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von Dr.G.M. Gad Labudda
Die reservierte Urlaubsfrau - 6 Seiten - ('Victor Schluff' in 'Schnipselbuch)
- - Richard findet eine Frau, die fast ideal ist. Deshalb will er sie für seinen jährlichen Urlaub reservieren. Er schickt regelmäßig Geld und trifft sie tatsächlich auf ihn wartend. Die Sache hat nur einen kleinen Haken, aber das kann Richard ja nicht wissen - -
Eine größere Anzahl von Männern kommen in Pattaya nicht von dem Gedanken los, daß sie sich unbedingt eine junge Frau reservieren müssen, die abgeschieden von der Welt darauf wartet, daß ihr geliebter Farang sie jedes Jahr ein- oder zweimal besucht. Doch gegen entsprechende Unterstützung wird in Thailand jede Illusion umgehend erfüllt.
Pa und Pen hätten eigentlich ein besonders kräftiger Junge werden sollen. Zumindest hatten die Dorfbewohner das vorausgesagt, nachdem die Mutter schon im siebenten Monat ihrer Schwangerschaft einen stark gewölbten Bauch zeigte und ihr Mann sehr groß und kräftig gebaut war. Man prophezeite dem Ungeborenen eine große Zukunft. Doch dann erschienen zur Verblüffung des ganzen Dorfes die zwei Schwestern. Es muß für die Eltern ein großer Schock gewesen sein, denn sie legten vor der Produktion einiger Nachzügler eine zehnjährige Pause ein, obwohl sie etwas spät geheiratet hatten und schon nicht mehr die Jüngsten waren.
Pa und Pen waren sich zum Verwechseln ähnlich, sie wuchsen gemeinsam auf, gingen gemeinsam zu Schule und verließen diese gemeinsam im zarten Alter von zwölf Jahren. Dann warteten sie gemeinsam auf die Möglichkeit irgendeiner Tätigkeit. Währenddessen kamen noch drei kleine Geschwister hinzu. Das war wohl der Grund, daß die Eltern überzeugt waren, daß sie eine der Schwestern brauchten, damit sie sich um die Geschwister kümmern konnte. Diese Aufgabe sollte Pen beibehalten, während sie Pa hiervon befreiten und mit einem jungen Mann aus einem Nachbardorf vermählten, als sie siebzehn Jahre alt wurde. Es verlief alles wunschgemäß, auch die Geburt des ersten Enkelkindes war vorausgesehen und gewünscht worden. Irritierend war dagegen, daß auch Pen fast zeitgleich ein Kind erwartete, obwohl sie doch nachweislich gar nicht geheiratet, sondern nur an der Hochzeit teilgenommen hatte.
Irritierend war auch, daß Pas Ehemann nach scheinbarem Einvernehmen bei der Hochzeit doch bald viele heftige Auseinandersetzungen mit ihr erlebte und nach einer recht kritischen und heftigen Zeit mit seiner jungen, schwangeren Frau unvermutet spurlos verschwand, nachdem er noch kurz zuvor geschworen hatte, daß er nur mit seiner Frau im Bett gewesen wäre, wozu die Schwestern sich nicht weiter äußerten.
Doch die Eltern waren sehr pragmatisch und erkannten spontan die Nützlichkeit der von den Schwestern an den Tag gelegten Fähigkeiten. Deshalb entschieden sie, daß zwei Töchter mit zwei Kindern unbedingt einen Ernährer benötigten, nachdem ihnen gerade einer entlaufen war. Am zweckmäßigsten erschien es deshalb, daß Pen einen Ernährer suchte oder notfalls selbst etwas unternahm, um zur Versorgung ihrer Familie und insbesondere ihres Kindes beizutragen.
