Chittagong Hill Tracts

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Pitcairn auf seiner ungewöhnlichen Individualreise quer durch Bangladesch.

Darm ohne Charme
Mein Darm hat von einem Extrem ins andere gewechselt. Es ist schon der fünfte Tag, dass ich nicht mehr auf dem Trittklo war. Die Imodiumtabletten haben mir nach dem starken Durchfall alles dichtgemacht. Sicher habe ich zu viel davon geschluckt. Nach dem Verschluss der Ausscheidungsorgane produzieren die Verdauungsorgane weiterhin Fäkalien, die explosiv gegen den verstopften Endausgang drücken. Auch solche Erfahrung gehört zum Reiseleben in der Dritten Welt. Extra-Miggu versucht es im Hotel mit einer Bauchmassage, um den trägen Darm zu motivieren, doch das gute Endstück will nicht kooperieren. "Das mache ich in meiner Praxis bei alten, verstopften Katzen auch", weiss er auf seinen Stockzähnen lächelnd, zu berichten. Wenn's nicht hilft, bekommen die Viecher eine Vollnarkose und ich mache dann einen Einlauf mit Seifenlauge. Falls der Darm nach dem Aufwachen noch immer nicht aktiv wird, muss ich das Tier einschläfern. "Das sind mir ja schöne Perspektiven", hier in Bangla mit kaputtem Darm verscharrt zu werden." Die Massage hilft genauso wenig, wie die Unmengen Papayas, die Tofu-Schämpu vorher in mich reingestopft hat. Mitverantwortlich für die Darmträgheit ist auch die fehlende Bewegung. Drei Tage habe ich mich auf dem Schiff in den Sundarbans aufgehalten. Da gibt es nicht viel Herumzulaufen. Das gekaufte Abführpulver blieb ohne Effekt.
Es klopft an der Türe und Extra-Miggu steht mit einem demontierten Duschschlauch vor der Türe. "Pitcairn, konntest du auf die Toilette gehen?" Ich verneine. "Wie fühlst du dich?" "Es ist mir zunehmend übel und ich bin unwohl." "Du darfst nicht mehr länger zuwarten. Der Darm wird mit jedem Tag grösser, es kann eine Lähmung geben und die Nerven können zerreissen. Wenn das zuhause in der Praxis mit Katzen passiert, muss ich sie jeweils …, du weisst schon. Also, ich habe eine Idee und mache dir jetzt einen Einlauf." Schweissperlen bilden sich auf meiner Stirne, als ich daran denke, dass er mir jetzt bald den dreckigen Duschschlauch in den Hintern schiebt, den vorher schon tausende von bengalischen Hotelgästen, zu weiss Gott was, benutzt haben. Im Abfalleimer sehe ich schon fünf Liter bereitgestelltes lauwarmes Seifenwasser, das mir Extra-Miggu in den Mastdarm giessen wird. Extra-Miggu liest mir die Gedanken vom Gesicht ab: "Der Darm hat ohnehin Koli- und Milchsäurebakterien, das sind normale Körperbewohner. Da kann sich ein Duschschlauch ohne gesundheitlichen Konsequenzen noch dazugesellen. "Ich schlucke leer und sage: "Schraub wenigstens den Duschkopf ab!"

