Thailändisch lernen

Thailand bkk-gui.de - Späte Jugend und pure Lebensfreude. In Gedenken an Bernd (a.k. Pa Nuch)

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SOI SANUG
Kapitel 10


Gestern Nacht sind wir schon gegen drei Uhr morgens ins Bett gegangen, so dass wir heute frueher wach und aktiv werden. Eigenartigerweise ist meine performance fuer uns beide gar nicht befriedigend zu nennen, aber sie nimmt es gelassen und troestet mich: »It is not your time«. Ob das ausreichen wird, meinem »alter Ego« erneut die ihm zustehende Groesse und Standfestigkeit zu verleihen?


Zum Essen gehen wir in den Biergarten. Sie bestellt tom yam gai, also die scharf- saure Huehner- Suppe und ich nehme wieder Haehnchen mit cashew- Kernen. Waehrend wir auf das Essen warten, lehnt sie sich auf dem Stuhl zurueck und streckt ein kleines Baeuchlein heraus. »thalee come quickly«, mit Meersfruechten wird man schnell dick, bedeutet das, hat sie in den letzten Tagen doch auch mal sea-food bestellt. Dass sie am Abend in der Karaoke oder nachts dann in der soi sanug fast nur Schweinefleisch isst, jede Menge Whisky vernichtet und sich kaum bewegt, spielt bei der Entwicklung dieses ebenso wohl genaehrten Vorurteils keine Rolle.

Sie geht im Anschluss an das Essen wieder ihrer Wege und ich zur prai sanii, zur Post, um endlich die Karten fuer meine chinesischen Untermieter einzuwerfen.

Briefkaesten, die es schon auch gibt, sind gar nicht so leicht zu finden, da sie auf der Sukhumvit von den Verkaufsstaenden zugestellt werden.

Die Post befindet sich zwischen dem Landmark- Hotel und der soi 4 und der rote Briefkasten ist ihr gegenueber auf der Sukhumvit aufgestellt. Es gibt zwei Einwurfschlitze, einen fuer Bangkok, und einen fuer den Rest der Welt.

Da es noch Tageslicht gibt - ich habe gar nicht gewusst, dass es in Bangkok so hell sein kann - will ich die Zeit nutzen, noch einmal zur PanTip- Plaza zu fahren, um einige DVDs »double layer« zu kaufen, die hier printable sind und nur etwas ueber einen Euro, also 50 Baht, kosten. Ich habe da »meinen« Stand im Erdgeschoss, zu dem ich gleich hinuebergehe. Meinen Wunsch gebe ich bekannt und gleich dazu den Wunschpreis, naemlich dass, wenn ich 10 Stueck fuer 500 Baht kaufe, 11 Stueck eingepackt werden.

Das Paerchen, das hier den Laden schmeisst, scheint aber diese Wenn-Dann- Bedingung nicht zu verstehen. Das sei wie bei den Maedchen, die haben auch 11 Finger, erlaeutere ich ihnen. Ihr »khun baa«- Blick ist gekonnt. Ich ergreife das linke Haendchen der Dame und beginne die Finger herunter zu zaehlen: 10 – 9 – 8 – 7 – 6, Kunstpause, schnappe mir dann ihre rechte Hand, und fuenf sind na? Na?

Sie schauen mich so entgeistert an, als ob sie noch nie etwas von einer thailaendischen Antwort auf Adam Riese gehoert haetten. Ich komme erst gar nicht auf die Idee, sie darauf hinzuweisen, dass das bei den Buben auch so ist, wenn sie, die Haende in den Hosentaschen, mit den Fingern zaehlen.

Leute, so kann man doch nicht arbeiten!

Das fassungslose Paerchen palavert etwas und gibt den Beschluss kund, mir die 10 DVDs fuer 450 Baht zu ueberlassen. Jetzt bin ich endlich auch einmal mit dem »khun baa«- Blick dran.


Wieder im Hotel beschliesse ich, mein gewohntes Nickerchen zu halten, als das Handy sich bemerkbar macht. Mit merkwuerdig zurueckhaltender Stimme, als ob es ihr peinlich sei, meldet sich die Thailaenderin meiner Wahl. Sie moechte mich im Hotel aufsuchen. Natuerlich koenne sie kommen. Es wird doch nichts passiert sein?

Da ich schon Bett- fertig gewesen bin, und wir uns kennen, aendere ich nichts an meiner Garderobe. Dann klopft es, ich oeffne die Tuer und lasse sie herein. Sie kommt mir schon irgendwie veraendert vor, als sie mit schuechternem Blick klein und zierlich vor mir steht. »pen ngang yai«, »Was ist denn los?«, frage ich sie besorgt. Mit leiser Stimme gesteht sie: »I'm horny«.

Ja, zum Kuckuck, wir kennen uns jetzt ueber 5 Jahre, da bleibt nicht mehr viel Raum fuer Zurueckhaltung, aber ich verstehe schon, dass sie einen Unterschied macht zwischen dem, was sie »work« nennt und kwaam rak, dem Liebesgefuehl, das sie stets verneint.

So nehme ich sie denn in die Arme und druecke sie fest an mich: »man kiao«, gurre ich, das ist der Ausdruck, den Muetter verwenden, wenn sie ihr Baby knuddeln, schaukle sie ein wenig hin und her und praktiziere den thailaendischen Schnueffelkuss, den ich ja schon erklaert habe. Dass das die richtige Verhaltensweise ist, beweisen die naechsten Zeiteinheiten, denn sie mag es oon-waan, so liebevoll angemacht zu werden. Diese beiden Begriffe bedeuten zart und suess, und erklaeren sich somit von selbst.


Es ist die Nachtigall und nicht die Lerche, nur dass hier in Bangkok die Sonne inzwischen untergegangen ist, und ich ziemlich sicher sein kann, dass mein Gretchen nicht in der Klapsmuehle landen wird.

Wir geniessen es, noch eine Weile stumm nebeneinander zu liegen, bis sie der harte Alltag wieder einholt.

Jetzt koennte ich die Preisfrage stellen, wie lautet der erste Satz, mit dem sie das wohlige Schweigen bricht?

Richtig, »hiu khao«, ich habe Hunger. Und was erwidere ich? Auch richtig: »khun baa«.

Schoen, dass du jetzt auch schon etwas Thai gelernt hast.


Heute Abend ist Romantik angesagt, also fahren wir mit dem Taxi zum Isaan-House, das sich in einer Neben- Gasse zur soi 4 befindet. Es spielt eine Band mit traditionellen Instrumenten Isaan- Musik, die auf Kambodianisch vom Liebesleid und -glueck der Menschen dort kuendet. Wir bekommen einen schoenen Tisch etwa in der Mitte des Lokals, und sie bestellt wie immer nach Herzenslust, denn beim Essen kennt sie mitleidlos kein Herzeleid.aroi mai

Die leise Musik, der flackernde Kerzenschein, die Atmosphaere unter freiem Himmel laesst sie noch attraktiver werden und am liebsten wuerde ich sie verspeisen, aber dann wird das Essen serviert, und ich bin froh, dass wir mit Loeffel und Gabel essen koennen, denn wuerden wir, wie im Isaan durchaus ueblich, mit den Fingern essen, wuerde ich mir diese garantiert »verbrennen«. So trifft es nur die Zunge, und die ist einiges gewoehnt.

Nach dem Essen plaudern wir etwas ueber Eigenartiges bei den hoeheren Saeugetieren. So erzaehle ich ihr, dass ich als Klosterschueler ein Spaetzuender in Sachen Liebe war, dass ich zum ersten Mal mit 22 Jahren mit einem weiblichen Wesen, das spaeter jahrzehntelang meine Frau gewesen ist, kommuniziert habe, waehrend mein juengerer Bruder zur selben Zeit, als unsere Tochter auf die Welt kam, zum dritten Mal Vater und zum zweiten Mal Opa wurde.

Sie erzaehlt mir von ihrem ersten, dem thailaendischen Mann, der sie nach der Geburt ihres zweiten Sohnes verlassen hat, von ihrem zweiten Mann, dem Amerikaner, von dem sie sich getrennt hat, weil er als farang immer so eigenartige Wuensche hatte.

So berichtet sie mir nicht ohne eine gewisse Genugtuung, dass er immer mit anderen Frauen schlafen wollte, und sie sollte ihm welche besorgen, weil er es sprachlich nicht schaffte, das selbst zu bewerkstelligen. Das habe sie auch getan, ihm aber immer nur dicke, haessliche und unattraktive ausgesucht.

Dann aber erzaehlt sie mir, dass sie demnaechst wieder einen farang, einen Englaender, heiraten werde, was mir allerdings schon bekannt ist, der das macht, was fuer sie am wichtigsten ist, naemlich care about family. Ich sei ihr da viel zu geizig, kii niau.

So viel also auch zum Thema Romantik, wenn sie satt ist.


Mit dem Taxi geht es dann wieder zur soi sanug.

Der Spanier, der Schweizer, der Oberpfaelzer, der my very best friend- American, der Schwede, der Oesterreicher und jede Menge Damen und Daemchen erscheinen so nach und nach.

Nachdem sie ihre Arbeit in der Karaoke- Bar beendet hat taucht auch die nong saao auf. Wie sie sich doch in den paar Tagen veraendert hat. Zwar konnte sie sich noch keinen farang als Ehemann angeln, doch scheinen die ersten Kontakt- Versuche sie mit etwas Geld ausgestattet zu haben. Sie ist sehr sexy angezogen und tritt viel selbstbewusster auf.

Die meisten der farang haben ihre Langzeit- Beziehung dabei, und die Damen tauschen die neuesten Beziehungskisten- Nachrichten aus, waehrend wir Maenner auf internationaler Ebene entscheiden wollen, ob die Schweiz nun endlich den Euro einfuehren solle oder nicht. Da ein einstimmiges Votum nicht zustande kommt, muessen wir die Diskussion verschieben.

Die Rentner lassen ihre Pensionskassen hochleben, das Jungvolk ist dankbar, dass es fuer uns arbeiten darf, und die Damen schmiegen sich an uns je weiter die Nacht fortschreitet. Nur die nong saao sitzt allein da und beschaeftigt sich mit dem Whisky. Dann hoere ich den ersten englische Satz von ihr: »love my husband«, sagt sie und drueckt sich die Flasche zaertlich an die Brust.

»chock dii«, »a tu salud«, »chock dia«, »skol«, »cheerio«, »zum Wohl«, »cin-cin«, »a la votre«, »Stoesschen«, »Vertragen wir uns wieder«, »PROST«.




Heute ist Freitag und ich werde zu Ehren der thailaendischen Koenigin das hellblaue T-Shirt tragen, natuerlich nicht nur ich. Auch viele der ThailaenderInnen werden sich so kleiden.

In Thailand hat jeder Wochentag seine Farbe, von denen ich nur zwei beachte, neben Hellblau naemlich noch Gelb am Montag. An einem solchen Tag ist der Koenig geboren.

Die Meine wuerdigt das und freut sich, dass ich dieser thailaendischen Sitte folge. Wenn wir heute in den Biergarten gehen wuerden, koennte man mich leicht fuer ein Mitglied der Belegschaft halten, da hier taeglich die Farbe der T-Shirts entsprechend wechselt, und heute jeder vom Personal hellblau gekleidet sein wird.

Aber noch ist es nicht so weit. Die Frage, was wir nachher machen werden, ist noch offen, da das Vorher noch nicht einmal in Angriff genommen worden ist.

Schon vor einer Stunde etwa habe ich mich bedingt durch die senile Bettflucht an diesen Kasten hier gesetzt, um etwas fuer die interessierte Nachwelt zu produzieren. Als die Thailaenderin meiner Wahl dann durch ein noch etwas schwaches »good morning« ihre Anwesenheit signalisiert, ich aber noch etwas abzuschliessen habe, schalte ich den Fernseher ein, was sie dermassen ablenkt, dass sie voellig vergisst, wofuer ein so schmuckes Weib wie sie geschaffen worden ist. Es muss sich nicht um eine Seifenoper, sondern um eine lustige Sendung handeln, denn ab und zu lacht sie laut auf, und sie kugelt sich tatsaechlich auf dem Bett herum, was mein maennliches Auge sehr erfreut und mir Stimulans genug ist, ihr dann doch den Sinn des Lebens aus meiner Sicht nahe zu bringen. Als Gentleman der neuen Schule warte ich natuerlich die Werbepause im Programm ab.


Kommen wir also zum Nachher: Wir beschliessen, heute im Foodland unser »Fruehstueck« einzunehmen. Hand in Hand, soweit die Passanten das im dichten Gedraenge auf der Sukhumvit zulassen, schlendern wir zur soi 5.

Es ist in Thailand unueblich, dass man seine Zuneigung in der Oeffentlichkeit zeigt, ich weiss, aber Bangkok ist nicht unbedingt Thailand, und selbst arabische Maenner zeigen untereinander auf diese Art ihre Verbundenheit.

Im Foodland muessen wir etwas warten, bis zwei der Hocker frei werden, aber das sind wir schon gewohnt. Sie nimmt khao pad muu, gebratenen Reis mit Schweinefleisch, um nicht zuzunehmen, und ich bestelle mir salt'im bocca. Als sie mich fragend anschaut erklaere ich ihr, dass das ein italienisches Gericht ist, »spring in den Mund« bedeutet, und dass das, was hier vor mir auf dem Teller zu liegen kommt, bis auf die zwei dekorativen Tomatenscheiben wenig mit dem Original zu tun hat. Statt mich zu fragen, warum ich es dann ueberhaupt bestellt habe, sinniert sie vor sich hin, dass es in Bangkok so viele italienische Restaurants gebe, sie aber noch nie einen Italiener getroffen habe.

Ob sie denn schon einmal einen Vegetarier getroffen habe, frage ich sie. Sie verneint, und ich sage, »duu si«, na, siehste, es gibt ja auch viele vegetarische Restaurants. Wir lachen beide darueber, dass das jetzt geklaert ist.


Schon lange hatte ich vorgehabt, das salt'im-bocca- Rezept im Foodland mal auszuprobieren, in Europa beurteile ich einen »Italiener« immer danach, wie dieses Gericht zubereitet wird. Die Thailaenderin meiner Wahl bekommt mit, dass es mir nicht schmeckt. »ahaan farang mai mii prigg«, »Das farang- Essen hat kein Chili«, meint sie. »chai mai mii prigg mai aroi«, »Richtig, kein Chili, kein Geschmack«. Interessiert beobachtet sie, wie ich Messer und Gabel benutze, da ich das Fleisch ja zerteilen muss.

In Bangkok benutzt man Loeffel und Gabel, wie es auch die Italiener handhaben, wenn sie Spaghetti essen, nur haelt man in Thailand den Loeffel in der rechten Hand.

»hen laeo«, ruft sie erfreut, »Das habe ich schon mal gesehen«, und sie erinnert daran, wie ich ihr frueher einmal demonstriert habe, auf welche Weise ich meiner damals Kindergarten- pflichtigen Tochter das Spaghettiessen beigebracht habe: Man laesst eine lange Spaghetti aus dem gespitzten Mund haengen, steckt sich die Zeigefinger in die Ohren, dreht sie synchron und saugt dabei die Nudel hoch.

Bleibt nur zu erwaehnen, dass die Thailaender auf dem Land meist mit den Fingern, aber sonst schon auch mit Staebchen essen. Das gilt dann freilich nur fuer Nudelsuppen. Fuer die Bruehe wird ein chinesischer Loeffel gereicht.


Sehr beliebt sind die Reisnudel-Fertigsuppen, von denen die bekanntesten Marken »mama« und »waiwai« sind. Sie kosten selten mehr als 5 oder 6 Baht und erhalten viele Auslaender am Leben, wenn sie »farang kii nok«, voellig abgebrannt, sind. Auch ich habe hier auf dem Hotelzimmer die entsprechenden Utensilien, um mir, wenn ich zu faul zum Verlassen des Hotels bin, eine cutiao, Nudelsuppe, zuzubereiten. Uebrigens peppe ich die Suppen immer mit etwas »creamer« auf, wie er auch fuer Kaffee verwendet wird, um ihnen mehr Gehalt und Konsistenz zu geben

Am Schluss des Essens, wenn wir so schoen satt sind, kommt das Zahnstocher- Ritual. Einer von uns beiden schnappt sich die »mai yim fan«, verteilt sie, und es beginnt das gemeinsame Stochern hinter vorgehaltener Hand, dabei schauen wir uns in die Augen und senden Botschaften, die kein Moralist dieser Welt kapieren wuerde.

Jetzt folgt die Routine. Vor dem Foodland verabschieden wir uns wobei ich ihr mit Bezug auf den gestrigen Nachmittag augenzwinkernd zuraune: »See you when you are horny«, und sie sagt nur »talueng«, was so viel wie »Werde nicht frech« bedeutet, und lacht mich mit ihren makellosen Zaehnen an, die noch alle vorhanden sind.

Sie schnappt sich ein Motorrad- Taxi nimmt grazioes auf dem Soziussitz Platz und zeigt ihre schlanken Beine. Da koennte man doch gleich wieder auf Gedanken kommen. Nichts da! Sie entschwindet, und ich gehe zur soi 8, um im Internet- Cafe die Emails zu checken. Du hast mir schon wieder nicht geschrieben.


Auf dem Hotelzimmer folgen Nickerchen, Arbeit am Literatur- Nobelpreis, eine cutiao, von der ich schon geschrieben habe, dann ein wenig Fernsehen.

Im Hotel gibt es zwei pay-TV- Programme, HBO und Cinemax, die werbungsfrei meist amerikanische Filme zeigen. Doch ich schaue mir gern die koeniglichen Nachrichten im thailaendischen Fernsehen an, und geniesse es schon ein wenig, dass ich Sub- Proletarier bin, denn an dem, was ich so treibe, nimmt keiner wirklich Notiz.

Das denke ich nur, denn gerade als ich meine Nachmittags- Gastarbeiterin anrufen will, ob sie Zeit fuer einen »check-for-free« habe, klopft es an die Hotelzimmertuer. Sofort loesche ich alle Lichter, denn meine Anzugsordnung ist mehr als nur freizuegig. Die Tuer oeffne ich einen Spalt und linse durch ihn hindurch. Die Thailaenderin meiner Wahl steht davor und strahlt mich an. Ich lasse sie herein. »tongkan arai«, »Was willst du denn?« frage ich sie hoffnungsfroh. »duu nang«, fernsehen, meint sie froehlich, aendert das Fernseh- Programm und flackt sich auf das Bett. Nun denn, ich verwerfe den Gedanken an outdoor- Aktivitaeten, und da sie keine Anstalten macht zu flirten und schon vor dem Fernseher erstarrt ist, verwerfe ich auch den Gedanken an indoor- Aktivitaeten.

»Was will sie bloss hier?«, grueble ich, und es kommt mir ein Verdacht.

Vor ein paar Tagen habe ich doch mit dieser ansehnlichen Thailaenderin ein Techtelmechtel angefangen, waehrend dessen wir unsere Telefon- Nummern ausgetauscht haben. Meine Lieblingswirtin hat das mitbekommen und mir hoch und heilig »mai puud« versprochen, »Ich werde nichts sagen«. Dann hat sie, immer wenn sie an unserem Tisch vorbeikam, mit Daumen und Zeigefinger ihren Mund verschlossen, indem sie das Zuziehen eines Reissverschlusses andeutete. Ganz klar, dass die Thailaenderin meiner Wahl das mitbekommen hat, und die feminine Neugier bzw. die weibliche Freude am Klatsch werden schon dafuer gesorgt haben, dass alle erfuhren, was ich so treibe.


Nun bedeutet die Nachmittags- Gastarbeiterin keine Gefahr fuer die Thailaenderin meiner Wahl, weil sie diese als nicht gefaehrlich einstuft, aus welchen Gruenden auch immer. Einer davon wird sein, dass diese kein Stammgast in der soi 13 ist.

Mit der anderen sieht das schon ganz anders aus, denn sie ist wirklich ausgesprochen ansehnlich, haengt auch dauernd in der soi sanug rum, und die Meine wuerde ihr Gesicht verlieren, wenn ich eine aus ihrer Sicht falsche Entscheidung treffen wuerde. Wuerde ich doch nie, allerdings …

So hacke ich denn hier in die Tasten, bin mir ziemlich sicher, dass sie mich kontrollieren will, und sie verfolgt gespannt eine neue Folge einer soap-opera, bei der ich nie verstehen werde, warum die Akteure auf der einen Seite minutenlang ins Leere schauen, um gefuehlvoll zu erscheinen, auf der anderen Seite sich aber dauernd anschreien, verfolgen, verpruegeln, und warum die ThailaenderInnen einen solchen Spass daran haben.

Irgendwann verliert sie ihr Interesse an den Trivialitaeten. Sie schnappt sich ihre Handtasche und zieht eine Art DINA4- Schulheft heraus, und beginnt mit angestrengt zerfurchter Stirn, darin herumzukritzeln. »khun rian phasat djoeraman mai khrap«, »Lernst du Deutsch?« frage ich sie, denn sie notiert sich bisweilen phonetisch, was sie so aufschnappt, und ich helfe ihr dabei.

»mai chai ao tham buun«, »Nicht doch, ich will in den Tempel«.

Dann weiss ich, was sie macht. Sie notiert sich Namen, von denen sie annehmen kann, dass diese Personen sie bei ihrem Vorhaben, Gutes zu tun, unterstuetzen werden. Von ihnen bekommt sie verschlossene Briefumschlaege, in denen sich Geld befindet. Die Thailaenderin meiner Wahl organisiert dann einen Bus und gemeinsam faehrt die frisch organisierte Glaubensgemeinschaft in einen Tempel, um dort »tham buun«, Gutes zu tun. Auch fuer das Essen und die Getraenke muss die Meine sorgen, was kein billiges Vergnuegen fuer sie ist. Ganz klar, dass es nicht lange dauern wird, bis sie mich am Wickel hat.

Das habe ich mit ihr schon mehrmals mitgemacht. Keine Spur von einer Andacht, wie wir sie in einer Kirche praktizieren. Es wird gesungen, getrunken, gegessen, geratscht. Der rituelle Akt dauert lediglich Minuten.

Wenn es eine groessere Veranstaltung ist, dann nennt man sie »moo laam«. Es werden riesige Buehnen errichtet. Bekannte Kuenstler treten auf und vor allem Coyote- Taenzerinnen, die sich sehr frech bewegen, denen selbst die Moenche, natuerlich voellig ungeruehrt, zuschauen.