Da Pattaya sich im Verlaufe langer Jahre einen guten Ruf als Urlaubsressort für einzelne sowie besonders ruhebedürftige Personen erworben hatte, konnte kein besserer Ort für Pens neue Erwerbstätigkeit gefunden werden. Während ihrer Einarbeitungszeit wurde sie denn auch weitgehend in Ruhe gelassen, wobei sie nur die tobenden Lautsprecheranlagen der Bar als etwas störend empfand. Doch es war der Formschönheit der gerade achtzehn Jahre alt gewordenen Pen, ihrer hohen Eigenaktivität als auch ihrem sehr thailändischen Lächeln zuzurechnen, daß sie bald viele Ruhelager und anschließend auch viele Ruhebedürftige kennenlernen konnte. Deshalb konnte sie ihrer Familie regelmäßig eine ausreichende Unterstützung zuschicken, was diese ungemein beruhigte und keine Sorgen über das Befinden der jungen Mutter aufkommen ließ.
Je mehr Erfahrungen Pen in ihrer Tätigkeit sammelte und je besser ihre Englischkenntnisse wurden, desto häufiger fand sie auch Kunden, die mit ihr mehrere Tage oder ihren ganzen Urlaub verbringen wollten und auch jene Leute, die sie sich gleich ganz reservieren wollten. Diese Menschen treffen ein Mädchen im Alter von vielleicht achtzehn oder zwanzig Jahren, das sie für hübsch und sexuell brauchbar halten und sind fest überzeugt, daß dieses Mädchen sich in Zukunft in sein Zimmer einschließt und ein Jahr lang darauf wartet, daß ihr sie heiß liebender Farang mit ihr ins Bett geht. Dafür sollen sie dann jeden Monat ein paar tausend Baht bekommen, damit sie genug zu essen haben und nicht Hunger leiden, während sie auf ihren Farang warten.
Der Gedanke, daß ein Mädchen hier in Pattaya von zwei- bis dreitausend Baht monatlich leben kann und sich einschließen will, ist völlig absurd. Die Farang, die solch einen Vorschlag unterbreiten, reden sich tatsächlich ein, daß sie ein gutes Werk vollbringen, indem sie ein Mädchen aus einem schrecklichen Leben mit der Sünde befreien. Daß dieses Mädchen keine andere Arbeit finden kann, ist bekannt. Und nun glauben diese Farang, daß das Mädchen glücklich ist, weil es nicht zu arbeiten braucht und monatelang alleine in einem Zimmer sitzen darf, bis sein großherziger Gönner kommt, um mit ihm zwei oder drei Wochen lang ins Bett zu gehen. Die Großherzigkeit zeigt sich darin, daß diese Leute sogar bereit sind, dem Mädchen für seinen monatlichen Lebensunterhalt in Pattaya so viel Geld zu geben, wie sie selbst in Pattaya an einem oder zwei Tagen für ihr Vergnügen ausgeben, die Reisekosten nicht mitgerechnet.
Es ist aber wohl denkbar, daß ein Mädchen, das zuhause ein gesundes Familienleben und vielleicht ein oder zwei Kinder hat und tatsächlich nur nach Pattaya gekommen ist, um seine Familie zu unterstützen, lieber bei der Familie im Dorf als in Pattaya lebt, wenn es vier- oder fünftausend Baht im Monat erhält. Für ein Leben mit einer Familie in einem Dorf ist das viel Geld, nicht aber für einen einzelnen Menschen in Pattaya.
Üblich ist es aber, daß viele Mädchen ganz begeistert auf den Farang eingehen, wenn der sagt, es soll sich eine andere Arbeit suchen, er zahlt dann jeden Monat zwei- oder dreitausend Baht dazu, wenn es ein anständiges Leben jenseits der Sünde als auch anderer Männer führt und nie wieder mit einem anderen Mann ins Bett geht, sondern nur noch mit ihm, und darauf wartet, daß er im nächsten Jahr wiederkommt. Wenn die Mädchen zwei oder drei solcher Leute beisammen haben, kann das als eine willkommene Unterstützung der Familie bezeichnet werden und das Mädchen wird sich auch ernsthaft bemühen, sich für den Farang Zeit zu nehmen, wenn er denn tatsächlich im nächsten Jahr wiederkommt.
Pen hatte bisher nur zwei solcher Leute, die ihr im Monat zwei- bzw. dreitausend Baht schickten, damit sie ein Jahr auf sie wartet. Dieses Geld hatte ihr auch geholfen, zum ersten Geburtstag ihrer Tochter für einige Tage nachhause zu fahren. Bei dieser Gelegenheit hatten die Schwestern eine lange Unterhaltung über das Leben in Pattaya, bei dem man viel freier lebt und viel besser verdient, als im Dorf. Pen wollte viel lieber mit ihrer Schwester in Pattaya zusammenarbeiten und hoffte währenddessen, eine andere Lösung für die Unterbringung der Kinder zu finden.
