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Pitcairn auf Sex- und Kulturreise quer durch Bangladesch.
"Sie will ein Kind von dir", übersetzt mein ortskundiger Begleiter (OB) die Worte der Salon-Chefin. Blankes Entsetzen überkommt mich. Was soll ich denn in meinem fortgeschrittenen Alter noch mit einem Chüngu (Karnickel). Ein Kind hätte enorme gesellschaftliche Konsequenzen. Nie und nimmer, lasse ich mich auf derartige Experimente ein. Ein solches Handeln kann nur auf unüberlegte Gedankengänge oder unkontrollierte Zuneigung zurückzuführen sein. Doch ich denke kaltberechnend mit westlicher Logik und nicht wie die Menschen hier.
Es ist Nachmittag und ich befinde mich zusammen mit meinen anderen Reisekameraden im Südwesten von Bangladesch in einem Beauty Salon in Cox's Bazar. Nach einer längeren Tour mit dem Toyota Landcruiser und Trekking in den Chittagong Hill Tracts, haben wir wahrlich eine Erholung nötig. Im Moment lassen wir uns eine Maniküre und Pediküre- Behandlung angedeihen. Extra-Miggu hat zuerst gezögert, sich aber dann von mir überzeugen lassen und sich für die gleiche Prozedur entschieden. Zeitlebens hat sich der Veterinär-Mediziner nie derartigen Komfort geleistet. "Warum denn nicht?", frage ich ihn, denn seine Füsse haben's wahrlich nötig. Die grau-gelben Zehennägel sehen aus wie drei Jahre abgelaufene Kartoffelchips. Er bleibt mir die Antwort schuldig, stellt sich aber mutig der ungewohnten Herausforderung. Chapeau, jetzt mutiert er auf seine alten Tage noch zu einem Dandy. Wer weiss, vielleicht können wir den gereiften Traveller und Junggesellen auf seine vorgerückten Jahre noch an eine passende Frau
bringen )). Nun sitzen wir beide im gleichen Raum auf unseren gepolsterten Behandlungssesseln, die Füsse im Einweichbad und die Pfötchen schon in der Behandlung. Ein junger Bangla neben mir lässt sich von einer aufgeblasenen Schwuchtel die Haare schneiden, N.B. damit sind auch die Achselhaare inbegriffen, wie ich später feststelle. Tofu-Schämpu und Balance-Glucke warten weiter hinten auf der Lounge im Empfangsraum. Ich hab's gerne lustig und seit geraumer Zeit schäkere ich mit meinen beiden jungen Girls. Eine ist eine blutjunge Hindu, bestenfalls 18 und dünn wie ein Storch, die andere etwas älter, gut proportioniert, christlichen Glaubens, spricht etwas Englisch und scheint mir für eine demütige Bengalin reichlich keck zu agieren. In Dhaka hat sie schon in einem Kosmetiksalon gearbeitet und ist wohl den Kontakt mit westlicher Kundschaft gewohnt. Weiss der Geier, ob sie eventuell auch Extra-Dienstleistungen anbietet; das würde mich nicht überraschen. In Kosmetik- und Massagesalons in Asien ist man sich da nie so ganz sicher. Ich merke, dass die Chefin latent auf ihre Mitarbeiterinnen eifersüchtig zu werden beginnt. Immer wieder öffnet sie die Türe einen Spalt und streckt den Kopf rein.
In ihrem farbigen Sari schätze ich sie um die 30; sie versteht, mit dem schönen Kleid aus rosa Benaresseide ihre Körperformen in die notwendige Erscheinung zu rücken und all die schönen Rundungen lassen Sinnliches erahnen. Ich habe keinerlei Präferenzen und will, dass die Kirche im Dorf, bzw. hierzulande die Moschee im Ort bleibt. Ich möchte bloss eine gute Zeit verbringen und winke ihr daher zu und bitte sie, uns ebenfalls Gesellschaft zu leisten. Sie ist hoch erfreut über meine Signale und lässt sich nicht zweimal bitten."Amar nam Pitcairn - ich heisse Pitcairn", stelle ich mich vor. Sie reicht mir die Hand und sagt: "Amara nama Purnima haya - mein Name ist Purnima".
So kommt es, dass je ein Girl meine Hände, das andere meine Füsse behandelt. So gefällt es mir. Heute findet die gute alte Zeit von morgen statt. Die Antwort über die Babyproduktion bleibe ich der Chefin vorläufig schuldig, vielleicht war's ja nur ein Witz, aber wir sind hier im Osten und da laufen die Hirnströme anders. Ein anfängliches verlegenes Lächeln, weicht mit der Zeit einem süffisanten Grinsen, während sie mir den Kopf und die Schultern massiert. Alle drei Damen sind völlig camerablind und können mit ihren chinesischen Smartphones nicht genug Pics zusammen mit mir schiessen. "Verdammt noch mal, jetzt habe ich schon bald 62 Kerzen auf dem Kuchen und die jungen Frauen haben noch immer Spass an mir", denke ich eitler Gockel. Wahrscheinlich ist es eher der Unterhaltungswert, die grosse Klappe oder die soziale Akzeptanz, der ein Effendi hier in dieser Gesellschaft seinen Respekt verdankt. Ein Frauentyp war ich zeitlebens nie, auch wenn es mir an zusprechenden weiblichen Seelen nie gemangelt hat; ich darf mich nicht beklagen. Was andere mit gutem Aussehen schaffen, gelingt mir mit meiner Ausstrahlung und Humor, wobei ich bei reiferen Frauen als Zusatzdosis noch eine Prise Lebensweisheit in die Waagschale lege. Die Masche funktioniert gar nicht so schlecht. Die reiferen Weiber wollen alle von mir etwas über den Sinn des Lebens erfahren und da weiss ich natürlich bestens Bescheid. Oh Gott, wenn die wüssten, dass bei mir die Menge von Lebenserfahrung und Lebensweisheit weit auseinanderklafft. Doch Menschen behandle ich immer fair. Diese Philosophie hat zeitlebens gut funktioniert und mich zufrieden gemacht. Mir war immer daran gelegen, mit den Menschen klar zu kommen und zu wissen, zu wem ich gehöre.