Spaeter dann will ich mich doch anziehen. Sie hat von meiner Kleiderordnung keine Notiz genommen, und ich nicht davon, dass sie sich angezogen auf dem Bett raekelt. Ich glaube, ich werde doch langsam alt. Um diesem Gedanken gar nicht erst Raum zu geben, schmeisse ich mich auf das Bett und demonstriere meine Kenntnisse in der Nahkampf- Technik. Sie wehrt sich tapfer, und ich lasse ihr ein wenig Oberhand, schliesse brauche ich ja meine Haende fuer etwas anderes. Moralisten aufgemerkt!

Ich ziehe mich an, und weil ziemlich verwurschtelt ordnet sie auch wieder ihre Klamotten, und wir machen uns froehlich auf in die soi sanug.
 
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SOI SANUG
Kapitel 11


Meine Lieblingsbedienung ist wieder nicht gekommen, sodass niemand von meinem Bermuda- Dreieck Notiz nimmt. Die Wirtin bringt die Getraenke, die wir gar nicht erst bestellen mussten, und demonstriert, dass ihre Lippen verschlossenen sind. Weiber! Die ansehnliche Thailaenderin sitzt auch schon da und schaut mich fragend an, und ich zucke mit meinen Schultern, was sie ratlos laesst, denn Thailaender verstehen diese Geste offensichtlich nicht. Wir beide laecheln uns aber doch zu, was die Thailaenderin meiner Wahl nicht bemerkt oder nicht bemerken will, denn sie muss die Geister der soi sanug mit dem ersten Schluck Whisky freundlich stimmen.

Dass sie das erfolgreich hinbekommen hat, erfahre ich dann spaeter am eigenen Leib. Der Durchlauferhitzer meldet Ueberduck. »pai hong naam«, »Ich muss mal auf's Klo«, gebe ich bekannt. »pai si«, »Geh schon«, sagt die Meine und ich trolle mich an der ansehnlichen Thailaenderin vorbei, der ich zulaechle.

Ich verrichte mein Geschaeft, und auf dem Rueckweg bemerke ich, wie mir etwas im Inneren des Hosenbeins herunterrutscht. Das ueberpruefe das doch mal gleich und finde heraus, dass es meine Guerteltasche ist, in der sich so etwa 20.000 Baht befinden. Du meine Guete, ich will gar nicht ausrechnen, wie viel short-times das gewesen waeren. Der Thailaenderin meiner Wahl erzaehle ich das nicht, weil ihr das schadenfrohen Gespraechsstoff fuer Stunden gegeben haette.


Auf dem Weg zu meinem Platz ist mir jedes Laecheln vergangen, und ich widme mich erst einmal dem Singha- Bier, um meiner Erleichterung Ausdruck zu geben. Ob die Geister der Strasse auch Bier trinken? Ich nehme mir vor, ihnen beim naechsten Mal auch den ersten Schluck zu spendieren.

Die Thailaenderin meiner Wahl hat davon nichts mitbekommen, bewegt sich aber dauernd mit aufgerichtetem Oberkoerper ziemlich sexy hin und her. »Was hat sie denn jetzt schon wieder«, denke ich noch, bemerke aber dann, dass sich ihr Busen merklich vergroessert hat. »Uii, nom yai yai«, »Oho, du hast aber einen grossen Busen«.

Sie freut sich spitzbuebisch, dass ich das endlich bemerkt habe, greift sich in den Buestenhalter und foerdert zwei Ballen Reis zutage.

»khao niao«, »Klebereis«, jubelt sie.

Und ich Depp esse ihn immer!

Ob ich ihn mir auch mal in die Unterhose stopfen sollte?


Meinen Fruehstueckskaffee habe ich gerade getrunken. Die Klimaanlage ist ausgeschaltet, und es wird nicht lange dauern bis sich die Thailaenderin meiner Wahl, die noch schlaeft, frei strampelt, weil es ihr unter der Bettdecke zu warm wird. Man muss ja nicht immer alles selber machen.

Jetzt konzentriere ich mich wieder auf die Aufgabe, die Weltliteratur ein gutes Stueck weiter zu bringen.

Die letzte Nacht lasse ich im noch reichlich Singha- Bier- vernebelten Hirn Revue passieren. Erinnern kann ich mich nur, dass es sehr lustig geworden ist. Wenn ich denn dereinst sterbe, und es stimmt, dass das Leben kurz zuvor nochmals vor dem geistigen Auge als Film ablaeuft, dann freue ich mich auf die soi-sanug- Passagen, und ich hoffe, dass es eine »rewind«- Taste geben wird.

Es klopft an der Tuer. Gleichzeitig spuere ich eine zarte Beruehrung auf meiner Schulter. Das wird doch nicht etwa schon der Boandlkramer (Sensenmann) sein?

Nein, es sind erstens die Zimmermaedchen, die das Bett machen wollen, und zweitens ist es die Thailaenderin meiner Wahl, der es also doch schon zu warm geworden ist, und die jetzt duschen will. Uff, noch mal Glueck gehabt, und da ich, wie jeder andere auch, weiss, dass der heutige Tag der erste vom Rest meines Lebens ist, beginne ich sofort, ihn finger- und sonst-wie-fertig zu nutzen.

Mich wuerde es jetzt wirklich reizen, meinen Freunden, den Moralisten, detailliert zu schildern, was wir in der naechsten Stunde so anstellen, aber ich muss ja auch an dich denken, und du bist noch zu jung und unschuldig. So viel sei gesagt: Es beginnt und endet mit dem gemeinsamen Duschen.

Beide sind wir zufrieden mit unserer performance und gehen zum Punkt zwei der Tagesordnung ueber. »wan nii pai kin khao tii nai«, frage ich sie. »Wo wollen wir heute essen gehen?«

»laeo tae khun«, »Wie du willst«, laechelt sie mich an, weil sie weiss, dass ich sie nicht verhungern lassen will, und das wuerde sie ganz sicher, wenn ich sie in ein deutsches Lokal schleppen wuerde.

»ao kin plaa mai«, »Moechtest du Fisch essen«, frage ich sie, »ao khaa«. Das moechte sie natuerlich, denn ein ganzer Fisch ist schoen teuer, und wann kann sich ein Thailaender so ein Essen schon leisten?


Wir gehen zur klang soi am Biergarten in der soi 7. Dort gibt es ein Fisch- Restaurant, das sehr gute Fische hat, die auch aroi, lecker zubereitet werden, wie sie mir schon mehrmals gesagt hat, was natuerlich als Aufforderung gedacht war, endlich mal hinzugehen.

Das Lokal ist so-so besetzt und sie findet einen ihr genehmen Tisch. Ihr bleibt es auch ueberlassen zu bestellen, wobei ich sie bitte, der Bedienung mitzuteilen, dass sauer zwar lustig mache, aber alles seine Grenzen haben sollte. Gerade beim Fischessen ist mir schon des Oefteren aufgefallen, wie sehr die Thailaender es doch »priao«, sauer, lieben. Die Bestellung wird so weiter gegeben, und die Bedienung schaut mich ob meiner begrenzten kulinarischen Kenntnisse voller Mitleid an, als haette ich »Leberkaes Hawaii, aber bitte ohne Ananas« bestellt. »Er ist halt doch nur ein farang«, wird sie denken. »Aber einer, der Trinkgeld gibt«, denke ich zurueck.

Nachdem die nonverbale Kommunikation beendet ist, beginne ich das Tischgespraech mit der Thailaenderin meiner Wahl. Gestern hatten wir noch festgestellt, dass es keine Italiener in Bangkok gibt, und ich erzaehle ihr jetzt, dass ich letzte Nacht im babylonischen Sprachgewirr der soi sanug »un Italiano vero« ausgemacht hatte. »Il primo«, sage ich noch und gebe ein wenig mit meiner Sprachkenntnis an, muss sie mir doch auch immer beweisen, dass sie Thai, Kambodianisch, Lao und Englisch spricht. Schliesslich ist »Monaco di Baviera« die noerdlichste Stadt Italiens, und das wird zum Oktoberfest immer besonders deutlich, erzaehle ich ihr noch, was aber bei ihr auf Unverstaendnis trifft.


Jetzt wird der Fisch in einem Gemuesebett mit viel pag tchii, Korianderblaettern, auf einem Stoevchen serviert. Er riecht koestlich, und als ich den Sud probiere stelle ich erfreut fest, dass der Koch wahrscheinlich aus Protest wegen des Banausen fast ganz auf den Essig bzw. den Limonensaft verzichtet hat. Sie bestellt einen Gewuerz- Set wie man ihn zur einer khao tom hingestellt bekommt, denn da ist auch ein Glas mit Essig dabei und dazu noch prigg naam plaa, Fischsauce mit Chili, denn die Vermutung, dass der Koch wegen des farang auch sparsam mit dem Chili umgegangen ist, bewahrheitet sich. So haben wir beide, was wir wollen. Sie erhebt sich, und gekonnt filetiert sie den Fisch. Ich verteile schon mal den Reis und wuerze ihn mit ausreichend prigg naam plaa, um dem thailaendischen Rest der Welt zu beweisen, dass der farang es schon auch scharf mag, und ebenso pag tchii, das Wanzenkraut. Die Thailaenderin meiner Wahl weiss das und serviert mir meine Fischteile mit einem wissenden Laecheln und schoen mit Korianderblaettern bestreut.

Was braucht der oberschlesische Mann jetzt mehr? Eine Flasche richtig temperierten Franken- Wein im Bocksbeutel, Silvaner, Keuper- Bereich, natuerlich, aber man kann nicht alles haben, das hatte schon Buddha feststellen muessen, troeste ich mich.

Da der Fisch schwimmen muss, gehen wir nach dem Essen zu ihrem Lieblingsplatz in der klang soi, sozusagen ein paar Haeuser weiter, und trinke eine, na, es werden zwei, Flaschen Singha-Bier.

Es folgen wieder Verabschiedung, Internet-Cafe - rate mal, wer mir schon wieder nicht geschrieben hat - Nickerchen, Schriftstellerisches usw.


Kurz vor 23 Uhr ziehe ich mein T-Shirt »arom sia mai mii mia« an, und dann gehe ich in die Magic-Table- Bar, soi 7/ 1, um mich ein wenig an der thailaendischen Weiblichkeit zu ergoetzen. Meine Taenzerin fliegt auf mich zu, ist entzueckt ueber den Spruch auf dem Hemd und freut sich auf ein Trinkgeld. Sie schmollt ein wenig. »naan-naan«, so lange, habe sie mich nicht gesehen. Dann klettert sie auf den verspiegelten Tisch. Ich bestelle fuer uns beide einen Drink, und sie wedelt heftigst mit dem immer noch zu kurzen Roeckchen. In den Tanzpausen setzt sie sich zu mir und schmiegt sich an meine Heldenbrust. Endlich kuemmert sich wieder jemand um das Bermuda-Dreieck.

Um Mitternacht verabschiede ich mich von meiner Tanzbraut und spaziere zur soi sanug hinueber. Die mir entgegenkommenden Maedchen nehmen belustigt mein »ich bin schlechter Dinge, weil ich keine Frau habe«- Spruch zu Kenntnis, »pai duai«, gehen wir doch zusammen, rufen sie mir schelmisch zu, und freuen sich, wenn ich ihnen fuer kurze Zeit meine Aufmerksamkeit schenke.


In der soi sanug bin ich fast allein, doch ist die ansehnliche Thailaenderin schon wieder bzw. wahrscheinlich immer noch da. Ich setze mich zu ihr, und sie beginnt das Gespraech indem sie die Hand aufhaelt und mir mitteilt: »mai mii tang«, »Ich habe kein Geld«. Ich denke noch, was heisst bloss »Zauberwort« auf Thai, und setze mich an einen anderen Tisch, denn die Thailaenderin meiner Wahl stoeckelt schon herbei.

Beide begruessen wir nach Bestellung der Getraenke die Geister der Strasse, sie mit Whisky und ich mit Bier, und sie schaut mich fragend an. Ich zucke nur schwach laechelnd die Schultern, was sie als Geste sowieso nicht versteht und widme mich ihrem Dekollete. Sie traegt heute ein traegerloses Oberteil in schwarz, was sie sehr sexy aussehen laesst. Ich sage es ihr, und sie freut sich ueber das Kompliment, was sie ihre eigentliche Frage, warum ich Bier auf die Strasse schuette, vergessen laesst. »pai joking«, »Ich gehe mal Spass machen«, sagt sie in ihrem besten Thai- Englisch, denn so nach und nach fuellt sich die soi sanug. Fast alle Tische sind schon besetzt und an jedem von ihnen sitzt eine Freundin, eine Lieblingsfeindin, ein Ehemaliger, ein Zukuenftiger, und sie hopst von einem zur anderen.


Vorbeikommende Maedchen werden immer noch von meinem T-Shirt- Spruch angezogen, und eine von ihnen, die mir immer auf den Schoss klettern will, versucht es mit ihrem Schlachtruf: »Papa love you« schon wieder. Das hoert die Thailaenderin meiner Wahl, und sie kehrt an unseren Tisch zurueck, um die Besitzverhaeltnisse klar zu stellen. Verschmitzt laechelnd nestelt sie eine Flasche Sang Som aus ihrem Oberteil, die hat sie einem Ehemaligen abgeluchst. Das my-schoss-me- fetischistische Maedchen schleicht sich und findet einen anderen, dem sie auf die Knie klettert, und auf denen macht sie es sich gemuetlich. Ich beobachte sie aber weiterhin, vor allem weil sie sich, angeheitert wie sie ist, etwas ungeschickt hingesetzt hat und ich die Farbe ihres »bikini«, Unterhoeschens, ausmachen kann. Den Gesellschaftshistorikern sei mitgeteilt, dass es sich um Schwarz handelt, mit applizierten Bluemchen in Rot.

Die Thailaenderin meiner Wahl beobachtet etwas anderes und weist mich lachend daraufhin.

Wir kennen eine kleinwuechsige Frau, so sie denn eine ist, denn von weiblichen Attributen kann bei ihr nun wirklich keine Rede sein. Eine Liliputanerin, also, die ist sehr lustig, mitteilsam und sie besucht uns immer mal wieder an unserem Tisch in der soi sanug. Jetzt hat sie einen ziemlich grossen farang an der Hand und ist mit ihm offensichtlich auf dem Weg zu einer short-time.

»farang have so many styles« stellt die die Thailaenderin meiner Wahl wieder einmal lachend fest.




In Deutschland ist es jetzt bereits neun Uhr morgens, also Zeit fuer mich, den Europaeer, schon mal die Augen aufzumachen. Die Thailaenderin meiner Wahl bemerkt das, kuschelt sich an mich und schlaeft selig weiter. Was fuer eine angenehme Art aufzuwachen. Sie schmiegt sich an mich, und ich schmiege mich zurueck.

Da ich zu den Morgenaktiven gehoere, loese ich mich dann doch aus ihrer Umarmung, nehme mir allerdings vor, was sie angefangen hat, spaeter zu beenden. Zunaechst gehe ich duschen, bereite mir einen Kaffee zu, trinke ihn noch ziemlich heiss, hoere mittels Windows-Media- Player und Kopfhoerern die neuesten Thai- Hits, die wir gestern gekauft haben, und ich ueberlege mir, wie ich dem Land der Dichter und Denker zu neuem Weltruhm verhelfen kann.

Es ist Sonntag, und somit kommt es mir eigenartig vor, dass sie sich nach den Routine- Aktionen ploetzlich sofort anzieht. »Was ist den los? Hast du denn schon Hunger?« frage ich sie. Sie sagt etwas zu mir, dass so klingt wie: »ao duu santa«, »Ich moechte Santa sehen«.

Tatsaechlich kennen wir einen Deutschen, den sie Santa nennt, weil er so einen Rauschebart hat und vor Weihnachten immer mit einer roten Zipfelmuetze rumlaeuft. »Maedchen, Weihnachten ist vorbei und Santa ist laengst wieder in Deutschland«, doziere ich, ziemlich genau wissend, dass man weiblichen Wesen nicht mit Fakten kommen darf.

»mai chai, ao duu sancha«, sagt sie und fuegt hinzu »phra athit«. Jetzt ist alles klar, sie moechte sunshine sehen. So lange habe sie keinen mehr zu Gesicht bekommen, fuegt sie lachend hinzu. Na, ja, bei ihrem Lebenswandel ist das kein Wunder.

Sie hat halt etwas Wichtiges vor, und da wir beabsichtigen, heute Abend im Suan Lum zu speisen, laesst sie mich allein in der Wueste des Lebens und verspricht, um song thum, 22 Uhr, wieder zurueckzukommen. Sie hat jetzt ihren Sonnenschein und ich meine Ruhe.


Puenktlichkeit ist nicht ihre Staerke, aber offensichtlich die ihres Hungergefuehls. So klopft es zur vereinbarten Zeit an die Tuer. Ich bin auch schon gestiefelt und gespornt. »pai rod fai faa« befiehlt sie, und ich folge ihrem knackigen Po in Richtung U-Bahn-Station Asok.

Sie waehlt ihren Weg zusammen mit den Taxen auf der Fahrbahn der Sukhumvit entlang, denn auf dem Buergersteig haben die Haendler alles dermassen zugebaut, dass an ein zuegiges Vorankommen nicht zu denken ist.

An der U-Bahn- Station steht uniformiertes Sicherheitspersonal, das ihre Umhaenge- Tasche, die beinahe die Groesse eines Uebersee- Koffers hat, nach intergalaktischem Waffenmaterial, oder was immer durchsucht. Aber wahrscheinlich konnte man nur ihr Notfall- Kondom finden, und wir duerfen ueber die Rolltreppe im Untergrund verschwinden. Alles ist blitzsauber. Ich gehe zum Fahrkartenschalter und erstehe zwei Chips zur Station »Lumpini«. Die Plaettchen werden elektronisch kodiert, und wir aktivieren durch Beruehren eines entsprechenden Kontaktfeldes die Sperre zum Bahnsteig- Geschoss.

Als wir auf die U- Bahn warten frage ich sie, was Suan- Lum denn bedeute. »Lumpini«, sagt sie, und ich bezweifle das. Lumpini ist der Geburtsort Buddhas in Nepal, und ein nahegelegener Park traegt diesen Namen. Sie beharrt darauf, und ich fuehre sie zu einer Umgebungskarte auf der Suan Lum steht. Darunter kann sie den Namen in Thai Script lesen. »Und, was steht da?«

»Lumpini«, also muss ich ihr glauben.

Suan Lum ist ein erst vor ein paar Jahren entstandener Night- Bazaar mit hunderten von Verkaufsstaenden, etlichen Restaurants, einem weltberuehmten Puppentheater und einem Biergarten, den wir zwengs Nahrungsaufnahme ansteuern. Natuerlich verlaufen wir uns auf dem riesengrossen Gelaende, wobei ich die falsche Richtung angegeben habe, wie sie schadenfroh bemerkt.

Vor dem Biergarten verschwindet sie zunaechst mal auf der Toilette, und ich gehe fuer 500 Baht coupons kaufen. Auf dem Gelaende hier befindet sich eine grosse Buehne, auf dem sich gerade eine sexy- angezogene Thai- Saengerin verzweifelt bemueht, die oberen Toene zu treffen. Einige nicht weniger spektakulaer angezogene Taenzerinnen hopsen synchron, und die Band versteht ihr Handwerk durchaus. Waehrend ich versuche, aus meiner tiefer gelegten Perspektive etwas unter den Roeckchen der a-go-go- Girls zu erspaehen, kommt sie zurueck und ergreift mit frisch gewaschenem Patschhaendchen meine Pfote und zieht mich energisch zu einem der vielen Essenstaende herueber.

Sie scheint sich ja hier gut auszukennen, argwoehne ich.


Hier gibt es verschiedene Wuerstchen. Sie verschmaeht die deutschen, was ich auch gemacht haette, denn solche unappetitlich blassgelben habe ich noch nie gesehen, und ersteht die aus Chiang Mai mit viel kleinen Chili- Schoten und etwas geschnittenem Weisskraut. Wir suchen uns einen Platz etwas weiter von der Buehne entfernt, um uns noch unterhalten zu koennen.

Was auffaellt ist, dass es jede Menge deutscher Biersorten gibt, aber kein Singha. Ich bestelle ein thailaendisches Bier, naemlich einen pitcher (etwa 1 Liter) Chang. Wir verspeisen zunaechst die Wuerstchenscheiben, zu denen man eine der kleinen Chili- Schoten und ein Stueck Weisskraut in den Mund schiebt.

Der Biergarten ist voll besetzt, ueberall sitzen Thai-Paerchen, die sich Bier aus »Giraffen«, grossen Bierspendern, mit einem Inhalt von schaetzungsweise 2 Litern, zapfen. Die Thailaenderin meiner Wahl erklaert mir verschmitzt laechelnd, dass am Wochenende weniger Maedchen im Biergarten, soi 7, Sukhumvit, anzutreffen sind, weil die sich hier mit ihren »pii chai« oder »nong chai« befinden, und das Geld der farang verprassen.

Dann bekommt sie Appetit auf khao pad thalee, sie schnappt sich einige der coupons und verschwindet. Aufmerksam wie ich bin, habe ich bemerkt, dass ihr das Chang- Bier nicht so schmeckt, und sie dauernd zu einem Nachbartisch hinueber geschielt hat, auf dem eine »Giraffe« mit dunklem Bier steht. Ich erinnere mich daran, dass sie mir mal gesagt hat, dass sie dunkles Weissbier mag. Ein in der Naehe stehendes Serviermaedchen frage ich, ob es so etwas auch in Flaschen gaebe. »mii«, »gibt es«, allerdings bei ihr nur Paulaner, und ich bestelle »kuat nueng«, eine Flasche.


Als die Thailaenderin meiner Wahl wieder an den Tisch zurueckkommt muss ich befuerchten, dass der Golf von Siam leer gefischt ist, so gross ist die Portion, die das zierliche Maedchen kaum heranschleppen kann. Sie freut sich ueber meine Aufmerksamkeit, als das Bier gebracht wird, und ich mich auf das Essen. Um meine Wuerzkuenste zu beweisen, betaetige ich mich als Chef- Koch, was sie dann zu dem Endurteil »gem«, salzig, veranlasst. Wenn sie nicht alles selber macht … Trotzdem isst sie mit grossem Appetit.

Auf der Buehne bemuehen sich Saengerinnen und Taenzerinnen, einen romantischen Abend zu untermalen, den ich dazu nutze, der Thailaenderin meiner Wahl zu erklaeren, dass ich sie schon heiraten wuerde, wenn sie nicht so viel und so oft essen wuerde. »ko hog«, meint sie nur uninteressiert, »Du schwindelst«.

