem entwaffnenden Laecheln, »Selbst schuld«, und trollt sich.

Beim Weggehen ruft sie mir schelmisch zu: »A clever lady must not work too hot«.

Sie meint natuerlich hard, hat aber Schwierigkeiten mit der Aussprache.

Begeistert schaue ich ihr noch hinterher, wie sie mit ihrem kurzen Roeckchen in eleganten Slalom- Bewegungen den Tischen und Stuehlen im food-center ausweicht. »Wo will die denn noch abnehmen?« frage ich mich und gehe die uebrigen gebliebenen coupons zurueckwechseln.


Auf dem Hotelzimmer mache ich zunaechst ein Nickerchen, weil ich ja auch so ein anstrengendes Leben fuehren muss, schreibe noch etwas an dem neuen Buch ueber das Thema »Wie halte ich mein Gewicht«. Das fuehrt natuerlich dazu, dass mein Unterbewusstsein sich auf kulinarische Reise begibt und meinem Wach- Organismus mitteilt, dass er schon lange kein kao pad gung mehr in der Thermae gegessen habe.


Die Thermae ist frueher, wie schon bei so vielen anderen farang, das Hauptquartier gewesen. chicken- farm hat man sie, als sie noch bis morgens frueh um 06.00 Uhr geoeffnet war, genannt, weil sich in ihr vor allem nach 02.00 Uhr morgens, wenn alles andere geschlossen war, Huehner ohne Ende tummelten. Heute ist es aber eher ein deprimierender Eindruck, wenn man wie einst so hoffungsfroh durch die Eingangstuer in dieses Kellerlokal tritt. Einige wenige juengere chicken sitzen da gelangweilt herum und koennen noch nicht einmal von der alten Zeit traeumen, weil sie da noch im Isaan mit den Buben fruehpubertaer gespielt haben.

Wenigstens hat mich »mein« Ober nicht vergessen. »my friend«, nennt er mich. »One Heinecken, kao pad gung«, weiss er, wie ich es hier immer bestelle, und fuehrt mich an einen freien Tisch, was frueher bei dem damaligen Gedraenge immer aussichtslos erschien, jetzt aber ohne Schwierigkeiten bewerkstelligt werden kann.

kao pad gung ist gebratener Reis mit Shrimps, der mir in der Thermae besonders gut schmeckt, vielleicht weil sich die Kueche direkt neben der von Maennlein und Weiblein gemeinsam aufgesuchten Toilette befindet.


Gemeinhin trinke ich in Thailand nur einheimisches, wie z.B. Singha- Bier. Doch gehoert das »Horny-ken« fuer mich in der Thermae einfach zum Lokalkolorit, und ich will ja auch nicht, dass »mein« Ober sich umgewoehnen muss. Waehrend ich auf die Bestellung warte, mustere ich die Daemchen, und die mustern mich relativ uninteressiert zurueck. Da bin ich fuer sie wahrscheinlich doch in einer falschen Altersklasse, und ich habe halt mein T-Shirt »alt, aber reich« nicht an.

Die Rechnung begleiche ich sofort und geniesse das Essen und in Gedanken noch ein wenig die fruehere Atmosphaere.

Bevor ich mich in die soi sanug begebe, kaufe ich noch die Standardsachen ein: Trinkwasser und Kondome. Die Thailaenderin meiner Wahl ruft mich an, sie sei schon mit dem Motorradtaxi unterwegs, und ich muss mich sputen.


Der Abend verlaeuft unspektakulaer, wenn man mal davon absieht, dass ein farang- Maedchen am Nachbartisch aus irgendwelchen Gruenden vom Stuhl faellt und auf dem Ruecken liegend vergeblich versucht, wieder aufzustehen. Die Thailaenderin meiner Wahl zeigt sich koestlich amuesiert, weil der farang- Partner sich nicht um das Maedchen, sondern um die auch aus dem Gleichgewicht geratene Whisky-Flasche gekuemmert hat. Dann fangen zwei Thai- Weiber an unserem Tisch Streit miteinander an. Es gehe um Maenner und Geld, erklaert mir die Thailaenderin meiner Wahl, also wie gesagt nichts Spektakulaeres.

Als ich mich spaeter selbst etwas unsicher erhebe, um auf die »Toilette« zu gehen, haelt die Thailaenderin meiner Wahl vorsichtshalber ihre Whisky- Flasche fest. »chalat laeo«, sie ist schon intelligent, wobei man weiss, dass Intelligenz Anwendung von Wissen ist.



Was fuer mich zwingend zu einem Aufenthalt in Bangkok gehoert ist ein Besuch der PanTip- Plaza. Hier gibt es so ziemlich alles, was zur digitalen Ausstattung eines modern lebenden Menschen gezaehlt werden muss: Computer- Zubehoer und Porno- DVDs.

Dies Vorhaben teile ich der Thailaenderin meiner Wahl mit. Sie zeigt zunaechst wenig Interesse dafuer, mir aber wieder ihr in die Bettdecke eingemummeltes Hinterteil. Nach dem gemeinsamen Duschen fordert sie mich auf, ihr eine DVD mitzubringen. Natuerlich weiss ich doch gleich, was sie meint, einen Porno-Film naemlich.

Zurzeit ist sie auf dem Trip, ihre juengere Schwester in die Welt der Obsessionen der farang einzufuehren. Dabei ist ihr der Gedanke gekommen, dies mittels einer DVD anschaulich zu gestalten. Unter uns gesagt ist das nur die halbe Wahrheit, denn ich habe mal aus einem ihrer Nebensaetze entnommen, dass sie gern zuhoert, wenn »phuu ying roong«, die Maedels bei bevoelkerungspolitischen Aktivitaeten ihre Anteilnahme akustisch untermalen.


Wir gehen wieder in den Biergarten, bestellen tom yam gung und radna muu, naam duem, Trinkwasser und naam makuea theet, Tomatensaft. Fuer Alkoholisches bleibt uns, wie wir aus Erfahrung wissen, noch genuegend Zeit.PanTip- Plaza

Wir trennen uns wieder, und ich fahre mit dem skytrain bis zur Station Ratchathewi, und gehe zur PanTip- Plaza etwa 10 Minuten zu Fuss. Diese ist ein etwa fuenf Stockwerk hohes, offen angelegtes Gebaeude, das heisst, es gibt einen grossen Innenhof und auf den einzelnen Stockwerken Galerien mit hunderten von Geschaeften.

Da ich mich zwischenzeitlich auskenne, gehe ich gleich in den ersten Stock, was bei Thailaendern wie bei Amerikanern second floor heisst und eigentlich fuer uns schon der zweite ist, weil es auch ein Zwischengeschoss gibt. An den Buben vorbei, die mir verlockend: »Have sexy DVD, Sir« zuraunen, schlaengele ich mich zu meinem Software- Laden rueber.

Eigentlich ist der Verkauf von Raubkopien und Pornos verboten, das gilt aber offensichtlich nur waehrend der gelegentlich stattfindenden Razzien, und ich erwerbe die Software doch lediglich zu Testzwecken, was gar nicht mal so falsch ist, denn zuhause stellt sich oft genug heraus, dass ich eben doch nur eine 30-Tage- Version erstanden habe.


Auf die Scheiben muss man etwa 20 Minuten warten. Diese Zeit nutze ich fuer meinen Lieblingsnachtisch »durian in sticky rice«.

Durian ist eine Stinkefrucht, an der sich die Geister scheiden. Die einen koennen sie nicht ausstehen, wie zum Beispiel Mitglieder des Hotel- Managements, weil sie das Mitnehmen der Frucht auf die Zimmer verbieten, die anderen sind ganz geil danach, wie zum Beispiel ich. Den Begriff »geil« habe ich bewusst gewaehlt, weil man der Durian- Frucht Aphrodisiaka - Wirkung nachsagt. Also bei mir wirkt das natuerliche Roborans, denn ich bin Oberschlesier.

Und so gestaerkt, mache ich mich auf den Weg zurueck zum Laden, der mich ganz sicher wieder an einem Juengling vorbeifuehrt, der mir »Have Porno- movie, Sir« anbietet. Ganz klar finde ich einen, und der geleitet mich in einen Nebenraum mit so einer Art Tresor, in dem sich jede Menge Hoehepunkte filmischen Schaffens befinden.

»Want farang- lady«, fragt der Bursche mich, jetzt schon, ohne »Sir« zu verwenden, denn als Kunden hat er mich ja schon geangelt. »mai chai ao phu ying nippun«, nicht doch, ich wolle japanische Maedchen, mache ich ihm klar und darueber hinaus muessten die Maedchen na, ja: »roong«, Laute von sich geben, weil mein »fan«, meine staendige Begleiterin, das so mag.


Auch er bekommt diesen »khun baa«- Blick, sucht etwa 20 Scheiben raus und ueberlaesst sie mir zur Auswahl und mich nicht mehr aus den Augen. Mit einem seiner Kollegen tuschelt er, was doch die farang fuer sonderbare Wuensche haben, »so many styles«, wie die Thailaenderin meiner Wahl das vor Tagen schon verwundert nachgefragt hatte.

Spaeter erstehe ich dann noch einige Blanko- DVD »double layer«, um mir im Hotel doch gleich eine Kopie zu erstellen, rein aus inter- kulturellem Interesse natuerlich.

Dann bekomme ich den Anruf von der Thailaenderin meiner Wahl. Sie habe Hunger. Wenn wundert es, denn es ist bereits dunkel geworden. Wir koennten uns doch eigentlich gleich in der Karaoke, soi 3, treffen. So soll es sein.


Nach Dusche und Klamotten- Wechsel im Hotel fahre ich mit dem Taxi in ihr Territorium. Sie sitzt schon vor einem Glas Wasser, einem Glas Whisky und drei Gerichten. Aus Erfahrung weiss ich, dass es noch mehr werden, denn es kommen ja noch einige Nachbarn vorbei, um Hallo zu sagen, ein wenig hier zu kosten, dort zu probieren und mehr oder weniger Whisky zu konsumieren. Auch darf das Absingen der oghag-, Herz/ Schmerz- Lieder nicht fehlen.