Doch hier zeigte sich, daß die Schwestern, so identisch sie auch aussahen, doch unterschiedliche Meinungen hatten. Zwar hatte Pa keine Angst vor Männern, doch sie hatte Angst davor, alleine in einer Stadt zu leben. Im Dorf hatte sie ihre Familie, die Nachbarn, einige ehemalige Schulfreundinnen und die zwei Kleinkinder, zu denen sie noch ein weiteres zur Pflege angenommen hatte. Hier war sie beschäftigt und hatte ihre Gesellschaft, während sie in einer Stadt keinen Menschen kannte und sich bestimmt nicht zurechtfinden konnte. Pa wollte nicht nach Pattaya gehen. Sie sah aber ein, daß sie nicht erwarten konnte, von Pen ernährt und versorgt zu werden. Deshalb erklärte sie sich bereit, sich auch um Farang zu kümmern, wenn Pen einen hätte und wenn jemand da wäre, der sich um die drei Kleinkinder und die jüngeren Geschwister kümmerte.
Es dauerte nicht lange, bis Pen da auch schon einige Ideen hatte und sie nahm ihr das Versprechen ab, Englisch zu lernen, wenn sie ihr einen Cassettenkursus zum Erlernen dieser Sprache schickte. Das erledigte sie sofort, als sie nach Pattaya zurückkam und wartete auf den geeigneten Farang, der sich eine hübsche Urlaubsfrau gegen eine regelmäßige monatliche Unterstützung reservieren wollte.
In den folgenden Monaten hatte sie den normalen Kundenverkehr; Ausländer, die ein kurzes Abenteuer suchten, Geschäftsreisende, die sich von ihren Geschäften mit einer hübschen Begleiterin erholen wollten und Urlauber, die noch eine oder zwei Wochen weibliche Gesellschaft wünschten. Dann endlich kam Richard, der das erste Mal in Thailand war und noch seinen ganzen Urlaub vor sich hatte. Er befand sich gerade auf einer Geschäftsreise in Abu Dhabi, hatte er seiner Frau gesagt, worauf diese ihm das Flugticket buchte und ihn bedenkenlos ziehen ließ. Doch Richard flog nach einem kurzen Geschäftsgespräch in Abu Dhabi gleich am nächsten Morgen weiter nach Thailand. Das Leben mit seiner Frau war sehr unterkühlt und gar nicht erbaulich, doch war er von ihr abhängig, da ihr die Firma gehörte, in der er arbeitete und sehr gut verdiente. So war es kein Wunder, daß er nur eine einzige Nacht brauchte, um sich in die viel jüngere, schönere und anschmiegsame Pen zu verlieben, die ihm auch nach wenigen Stunden prompt gestand: „I love you too much!“
Nur wenige Tage dauerte es, bis Richard sich im siebten Himmel befand und überzeugt war, daß er sich dieses Glück erhalten mußte. Den anfänglich aufkommenden Gedanken, sich von seiner Frau zu trennen, wies er allerdings aufgrund ökonomischer Erwägungen weit von sich. Doch er bemühte sich um eine praktikable Lösung. Auf keinen Fall konnte er zulassen, daß irgendein Mann ihm seine Pen wegnahm und womöglich noch heiratete, wo er sie doch so liebte und sie mit einem anderen Mann sehr unglücklich sein mußte. Unerträglich war ihm auch der Gedanke, daß ein anderer Mann sie auslösen und mit ihr ins Bett gehen könnte.
