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Teil 18 Aranaa im Land der Farangs, zweite Auflage(1)
Aranaas erster Österreichbesuch war im Sommer/Anfang Herbst, wo es noch einigermaßen warm war. Diesmal kam sie jedoch Mitte März. Ich warnte sie vor, dass die Temperaturen möglicherweise gelegentlich in einem Bereich liegen könnten, den sie zuvor noch nie erlebt hat.
Der Flieger landete gegen 19h, draußen war es dunkel und es hatte es unter 10 Grad. Schnee lag keiner mehr, aber auf der Fahrt zum Flughafen hatte ich immer wieder dichten Nebel. Ich hatte sicherheitshalber zusätzliche Kleidung für sie mitgenommen. Dann kam sie heraus, enthusiastische Begrüßung. Sie hatte eine enge Leggins und eine dünne Jacke über ihrem T-Shirt an. Ich bot ihr eine warme Weste an. Nein, braucht sie nicht. Zu was soll das gut sein?
Wir gingen los und verließen den Flughafen. Als sie durch die Ausgangstüre ging, kam die erwartete Reaktion… „ohhh, Darling. kalt…“ und griff zur Weste. Aha. Lession learned. ;). Es geht eben nichts über persönlich gemachte Erfahrungen.
Zuhause angekommen wurde (nach einer ausgiebigen und standesgemäßen privaten Welcome-Party unter 4 Augen) die Wohnung inspiziert. „Darling, nicht sauber“ lautete ihr erwartbares Urteil. Aber diesmal hatte ich mit einer Reaktion in dieser Art gerechnet, inzwischen wusste ich ja, dass meine Maßstäbe und ihre Maßstäbe sich auf diesem Gebiet etwas voneinander unterschieden.
Aber in einem Punkt war sie etwas traurig… und ich war das auch. Sie hatte letztes Mal für meine Wohnung Orchideen gekauft. Ich war in der Zeit der Abwesenheit von Aranaa sehr darauf bedacht, diese nicht verdursten zu lassen. Was ich allerdings nicht wusste… Orchideen brauchen wenig Wasser. Und so hatte ich in allerbester Absicht die Blumen nahezu alle ersäuft
In den nächsten 2 Tagen gab es ein Wiedersehen mit meiner Familie und die Wohnung wurde in Sachen Sauberkeit wieder auf ihren Level gebracht. Dann… es war Sonntagmorgen… ich schlief noch und wurde geweckt durch ein aufgeregtes Schreien von Aranaa. „Darling, schnell, schnell. Komm, komm!!!“
Hääää? Ist irgendetwas passiert? Ich tapste etwas unsicher ins Wohnzimmer um zu sehen was los war. Zuerst verstand ich ihre Aufregung nicht, aber dann sah ich es auch. Es schneite! Der Schnee fiel in dicken Flocken vom Himmel. In ihrer Begeisterung machte Aranaa die Balkontüre auf und wollte, fast nackt wie sie war, ins Freie hinaus … und war genauso schnell wieder drinnen.
„Uhhhh, Darling. Kalt.“ Ich schaffte es fast, aber nicht ganz, mir das Grinsen zu verkneifen. Ok. Lesson learned again.
Sie zog sich an und ging nochmals auf den Balkon hinaus. Dort wartete der nächste Wow-Effekt auf sie: beim Ausatmen sah sie ihren eigenen Atem! Aranaa im Wunderland ;)
Wir gingen ins Freie auf eine Wiese, wo Aranaa voll Begeisterung im Schnee herumtanzte. Ich glaube, sie war an dem Tag der einzige Mensch im Umkreis von mindestens 100 km, der sich jetzt am Ende des Winters so sehr über Schnee freute. Als Nächstes gab es ein kleines Fotoshooting für ihre Familie inklusive Einrichtung einer spontanen Live-Schaltung per Line nach Nakhon Ratchasima zum ihrem Neffen ( der dort damals als einziger über ein Smartphone verfügte). Auch eine kleine Schneeballschlacht gehörte natürlich zum Standardprogramm solcher Situationen.