Also bestelle ich nur ein Singha- Bier und koste mich ebenfalls durch das kulinarische Angebot. Ein Gericht faellt gleich aus, denn es handelt sich dabei um som tam, dem Isaan- Nationalgericht. »papaya pok pok«, nennt sie es. Es ist hoellisch scharf, was mir eigentlich nichts ausmacht, aber es werden darin kleine Krabben zermanscht, von denen man nicht weiss, ob sie bei der Verarbeitung noch lebten, oder wie lange sie schon tot in der Hitze gelegen haben. Ein Gericht ist so sauer, dass saemtliche Schliessmuskeln verkrampfen, bleibt nur noch das, welches nach gegrilltem Fleisch aussieht. Ich probiere, kann es nicht zuordnen, denn es schmeckt bitter, ein wenig Leber- artig, also frage ich, was es denn sei. »guai muu«, Schweinepenis, sagt sie froehlich. Jetzt bekomme ich den »khun baa«- Blick. »mii hii muu duai mai«, gibt es das Gegenstueck von einem weiblich Schwein auch. »mii«, teilt sie aufgedreht mit, weil sie denkt, ich sei jetzt entsetzt. Sie habe es schon bestellt. Voellig ungeruehrt, cool sozusagen, nehme ich noch etwas zum Reis auf meinen Teller und einen grossen Schluck Singha- Bier. Spaeter erfahre ich dann, dass es sich um Schweinezunge gehandelt hat. Nun, ich habe es ueberlebt.


Die Whisky- Flasche ist geleert, was die Nachbarn dazu veranlasst, sich zu trollen. Wir warten auf die noong saao, die juengere Schwester, die uns hier bedient hat und fahren mit dem Taxi zur soi sanug, um unser Nachtleben etwas verlottern zu lassen.

Die DVD habe ich gekauft, fange ich ein Gespraech wie jedes andere an und mache den beiden Damen den Vorschlag, es uns doch nachher auf dem Hotelzimmer etwas gemuetlicher zu machen, etwas weniger Aufwendiges anzuziehen und uns den etwa zwei Stunden dauernden Film gemeinsam anzusehen. Die Damen haben jetzt beide den »khun baa«- Blick drauf.

Die Thailaenderin meiner Wahl knurrt: »noong saao kii ai«, die juengere Schwester sei sehr schuechtern, ich erwidere mit Hinblick auf ihre Gold- Wuensche: »khun pen kii ao«, du bist gierig, was sie herausplatzen laesst: »khun na mai ai«, und du bist schamlos.

So isses, und wir prosten uns zu.



Die Zimmermaedchen betrachten unseren ungewoehnlichen Tag- Nacht- Rhythmus mit Erstaunen und aufmerksam. Daran, dass wir sie gegen 16.00 Uhr immer noch froehlich mit »good morning« begruessen, haben sie sich schon gewoehnt. Doch merkt man ihnen an, dass sie schon ein wenig mehr darueber wissen wollen, was ich und warum ich es so treibe.

Die Thailaenderin meiner Wahl hat mich bereits verlassen, denn sie muss ein Geschenk fuer ihren Sohn einkaufen, der heute Geburtstag hat. Dass er sich hunderte von Kilometern entfernt an der kambodianischen Grenze befindet ist da ganz unerheblich. So verlasse ich denn zur gewohnten Zeit allein das Zimmer und gehe die Treppe hinunter. Die Maedchen, etwa sieben an der Zahl, sitzen im Vorraum und haben auf einem Beistelltisch jede Menge Suessigkeiten liegen. Eine von ihnen schaelt eine Mango und schneidet sie in Streifen.

Sie fragt mich dann auch: »ao ganom mai khaa«, »Willst du etwas Suesses haben?« und hindert mich so, mit einem einfachen »good morning« an ihr vorueber zu gehen. »mai ao khap«, moechte ich nicht und mache den hoffnungsvollen Versuch, das Weite zu gewinnen.

»phuu ying yuu tii nai«, »Wo ist dein Maedchen?« kommt dann schon die naechste Frage. »pai laeo«, sie sei schon gegangen, was auch bedeuten koennte, dass sie mich verlassen hat. Die Maedchen ruecken naeher an mich heran, und dann prasseln die Fragen nur so. Ob ich, wir oder sie jetzt verheiratet seien, ob ich, wir oder sie jetzt Kinder haben, usw. Ich versuche, alles so weit wie moeglich wahrheitsgemaess zu beantworten und wundere mich dann schon ein wenig, dass ich auch gefragt werde, ob wir schon lange zusammen sind, denn ich komme seit Jahren in das Hotel, allerdings hat in dieser Zeit die Thailaenderin meiner Wahl schon zweimal gewechselt.


Wie hat das Gerhart Polt ausgedrueckt? »Ansehnlich sind die Thailaenderinnen schon, aber nicht haltbar«, oder so aehnlich.

Mit »haltbar« hat er so was von Recht, eine jede wollte unbedingt einen anderen heiraten. Jetzt kann ich einmal sagen: »som nam naa«, »Selbst schuld«, denn wenn ich sie jetzt treffe, dann muss ich erfahren, dass die Ehemaenner schon laengst wieder ueber alle Berge sind, und ich sitze immer noch in der soi sanug und behaenge die derzeitige Thailaenderin meiner Wahl mit Gold, was den Verflossenen dann maechtig stinkt.

Ach, ja, in die soi 10 zum Goldschmied muss ja auch noch.


Auf die anderen wollen die Stuben-Maedels offensichtlich hinaus. So erzaehle ich denn, dass die erste mich verlassen hat, um einen Schweizer zu heiraten. Dasselbe passierte mit der naechsten, die einen Norweger ehelichte, und die jetzige werde mich demnaechst auch verlassen, weil ein Englaender vorhat, mit ihr den Familienstand zu wechseln. Die Maedchen schauen mich alle irgendwie mitleidig an, wie ungerecht doch mit mir umgegangen wird, nur die huebscheste von ihnen hat einen aufmerksamen Gesichtsausdruck bekommen. Die wird mich doch nicht als Opfer aussuchen und sich in das von ihr frisch gemachte Bett legen wollen?

Zum Glueck duerfen die Damen nichts mit den Hotelgaesten anfangen, aber von der Bettkante schupsen wuerde ich sie sicher nicht. So laechle ich ihr zuversichtlich und den anderen hoeflich zu und beende das Verhoer mit einem beherzten Schritt durch die Hoteltuer.


Der Anblick der Suessigkeiten hat einen Pawlow'schen bedingten Reflex bei mir ausgeloest, welcher ein Hungergefuehl bewirkt. Ein Anruf der Thailaenderin meiner Wahl ergibt, dass sie noch ins »Big C« wolle, was dauern kann. So verabreden wir denn, dass wir dieses Mal getrennt eine Kleinigkeit essen werden, um dann spaeter in der soi sanug gemeinsam zu speisen.

Das gefaellt mir allerdings nicht, denn ich esse ungern allein, aber: »What can I do?« wuerde sie fragen. Was kann ich machen? Nun, ich kann in den Biergarten gehen, und nach der Nachmittags- Gastarbeiterin schauen, was ich auch tue. Die ist aber offensichtlich nicht da, dafuer steht aber ein Weib so ganz nach meinen Nachmittagswuenschen auf der soi 7 und laechelt mir zu.


Im Land der Leitkultur ist es doch fuer einen relativ gut gelaunt dreinschauenden Menschen in meinem Alter unmoeglich, jemanden in der Oeffentlichkeit anzusprechen, um zu fragen, ob man schon etwas gegessen habe, aber im Land des Laechelns ist das sogar ueblich. Also gehe ich auf sie zu, ich laechle unsicher und sie unwiderstehlich: »kin kao laeo rue yang«, »Hast du schon etwas gegessen, ja oder nein?« Das kann schon eine relativ gefaehrliche Frage sein, denn im Regelfall ist es so, dass frau noch nicht gegessen hat, und man dann selbst vor einer etwas peinlichen Situation stehen koennte, falls man schon satt ist.


Jetzt laeuft doch alles wie geschmiert. Die Dame hat freilich noch nicht gegessen, und ich lade sie in das sea-food- Restaurant an der Ecke soi 5 ein. Ein notwendige taktische Massnahme ist das schon, denn da wir, die Thailaenderin meiner Wahl und ich, fast taeglich im Biergarten sind, kennen viele uns und alle sie. Falls ich also mit einer anderen Schoenheit flirte, speise, gegebenenfalls noch gemeinsam verschwinde, dann kommt die Isaan- Stasi auf Hochtouren. Jetzt befinden wir uns aber im Gewimmel auf der Sukhumvit und in dem Restaurant auf verhaeltnismaessig neutralem Boden.

Auf dem Weg dorthin machen wir uns schon einmal miteinander bekannt. Sie nennt mir ihren Namen und ich ihr den meinen. Woher ich komme wird auch geklaert. Sie ist aus der Naehe von Chiang Rai, was ich mir habe denken koennen, da sie eine europaeisch weisse Haut hat, sie habe keinen Ehemann oder sonstigen Liebhaber, natuerlich nicht, aber dafuer eine siebenjaehrige Tochter. Na, zum Glueck, denn ich verkehre nie wieder mit einem weiblichen Wesen, das nicht Mutter ist. Die jungen Dinger spinnen alle, so jedenfalls lautet mein wohl genaehrtes Vorurteil als gelernter Weiberfeind.


Im Lokal bekommen wir einen schoenen Fensterplatz, und ich setze mich neben sie. Sie bestellt eine tom yam gung, was daraufhin deutet, dass sie nicht unverschaemt ist, denn ich habe schon erlebt, dass sich das Daemchen den teuersten Fisch bestellt hat. Und ich bestelle mir Meeresfruechte mit Cashew- Kernen. Scherzhaft meine ich so in etwa, dass das Tinte in den Fueller bringe, und sie legt verstaendnisvoll laechelnd ihre Hand auf meinen Oberschenkel, ziemlich nahe an das Bermuda- Dreieck. Wir sprechen ueber thailaendisches Essen, um warm zu werden. Im Verlauf des Gespraeches frage ich sie gar nicht mal so hinterlistig, ob sie zum Nachtisch farang mag. Das Wort bedeutet gemeinhin Auslaender europaeischer Abstammung ist aber auch der Name einer Frucht, der Guave naemlich. Ihr Laecheln verstaerkt sich in Richtung absolutes Verstaendnis fuer meine Wuensche, ihre Hand taucht im Bermuda- Dreieck unter und ich spuere ihren sanft pruefenden Griff, und das in aller Oeffentlichkeit am Fenster eines ebenerdigen Lokals.