Zu wissen dass man könnte, aber ich nicht unbedingt muss. Vergnügen ja, Romanze nein – das funktioniert bei mir bestens. Nach verschiedenen Gruppenaufnahmen werde ich keck, schalte einen Gang höher, lege machomässig meinen Kopf etwas weiter nach hinten, wie wenn man mir im Salon die Haare waschen wollte. Doch es sind die prallen Brüste der Chefin, die durch den Sari drücken und meinen Kopf stützen. Sie scheint das Gefühl zu geniessen und tritt noch näher auf mich zu; ihr Stellenwert bei den Angestellten steigt. Die Girls posieren links und rechts von mir und ich umfasse sie mit beiden Armen um ihre Hüften; wenn das keine guten Fotos gibt. Die Fotosession hält eine geraume Weile an und die Stimmung steigt weiter.
Mit Alkohol oder Haschisch lässt sich jede Stimmung intensivieren und damit könnte man die Frauen aus der Reserve locken und die Pflegesession würde zu einer handfesten Party ausarten. Doch anstelle von Gin Fizz, Cuba Libre oder einem Cillum, wird hierzulande nur Schwarztee gereicht. Tofu-Schämpu ist vom lauten Lärm und Gelächter auf unser kleines Happening aufmerksam geworden und streckt ebenfalls neugierig seinen Kopf durch die Türe. Der permanent Gutgelaunte dockt sofort an unserem Partyfeeling an und feuert seine kleine Digiknipse ebenfalls ununterbrochen ab. Extra-Miggu scheint nicht zum Partyprinz geboren und schaut uninspiriert von seinem Behandlungssessel dem Treiben mehr oder weniger skeptisch und teilnahmslos zu. Die Chefin haucht mir ein paar Worte Bengal ins rechte Ohr und vergisst nicht, mich ganz unauffällig mit ihren Lippen zu berühren; es kitzelt und warmer Hauch umgibt mein Ohr. Die Symbolik weiss ich sehr wohl zu deuten und ich beginne mich zu fragen, was heute noch wohl alles auf mich zukommen wird.
Sexualität erhält ihren besonderen Reiz durch das Spiel der anfänglichen Zurückhaltung und Zierde. Diese reife Frau scheint eine Direktstrategie zu verfolgen und es gefällt mir, kein Süssholz raspeln zu müssen. Ihre Worte weiss ich aber nicht genau zu deuten.
Der eilig herbeigeholte OB übersetzt, dass ich heute um 21 Uhr zu einem Karaokeabend am Beach eingeladen bin. Die Frauen werden alle auf mich warten. Nun habe ich ungewollt das Verlangen von Purnima geweckt. Ich fühle mich geschmeichelt und lächle erfreut, bin mir aber noch nicht ganz schlüssig, ob ich der vielversprechenden Einladung folgen werde. Mal sehen, ob Pitcairn heute Abend noch Lust zum Zwitschern hat.
Schon am Ankunftstag war ich mit Tofu-Schämpu und Extra-Miggu während der Dunkelheit am Beach und wir sind dort eine weite Strecke den Strand entlang gelaufen. Um diese Zeit ist dort mehr Action als tagsüber beim Baden. Naturfreunde warten auf Schildkröten die zum Eierlegen an Land kommen, Liebespärchen benutzen die leeren Strandliegen für ihre Techtelmechtel, Kinder bieten Touristen uninspirierte Pseudo-Massagen an, Leute ohne Wohnsitz benutzen die Liegen zum Übernachten und es dürften vermutungsweise nach Mitternacht dort noch ganz andere Aktivitäten stattfinden.
Das Leben ist ein Kreislauf der Wiedergeburten, warum also sollte ich mich moralisch zusammenreissen, wenn der Tod nicht das Ende bedeutet. Ich kann auch noch im nächsten Leben eine anständige, bussfertige Vita hinlegen. Trotz fehlendem religiösen Eifer, darf ich in Belangen der Lebensmoral, eine vorzeigbare Bilanz vorweisen. Zu den Schlimmen und Gemeinen gehöre ich nicht, nur zu den Schlitzohren, wie eine frühere Liebhaberin zu sagen pflegte. Das feuert mich an, auf dieselbe Art und Weise weiterzumachen.
Die Mitglieder unserer Jamaat (Reisegruppe) haben sich auf Nachtruhe eingestellt. Kein Schwein sieht mich, als ich kurz vor 9 PM das Hotel erneut allein verlasse und in schnellen Schritten zu den Strandbuden zurücklaufe. Die drei Mädchen warten schon ungeduldig auf mich und ich lasse mich in das naheliegende Karaokelokal führen.