Am Wochenende besuchte ich mit Aranaa Freunde, die in einem etwas höher gelegenen Gegend wohnen. Dort lag mindestens noch ein Meter Schnee und wir machten einen Spaziergang durch einen frisch beschneiten Wald. Die weißen Bäume und der zugefrorene Teich im Garten meiner Freunde machten einen ebenso großen Eindruck auf sie wie der dicke Pullover, die Handschuhe, die Pelzstiefel und die Mütze, die sie anziehen bzw. aufsetzen musste.
Aranaa fand sich in meiner Welt sehr schnell wieder zurecht. Sie ging mittlerweile schon selbständig zum Eurospar einkaufen und fuhr alleine mit den öffentlichen Verkehrsmittel auf Besuch zu meiner Mutter.
Zuhause widmeten wir uns intensiv dem Studium der deutschen Sprache. Aranaa hatte alle Unterlagen mitgenommen und wir begannen zu lernen. Es war mühsam, sehr mühsam… wir kamen nur langsam voran. Im Laufe der Zeit begann ich zu verstehen, dass ihre Lernprobleme nur teilweise mit der deutschen Sprache selbst zu tun hatten.
Ein Teil ihrer Schwierigkeiten kam davon, weil sie unsere Lebensweise noch viel zu wenig kannte. Ein Beispiel: im Lernbuch musste sie einen Dialog über einen Fahrscheinautomaten vervollständigen. Sie verstand nichts. Ich erklärte mehrfach und erntete nur verständnislose Blicke. Irgendwann ging mir jedoch ein Licht auf: sie hatte keine Ahnung was ein Fahrscheinautomat überhaupt ist. Daraufhin ging ich mit ihr hinunter auf die Straße, wo eine Haltestelle mit einem Fahrscheinautomaten war und erklärte ihr wozu dieser benötigt wird. Nach diesem kleinen praxisbezogenen Anschauungsunterricht war die kleine Aufgabe im Nu gelöst.
Es kam auch immer wieder zu Problemen, weil sie die üblichen deutschen Vornamen ebenso wenig kannte wie die vielen deutsche Städte, die immer wieder in den Texten vorkamen. Sie erkannte diese nicht als Eigennamen und dachte, dass dies irgendwelche deutschen Wörter sind.
In Laufe der Zeit lernte ich Aranaa immer besser kennen und machte einige überraschende Entdeckungen.
Musik spielt in ihrem Leben keine allzu große Rolle. Sie singt gelegentlich beim Kochen, aber Musik hört sie kaum. Es stellte sich jedoch heraus, dass sie einige Farang-Songs besonders gerne mochte… das war „Hotel California“ von den Eagles und … man kann es fast nicht glauben … „Nothing else matters“ von Metallica. Als ich einmal den Rock-Song „Child in Time“ aus dem 71’er Jahr von Deep Purple spielte, reagierte sie sofort. Sie konnte sich noch erinnern, dass ich den Song bei ihrem ersten Besuch auch einmal gespielt hatte. Eine Thai, die auf HardRock-Oldies abfährt. Schräg…
Aranaa hat per Line immer wieder Kontakt zu ihrer alten Freundin Jun Jun, die seit einigen Jahren in Schweden verheiratet ist. Ich weiß nicht mehr, wie es dazu kam… aber plötzlich stand die Idee im Raum, dass wir für 2 Wochen nach Schweden fahren und ihre Freundin besuchen. Ich stand dem recht positiv gegenüber. Ich war noch nie in diesem Land und beruflich betrachtet war die Zeit auch günstig... mein letztes Projekt war zu Ende und ein Nachfolge-Projekt stand noch nicht fest. Ideale Zeit also für einen Urlaub. Noch einmal ein Telefonat mit ihrer Freundin und es stand fest.
Wir fahren mit dem Auto für 2 Wochen nach Schweden.