Na, klar, hat sie doch ihren Englaender ante portas, vor der Tuer stehen.


Als es Zeit ist fahren wir mit dem Taxi zur soi sanug. Es ist wenig los, denn die Maedchen sind ja alle im Suan Lum. Nachdem Essen brauche ich erst einmal eine mentale Pause, erklaere ich der Meinen. Da ich den Whisky schon bestellt habe, nimmt sie es gelassen. »pai si« geh schon, sie bittet mich aber, ihren Ueberseekoffer mit aufs Hotelzimmer zu nehmen. Dass sie auf ihr Notfall- Kondom verzichten will, erstaunt mich. »mii tang«, raunt sie, es ist Geld darin, »ha muen (10.000) Baht«. Und ich muss ihr alles bezahlen!

Als ich nach einer Stunde wieder auftauche, habe ich den unerschuetterlichen Vorsatz, nur noch ein Singha zu trinken und dann meine mentale Pause nahtlos fortzusetzen.

Die Besetzung hat sich geaendert. Der Spanier ist gekommen hablando en tres linguas, ein Australier, der schon eine schwere Zunge hat, sitzt neben ihm und kann es kaum fassen, dass es noch andere Begriffe ausser »bullshit« gibt. Die Meine klaert wieder ihre nong saao ueber die Vielfalt der »farang- styles« auf. Meine Lieblingsbedienung ist erfreulicherweise auch mal wieder aufgetaucht, und ebenso erfreulicherweise kuemmert sich zunaechst erst einmal um mein Bermuda- Dreieck bevor sie meine Bestellung aufnimmt.


Dann wird die Thailaenderin meiner Wahl ploetzlich wepsig. Am Nachbartisch sitzen jetzt drei farang, eine sehr attraktive Mittdreissigerin in Begleitung von zwei Maennern, einer mit Brille und der andere mit ohne Haare. Da kann die Meine, schon angeheitert, natuerlich nicht ruhig sitzen bleiben. Mit Brille und mit ohne Haare bedeuten fuer sie »money all over«. Sie stoeckelt zu dem anderen Tisch hinueber und zeigt ihrer nong saao, wie man anbaggert. Sie hat sich den Typen mit ohne Haare ausgesucht. »What's your name? Where you from? Where you stay? You like Thailand?« prasselt es auf den armen Kerl hernieder. Er bleibt gefasst, greift allerdings hilfesuchend nach der attraktiven Mittdreissigerin, um etwas klar zu stellen. Die Meine kapiert wie immer recht schnell.

Meine Lieblingsbedienung bringt das Bier, kuemmert sich liebevoll und ausreichend lang um mein Bermuda- Dreieck, was die Mittdreissigerin am Nebentisch, kaum fassen kann, aber offensichtlich sehr interessant findet.

Meine Lieblingswirtin bittet uns, die Alkoholika hinter den Sitzen zu verstecken, da damit gerechnet werden muss, dass heute die Polizei auftaucht. Nun denn.


Der Strassensaenger, den ich favorisiere, laesst sich auch mal wieder blicken. »Sek Loso?« fragt er ueberfluessigerweise, ob er meinen Lieblingssaenger performen soll, und ich zuecke schon mal 20 Baht. Er macht das wirklich gut, die um uns herum sitzenden Thailaenderinnen singen bemueht aus voller Kehle mit, und die Thailaenderin meiner Wahl wackelt mit ihrem sexy Po jetzt vor dem Auslaender mit Brille.

Es kommt Party- Stimmung auf. Die Auslaender, Schotten wie sich herausstellt, allerdings alle Drei ohne Roeckchen, setzen sich zu uns rueber. Der mit ohne Haare bleibt in der Naehe seiner Schottin sitzen, der andere mit Brille platziert sich neben der Meinen, was mich dazu veranlasst, auch einmal etwas klar stellen zu wollen. Die Thailaenderin meiner Wahl ist aber selber gewitzt und wechselt ihren Platz mit der nong saao, kommt zu mir herueber und praktiziert an mir »hom noi djub noi«, den thailaendischen Kuss. Jetzt sind die Fronten geklaert. Die Meine geht wieder zu ihrer nong saao rueber legt deren Hand, in die Hand des bebrillten Schotten, und der ist auch nicht auf den Kopf gefallen. Jeder der Schotten will mal auf der Gitarre des Strassensaengers spielen. »Wild thing« von den Troggs ertoent, eine schottische Volksweise folgt und natuerlich muss ich Michel Polnareff zum Besten geben.

Hatte ich nicht einen Vorsatz, so einen unerschuetterlichen? Ich bestelle noch ein Singha, die Meine noch einen set Whisky Der Strassensaenger singt fuer einen letzten 20 Baht- Schein ein Lied von Carabao, der Australier ist eingeschlafen, der bebrillte Schotte spielt mit dem Haendchen der nong saao, und das Spiel heisst »erst den kleinen Finger und dann die ganze Hand«.

Die Bedienung kuemmert sich um mich, du weisst schon wie, stellt die Getraenke auf den Tisch, die Schottin, neben der ich zwischenzeitlich sitze, verfolgt erstaunt die Aktivitaeten des Fraeuleins. Ploetzlich laechelt sie mich an und kuesst mich voll auf den Mund.

Der Schotte mit ohne Haare und ich, der alte Mann, gae tae ruai , schauen verdutzt. Aber auch wir laecheln uns an und erheben unsere Glaeser.

Na, dann nochmals cheerio, a tu salud, Prost, chock dii und chock dia, vertragen wir uns wieder!
 
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SOI SANUG
Kapitel 12


Wie schnell doch die Zeit vergeht?! In einer Woche muss ich schon wieder heim fliegen, obwohl, wenn ich es mir recht ueberlege, ein Monat Lotterleben ausreicht, meine Finanzen zu Ende gehen und meine Leberwerte auch mal wieder in den gruenen Bereich zurueck muessen. Ausserdem warten eine Menge unbezahlter Rechnungen auf mich, weil meine Tochter fuer solche Marginalien keine Zeit hat.

So sinniere ich denn vor mich hin, dass eigentlich alles nur ums Geld geht und habe vor, der Thailaenderin meiner Wahl und mir einen schoenen Tag zu bereiten. Ein fester Plan besteht noch nicht. Vielleicht waere mal ein wenig sight-seeing angesagt. Aber was soll das noch in meinem Alter? Die meisten Sehenswuerdigkeiten dieses Planeten habe ich in meinem bisherigen Leben abgehakt und nicht nur fuer Bangkok gilt: Hat man einen Tempel gesehen, hat man alle gesehen.

Warum trifft das aber nicht bei mir als Mann auch fuer den Anblick der holden Weiblichkeit zu? Nun, wahrscheinlich gilt es deswegen nicht, weil es auf der Welt etwa 3 Milliarden dieser Exemplare gibt, und eins davon liegt hier im Hotelzimmer frei gestrampelt auf dem Bett, weil ich wieder hinterlistig die Klimaanlage ausgeschaltet habe. Mit Wohlgefallen betrachte ich ihre schlanke Figur, die schokoladenbraun schimmernde Haut, ihr seidig glaenzendes schwarzes Haar und noch so einiges, was ich aber nicht extra aufzaehlen will, denn wir befinden uns nicht im Biologie- Unterricht.

An dieser Stelle bin ich mal froh, dass sich nicht auch noch die gruenen Marsweibchen auf diesem Erdball tummeln, von denen schon mal bekannt ist, dass sich ihr Busen auf dem Ruecken befindet. Sieht bloed aus, ich weiss, vermittelt aber bei den Standardtaenzen ein irres Gefuehl, denke ich mal.


Ploetzlich oeffnet die Thailaenderin meiner Wahl ihre mandelfoermigen Augen, sieht mich mit ihnen gross an, erschrickt erstaunlicherweise nicht, gurrt »good morning«, dreht sich um und schlaeft weiter. Wer immer auch gesagt oder geschrieben haben mag, dass ein schoener Ruecken entzuecken kann, muss die Thailaenderin meiner Wahl gekannt haben.

Wir ueberspringen jetzt mal zwei Stunden oder so, um meine Freunde die Moralisten nicht zu beunruhigen.


Wenn uns nichts anderes einfaellt, gehen wir in den Biergarten, soi 7, essen. Die nong chai bzw. pii chai der Daemchen sind wieder nach Hause zurueckgekehrt, die umlaufende Bar ist gut besetzt, und ich betrachte die wie Huehner auf der Stange aufgereihten Maedchen mit Wohlgefallen. Die Meine amuesiert sich, wenn eine der Ladies sich so hingesetzt hat, dass man unter dem fast schon ueblich gewordenen »Arschgeweih« ihren Stringtanga ausmachen kann. Sie weist mich verstohlen daraufhin, und ich frage sie spaeter, warum sie nicht auch welche trage. »djep«, sagt sie nur, »Das tut weh«, und deutet von hinten an, wie sich der String des Tangas beim Laufen verhaelt.

Wir bestellen eine Bruehe mit Tofu und klein gehacktem Koriander- Gruen, Reis sowie radnaa muu, breite Nudeln in dicker Sauce mit Schweinefleisch. Es schmeckt wie immer sehr lecker. Wir plaudern noch eine Weile ueber die vergangene Lotterie, fuer die ich ihr ein Los gekauft habe. 4.000 Baht hat sie gewonnen, und als ich zu bedenken gebe, dann koenne sie ja die Rechnung begleichen, bekommt sie wieder den »khun baa«- Blick, diesmal die du-musst-voellig-verrueckt-geworden-sein- Variante. Sie will noch einen cha roon, einen Tee, und ich bestelle mir einen Filter- Kaffee, der im thailaendischen Biergarten erstaunlich gut schmeckt.


Ein Hollaender, den wir kuerzlich nachts in der soi sanug kennengelernt haben, schlendert mit seiner Frau aus dem Isaan vorbei. Wir begruessen uns und tauschen ein paar Belanglosigkeiten aus. Spaeter lacht mich die Thailaenderin meiner Wahl aus, weil ich mit ihm Thai, mit ihr aber Englisch gesprochen habe.

Ohne eine Traene zu vergiessen verabschieden wir uns wieder, um getrennte Wege zu gehen.

Sie will ins »Big C«, ein ueberdimensioniertes Kaufhaus, das sich gegenueber der Central Plaza befindet. Natuerlich hat sie gewollt, dass ich sie begleite. Ebenso natuerlich habe ich abgelehnt, denn wenn ich mit ihr zum shopping gehe, dann geht sie selbstverstaendlich davon aus, dass ich bezahle. Je laenger ich mich in Bangkok aufhalte, desto enger werden mir meine Spendierhosen.

Zwar will ich auch etwas kaufen, aber das ist ihr zu langweilig. Erstens weiss ich immer, was ich will, und zweitens kann sie es nicht gebrauchen. »mai mii sanug«, das macht doch keinen Spass. So gehe ich allein in die South/ East-Asia- Apotheke, die sich so auf Hoehe der soi 15, Sukhumvit, befindet. Den Pharmazeuten dort kenne ich sehr gut, und ich vertraue ihm. In Thailand muss man schon aufpassen, wo man kauft, denn nicht nur Porno- DVDs werden gefaelscht. Bei Filmen mag das ja noch angehen, aber bei Arzneimitteln ist Vorsicht angesagt.

Er selbst ist von mir gar nicht einmal so angetan, da ich von Pharmazeutika einiges verstehe, und manchmal allzu gescheit daherrede. Zunaechst frage ich nach »Dolomite Bone Meal«. Das sind Tabletten oder Kapseln, die eine Mischung beinhalten, die im Wesentlichen aus Calcium und Magnesium besteht. Ich bin tropentauglich, was bedeutet, dass ich in der Hitze kraeftig transpiriere. Beim Schwitzen verliert man neben Salz noch andere Elektrolyte, was in meinem Alter zur Krampfneigung vor allem in den Waden fuehren kann.

»mii«, hat er. Dann will ich noch Otrivin in einer Quetschflasche. Bei uns heisst dieser Nasen- Spray Otriven, und ich benutze ihn waehrend der Landung im Flugzeug, um einen Druckausgleich in den Ohren zu erleichtern. »mii duai«, hat er auch.

Weiter kommt dann die entscheidende Frage, die ich in Deutschland nicht stellen kann: »mii Viagra mai khrap«, »Gibt es Viagra«.

»mii«, hat er. Ich frage ihn zunaechst nur nach dem Preis, denn ich selber brauche dieses Potenzmittel nicht zu schlucken, weil ich Oberschlesier bin, die zwei Sachen gut koennen. Eine davon ist Wodka trinken. Aber es kann ja sein, dass die Thailaenderin meiner Wahl mich bittet, ihre eine Schachtel zu kaufen, weil Thailaender sie nicht kaufen duerfen, sagt sie jedenfalls. Was ich allerdings nicht machen werde. Soll sie sich ihr naechster customer oder Ehemann doch selbst kaufen, Aber gefragt habe ich wenigstens schon einmal nach dem Preis. Drei Schachteln Kondome lasse ich ihn dann dazupacken. Auch Apotheker koennen einen »khun baa«- Blick bekommen, in der neidischen Variante, wie ich meine.

Acetylsalicyl- Saeure kaufe ich mir dann noch schliesslich in der 100er- Dose. Dies Arzneimittel stellt er in eigener Produktion her und nennt es ungeniert »Aspirin«. Davon nehme ich taeglich 125 mg zur Herzinfarkt- Prophylaxe. Schliesslich will ja noch oft nach Thailand fahren, um vielleicht spaeter einmal nach Viagra nicht nur zu fragen.


Im Leader Price, die Antwort Thailands auf Aldi, gehe ich auch noch schnell vorbei. Trinkwasser ist auf dem Zimmer keins mehr vorhanden und ein Mundwasser benoetigen wir auch.

Es folgen so spektakulaere Sachen wie Nickerchen machen, Schriftstellerisches leisten, koenigliche Nachrichten anschauen. Da kann doch kein Moralist der Welt etwas dagegen haben, eher noch, dass ich anschliessend in die Soi Cowboy gehe. Wieder suche ich meinen wuerfelnden Schweizer Freund auf, sage »salu« und schleiche mich wieder. Mein Ziel ist die Moonshine-Joint Bar. Hier lasse ich mich, waehrend ich auf einer Leinwand Pop- Konzerte anschaue, »behandeln«, was ich nicht naeher zu erlaeutern gedenke, wieder aus Ruecksicht auf die sicher kein Aspirin schluckenden Moralisten. Warum sollten die denn auch bei dem Verfall der Sitten laenger leben wollen? Koennen sie aber, denn wenn die einen etwas verbieten wollen, dann macht es doch den anderen mehr Spass.

Der fingerfertigen Dame in der Bar bestelle ich einen Tequila, und mir ein kleines Singha- Bier. Kaum habe ich »chock dii« gesagt, ist der »tengina« verdunstet, »ao iik dai mai khaa«, »Kann ich noch einen haben?« Schon, wenn ich die Rechnung bekomme. In diesem Fall ist jetzt Flucht angesagt, denn der Durst der Damen kann eindrucksvoll sein. Sofort verliert frau das Interesse an mir und meiner Maennlichkeit. Ich zahle, und nach etwa 10 Minuten stehe ich wieder auf der Strasse. Die Spendierhosen druecken mich jetzt doch schon empfindlich, ebenso wie ein String- Tanga die Thailaenderin meiner Wahl beim Laufen zwicken wuerde.

Ich latsche zur soi sanug. Die ansehliche Thailaenderin sitzt schon da. Wir begruessen uns. Meine Grussformel lautet: »khun sabbai mai la khrab« und ihre »mai mii tang«, »Ich habe kein Geld«, und statt mir die Hand zu schuetteln streckt sie mir die offene Handflaeche entgegen. Mein Laecheln wird schwaecher, und ich setze mich wie ueblich an einen anderen Tisch. Die Lieblingsbedienung kommt, kuemmert sich kurz um das Bermuda- Dreieck und nimmt die Bestellung auf. Sie schenkt mir das Singha- Bier so ins Glas ein, dass ja kein Schaum entsteht. Wie schon mal getrunken sieht es aus. In diesem Punkt hat sie sich als nicht lernfaehig erwiesen. »hiu khao«, sagt sie weinerlich, »Ich habe Hunger«. Auch ich bin nicht lernfaehig, und mein Laecheln wird noch schwaecher. Die Thailaenderin meiner Wahl erscheint und bestellt einen set, der natuerlich auf meine Rechnung geht. Die Thailaenderin, die mir staendig auf den Schoss klettern will, versuchte es wieder »papa, mai mii tang«. Sanft verscheuche ich sie von ihrem erwuenschten Stammplatz.


Ploetzlich springt die Thailaenderin meiner Wahl auf und schleppt eine alte duerre Frau an. Es handelt sich um eine Wahrsagerin, die frueher immer an der Ecke der soi sanug sass und spaeter ins monkey-house, Gefaengnis, kam, weil sie Drogen verkauft hatte.

Das haette ich ihr voraussagen koennen.

Die Meine bestellt fuer sie eine grosse Flasche Singha- Bier. Kaum hat sie den ersten Schluck genommen, schon faengt sie an zu jammern: »mama hiu khao«, »Ich habe Hunger«.

Es dauert nicht lange, und die nong saao rueckt an. Auch sie bestellt sich ohne zu fragen einen set. Wer das wohl wieder bezahlen soll? Jetzt laechle ich nicht mehr.

Die Nachmittags-Gastarbeiterin schaut vorbei und ich in die Zukunft: »mai mii tang«, wird sie sagen. Richtig.

Ich sollte mich mit einem Kartenspiel, einem Turban und einer Glaskugel an die Ecke setzen.

»som nam naa« , »Selber schuld«, denke ich mir, denn ich trage ein T-Shirt diesmal mit dem Aufdruck »ATM«, Geldautomat.

Der Schwede setzt sich an den Tisch. Erfreulicherweise will er nichts auf meine Rechnung konsumieren. Er hat aber die Situation erfasst. »Warum wollen die Maedels eigentlich immer Geld von uns? Sie sitzen doch auf einer Goldmine«.

»So isses, skol«


Die Thailaenderin meiner Wahl bemerkt, dass ich irgendwie sauer reagiere, als ich verkuende: »This ATM is temporarily out of order«.

Also versuche ich ihr die Situation klar zu machen: Jeder und jede will etwas von mir, aber keiner und keine sagt »Bitte«.

»Es ist doch wie bei dir«, fuege ich unnoetigerweise hinzu. Ihre Familie ruft sie taeglich an, aber nicht um zu erfragen, wie es ihr gehe, sondern um Geldmittel anzumahnen. Ihre nong saao sitzt ihr auf der Tasche, und wenn sie Bekannte auf der Sukhumvit begruesst, dann sagt sie zwar »hello« die anderen aber: »you have farang, you have money, give me«.

Sie schaut mich ganz gross an, und ploetzlich rinnen ihr die Traenen die schokoladenbraunen Wangen hinunter.

Es sollte doch ein schoener Tag werden.




Jedenfalls ist es heute Nachmittag fuer uns ein schoener »Morgen«, denn wir tun etwas fuer unsere soziale Gesundheit, die das Wichtigste im Leben eines Menschen ist. Was nuetzt es, wenn man allein und/ oder krank ist. Wir sind schon auch allein, allein zu zweit allerdings.

Die Hotelzimmertuer ist verschlossen und mit einer Kette gesichert. Da es kein Schluesselloch gibt, bleibt es ein Geheimnis, was hier so alles passiert. Relativ gesund sind wir auch, so dass uns Aktionen moeglich sind, die … aber ich verplaudere mich schon wieder.

Natuerlich entbehrt es nicht eines gewissen Reizes, sich zurueckziehen zu koennen. Und ebenso angenehm ist es, wenn sie mich nach dem Essenfassen bis Mitternacht allein laesst, denn Distanz schafft Naehe, und ich freue mich dann schon erneut auf ein Wiedersehen mit ihr. Aber noch ist es nicht so weit, wir sind noch zusammen und suchen die gemeinsame Beruehrung bis die Zimmermaedchen an die Tuer klopfen.

Zwar habe ich denen schon oft gesagt, dass sie das lassen sollten, denn ich kann ihnen auch ohne Aufforderung mitteilen, wann ich das Zimmer gemacht haben will.

In Europa sei es schon laengst nicht mehr so, dass Bettwaesche und Handtuecher taeglich gewechselt werden, und es gibt Schilder auf denen steht: »Bitte nicht stoeren«. Die Maedchen haben aber die Anweisung von der Hotelleitung, jeden Tag festzustellen, ob die Gaeste noch alle wohlauf seien.

Bei meinem Alter ist das sicher eine weise Voraussicht. Die Thailaenderin meiner Wahl macht sich deswegen auch ueber mich lustig, denn jede Nacht, wenn so gegen 3 Uhr frueh der Muellwagen durch die soi 13 faehrt, knufft sie mich und schreit: »Taxi for free«. Irgendwann einmal springe ich dann auf, solange ich noch springen kann, weil die Muellmaenner so erwartungsfroh zu mir rueberschauen.


Wenn du jetzt denkst, dass sei ganz schoen happig, was sie sich da herausnimmt, dann muesstest du mal ihre anderen Sprueche hoeren. Einer davon ist auf Deutsch, wenn ich dem Hoehepunkt der gemeinsamen Aktionen zustrebe: »Langsam Opa«. Sie spricht das Wort »langsam« aber etwas anders aus, so etwa wie »langsuam«, was dann auf Thai in der Chiang-Mai-Variante bedeutet: »Mach die Toilette sauber«. Und da sagt man immer, in Asien geniessen die aelteren Menschen mehr Respekt. Aber was ist mehr Respekt schon gegenueber den anderen Genuessen, die sie mir bietet, zum Beispiel, wenn sie fuer mich thailaendische Gerichte bestellt.

Was hast du denn gedacht?


Die Freude am Essen hat bei ihr fuer ein klitzekleines Kilo Mehrgewicht gesorgt, one kilo-meet (1 km) sagt sie, was ganz niedlich aussieht, aber ihr Kummer bereitet. So hopst sie jetzt vor dem Spiegel herum, dreht und wendet sich, zieht den Bauch ein, strafft die Schultern, und ich schaue ihr zu und zwar genuesslich, und ebenso genuesslich kommentiere ich ihre Problemzonen. Ihre Oberweite wird mit »malako«, Papaya, und ihr Hinterteil mit »ma praao«, Kokosnuss, verglichen.