Karaoke ist in den 1970er-Jahren in Japan entstanden. Von dort aus hat sich dieses Partyspiel nach Südkorea, Thailand, auf die Philippinen und das übrige Asien ausgedehnt. Mittlerweile ist es weltweit verbreitet, obschon festzustellen ist, dass die asiatische Hemisphäre dafür eine besondere Affinität besitzt.
Karaoke ist eine spielerische Form der Selbstinszenierung. Die Mitspieler singen zum Instrumental-Playback bekannter Songs live ins Mikrofon. Der Begriff bedeutet leeres Orchester.
Eine Handvoll Leute scharen sich um einen Tisch und starren auf die Texte am Bildschirm vor Ihnen. Der Sound wird durch zusätzliche Lautsprecher verstärkt und zur Abwechslung ist es einmal Umweltverschmutzung der akustische Art, die hier dominiert. Für diese Unterhaltung habe ich als Westler nichts übrig. Meist exponieren sich Leute ohne Gesangstalent. Meine Girls schaffen es, die Qualität der Musikvorträge etwas zu heben, doch vermögen mich auch diese Darbietungen nicht zu überzeugen, zumal ich die Songs nicht kenne und die Sprache nicht verstehe. Ich muss passen und kann selbst pro forma nicht mitmachen. Nach einer halben Stunde gebe ich Purnima ein Zeichen und wir verabschieden uns auf Französisch.
Die Strandliege ist vom goldenen Schein des Mondlichts erleuchtet, der sich auf Purnimas Rücken ergiesst und mir in die Augen fällt. Der Sari ist leicht offen, für Bangla-Moralvorstellungen sicher zu viel abgewickelt und gibt auf einer Seite bereits etwas nackte Haut frei. Mein freizügiges Girl fühlt sich immer noch eingehüllt und dennoch frei. Die Stoffbahnen um ihre Hüfte und Beine lassen alle Bewegungen zu und die wenige blosse Haut bietet mir unerwartete Sinneseindrücke. Der Sari schafft es, Tag und Nacht zusammenzubringen. Er bedeckt die Haut, zeigt sie jedoch zugleich, macht sinnlich erfahrbar, wie kompliziert es ist, in einem islamischen Land eine moderne Frau zu sein. Das Gesicht von Purnima liegt im Dunkeln, nur den Strahlenkranz ihrer schwarzen Haare kann ich sehen. Ich lege mich neben sie und wir kuscheln aneinander. Meine Bewunderin ist mit Sicherheit nicht prüde und mehr als lebenserfahren. Ein Sari ist ein fünf Meter langer Schlauch und es bedarf mich einiges an subtilem Aufwand, mein Mädchen aus den Stoffbahnen herauszuschälen. Ein paar kleine Streifen an ihrem nackten Bauch bedürfen keine weiteren Erläuterungen - der Gentleman geniesst und frägt nicht weiter. Gelegentlich mag ich zum Zeitvertreib die Unbeschwertheit von ganz jungen Mädchen. Ich weide meine Augen an ihrer Schönheit und es macht Spass mit ihnen zu schäkern und im Bett herumzutollen. Doch es ist nicht, was einen reifen Mann wirklich nährt. Der höchste Grad des Entzückens und des Glücks, der äusserste Genuss, ist nicht der Akt selbst, sondern unser Verlangen danach. Das Bewusstsein, vielleicht sogar etwas nicht besitzen zu können.
Mein heutiges, schmuckes Beiwerk ist knapp dreissig Jahre jünger und ich kann an ihre Seele andocken und weiss, dass ich alles bekomme. Immer wieder versuche ich solchen Situationen auf meinen Reisen auszuweichen; manchmal gelingt es mir sogar. Ich erachte es als unfair, einer weiblichen Verbündeten unerfüllbare Hoffnungen zu machen. Trotzdem geht es um mehr als um den Genuss von niederer menschlicher Lust, sondern um Zuneigung und Sympathie. Mit Menschen spielt man nicht. Ich bearbeite die Hingebungsbereite zartfühlend mit Lippen, Zunge und Wimpern und sie schliesst ihre Augen und überlässt sich ihren Empfindungen. Das Blut beginnt unter ihrer Haut zu kochen.
Jetzt blickte sie mir so tief in die Augen, als ob sie mir ein grosses Geheimnis verraten möchte. Ich weiss, dass sie sich mit mir zu etwas Wichtigem in ihrem Leben verschwören will. Gerne möchte ich ihr bedeutungsvolle Worte sagen, doch ich muss aufpassen, dass ich sie nicht enttäusche. Ich bin kein passionierter Tränenwegwischer. Meinen Charme setze ich nicht gerne für niedere Zwecke ein.
Wir stehen auf, strecken unsere Kleider etwas zu recht und laufen in einsamer, dunkler Nacht manierlich nebeneinander dem Strand entlang. In einem islamischen Land gelten klare Sittengesetze. Mann und Frau laufen nicht händchenhaltend und schon gar nicht engumschlungen öffentlich herum - auch nicht an einem Beach.