So, jetzt wird es Zeit, ihr die Situation zu erklaeren. Noch bevor die Gerichte serviert werden, weiss sie, dass ich eine feste Beziehung habe, die mir allerdings nachmittags Zeit laesst, die ich gern einmal mit ihr nutzen wuerde. Wir tauschen unsere Telefonnummern aus. Das Essen wird serviert, ihre Haende befinden sich beide wieder ueber der Tischplatte, und sie isst mit grossem Appetit. Wir versichern uns gegenseitig, dass alles »aroi maak«, sehr schmackhaft, ist. Ihre tom yam sieht lecker aus, schon allein wegen der riesengrossen Gambas. Sie legt mir eine davon auf meinen Teller, und ich schaufele ihr meine Strohpilze auf den Reis, da ich weiss, dass die Damen diese sehr gern moegen.

Dieser Austausch der besten Leckerbissen ist bei Liebenden unumgaenglich, auch wenn die Zuneigung zeitlich begrenzt wird. Aber das ist sie ja immer.


Der Ewigkeitsaspekt der Liebe ist ein nicht einzuhaltender Vorsatz, also versuchen wir alle es doch gar nicht erst und geniessen den Augenblick wie thailaendisches Essen. »Carpe diem« sagt der Lateiner und der Oberschlesier berichtigt: »carpe noctem« (Nutze den Tag bzw, nutze die Nacht).

Da die Zeit jetzt mit dem kulinarischen Exkurs allzu weit fortgeschritten ist, verabschieden wir uns nunmehr sehr vertraut wirkend mit einem »hom noi djub noi«, mit einem thailaendischen Kuss, der unseren Schickimicki- Bussis sehr nahe kommt. ThailaenderInnen knutschen nicht, sondern sie schnueffeln. Dieser Schnueffelkuss wird als sehr romantisch und liebevoll empfunden. Waehrend sie im »Tunnel«, der Verbindungsgasse zwischen soi 5 und soi 7 in Richtung Biergarten verschwindet, schaue ich ihrem elegant wirkenden Schreiten aufmerksam nach.


Den weiteren Nachmittag verplempere ich mit Einkaufen, Schreiben, ein Nickerchen machen und Fernsehen. Dann gehe ich mal kurz in die Magic-Table- Bar, werde dort von meiner »Taenzerin« stuermisch begruesst und stelle fest, dass sie »beim Friseur« war.

Gegen Mitternacht schlendere ich zur soi sanug rueber, nehme mir vor, bei naechster Gelegenheit mal einen der jetzt an der Ecke soi 11/1 werkelnden gatoey zu fragen, ob er nicht auch mal Hunger hat und setze mich auf einen freien Platz an die Ecke zur Sukhumvit. Waehrend ich noch allein bin, die Ruhe geniessen und der bunten Karawane auf dem Buergersteig meine Aufmerksamkeit schenken will, wird diese von dem nervenden Krakeelen eines besoffenen Deutschen abgelenkt, der lautstark einem netten Schweizer die politische Welt-Lage aus der Sicht des Ewig- Gestrigen erklaert.

So bin ich denn »stolz«, Deutscher zu sein, und du weisst jetzt, warum ich mit Fremden nur Englisch bzw. Thailaendisch spreche und behaupte, Europaeer zu sein.
 
        #14  

Member

Member hat gesagt:
im Zuge der "Übersiedlung" nach "Reiseberichte für alle" vom Mod (versehentlich?) gelöscht worden, und ich finde den Link nicht mehr

Nee nee, der Mod hat das nicht gelöscht ist alles noch am alten Platz. Schau mal dort wo du das eingestellt hast.
 
        #15  

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Oh, dann hab ich dir Unrecht getan, sorry. Das Forum wird noch länger on sein, weil es ein kostenloses Angebot ist. Dort finden sich viele interessante Beiträge sowie auch ein Foto von "Pa Nuch".
Hier ist die Adresse: Startseite - Bangkok fuer Singles


Soi SANUG
Kapitel 7

Das Leben ist schoen, und es wird im Alter noch schoener, denn man ist jetzt weitestgehend frei von Fremdbestimmung. Ich, der aeltere Mensch, geniesse das schon sehr vor allem, weil ich keinen oder keine mehr in meiner Naehe dulden muss, der oder die sich zur moralischen Instanz aufschwingt. Klar werde ich immer aelter, aber ich bin nicht alt. Das jedenfalls bilde ich mir ein, und die Thailaenderin meiner Wahl kommentiert das bisweilen schon mit einem Protestschrei, wenn ich nicht genug von ihr bekommen kann. Fuer sie ist das Zusammensein mit mir ja »tham ngaan«, »work«, und wie jeder Arbeitnehmer besteht sie auf einer Pausenregelung, die bei ihr recht grosszuegig ausgelegt wird jedenfalls immer dann, wenn ihr Whisky- Konsum so respektabel wie gestern Nacht ausgefallen ist.

Wie jeder Arbeitgeber regele ich das ueber das Entgelt: »Wenn du nicht willst, dann will ich auch nicht – rueber zum Goldschmied gehen«.

Das ist fies, ich weiss, ausbeuterisch und Ausnutzung eines Abhaengigkeitsverhaeltnisses, aber sie kommentiert das froehlich mit ihrem »khun baa«, »Du bist verrueckt« und kommt in die Gaenge, denn einer der kategorischen Imperative der ThailaenderInnen ist: sanug, Spass haben, und den biete ich ihr reichlich durch Thai- Essen in guten Restaurants und durch staendig gesicherten Whisky- Nachschub, was sich ihr Thai- Lover, so sie denn einen hat, nie leisten koennte, und durch meine Maennlichkeit, die sie, jetzt mal rein koerperlich gesehen, eher belustigt zur Kenntnis nimmt.

»lek-lek« bemerkt sie. »Ziemlich klein« bzw. »kleiner Elefant«, »chang noi«. Was muss sie nicht schon alles zu Gesicht bekommen haben?

Aber warum schreit sie dann immer »khun tham djep chan«, »Du tust mir weh«, wenn ich mal zu »weit« gehe?

»chai lek-lek tae kajan«, »Ja, klein, aber fleissig«. »chai kajan maak« laechelt sie versoehnlich, »Ja, sehr fleissig«.

Nett ist an dieser Stelle auch die Geschichte: Neulich sinnierte sie ueber die anatomischen Unterschiede der mehr oder weniger eindrucksvollen Maennlichkeit. Am Nachbartisch sass ein mediterraner Europaeer mit einer ausdrucksvoll langen Nase. Ich deutete verstohlen auf ihn und belehrte sie: »Wie die Nase des Mannes so sein Johannes«.

»mai chai«, frohlockte sie, »Nicht doch«, »I look him«, »Ich habe ihn schon gesehen«.Beergarden

Nach Beendigung der Tarifverhandlung gehen wir wieder in den Biergarten, um zu essen. Dort sitzt gleich vorn am Eingang meine neueste Bekanntschaft. Wir begruessen uns mit gegenseitigem Laecheln und der Versicherung, dass es uns gut gehe. Der Blick der Thailaenderin meiner Wahl wird argwoehnisch. Zunaechst nehmen wir aber Platz und bestellen unser Essen, was sie erst einmal vom unvermeidlichen Thema abbringt. Dann aber platzt sie heraus: »khun pai short-time maa«, »Du bist fremdgegangen«. Natuerlich nicht, wie wir wissen, und der Versuch ist eh nicht strafbar. »mai chai«, »Aber nicht doch«.

Ich laechle zur neuesten Bekanntschaft aufmunternd rueber, und sie laechelt etwas unsicher zurueck, denn sie weiss ja, dass jetzt ueber sie gesprochen wird.

Mein Gestaendnis faellt kurz aus, indem ich ihr beichte, dass ich die Dame zum Essen eingeladen habe, weil sie selbst mich allein gelassen hat. Das kann sie so akzeptieren, denn erstens weiss sie, dass ich ungern allein esse und zweitens werden die Speisen serviert: krapao thalee, Meeresfruechte mit Thai- Basilikum und radna muu, breite Nudeln mit Schweinefleisch in dicker Sauce, die sie sofort mit reichlich Chili-Pulver, Zucker, Zitronensaft und Fischsauce aufpeppt. Dadurch ist sie so abgelenkt, dass sie das Thema »Fremdgehen« vorerst ad acta legt, was sie schon machen kann, weil ich selbst es so schnell nicht aufgeben werde.


Das ist halt bei uns Herdentieren so, dass wir Maennchen nicht nur einen Horizont akzeptieren koennen. Die Angelegenheit wird aber bei ihr nicht durch moralische Entruestung provoziert, sondern durch den Argwohn, ich koennte unser »Arbeitsverhaeltnis« vorzeitig beenden. Wir muessen doch noch in die soi 10!

Hinzu kommt jetzt aber eine aeltere und in diesem Fall leider auch unattraktive Thailaenderin, die sich zu uns an den Tisch setzt. Waehrend ich meine Meeresfruechte mit dem duftenden Kraeuteraroma geniesse, weiss ich schon was kommt, naemlich ein ausgiebiges Palaver, dass zwar auf Kambodianisch gefuehrt wird, dessen Inhalt mir aber bekannt ist.

Es handelt sich um eine pii saao, eine aeltere Schwester. Mit der hat die Meine in ihrem Heimatdorf vor Jahren Streit gehabt. Es ging dabei um Mann, Geld oder wahrscheinlich um beides, jedenfalls ist die pii saao damals mit Mann, Geld oder wahrscheinlich mit beidem abgehauen. Nun da die nong saao, die juengere Schwester, jetzt offensichtlich wohlhabend geworden ist, denn sie besitzt ein Steinhaus, das ihr ein farang hingestellt hat, Grundstuecke fuer den Reisanbau und jede Menge goldener Klunker, die sie auch reichlich zur Schau stellt. Die andere hat jetzt keinen Mann, kein Geld und keine goldenen Klunker mehr und will unbedingt in das Steinhaus der Thailaenderin meiner Wahl ziehen, die aber ist, wie man wissen sollte, ausgesprochen clever und weigert sich.


Die Teller sind nicht vollstaendig geleert, denn gegessen wird nur so viel, wie benoetigt wird, um die Zeit bis zur naechsten Speisung zu ueberleben, und ich unterbreche die Auseinandersetzung abrupt, indem ich zahle. Jede Wette, dass die pii saao bei naechster Gelegenheit wieder auftauchen wird?