Sonderbewilligung CHT
Die faszinierenden Chittagong Hill Tracts (CHT) sind im Gegensatz zum restlichen Bangladesch, hügelig, von dichtem Dschungel und mit Seen und Flüssen überzogen. Hier herrscht eine andere Welt als im übrigen Bangladesch und der Reisende wähnt sich in Südostasien. Viele Jahre war die Region für Ausländer ein unzugängliches Krisen- und Kriegsgebiet, ganz vergleichbar mit den Nordostprovinzen Indiens.
Reisen in das Gebiet der CHT müssen durch ein Schreiben an den Deputy Commissioner und den Superintendent of Police des jeweiligen Distrikts mindestens 7 Tage vorher angezeigt werden, inklusive der Angabe der genauen Reisepassdaten, des Reisezwecks, der Übernachtungen und Reiseroute. Eine ausreichende Zahl von Kopien beider Schreiben sowie der Original-Reisepass müssen im Gebiet der CHT mitgeführt werden.
Wir haben die notwendigen Formalitäten erledigt, Kopien unserer Reisepässe und Aufenthaltsgenehmigung beigelegt und können uns auf die Adresse einer anerkannten Reiseorganisation aus der Hauptstadt abstellen, die hier von einem ortskundigen Begleiter repräsentiert wird. Er ist ortsbekannt, hat in der Verwaltung eine gute Reputation und die Region schon verschiedentlich bereist. Mit dem Microvan fahren wir vor dem Büro des Commissioners in Chittagong vor. Das altehrwürdige Gebäude im Kolonialstil sieht aus, als hätten es seinerzeit schon die Briten benutzt. Der Fahrer wartet im Wagen. Wir sind alle frisch geduscht, rasiert, anständig angezogen und machen eine manierliche Falle. Trotz Backpacker-Individualphilosophie, pflegen wir immer ein anständiges Reise-Outfit. Mit Spiessertum hat das nichts gemein. Ich erwähne dies nur deshalb, weil es immer wieder unbelehrbare Traveller gibt, die sich wundern, wenn sie wegen ihrem vergammelten Outfit wie ungewaschenen Kleidern, kurzen Shorts, Dreitagebart und fettigen Haaren, bei den Behörden auf Ablehnung stossen. In Respekt zur Obrigkeit entledigen wir uns noch der Kopfbedeckung und schreiten duckmäuserisch und bedächtig, die Mütze in der Hand, die Treppe des historischen Gebäudes hoch. Ein Bürodiener nimmt uns in Empfang und begleitet uns ins Büro des zuständigen Commissioners. Der Vernehmungsstuhl vor dem dunklen Schreibtisch wird mir zugewiesen und ich werde aufgefordert Platz zu nehmen. Die restlichen Reisekollegen und der OB nehmen manierlich auf den Stühlen hinter mir Platz. Alles macht eine Falle wie bei einer kleinen Gerichtsverhandlung.
Der zuständige, hohe Beamte ist noch an einer Sitzung und wird demnächst eintreffen. Wir werden gebeten zu warten. Immer wieder kommen Unterstellte um etwelche Akten auf dem Chefschreibtisch zu holen oder zu ordnen. Das Eintreffen des persönlichen Sekretärs ist ein Indiz, dass auch sein Chef innert nützlicher Zeit eintreffen könnte. Er macht die Vorprüfung der Dokumente auf Rechtmässigkeit und Vollständigkeit. Und siehe da, in der Tat wurden gewisse Passkopien dem falschen Dokument angehängt; das wird jetzt berichtigt. Nun kann er die Dokumente mit Beruhigung seinem Vorgesetzten zur Visierung bereitlegen. Bereitgestellt wird ebenfalls Füllfederhalter, Amtsstempel und Stempelkissen. Ich wähne mich in einer Amtsstube in einem alten Schwarz-Weiss-Film - das einzige was noch fehlt ist ein Tintenfass. Aber bis zu Wilhelm Busch wollen wir die Zeit auch nicht gerade zurückdrehen. Jetzt müssen noch die Piselotten auf den Tisch. Darum geht es ja schliesslich und diese willkürliche Bewilligung ist reines Mittel zum Zweck. Die Kosten sind gering. Umso mehr schlägt die Special Fee zu Buche .
Die Lüge wird im Islam als Mutter aller Sünden bezeichnet. Und doch ist Bangladesh laut offiziellen Statistiken das korrupteste Land der Erde. Zahlungen und Bestechungsgelder sind gang und gäbe. Für alles und jedes musst du Bakschisch verteilen oder in grösserem Ausmass schmieren. Unser OB erledigt solche Belange subtil für uns und sie sind in seiner Tagespauschale längstens einkalkuliert. Der einzige Service public in Bangla sind Polizisten, die die Bevölkerung mit sinnlosen, erpresserischen Kontrollen quälen. Als junge Frau solltest du dich keinesfalls ohne männliche Begleitung auf einem Polizeiposten einfinden, zu hoch ist das Risiko dass …
Nach einer Stunde beehrt uns der hohe Beamte mit seiner werten Anwesenheit. Wir erheben uns alle und begrüssen ihn, allerdings ohne Händedruck. Ich schätze ihn auf knapp vierzig Jahre. Da bleibt ihm noch reichlich Zeit bis zur Pensionierung Gebühren einzukassieren, es sei denn, die Regierung wird hinweggefegt. Da hat er eben Pech gehabt. Der OB trägt formeshalber in Bengali noch einmal unser Begehren vor. Der Commissioner nickt, sein persönlicher Sekretär reicht ihm den Schreiber und legt ihm Formular für Formular vor. Diese werden gestempelt und anschliessend unterzeichnet. Das ganze Prozedere dauert keine drei Minuten. Super, jetzt sind wir durch die Bürokratenmühle durch, besitzen eine Sonderbewilligung ohne Wartezeit und der sofortige Weg ist frei in die Gebiete Bandarban - Khagrachari - Rangamati - Hill Districts.