Das Händchenhalten ist eigenartigerweise nur Brauchtum unter befreundeten Männern, und hat in wenigen Fällen mit Homosexualität zu tun, ist aber in der Öffentlichkeit akzeptiert. Bald liegt der Hauptstrand Laboni Beach und die dahinterliegenden Lichter der Verkaufsbuden und Hotels weit hinter uns und wir sind allein, wie man es in Bangla nur selten sein kann. Unsere Augen haben sich an die Nacht gewöhnt und der Vollmond leuchtet uns den Weg. Längst hat es keine Sonnenliegen mehr und der Strand erscheint weniger gepflegt. Für unsere nächtliche Bedarfsgemeinschaft habe ich vorgesorgt. Aus meinem Daypack entnehme ich eine grosse Baumwolldecke, bereite sie auf einer erhöhten Stelle aus und setze mich hin.
Meine Fee zieht mir das T-Shirt aus und drückt mich zurück, dass ich auf dem Stein zu liegen komme. Dann schliesse ich die Augen und verschränke die Hände unter meinem Kopf, während sie den Gürtel öffnet, die Hosen runterzieht und sich zwischen meine Beine kniet. Als mein Kopf wieder langsam klar wird, sehe ich sie mich anlächeln, gleich einer Löwin, die mit glänzendem Maul von ihrer Beute aufsieht. Die Konturen sind so vollkommen, wie man sie sich nur vorstellen kann, die horizontalen Linien ihrer Stirn, ihrer Augenbrauen und ihres Mundes in perfekter Harmonie mit den Vertikalen ihrer, schwarzen, glatten Haare und den durchscheinenden Samenfäden die von ihren Lippen hängen.
Mit geübtem Dreh wickle ich sie vollständig aus dem Sari und es bietet sich mir ein erhebender Augenblick. Als Konzession an die westliche Kleidung trägt sie einen praktischen Büstenhalter, dessen Dreifach-Hakenverschluss am Rücken ich schnell in den Griff kriege und öffne. Augen, so vollkommen geformt, wie es eben bengalische Augen nur sein können, die Augen einer Göttin, die schönsten Augen der Welt, blickten unschuldig und konzentriert auf mich. Ihre vollen Lippen bergen das Versprechen, ganz sanft zu sein. Ich kann meine Augen nicht von der Frau abwenden, die ihre schönen braunen Brüste nur sehr unvollständig unter ihren schwarzen Haaren verbirgt. Ihre Nippel stehen fest und ehrlich hervor.
Manche mögen's weich - ich gehöre dazu, den mir behagen körperlich verschwenderisch ausgestaltete Frauen. Ich habe mir schon vor über vierzig Jahren gesagt, warum nicht ins ferne Ausland gehen und andere Frauen, andere Küsse, andere Berührungen auskosten, bevor man sich vielleicht später zuhause im angestammten Kulturkreis definitiv festlegt. Es ist nun anders herausgekommen, später ist es nie geworden und ein Zuhause suche ich noch heute; zeitlebens bin ich bei meinen Ausländerinnen geblieben. Meine innere Überzeugung würde rebellieren, wenn ich sage, ich hätte etwas falsch gemacht.
Ich fühle mich in einem Schöpfrad voll brodelndes Lebens. Nur eine Verknüpfung zu meinen Vorfahren wirft mich nicht aus dem genetischen Roulette. Die Kollision von Zuneigung und Sehnsucht hält mich zurück. Ich fühle mich von einem jahrhundertealten, von alters her geträumten und vorhergesagten Wogen und Brausen mitgerissen, hinweg vom Skelett von Raum und Zeit. Ich wechsle in eine andere parallele Dimension, auf die Kehrseite einer von Geistern bevölkerten Welt. Manches was ich Purnima in die Ohren flüstere ist nur für meinen Beichtvater bestimmt, doch den habe ich schon längst in die Wüste geschickt.
Sexuelle Abläufe sind von der Natur auf biochemische Parameter, letztlich auf makromolekularem Weg, vorprogrammiert, Paarungsabläufe zur Sodomieverhinderung oft sogar ausserordentlich genau. Es ist das uralte Anti-Reich-Mantra. Wilhelm Reich, dieser ordnungsfanatische Bösewicht, wollte sexuelle Verhaltensnormen aufstellen, statt Varianten natürlicher Abläufe diagnostizieren.
Ich spüre das Pulsieren meiner Venen und Adern, das einzigartige Erschauern meines Körpers, das Beben der Membranen und Knorpel, das schliesslich in einem zarten, rhythmischen Schlagen konkrete Gestalt annimmt, wie das Gewebe, das sich in alle Richtungen ausdehnt. Bis ich mich schliesslich nicht länger von jenem Kribbeln durchdrungen fühle. Meine Glieder scheinen wieder mir zu gehören, Zelle für Zelle erwacht aus der Ekstase und die Energie fliesst zwischen Erinnerungsfetzen in sie zurück. Und dann, das Aufblitzen des Bewusstseins, die Gewissheit, meinen Körper mit einem anderen vollständig verschmolzen zu haben.
Ich habe das Gefühl, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.
Pitcairn, seit 40 Jahren auf der endlosen Reise.
Pitcairn hat mit seinem vierköpfigen Reiseteam Bangladesch in den Monaten Oktober - Dezember 2014 individuell bereist. Der Bericht ist ein Auszug aus der über zweihundertseitigen Globalversion Ein Land im fortgeschrittenen Zerfall. Die Publikation im Forum wird in den kommenden Monaten erfolgen.