Die pii saao bleibt sitzen, wir verabschieden uns voneinander, und ich halte noch einmal Ausschau nach der neuesten Bekanntschaft, kann sie aber nicht mehr ausmachen. Nun, wozu wurde das »mobile« auf den Markt gebracht? Bei Gelegenheit wird frau sich schon melden.

Allmaehlich muss ich daran denken, fuer Mitbringsel zu sorgen, denn wie bei Weihnachts- bzw. Geburtstagsgeschenken warte ich nicht bis zum letzten Druecker. So gehe ich also von der soi 7 in Richtung soi 19, um einen jungen Thailaender zu treffen, der ambulant selbstgemachte Kerzen anbietet, die aus einem transparenten Wachs bestehen, das er in ein Glas gegossen hat. Eingebettet darin sind kleine bunte Herzchen oder Figuerchen. Schoen putzig und kitschig sind diese Kunstwerke, aber der junge Mann ist taubstumm, und er traegt so ein ueberwaeltigendes Laecheln zur Schau, dass ich mir schon lange vorgenommen habe, ihm etwas abzukaufen. Abgesehen mal davon kenne ich schon einige, denen so etwas gefallen koennte, denn nicht alle haben einen so einseitigen Geschmack wie ich.


Tatsaechlich treffe ich ihn auf der Sukhumvit. Ich erstehe 3 Stueck von den Unikaten fuer 100 Baht. Zwar versuche ich zu handeln, aber das stellt sich als aussichtslos heraus, denn er kann mich weder hoeren, noch kann er sprechen. So laecheln wir beide uns nur mehr oder weniger verstaendnisvoll an, und ich weiss, dass er jetzt bei jeder sich bietenden Gelegenheit versuchen wird, mir noch weitere Stuecke anzudrehen.

Ein thailaendischer Verkaeufer vergisst selten einen Kunden, und darueber heraus ist er sehr optimistisch, selbst wenn voellig klar ist, dass man etwas nur einmal gebrauchen kann. So kommt denn auch mit schoener Regelmaessigkeit eine Verkaeuferin auf mich zu, die Plakate anbietet, auf denen thailaendische Fruechte dargestellt sind. Vor Jahren habe ich ihr so ein Exemplar abgekauft und ihr schon wiederholt erklaert, dass ich nur eins gebrauchen kann, dennoch gibt sie es nicht auf, mir dasselbe Stueck immer und immer wieder anzubieten.


Nach Mitternacht dann in der soi sanug laesst mich die Meine relativ lange alleine. Hat sie mir das Biergarten-Gestaendnis vielleicht doch nicht abgenommen. Als sie dann mit ziemlicher Verspaetung mit einem Taxi vorfaehrt drehe ich einfach den Spiess um. Ich schnueffle sie in der Nackengegend ab – was sie uebrigens sehr gern hat – und beschuldige sie ebenfalls: »khun pai short-time maa«, »Du bist fremdgegangen«.

Normalerweise wuerden wir uns jetzt liebevoll kappeln, aber sie bleibt ungewohnt ernst. Ihre pii saao, die wir im Biergarten getroffen hatten, habe sie in ihrem Zimmer besucht und sie nachhaltig ueberreden wollen, sie doch in ihr Steinhaus aufzunehmen.

Verstaendnisvoll ergreife ich ihre Hand, streichle zaertlich ihre Wange und laechle sie aufmunternd an. Die Geraeusche um uns herum verstummen, und fuer eine Weile scheinen wir allein in diesem Universum zu sein. Ich bekomme den starken Wunsch, diese Situation, diesen Ort nie wieder verlassen zu wollen …

… bis sie verkuendet: »ao Whisky«, im uebertragenen Sinne »Wo bleibt der Whisky?«.

Im Weltall muss es Thailaenderinnen und Whisky geben, sonst waeren die Ausserirdischen doch schon laengst hier.


Als erstes habe ich den Fernseher eingeschaltet vor allem, weil es eine gute Methode ist, eine Thailaenderin wach zu bekommen. Der Sender, den ich hier im Hotel favorisiere, ist »Fashion TV«, nicht wegen der staksenden, ausdruckslos trampelnden, duerren Weiber, sondern wegen der Hintergrundmusik, weil ich kein Radio auf dem Zimmer habe.

Die Thailaenderin meiner Wahl oeffnet tatsaechlich ihre mandelfoermigen Augen. »tham ngaan sii«, was als Befehl bedeutet, dass ich noch etwas am Computer arbeiten soll, waehrend sie weiter vom Goldschmied in der soi 10 traeumen kann. Da wir nicht in Zeitnot sind, und sie noch keinen Hunger hat, setze ich mich brav an dieses Geraet hier, um zu berichten, was einem so bluehen kann, wenn man mit einer »Verrueckten« zusammen ist, die man noch nicht einmal liebt, bzw. nicht lieben darf.

»kwaam rak djep«, »Liebe schmerzt«, sagt sie zu diesem Thema offensichtlich aus Erfahrung heraus, und »you cannot buy love«. Das sehe ich als Mann allerdings anders und habe sie einmal gefragt, ob sie nicht doch ein klein wenig Liebe zulassen koennte. Sie schaute mich pruefend an, und meinte mit Nachdruck in Thai- Englisch: »love you nid noi but long-time«, »Ich liebe dich ein bisschen, aber fuer eine lange Zeit«, worauf ich erwiderte: »love you maak maak but only for a short time«, »Ich liebe dich sehr, aber nur fuer eine kurze Zeit«.

Ihre Lieblingsantwort liess nicht lange auf sich warten: »khun baa« und nach einer Weile fuegte sie mit Nachdruck hinzu: »I love you – pay«.

Dennoch wallt in mir bisweilen schon ein Gefuehl auf, dass ich ihr mitzuteilen gedenke: »rak khun mod hua djai«, saeusle ich dann. »Ich liebe dich von ganzen Herzen«.

»Sssick!?« zischt sie und greift mir an die Stirn, »Du bist wohl krank!?«.


Dann beginnt der Tag doch, seinen normalen Verlauf zu nehmen. Nach dem gemeinsamen Duschen meldet sich ihr Hunger und wir gehen, da der Nachmittag schon fortgeschritten ist, ins »Suda« in die soi 14. Das Lokal offeriert den Gaesten eine eindrucksvolle Speisekarte mit leckerem Thai- Essen. Deswegen ist es sehr bekannt bei den Einheimischen und den Residents, den staendig in Bangkok lebenden Auslaendern, und am spaeteren Abend kann es vorkommen, dass man keinen Platz mehr findet. Touristen verirren sich eher selten hierher, denn das Restaurant liegt in so einer Art Hinterhof.

Bei der Fuelle an Menue- Vorschlaegen ueberlasse ich ihr die Auswahl. Fuer mich bestellt sie Kraeuter- gewuerztes Huehnerfleisch, das in Bambusblaettern serviert wird und nimmt sich etwas Schweinernes, dem kraeftig Ingwer beigemischt ist. Die Wirtin macht wie immer ihre Runde, um ein wenig mit den Gaesten zu plaudern, und um die Komplimente einzuheimsen. Ich lobe das Design ihrer neuen Speisekarte, was sie freut. Worauf sie uns als Gaeste erkennt, die schon der Oefteren da waren, was uns freut.

Nach dem Essen verabreden wir, uns um Mitternacht in der soi sanug zu treffen. Wir trennen uns.

Mein Ziel ist eine junge Thailaenderin, die vor ein paar Tagen auf der Sukhumvit einen Stand aufgemacht hat und DVDs verkauft. Gutherzig wie ich nun einmal bin habe ich vor, ihren Umsatz anzukurbeln.

Ich habe sie vor Jahren kennen gelernt, als ich mit einem Thailaender, der eigentlich vorhatte, meine Tochter zu beschmusen, zusammen nach Nakluea, was in der Naehe von Pattaya liegt, gefahren bin. Er wollte wohl ein wenig angeben, und hat diese Fahrt vorgeschlagen, um mir sein neues Auto vorzustellen. Unterwegs, als er auf Hoehe der Asoke an einer Ampel halten musste, ist ploetzlich eine Thailaenderin bei ihm eingestiegen, was offensichtlich nicht nur mich verbluefft hat. In Nakluea haben sie mich dann in einem Strassencafe allein gelassen. Allerdings kam sie noch einmal zurueck. Sie habe ihre Zigaretten vergessen, gab sie zur Erklaerung an, schnappte sie sich, und ich konnte einen Hotelschluessel in ihrer Hand entdecken.

Als wir uns dann wieder getroffen haben, konnte ich bemerken, dass das Maedel zufrieden gelaechelt hat. Etwa neun Monate spaeter hat er mir dann erzaehlt, er sei Vater geworden, und ich habe Eins und Eins zusammengezaehlt.

Des Oefteren habe ich sie auf der Sukhumvit getroffen. Mal hat sie mich ueberschwaenglich begruesst, mal so getan, als ob sie mich nicht kennen wuerde, bisweilen sogar heftig ihren Unmut gezeigt, wenn ich sie allzu vertraut angesprochen habe. Viel spaeter erst sah ich sie dann zu zweit dastehen, die eineiigen Zwillinge.

An ihrem Stand angekommen, frage ich sie erst einmal hoeflich, wie es denn ihrer Tochter ginge, um sicher zu gehen. »Gut«, sagt sie, freut sich offensichtlich mich wiederzusehen, und ich kann bemerken, dass sich auf ihrem suessen, thailaendischen Naeschen Schweissperlen gebildet haben, weil es heute ziemlich warm ist. »djamug naa rak«, charmiere ich, »Eine suesse Nase hast du«. Sie nimmt das Kompliment laechelnd entgegen und will wissen, ob ich ihr denn eine DVD abkaufen wolle. Klar, deswegen sei ich ja auch gekommen, aber es soll eine »sexy DVD« sein.

Sie nimmt diesen Wunsch ganz professionell entgegen und fragt »farang, nippun, thai«, »auslaendisch, japanisch, thailaendisch?«. »Lesbien«, ist mein Wunsch. Den »khun baa«- Blick hat sie also auch drauf, und sie verschwindet im Getuemmel der Passanten fuer eine Weile und kehrt mit Plastiktueten zurueck, die prall gefuellt sind.