Rangamati
Die Stadt wartet Besuchenden im Kloster Rajbana Vihar mit der einbalsamierten Leiche des Guru Banabhante im Glassarg auf. Eine Portrait-Statue gelangt bei Prozessionen zur Präsentation. Ein weiteres buddhistisches Kloster ist Ananda Vihar, nicht weit vom Zentrum gelegen. Doch nur wegen der Klosteranlagen kommt niemand hierher. Die wirkliche Attraktion ist die Landschaft und der Kaptai-Stausee. Unsere Reise nach Rangamati beginnt in Chittagong. Hier haben wir vorgängig die Sonderbewilligung für die CHT eingeholt. Schon bald kommen bei einer ersten Militärkontrolle die neuen Dokumente auf den Prüfstand. Jetzt wird sich zeigen, ob die Sondergenehmigungen sauber sind. Der Fahrer wartet im Wagen und wir müssen mit dem OB persönlich im Wachhaus antreten. Einer nach dem anderen trägt ab Reisepass seine persönlichen Daten in ein überdimensionales Vormerkbuch ein. Nach einer halben Stunde geht die Reise weiter und wir erreichen den Panjatan Holiday Complex von Rangamati, etwas ausserhalb der Ortschaft direkt am Kaptai Lake. Viele Jahre blieb das gebirgige Hinterland hier im Osten der CHT für Ausländer unzugängliches Krisen- und Kriegsgebiet. Ich teile mir mit Tofu-Schämpu ein Zimmer, die anderen beiden zahlen etwas drauf und gönnen sich je ein Einzelzimmer. Es gibt genug freie Räume, denn das staatlich geführte Hotel ist praktisch nicht belegt. Nach längerer Zeit sind wir wieder einmal zwei Nächte am selben Ort. Wir ergreifen die Gelegenheit und geben im Hotel unsere Klamotten zum Waschen. Bei Notstand lege ich zwischendurch selber Hand an. Die praktische Funktionswäsche ist mit ein paar wenigen Handgriffen schnell ausgewaschen und am anderen Morgen immer trocken.
Nach Einbruch der Dunkelheit marschieren wir ins Zentrum von Rangamati. Es existiert keine öffentliche Beleuchtung. Gelegentlich fallen Lichtquellen aus Privathäusern auf die Strasse. Meine mitgebrachte Taschenlampe leistet mir gute Dienste, nicht zuletzt auch zur Verkehrssicherheit, damit uns die vorbeibrausenden CNG's nicht in den Rücken donnern. Nach zwanzig Minuten erreichen wir das kleine, hell erleuchtete Zentrum. Der gleichnamige Verwaltungssitz des Distrikts Rangamati zählt 65'000 Einwohner und ist gut überblickbar. Als absoluter zentraler Punkt mit einer hohen Besucherfrequenz, stellt sich eine einheimische Frittierbude heraus. Draussen vor dem Eingang bereitet ein Mann in Windeseile Teigfladen zu, ein anderer packt die vegetarische Füllung ein und frittiert die Teigtaschen - fertig sind die Mughlai Paratha.
https://www.youtube.com/watch?v=5cT4QsLbKXw
Sehen und gesehen werden, scheint auch hier ein beliebtes Gesellschaftsspiel zu sein. Unser OB sitzt zufällig auch schon hier - ein lustiger Abend beginnt. Leider ist erwartungsgemäss keine Hopfenkaltschale erhältlich und wir müssen uns mit heissen Cha begnügen. Ein Lichtblick für später sind zehn Büchsen gekühltes Bier, die wir auf dem Schwarzmarkt in Chittagong preiswert gekauft haben und nach der Rückkehr bald im Hotel saufen können.