Er hielt es für sehr geschickt und umsichtig, Pen zu fragen, warum sie an einer Bar arbeitet und fand umgehend eine Lösung aller Probleme, als sie ihm versicherte, daß sie dazu gezwungen ist, weil ihre Eltern so arm sind und sie Geld verdienen muß, damit ihre Eltern etwas zu essen haben. Wenn sie eine andere Arbeit verrichten könnte, würde sie selbstverständlich etwas anderes tun. Da sie aber nichts gelernt hat, würde das Geld, das sie verdienen kann, nur sehr knapp für ihren eigenen Lebensunterhalt, aber auf keinen Fall für die Eltern reichen. Nun wollte Richard wissen, ob sie lieber in Pattaya oder in ihrem Heimatdorf lebt, worauf sie ihm versicherte, daß sie viel lieber mit ihrer Familie in ihrer Heimat leben würde, als hier in einer fremden Stadt, die sehr teuer und voller Lärm ist, wo sie keinen Menschen kennt. Das hatte ihre Schwester einmal gesagt und es hatte sich sehr überzeugend angehört.
Nun brachte Richard seinen völlig neuen Gedanken hervor und fragte Pen, ob sie denn nicht lieber mit ihrer Familie in ihrem Heimatdorf leben würde, wenn er sie unterstützt, damit sie nicht in einer Bar arbeiten muß. Er versprach ihr sogar, daß sie ihn dann nicht verliert, weil er sie zwei- bis dreimal im Jahr besuchen würde, damit sie mit ihm zusammensein könnte und nicht so einsam ist. Pen zeigte sich hoch erfreut und sagte ihm: „I love you too much.“ Richard versprach ihr eine monatliche Unterstützung von zweihundert Euro, etwa zehntausend Baht. Pen war begeistert, weil dies eine Summe war, die im Dorf bereits einen außerordentlichen Wohlstand garantierte und sagte ihm, daß sie so glücklich wäre, wenn sie im Dorf mit ihrer Familie leben könnte und er sie besuchen kommt.
Als Richards Urlaub zu Ende ging, gab er ihr das Geld für die ersten drei Monate und bezahlte die Kosten für den Umzug ins Dorf. Um ja nicht übervorteilt zu werden, hatte er sich von Pen ihre Heimatanschrift geben lassen und nachgefragt, was ein Lastwagentransport nach Ubon kostet. Dem Farang sagte man natürlich, man gäbe ihm einen Sonderpreis von zwölftausend Baht, was weit überhöht, also nicht gelogen war. Pen wunderte sich zwar, warum sie für ihre zwei Plastiktüten und die Schlafmatte einen Lastwagen brauchen sollte, befand das Geld aber für ausreichend. Im letzten Moment des Abschieds gab er ihr auch noch seine restlichen Scheine thailändischer Baht und versprach, so bald wie möglich in ihr Dorf zu kommen. Pen meinte, das sei für einen Ausländer schwer zu finden und sie vereinbarten, daß er ihr vorher schreibt und sie würde ihn dann von einem Hotel in Ubon abholen.
Pen hatte nun viel Arbeit, denn sie mußte Pa ganz genau aufschreiben, was sie mit Richard erlebt hatte, worüber sie gesprochen hatten, wie er seinen Kaffee trank, welches Essen, welche Getränke er bevorzugte, wie er am liebsten schlief und welche anderen Gewohnheiten er hatte.
Tatsächlich dauerte es nur fünf Monate, bis Richard sich meldete und nach Ubon fuhr. Als Pa ihn vom Hotel abholte, umarmte er sie in alter Liebe und war glücklich, seine Pen wiederzusehen. Als sie ins Dorf kamen, sah er sofort, daß sie die ganze Zeit mit ihrer Familie und den Kindern verbracht hatte, zog es aber vor, die Zeit mit ihr in Pattaya zu verbringen, weshalb Pen dringend die Bar wechseln mußte, damit er ihr nicht begegnete. Als er Pa sagte, sie hätte sich verändert, erklärte sie, daß sie krank gewesen sei und noch nicht wieder ganz gesund ist, und daß sie in ihrem ruhigen Dorf ein ganz anderes Leben hat, was er voll verstand. Er freute sich, daß sie sich daran erinnerte, daß er Singha Bier ohne Schaum wollte, Kaffee ohne Zucker trank und zum Schlafen zwei Kopfkissen haben wollte. Er gestand ihr, daß er sich schon gleich am ersten Tag in sie verliebt habe, weil sie so einmalig und so ganz anders sei, als alle anderen Frauen und Ta sagte ihm: „I love you too much.“
von Dr.G.M. Gad Labudda
Die reservierte Urlaubsfrau - 6 Seiten - ('Victor Schluff' in 'Schnipselbuch)
- - Richard findet eine Frau, die fast ideal ist. Deshalb will er sie für seinen jährlichen Urlaub reservieren. Er schickt regelmäßig Geld und trifft sie tatsächlich auf ihn wartend. Die Sache hat nur einen kleinen Haken, aber das kann Richard ja nicht wissen - -
Eine größere Anzahl von Männern kommen in Pattaya nicht von dem Gedanken los, daß sie sich unbedingt eine junge Frau reservieren müssen, die abgeschieden von der Welt darauf wartet, daß ihr geliebter Farang sie jedes Jahr ein- oder zweimal besucht. Doch gegen entsprechende Unterstützung wird in Thailand jede Illusion umgehend erfüllt.