Der Porno- Verkauf ist in Thailand verboten, und ab und zu kommt es zu einer Razzia auf der Sukhumvit, aber nur an einem einzigen Stand, so dass die Vermutung aufkommt, dass der Verkaeufer etwas nicht beachtet hat. Dagegen kann man mitunter beobachten, wie ein Polizist sich an einen Stand setzt und interessiert das sexy Angebot prueft, so dass die Vermutung aufkommt, dass der Verkaeufer etwas beachtet.

»Six for five hundred«, laechelt sie mich an, aber mir reicht eine Scheibe. 100 Baht verlangt sie dafuer, ich gebe ihr 500 und sie mir das Wechselgeld. Mit dem 500 Baht- Schein klopft sie auffordernd auf die ausgelegte Ware offensichtlich, um diese aufzufordern, sich ein Beispiel zu nehmen und sich auch so gut und so schnell zu verkaufen.

Bevor ich zur soi sanug gehe, schaue ich mal schnell auf der Nana Entertainment Plaza, soi 4, vorbei, den Schrecken jedes Feuerwehr - Hauptmanns, denn wenn es hier einmal brennen sollte, dann hat keiner eine Chance: kein Kunde, keine Performerin um rauszukommen, und keine Feuerwehrmann um reinzukommen, denn es handelt sich um so eine Art voll gebauten Hinterhof, der keine backdoors hat, dafuer ist aber die Einfahrt viel zu eng fuer groessere Fahrzeuge.

Im ersten Stock befindet sich hinten links die Casanova- Bar, fuer mich so eine Art Kult- Schuppen. Hier gibt es die langbeinigen gatoey, die sich vor dem Lokal stylen oder stylen lassen.

Ein wenig nervig ist, dass sie alle einen belagern, damit sie einen Drink spendiert bekommen. Nun, zum einen ist das ihr Job, und zum anderen kenne ich Cindy, die fast schon zum Inventar gehoert, so lange besuche ich »him or her« schon. Sie verscheucht die anderen »ladies«, und wir begruessen uns herzlich, nehmen einen Drink zusammen und plaudern ueber alte Zeiten. Natuerlich fragt sie mich, ob ich nicht mit ihr »nach oben« gehen moechte. Meine Antwort ist seit Jahren dieselbe und sie nimmt sie laechelnd entgegen. Wir verabschieden uns wieder, und ich verspreche, wie immer, das naechste Mal wieder bei ihr vorbeizuschauen.


Gemaechlich schlendere ich zur soi 13. »mai mii krai«, es ist noch niemand da. So setze ich mich denn und lasse mir ein Bier bringen. Meine Lieblingsbedienung ist nicht gekommen, da sich ihr »fan«, ihre Langzeitbeziehung, wieder hat blicken lassen. Nach und nach kommen der Spanier, der Schweizer, der Oberpfaelzer, der my very best friend- American, der Schwede, der Oesterreicher und jede Menge Damen und Daemchen wie jede Nacht zur einer lustigen Runde zusammen. Ein Ostdeutscher, der sich letztes Jahr hier in Bangkok niedergelassen hat und sich bemueht Englisch und Thailaendisch zu lernen, setzt sich zu uns. Waehrend des Gespraechs mit ihm kann ich dann schon bemerken, dass er Fortschritte macht und ich lobe ihn dafuer.

Mir bleibt es unverstaendlich, dass viele Auslaender nach Thailand kommen, hier arbeiten oder ihren Lebensabend verbringen wollen, es aber nicht fuer noetig finden, Thailaendisch zu lernen. Allerdings amuesiert es mich, dass er beklagt, in seinem Appartement keinen Nagel in die Wand schlagen zu koennen, denn es wurde eine falsche Zementmischung verwendet. Er war halt vom Bau. Da gibt es doch andere Moeglichkeiten, etwas aufzuhaengen.


Die Thailaenderin meiner Wahl laesst mich ueber eine Stunde warten, ich werde langsam sauer, doch also sie mit ihrer nong saao erscheint entschuldigt sie sich ehrlich wirkend. Es handele sich um graeng djai. Sie hat mich nicht anrufen wollen, um zur Karaoke- Bar zu kommen, weil an diesem Abend so viele an ihrem Tisch sassen, dass es mich eine Stange Geld gekostet haette.

Bei graeng djai handelt sich um eine thailaendische Tugend, die in Respekt, bzw. Ruecksichtnahme besteht. Diese Begriffe sind uns schon auch bekannt, haben aber fuer die Thailaender einen viel hoeheren Stellenwert. So kann es schon vorkommen, dass eine Thailaenderin wider besseres Wissen zustimmt, auf den Gebrauch eines Kondoms zu verzichten, nur um ja nicht respektlos zu erscheinen.

Das koennte der Thailaenderin meiner Wahl nicht passieren, denn sie ist clever.

»naenon waa«, sagt sie, »Aber sicher doch«, »chan ruu rueang«, und sie rollt ihr Zungen- »R« auf kambodianische Weise. »Ich kenne doch die Zusammenhaenge«.

Intelligente Weiber koennen ein Graeuel sein, aber sie laechelt mich entwaffnend an, oeffnet die Whisky- Flasche mit dem gekonnten Dreh und serviert den ersten Schluck den Geistern der soi sanug.

Ein intelligentes Weib kann eine Freude sein.
 
        #16  

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Norbert, vielen, vielen Dank.
Auch für die Startseite, ich konnte sie auch nicht mehr finden.
Hatte alles auf Favoriten und war alles verschwunden.
Ich lese diese Geschichten gerne
und immer wieder.
Ich bin also auch dabei.
 
        #17  

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SOI SANUG
Kapitel 8


Bedauerlicherweise geht so viel verloren.

Damit meine ich jetzt mal nicht das Materielle, sondern die Erinnerungen an die Erlebnisse der Nacht. Zwar versuche ich, das, was wir so an Interessantem, Erfreulichem, Amuesantem und Dramatischem erleben, in einem kleinen Notizbuch zu protokollieren, aber am naechsten Tag kann ich es nicht mehr lesen. Beim aelteren Menschen hapert es nach ein paar Bierchen halt an der Feinmotorik.

Die Thailaenderin meiner Wahl schlaeft noch, waehrend ich wach liege und versuche, die Geschehnisse der letzten Stunden vor dem mueden geistigen Auge Revue passieren zu lassen. Letztlich kann ich mich noch nicht einmal mehr daran erinnern, ob ich ueberhaupt bezahlt habe. So stehe ich denn erst einmal auf und mache mir einen Kaffee, um mich in Schwung zu bringen und beschliesse, hinterher zu duschen, vor allem mich zu rasieren. Sie liebt nun einmal meine Bartstoppeln ueberhaupt nicht, weil sie beim Nahkampf als stoerend empfunden werden, und weil sie diese fuer ihre nicht vorhandenen Pickel verantwortlich macht.


Thailaender haben gemeinhin keinen Bartwuchs, und es faellt ihr schwer, sich an die Auspraegung dieses maennlichen sekundaeren Geschlechtsmerkmals zu gewoehnen. Da ist das bei mir mit ihren weiblichen Auspraegungen schon ganz anders.

Auf dem Weg zum Badezimmer sehe ich ihre Waesche auf dem Boden verstreut liegen. Es ist schon erstaunlich wie wenig sie benoetigt, um sich zu bekleiden und wie viel sie dafuer ausgeben musste. Das alles koennte in ein Tetrapack passen, und ich wundere mich wie zierlich sie in Wirklichkeit ist, wobei sonst mein Empfinden ist, dass sie sich mit mir auf Augenhoehe befindet. Das muss an ihrer grossen Klappe liegen, aber auch an ihren Stoeckelschuhen mit den waffenscheinpflichtigen Pfennigabsaetzen, was wahrscheinlich heute »Centabsaetze« heissen muss.


Nach dem Duschen und dem Kaffee sind meine Lebensgeister wieder in Alarmbereitschaft und der Organismus in Habachtstellung. Doch wie bekommt man so ein noch tief schlafendes asiatisches Tigerkaetzchen heute wach, ohne dass sie grollt und sich gleich wieder rumdreht. Ganz einfach: »wan nii pai soi sip«, »Heute gehen wir in die soi 10«, sage ich in einer vernehmlichen Lautstaerke, denn ich habe vor Tagen schon versprochen, ihr etwas Gueldenes fuer den Gutschein zu kaufen, den ich ihr zum Geburtstag geschenkt habe. Ihre Augen oeffnen sich, eine Moment scheint sie zu ueberlegen, ob ich sie nicht doch nur wieder tratzeln will, dann sieht sie, dass ich als schon geduschter Adam vor ihr stehe, sie springt aus dem Bett und mir als thailaendische Eva an den Hals: »pai soi sip, pai soi sip«, jubelt sie, und verschwindet im hong naam, im Bad.

Als sie wieder aus dem Badezimmer kommt weise ich daraufhin, dass Dankbarkeit angebracht waere, die sie dann mit einer Begeisterung zeigt, die bei weitem nicht an den Enthusiasmus herankommt, den sie bei der Aussicht zum Goldschmied zu gehen aufgebracht hat.


Heute wollen wir im Restaurant an der Ecke soi 5 essen. Dort gibt es »thalee«, Schmackhaftes aus dem Meer. Natuerlich waere sie viel lieber gleich in die soi sip mit mir gegangen, bevor ich es mir anders ueberlege, aber was wuerde ihr das nuetzen, wenn sie auf dem Weg dahin verhungert.

Sie bestellt cutiao muu, Nudelsuppe mit Schweinefleisch- Einlage und ich plaa mueg, Tintenfisch mit Gemuesestreifen. Waehrend ich mit ihr das Essen geniesse, scheint sie mit ihren Gedanken woanders zu sein, ich weiss auch wo, denn sie laesst ueber die Haelfte zurueckgehen. Einmal kann ich ihre Aufmerksamkeit auf mich ziehen. Wir kosten ja immer gegenseitig unsere Auswahl, also bediene ich mich an ihrer Nudelsuppe. Praemenstruell bedingte Schaerfe kann ich dazu nur sagen, und der Chili steigt mir dermassen in die Nase, dass ich niesen muss. Das loest Unmut bei ihr aus. In Thailand wird es als sehr unfein empfunden, wenn man sich bei Tisch die Nase putzt. Zwar weiss ich das, aber was haette ich machen koennen. Soll sie halt nicht so verrueckt wuerzen.