"Die Lage ist hoffnungslos, das Volk der Chakma nicht mehr zu retten. Unsere Kultur und Sprache wird aussterben, der Menschenschlag untergehen! 1962 verloren wir wegen dem Staudammprojekt vierzig Prozent unseres Territoriums als geflutet und 100'000 Chakmas evakuiert wurden. Ersatzland haben wir nie erhalten. Unsere beste Zeit war unter britischer Kolonialherrschaft. Aber auch in der pakistanischen Epoche bis 1971 hatte unser Tribe weniger zu leiden. Nach dem Bürgerkrieg wurde unser Territorium von der neuen Nation Bangladesch allen Bürgern zur Besiedlung frei gegeben. Bis heute sind 400'000 Bengalen gekommen. Ich müsste mich schwer täuschen, wenn damit nicht staatsstrategische Ziele verfolgt werden. So war es seinerzeit vergleichsweise auch im Tibel. Einheimische Frauen wurden mit Soldaten der Chinesischen Volksarmee zwangsverheiratet, die Gene vermischt. So wird unser reines Volk innerhalb weniger Generationen eliminiert. Früher waren die CHT den Minderheiten vorbehalten. Der Damm brachte wenig neue Arbeitsplätze. Nicht jeder Bauer konnte ein Fischer werden, die Ausbeute vom See ist zu gering. Früher gab's viel Agrarwirtschaft. Heute sind die Leute Lohnarbeiter und die Kinder müssen mit dem Boot in entlegene Schulen, wo einzig Bangla gesprochen wird."
Das sind die bewegenden Worte des Dorfchief in Master Para, einer kleinen Siedlung am Kaptai Lake. Er gehört einer Untergruppe des Tribes an, der sich in der Region Rangamati angesiedelt hat. Es gibt noch Mara, Tripuri, Mru, Bawin, um nur einige weitere zu nennen. Der Mann ist ein pensionierter Volksschullehrer, sein Englisch schlecht verständlich, aber korrekt formuliert. Ich sitze in seiner guten Stube und trinke Schwarztee, während die anderen Jamaat-Member handgewebte Tücher besichtigen. Seine Frau bedient uns und sagt kein Wort, die hübschen drei Töchter sitzen draussen auf einer Bank - lieber hätte ich es umgekehrt. Nach längerer Diskussion begebe ich mich ebenfalls nach draussen, doch die Girls sind scheu wie Rehe und ich vermag sie nur mit Mühe für eine kleine Fotosession zu gewinnen. Wenn ich in ihre Gesichter sehe, wähne ich mich in Burma.
Viele Konflikte unserer Zeit lassen sich auf willkürlich gezogene Grenzen und künstlich konstruierte Nationalstaatsgebilde zurückführen. Da wird nationale Selbstbestimmung proklamiert, Freiheit für alle Bürger, Demokratie und Wohlfahrt die nie stattfinden kann. Hier hat der mitbeteiligte Westen seine eigenen Werte verraten.
Von der Ethnie her, müssten diese Tribevölker zum burmesischen Territorium gehören. Sie sehen alle aus wie Burmesen und ein Grossteil gehört dem buddhistischen Glauben an. Mit den Bengalen haben sie nichts gemein, ausser der aufgezwungenen Staatsbürgerschaft. Die Problematik ist mehrschichtig, doch ich bin überzeugt, dass hier wieder einmal eine ethnische Flurbereinigung stattfindet.