Pa und Pen hätten eigentlich ein besonders kräftiger Junge werden sollen. Zumindest hatten die Dorfbewohner das vorausgesagt, nachdem die Mutter schon im siebenten Monat ihrer Schwangerschaft einen stark gewölbten Bauch zeigte und ihr Mann sehr groß und kräftig gebaut war. Man prophezeite dem Ungeborenen eine große Zukunft. Doch dann erschienen zur Verblüffung des ganzen Dorfes die zwei Schwestern. Es muß für die Eltern ein großer Schock gewesen sein, denn sie legten vor der Produktion einiger Nachzügler eine zehnjährige Pause ein, obwohl sie etwas spät geheiratet hatten und schon nicht mehr die Jüngsten waren.
Pa und Pen waren sich zum Verwechseln ähnlich, sie wuchsen gemeinsam auf, gingen gemeinsam zu Schule und verließen diese gemeinsam im zarten Alter von zwölf Jahren. Dann warteten sie gemeinsam auf die Möglichkeit irgendeiner Tätigkeit. Währenddessen kamen noch drei kleine Geschwister hinzu. Das war wohl der Grund, daß die Eltern überzeugt waren, daß sie eine der Schwestern brauchten, damit sie sich um die Geschwister kümmern konnte. Diese Aufgabe sollte Pen beibehalten, während sie Pa hiervon befreiten und mit einem jungen Mann aus einem Nachbardorf vermählten, als sie siebzehn Jahre alt wurde. Es verlief alles wunschgemäß, auch die Geburt des ersten Enkelkindes war vorausgesehen und gewünscht worden. Irritierend war dagegen, daß auch Pen fast zeitgleich ein Kind erwartete, obwohl sie doch nachweislich gar nicht geheiratet, sondern nur an der Hochzeit teilgenommen hatte.
Irritierend war auch, daß Pas Ehemann nach scheinbarem Einvernehmen bei der Hochzeit doch bald viele heftige Auseinandersetzungen mit ihr erlebte und nach einer recht kritischen und heftigen Zeit mit seiner jungen, schwangeren Frau unvermutet spurlos verschwand, nachdem er noch kurz zuvor geschworen hatte, daß er nur mit seiner Frau im Bett gewesen wäre, wozu die Schwestern sich nicht weiter äußerten.
Doch die Eltern waren sehr pragmatisch und erkannten spontan die Nützlichkeit der von den Schwestern an den Tag gelegten Fähigkeiten. Deshalb entschieden sie, daß zwei Töchter mit zwei Kindern unbedingt einen Ernährer benötigten, nachdem ihnen gerade einer entlaufen war. Am zweckmäßigsten erschien es deshalb, daß Pen einen Ernährer suchte oder notfalls selbst etwas unternahm, um zur Versorgung ihrer Familie und insbesondere ihres Kindes beizutragen.
Da Pattaya sich im Verlaufe langer Jahre einen guten Ruf als Urlaubsressort für einzelne sowie besonders ruhebedürftige Personen erworben hatte, konnte kein besserer Ort für Pens neue Erwerbstätigkeit gefunden werden. Während ihrer Einarbeitungszeit wurde sie denn auch weitgehend in Ruhe gelassen, wobei sie nur die tobenden Lautsprecheranlagen der Bar als etwas störend empfand. Doch es war der Formschönheit der gerade achtzehn Jahre alt gewordenen Pen, ihrer hohen Eigenaktivität als auch ihrem sehr thailändischen Lächeln zuzurechnen, daß sie bald viele Ruhelager und anschließend auch viele Ruhebedürftige kennenlernen konnte. Deshalb konnte sie ihrer Familie regelmäßig eine ausreichende Unterstützung zuschicken, was diese ungemein beruhigte und keine Sorgen über das Befinden der jungen Mutter aufkommen ließ.