Gespielt wuetend stuerzt sie sich auf mich, und fuer die Zimmermaedchen bleibt wieder nicht genug Zeit fuer das Wechseln der Waesche. Wir aber koennten ihnen schon beweisen, dass wir sehr wohl noch sehr wohlauf sind, und ich many styles draufhabe.


Heute hat sie Appetit auf Fisch in einer chinesischen Zubereitung, und den gibt es unten im Restaurant sehr schmackhaft zubereitet. Das ist mir sehr recht, denn hier trinke ich ganz gern die Kokosnussmilch, die direkt in der Nuss serviert wird.


Wenn ich schon mal unten bin, dann kann ich gleich rueber in die Zahnarztpraxis laufen, und mir einen Termin geben lassen, also beauftrage ich die Meine mir »kao tom muu kap kai«, Reissuppe mit Schweinefleisch und einem rohen Ei, und »naam ma praao«, Kokosnuss, zu bestellen und verschwinde.

Das Wartezimmer ist sehr gut besetzt, aber nicht mit Patienten sondern mit huebschen jungen Dingern, die Massage anbieten und mich verfuehrerisch anlaecheln. Zwar laechle ich zurueck, stelle mich aber demonstrativ an das Aufnahme- Desk. Ein Maedchen in einem blauen Kittel kapiert und fragt mich, was ich denn wolle. Einen Termin. Und weswegen? Wegen einer Zahnreinigung. Ob ich schon mal da war? Ja, schon dreimal.

Nachdem das geklaert ist, reicht sie mir eine Liste rueber, auf der ich Namen und Adresse eintragen soll. Es gibt nur noch ein freies Feld, so dass ich bemerken kann, dass die attraktive Doktorin nur auslaendische Patienten hat. Ich reiche die ausgefuellte Liste der Sprechstundenhilfe zurueck, und sie mir einen Zettel auf dem steht: 09.30 Uhr. Ich muss sie so entsetzt anschauen, dass sie ihr Laecheln vergisst. »arai na khaa«, »Was ist denn?« fragt sie betroffen.

Nun, hat es ja wenig Sinn, sie ueber meinen Lebenswandel aufzuklaeren, und ich bitte sie deshalb, mir einen Termin am spaeten Nachmittag zu geben. Jetzt steht 04:30 p.m. auf dem Zettel, wir beide laecheln, und ich gehe wieder zum Restaurant zurueck.


Die Thailaenderin meiner Wahl hat an einem Tisch vor dem Lokal Platz genommen und unterhaelt sich mit einer Katze. »ao« klagt der Kater, ich will, »maiao«, ich will nicht, meint die Menschin. Die beiden verstehen sich offensichtlich vortrefflich, auch wenn der Wortschatz beschraenkt zu sein scheint.

Das Essen wird gebracht. Der Fisch sieht schon mal lecker aus. Die Filets sind mit Maismehl umhuellt ausgebacken worden und werden zusammen mit Blaettern der chinesischen Sellerie, Ingwerstreifen, geschnittenen Chili- Schoten und Strohpilzen serviert, und auch ich bekomme meine Bestellung. Als mir die Reissuppe gereicht wird frage ich vorsichtshalber, ob sich auch das bestellte rohe Ei darin befinde, denn aus Erfahrung weiss ich, dass man Sonderwuensche selten erfuellt bekommt. Das Maedchen nickt verstaendnislos, und ich beginne zu ruehren. Keine Spur von einem Ei. »mai mii kai«. Das Maedchen hat das Ruehren beobachtet, schnappt sich jetzt ungeruehrt die Schuessel und verschwindet in Richtung Kueche. Daran, dass sie nicht mehr laechelt, kann ich ablesen, dass sie denkt, man solle gefaelligst das essen, was serviert wird. Und das bezahlen, was man ausgerechnet bekommen hat, denke ich mir so.

So nicht, aber ich bekomme mein Ei, von dem ich auch immer sage, dass es Tinte in den Fueller bringt.

Die Thailaenderin meiner Wahl hat die ganze Aktion mit einem Stirnrunzeln begleitet, wobei ich nicht weiss, galt es nun mir oder der Bedienung. Wahrscheinlich beiden. Ich starte einen Erklaerungsversuch, in dem ich darauf hinweise, dass sie neulich im Biergarten auch »laab muu mai priao« bestellt habe, Schweinehack nicht sauer, und ich es nachher kaum essen konnte, weil es nur sauer war.

»I khao djai you«, sagt sie nachdenklich, und wir beide fangen ploetzlich gemeinsam an zu lachen. »It's my English«, prustet sie. »Ich verstehe dich«, wollte sie sagen, hat aber dann Thai und Englisch miteinander vermischt.


Nach den ueblichen Verrichtungen gehe ich am fruehen Abend in die Magic-Table- Bar. Meine Taenzerin sei im Urlaub, teilt mir eine Bedienung mit. Als ich noch unschluessig bin, was ich tun soll, erspaehe ich ihre Freundin, die mit dem ueberwaeltigenden Laecheln, wie ich mich erinnere. Einen Versuch ist es ja wert, sich mit ihr an einen Tisch zu setzen, da ich ja auch ueberhaupt nicht weiss, wie lange der Urlaub der anderen dauern wird.

Aber es bleibt nur bei diesem Vorhaben, etwas anderes probiere ich erst gar nicht. Irgendwie ist hier die Luft raus. Die Anzugsordnung der Maedels hat sich zwar nicht veraendert, aber das Wedeln mit den Roeckchen faellt fast voellig aus. »tam ruat maa«, »Die Polizei kommt«, raunt mir meine Tischdame zu.


Vor ein paar Tagen ist die Stadtverwaltung offensichtlich auf eine neue Idee gekommen, naemlich dass, weil sich jetzt nach Einfuehrung des Rauchverbots ein Aufenthalt in den Lokalen sowieso nicht mehr gemuetlich gestalten laesst, es besser sei, sie gleich zu schliessen. Um Mitternacht werden die Buergersteige hochgeklappt, zwar noch nicht in der soi sanug, aber wer weiss, wie lange das noch so sein wird?

Wie ich diese Entscheidungen vom gruenen Tisch aus liebe!

Diese neue Sperrstundenverordnung hat fuer mich denselben Stellenwert wie die Errichtung eines Fahrradwegs auf dem Buergersteig der Sukhumvit auf Hoehe der soi 5. Thailaender fahren keine Fahrraeder und wegen des Wildwuchses der Strassenhaendler bleibt noch nicht einmal genug Platz fuer die Fussgaenger.

So bestelle ich nur eine Cola fuer mich und einen Drink fuer das Daemchen, die zwar ihr Laecheln aufrecht - und die Haende verschraenkt erhaelt, aber ansonsten stumm neben mir sitzt. Als sie mit dem Tanzen dran ist, bezahle ich, winke ihr zu und schleiche mich wieder.


Bis es Zeit fuer die soi sanug ist gehe ich aufs Hotelzimmer und sehe mir einen Film im Fernsehen an, in dem Clint Eastwood beweist, dass Gefahr und unsinniges militaerisches Gemetzel von russischen Kampfflugzeugen ausgeht, und er halt notwendigerweise einen Prototyp stehlen muss, was ihm natuerlich gelingt.

Endlich kann ich mich wieder auf den Weg zu der letzten Nach-Mitternachts-Oase der Lebensfreude in Bangkok aufmachen. Nachdem ich gestern Nacht unmissverstaendlich klargestellt habe, dass auch Geldautomaten eine Wartungspause brauchen, kommt jetzt die ansehnliche Thailaenderin an meinen Tisch, haelt aber nicht ihre Hand auf, sondern stellt mir ihren »fan«, ihren staendigen Begleiter, vor. Er ist ziemlich betrunken, was ihr aber nichts auszumachen scheint. »khon djoeraman duai«, er sei auch aus Deutschland, meint sie. Offensichtlich kapiert er nicht, was sie gesagt hat. Ich erklaere es ihm auf Deutsch. »Yes, from Bielefeld«, antwortet er auf Englisch in der gelallten Form. Na, klar, und ich bin froh Europaeer zu sein.


Amigo Pedro kommt, setzt sich an den Nebentisch. Er hat einen mediterranen Typ dabei, mit dem er sich in einer Geschwindigkeit auf Spanisch unterhaelt, dass ich meinen Vorsatz, es erneut mit dieser Sprache zu versuchen, wieder begrabe. Ein Belgier und der Australier gesellen sich zu ihnen, und ich bleibe allein am Tisch sitzen. Meine Lieblingsbedienung bringt mir das Singha- Bier, tut das, weswegen sie meine Lieblingsbedienung ist, und schenkt mein Glas sorgfaeltig randvoll ein. Die Meine kommt angestoeckelt. »pai soi djed maa«, »Ich war in der soi 7«, was den Konsum von mindestens zwei Flaschen Bier bedeutet.


Normalerweise wuerde sie nun von Tisch zu Tisch hopsen, aber es sind keine geeigneten Opfer auszumachen. Sie bestellt ihren set und fuettert die Geister der Strasse. Als ein Schuhputzer mir vergeblich einzureden versucht, dass er meine Turnschuhe fuer 50 Baht putzen koennte, meint sie »I look shoes, too«, »Ich achte auch auf Schuhe«. Ich versuche gar nicht erst herauszufinden, was sie damit meint. Ob sie ihre maennlichen Opfer auf diese Weise beurteilt, oder aber, was wahrscheinlicher ist, dass sie Schuhe liebt. Wuerde sie mir den zweiten Fall erklaeren, koennte das teuer fuer mich werden.


Die nong saao kommt heute frueher, weil ja auch die Karaoke- Bar um Mitternacht schliessen musste. Zwei Freundinnen der Meinen rauschen mit ihren kurzen Roeckchen heran. Mit der einen wuerde ich gern mal ins Kino gehen. Sie setzen sich zu uns und bestellen ihre Getraenke, die sie auch sofort und vor allem selbst bezahlen. Das stimmt mich wieder versoehnlich. Die Lieblingsbedienung hat etwas Zeit und hockt sich ebenfalls zu uns an den Tisch. Die alte Wahrsagerin kommt vorbeischauen, ob ich sie heute abfuettern wuerde. Aber ich versuche gar nicht erst, den Eindruck zu erwecken, dass ich sie wahrnehme. Eine Belgierin, die fast ebenso beschwipst ist wie die Meine, nimmt bei uns Platz, und da bei uns alles so locker zugeht, wackelt sie mit dem Hintern, und macht den Damen am Tisch klar, dass sie unbedingt einen Mann brauche, und die Thailaenderin meiner Wahl, die gar nicht erst zulassen will, dass ich, der einzige Mann am Tisch, auf falsche Gedanken komme, wackelt heftig mit.


Da kuemmere ich mich doch lieber um den naechsten Kinobesuch. Waehrend die Meine abgelenkt ist, sage ich ihr erstens, dass mir ihre Augen gefallen, und zweitens, dass ich nachmittags immer Zeit haette. Darauf verstaerkt sich ihr Laecheln in Richtung »kao djai«, ich verstehe, und sie will meine Telefonnummer. Die bekommt sie prompt. Wir betaetscheln uns ein wenig wie unbeabsichtigt, aber die Meine ist so damit beschaeftigt, mit der Belgierin um die Wette zu wackeln, dass diese butterfly - Aktivitaeten gar nicht auffallen.


Die internationale Maennergesellschaft am Nebentisch verstaendigt sich auf Englisch, sodass ich mitbekomme, dass sie sich ueber die einzelnen Sitz- Klassen in Flugzeugen unterhalten.

Ihr sitzt in »economy«, rufe ich, der Sozial-Gesunde, zu ihnen rueber, aber ich »first class«, schliesslich habe ich 6 Weiber am Tisch, allerdings bin ich hier eher der »purser« und fuer den Service zustaendig.

Die Lieblingsbedienung versteht, sie bringt noch einen set Whisky, ein Singha Bier und uebernimmt kurzfristig einen Service, den ich in keiner Ersten Klasse dieser Welt bekommen wuerde.

Rate mal welchen?

Die Antwort faengt mit »Bermuda« an und hoert mit »Dreieck« auf.
 
        #24  

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Für alle die hier neu dazukommen und nicht von Anfang an mitgelesen haben:
Dies sind nicht meine Erfahrungen, sondern die Erlebnisse von Bernd, einem Rentner aus D, der nach 42-jähriger Ehe, nach dem Tod seiner Frau (wie ich vermute) in Bangkok seine Lebensfreunde wiedergefunden hat. Er ist leider im Oktober 2016 verstorben und hatte eine wunderbare Website mit einer Fülle an Informationen über das Leben in Bangkok betrieben. Seinen besten Bericht, das "Tagebuch", habe ich abspeichern können, bevor die Website offline ging. Mit Erlaubnis der Moderatoren veröffentliche ich hier seine Erlebnisse. Er hatte sich voll in das Leben in Thailand integriert und konnte sich auch leidlich gut in der Landessprache verständigen.
 
        #25  

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SOI SANUG
Kapitel 13


Wieder liege ich wach im Bett und habe keine Ahnung, wann und wie ich in dieses gekommen bin, und auch nicht, wie spaet es ist. Die Fenster des Hotelzimmers sind mit schweren, dichten, roten Vorhaengen verhuellt, so dass kein Sonnenstrahl einen Hinweis auf die Uhrzeit geben kann. Das Handy der Meinen meldet sich. Da sie vor der Annahme des Gespraechs immer erst checkt, wer sich anzurufen traut, sieht sie auch die Uhrzeit auf dem Display. »kii mong laeo«, frage ich sie schlaftrunken, »Wie spaet ist es?«

»bai sii mong kwah«, nach 16.00 Uhr, murmelt sie kaum munterer als ich. Dann nimmt sie das Gespraech an, und ihr Wachzustand aendert sich dramatisch. Auf Kambodianisch versucht sie aufgebracht, etwas klarzustellen. Offensichtlich ist ihrer Familie wieder das Geld ausgegangen. Irgendwann beendet sie entruestet das Gespraech. Da sie mit mir selten ueber ihre Sorgen spricht, versuche ich, sie zu beruhigen und abzulenken, indem ich sie in den Arm nehme, und indem ich ihr »rak khun«, »Ich liebe dich«, zuraune. Sie weist mich so aufgebracht, wie sie schon einmal ist, ab. »mai chai khun kho hog«, »Nicht doch, du luegst«.

Na, und? Wie oft ist ihr denn der Satz schon ueber die Lippen gekommen oder ist von ihr in einer SMS formuliert worden, wobei jeder Luegendetektor bedingt durch die ausgeloeste Zitterpartie Selbstmord begangen haette.

Zu ihrer Ehrenrettung ist allerdings zu sagen, dass sie dieses Gestaendnis schon einschraenkt: »rak khun nidnoi tae naan naan«, »Ich liebe dich ein wenig, aber dafuer sehr lange«. Aber Luege bleibt Luege. Meine Antwort setze ich mal als bekannt voraus.

Mit dieser Stimmung ist jetzt mit ihr wenig anzufangen und mit mir wegen des Restalkohols wahrscheinlich auch nicht. Nahrungsaufnahme koennte helfen. Gemeinsam duschen hilft immer, und unsere Stimmung bessert sich danach deutlich.


Heute sind wir frueher dran als die Zimmermaedchen. Das Zimmer hat es wirklich noetig, dass sich mal jemand darum kuemmert, denn der Papierkorb quillt schon ueber. An der Hotelrezeption gebe ich den Schluessel ab und bestaetige, dass heute das Zimmer gemacht werden kann. Dann schaue ich vor dem Hotel nach der Thailaenderin meiner Wahl, die schon etwas vorausgegangen ist. Wegen eines herankommenden Taxis muss ich einen kleinen Sprint hinlegen, um die Strasse zu ueberqueren. Bewundernd schaut sie mich ob der ungewohnten Regsamkeit an. »You old come you young go«, ist ihr erstaunter Kommentar, sind doch bereits mehr als drei Wochen vergangen. Darueber freue ich mich dann doch.


Da es nicht allzu heiss ist, wollen wir in der Arcade 7 essen. Dort gibt es in einer Art offenen Halle eine Reihe von Essensstaenden, deren Bedienungen alle bemueht sind, uns zu einem ihrer Tische zu geleiten. Auch hier kann man gut thalee, also Fisch und Meeresfruechte essen. Da ich noch keinen so grossen Hunger habe bestelle ich kho pad gung, gebratener Reis mit Shrimps, und sie moechte pad thai muu, gebratene Nudeln mit Schweinefleisch. Waehrend ich mein Gericht nur mit etwas Limonensaft und Chili- Pulver aufpeppe, greift sie nach dem vierteiligen Gewuerzset und eine Gaumenkitzel- Orgie beginnt. Jede Menge Zucker, Chilipulver, Limonensaft, Fischsauce wird den Nudeln beigefuegt. Separat wird Erdnussmehl gereicht, das auch nicht zu knapp bemessen wird, und dann wird gemischt: vorwaerts, rueckwaerts, von oben nach unten, von rechts nach links und umgekehrt. Als sie endlich fertig ist, bin ich schon fast satt. Dann macht sie sich ueber den Nudelberg her. »aroi mai« – »aroi maak«. Es schmeckt ihr sehr und Hunger hat sie offensichtlich auch. Nach dem Zahnstocher- Ritual trennen wir uns wie jeden Tag.

Sie geht durch die klang soi 7 nach Hause. Es ist nicht auszuschliessen, dass sie auf ihrem Wege dorthin Bekannte trifft. Nun, ja, und ich nehme denMBK Center skytrain und fahre zum Siam- Square und gehe zum MBK rueber. Das Mah Boon Krong ist ein Einkaufskomplex, der mit der PanTip- Plaza verglichen werden kann. Da ich nicht oft hierher komme, habe ich etwas Muehe, mich zu orientieren. Wenn man Handy- Zubehoer benoetigt, dann ist man hier richtig. Ich brauche einen neuen Akku fuer mein »mobile«, den ich auch ohne Schwierigkeiten bekomme. Allerdings haette ich ihn bei ebay wahrscheinlich guenstiger ersteigern koennen. Aber was soll's?


Irgendwann ist es dann wieder Zeit fuer die soi sanug. Auf dem Weg dorthin, begruessen mich die gatoey, die ihren Essensstand an der Ecke soi 11/1 zur Sukhumvit aufbauen. Ich soll sie doch mal wieder besuchen kommen. Halbherzig sage ich zu, denn diese Entscheidung ist von der Thailaenderin meiner Wahl abhaengig.

Ein weiteres Fortkommen auf der Sukhumvit gestaltet sich schwierig, denn waehrend die Haendler des Abends ihre Staende abbauen, kommen die Strassen- Restaurantbesitzer und stellen ihre Tische auf. Man muss hoellisch aufpassen, dass man von den Stangen und heran geschleppten Tischen nicht erschlagen wird. Dann gelingt es mir doch, wohlbehalten zu meinem Tisch in der soi 13 zu kommen. Meine Lieblingsbedienung ist mal wieder nicht da, was aber nicht dazu fuehrt, dass ich verdurste. Die Wirtin begruesst mich. Seit wir vorhaben zu heiraten – aber das ist eine andere Geschichte – zieht sie sich immer einen Tick eleganter an. Sie bleibt eine Weile bei mir sitzen, und als sich dann die Stuehle an den Tische zu fuellen beginnen, rufen Umsatz und Rendite, die beide sicher nicht schlecht sein werden.

Die Meine kommt angetrippelt. Sie ist schon wieder etwas angeheitert, weil sie auf ihrem Nachhauseweg aufgehalten worden ist. An einem der gegenueberliegenden Tische kann ich die ansehnliche Thailaenderin ausmachen. Die Dame, mit der ich mal ins Kino will, setzt sich mit ihrer Freundin zu uns an den Tisch, und die nong saao erscheint dann auch wieder frueher.

Eigentlich ist es dieselbe Konstellation wie letzte Nacht. Die Damen erleichtern mich erst einmal um 100 Baht, denn ein Tisch, auf dem zwar jede Menge Alkohol steht, aber keine SomTam, bleibt halt ein wenig erfreulicher Anblick fuer die Ladies aus dem Isaan.

Wir plaudern ueber dies und dann ueber das, waehrend die Damen sich ihre Schnutchen am »papaya-pok-pok« verbrennen, und irgendwann kommt man auf das Thema »Man koennte eigentlich mal wieder eine Party veranstalten«.

Zunaechst braucht man einen Geldgeber, aber der ist schnell gefunden. Man hat ja mich als Freiwilligen. Ein Grund wird eigentlich nicht benoetigt, aber die Thailaenderin meiner Wahl kann sich jetzt dennoch nuetzlich machen, schliesslich weiss sie, dass ich naechste Woche Geburtstag habe. Man ist sich schnell einig, ins Tawan Daeng zu gehen.


Hierbei handelt es sich um so eine Art Thai- Konzerthalle, in der der Whisky vom aufmerksamen Personal schneller nachgeschenkt wird, als er von dem begeistert der Musik lauschenden thailaendischen Publikum konsumiert werden kann. Mit anderen Worten es kann ziemlich teuer werden, denn die Ausgelassenheit der ThailaenderInnen ist direkt proportional zu ihrem Alkohol- Verbrauch.

Jetzt schon darauf hinzuweisen, dass ich da auch ein Woertchen mitzureden gedenke, hat wenig Zweck. So hebe ich lediglich hervor: »I need a present, too«

Sie habe eins, jubelt die Thailaenderin meiner Wahl, parliert etwas mit der Lady, mit der ich eigentlich schon immer mal ins Kino wollte, auf Laotisch. Die schaut mir direkt ins blaue Aeuglein, nickt begeistert, und ich frage mich ernsthaft, was die Zwei da aushecken.

Die Nacht nimmt so recht unspektakulaer ihren Lauf, wenn man mal davon absieht, dass auf einmal die Damen, die zur Strassenseite hin sitzen, im »geschlossenen Sprung« hinter mir Schutz suchen. Der Grund dafuer ist das Auftauchen einer riesigen Elefantendame, deren mahout, Treiber, Zuckerrohr- Stueckchen anbieten, die man fuer 20 Baht erstehen kann, um damit den gewaltigen Dickhaeuter zu fuettern. Angst habe ich nur davor, dass diese »Dame« ihre Blase leert. Das ist hier schon einmal passiert, und das war recht eindrucksvoll, vor allem geruchsmaessig.

Dann wird das letzte Bier geleert, der letzte Whisky zum chock dii erhoben. Zwar weiss ich immer noch nicht, was aus meinem Geburtstagsgeschenk werden soll, aber es ist nun mal Zeit, in die Heia zu gehen. Wir verabschieden uns von den anderen, und wir streben dem Hotel zu. Wir, das sind die Thailaenderin meiner Wahl, die Kinobegleiterin in spe und ich. Also hat man halt denselben Weg, denke ich noch.