Anhang anzeigen 127996
"Sie will ein Kind von dir", übersetzt mein ortskundiger Begleiter (OB) die Worte der Salon-Chefin. Blankes Entsetzen überkommt mich. Was soll ich denn in meinem fortgeschrittenen Alter noch mit einem Chüngu (Karnickel). Ein Kind hätte enorme gesellschaftliche Konsequenzen. Nie und nimmer, lasse ich mich auf derartige Experimente ein. Ein solches Handeln kann nur auf unüberlegte Gedankengänge oder unkontrollierte Zuneigung zurückzuführen sein. Doch ich denke kaltberechnend mit westlicher Logik und nicht wie die Menschen hier.
Es ist Nachmittag und ich befinde mich zusammen mit meinen anderen Reisekameraden im Südwesten von Bangladesch in einem Beauty Salon in Cox's Bazar. Nach einer längeren Tour mit dem Toyota Landcruiser und Trekking in den Chittagong Hill Tracts, haben wir wahrlich eine Erholung nötig. Im Moment lassen wir uns eine Maniküre und Pediküre- Behandlung angedeihen. Extra-Miggu hat zuerst gezögert, sich aber dann von mir überzeugen lassen und sich für die gleiche Prozedur entschieden. Zeitlebens hat sich der Veterinär-Mediziner nie derartigen Komfort geleistet. "Warum denn nicht?", frage ich ihn, denn seine Füsse haben's wahrlich nötig. Die grau-gelben Zehennägel sehen aus wie drei Jahre abgelaufene Kartoffelchips. Er bleibt mir die Antwort schuldig, stellt sich aber mutig der ungewohnten Herausforderung. Chapeau, jetzt mutiert er auf seine alten Tage noch zu einem Dandy. Wer weiss, vielleicht können wir den gereiften Traveller und Junggesellen auf seine vorgerückten Jahre noch an eine passende Frau
bringen )). Nun sitzen wir beide im gleichen Raum auf unseren gepolsterten Behandlungssesseln, die Füsse im Einweichbad und die Pfötchen schon in der Behandlung. Ein junger Bangla neben mir lässt sich von einer aufgeblasenen Schwuchtel die Haare schneiden, N.B. damit sind auch die Achselhaare inbegriffen, wie ich später feststelle. Tofu-Schämpu und Balance-Glucke warten weiter hinten auf der Lounge im Empfangsraum. Ich hab's gerne lustig und seit geraumer Zeit schäkere ich mit meinen beiden jungen Girls. Eine ist eine blutjunge Hindu, bestenfalls 18 und dünn wie ein Storch, die andere etwas älter, gut proportioniert, christlichen Glaubens, spricht etwas Englisch und scheint mir für eine demütige Bengalin reichlich keck zu agieren. In Dhaka hat sie schon in einem Kosmetiksalon gearbeitet und ist wohl den Kontakt mit westlicher Kundschaft gewohnt. Weiss der Geier, ob sie eventuell auch Extra-Dienstleistungen anbietet; das würde mich nicht überraschen. In Kosmetik- und Massagesalons in Asien ist man sich da nie so ganz sicher. Ich merke, dass die Chefin latent auf ihre Mitarbeiterinnen eifersüchtig zu werden beginnt. Immer wieder öffnet sie die Türe einen Spalt und streckt den Kopf rein.
In ihrem farbigen Sari schätze ich sie um die 30; sie versteht, mit dem schönen Kleid aus rosa Benaresseide ihre Körperformen in die notwendige Erscheinung zu rücken und all die schönen Rundungen lassen Sinnliches erahnen. Ich habe keinerlei Präferenzen und will, dass die Kirche im Dorf, bzw. hierzulande die Moschee im Ort bleibt. Ich möchte bloss eine gute Zeit verbringen und winke ihr daher zu und bitte sie, uns ebenfalls Gesellschaft zu leisten. Sie ist hoch erfreut über meine Signale und lässt sich nicht zweimal bitten."Amar nam Pitcairn - ich heisse Pitcairn", stelle ich mich vor. Sie reicht mir die Hand und sagt: "Amara nama Purnima haya - mein Name ist Purnima".
So kommt es, dass je ein Girl meine Hände, das andere meine Füsse behandelt. So gefällt es mir. Heute findet die gute alte Zeit von morgen statt. Die Antwort über die Babyproduktion bleibe ich der Chefin vorläufig schuldig, vielleicht war's ja nur ein Witz, aber wir sind hier im Osten und da laufen die Hirnströme anders. Ein anfängliches verlegenes Lächeln, weicht mit der Zeit einem süffisanten Grinsen, während sie mir den Kopf und die Schultern massiert. Alle drei Damen sind völlig camerablind und können mit ihren chinesischen Smartphones nicht genug Pics zusammen mit mir schiessen. "Verdammt noch mal, jetzt habe ich schon bald 62 Kerzen auf dem Kuchen und die jungen Frauen haben noch immer Spass an mir", denke ich eitler Gockel. Wahrscheinlich ist es eher der Unterhaltungswert, die grosse Klappe oder die soziale Akzeptanz, der ein Effendi hier in dieser Gesellschaft seinen Respekt verdankt. Ein Frauentyp war ich zeitlebens nie, auch wenn es mir an zusprechenden weiblichen Seelen nie gemangelt hat; ich darf mich nicht beklagen. Was andere mit gutem Aussehen schaffen, gelingt mir mit meiner Ausstrahlung und Humor, wobei ich bei reiferen Frauen als Zusatzdosis noch eine Prise Lebensweisheit in die Waagschale lege. Die Masche funktioniert gar nicht so schlecht. Die reiferen Weiber wollen alle von mir etwas über den Sinn des Lebens erfahren und da weiss ich natürlich bestens Bescheid. Oh Gott, wenn die wüssten, dass bei mir die Menge von Lebenserfahrung und Lebensweisheit weit auseinanderklafft. Doch Menschen behandle ich immer fair. Diese Philosophie hat zeitlebens gut funktioniert und mich zufrieden gemacht. Mir war immer daran gelegen, mit den Menschen klar zu kommen und zu wissen, zu wem ich gehöre.