Je mehr Erfahrungen Pen in ihrer Tätigkeit sammelte und je besser ihre Englischkenntnisse wurden, desto häufiger fand sie auch Kunden, die mit ihr mehrere Tage oder ihren ganzen Urlaub verbringen wollten und auch jene Leute, die sie sich gleich ganz reservieren wollten. Diese Menschen treffen ein Mädchen im Alter von vielleicht achtzehn oder zwanzig Jahren, das sie für hübsch und sexuell brauchbar halten und sind fest überzeugt, daß dieses Mädchen sich in Zukunft in sein Zimmer einschließt und ein Jahr lang darauf wartet, daß ihr sie heiß liebender Farang mit ihr ins Bett geht. Dafür sollen sie dann jeden Monat ein paar tausend Baht bekommen, damit sie genug zu essen haben und nicht Hunger leiden, während sie auf ihren Farang warten.
Der Gedanke, daß ein Mädchen hier in Pattaya von zwei- bis dreitausend Baht monatlich leben kann und sich einschließen will, ist völlig absurd. Die Farang, die solch einen Vorschlag unterbreiten, reden sich tatsächlich ein, daß sie ein gutes Werk vollbringen, indem sie ein Mädchen aus einem schrecklichen Leben mit der Sünde befreien. Daß dieses Mädchen keine andere Arbeit finden kann, ist bekannt. Und nun glauben diese Farang, daß das Mädchen glücklich ist, weil es nicht zu arbeiten braucht und monatelang alleine in einem Zimmer sitzen darf, bis sein großherziger Gönner kommt, um mit ihm zwei oder drei Wochen lang ins Bett zu gehen. Die Großherzigkeit zeigt sich darin, daß diese Leute sogar bereit sind, dem Mädchen für seinen monatlichen Lebensunterhalt in Pattaya so viel Geld zu geben, wie sie selbst in Pattaya an einem oder zwei Tagen für ihr Vergnügen ausgeben, die Reisekosten nicht mitgerechnet.
Es ist aber wohl denkbar, daß ein Mädchen, das zuhause ein gesundes Familienleben und vielleicht ein oder zwei Kinder hat und tatsächlich nur nach Pattaya gekommen ist, um seine Familie zu unterstützen, lieber bei der Familie im Dorf als in Pattaya lebt, wenn es vier- oder fünftausend Baht im Monat erhält. Für ein Leben mit einer Familie in einem Dorf ist das viel Geld, nicht aber für einen einzelnen Menschen in Pattaya.
Üblich ist es aber, daß viele Mädchen ganz begeistert auf den Farang eingehen, wenn der sagt, es soll sich eine andere Arbeit suchen, er zahlt dann jeden Monat zwei- oder dreitausend Baht dazu, wenn es ein anständiges Leben jenseits der Sünde als auch anderer Männer führt und nie wieder mit einem anderen Mann ins Bett geht, sondern nur noch mit ihm, und darauf wartet, daß er im nächsten Jahr wiederkommt. Wenn die Mädchen zwei oder drei solcher Leute beisammen haben, kann das als eine willkommene Unterstützung der Familie bezeichnet werden und das Mädchen wird sich auch ernsthaft bemühen, sich für den Farang Zeit zu nehmen, wenn er denn tatsächlich im nächsten Jahr wiederkommt.
Pen hatte bisher nur zwei solcher Leute, die ihr im Monat zwei- bzw. dreitausend Baht schickten, damit sie ein Jahr auf sie wartet. Dieses Geld hatte ihr auch geholfen, zum ersten Geburtstag ihrer Tochter für einige Tage nachhause zu fahren. Bei dieser Gelegenheit hatten die Schwestern eine lange Unterhaltung über das Leben in Pattaya, bei dem man viel freier lebt und viel besser verdient, als im Dorf. Pen wollte viel lieber mit ihrer Schwester in Pattaya zusammenarbeiten und hoffte währenddessen, eine andere Lösung für die Unterbringung der Kinder zu finden.