Zunaechst muss ich den Zimmerschluessel an der Rezeption holen, waehrend die Thailaenderin meiner Wahl schon mal vorgehen will, weil sie wahrscheinlich die Toilette aufsuchen muss. Als ich die Meine vor der Hotelzimmertuer treffe, stehen da zwei weibliche Vertreter der hoeheren Saeugetiere und strahlen mich an. »Have present for you«, gurrt die Meine.

Ach, du liebe Zeit, das in meinem Alter, und wenn meine Freunde, die Moralisten, das jetzt mitbekommen!

Eigentlich bin ich ja nicht zum Helden geboren, aber manchmal muss man sich der Aufgabe stellen. Tapfer oeffne ich die Tuer und lasse die zwei sich kichernd unterhaltenden Daemchen herein.

Zunaechst ist Reinlichkeit angesagt. Das gemeinsame Duschen gestaltet sich ganz lustig, denn jetzt stellt sich heraus, dass das Badezimmer etwas zu klein dimensioniert ist. Das Gedraenge hat erstaunlicherweise nicht zur Folge, dass ich klaustrophobe Zustaende bekomme, aber etwas anderes, was die holde Weiblichkeit mit Begeisterung registriert.

Zum Glueck habe ich immer ein Ersatzhandtuch dabei. So trocknen wir uns gegenseitig ab, und die Beitraege zum Erhalt unserer sozialen Gesundheit koennen beginnen. Die Ladies demonstrieren, dass sie sich gut kennen, viel zu gut habe ich den Eindruck, denn mein Part am Geschehen ist zunaechst nicht gefragt. Da ich aber zum Schiedsrichter nichts tauge, stuerze ich mich in das Getuemmel, zu dessen erfolgreichen Abschluss ich Horaz zitieren moechte: et militavi non sine gloria, und ich habe nicht ohne Ruhm gefochten, zumindest was die Meine betrifft.


Der Alkoholspiegel fordert seinen Tribut, und wir bereiten uns auf das Einschlafen vor. Als zukuenftiges Geburtstagskind darf ich in der Mitte schlafen. Die Thailaenderin meiner Wahl steht noch einmal auf, um die Klima- Anlage auszuschalten und die Toilette aufzusuchen. Als sie sich in der Dunkelheit ins Bett zuruecktastet, muss sie feststellen, dass die Andere sich an mir zu vergreifen versucht und darueber hinaus schnaebelt, was das Zeug haelt.

Erstaunlicherweise reagiert sie voellig ueberraschend: »khun tham arai«, »Was macht ihr denn da?« heult sie auf und versucht, mich von der anderen Lady wegzuziehen. Als ihr das wegen meines relativen Uebergewichts und wegen der Umklammerung nicht gleich gelingt, verschwindet sie wieder im Bad, und ich hoere sie hemmungslos schluchzen.

»Was ist denn das schon wieder?« denke ich und will die Andere fragen, aber die hat sich teilnahmslos eingewickelt und zeigt mir ihre Rueckseite. Die Badezimmertuer ist verschlossen und verrammelt. Mit dem Zimmerschluessel gelingt es mir, sie zu oeffnen. Die Meine hockt vor der Kloschuessel, und ich kann sie weder bewegen, mir eine Erklaerung abzugeben noch ins Bett zurueckzukehren.

Erstens: Weiber!

Zweitens: Fortsetzung folgt.


Du siehst mich voellig verwirrt. Sie hat doch den Vorschlag gemacht. Die andere Lady ist eine Freundin von ihr, und sie hat mir oft erzaehlt, dass sie schon aehnliche Aktionen zusammen ausgefuehrt haben. Das ging so gar so weit, dass ich Detail- Kenntnisse habe, wo die Vorlieben liegen, welche koerperlichen Besonderheiten zu erwarten sind. Und an dieser Stelle hat die Meine tatsaechlich Recht. Nie zuvor habe ich ein einen so schoenen Anblick geniessen koennen, wie den, welchen mir die Andere bietet. Und jetzt soll ich auf einmal wieder darauf verzichten.

Nun, ja, ich bin ja djai dii, so gutherzig, und wie die Thailaenderin meiner Wahl so klitzeklein vor der Toilettenschuessel zusammengekruemmt schluchzend liegt, muss ich mir halt doch ueberlegen, wie es weitergehen soll. Als erstes gebe ich mal auf, sie aus ihrer misslichen Lage zu befreien, denn ich kenne sie zu lange. Sie wuerde durch ihre Abwehrhaltung und ihr Geschrei die Lage nur viel schlimmer machen. So kann ich mich nur zurueckziehen, aber wenigstens das Licht in der Toilette anlassen. Im Bett liegt die andere Thailaenderin eingemummelt in die Bettdecke, die eigentlich heute fuer drei Personen gedacht war, und schlaeft tief und fest. Sie bietet einen so friedlichen Anblick, mir aber keinen Platz unter der Zudecke, also schnappe ich mir ein Kopfkissen, bevor auch das belegt ist.

Ich will nicht alles noch schlimmer machen und ausserdem meine Ruhe wieder erlangen. Also lege ich mich vor dem Bett auf den Fussboden, der zum Glueck mit einem dicken Teppich bedeckt ist.

Es mir macht mir uebrigens wenig aus, auf dem Boden zu schlafen. Da habe ich in Korea schon meine Erfahrung machen koennen. Dort werden Zimmer mit einer Art Fussbodenheizung angeboten, die Ondol genannt werden, so weit ich das erinnere. In denen schlaeft man nur auf einer Decke. An dieser Stelle moechte ich belustigt bemerken, dass mein japanischer Freund sich damals immer ein queen-size-Bett - Zimmer genommen hat.

So liege ich denn auf dem Fussboden und versuche, es mir so gemuetlich wie moeglich zu machen und djai yen yen zu praktizieren, Ruhe wieder zu erlangen. Daraus wird aber nichts. Im Badezimmer faengt es an zu rumpeln und zu pumpeln.

Was macht sie denn jetzt schon wieder?


So eine aehnliche Situation habe ich mit ihr bereits in Pattaya erlebt. Auf Details will ich nicht eingehen, nur darauf hinweisen, dass sie damals dringend meine Hilfe benoetigt hat. Das Rumpeln hoert nicht auf, die Andere schlaeft seelenruhig, und ich erhebe mich und schleiche auf Zehenspitzen ins Bad. Dort hockt die Thailaenderin meiner Wahl zwischenzeitlich unter der Dusche wie eine Mumie in der Nasca- Wueste, hat sich eine Plastikhaube ueber ihre schwarzen Haare gestuelpt und beginnt, sich abzuduschen. Da sie mich nicht bemerkt hat, verziehe ich mich wieder, um sie in Ruhe zu lassen, denn jetzt wird sie ja wohl ihre Fassung wieder erlangen. Nun denn, zurueck auf den Fussboden - durch das Kopfkissen habe ich es doch einigermassen bequem - Augen zu, Hirn abschalten und fan dii, schoen traeumen.

Daraus wird nichts, weil das Geraeusch des fliessenden Wassers zur Ruhestoerung wird.

Also: wieder aufstehen, Licht anmachen, die Andere trotzdem nicht wecken, ihr einen Blick schenken, zur Badezimmertuer schleichen und die Situation ueberpruefen. Die Meine hat ihre Position nicht veraendert und die Nasco- Wueste haette ihre Freude an dem Dauerregen. Ich aber nicht. Jetzt gilt es eine Entscheidung zu treffen, entweder die chinesische Wasserfolter in der thailaendischen Variante zu ertragen, oder einen Ortswechsel vorzunehmen. Vorschlag Nummer 2 wird einstimmig angenommen. Ich ziehe mich an, schaue nochmals nach der anderen Thailaenderin, weil sie sich zwischenzeitlich frei gestrampelt hat, stelle wiederholt fest, dass sie ein erfreulicher Anblick ist, loesche das Licht und verlasse leise das Zimmer.


Inzwischen ist es 08.30 Uhr. Die Dame an der Rezeption ist vermutlich der Meinung, dass ein Geist vor ihr steht, denn so frueh hat sie mich noch nie zu Gesicht bekommen. Ich aber tue beschaeftigt und trete auf die soi 11/1 hinaus jetzt ernsthaft ueberlegend, was ich hier eigentlich mache.

Die Fakten sind doch: Ich habe ein Geburtstagsgeschenk bekommen, auf das ich mich schon ewig gefreut habe, und ich habe das Zimmer bereits bezahlt. Eigentlich muesste ich wieder hochgehen, die beiden Damen rausschmeissen, denn schliesslich signalisiert mir mein immer noch fuehlbarer Alkoholspiegel, dass ich Bettruhe brauche, wobei die Betonung sowohl auf Bett als auch auf Ruhe liegt. So einfach ist das aber auch nicht, denn wenn die Weiber so einen Krach machen wuerden, dass die security aufmerksam wird, dann koennten ich und Kino- Begleiterin in spe Schwierigkeiten bekommen, denn ich habe sie an der Rezeption nicht angemeldet, und sie hat keine ID- card, aber das ist auch eine andere Geschichte.

Und waehrend ich versuche, Szenarien zu entwickeln schreitet nicht nur die Zeit fort, sondern ich auch. Auf vertrautem Pfade bewege ich mich in Richtung Biergarten. Eigentlich muesste ich mir jetzt eine Teilzeitkraft nehmen und mit ihr im PB- Hotel oder im Penthouse etwas Ruhe geniessen. Erstaunlicherweise hat man den Biergarten schon geoeffnet. Als ehemaliger Buero- Mensch weiss ich, dass jetzt ein gafae roon, Kaffee, angezeigt ist.


Im Biergarten sitzen zwei uebrig gebliebene Damen und ein aelterer Auslaender. Da ich aber keine Lust auf Kommunikation habe, hocke ich mich auf der anderen Seite an die Bar. Das Personal ist schon fleissig, und eine Bedienung nimmt meine Bestellung auf. Eine der beiden Ladies bemerkt etwas an mir, wobei es bestimmt nicht meine Attraktivitaet ist und gesellt sich zu mir »khun sabbai dii mai khaa«, »Wie geht es dir?«

Da ich im Augenblick nicht weiss, was »bescheiden« auf Thai heisst, und da es sie an dieser Stelle wenig angeht, frage ich zurueck »khun la«, »Und dir?«

»mai koi sabbai mai mii tang«, »Nicht so gut, ich habe kein Geld«.

»djing looh« , »Tatsaechlich?«

Nun koennte ich ihr ja helfen und mit ihr rueber ins PB- Hotel gehen und ihr einen »check-for-free« anbieten, aber irgendwie komme ich nicht in die Gaenge. So frage ich denn, was sie gern trinken maechte. »Ein Bier« sagt sie, ich wundere mich nicht und bestelle. Wir plaudern ein wenig ueber Belanglosigkeiten, Sie habe weder samii, phua, tschuh oder gig, Ehemann bzw. Stellvertreter, aber eine Tochter - und auch einen ziemlichen Durst, wie ich leicht bemerken kann. Da der ATM wieder zur Inspektion musste, zahle ich und gehe im hellen Sonnenschein, den ich als ziemlich ungewohnt empfinde, auf der anderen Seite der Sukhumvit in Richtung Chuvits Garden.


Das ist ein Park, der vor Jahren von einem ehemaligen Massage-Salon- Betreiber angelegt worden ist, offensichtlich, um sich selbst ein Denkmal zu setzen. Jetzt will ich aber auf einer Bank dort Platz nehmen. Zum Glueck finde ich einen schattigen Ort.

Ich bin hier nicht der Einzige, aber wahrscheinlich der einzig Gestrandete. Ein vornehm gekleideter Asiate, der wie ein Inder aussieht, gesellt sich zu mir und versucht mit mir ein Gespraech anzufangen, in dessen Verlauf er mir eine bzw. seine Tochter andrehen will. Mein Bedarf an der holden Weiblichkeit ist aber gedeckt. Er schleicht sich wieder.

Dann kommt ein nicht weniger elegant gekleideter Thailaender zu mir herueber. Was er will, werde ich nicht erfahren, denn ich zeige mich so mundfaul, dass er jeden Komminikationsversuch nach einer Weile aufgibt. Und waehrend ich dann beginne, ueber die Widrigkeiten des Lebens zu meditieren, faengt es an zu regnen.

Ich wache auf. Es ist immer noch heller Sonnenschein, aber eine Sprinkleranlage hat sich eingeschaltet.

tiang wan, es ist Mittag. Ploetzlich meldet mein Handy eine SMS. Ich oeffne sie und kann lesen: »papa, I miss you«. Sie lebt also noch. Da ich hier im Park sowieso keinen schattigen Platz mehr finde, der trocken ist, kehre ich ins Hotel zurueck. Leise oeffne ich die Tuer, hoere nichts und in der Dunkelheit sehe ich auch nichts. Die Damen haben sich also getrollt, und ich schalte das Deckenlicht an. Aber nicht doch, beide liegen friedlich im Bett. Zwischen ihnen gibt es genug Platz fuer mich, also loesche ich das Licht wieder und entledige mich meiner Klamotten, um an diesem Frieden zu partizipieren.

Jetzt kommt der zweite Teil des Dramas: Die zukuenftige Kinogaengerin bemerkt nach einer Weile, dass ich wieder vorhanden bin. Aus Gewohnheit, nehme ich mal an, greift sie noch nicht ganz erwacht nach mir. Um Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen, rolle ich mich zur Thailaenderin meiner Wahl hinueber. Aus Gewohnheit, nehme ich mal an, greift sie nach mir. Zwar wacht sie nicht ganz auf, aber »er« aufgrund ihrer kundigen Grifftechnik. Um Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen, rolle ich mich zurueck in die Mitte. Das »Geburtstagsgeschenk« ist zwischenzeitlich wach geworden und will mir »gratulieren«, und faengt wieder mit dem Schnaebeln an. »What can I do?«

Jetzt wird auch die Meine wach, ueberblickt das Geschehen sofort, springt aus dem Bett und startet einen Zickenalarm vom Feinsten. »All men are the same«. Ok, soweit nicht ganz unrichtig.

»You only fuck her one time«. Was in diesem Zusammenhang nur bedeuten kann, dass sie mir nur eine einzige Aktion zuzulassen gewillt war. Nun, hier liegt sie voellig falsch. Erstens haette sie das vorher sagen sollen, und zweitens haben die andere Dame und ich nur geschnaebelt.

Zum Glueck hoert sie auf zu bruellen und beginnt, ihre saemtlichen Klamotten zusammen zu suchen. Beide Damen ziehen sich an und unterhalten sich dabei ganz friedlich auf kambodianisch oder laotisch, so dass ich nicht weiss, was da palavert wird. Nun erhebe ich mich auch, ziehe das Portemonnaie aus meiner Jeans, die am Boden liegt und stecke der anderen genug Geld zu, so dass sie zufrieden nach Hause zu ihrem samii, phua, tschuh, gig oder was auch immer zurueckkehren kann.


Als die andere die Tuer geschlossen hat, ist die Meine ploetzlich wie umgewandelt. Sie ist ganz ruhig geworden und setzt sich auf die Bettkante. Ihre riesige Handtasche haelt sie vollstaendig gepackt auf den Knien, waehrend ich bereits unter die Bettdecke geschlupft bin und erschoepft die Augen schliesse. Nach einer Weile bemerke ich, wie sie zu mir gekrochen kommt und sich an mich kuschelt, und wir schlafen ein. Viele Stunden spaeter erwachen wir, und ich kann mein Geburtstagsgeschenk auf ihre Weise in Empfang nehmen.

Als wir dann spaeter den Schluessel an der Rezeption abgeben, ist die Dame dort wieder zufrieden mit uns.


Viel spaeter, in der soi sanug, laesst sich die zukuenftige Kinobegleiterin nicht blicken und die Meine erzaehlt allen freudestrahlend: »Papa sleep in Chuvits Garden«, wobei auch die wichtigen Details preisgegeben werden. Die interessierten Damen zeigen Verstaendnis fuer die Thailaenderin meiner Wahl und Schadenfreude, was mich betrifft: »som nam naa«, »Selber schuld«.

Da ich inzwischen auch an den Einzelheiten ihrer Reaktionen und Aktionen interessiert bin, frage ich sie, warum sie sich so heftig aufgefuehrt habe, und sie antwortet mit dem schon gewohnten khun-baa-Blick, wenn ich es nicht raffe: »I wake him up«, »Ich habe ihn doch aufgeweckt«, wobei die Betonung jeweils auf »ich« und »ihn« liegt.

Zunaechst erwidere ich nichts, erklaere ihr aber dann die Dinge aus meiner Sicht.

Naechstes Mal werde ich ihr zum Geburtstag Gold fuer 25.000 Baht schenken, aber nur fuer einen halben Tag. Dann muss sie es zurueckgeben, und sie muss es bezahlen.

Sie versteht, was ich damit meine, und lacht mich an oder aus – wie auch immer – und ich nehme mir fest vor, das Thema »Geburtstagsgeschenk« mit der anderen Thailaenderin irgendwann endgueltig und erfolgreich abzuschliessen – und wenn ich mit ihr ins Kino gehen muss.
 
        #26  

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SOI SANUG
Kapitel 14


Die Wolken am Kommunikationshimmel sind endgueltig verflogen. Die Thailaenderin meiner Wahl schlaeft noch eingeigelt, waehrend ich schon aufgestanden bin, um mir Kaffee zu machen, und um weiter am Literatur- Nobelpreis zu arbeiten. Bevor ich ins Badezimmer gehe schalte ich wieder die air- condition aus. Was man nicht alles machen muss, um die Kommunikation nicht abbrechen zu lassen?

Zunaechst mache ich meinen Tagesplan fertig. Wir werden gemeinsam Gemeinsames machen und dann zum Essen gehen. Spaeter dann trennen wir uns wieder. Ich werde im Internet checken, wer mir alles erneut nicht geschrieben hat. Am spaeten Nachmittag habe ich dann meinen Zahnarzt- Termin, schliessend gedenke ich meinen Schweizer Freund im »Domino« zu treffen, und eventuell werden wir gemeinsam zur Patpong hinueberfahren, um uns ein high-light des »pussyness« in Bangkok anzusehen.

Da der Nachmittag schon ziemlich weit fortgeschritten ist, und die Temperatur im Zimmer wegen der niedrigen Aussentemperatur kaum steigt, so dass an ein Freistrampeln nicht zu denken ist, zeige ich der Thailaenderin meiner Wahl, was man unter Schnaebeln versteht. Sie erwacht, schlingt die Arme um mich und gurrt: »Good morning«. So soll es sein, wenn sie auch »Sir« haette sagen koennen. Wir erleben gemeinsam Gemeinsames. Punkt eins der Tagesordnung ist abgehakt. Das gemeinsame Duschen erledigen wir auch noch, und als ich sie frage, wo wir essen gehen wollen, teilt sie mir freudig laechelnd mit: »waan nii mai klap hong mii welaa«, »Heute gehe ich nicht nach Hause, ich habe Zeit«.


Recht so, das laesst auf ein schlechtes Gewissen schliessen, aber ich habe ja noch einen Termin bei der schmucken Zahnaerztin, und da der Inhalt meines Geldbeutels auf weniger als 200 Baht geschrumpft ist, muss ich auch noch Euronen wechseln gehen. Also ziehe ich mich an, kuesse sie good-bye und gehe mal die Wechselstuben abklappern.

48,21 Euro pro Baht lese ich am Schalter der Bangkok Bank. Das geht besser. 48,11, also weiter, 47,96 und zur naechsten 48,07. Bis zum Robinson gehe ich, dann wieder hoch zur soi 5. Bei 48,11 entschliesse ich mich zur Bangkok Bank zurueckzugehen und fuer 48,21 zu wechseln. Fast eine halbe Stunde habe ich dafuer verplempert, nur um zu sehen, dass jetzt hier der Kurs bei 48,08 liegt.

Jetzt muss ich mich aber sputen. Punkt 16.30 Uhr bin ich in der Praxis. Ein paar Sprechstundenhilfen unterhalten sich froehlich in einem Behandlungszimmer. Nach einer Weile taucht tatsaechlich so ein weiblicher Blaukittel auf. »Take a seat , Sir«.


Die Dame weiss wenigstens, wie man mich heute anzureden hat, aber ich haette es wie Haegar, der schreckliche Wikinger, machen sollen: den Stuhl nehmen und verschwinden. Aber nein, ich setze mich und muss ueber eine halbe Stunde auf die schmucke Zahnaerztin warten, die zum shopping gewesen ist, denn sie kommt voller Tueten durch die Praxistuer. Die Tortur beginnt, dauert eine halbe Stunde und als ich mir die Traenen der Ruehrung aus den Augen wische fragt sie mich mit sanfter Stimme: »Every thing all right, Sir?«. »wang waa«, antworte ich, »Ich hoffe«, bezahle und verlasse die Praxis. Kaum habe ich die Strasse zum Hotel ueberquert, laeuft mir mein Schweizer Freund in die Arme. Wir begruessen uns freundschaftlich wie immer und bestaetigen, dass wir uns nachher im »Domino« treffen.


Mit der Meinen gehe ich ins Foodland. Wir bekommen erfreulicherweise unsere Plaetze an der Seite, an der die Koechinnen werkeln. Wir bestellen pad thai gung und khao pad muu. Die Meine freut sich schon diebisch, weil sie sicher ist, dass der Kerl, der die Bestellung aufgenommen hat, einen Fehler gemacht hat, und tatsaechlich, sie bekommt eine Zubereitung mit Shrimps und ich offensichtlich meine Nudeln mit Schweinefleisch. »mai pen rai«, »Macht nichts«, teilt sie mit und haut rein. Na, schoen, wenigstens macht es ihr nichts aus. Da meine Nudeln aber noch nicht in Angriff genommen worden sind, was ich ja von meinem Platz aus gut kontrollieren kann, ist es mir moeglich umzubestellen.

Waehrend des Essens erzaehle ich ihr, dass ich mich mit dem Schweizer im »Domino« treffen werde. Das ist nichts fuer sie, denn, wenn die farang sich unterhalten und sie ist nicht der Mittelpunkt der Gesellschaft, dann geht sie doch lieber heim.Domino

Wir verabschieden uns, und ich schlendere rueber in die soi 11.

Hier betreibt ein Schweizer ein kleines Restaurant, veranstaltet dart- competitions und vermietet Zimmer, die gay- friendly sind.