Teil 19 folgt.
Aranaas erster Österreichbesuch war im Sommer/Anfang Herbst, wo es noch einigermaßen warm war. Diesmal kam sie jedoch Mitte März. Ich warnte sie vor, dass die Temperaturen möglicherweise gelegentlich in einem Bereich liegen könnten, den sie zuvor noch nie erlebt hat.
Der Flieger landete gegen 19h, draußen war es dunkel und es hatte es unter 10 Grad. Schnee lag keiner mehr, aber auf der Fahrt zum Flughafen hatte ich immer wieder dichten Nebel. Ich hatte sicherheitshalber zusätzliche Kleidung für sie mitgenommen. Dann kam sie heraus, enthusiastische Begrüßung. Sie hatte eine enge Leggins und eine dünne Jacke über ihrem T-Shirt an. Ich bot ihr eine warme Weste an. Nein, braucht sie nicht. Zu was soll das gut sein?
Wir gingen los und verließen den Flughafen. Als sie durch die Ausgangstüre ging, kam die erwartete Reaktion… „ohhh, Darling. kalt…“ und griff zur Weste. Aha. Lession learned. ;). Es geht eben nichts über persönlich gemachte Erfahrungen.
Zuhause angekommen wurde (nach einer ausgiebigen und standesgemäßen privaten Welcome-Party unter 4 Augen) die Wohnung inspiziert. „Darling, nicht sauber“ lautete ihr erwartbares Urteil. Aber diesmal hatte ich mit einer Reaktion in dieser Art gerechnet, inzwischen wusste ich ja, dass meine Maßstäbe und ihre Maßstäbe sich auf diesem Gebiet etwas voneinander unterschieden.
Aber in einem Punkt war sie etwas traurig… und ich war das auch. Sie hatte letztes Mal für meine Wohnung Orchideen gekauft. Ich war in der Zeit der Abwesenheit von Aranaa sehr darauf bedacht, diese nicht verdursten zu lassen. Was ich allerdings nicht wusste… Orchideen brauchen wenig Wasser. Und so hatte ich in allerbester Absicht die Blumen nahezu alle ersäuft
In den nächsten 2 Tagen gab es ein Wiedersehen mit meiner Familie und die Wohnung wurde in Sachen Sauberkeit wieder auf ihren Level gebracht. Dann… es war Sonntagmorgen… ich schlief noch und wurde geweckt durch ein aufgeregtes Schreien von Aranaa. „Darling, schnell, schnell. Komm, komm!!!“
Hääää? Ist irgendetwas passiert? Ich tapste etwas unsicher ins Wohnzimmer um zu sehen was los war. Zuerst verstand ich ihre Aufregung nicht, aber dann sah ich es auch. Es schneite! Der Schnee fiel in dicken Flocken vom Himmel. In ihrer Begeisterung machte Aranaa die Balkontüre auf und wollte, fast nackt wie sie war, ins Freie hinaus … und war genauso schnell wieder drinnen.
„Uhhhh, Darling. Kalt.“ Ich schaffte es fast, aber nicht ganz, mir das Grinsen zu verkneifen. Ok. Lesson learned again.
Sie zog sich an und ging nochmals auf den Balkon hinaus. Dort wartete der nächste Wow-Effekt auf sie: beim Ausatmen sah sie ihren eigenen Atem! Aranaa im Wunderland ;)
Wir gingen ins Freie auf eine Wiese, wo Aranaa voll Begeisterung im Schnee herumtanzte. Ich glaube, sie war an dem Tag der einzige Mensch im Umkreis von mindestens 100 km, der sich jetzt am Ende des Winters so sehr über Schnee freute. Als Nächstes gab es ein kleines Fotoshooting für ihre Familie inklusive Einrichtung einer spontanen Live-Schaltung per Line nach Nakhon Ratchasima zum ihrem Neffen ( der dort damals als einziger über ein Smartphone verfügte). Auch eine kleine Schneeballschlacht gehörte natürlich zum Standardprogramm solcher Situationen.