Doch hier zeigte sich, daß die Schwestern, so identisch sie auch aussahen, doch unterschiedliche Meinungen hatten. Zwar hatte Pa keine Angst vor Männern, doch sie hatte Angst davor, alleine in einer Stadt zu leben. Im Dorf hatte sie ihre Familie, die Nachbarn, einige ehemalige Schulfreundinnen und die zwei Kleinkinder, zu denen sie noch ein weiteres zur Pflege angenommen hatte. Hier war sie beschäftigt und hatte ihre Gesellschaft, während sie in einer Stadt keinen Menschen kannte und sich bestimmt nicht zurechtfinden konnte. Pa wollte nicht nach Pattaya gehen. Sie sah aber ein, daß sie nicht erwarten konnte, von Pen ernährt und versorgt zu werden. Deshalb erklärte sie sich bereit, sich auch um Farang zu kümmern, wenn Pen einen hätte und wenn jemand da wäre, der sich um die drei Kleinkinder und die jüngeren Geschwister kümmerte.
Es dauerte nicht lange, bis Pen da auch schon einige Ideen hatte und sie nahm ihr das Versprechen ab, Englisch zu lernen, wenn sie ihr einen Cassettenkursus zum Erlernen dieser Sprache schickte. Das erledigte sie sofort, als sie nach Pattaya zurückkam und wartete auf den geeigneten Farang, der sich eine hübsche Urlaubsfrau gegen eine regelmäßige monatliche Unterstützung reservieren wollte.
In den folgenden Monaten hatte sie den normalen Kundenverkehr; Ausländer, die ein kurzes Abenteuer suchten, Geschäftsreisende, die sich von ihren Geschäften mit einer hübschen Begleiterin erholen wollten und Urlauber, die noch eine oder zwei Wochen weibliche Gesellschaft wünschten. Dann endlich kam Richard, der das erste Mal in Thailand war und noch seinen ganzen Urlaub vor sich hatte. Er befand sich gerade auf einer Geschäftsreise in Abu Dhabi, hatte er seiner Frau gesagt, worauf diese ihm das Flugticket buchte und ihn bedenkenlos ziehen ließ. Doch Richard flog nach einem kurzen Geschäftsgespräch in Abu Dhabi gleich am nächsten Morgen weiter nach Thailand. Das Leben mit seiner Frau war sehr unterkühlt und gar nicht erbaulich, doch war er von ihr abhängig, da ihr die Firma gehörte, in der er arbeitete und sehr gut verdiente. So war es kein Wunder, daß er nur eine einzige Nacht brauchte, um sich in die viel jüngere, schönere und anschmiegsame Pen zu verlieben, die ihm auch nach wenigen Stunden prompt gestand: „I love you too much!“
Nur wenige Tage dauerte es, bis Richard sich im siebten Himmel befand und überzeugt war, daß er sich dieses Glück erhalten mußte. Den anfänglich aufkommenden Gedanken, sich von seiner Frau zu trennen, wies er allerdings aufgrund ökonomischer Erwägungen weit von sich. Doch er bemühte sich um eine praktikable Lösung. Auf keinen Fall konnte er zulassen, daß irgendein Mann ihm seine Pen wegnahm und womöglich noch heiratete, wo er sie doch so liebte und sie mit einem anderen Mann sehr unglücklich sein mußte. Unerträglich war ihm auch der Gedanke, daß ein anderer Mann sie auslösen und mit ihr ins Bett gehen könnte.