Mein Freund ist noch da und labt sich an einem Heineken- Bier. Man begruesst sich freundschaftlich, ich bestelle einen Kaffee und beteilige mich an der Unterhaltung ueber das Weltgeschehen aus Schweizer Sicht. Diese Probleme koennen wir nicht loesen, und von meinem Schweizer Freund kommt der Vorschlag, zur Soi Cowboy zu gehen, weil er dort etwas zu erledigen habe.

Wir nehmen ein Taxi, bleiben im Wochenendverkehr gnadenlos stecken, steigen dann, als das Taximeter bei 45 Baht steht, aus und laufen den Rest der Strecke zur soi 21. Zunaechst gehen wir zur Tilac- Bar, um draussen an den Tischen ein Fassbier zu uns zu nehmen, um auf unsere Freundschaft und die Pensionskassen zu trinken, auch um, das gilt jetzt nur fuer ihn, eine Zigarette zu rauchen, weil ein Schild darauf hinweist, dass es im Inneren der Bar nicht mehr erlaubt ist.

Waehrend er sich eine anzuendet gehe ich zu einem der Maedchen und frage sie, ob man nicht doch in der Bar rauchen koennte. »mai dai«, ob sie denn rauchen wuerde, »Do you smoke?« frage ich sie und mache eine eindeutige Handbewegung. »chai« bestaetigt sie mir freudestrahlend. Gut, erklaere ich dann launig, dann machen wir das hier draussen. »mai dai« wedelt sie mit ihren Haenden. »Das geht doch nicht«.

Ich zeige mich verstaendnislos und zeige auf das Schild: »Smoking inside is not permitted«, »Drinnen darf man nicht rauchen«.

»talueng«, ruft sie mir lachend hinterher, als ich wieder rueber zum Schweizer gehe. Der hat zwischenzeitlich mit dem Betreiber der Cactus- Bar auf der gegenueberliegenden Strassenseite ein Gespraech angefangen. Wir bezahlen unsere Biere und ueberqueren die Soi Cowboy.


Im Innern der Bar hopsen zwei Maedels gelangweilt an den Stangen, Ein farang-Paerchen sitzt an einem Tisch und schaut ebenso »interessiert« dem Treiben zu. Der Amerikaner verschwindet fuer eine Weile, kommt mit einer Schale sehr schmackhafter Nuesse wieder und hat offensichtlich ein paar Taenzerinnen aktivieren koennen. Die Buehne fuellt sich mit barbuserten Maedels, die den Rhythmus der Musik aufnehmen, und man muss ihm ein Kompliment machen: Die Maedchen sind ausgesprochen huebsch gewachsen, schlank mit langen Beinen, was mein Auge erfreut.

Waehrend sie noch tanzt signalisiere ich der fuer mich schoensten von ihnen, dass ich sie gern an meinem Platz sehen wuerde. Sie signalisiert mit einem Laecheln zurueck, dass sie verstanden habe. Der amerikanische Betreiber der Bar ruft den Damen etwas zu, und sie ziehen brav ihre Hoeschen aus.

Ja, diese Armen, sie tun mir richtig leid. Das gilt nicht fuer die Maedels, die haben Spass daran, vor allem daran, dass sie unser Interesse wecken konnten, was fuer sie doch einige lady-drinks bedeutet. Nein, arm dran sind schon wieder meine Freunde, die Moralisten, die dies hier und das Folgende mit Empoerung lesen muessen.

Die Dame kommt nach der Tanznummer nicht gleich zu mir. Zunaechst verschwindet sie in der Garderobe, um sich ihr Hoeschen wieder anzuziehen. Das haette sie nun nicht unbedingt machen muessen.

Bei uns in den Fabriken war das Wechseln der Kleidung waehrend der Schicht verboten. Nun, denn, wir begruessen uns artig. Ich mache ihr das Kompliment, dass sie eine ausgesprochen huebsche Taenzerin ist. Fuer mich suuai tiisuut, die Schoenste, hier in der Bar. Sie nimmt es huldvoll entgegen und bestellt sich eine Cola. Wir unterhalten uns ueber dies und vor allem ueber das, waehrend mein Schweizer Freund auch beschaeftigt ist.

Die Rechnungen begleichen wir getrennt, zusammen, dann wieder jeder fuer den anderen und umgekehrt und hoffen, dass das irgendwie aufgeht.


Der Abend ist noch jung. Wir wollen noch im »After-Skool« nachschauen, was der Nachwuchs so macht.

Ihr armen Moralisten, wenn ihr wuesstet, was uns da erwartet. Auf mich jedenfalls lauert eine angenehme Ueberraschung in Form einer beschlipsten Dame, die mich beschwipsten Herrn empfaengt, als ob wir uns schon jahrelang kennen wuerden. Sie umarmt mich, kontrolliert angelegentlich mein Bermuda- Dreieck und ist zufrieden, dass ich zufrieden bin und sie auffordere, sich etwas zu bestellen. Wir unterhalten uns ueber hom noi – djub noi, und wir tauschen unsere Erfahrungen auf diesem Gebiet aus. Zeitweilig ueberprueft sie so dies und das, und muss feststellen, dass ich als aelterer Mensch bald abnippeln werde, denn sie fuehlt mein »Ende« nahen.


Wieder auf der Soi Cowboy koennen wir uns nicht entschliessen, wohin wir gehen wollen, da winken uns ein paar Burschen zu, die vor einer Bar sitzen, herueber. Das ist ein Teil des harten Kerns von der soi sanug. Wir freuen uns auf das »hello« hier und auf das Wiedersehen spaeter in der soi 13. Da fuer uns kein Platz mehr an den Tischen ist, gehen wir in die »Moonshine-Joint-Bar«. Normalerweise zeigt man hier auf einer grossen Leinwand Pop- Konzerte bekannter Gruppen, waehrend die Damen Hand anlegen oder so. Heute gibt es rap- music, und die Anlage ist dermassen laut eingestellt, dass selbst mir als Schalltrauma- Geschaedigten die Trommelfelle wehtun. Trotzdem bestellt sich jeder ein Bier, schnappt sich ein Daemchen, ordert etwas fuer sie und ueberprueft deren Anzugsordnung. Die holde Weiblichkeit zeigt sich begeistert, jedenfalls glauben wir das immer noch, und geht auf unsere Spaesschen ein.


Wie dem auch sei, festzustellen ist, dass auf dem Zug durch die Gemeinde bisher noch keine versucht hat, uns auszunehmen. Wir behandeln sie hoeflich, zuvorkommend, weil wir ihnen etwas bestellen, ohne dass sie darum betteln muessen. Das ist halt ihr Job hier, und wenn sie dann noch ein wenig sanug haben koennen, dann kommt das allen Beteiligten zugute.

Der abschliessende Besuch gilt der Magic-Table- Bar in der soi 7/1, nachdem ich meinem Schweizer Freund davon berichtet habe, dass es dort ein Maedel gibt, das so traurig ist, weil er nicht mehr in die Bar komme. Wir wollen ein Taxi nehmen, entschliessen uns aber fuer den Fussmarsch wegen der Einbahnstrassen- Regelung in diesem Gebiet hier.

Tatsaechlich wird er in der Magic-Table- Bar freudig begruesst, und auch mir fliegt meine bevorzugte Taenzerin, die wieder da ist, an den Hals. Heute gibt es offensichtlich eine bessere Stimmung. Es haben sich mehr Gaeste eingefunden, die Musik ist inspirierend, die Roeckchen werden gewedelt, dass es nur so eine Freude ist.

Nachher in der soi sanug fragt mich die Thailaenderin meiner Wahl, was wir so gemacht haetten. »khao djai kan dii«, »Wir haben uns gut unterhalten«.

Stimmt doch, oder? Das macht man halt unter Freunden so.




Langsam wird es Zeit, sich wieder auf zu Hause zu besinnen.

Die Zeit ist so schnell vergangen, dass es einem bang ums Herze werden kann. In Gedanken ueberfliege ich schon mal, was ich ausgegeben habe. Es werden locker 100.000 Baht zusammen kommen, was umgerechnet mehr als 2.000 Euro sind und auch fuer Thailand gilt eben, dass alles teurer wird. Dabei ist der Flug noch nicht einmal mitgerechnet.

Das Schoene in meinem Alter ist gewiss, dass ich jetzt auf Erbmasse lebe, und solange ich noch mobil bin, vor allem na, ja, geistig, werde ich nach Sued/ Ost- Asien fliegen, »naenon waa«, aber sicher doch.

Die Thailaenderin meiner Wahl ist schon ausser Haus, denn sie muss etwas zur Post bringen, und auch ich bin schon fertig zum Ausgehen, denn die Klimaanlage ist ausgefallen. Im Zimmer ist es nicht mehr auszuhalten, weil die von den Medien angekuendigte Hitzewelle angekommen ist. Da ich tropentauglich bin, transpiriere ich heftig, mit anderen Worten ich schwitze wiasau, wie ein Schwein, nur dass ich wahrscheinlich besser rieche, denn dadurch, dass ich hier einzig und allein die Kueche Thailands geniesse, habe ich kaum noch Koerpergeruch, was die Meine schon auch erfreut, denn sie kuschelt sich so gern bei mir in der Armbeuge an meine – uebrigens behaarte - Heldenbrust. So etwas hat der Thailaender an sich nicht.

Ich gehe schon einmal runter an die Rezeption und will den Ausfall der air-condition reklamieren. Unten im Vorraum sitzen die Zimmermaedchen und berichten mir alle gleichzeitig, dass es heute sehr heiss ist. »waan nii roon maak loei«.

Weiss ich, denn ich stehe ja schon im eigenen Saft. Auch die Empfangsdame teilt mir diese interessante Neuigkeit mit: »roon maak«.

Dass meine Klimaanlage kaputt ist, nimmt sie eher gelassen, fertigt erst andere Gaeste ab und fuehrt dann ein Telefongespraech. Die Thailaenderin meiner Wahl von der Post zurueckgekehrt gesellt sich zu mir und als brandaktuelle Meldung erfahre ich, dass es tropisch heiss ist. Da bleibe ich jetzt aber ganz cool: »samrap khon farang kamlang dii«, »fuer einen Auslaender ist das schon gut so«. »khun baa«, ist ihre Standardantwort. »Du bist verrueckt«, bin ich, aber nach ihr. Das wiederum laesst sie kalt, denn sie hat Hunger. »hiu khao«, jammert sie. Kann man bei dieser Hitze ueberhaupt noch ein Hungergefuehl entwickeln? Offensichtlich: frau kann.


Wir gehen in den Biergarten. Hier ist es schoen schattig, und es gibt riesige padlom, Ventilatoren, dass einem das Toupet wegfliegt.

Das trifft natuerlich fuer mich nicht zu, denn ich trage mein Haar offen.

Unser Lieblingskellner, gibt den neuesten Wetterbericht bekannt, und wir setzen uns. Neben den Getraenken, naam plaao und naam makuea theet, Trinkwasser und Tomatensaft, bestellen wir, Huehnerfleisch in Knoblauch gebraten und Tofu- Bruehe mit Shitake- Pilzen.

Den Tomatensaft motze ich mit viel Tabasco und etwas naam plaa, Fischsauce, auf.

Waehrend des Essens plaudert sie ueber ihre Familie, ihr Zuhause und ueber einen blinden Nachbarn, der staendig riecht, wo gerade Whisky getrunken wird. Sie erzaehlt von ihrer ersten Ehe, wie der erste Ehemann ihr immer den Mund durch einen Kuss verschliessen musste, damit die Familie in einem Haus ohne Tueren nicht mitbekam, auf welchem Hoehenflug sie sich befand. Wie er dann spaeter anfing, sie zu schlagen, und wie er sie immer noch terrorisierte, obwohl oder weil sie sich schon laengst von ihm getrennt hatte, was mich dazu veranlasst, mein Bestreben, sie immer gut und vor allem respektvoll zu behandeln, nicht ermueden zu lassen.

Wir verabschieden uns vor dem Biergarten.


Im Hotel erfahre ich, dass die Klimaanlage wieder in Ordnung ist. Da bedanke ich mich doch, muss aber auf dem Zimmer feststellen, dass die Aussentemperatur niedriger ist. Also gehe ich wieder runter zur Rezeption und reklamiere. Die Dame, die mir noch eben die frohe Botschaft uebermittelt hatte, nimmt es wieder sehr gelassen, fertigt erst andere Gaeste ab und fuehrt dann ein Telefongespraech. Jetzt bleibe ich aber stehen. Ein kleiner, junger Thailaender erscheint mit einer riesigen Leiter, die sehr grazil wirkt, ihn aber unter Umstaenden schon aushaelt.

Wir fahren mit dem Lift nach oben. Ich oeffne ihm die Zimmertuer, und an seinem kundigen Blick kann ich bemerken, dass er zumindest weiss, wo sich die Klimaanlage befindet. Er klettert auf die Leiter, dreht an etwas herum, kommt wieder herunter und oeffnet das Fenster, weil es im Zimmer sehr heiss ist, aber wohl auch, weil sich der Waermeaustauscher auf einem Sims an der Aussenwand befindet. Hier dreht er ebenfalls an etwas herum, bemerkt, dass die Klimaanlage nicht funktioniert und verlaesst das Zimmer. Ich gebe ihm noch schnell den Zimmerschluessel und sage ihm, dass ich etwas einzukaufen habe.

Die Zeit, bis die Anlage wieder repariert ist und funktioniert, kann ich wirklich dazu nutzen, in die Sued/ Ost-Asien- Apotheke zu gehen, um ein paar Medikamente zu kaufen.

Der Apotheker dort macht gerade Mittagspause, was man daran bemerken kann, dass vor ihm auf der Theke ein Teller steht, aus dem er irgendetwas mit Staebchen herausfischt, denn er ist Chinese. Normalerweise wuerde er mich jetzt nicht bedienen, aber zufaelligerweise ist er allein.

Viagra moechte ich haben und zwar die Originalversion von Pfizer. 1.800 Baht sagte er nur, packt mir das Medikament ein und stellt mir wunschgemaess eine Quittung aus. Dann nehme ich fuer mich noch ein paar OTC- Artikel, rezeptfreie Medikamente, mit.

Zwischenzeitlich ist es noch heisser geworden. Die Strassenhaendler haben begonnen, Planen ueber ihre Staende zu spannen, um das direkte Sonnenlicht und somit die Hitze abzuhalten.

Im Hotel ist der Schluessel noch nicht zurueckgebracht worden, also ist man noch am Arbeiten. Die Dame an der Rezeption will wieder telefonieren, aber ich sage ihr, dass ich selber nachschauen werde.


Im Zimmer ist es jetzt nicht mehr ganz so heiss. Es scheint also, dass ich mich an die Hitze gewoehnt habe. Zwei Burschen werkeln jetzt gemeinsam an der Anlage. Der eine bedient eine Art Gasflasche, der andere hangelt ungesichert draussen vor dem Fenster herum. Jedenfalls kommt dann doch die Meldung, dass alles in Ordnung sei. Das kann ich zwar nicht feststellen, denn das Fenster ist ja noch geoeffnet. Sie schleppen die Leiter und die Gasflasche aus dem Zimmer, schliessen das Fenster und verabschieden sich sittsam.

Jetzt warte ich doch mal gespannt ab, ob etwas zu spueren ist, und tatsaechlich beginnt die Raumtemperatur deutlich zu sinken. Da wird sich die Thailaenderin meiner Wahl aber freuen, dass sie wieder »working« kann.

Die Zeit bis zum Wiedersehen mit ihr will ich dafuer nutzen, eine meditative Pause einzulegen. Also lege ich mich auf das Bett, ziehe mir aber die Bettdecke hoch.

Mir gehen so allerlei Dinge durch den Kopf, was ich mir alles vorgenommen, und wie wenig ich doch davon erledigt habe. Das lenkt meine Gedanken auf das Thema »Gastarbeiterinnen«.

Wen nicht alles wollte ich finanziell unterstuetzen!? Die Nachmittags- Gastarbeiterin wartet im Biergarten auf mich, die ansehnliche Thailaenderin schaut in der soi sanug immer auffordernd laechelnd zu mir herueber, die Thailaenderin, mit der ich immer schon mal ins Kino wollte, hat noch etwas gut bei mir und letztlich hat die nong saao der Thailaenderin meiner Wahl beilaeufig ein paar Lektion zu absolvieren.


Aber die Zeit ist knapp geworden, und ich muss Prioritaeten setzen. Hinzu kommt, dass die Meine mich immer dermassen geschwaecht der weiblichen Umwelt ueberlaesst, dass die Regenerationspausen einfach zu kurz bemessen sind. Aber was soll's: Erstens bin ich Oberschlesier und kann meine Erbmasse auch ohne Viagra verteidigen, und zweitens bin ich Europaeer in der germanischen Variante, verfuege also ueber einen ausgepraegten Erledigungswillen. Noch im Liegen schnappe ich mir das Handy.

Zunaechst rufe ich die Dame im Biergarten an. Keine Antwort. Dann kommt die ansehnliche Thailaenderin an die Reihe. Null Reaktion. Die nong saao brauche ich erst gar nicht zu kontaktieren versuchen, denn die muss als Bedienung in der Karoka- Bar, soi 3, arbeiten. Letzte Hoffnung ist die Kinogaengerin in spe. Niemand meldet sich.

Ja, zum Kuckuck noch einmal, wissen denn die Damen nicht, was ihnen entgeht?


Es muss etwas getan werden, und waehrend ich noch ueberlege was, meldet sich das Handy. Es ist die ansehnliche Thailaenderin, die gleich wusste, wer ich bin, denn sie hat mich unter »soi13« abgespeichert, wie sie mir noch erzaehlen wird. Sie kennt mich nur unter dem Namen »papa«, und es gibt wahrscheinlich noch mindestens einen von meiner Sorte. Wir verabreden uns vor dem Foodland, soi 5, in etwa einer Stunde, denn ich will doch noch in dem Internet Cafe in der soi 8 meine Emails checken. Vielleicht hast du mir ja einen Geburtstagsgruss geschickt?

Da ich nur alle zwei Tage ins Internet gehe, hat sich schon so Einiges angesammelt. Zu deiner Information, von dir ist nichts dabei. Eine Verflossene aus Deutschland meldet sich sogar mit zwei Emails wieder, eine Menge Internetshops wollen mir etwas andrehen, und bei irgendjemandem habe ich den Hauptgewinn abzuholen. Ploetzlich mache ich eine Mail auf, und mein Herz erhoeht deutlich seine Frequenz. Die Thailaenderin meiner Wahl hat mir geschrieben:


Hello papa,

I'm sorry for yesterday. I want to give present to you really but this present is so hard that I can't make my heart really. I have met the guy like this before so I feel as some scar in my heart that I can't forget, I tried but couldn't do.

I will give you another present ok?

I miss you all the time. You are my best man for me.

big kiss for you.


Da kann man doch weiche Knie bekommen, zumindest aber den Vorsatz fassen, nur sie einzig und allein zu lieben, und zwar fuer alle Ewigkeit, ja wenn der Erledigungswille nicht waere …

So ueberlegend fasse ich mir ans Kinn. Du meine Guete, ich bin ja noch nicht einmal rasiert.

Jetzt ist Hektik angesagt: Rueber ins Hotel, eine angekommene asiatische Touristenschar versperrt minutenlang mit ihrem ueberdimensionierten Koffern den Zugang, rauf aufs Zimmer, einschaeumen, rasieren, abspuelen, wieder auf die Strasse und ueber die Fahrbahn gegen den Strom der Taxen auf der Sukhumvit zur soi 5 eilen. Zum Glueck bin ich puenktlich, aber keine ansehnliche Thailaenderin ist weit und breit zu sehen.

Nach etwa 15 Minuten der Ungeduld rufe ich sie an. Sie sei noch im MBK, um etwas einzukaufen. In etwa 30 Minuten koenne sie zum Foodland kommen. Weiber!


Mein zweiter Vorname ist Geduld, die ziemlich strapaziert wird, doch endlich braust mit weiteren 15 Minuten Verspaetung ein feuerrotes Motorrad heran. Die ansehnliche Thailaenderin hockt darauf. Den Sichtschutz ihres Integralhelms ist nach oben geklappt, und sie laechelt mich so erfreut und strahlend an, dass mein Unmut wegschmilzt wie nichts. Ich hocke mich auf den Soziussitz, rutsche nach vorn zu ihr, um ihrem zierlichen Koerper mehr Halt zu verleihen und klammere mich an sie. Dann sausen wir als asiatisch-europaeische Symbiose zum PB- Hotel.

Wieder habe ich meine Freunde, die Moralisten, im Sinn, so dass ich nur mitteilen moechte, dass es mich weitere 100 Baht kostet, bis sie sich auf dem Hotelzimmer vom obligatorischen Handtuch trennt. »ao bia Singh kuat jai«, »Ich moechte eine grosse Flasche Singha- Bier«.

Was macht man nicht alles fuer die Voelkerverstaendigung? Aber es ist hilfreich. Waehrend sie sich ein Glas einschenkt ist sie so beschaeftigt, dass sie nicht bemerkt oder bemerken will, was ich da treibe. Und beim gemeinsamen Duschen beweist sie eine erfreuliche Detail- Kenntnis.


Anatomisch betrachtet ist sie eine Augenweide. Wer auch immer in der buddhistischen Genealogie fuer die Schoepfung des Weibes an sich zustaendig gewesen ist, er hat hier einen verdammt guten Job hingelegt. Das sage ich ihr natuerlich, was sie veranlasst, mir zu zeigen, dass es nicht nur fuer ihr Aussehen zutrifft. Na, wie dem auch sein, irgendwann beschleicht mich das Gefuehl, dass ich hier ein Defizit abbaue.

Wie gesagt, ich gehoere zur pflichtbewussten Sorte der farang. Spaeter schauen wir uns entspannt in die Augen und freuen uns auf ein erneutes Treffen.

Um Mitternacht dann in der soi sanug hockt sich die ansehnliche Thailaenderin tatsaechlich zu mir und der Thailaenderin meiner Wahl. Spaeter kommt noch die zukuenftige Kino- Begleitung und auch die nong saao gesellt sich zu uns. Die Damen unterhalten sich auf Kambodianisch, so dass ich nur hoffen kann, dass es kein Erfahrungsaustausch wird. Aber es scheint nichts Ernstes zu sein. Die Gespraeche plaetschern so dahin. Der bestellte Sang Som wird gebracht. Meine Lieblingsbedienung ueberprueft mein Bermuda- Dreieck.