Zu wissen dass man könnte, aber ich nicht unbedingt muss. Vergnügen ja, Romanze nein – das funktioniert bei mir bestens. Nach verschiedenen Gruppenaufnahmen werde ich keck, schalte einen Gang höher, lege machomässig meinen Kopf etwas weiter nach hinten, wie wenn man mir im Salon die Haare waschen wollte. Doch es sind die prallen Brüste der Chefin, die durch den Sari drücken und meinen Kopf stützen. Sie scheint das Gefühl zu geniessen und tritt noch näher auf mich zu; ihr Stellenwert bei den Angestellten steigt. Die Girls posieren links und rechts von mir und ich umfasse sie mit beiden Armen um ihre Hüften; wenn das keine guten Fotos gibt. Die Fotosession hält eine geraume Weile an und die Stimmung steigt weiter.
Mit Alkohol oder Haschisch lässt sich jede Stimmung intensivieren und damit könnte man die Frauen aus der Reserve locken und die Pflegesession würde zu einer handfesten Party ausarten. Doch anstelle von Gin Fizz, Cuba Libre oder einem Cillum, wird hierzulande nur Schwarztee gereicht. Tofu-Schämpu ist vom lauten Lärm und Gelächter auf unser kleines Happening aufmerksam geworden und streckt ebenfalls neugierig seinen Kopf durch die Türe. Der permanent Gutgelaunte dockt sofort an unserem Partyfeeling an und feuert seine kleine Digiknipse ebenfalls ununterbrochen ab. Extra-Miggu scheint nicht zum Partyprinz geboren und schaut uninspiriert von seinem Behandlungssessel dem Treiben mehr oder weniger skeptisch und teilnahmslos zu. Die Chefin haucht mir ein paar Worte Bengal ins rechte Ohr und vergisst nicht, mich ganz unauffällig mit ihren Lippen zu berühren; es kitzelt und warmer Hauch umgibt mein Ohr. Die Symbolik weiss ich sehr wohl zu deuten und ich beginne mich zu fragen, was heute noch wohl alles auf mich zukommen wird.
Sexualität erhält ihren besonderen Reiz durch das Spiel der anfänglichen Zurückhaltung und Zierde. Diese reife Frau scheint eine Direktstrategie zu verfolgen und es gefällt mir, kein Süssholz raspeln zu müssen. Ihre Worte weiss ich aber nicht genau zu deuten.
Der eilig herbeigeholte OB übersetzt, dass ich heute um 21 Uhr zu einem Karaokeabend am Beach eingeladen bin. Die Frauen werden alle auf mich warten. Nun habe ich ungewollt das Verlangen von Purnima geweckt. Ich fühle mich geschmeichelt und lächle erfreut, bin mir aber noch nicht ganz schlüssig, ob ich der vielversprechenden Einladung folgen werde. Mal sehen, ob Pitcairn heute Abend noch Lust zum Zwitschern hat.
Schon am Ankunftstag war ich mit Tofu-Schämpu und Extra-Miggu während der Dunkelheit am Beach und wir sind dort eine weite Strecke den Strand entlang gelaufen. Um diese Zeit ist dort mehr Action als tagsüber beim Baden. Naturfreunde warten auf Schildkröten die zum Eierlegen an Land kommen, Liebespärchen benutzen die leeren Strandliegen für ihre Techtelmechtel, Kinder bieten Touristen uninspirierte Pseudo-Massagen an, Leute ohne Wohnsitz benutzen die Liegen zum Übernachten und es dürften vermutungsweise nach Mitternacht dort noch ganz andere Aktivitäten stattfinden.
Das Leben ist ein Kreislauf der Wiedergeburten, warum also sollte ich mich moralisch zusammenreissen, wenn der Tod nicht das Ende bedeutet. Ich kann auch noch im nächsten Leben eine anständige, bussfertige Vita hinlegen. Trotz fehlendem religiösen Eifer, darf ich in Belangen der Lebensmoral, eine vorzeigbare Bilanz vorweisen. Zu den Schlimmen und Gemeinen gehöre ich nicht, nur zu den Schlitzohren, wie eine frühere Liebhaberin zu sagen pflegte. Das feuert mich an, auf dieselbe Art und Weise weiterzumachen.
Die Mitglieder unserer Jamaat (Reisegruppe) haben sich auf Nachtruhe eingestellt. Kein Schwein sieht mich, als ich kurz vor 9 PM das Hotel erneut allein verlasse und in schnellen Schritten zu den Strandbuden zurücklaufe. Die drei Mädchen warten schon ungeduldig auf mich und ich lasse mich in das naheliegende Karaokelokal führen.