Am Wochenende besuchte ich mit Aranaa Freunde, die in einem etwas höher gelegenen Gegend wohnen. Dort lag mindestens noch ein Meter Schnee und wir machten einen Spaziergang durch einen frisch beschneiten Wald. Die weißen Bäume und der zugefrorene Teich im Garten meiner Freunde machten einen ebenso großen Eindruck auf sie wie der dicke Pullover, die Handschuhe, die Pelzstiefel und die Mütze, die sie anziehen bzw. aufsetzen musste.
Aranaa fand sich in meiner Welt sehr schnell wieder zurecht. Sie ging mittlerweile schon selbständig zum Eurospar einkaufen und fuhr alleine mit den öffentlichen Verkehrsmittel auf Besuch zu meiner Mutter.
Zuhause widmeten wir uns intensiv dem Studium der deutschen Sprache. Aranaa hatte alle Unterlagen mitgenommen und wir begannen zu lernen. Es war mühsam, sehr mühsam… wir kamen nur langsam voran. Im Laufe der Zeit begann ich zu verstehen, dass ihre Lernprobleme nur teilweise mit der deutschen Sprache selbst zu tun hatten.
Ein Teil ihrer Schwierigkeiten kam davon, weil sie unsere Lebensweise noch viel zu wenig kannte. Ein Beispiel: im Lernbuch musste sie einen Dialog über einen Fahrscheinautomaten vervollständigen. Sie verstand nichts. Ich erklärte mehrfach und erntete nur verständnislose Blicke. Irgendwann ging mir jedoch ein Licht auf: sie hatte keine Ahnung was ein Fahrscheinautomat überhaupt ist. Daraufhin ging ich mit ihr hinunter auf die Straße, wo eine Haltestelle mit einem Fahrscheinautomaten war und erklärte ihr wozu dieser benötigt wird. Nach diesem kleinen praxisbezogenen Anschauungsunterricht war die kleine Aufgabe im Nu gelöst.
Es kam auch immer wieder zu Problemen, weil sie die üblichen deutschen Vornamen ebenso wenig kannte wie die vielen deutsche Städte, die immer wieder in den Texten vorkamen. Sie erkannte diese nicht als Eigennamen und dachte, dass dies irgendwelche deutschen Wörter sind.
In Laufe der Zeit lernte ich Aranaa immer besser kennen und machte einige überraschende Entdeckungen.
Musik spielt in ihrem Leben keine allzu große Rolle. Sie singt gelegentlich beim Kochen, aber Musik hört sie kaum. Es stellte sich jedoch heraus, dass sie einige Farang-Songs besonders gerne mochte… das war „Hotel California“ von den Eagles und … man kann es fast nicht glauben … „Nothing else matters“ von Metallica. Als ich einmal den Rock-Song „Child in Time“ aus dem 71’er Jahr von Deep Purple spielte, reagierte sie sofort. Sie konnte sich noch erinnern, dass ich den Song bei ihrem ersten Besuch auch einmal gespielt hatte. Eine Thai, die auf HardRock-Oldies abfährt. Schräg…
Aranaa hat per Line immer wieder Kontakt zu ihrer alten Freundin Jun Jun, die seit einigen Jahren in Schweden verheiratet ist. Ich weiß nicht mehr, wie es dazu kam… aber plötzlich stand die Idee im Raum, dass wir für 2 Wochen nach Schweden fahren und ihre Freundin besuchen. Ich stand dem recht positiv gegenüber. Ich war noch nie in diesem Land und beruflich betrachtet war die Zeit auch günstig... mein letztes Projekt war zu Ende und ein Nachfolge-Projekt stand noch nicht fest. Ideale Zeit also für einen Urlaub. Noch einmal ein Telefonat mit ihrer Freundin und es stand fest.
Wir fahren mit dem Auto für 2 Wochen nach Schweden.
Teil 19 folgt.
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