Sie habe nicht gewusst, um welchen Chili es sich gehandelt habe. In ihrer Stadt werde fuer teures Geld ein Chili verkauft, von dem man nur ein wenig benoetigt, um eine ausreichende Schaerfe zu erreichen. Hier bekomme sie aber den billigen, muesse deswegen nachwuerzen, was dann erstens fuer das Restaurant auch teurer wird und zweitens aufs selbe herauskommt, lacht sie dann wieder.


Gesaettigt gehen wir dann zur soi 10 rueber, und sie treibt mich an, denn sie ist jetzt erwartungsfroh ungeduldig. Bevor wir eintreten mache ich sie nochmals darauf aufmerksam, dass ich ihr ha – ha – ha – ha zugesagt habe: ha pahn – ha roi – ha sip – ha, 5.555 Baht, denn der an der Schaufensterscheibe notierte Goldpreis steht bei ueber 14,000 Baht. Vor ein paar Jahren noch, als ich ihr zum ersten Mal etwas gekauft habe, stand eine 8 vor dem Komma. Fuer einen Ring duerfte es aber reichen.

Im Laden befinden sich mindestens 7 Verkaeufer hinter dem Tresen, was daraufhin deutet, dass die Rendite gar nicht so schlecht sein muss. Auf dem Fussboden doesen zwei Hunde. Wir sind im Augenblick die einzigen Kunden. Wir wenden uns gleich an den chinesischen Chef, der uns schwach laechelnd begruesst, als ich ihn mit Blick auf die Koeter frage, ob er eine neue security- guard habe, um ihn mit diesem small-talk in eine kundenfreundliche Stimmung zu bringen.

Die Thailaenderin meiner Wahl beginnt aber sofort das Verkaufsgespraech, sie wolle eine Halskette haben. Da schalte ich mich doch gleich mal ein: »ha – ha – ha – ha«, raune ich ihr zu. Das Laecheln des Chinesen wird noch schwaecher, da er offensichtlich versteht, was der farang khon kii niao, der geizige Auslaender, da von sich gegeben hat: »no have«, doch versucht er zu vermitteln, das Mindeste, was er bei Halsketten anbieten koenne, liege bei 7.200. Nun, dann soll er eben »lod noi dai« sagen, »man kann mit dem Preis etwas runtergehen«, oder wir gehen wieder.


Wortreich schildert er mir, dass der Goldpreis so hoch liege, dass die Geschaefte so schlecht gehen, und dass er keinesfalls einen guenstigeren Preis machen koenne, weil er doch noch etwas verdienen muesse.

Ich schaue auf den mit Brillis uebersaeten Ring an seiner Hand und kann meine Traenen nur mit Muehe zurueckhalten. Trotzdem bleibe ich hart. Aus dem Portemonnaie nestle ich 5.550 Baht gebe sie der Thailaenderin meiner Wahl. Der Anblick der Scheine laesst beide doch verhandlungsbereiter werden, vor allem als sie dann mitteilt, dass sie auch etwas drauflegen werde. Darauf wird dann das Palaver auf Thai weitergefuehrt, und ich beschaeftige mich anderweitig, indem ich dem weiblichen Personal zulaechle, was aehnlich schwach wie der Chef zuruecklaechelt.


Sie ersteht eine Halskette mit modernem Design, bezahlt etwas, was ich gar nicht wissen will, und der Chinese packt das Stueck in eine billige rote Plastikschachtel. Wieder auf der Strasse muss ich ihr helfen, die Neuerwerbung gleich um den Hals zu legen, schliesslich soll der Rest der Welt sehen, wie so ein Goldstueck meinem Schmuckstueck zu mehr Glanz verhilft.

Da das jetzt abgehakt ist, verabschiedet sie sich von mir, denn sie muss die Kette schleunigst den Mitbewohnern in ihrer community praesentieren. Ich gehe einen anderen Chinesen aufsuchen, der in der Naehe der soi 15 in so einer Art Garage, die er »Underground Superstore« nennt, alles Moegliche anbietet, darunter auch second-hand- Buecher auf Deutsch und Briefmarken, die er allerdings etwas teurer als in der Post verkauft.

Wenn man protestiert, was ich natuerlich immer tue, dann schildert er wortreich, dass der Briefmarkenpreis so hoch liege, dass die Geschaefte so schlecht gehen, und dass er keinesfalls einen guenstigeren Preis machen koenne, weil er doch noch etwas verdienen muesse.

Wieder den Traenen nahe kaufe ich zwei Postkarten mit den entsprechenden Briefmarken, um meine chinesischen Untermieter in Muenchen zu gruessen, denn auch ich muss Kundenfreundlichkeit beweisen, weil sie mir ja Miete zahlen, die sie als zu hoch empfinden.

Wortreich habe ich ihnen geschildert, dass der Mietpreis im Lehel so hoch liege, dass die Zinsen sich so schlecht entwickelt haben, und dass ich keinesfalls einen guenstigeren Preis machen koenne, weil ich doch noch etwas uebrig behalten muesse. Ich habe sie zu Traenen geruehrt und um sie zu troesten, gruesse ich sie jetzt halt aus Thailand, wo ich mich aufhalten muss, weil ich mir in Deutschland wegen der hohen Kosten nichts mehr leisten kann.


Um Mitternacht sitze ich allein in der soi sanug. Neben mir hat eine ansehnliche Thailaenderin Platz genommen. Um mir die Zeit zu vertreiben, fange ich ein Gespraech mit ihr an und verabrede mich mit ihr zu einer short-time fuer Morgen Nachmittag, Wir tauschen unsere Telefonnummern aus. Die Isaan- Stasi informiert die Thailaenderin meiner Wahl sofort, als sie eine Stunde zu spaet auf der Bildflaeche erscheint. Sie nimmt es gelassen, denn sie hat jetzt ja ihre Halskette.

»laeo tae khun«, up to you, sagt sie offensichtlich ohne grosses Interesse und zeigt allen ihren Hals.

Ja, wenn es erlaubt wird, dann macht doch eine short- time ueberhaupt keinen Spass mehr!



Heute gibt sie kund, dass sie mich tagsueber nicht verlassen werde. Dann war also ihre Interesselosigkeit gestern Nacht nur gespielt?

Nun, sei's drum, dann mache ich halt den Fernseher an, vor dem sie immer zur Bewegungslosigkeit erstarrt, wenn ihre Lieblingsseifenoper kommt, und gehe fuer eine Stunde in ein Internet- Cafe.

Der Mensch denkt, Buddha lenkt, der Mensch dachte, na, und so weiter.

Als ob sie den Braten riechen wuerde, cremt sie sich nach dem Duschen ein. »hom mai«, fragt sie mich scheinheilig, »Rieche ich gut?«

Das kann man wohl sagen. Kosmetika mag ich ueberhaupt nicht, und zum Glueck stinkt sie nicht nach dem, was die chemische Industrie so zusammen mischt und dabei behauptet, man bzw. frau wuerde unwiderstehlich attraktiv, sondern sie sendet dezent Pheromone ueber das Riechzentrum in meinen maennlichen Schaedel, die das bewirken, was den Bestand der Mensch letztlich sichert.

Da der Sinn des Lebens auch in der Arterhaltung liegt, ergebe ich mich denn meinem Schicksal, weise sie aber daraufhin, dass es aus Gruenden der Gewichtskontrolle besser sei, wenn sie mir ein wenig Arbeit abnehmen wuerde. Es ist, wie ich bei der Artillerie als »Ein-Stern-Rot« oft befohlen habe, Stellungswechsel angesagt.


Waehrend wir so kommunizieren, dass die Spanische Reitschule in Wien ihre Freude daran haette, aber es den Moralisten die Nase gelb vor Neid verfaerben wuerde, klingelt ihr Handy. Obwohl sie staendig versichert, das mobile vor dem Spiel des Lebens auszuschalten, kommt es nie dazu und sie geht ran. Eine ihrer besten Freundinnen ist dran, der sie sofort erzaehlt, was sie gerade macht. Sie haelt mir den Hoerer hin, und artig bestaetige ich den Sachverhalt. Dann palavern die Damen ueber Goldkauf, die Obsessionen und den Geiz der farang, ob sie schon gegessen haben und was die einzelnen Mitglieder der Familie so veranstalten.

Eigentlich muesste ich mir bloed vorkommen, aber was ist schon eine Gelegenheit, wenn man sie nicht ausnutzt?

Obwohl der Nachmittag schon ziemlich fortgeschritten ist, hat sie noch keinen Hunger, so bleiben wir noch eine Weile auf dem Bett liegen, und sie erzaehlt mir aus ihrem Leben und von ihren Plaenen. Erstaunlicherweise kommt sie auf ihre Gedanken ueber die Zukunft zu sprechen. Bisher war ich immer der Meinung, dass thailaendischen Damen Wenn-dann- Bedingungen weitestgehend unbekannt sind.

Dann fassen wir aber doch die naehere Zukunft ins Auge, da der Hunger sich meldet: »hiu khao«, »Ich habe Hunger«, und wir gehen zu Yee Long, einem Restaurant an der Ecke soi 15 und Sukhumvit.

Ein ausgesprochen duenner Chinese betreibt hier mit seiner Familie ein Restaurant mit sehr leckeren, asiatischen Gerichten. Gewoehnlich ist sein Laden immer geschlossen, wenn wir essen gehen wollen, aber heute passt es gerade mal. Wir nehmen Platz an einem der Holztische. Der Chef schlurft zu uns herueber und offeriert uns zunaechst einmal tiefgefrorene Reinigungstuecher und eine Schachtel mit Servietten. Das ist wenigsten einmal etwas anderes, denn gewoehnlich bekommt man ein Rolle Klopapier auf den Tisch gestellt. Er nimmt die Bestellung auf: Ente mit gruenen Bohnen und rotem Ingwer und eine Art Curry mit Strohpilzen, Enten- und Krabbenfleisch. Das Essen ist hier wirklich ausgezeichnet. Leider haben die Fliegen das auch schon mitbekommen.

Hinterher heisst es dann: »gep tang duai khrap«, »Wir moechten zahlen«. Der Chef schlurft wieder heran und bringt gleich »mai yim fan«, die Zahnstocher mit. Seine Preisgestaltung ist zwar auf den ersten Blick nicht allzu transparent, aber dann doch wieder uebersichtlich, denn ich vermute, dass er fuer jedes Gericht einheitlich 100 Baht berechnet.