Karaoke ist in den 1970er-Jahren in Japan entstanden. Von dort aus hat sich dieses Partyspiel nach Südkorea, Thailand, auf die Philippinen und das übrige Asien ausgedehnt. Mittlerweile ist es weltweit verbreitet, obschon festzustellen ist, dass die asiatische Hemisphäre dafür eine besondere Affinität besitzt.
Karaoke ist eine spielerische Form der Selbstinszenierung. Die Mitspieler singen zum Instrumental-Playback bekannter Songs live ins Mikrofon. Der Begriff bedeutet leeres Orchester.
Eine Handvoll Leute scharen sich um einen Tisch und starren auf die Texte am Bildschirm vor Ihnen. Der Sound wird durch zusätzliche Lautsprecher verstärkt und zur Abwechslung ist es einmal Umweltverschmutzung der akustische Art, die hier dominiert. Für diese Unterhaltung habe ich als Westler nichts übrig. Meist exponieren sich Leute ohne Gesangstalent. Meine Girls schaffen es, die Qualität der Musikvorträge etwas zu heben, doch vermögen mich auch diese Darbietungen nicht zu überzeugen, zumal ich die Songs nicht kenne und die Sprache nicht verstehe. Ich muss passen und kann selbst pro forma nicht mitmachen. Nach einer halben Stunde gebe ich Purnima ein Zeichen und wir verabschieden uns auf Französisch.
Die Strandliege ist vom goldenen Schein des Mondlichts erleuchtet, der sich auf Purnimas Rücken ergiesst und mir in die Augen fällt. Der Sari ist leicht offen, für Bangla-Moralvorstellungen sicher zu viel abgewickelt und gibt auf einer Seite bereits etwas nackte Haut frei. Mein freizügiges Girl fühlt sich immer noch eingehüllt und dennoch frei. Die Stoffbahnen um ihre Hüfte und Beine lassen alle Bewegungen zu und die wenige blosse Haut bietet mir unerwartete Sinneseindrücke. Der Sari schafft es, Tag und Nacht zusammenzubringen. Er bedeckt die Haut, zeigt sie jedoch zugleich, macht sinnlich erfahrbar, wie kompliziert es ist, in einem islamischen Land eine moderne Frau zu sein. Das Gesicht von Purnima liegt im Dunkeln, nur den Strahlenkranz ihrer schwarzen Haare kann ich sehen. Ich lege mich neben sie und wir kuscheln aneinander. Meine Bewunderin ist mit Sicherheit nicht prüde und mehr als lebenserfahren. Ein Sari ist ein fünf Meter langer Schlauch und es bedarf mich einiges an subtilem Aufwand, mein Mädchen aus den Stoffbahnen herauszuschälen. Ein paar kleine Streifen an ihrem nackten Bauch bedürfen keine weiteren Erläuterungen - der Gentleman geniesst und frägt nicht weiter. Gelegentlich mag ich zum Zeitvertreib die Unbeschwertheit von ganz jungen Mädchen. Ich weide meine Augen an ihrer Schönheit und es macht Spass mit ihnen zu schäkern und im Bett herumzutollen. Doch es ist nicht, was einen reifen Mann wirklich nährt. Der höchste Grad des Entzückens und des Glücks, der äusserste Genuss, ist nicht der Akt selbst, sondern unser Verlangen danach. Das Bewusstsein, vielleicht sogar etwas nicht besitzen zu können.
Mein heutiges, schmuckes Beiwerk ist knapp dreissig Jahre jünger und ich kann an ihre Seele andocken und weiss, dass ich alles bekomme. Immer wieder versuche ich solchen Situationen auf meinen Reisen auszuweichen; manchmal gelingt es mir sogar. Ich erachte es als unfair, einer weiblichen Verbündeten unerfüllbare Hoffnungen zu machen. Trotzdem geht es um mehr als um den Genuss von niederer menschlicher Lust, sondern um Zuneigung und Sympathie. Mit Menschen spielt man nicht. Ich bearbeite die Hingebungsbereite zartfühlend mit Lippen, Zunge und Wimpern und sie schliesst ihre Augen und überlässt sich ihren Empfindungen. Das Blut beginnt unter ihrer Haut zu kochen.
Jetzt blickte sie mir so tief in die Augen, als ob sie mir ein grosses Geheimnis verraten möchte. Ich weiss, dass sie sich mit mir zu etwas Wichtigem in ihrem Leben verschwören will. Gerne möchte ich ihr bedeutungsvolle Worte sagen, doch ich muss aufpassen, dass ich sie nicht enttäusche. Ich bin kein passionierter Tränenwegwischer. Meinen Charme setze ich nicht gerne für niedere Zwecke ein.
Wir stehen auf, strecken unsere Kleider etwas zu recht und laufen in einsamer, dunkler Nacht manierlich nebeneinander dem Strand entlang. In einem islamischen Land gelten klare Sittengesetze. Mann und Frau laufen nicht händchenhaltend und schon gar nicht engumschlungen öffentlich herum - auch nicht an einem Beach.