Ich lehne mich zurueck, geniesse das kuehle Singha- Bier und bin pan-theistisch, allen Goettern, dankbar, dass ich das noch erleben darf.

Ein Deutscher in meinem Alter, den ich als Freund betrachte, hockt sich mit der Seinen, die er bereits seit etlichen Minuten kennt, zu uns. Als er bemerkt, dass ich mit vier schmucken weiblichen Wesen den Whisky teile, stellt er nachdenklich die Frage, ob wir denn wirklich so unseren Lebensabend gestalten wollen. Den Moralisten sei gesagt, dass wir dies Thema ernsthaft zu diskutieren gewillt sind. Ploetzlich hellt sich unsere vorruebergehend verfinsterte Miene auf, wir erheben unsere Glaeser und rufen lachend gemeinsam laut und voller Ueberzeugung: »Jaaaaa«, was den anwesenden Damen die Gewissheit verschafft, dass die farang jetzt voellig durchgeknallt sind.
 
        #27  

Member

Das mit dem Literatur Nobelpreis könnte klappen !
 
        #28  

Member

Ja er hat sich wirklich gut ausdrücken können, und sehr humorvoll. Leider neigt sich die Geschichte nun dem Ende zu...

SOI SANUG
Kapitel 15


Ploetzlich ist sie aufgewacht. Da geht es natuerlich nicht, dass ich weiter schlafe. Sie rammt mir ihre Ellbogen in die Rippen: »luk tuen si«, »Wach auf!«

Verschlafen frage ich sie, was das solle. Sie habe getraeumt, dass sie Motorrad fahre. Ach, du liebe Zeit. Was fuer ein Albtraum.

»Na, und?«

»Du hast geschnarcht«, freut sie sich, denn sie weiss, dass mir das peinlich ist.

Statt sich aber wie ueblich einzumummeln, mir die Bettdecke wegzuziehen und wieder ins Land der Traeume abzutauchen, wird sie geschaeftig: Mein Geburtstag rueckt naeher.

Die Thailaenderin meiner Wahl wird wepsig: »Have presssent for you«. Das ist ja eigentlich geklaert, aber sie muss irgendetwas Besonderes im Schilde fuehren, weil sie schon in aller Herrgottsfruehe gleich zum Thema kommt, aber nicht zu dem, nach dem mir nicht nur meine Sinne stehen. Da die Vorfreude die schoenste ist, zeige ich mich moderat neugierig und hoffe nur, dass ihr nicht in den Sinn gekommen ist, mir, dem gebrannten Kind, ihre Nachfolgerin ins Bett zu legen.

Dazu ist nochmals zu sagen, dass sie mich wegen eines Englaenders verlassen wird. Sie erzaehlt mir das zwar schon seit ein paar Jahren, doch scheint der Junge nicht in die Gaenge zu kommen. Wenn ich mir dann prophylaktisch schon mal ein anderes weibliches Wesen naeher ansehe, dann braust sie auf: »I kill you when you go with her«. Da mir mein Leben noch ziemlich lieb ist, habe ich ihr versprochen, ihre Wahl zu akzeptieren, zumindest voruebergehend, allerdings wuerde mich die Todesart schon interessieren, die sie fuer mich vorgesehen hat.

Nun hat sie mir ein ganz schmuckes Maedel ausgesucht, aber noch nicht zugefuehrt. »I give you«, ertoent sie grosszuegig, und ich komme mir vor wie ein Hochzeiter in einem oberbayrischen Gebirgstal.

Doch komme zunaechst einmal ich in die Gaenge, weil ich am spaeteren Nachmittag mit meinem Schweizer Freund verabredet bin.

Die Einzelheiten der Aktivitaeten auf dem Hotelzimmer koennen wir uns sparen, ist ja eh immer dasselbe, wird aber nicht langweilig.

Vielleicht kann ich hier meinen Mathematiklehrer aus der Alten Klosterschule zitieren, der an der Tafel stehend die Bewegung seiner Hand, in der er die Kreide hielt, verfolgt hatte: »Die Bewegung ist laecherlich, aber das Gefuehl ist herrlich«. Da hat die Geschichte mit dem Golfen etwas gemeinsam, denke ich mal. Dabei heisst es allerdings, Sex und Golfen muss man nicht unbedingt koennen, aber das Gefuehl usw.

Wir duschen gemeinsam, wie es sich gehoert, kleiden uns an und essen unten vor dem Hotel. Dadurch, dass das Business Inn Hotel eine grosse Schwester bekommen hat, naemlich das Grand Business Inn Hotel ein paar Haeuser weiter, ist das Angebot des Restaurants vergroessert worden, und wir beginnen schon einmal, die Speisekarte zu testen. Sie bestellt sich erstaunlicherweise krapao thalee, Meeresfruechte mit Thai-Basilikum, und ich mir Shrimps mit gruenen Bohnen, dazu wie immer Trinkwasser und Kokosnussmilch in der Nuss.


Sie schleicht sich nach dem Essen und ich mich ins »Domino«, soi 11, um meinen Schweizer Freund zu treffen. Er ist schon da und auch ein Thailaender, den ich gut kenne, und der kein Interesse an der holden Weiblichkeit hat. Mit ihm flirte ich ein wenig. Man muss flexibel bleiben. Nun, hier gehoert es ein wenig zum guten Ton, nicht alles so ernst zu nehmen.

Dann begruesse ich auch die anderen, die an den Tischen sitzen. Auch wenn sie behaupten wuerden, Deutsch zu sprechen, habe ich keine Chance, den sicherlich sehr gehaltvollen Gespraechen zu folgen, wenn sie Schwyzer- Duetsch sprechen

Einen Kaffee bestelle ich mir, und nehme mir viel Zeit, der thailaendischen Serviererin zu erklaeren, was ich will.

Normalerweise wird hier »Kaffee fertig« getrunken, ein Kaffee im Glas mit einem guten Schuss Whisky. Neulich wollte mein Schweizer Freund einen ganz normalen Kaffee bestellen, und sagte es dem Maedchen »gaffae tamada«, Kaffee normal. Wie gesagt »normalerweise« trinkt er einen »Kaffee fertig«, und die Serviererin brachte ihm auch einen solchen. Logisch, oder?


Wir plaudern noch ein wenig in dieser Runde, und dann brechen wir in die Soi Cowboy auf, um nochmals die Cactus- Bar aufzusuchen. Er habe da noch etwas zu erledigen, erzaehlt mir mein Schweizer Freund. »Gut so«, denke ich, denn die Maedels dort sind schon recht ansehnlich.

Zunaechst nehmen wir noch einen »Es-lebe-die-Pensionskasse«- Schluck vor der Bar. Ein Maedchen kommt heraus und zeigt uns ein Pappschild, auf dem etwas von einer Party steht. Dann erscheint der amerikanische Betreiber des Lokals und bringt uns auf einem Teller ein paar Kleinigkeiten zum Essen. »Everything home-made«, sagt er stolz, und so schmeckt es auch: naemlich »finger-licking good«- koestlich.

An einen Nebentisch setzt sich ein Thailaender in einem Trainingsanzug, nimmt aber von uns keine Notiz. Als ich ihn mir etwas genauer ansehe, muss ich feststellen, dass ich ihn kenne. »chue khun Charly mai la khap«, frage ich ihn, »Heisst du Charly?«

Er bejaht ganz erstaunt, und ich erklaere ihm, dass ich ihn schon oft als Kaempfer beim Muhai Thai, dem thailaendischen Boxen bewundern konnte, denn meist hat er gewonnen. Aber auch auf der Buehne des damals noch in der soi 19 existierenden Musikschuppens habe ich mitbekommen koennen, dass er ein sehr guter Saenger thailaendischer Herz/ Schmerz- Lieder ist. Er freut sich, dass es offensichtlich noch einen Fan gibt, aber er trollt sich wieder, wahrscheinlich, weil wir ihn nicht zu einem Drink einladen.


Dann kommt der folgenreiche Entschluss, die Bar zu betreten. Die Maedels haben offensichtlich aus Bequemlichkeit schon gar nicht erst etwas angezogen. Meine Lieblingstaenzerin von neulich schmust mit einem schmucken jungen Burschen am gegenueberliegenden Ende der Bar, da muss ich mir doch gleich Ersatz besorgen. Tatsaechlich ist mir noch vom letzten Mal ein Maedchen in Erinnerung, das mir aufgefallen ist, weil sie einen so schoenen »mons verneris« hat, einen Venushuegel, der mein anatomisches Interesse weckt. Das kann auch mein Schweizer Freund verstehen. Allerdings zeigt sich der Amerikaner gar nicht begeistert. Ich werde ihn doch nicht etwa aus Versehen in die Suppe spucken?

Die Dame gesellt sich jedoch freudig zu uns. Fuer sie wird etwas bestellt und fuer uns natuerlich auch. Das Lokal ist relativ gut besetzt. Ueberall sitzen aeltere farang einzeln, aber mit einem Teller voller home-made- Koestlichkeiten vor sich. Diesen schenken sie mehr Aufmerksamkeit, als den auf der Buehne tanzenden huellenlosen Delikatessen.

Rentner- Schicksale, wie wir feststellen, und uns vornehmen, nicht so zu werden, dass wir die Oertlichkeiten abklappern muessen, an denen es etwas umsonst zu essen gibt.


Frueher hat die Bangkok Post diese Informationen in der Freitagsausgabe gebracht. »Night Owl« hiess diese Kolumne, die ein Amerikaner namens Bernhard Trink fuehrte. Seit er in Pension gegangen ist, muessen die armen Residents sich selber darum kuemmern, aber wahrscheinlich gibt es eine gut funktionierende Mund-zu-Mund-Propaganda.


Ploetzlich wird die Musik abgestellt, und der Amerikaner tritt mit einem Mikrofon bewaffnet vor das wiederkaeuende Publikum und vor uns. Heute habe jemand Geburtstag, naemlich der deutsche farang. Also bin ich gemeint. Er stellt mir einen »home made- cake« mit einer Kerze auf den Tisch. Rentner mit vollem Mund und Damen ohne Bekleidung singen »happy birthday to you«, und mein Schweizer Freund schnappt sich ein nacktes Maedchen und legt es mir in die Arme, in der ich noch gerade die Dame mit dem schoenen »mons verneris« gehalten habe. Das »Geburtstagsgeschenk« zeigt sich »entzueckt«, stellt sich auf den Tisch vor mir und tanzt fuer mich in einer Hoehe, die mir einen steifen Nacken provoziert. Nacken, habe ich geschrieben. Vorher habe ich aber noch schnell die Kerze ausgeblasen, damit sich die Dame nicht irgendetwas verbrennt.

Der Amerikaner hat halt vorhin so betreten geschaut, weil er dies Maedchen bereits fuer mich ausgesucht hatte. Eine gute Wahl, das muss ich schon sagen und auch eine gute Idee, dem aelteren Menschen auf diese Weise eine Freude zu bereiten.


Nun kann ich mir aber vorstellen, dass der Dame diese Praesentation bei aller »Entzueckung« aufgezwungen wurde, so bitte ich sei denn, vom Tisch herunterzusteigen. Ihr ist es offensichtlich ganz Recht und sie klettert wieder auf die Buehne, und die Musik fordert die Maedchen auf, ihre Haxen zu bewegen. Ich bedanke mich bei allen und stecke dem Maedchen Geld zu. Gerade als ich mich erneut um den »mons veneris« kuemmern will, vibriert mein Handy in der Tasche. Gehoert haette ich es bei dem Krach hier nicht. Ich gehe vor die Bar und sehe, dass die Thailaenderin meiner Wahl den Kontakt mit mir sucht. Also melde ich mich. Sie habe vor, mit mir und ein paar Freunden, wie von ihr schon ausgemacht, ins Tawan Daeng zu fahren, und ich solle mitkommen. Wahrscheinlich meint sie »muesse«, denn irgendjemand »muesse« sich moeglichst und weitest gehend an den Kosten beteiligen.

Es ist mir schon angenehm so, denn hier wird sich nicht mehr viel entwickeln koennen. Zurueck in der Bar verabschiede ich mich von meinem »Geburtstagsgeschenk«, vom »mons veneris«, von meinem Schweizer Freund, von der Ehemaligen, die gerade mal nicht beschmust wird, weil der schmucke junge Mann auf der Toilette verschwunden ist und natuerlich von dem Amerikaner, dem gegenueber ich meiner Begeisterung ueber die Party gar nicht genuegend Ausdruck geben kann.


Mit dem Taxi fahre ich zur soi 11/ 1 und siehe da, die sonst nicht gerade puenktliche Thailaenderin meiner Wahl wartet schon auf mich: »pai nai maa«, »Wo kommst du denn her?«

»Mit dem Schweizer habe ich Geburtstag gefeiert, denn er muss wieder zurueck zu seiner Angetrauten«.

Das genuegt ihr. Wir nehmen gleich das Taxi, in dem ich gekommen bin und fahren zum Tawan Daeng, welches ausserhalb unseres gewohnten Reviers liegt.

Es ist Monatsende, und das bedeutet, dass das sanug - gierige Thai - Voelkchen pleite ist. So finden wir nicht nur einen freien Tisch, wir koennen ihn uns sogar aussuchen. Und dann bestellt sie, dass es nur so eine Freude ist. Eine grosse Flasche amerikanischen Whisky, das uebliche Soda-Wasser, Trinkwasser, Singha Bier, jeweils gleich zwei Flaschen, zum Essen djin djum, einen ganzen Fisch auf einem Stoevchen und eine Platte sortierter Fruechte.

Das bin ich ja schon gewoehnt, dass die Bestellfreuden- Skala nach oben offen ist, uebrigens nicht nur, wenn ich bezahle. Ausserdem kann ich mir denken, dass noch ein paar Thailaenderinnen auftauchen werden. Und richtig, es dauert nicht lange, da kommen die nong saao und dazu noch zwei ihrer besten Freundinnen. Das sehe ich uebrigens mit Erleichterung, denn eine von ihnen ist meine ausgesuchte »Zukuenftige«, und die hat ihren Teilzeit- farang dabei. Dann wird es also nichts werden mit »I give you« und erneutem Uebernachten im Chuvits Garden.


Zur Unterhaltung kommt es nicht, da die oghag - Musik Laermpegel erreicht, die ueber das Zwerchfell die Trommlfelle erreichen. Eine Saengerin im kurzen Roeckchen gesellt sich zu uns, irgendein »him or her« ebenfalls. Er ist zustaendig fuer die Choreographie der auf der Buehne in spektakulaeren Gewaendern hopsenden und schreitenden Coyote- TaenzerInnen. Die Maedchen haben kurze Roeckchen an, und darunter tragen sie schwarze Fahrradhosen, was sie sehr sexy macht, wenn man darauf steht.

Der Whisky ist schnell alle, und es wird nachbestellt. Meine bzw. unsere Tischdamen hopsen ebenfalls, klatschen und klagen mit. Kurz vor Mitternacht erscheint ein Conferencier auf der Buehne und erklaert, dass heute ein farang Geburtstag hat. Dass es erst Morgen sein wird, interessiert keinen. Eine Leuchtschrift wird eingeschaltet und etwa 500 Mickey-Mouse- Kehlchen singen enthusiastisch »haeppi- boerssdaei«.

Nach und nach geht frau dazu ueber, die Getraenke nicht mehr zu trinken, sondern gleich umzuschmeissen.

Etwas Gutes hat die neue Sperrstunden- Verordnung schon: Um 01.00 Uhr ist Schluss. Das Licht geht an. Unser Tisch sieht aus, dass einem das grosse Grausen kommen kann. Der andere farang und ich teilen uns die Rechnung.

Mit dem Taxi geht es zurueck zur soi sanug. Die Damen singen dem Taxifahrer mit Begeisterung und Lautstaerke die Hits des Abends vor. Der nimmt es gelassen, und ich bin zum Glueck schwerhoerig.

Dann das uebliche Absacken: Vorletztes Bier bei unserer Lieblingswirtin, SomTam bei den gatoey, letztes Bier im Restaurant des Hotels, wo die neugierigen Serviererinnen schon darauf warten zu erfahren, was wir heute wieder so alles angestellt haben.

Es wird Zeit, dass ich wieder zurueckkehre ins Land der Leitkultur und meine Leberwerte in den gruenen Bereich.




»haeppii boersdaei«, gurrt jetzt auch die Meine, nachdem sie kurz die mandelfoermigen Augen einen Spalt geoeffnet hat. Jedenfalls stelle ich mir das so vor, denn im Zimmer ist es noch stockdunkel. Da will ich doch gleich mal mit dem anfangen, was einen, der birthday hat, happy macht.

»No time for work«, erklaert sie in ziemlich veraenderter Tonlage und verschwindet unter der Bettdecke, von der sie mir kaum etwas uebrig laesst. Das koennte man aber auch ausnutzen, und ich plane zu nutzen.

Natuerlich vor allem »aus«, werden jetzt meine Freunde, die Moralisten, argwoehnen, wobei sie wie immer falsch liegen. Wenn die Thailaenderin meiner Wahl zum Gegenangriff uebergeht, dann bin ich das Opfer. So soll es aber auch sein.

Merke: Der Mann fuehrt nur beim Gesellschaftstanz.

»mii welaa«, »Wir haben Zeit«, erklaere ich indessen friedfertig. Sie grunzt Zustimmung, seufzt einen kleinen Seufzer und entschwindet im »fan dii«, in einem schoenen Traum. Dass es ein schoener, romantischer Traum wird, unterstuetze ich, durch die Applikation von Streicheleinheiten.

Irgendwann ist auch der schoenste Traum zu Ende, und es bleiben nur die Streicheleinheiten, die sie zu erwidern beginnt, und ich werde wie zugesagt zum »born victim«.


Es wird jetzt unser letztes Mittagsessen sein, und deswegen gehen wir noch einmal in den Biergarten, soi 7. »tom kaa gai« und panierte Shrimps bestellen wir, dazu Kaffee und Tee. Waehrend des Essens gibt sie bekannt, dass sie fuer heute Abend eine Geburtstagsparty fuer mich in der Karaoke-Bar, soi 3, geplant habe. Sie habe noch ein paar Leute eingeladen, und eine Ueberraschung fuer mich. Nun, ja, darin ist sie absolute Expertin.

Sie will nach Hause, um sich die Haare zu machen und ich ins Hotel, um schon einmal meine Sachen zu packen, denn Morgen wird es unter Umstaenden knapp mit der Zeit werden.

So lege ich zusammen, sortiere, packe, haue mich fuer eine meditative Pause aufs Ohr. Da meldet sich das Handy. Wo ich denn bleibe, der Gastarbeiter mit meiner »Zukuenftigen« sei schon da. Da habe ich doch glatt eine Stunde verpennt.


Wegen der Einbahnstrassen- Situation laufe ich besser die soi 11 entlang, dann am PB- Hotel vorbei zur soi 3, und dann nach rechts zum klong, bei dem sich die Karaoke- Bar befindet. Vor dem Lokal treffe ich my-very-best-friend American. Er kann sich in der Dunkelheit, die in dieser Gegend ohne Strassenlaternen herrscht, offensichtlich nicht so ganz zurechtfinden. Wir begruessen uns freundschaftlich und gehen zusammen zum Lokal rueber.


Die Party scheint schon in vollem Gange zu sein. Allerdings ist die Thailaenderin meiner Wahl noch nicht da, dafuer sind es aber mindestens 40 Personen. Die meisten davon kenne ich bereits. Es sind Mitbewohner der community, der Wohnanlage, in der die Meine ein Zimmer hat. Jede und jeden begruesse ich ueberschwaenglich, wie es sich fuer eine Partystimmung gehoert. Der Gastarbeiter- farang hat einen Kollegen mitgebracht, und der eine Freundin, die nicht auf ihre Freundin verzichten konnte. So laeppern sich die Gaeste zusammen. Da Montag ist, sind die Thailaenderinnen in gelbe T-Shirts gekleidet. Meine Zukuenftige haelt bereits ein Mikrofon in der Hand und traellert erstaunlich tongenau ein Lied, das auf mich zu passen scheint, denn sie zeigen alle im Takt auf mich.


Die Thailaenderin meiner Wahl erscheint mit einer grossen Schachtel. Ihre nong saao hat ein Orchideen- Gesteck dabei, mit dem die Tafel dekoriert wird. Nach und nach treffen andere Gaeste ein. Manche bringen sogar Geschenke oder Blumen mit, alle aber noch eine Begleitung. Tische muessen dazu gestellt werden, und die Gaeste bestellen nach Herzenslust.


Die Thailaenderin meiner Wahl raunt mir zu, dass sie die Kosten fuer die Party uebernehmen wird. Das sei halt ihr Geschenk fuer mich, und hier in der Karaoke- Bar sei es fuer eine Thailaenderin auch nicht so teuer, zumal sie eine grosse Flasche »Black Label« im Villa Market erstanden habe.

Es ist uebrigens gar nicht ungewoehnlich, dass ThailaenderInnen Speis und Trank mit ins Lokal bringen. Als Auslaender sollte man das aus Gruenden der Ruecksichtnahme nicht machen.

Nun denn, es wird aufgetragen, was das Zeug haelt. Die leeren Flaschen werden in Kartons gesammelt, und der Tisch steht voller Speisen, von denen eine wieder aus dem gegrillten Fleisch besteht, das die Thailaenderin meiner Wahl als Hundepenis bezeichnet hat. Genuesslich laesst sie die anwesenden farang erst einmal kosten, bevor sie ihre Spaesschen mit ihnen treibt.

Auch meine »Zukuenftige« habe ein Geschenk fuer mich, raunt mir die Meine zu. Ich haette ihr einmal einen String-Tanga gekauft, der ihr aber zu gross gewesen sei. Weiber!

Den habe sie dann weiterverschenkt, und die »Zukuenftige« trage ihn jetzt. Sie wolle ihn mir zeigen. Da weise ich doch lieber gleich mal daraufhin, dass ich das nicht will, schliesslich ist der Gastarbeiter- farang dabei, und was soll der denken. »mai pen rai«, das mache doch nichts, aber ich bleibe stur.

Meine Lieblingsbedienung von der soi 13 kommt auch noch und bringt ihren »fan« mit. Sie darf mein Bermuda- Dreieck ueberpruefen, denn der Begleiter ist schon daran gewoehnt.


Die Thailaenderin meiner Wahl ist ganz aus dem Haeuschen. So eine Party ist halt ganz nach ihrem Sinn. Mit meiner Partystimmung ist sie allerdings nicht zufrieden. Da ich am naechsten Tage auschecken und rechtzeitig zum Flughafen muss, halte ich mich mit dem Alkohol zurueck.