Die Sonne ist schon untergegangen, und wir gehen in die klang soi, die Gasse neben dem Biergarten, weil es endlich an der Zeit fuer ein »early-morning-beer« ist, denn zum Essen haben wir nur naam plao, Wasser getrunken.

Wir nehmen auf roten Plastikschemeln Platz, und da die Thailaenderin meiner Wahl hier Stammgast ist, bedient sie uns selber. Auf so einer Art Tresen stehen grosse glaeserne Behaelter, in denen sich ein hochprozentiges Getraenk befindet. yaa daeng ist es, ein wahrscheinlich bei Mondenschein in einem Hinterhof selbstgebranntes Gesoeff, das die Daemchen aus kleinen Schnapsglaesern trinken bevor sie sich an den Hals eines mehr oder weniger unsympathischen farang werfen. Was hat die Thailaenderin meiner Wahl doch fuer ein Glueck, dass ich so ein »Sympath« bin, denn sie kann zum Beispiel immer nachbestellen, ohne dass sie mich fragen muss. So holt sie uns dann selbststaendig noch eine Flasche Bier, als es an der Zeit ist.


Jetzt nach dem Essen und dem zweiten Bier merke ich, dass mir etwas fehlt, naemlich mein gewohntes Nickerchen. Also schlage ich vor, dass wir wieder ins Hotel zurueckkehren. Davon will sie aber nichts wissen, denn sie argwoehnt, wahrscheinlich ziemlich berechtigt, dass es nicht beim Schlaefchen bleibt, und zweitens ist sie ziemlich aufgedreht, weil sich zu uns einige Damen mit dem eindrucksvollen Zungen- »R« gesellt haben, die offensichtlich noch nicht ueber die Gold- Story informiert worden sind.

Wir verabreden, uns um Mitternacht in der soi sanug zu treffen. Sie bleibt sitzen und fummelt schon an ihrem behaengten Hals herum, und der aeltere Mensch uebernimmt den Matratzen- Horchdienst im Hotel.

Kurz vor Mitternacht gehe ich dann zur soi 13 herueber. Die ansehnliche Thailaenderin von gestern Nacht sitzt schon da. Zunaechst bestelle ich ein Bier und dann geselle ich mich zu ihr. Wir hatten uns zwar fuer eine short-time verabredet, aber ich konnte mich leider nicht frei machen, entschuldige ich mich. Sie nimmt das gelassen, haut mich aber wegen Geld an, sie habe Hunger. Da werde ich doch voruebergehend von einer Hoer- Schwaeche geplagt, und ich setze mich an einen anderen Tisch auf der gegenueberliegen Strassenseite.


Die Thailaenderin meiner Wahl laesst mich Gott-sei-Dank nicht allzu lang alleine sitzen. Ein frueherer »fan« von ihr, der aus den USA stammt, kommt vorbei, und man plaudert ueber vergangene Zeiten. An diesem Gespraech beteilige ich mich nicht. Die ansehnliche Thailaenderin setzt sich zu uns an den Nebentisch offensichtlich, um mich an mein Versprechen zu erinnern. Das ehemalige Liebespaar freut sich ueber gemeinsam Erlebtes, und ich habe jetzt gnadenlos vor, ein zukuenftiges Liebespaar entstehen zu lassen.

Zunaechst kaufe ich bei einem Strassenhaendler zwei geduenstete Maiskolben, um fuer etwas Gemeinsamkeit zu sorgen. Ich biete sie der Thailaenderin meiner Wahl an, doch die will nicht, weil sie zu beschaeftigt ist, einen schon bestehenden Kontakt aufrecht zu erhalten. Der Amerikaner will auch nicht, ja noch nicht einmal Platz nehmen. Dann lege ich eben die duftenden gekoernten Scheiben auf den Tisch der Nachbarin. Die laechelt mich an und greift herzhaft zu. Also hat sie doch Hunger. Unauffaellig verstecke ich 40 Baht in meiner Handflaeche, beuge mich zu der anderen rueber und sage: »yindii thi dai rudjag khun«, »Ich bin erfreut dich kennen zu lernen«, und gebe ihr die Hand. Sie ergreift meine Hand und freut sich ueber die Ueberraschung. 40 Baht sind hier gut fuer ein leckeres und reichhaltiges Abendessen.


Der amerikanisch-thailaendische Erfahrungsaustausch ist immer noch in vollem Gange, so dass ich die Zeit nutzen kann, meiner Nachbarin in den Ausschnitt zu schauen. »Einen schoenen Buddha hast du da«, sage ich und erfreue mich an ihrer sich ausgepraegt woelbenden Weiblichkeit.

Der Amerikaner trollt sich, und die Thailaenderin meiner Wahl uebernimmt wieder das Ruder.

Der ewig-gestrige, krakeelende Deutsche ist heute ruhig, weil sich keiner an seinen Tisch setzt. Nach und nach fuellen sich die anderen Tische. My very best friend- American erscheint und setzt sich an einen fuer mich strategisch guenstigen Platz zwischen der ansehnlichen Thailaenderin und mir. So kann ich ihr zulaecheln und ihren Buddha bewundern, waehrend ich einen amerikanisch-deutschen Erfahrungsaustausch beginne. Je munterer ich wieder werde, desto schlaefriger wird my very best friend, und der schlummert dann auch tatsaechlich ein. Er hatte heute offensichtlich auch noch keinen »nap« gehabt.

Zwei junge Burschen, die schon sehr angetrunken sind, tauchen auf und beginnen mit den anwesenden Ladies zu flirten. Ich bin ausgesprochen froh, dass sie nicht an unserem Tisch Platz genommen haben, denn hier sitzen bereits einige uns bekannte Damen. Da habe ich aber die Rechnung ohne die Thailaenderin meiner Wahl gemacht. Sie wird schon ganz wepsig und ploetzlich steht sie auf, stoeckelt zu den jungen Burschen rueber und beginnt ebenfalls unbarmherzig mit ihnen zu schaekern. Ziemlich erfolgreich, wie sich herausstellt, denn die Jungen kommen tatsaechlich zu uns an den Tisch. Man begruesst sich verhalten. Sie seien Belgier, erzaehlen sie mir, die hier in Sued/ Ost- Asien arbeiten, Thai und Kambodianisch sprechen, in Bangkok auf Urlaub sind und heute lautstark die Sau rauslassen wollen.


Die Thailaenderin meiner Wahl hat die Zeit genutzt, ihre juengere Schwester anzurufen. Die erscheint dann prompt und die jungen Burschen aendern ihre Zielansprache. Jetzt wird geflirtet, was das Zeug haelt. Eine Thailaenderin, die sich noch an mein T-Shirt erinnert, schreit: »papa gae tai ruai«, Papa, ziemlich alt aber reich«, will zu mir auf den Schoss klettern, was ich verhindern kann. Einer der Belgier hat sich die Fuesse der nong saao geschnappt und massiert jetzt an ihnen offensichtlich den Bereich, der zustaendig fuer den Fluss der Hormone ist, denn sie haelt geniesserisch laechelnd still und lispelt wiederholt srull-srull, was der kambodianische Ausdruck fuer sanug ist.

Die Thailaenderin meiner Wahl kuemmert sich um den anderen Belgier, um beide daran zu hindern, zu frueh nach Hause zu gehen, denn ihre Absicht ist klar: Die Schwester muss an den Mann gebracht werden, denn es gibt mit denen auch keine Sprachprobleme. Sie bestellt noch einen Whisky-set, um auch die nong saao bei Laune zu halten. Ich schaue bei der ansehnlichen Thailaenderin immer mal wieder nach dem Buddha, und die freut sich ueber die Anteilnahme.

Die Verhandlungen hinsichtlich der Aufrechterhaltung zwischenmenschlicher Beziehungen gestalten sich erfreulich, zumal die Thailaenderin, die mir auf den Schoss klettern wollte, erfolgreich ihre Fuesse bei dem zweiten Belgier untergebracht hat. Der massiert auch den richtigen Punkt, weil die Dame nicht mehr nach dem Papa schreit, und die Thailaenderin meiner Wahl kann sich wieder um mich kuemmern, denn die in Augenscheinnahme des Buddhas dauert immer laenger, was ihr verdaechtig vorkommen muss.


Da man mir nichts massiert, und ich eigentlich genug Bier habe, will der aeltere Mensch ins Bett. Da protestiert die Ganz-Andere aber heftigst. Ihr Auftrag ist noch nicht erfuellt, also muss ich noch ein Singha trinken. heng suai, so ein Mist aber auch.

Nach und nach leeren sich die Tische wieder, nur bei uns wird noch leidenschaftlich gebaggert. Endlich reicht es den Herren Belgiern auch, sie halten ein vorbeifahrendes Taxi an und klettern mit den beiden Damen, deren Fuesse sie so erfolgreich massiert haben, auf den Ruecksitz. Na, das wird ja schoen eng werden.

Die Thailaenderin meiner Wahl laechelt ihr »ich habe es geschafft«- Laecheln, und hat meine Rolle bei dem Flirten kaum mitbekommen und my very best friend pennt immer noch und hat die ganze Baggerei verschlafen.
 
        #18  

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Danke @norbert ,kannte diese wahre Geschichte noch nicht,freut mich das ich als Unwissender sie auch genießen kann!
 
        #19  

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Freut mich, dass das hier so großen Anklang findet. Die Website von Bernd war wirklich einzigartig. Hätte ich sie früher entdeckt, hätte ich ihn vielleicht noch treffen können, als ich vor ca. einem Jahr in TL war. C'est la vie..


SOI SANUG
Kapitel 9


Sie hat es sich im Bad bequem gemacht, da faellt ploetzlich das Licht aus. Ein lautes Protestgeschrei ertoent, weil sie annimmt, ich wolle sie mal wieder aergern. Gut, das kann schon vorkommen, wenn sie zu lange »thront«.

»bangthi khun puup laeo«, »Wahrscheinlich hast du mal wieder gepubst«, schreie ich durch die geschlossene Klotuer zurueck.

Meine Antwort bezieht sich auf eine Begebenheit vor Jahren, als sie mich strahlend informiert hatte: »ao puup«, »Ich moechte pupsen«, was sie dann auch vernehmlich bewerkstelligte. In diesem Moment fiel im gesamten Viertel das Licht aus, weil ein Bagger ein stromfuehrendes Kabel erwischt hatte.