Er hielt es für sehr geschickt und umsichtig, Pen zu fragen, warum sie an einer Bar arbeitet und fand umgehend eine Lösung aller Probleme, als sie ihm versicherte, daß sie dazu gezwungen ist, weil ihre Eltern so arm sind und sie Geld verdienen muß, damit ihre Eltern etwas zu essen haben. Wenn sie eine andere Arbeit verrichten könnte, würde sie selbstverständlich etwas anderes tun. Da sie aber nichts gelernt hat, würde das Geld, das sie verdienen kann, nur sehr knapp für ihren eigenen Lebensunterhalt, aber auf keinen Fall für die Eltern reichen. Nun wollte Richard wissen, ob sie lieber in Pattaya oder in ihrem Heimatdorf lebt, worauf sie ihm versicherte, daß sie viel lieber mit ihrer Familie in ihrer Heimat leben würde, als hier in einer fremden Stadt, die sehr teuer und voller Lärm ist, wo sie keinen Menschen kennt. Das hatte ihre Schwester einmal gesagt und es hatte sich sehr überzeugend angehört.
Nun brachte Richard seinen völlig neuen Gedanken hervor und fragte Pen, ob sie denn nicht lieber mit ihrer Familie in ihrem Heimatdorf leben würde, wenn er sie unterstützt, damit sie nicht in einer Bar arbeiten muß. Er versprach ihr sogar, daß sie ihn dann nicht verliert, weil er sie zwei- bis dreimal im Jahr besuchen würde, damit sie mit ihm zusammensein könnte und nicht so einsam ist. Pen zeigte sich hoch erfreut und sagte ihm: „I love you too much.“ Richard versprach ihr eine monatliche Unterstützung von zweihundert Euro, etwa zehntausend Baht. Pen war begeistert, weil dies eine Summe war, die im Dorf bereits einen außerordentlichen Wohlstand garantierte und sagte ihm, daß sie so glücklich wäre, wenn sie im Dorf mit ihrer Familie leben könnte und er sie besuchen kommt.
Als Richards Urlaub zu Ende ging, gab er ihr das Geld für die ersten drei Monate und bezahlte die Kosten für den Umzug ins Dorf. Um ja nicht übervorteilt zu werden, hatte er sich von Pen ihre Heimatanschrift geben lassen und nachgefragt, was ein Lastwagentransport nach Ubon kostet. Dem Farang sagte man natürlich, man gäbe ihm einen Sonderpreis von zwölftausend Baht, was weit überhöht, also nicht gelogen war. Pen wunderte sich zwar, warum sie für ihre zwei Plastiktüten und die Schlafmatte einen Lastwagen brauchen sollte, befand das Geld aber für ausreichend. Im letzten Moment des Abschieds gab er ihr auch noch seine restlichen Scheine thailändischer Baht und versprach, so bald wie möglich in ihr Dorf zu kommen. Pen meinte, das sei für einen Ausländer schwer zu finden und sie vereinbarten, daß er ihr vorher schreibt und sie würde ihn dann von einem Hotel in Ubon abholen.
Pen hatte nun viel Arbeit, denn sie mußte Pa ganz genau aufschreiben, was sie mit Richard erlebt hatte, worüber sie gesprochen hatten, wie er seinen Kaffee trank, welches Essen, welche Getränke er bevorzugte, wie er am liebsten schlief und welche anderen Gewohnheiten er hatte.
Tatsächlich dauerte es nur fünf Monate, bis Richard sich meldete und nach Ubon fuhr. Als Pa ihn vom Hotel abholte, umarmte er sie in alter Liebe und war glücklich, seine Pen wiederzusehen. Als sie ins Dorf kamen, sah er sofort, daß sie die ganze Zeit mit ihrer Familie und den Kindern verbracht hatte, zog es aber vor, die Zeit mit ihr in Pattaya zu verbringen, weshalb Pen dringend die Bar wechseln mußte, damit er ihr nicht begegnete. Als er Pa sagte, sie hätte sich verändert, erklärte sie, daß sie krank gewesen sei und noch nicht wieder ganz gesund ist, und daß sie in ihrem ruhigen Dorf ein ganz anderes Leben hat, was er voll verstand. Er freute sich, daß sie sich daran erinnerte, daß er Singha Bier ohne Schaum wollte, Kaffee ohne Zucker trank und zum Schlafen zwei Kopfkissen haben wollte. Er gestand ihr, daß er sich schon gleich am ersten Tag in sie verliebt habe, weil sie so einmalig und so ganz anders sei, als alle anderen Frauen und Ta sagte ihm: „I love you too much.“
von Dr.G.M. Gad Labudda