Das Mikrofon macht die Runde, und es werden Musikbeitraege gebracht bei denen alle mitsingen koennen, was sie auch machen. Bei den meisten Liedern zeigen sie immer rhythmisch mit ausgestreckten Zeigefingern auf mich. Das wird schon irgendwie seine Richtigkeit haben.

Normalerweise ist um Mitternacht Sperrstunde, das gelte aber nicht bei Geburtstagsfeiern. Es hat wenig Zweck daraufhin zu weisen, dass mein Geburtstag um Mitternacht zu Ende ist. Punkt zwoelf Uhr bringt die Thailaenderin meiner Wahl eine riesige Torte auf den Tisch, auf dem es sowieso schon kaum noch Platz gibt. Mein Alter ist durch zwei Kerzen ausgewiesen, die ich unter grossem Hallo ausblasen muss, und dann bekommt jeder ein Stueck von der Mokka-Sahne-Torte. »paeng laeo«, fluestert sie mir zu, die ist teuer. Na, das werde ich ihr doch wohl wert sein.

Meine »Zukuenftige« will unbedingt ihr »Geschenk« loswerden. Was bleibt mir also uebrig, und ich petze es dem Gastarbeiter- farang. Der aber nimmt es gelassen, stellt sich sogar hinter sie und lupft ihren Mini-Rock. Den String-Tanga hab ich vorher noch nie gesehen, sieht aber bei ihr ganz niedlich aus, und das findet ihr Begleiter offensichtlich auch. Sie bietet ihm ja sowieso den besseren Anblick, denn er steht hinter ihr.

Die Gaeste haben diese Aktion mit grossem Hallo begleitet, obwohl es doch viele selbst weibliche Wesen sind. Aber nicht doch, meint die Meine. Einige von ihnen sind »tom«, Frauen, die sich als Maenner fuehlen, und somit auch die Freude an einem gelupften Rock aufbringen koennen.

Allmaehlich werde ich aber ungemuetlich. Zwar kann ich die Partystimmung verstehen und will sie auch nicht unterbrechen, aber ich muss Morgen fliegen.


Vor Jahren gab es mal eine aehnliche Situation. Ich hatte ein Bus- Ticket nach Chiang Mai erstanden, dann durchgefeiert, wobei ich den Bus noch rechtzeitig erreicht habe. Als ich einsteigen wollte, musste ich feststellen, dass ich meine Papiere im Hotel vergessen hatte. Das sollte mir bei einem Flug besser nicht passieren.Geldscheine

Man komme weiblichen Wesen nicht mit Fakten, aber was sein muss, muss sein.

Grollend laesst sich die Thailaenderin meiner Wahl die Rechnung bringen und wird auf einmal ungewohnt ruhig. Die Sprache hat es ihr verschlagen, als sie den Betrag sieht: mehr als 8.000 Baht stehen auf dem handgeschriebenen Zettel, was wahrscheinlich dem durchschnittlichen Monatsgehalt eines thailaendischen Polizisten entspricht.

Nun, ich troeste sie, indem ich ihr verspreche, mich auch den Kosten zu beteiligen.

Es ist bereits schon nach ein Uhr morgens. Wir muessen noch unbedingt in der soi sanug vorbei, befiehlt sie. Meine Lieblingswirtin moechte sich von mir verabschieden und habe sogar ein Geschenk fuer mich. Also rein ins Taxi mit den Blumen, die auch einer Beerdigung zur Ehre gereichen wuerden und ab zur soi 13. Meine Lieblingswirtin freut sich, dass wir noch erschienen sind, gratuliert dem, der gar nicht mehr Geburtstag hat und schenkt ihm Gedenkgeldscheine in einem Rahmen. Ueberschwaenglich bedanke ich mich, bestelle noch ein kleines Bier und lasse so meinen Aufenthalt in Thailand ausklingen.

Wir gehen schnurstracks ins Hotel. Keinen Abstecher mehr zu den gatoey, keinen Taetigkeitsbericht bei den Serviererinnen des Restaurants.

Der Thailaenderin meiner Wahl ist wegen der Hoehe des Rechnungsbetrages platt.

Eigentlich wollte ich auf meine Rechnung zu Viert feiern. Und wenn ich mir ueberlege, dass ich, fuer den die Feier gedacht war, zwei Flaschen Bier hatte, ein kleines Schaelchen Fischsuppe und etwas von dem »Hundepenis«, und das fuer 160 Euro …
 
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SOI SANUG
Kapitel 16


So, die letzten Stunden sind angebrochen.


Es ist fuer mich ungewohnt, schon um 10.00 Uhr morgens in Bangkok aufgestanden zu sein, und die Thailaenderin meiner Wahl liegt noch erschlagen von dem Rechnungsschreck im Bett und ruehrt sich nicht, waehrend ich jetzt meine letzten Besorgungen machen muss.

Zunaechst gebe ich an der Rezeption des Hotels bekannt, dass ich auschecke, und loese mein Deposit auf. Dann kommt das Wichtigste, naemlich ein Haarschnitt im Friseur- Salon des Grace- Hotels.


Offensichtlich bin ich der erste Kunde heute. Trotzdem muss ich warten, bis die Friseurin die Arbeitsplaetze und Spiegel gesaeubert hat. Dann bin ich an der Reihe. Sie gibt sich grosse Muehe und schnippelt eine knappe halbe Stunde an mir rum. Dafuer werden dann 150 Baht, also etwa 3 Euro berechnet. Da habe ich den halben Flug doch schon wieder drin.

Meinen neuen Haarschnitt will ich doch gleich mal im Biergarten, soi 7, vorstellen. Da es noch sehr frueh ist sitzen wieder nur einige Ladies und farang da. Wie ich die Ladies so inspiziere bemerke ich doch, dass die Gelegenheitsarbeiterin, von der mir die Thailaenderin meiner Wahl gleich am Anfang meines Aufenthalts hier berichtet hat, dass deren Familie gar nicht wisse, was sie so tagsueber treibt, am Ende der Bar sitzt. Mein Gewohnheits-Laecheln switche ich auf »strahlend« um, und mache ihr verstohlen ein Handzeichen, das bei den Amerikanern als ok, bei uns unter Umstaenden als ganz etwas anderes interpretiert wird. Sie erwidert mein Laecheln ebenfalls strahlend und schlendert zu mir herueber. Fairerweise erklaere ich ihr meine Situation, bitte sie aber, mir bei meinem letzten Drink Gesellschaft zu leisten, eventuell koennten wir ja den Willkommensdrink in zwei Monaten zusammen nehmen. Ihr und vor allem mir ist es Recht so.


Weiter geht es zu einem Geldwechsler, denn ich muss der Thailaenderin meiner Wahl auch noch ihre Stuetze zukommen lassen. Man ist gnaedig mit mir, und ich bekomme einen erstaunlich guten Wechselkurs. Der letzte Punkt auf der Aktivitaetsliste ist ein Einkauf im Leader-Price: viel Chili, 10 Packungen »mama« und Zutaten fuer eine tom yam.

Im Hotel verweise ich dann die Thailaenderin meiner Wahl im Bett auf ihren Platz, denn ich benoetige Raum fuer den Koffer, den ich jetzt fertig packe. Meine Papiere ueberpruefe ich nochmals und auch die Schubladen und den Schrank. Es scheint alles in Ordnung zu sein. Den Koffer und die Laptop- Tasche stelle ich an die Tuer, und ich geselle mich zu der Meinen, um den Abschiedsschmerz bei ihr nicht zu gross werden zu lassen.


Nach dem gemeinsamen Duschen, bekleiden wir uns. Auf dem Schreibtisch habe ich Geld fuer sie ausgebreitet, das ich um den Betrag erhoeht habe, mit dem ich mich an der Party beteiligen will. Sie scheint nun ganz zufrieden zu sein.

Ich bringe das Gepaeck runter, zahle das Trinkwasser aus dem Kuehlschrank an der Rezeption und mache mich dann auf, in der soi 11 ein Taxi zu besorgen. Die dort wartenden Taxifahrer stuermen auf mich zu: »Taxi, Sir«, rufen sie mir erwartungsfroh zu. »Do you go by meter?« frage ich zurueck. 400 Baht wollen sie, so halte ich doch lieber ein normales Taxi an. Das geht »by meter«.


Mit dem Taxi fahre ich zum Hotel. Verstaue die Koffer, verabschiede mich von der Meinen ohne Traenen mit einem zarten Kuesschen, und los geht die Fahrt zum Flughafen Suvarnabhumi ueber den Highway. Das kostet ja nach Fahrtroute zusaetzliche 25 bzw. 65 Baht, lohnt sich aber meiner Meinung nach, denn es spart Zeit. Die Fahrt dauert etwa 30 Minuten, kostet laut Taxameter 195 Baht, und ich gebe dem Fahrer 220 Baht, weil er nicht versucht hat, mich uebers Ohr zu hauen.


Im Flughafengebaeude scheint die Klima- Anlage ausgefallen zu sein. An den Schaltern der »Emirates« ist nicht viel los. Ich komme sofort dran und stelle den Koffer auf das Band der Waage. Die nette Mitarbeiterin kontrolliert das Gewicht des Gepaecks, meinen Reisepass und dann mein Ticket. Es tue ihr leid, meint sie bedauernd, dieser Flug werde heute von der »Thai Airways« abgefertigt. Da sonst keiner hinter mir steht, und ich schon einmal bei den »Emirates« bin, frage ich sie, ob ich nicht einen frueheren Flug von Dubai haben koennte, denn mein Weiterflug nach Muenchen waere dort erst 19 Stunden spaeter. Es gaebe einen, meint sie laechelnd, aber ich muesse zum Buchungsschalter der »Emirates«.


Hier muss ich in einer Schlange abwarten, bis ich dran bin. Die Dame dort schaut nach, bestaetigt das und will 50 Euro fuer das Umbuchen. Beim letzten Mal hatten sie mir es direkt angeboten. Nun, ja, ich lehne dankend ab, und begebe mich zu »Thai Airways«, wobei ich geschaetzt einen halben Kilometer zuruecklegen muss, denn die »Emirates« sind im Sektor T und die »Thai Airways« im Sektor H. Die Klima-Anlage scheint immer noch nicht zu funktionieren. Auch hier komme ich sofort dran, jedoch wird mir, dem frequent flyer, die Einladung fuer die Business Lounge in Dubai nicht ausgestellt. Da muesse ich zum Buchungsschalter der »Emirates«.

Also, Marsch zurueck. Zum Glueck steht nur eine Dame am Schalter, und ich gleich darauf im Schweiss, weil sie ungefaehr 10 Tickets vorlegt, die alle einzeln geaendert werden muessen. Schliesslich komme ich doch dran. Man koenne mir keine Einladung ausstellen, denn die sei momentan nur fuer »go-caa«-members.

»arai na«, was denn?, Golf- Chart?

Ich spiele doch kein Golf. Noch begebe ich mich nach Thailand, um die Thailaenderin meiner Wahl wegen ihres Liebreizes, ihrer Intelligenz und des Rudira-la-la, wenn es denn sein muss, zu besuchen. Auch der Versuch mit Go-Kart scheitert. Sie meint offensichtlich »gold card«.


Nach vielen Jahren fliege ich mal wieder mit »Thai Airways«. Der Service ist besser, als ich ihn in Erinnerung hatte, und ich bekomme sogar mein bei den »Emirates« vorbestelltes seafood- meal.

In Dubai angekommen, stelle ich erfreut fest, dass normaler Betrieb herrscht. Wahrscheinlich war beim Hinflug ganz Arabien auf Pilgerfahrt. Sofort gehe ich zur Business- Lounge der »Emirates«. Hier gibt es ueberhaupt keine Schwierigkeiten mit dem Zutritt.

Im Computerraum finde ich gleich einen Platz, hole mir einen Kaffee und checke die Emails. Du haettest mir wenigstens zum Geburtstag gratulieren koennen.


Als ich dann mit dem Laptop arbeiten will ergibt sich die Schwierigkeit, dass der in Deutschland gekaufte Adapter nicht passt. In die arabische Steckdose geht er schon rein, aber der Schukostecker passt nicht in den Adapter.

Also gehe ich in den duty free- shop. Ich frage, ob man so ein Teil habe. Ja, meint der Verkaeufer, aber drueben im Buchladen billiger, um ueber 60 Prozent, wie sich dann herausstellt. Was sagst du jetzt?


Das ist nun nicht das Ende der Schwierigkeiten, denn in der Lounge scheint es keine funktionierende Steckdose zu geben. Lange muss ich suchen, bis ich einen Inder sehe, der offensichtlich eine gefunden hat. So, jetzt endlich kann ich weiter am Literatur-Nobelpreis arbeiten.


Ob ich das nun zuhause mache, oder hier in einer Umgebung, die alles bietet, was ein zukuenftiger Laureat so benoetigt, ist unerheblich. Die neunzehn Stunden vergehen auf diese Weise wie im Fluge, schliesslich ist es ja auch ein Flughafen.


Bevor ich mich zum inzwischen bekannt gewordenen gate begebe, kaufe ich im duty-free-shop einige Packungen der koestlichen Dattel-Pralinen.

Beim Einchecken gibt es dann eine unangenehme Ueberraschung.

»Change your seat, Sir«, sagt mir die arabische Kontrolleuse. Prinzipiell macht mir das wenig aus, wenn es sich um einen Gangplatz handelt. Auf meine Frage, wo ich jetzt sitze, antwortet sie: »At the window, Sir«.

Was ist an dieser Antwort falsch?


Nun, du kennst mich. Ich bin der Nette, der »djai dii«, Gutherzige, der alles im Griff hat, der, der zwar nicht alles weiss, aber alles besser. Was mir ein unangenehmes Kribbeln auf der Haut verursacht, ist nicht die inkorrekte Anrede »Sir«. Ich bin kein »Sir«, sondern es ist die Schreckensmeldung, dass ich 6 Stunden am Fenster sitzen muss, eingezwaengt und unbeweglich, womoeglich noch neben dem Holzfaeller des Jahres.


Nun habe ich ja kurz vorher mitbekommen, dass eine aeltere deutsche Ehefrau am Nachbarschalter gnadenlos durchgesetzt hat, dass sie neben ihrem »hass-bend« zu sitzen kommt. Jetzt sehe ich das Ehepaar nicht weit von mir entfernt schweigend nebeneinander hocken. Einige andere aeltere Fluggaeste platzieren sich neben sie. Sofort beginnt die aeltere deutsche Ehefrau ein Gespraech mit ihnen, wobei sie ihren »hass-bend« voellig negiert, ja, nicht einmal zu Wort kommen laesst. Und an die soll ich meinen Platz abgegeben haben?


Ich warte eine Luecke in der Schlange der ankommenden Fluggaeste ab, geh zurueck zum Schalter, und erklaere, dass ich die Sitzplatzaenderung auf Grund meiner Klaustrophobie und Haphephobie auf keinen Fall akzeptiere, ausserdem sei ich frequent flyer bei den »Emirates« und es nicht gewohnt, dass man so mit mir umgehe. Die arabische Kontrolleuse muss die Panik in meiner Stimme mitbekommen haben. Sie wendet sich an eine andere Mitarbeiterin. Es folgt ein kurzes Palaver, der Ausdruck einer neuen Boarding-Card und mit mitleidigem Laecheln wird mir wiederum mitgeteilt: »Change your seat, Sir«.

»At the aisle, Madame?« »Yes, at the aisle, Sir«.

Jetzt bin ich mit der Auskunft zufrieden. Die Anrede ist zwar immer noch inkorrekt, da will ich mal nicht kleinlich sein, aber ich habe jetzt einen Platz in der Business-Class.

Eingebettet in einen bequemen Sessel fuehle ich mich grossartig, und ich lasse bei einem Glaeschen Champagner den letzten Monat Revue passieren.


Dabei ist mir diese Frage sehr wichtig: »Wie habe ich mich aufgefuehrt?« denn ich schreibe meine Buecher deswegen, weil ich dir Vorbild sein will. Weil ich dir genug Informationen und Beispielsituationen geben will, dass du nicht so wirst, wie dieser in der soi sanug rumkrakeelende Deutsche, der nur bewirkt, dass die Maedels bei der Aussage »I am German« im Stillen denken »mai ao«, »den will ich nicht« und dann ihm bzw. dir nur das Geld aus der Tasche ziehen.


Uebrigens, wenn ich gefragt werde, was ich denn sei, antworte ich immer »European«.

Der my-best-friend American quittiert das mit der Frage: »you are peein' man?«

Fuer die Daemchen hat das aber einen angenehmen Klang, erinnert es sie doch an »Euro«, und wir sollten uns bei dieser Gelegenheit vor Augen halten: Es geht nur ums Geld.

Also zurueck der Frage: »Wie habe ich mich aufgefuehrt? Habe ich mich vernuenftig verhalten?«

Nun, bisweilen schon, denn Vernunft hat etwas mit Erkenntnis zu tun, und man muss die Dinge eben rechtzeitig erkennen, was nach 5 Singha- Bier schwierig sein kann.

Ich habe im Chuvits Garden uebernachtet, weil ich die Situation der Thailaenderin meiner Wahl begriffen hatte, und ich ihr gegenueber graeng djai, respektvoll sein wollte.

Und das moechte ich jetzt den Moralisten noch auf ihren mit Vorurteilen gepflasterten Weg mitgeben: Die Thailaenderin meiner Wahl, die kaum Schulbildung nach unseren Massstaeben hat, verdient nicht Verachtung, sondern Respekt. Sie ist es, die mich graeng djai lehrt, weil sie sich selbst dessen immer bewusst ist und diese thailaendische Tugend praktiziert.

Was die Moralisten von mir halten, ist mir absolut egal. Ich designe meinen Lebensabend, und ich fuehle mich hier in der Business Class der »Emirates« so kannibalisch wohl, als wie 500 Saeue, um einen meiner Kollegen zu zitieren.


Zum Schluss wuerde ich gern so etwas wie Mark Twain in seiner Geschichte »Das Tagebuch von Adam und Eva« formulieren.

»Wo immer sie war, war Eden«, hat er Adam sagen lassen.

»Wo immer die Thailaenderin meiner Wahl ist, ist soziales Paradies«, oder so aehnlich wuerde ich es literarisch hochwertiger ausdruecken wollen, aber meine Eltern haben keinen Mark Twain gekonnt.

Soll also die Thailaenderin meiner Wahl das letzte Wort haben.


Gespielt entruestet habe ich sie spaeter gefragt, warum sie diesen Zirkus mit der »Geburtstagsgeschenk- Dame« veranstaltet habe, so dass ich bei helllichtem Tag in Chuvits Garden »uebernachten« musste.

Sie hat nur trocken geantwortet:

»I give you sunshine«. Ich gebe dir Sonnenschein.



Was hat es nun auf sich mit dem wiederholten Hinweis, dass meine Lieblingswirtin und ich heiraten werden?

Nun, zunaechst will ich vorausschicken, dass Frauen heiraten, wir Maenner aber geheiratet werden.

So habe ich ihr denn einen Heiratsantrag gemacht und auf ein Ergebnis im Sinne einer positiven Antwort hoffnungsfroh gewartet, und das hat gedauert.


Es kam so: Die Thailaenderin meiner Wahl erzaehlte mir beilaeufig, dass die Wirtin ihren samii, Ehemann, entsorgt hatte. Was mir Anlass genug war, jene nach dem fuenften Singha- Bier zu fragen, ob sie mich nicht ehelichen wolle: »theng ngaan kap phom dai mai«.

Was hat sie zunaechst spontan geantwortet?

Richtig: »mai dai«, »das geht nicht«. Weiber!


Uff, da hatte ich ja noch einmal Glueck gehabt.

Jetzt hatte sie aber Geburtstag, und aus diesem Grund wollte ich ihr eine Kleinigkeit schenken. Also fragte ich die Thailaenderin meiner Wahl, was angebracht waere.

Was hat diese spontan geantwortet?

Richtig: »tong«, »Gold«. Weiber!


Ganz klar war dieser Ratschlag ganz uneigennuetzig, stand ihr Geburtstag doch in etwa zehn Monaten auch wieder an.

In der soi 10 habe ich beim Goldschmied Liang Seng Heng mit ihrer Hilfe einen schlichten Goldring erstanden. Den habe ich der Wirtin zum Geburtstag praesentiert, was mein Schweizer Freund mit dem Hinweis kommentierte: »Sieht aus wie ein Ehering«.


Freunde!


Das erstaunte Gesicht meiner Lieblingswirtin haettest du sehen sollen. Zunaechst bedankte sie sich, ging dann wieder ihrer Arbeit nach, kehrte aber nach einer Weile zurueck: »theng ngaan dai«, »Wir koennen heiraten«.


Jetzt haettest du mein erstauntes Gesicht sehen sollen: »arai na«, »Wie das denn?«

Sie zeigte mir ihr buddhistisches Laecheln und meinte: »chat naa«,


»Im naechsten Leben«.


- The End -
 
        #30  

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NACHTRAG

Ein Forumsbeitrag von Bernd...

Sonntag, 12. Juli 2015, 07:30

Das Gerücht

In Bangkok soll es Sonnenschein geben.
Das ist doch wohl ein Gerücht.

Die Meine und ich kommen am Flughafen Suvarnabhumi so gegen 20 h an. Es ist dunkel.
Während unseres Aufenthalts verlassen wir täglich um etwa 19 h das Hotel. Die Sternlein funkeln.
5 h morgens, wenn die Mönche auf der Sukhumvit erscheinen, gehen wir zurück ins Hotel. Die Strassenbeleuchtung zeigt uns den Weg.
Fliegen wir wieder nach Deutschland ist es 01:30 h.
Wo soll es da einen Sonnenstrahl geben? :coool:

"Hast du irgendwo Tageslicht bemerkt?" frage ich die Meine.
"Nee", sagt sie. Aber in welcher Sprache? Auf Thai kann es auch "sicher" heissen.
Sie dreht sich wohlig noch einmal um im Bett, das sich in unserem Hotelzimmer mit den Blick-dichten Vorhängen befindet.

Doch neulich kam es zur Offenbarung.
In ihrem Strassen-"Restaurant" hatten wir uns verplaudert, die barfüssigen Mönche nicht mitbekommen und auch nicht die sich verändernden Lichtverhältnisse.

Wir machen uns auf den Heimweg:

Grelle Helligkeit in der Tageslicht-Variante empfängt uns auf der Sukhumvit.

Wie Vampire fühlen wir uns
nur, dass wir nicht zischend verdampfen. :D

 
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