Heute betrifft es aber nur das Hotel, und ich suche meine Taschenlampe heraus. Nach einer Weile hoere ich das Wasser im Bad nicht mehr plaetschern. Sie tritt noch nicht ganz trocken hinter den Ohren aus der Dusche, das unvermeidliche Handtuch ueber der Brust zusammengewickelt, in das spotlight der Taschenlampe.

Im Dunkeln ist Tasten keine Schande, weiss ich seit der Pubertaet, als ich zu den ersten Parties einen Kurzschluss-Stecker mitgebracht hatte. Die Taschenlampe mache ich aus und will der Thailaenderin meiner Wahl beweisen, dass ich ausgebildeter Einzelkaempfer bin. Aber es stellt sich schnell heraus, dass der gegen eine kambodianische Nahkaempferin kaum Chancen hat. Als das Licht wieder angeht, bin ich froh, dass sich keiner meiner Freunde von den Moralisten im Zimmer befindet, wahrscheinlich wuerde er erblinden, denn als Beutestueck kann ich nur ihr Handtuch vorweisen.


Sie selbst ist aber dann im hellen Schein der Deckenlampe nicht mehr so ganz bei der Sache, denn sie hat Hunger.

Nun war das letzte Bier von gestern Nacht doch zu viel gewesen, und ich will eine khao tom essen. Die leckerste fuer mich gibt es gleich hier im Restaurant.

Auf dem Nachttisch steht eine Speisekarte. Die schnappe ich mir und bestelle per Telefon eine Reissuppe mit shrimps und krapao thalee, dazu naam ma praao, frische Kokosnuss. Wir ziehen uns etwas an, und bringen das Schlachtfeld wieder in Ordnung. Nach etwa 20 Minuten klopft der Hotel-Boy an der Zimmertuer und bringt auf einem Tablett das Gewuenschte, kassiert den Rechnungsbetrag und freut sich ueber das Trinkgeld.


In Thailand habe ich mir angewoehnt, als Trinkgeld immer 20 Baht zu geben. Es wird nicht immer eins erwartet, und die Thailaender geben kaum. Sie nehmen lieber, so wie die Thailaenderin meiner Wahl, die sich schon manchmal darueber beschwert, dass ich ihr nicht immer gleich etwas gebe, sondern es immer spannend machen will, indem ich die Uebergabe oder was auch immer herauszoegere.

Das liege daran, erklaere ich ihr, dass fuer sie »get« gleich »forget« ist. Hat sie etwas bekommen, dann vergisst sie das gleich wieder und ihr faellt ein neuer Wunsch ein.

»chai«, faucht sie mich an. »So isses«.


Wir stellen das Essen auf das Bett, denn auf dem kleinen Tisch steht mein Laptop, und ich bin zu faul, ihn wegzuraeumen. Damit wir unsere Kleidung nicht bekleckern, entledigen wir uns dieser wieder. Sie setzt sich im Schneidersitz hin, und … was soll ich den Moralisten sagen? Vielleicht, dass ich das nicht kann und mich auf die Bettkante setzen muss? Sie stoert ihre Haltung kein bisschen, mich uebrigens auch nicht, aber aus dem Badezimmer kommt sie immer schamhaft in ihr Handtuch gehuellt.

»krai baa«, »Wer ist nun verrueckt?«


Wir wuerzen unser Essen gekonnt auf thailaendische Schaerfe. Sie isst mit grossem Appetit, wobei ihr die langen schwarz- glaenzenden Haare etwas im Wege sind, weil sie sich in dieser Stellung vornueberbeugen muss. Sie schaufelt die Muscheln in meine Suppe. »khun chop kin hoi«, »Du isst Muscheln doch gern«, laechelt sie mich zweideutig an.

Dieses Stichwort kann ich nicht aufnehmen, denn sie kleidet sich an, um in ihr Appartement zu gehen und nach der kleinen Schwester zu schauen. Das koennte sie freilich auch per Telefon erledigen, aber was soll's. Ich bin ja auch ganz gern alleine, denn ich habe mich schon lange nicht mehr bei meiner Nachmittags- Gastarbeiterin gemeldet. Diese schaut zwar bisweilen in der soi sanug vorbei, setzt sich aber nur dann zu mir, wenn die Thailaenderin meiner Wahl noch nicht gekommen ist.

Also aktiviere ich mein Handy und rufe sie an. Sie sei noch zuhause koenne aber gleich in die soi 5 kommen. Das kann schon eine Weile dauern.


Bevor ich das Hotelzimmer verlasse ueberpruefe ich den Inhalt meines Geldbeutels. Die Quittungen vom Foodland, Robinson und Leader Price schmeisse ich zunaechst einmal weg. Dann sortiere ich die einzelnen Geldscheine, 20er, 50er usw. so, dass das Bild des Koenigs oben liegt. Thailaender lieben ihren Koenig fast kindlich und behandeln auch das Geld mit seinem Bild mit grossem Respekt. Die Thailaenderin meiner Wahl achtet auf so etwas, und einmal hat sie sich einen 1.000 Baht- Schein lange mit Ehrfurcht angesehen und schliesslich verzueckt gehaucht: »I love king«.


Gut sortiert begebe ich mich in die soi 5, wo ich die Nachmittags- Gastarbeiterin nicht ausmachen kann. Nach etwa 20 Minuten rufe ich sie an, wo sie denn bleibe. »chan yuu tii Gulliver's«, »Ich bin im Gulliver's Tavern«. Das haette ich mir auch denken koennen, denn das ist auch so ein Kontaktschuppen.

An den Tuerstehern vorbei, die mich militaerisch gruessen – woher kennen die meinen frueheren Dienstgrad? – betrete ich das Lokal. Es ist gut besetzt und ich sehe keine Moeglichkeit sie auszumachen, aber da winkt sie mir schon aus dem Hintergrund der Bar zu. Sie hat eine Freundin dabei und sich etwas bestellt. Und wer soll das bezahlen?


Das ist schnell geklaert, ich begleiche die Rechnung. Wir schlendern diesmal zum Penthouse- Hotel herueber, im dunklen Hof mit den verhaengten Parkplaetzen erwartet uns ein Mitarbeiter. Sie palavert mit ihm, wobei ich nur short- time verstehe und saam roi sip Baht, 310 Baht. Das Zimmer ist sauber und wieder mit den Spiegeln an allen moeglichen Stellen versehen, allerdings fehlt der »check-for-free«- Stuhl, auf den sie sonst immer so gern klettert. Ihr scheint es aber nichts auszumachen, und offenkundig ist sie hier auch zuhause. Das Programm laeuft ab wie gespult: duschen, sich vergnuegen, Cartoon schauen.


Waehrend wir noch beim Spiel des Lebens sind meldet sich mein Handy. Die Thailaenderin meiner Wahl will wissen, ob ich nicht ins Karaoke, soi 3, kommen moechte. »In 30 Minuten«, sage ich, und widme mich wieder der internationalen Verstaendigung. Die wird ploetzlich hastig vorangetrieben. »arai na?«, »Was ist? Was soll die Eile?«

Sie hat meine Aussage mit den 30 Minuten ernst genommen. Seit wann haben Thailaenderinnen einen Sinn fuer Puenktlichkeit? »cha cha mii welaa«, »Langsam. Wir haben Zeit«.

Wir geniessen diese Art des Zeitvertreibs, schauen uns noch einige cartoons an, duschen, bekleiden uns wieder, verlassen das Hotel und verabschieden uns voneinander.


Es ist nicht weit zur Karaoke- Bar rueber. Zwar habe ich mich verspaetet, aber das wird nicht registriert. Die Meine sitzt allein an einem Tisch, auf dem Essen steht, von dem das halbe Lokal satt werden koennte. Sie habe halt Hunger gehabt, teilt sie mir schwach laechelnd mit. Na, wenigstens ist fuer auch noch etwas uebrig geblieben. Hilfe bekommen wir dann auch von einer tom, die vorbeischaut.

tom sind Frauen, die sich als Maenner fuehlen, und auch ein Leben als solche fuehren: heiraten, fremdgehen, Kneipen lieben und Fussball. Sie sind sozusagen das Gegenstueck zu den gatoey, den Frauen der zweiten Kategorie.

Sie bleibt allerdings nicht lange, denn ihre Frau komme gleich nach Hause, erklaert er/ sie. Kurze Zeit spaeter bekommt die Thailaenderin meiner Wahl einen Handy- Anruf. Sie weist entruestet einen Vorwurf zurueck und beendet das Gespraech mit einem Schmunzeln. Die Frau des tom hat angerufen und sich erkundigt, ob noch eine andere Frau im Spiel gewesen sei, erklaert sie mir. »phuu ying kii hueng phuu ying«, eine Frau ist auf eine Frau wegen einer Frau eifersuechtig, lacht sie.


Wir beschliessen noch mal in der soi sanug vorbeizuschauen und fahren mit dem Taxi hin. Meine Lieblingsbedienung ist heute mal wieder da, aber selber mehr als bedient. Ihr »tiger« ist mit farang- Freunden nach Cha Am gefahren. »I wait him so long«, lallt sie und greift nach der wohl-geleerten Whisky- Flasche.

Die Meine, die gerade noch die Speisekarte rauf und runter gegessen hatte, erleichtert mich um 20 Baht. Sie brauche noch SomTam, weil das Gericht hier so aroi, schmackhaft, sei.

Na, wenn das keine Begruendung ist?


Die Thailaenderin meiner Wahl kommt noch einmal auf das Thema »tom« zurueck und erzaehlt mir von einer Bekannten, die tom ist. Sie arbeitet im Strassenbau, und die Meine demonstriert, wie diese manchmal die Spitzhacke schwingt, dass sie dabei Pumps traegt, glaube ich ihr allerdings nicht. Sie hat sechs eigene Kinder und ist verheiratet, freut sie sich und greift ebenfalls nach dem Whisky.

Am Nebentisch nimmt ein Finnlaender Platz. »Are you ok?«, fragt sie ihn, und als der nicht gleich antwortet, hakt sie nach: »Are you gay?«

»Yes«, kommt dann die Antwort, sie klatscht in die Haende und freut sich schelmisch, dass er auf ihr Wortspiel hereingefallen ist.
 
        #20  

Member

Sehr amüsant geschrieben, freue mich auf mehr.
 
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