Als ich frühmorgens die Balkontüre öffne, beweist die Sonne gerade mit einem dramatischen Aufgang, was Allah so alles an Farben draufhat, wenn er in Stimmung ist. Anmutig schwebt die runde Kugel über dem See auf einem Bett von Dunst und Nebel wie eine Segnung und leuchtet orangerot, himmelwärts strebend in der Morgendämmerung. Links und rechts runden flankierende Nadelbäume das schöne Panorama ab. Mit ausgebreiteten Armen bestaune ich die betörend schöne Landschaft und geniesse die Stille mit vereinzelt wahrnehmbaren Vogelstimmen. Wasser kann ich noch immer nicht in Wein verwandeln, doch der Ausblick entreisst mich aller Sorgen des Alltags. Schnell rufe ich nach dem bedauernswerten Tofu-Schämpu, der wegen meinem nächtlichen Pressluftschnarchen längst wachliegt und mit seiner Morgengymnastik – eine Art Schwangerschaftsturnen im Bett - begonnen hat. Schnell ist er mit seiner Digiknipse zur Stelle und feuert eine Salve gegen den prächtigen Horizont ab.
Mit meiner Leidenschaft - dem Reisen – muss ich mich immer wieder neu arrangieren, versuchen auf dem Stimmungsorgasmus zu reiten und nicht runterzufallen, wie ein Surfer auf seiner Welle. Doch jeder Klimax geht einmal zu Ende. Reisen ist unbestreitbar eine harte Droge, wie jede Passion; sie macht süchtig und du brauchst immer mehr für den entscheidenden Kick. Alle deine Sensoren sind geöffnet, unglaublich was da alles abgeht, wenn du offen bist für Kontakte, Erlebnisse, Emotionen und Sinneseindrücke. Erleben ohne Ende auf dem Gipfel der Maslow-Pyramide. Das einzige was zählt ist unterwegs zu sein. Doch manchmal wache auch ich schweissgebadet in der Nacht auf und fühle mich erst gerettet, wenn ich realisiere, dass die unerträgliche Gruppenreise nur ein Albtraum war.

Unsere Bootsfahrt beginnt nicht weit vom Hotel entfernt. Wir legen die kurze Distanz bis zur Anlegestelle zu Fuss zurück. Dazu müssen wir die Hängebrücke überqueren. Bereits zu Beginn bieten sich schöne Fotomotive. "Himmel, Erde, Arsch und Zwirn, der OB hat ausgerechnet den miesesten Kahn für uns gechartert", fährt es mir über die Lippen, als ich den maroden Kahn sichte. "No doubt, der sackfaule Hund hat nur telefoniert und war vorher nicht selber vor Ort." Es steht eine breite Auswahl von freien Ausflugsbooten, allesamt mit gepolsterten Einzelsesseln oder einer Lounge, zur Verfügung. Nein so nicht! Ich bekomme einen sehr langen Hals und weigere mich einzusteigen, die übrige Jamaat pflichtet mir bei. Der OB ist gezwungen, sich um eine bessere Lösung bemühen. Es kommt zu einem Disput zwischen dem Bootsbesitzer und dem OB, weil ihm der erteilte Auftrag wieder abhanden geht. Zur Besänftigung überreicht ihm der OB 300 Taka. Ich diskutiere nicht weiter - das ist nicht mein Problem. Wir starten unsere Tour mit einem anderen Boot. Als potenzielle Entführungsopfer, müssen wir eine bewaffnete Eskorte von zwei Polizisten an Bord nehmen. Sie haben den Auftrag, uns bei Zwischenfällen zu beschützen. Es wäre nicht das erste Mal, dass mit Touristen Lösegeld erpresst wird. Die Situation ist allerdings nicht mit derjenigen der Mudschaheddin des Islamischen Staates (IS) oder der philippinischen Terrororganisation Abu Sayyaf vergleichbar. Bis jetzt haben alle Entführungsopfer – und es sind nicht deren viele - überlebt und es wurden keine Köpfe abgetrennt. Die politische Situation hat sich sogar etwas beruhigt, ist aber noch immer instabil. Immer wieder gibt es Scharmützel zwischen den ethnischen Minderheiten und den Regierungssoldaten. Die Gegend um den See gilt als nicht vollständig sicher und wir dürfen insgesamt an 6 freigegebene Stellen anlegen und Spots besuchen. Es sind dies: Hanging Bridge, Shuvalong Falls, Kaptai Town, Reserve Bazar Ghat, Tobot-Churi Ghat.
Unter lautem Dieselgeknatter gewinnen wir Fahrt. Der Lärm macht das ganze Feeling zur Schnecke. Glücklich, wer sich die weissen Knöpfe in die Ohren stecken kann. Moody Blues passt nicht schlecht zu dieser Szenerie. Die Tour nimmt den ganzen Tag in Anspruch und ist ganz nett.

Pitcairn, seit 40 Jahren auf der endlosen Reise.

Pitcairn hat mit seinem vierköpfigen Reiseteam Bangladesch in den Monaten Oktober - Dezember 2014 individuell bereist. Der Bericht ist ein Auszug aus der über zweihundertseitigen Globalversion Ein Land im fortgeschrittenen Zerfall. Die Publikation im Forum wird in den kommenden Monaten erfolgen.

 
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