Das Händchenhalten ist eigenartigerweise nur Brauchtum unter befreundeten Männern, und hat in wenigen Fällen mit Homosexualität zu tun, ist aber in der Öffentlichkeit akzeptiert. Bald liegt der Hauptstrand Laboni Beach und die dahinterliegenden Lichter der Verkaufsbuden und Hotels weit hinter uns und wir sind allein, wie man es in Bangla nur selten sein kann. Unsere Augen haben sich an die Nacht gewöhnt und der Vollmond leuchtet uns den Weg. Längst hat es keine Sonnenliegen mehr und der Strand erscheint weniger gepflegt. Für unsere nächtliche Bedarfsgemeinschaft habe ich vorgesorgt. Aus meinem Daypack entnehme ich eine grosse Baumwolldecke, bereite sie auf einer erhöhten Stelle aus und setze mich hin.
Meine Fee zieht mir das T-Shirt aus und drückt mich zurück, dass ich auf dem Stein zu liegen komme. Dann schliesse ich die Augen und verschränke die Hände unter meinem Kopf, während sie den Gürtel öffnet, die Hosen runterzieht und sich zwischen meine Beine kniet. Als mein Kopf wieder langsam klar wird, sehe ich sie mich anlächeln, gleich einer Löwin, die mit glänzendem Maul von ihrer Beute aufsieht. Die Konturen sind so vollkommen, wie man sie sich nur vorstellen kann, die horizontalen Linien ihrer Stirn, ihrer Augenbrauen und ihres Mundes in perfekter Harmonie mit den Vertikalen ihrer, schwarzen, glatten Haare und den durchscheinenden Samenfäden die von ihren Lippen hängen.
Mit geübtem Dreh wickle ich sie vollständig aus dem Sari und es bietet sich mir ein erhebender Augenblick. Als Konzession an die westliche Kleidung trägt sie einen praktischen Büstenhalter, dessen Dreifach-Hakenverschluss am Rücken ich schnell in den Griff kriege und öffne. Augen, so vollkommen geformt, wie es eben bengalische Augen nur sein können, die Augen einer Göttin, die schönsten Augen der Welt, blickten unschuldig und konzentriert auf mich. Ihre vollen Lippen bergen das Versprechen, ganz sanft zu sein. Ich kann meine Augen nicht von der Frau abwenden, die ihre schönen braunen Brüste nur sehr unvollständig unter ihren schwarzen Haaren verbirgt. Ihre Nippel stehen fest und ehrlich hervor.
Manche mögen's weich - ich gehöre dazu, den mir behagen körperlich verschwenderisch ausgestaltete Frauen. Ich habe mir schon vor über vierzig Jahren gesagt, warum nicht ins ferne Ausland gehen und andere Frauen, andere Küsse, andere Berührungen auskosten, bevor man sich vielleicht später zuhause im angestammten Kulturkreis definitiv festlegt. Es ist nun anders herausgekommen, später ist es nie geworden und ein Zuhause suche ich noch heute; zeitlebens bin ich bei meinen Ausländerinnen geblieben. Meine innere Überzeugung würde rebellieren, wenn ich sage, ich hätte etwas falsch gemacht.
Ich fühle mich in einem Schöpfrad voll brodelndes Lebens. Nur eine Verknüpfung zu meinen Vorfahren wirft mich nicht aus dem genetischen Roulette. Die Kollision von Zuneigung und Sehnsucht hält mich zurück. Ich fühle mich von einem jahrhundertealten, von alters her geträumten und vorhergesagten Wogen und Brausen mitgerissen, hinweg vom Skelett von Raum und Zeit. Ich wechsle in eine andere parallele Dimension, auf die Kehrseite einer von Geistern bevölkerten Welt. Manches was ich Purnima in die Ohren flüstere ist nur für meinen Beichtvater bestimmt, doch den habe ich schon längst in die Wüste geschickt.
Sexuelle Abläufe sind von der Natur auf biochemische Parameter, letztlich auf makromolekularem Weg, vorprogrammiert, Paarungsabläufe zur Sodomieverhinderung oft sogar ausserordentlich genau. Es ist das uralte Anti-Reich-Mantra. Wilhelm Reich, dieser ordnungsfanatische Bösewicht, wollte sexuelle Verhaltensnormen aufstellen, statt Varianten natürlicher Abläufe diagnostizieren.
Ich spüre das Pulsieren meiner Venen und Adern, das einzigartige Erschauern meines Körpers, das Beben der Membranen und Knorpel, das schliesslich in einem zarten, rhythmischen Schlagen konkrete Gestalt annimmt, wie das Gewebe, das sich in alle Richtungen ausdehnt. Bis ich mich schliesslich nicht länger von jenem Kribbeln durchdrungen fühle. Meine Glieder scheinen wieder mir zu gehören, Zelle für Zelle erwacht aus der Ekstase und die Energie fliesst zwischen Erinnerungsfetzen in sie zurück. Und dann, das Aufblitzen des Bewusstseins, die Gewissheit, meinen Körper mit einem anderen vollständig verschmolzen zu haben.
Ich habe das Gefühl, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.
Pitcairn, seit 40 Jahren auf der endlosen Reise.
Pitcairn hat mit seinem vierköpfigen Reiseteam Bangladesch in den Monaten Oktober - Dezember 2014 individuell bereist. Der Bericht ist ein Auszug aus der über zweihundertseitigen Globalversion Ein Land im fortgeschrittenen Zerfall. Die Publikation im Forum wird in den kommenden Monaten erfolgen.
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