So, weiter gehts. Wir waren stehen geblieben an jenem Punkt in der Geschichte, an dem mein klimatisierter Reisebus vor dem örtlichen Büro des Busanbieters hielt. Die Türen öffneten sich und draußen wartete auf mich:
Phnom Penh
Obwohl ich seit meiner Ankunft ja nun schon etwas Gelegenheit gehabt hatte, mich an das südostasiatische Klima und das Tempo des Alltags zu gewöhnen, traf mich Phnom Penh wie ein Hammer. Die Luft war heiß und feucht, gesättigt mit schweren, süßlichen Gerüchen und voller Geräusche: Hupen, Rufen, Stimmengewirr. Die Sonne ging gerade unter und auf der anderen Straßenseite waren Dutzende Verkäufer gerade dabei die Stände des Nachtmarkts aufzubauen.
Mein Hotel lag praktischerweise keine 50 Meter entfernt, so dass ich die bereitstehende Horde an Tuk-Tuk-Fahrern ignorieren konnte, die uns Fahrgäste umringte, kaum dass wir ausgestiegen waren - bereit sich wie eine Meute Geier auf das Aas zu stürzen, während wir auf unsere Koffer warteten.
Ich nahm meine Tasche, schob einen drängelnden Tuk-Tuk-Driver sanft beiseite und ging die Straße runter. Nach wenigen Schritten sah ich das Schild: HOTEL DE ART. Schnell hinein!
DAS HOTEL
Geschafft. Kaum hatte ich die Türschwelle überquert, wurde es schlagartig ruhiger, kühler, angenehmer. Ich hatte spontan über Agoda gebucht und bereute meine Entscheidung nicht.
Das Hotel war wirklich sensationell. Preislich eher in der gehobenen Low-Budget-Klasse (irgendwas um die 30 Euro pro Nacht) aber optisch eine Liga höher. Nette Lobby, relativ große und helle Zimmer mit allem Nötigen (inkl. Safe und Minibar sowie Kaffe/Tee) und in “modernem” Design gehalten. Personal freundlich und bemüht, gleichzeitig mit einem Auge auf die Sicherheit. Die Lage ist ebenfalls top. Der Nachtmarkt liegt wie gesagt direkt vor der Tür, ebenso das nördliche Ende der Uferpromenade mit ihren vielen Restaurants, Bars und Girlie-Bars (größtenteils in den Seitenstraßen der Promenade). Klare Empfehlung also.
Kleiner Tip am Rande, falls ihr überlegt dort zu nächtigen: Der kleine Lebensmittel- und Getränke-Shop direkt nebenan ist offensichtlich auf Touristen der umliegenden Hotels ausgerichtet und schweineteuer. Am besten meiden und den nächsten 7-Eleven an der Promenade ansteuern.
Kaum war ich in meinem Zimmer und hatte mich etwas erholt, meldete sich auch schon wieder der Magen. Es zog mich also hinaus um Essen aufzutreiben und die Stadt zu erkunden.
DIE STADT
Erschien mir Saigon noch relativ aufgeräumt, geordnet und im zielstrebigen Sinne geschäftig, so war Phnom Penh in vielen Punkten das exakte Gegenteil: Dreckig, roh und auf eigentümliche Art chaotisch und zugleich entspannt. Die Stadt wirkte unzugänglicher und unübersichtlicher als Saigon und das übte auf mich eine unglaubliche Anziehungskraft aus.
Die Kehrseite hatte ich allerdings schon auf dem kurzen Weg vom Bus ins Hotel kurz kennengelernt: Phnom Penh kann auch furchtbar anstrengend sein. Allen voran die Tuk-Tuk-Fahrer. Fand ich es anfangs noch witzig, alle fünf Meter mit den Worten “Tuk Tuk?” begrüßt zu werden, fing die Hartnäckigkeit der Jungs spätestens am zweiten Tag an zu nerven. Vor allem dann, wenn fünf Fahrer in einer Reihe standen und man viermal “No, thank you, no tuk tuk” sagt und der fünfte Fahrer dann trotzdem noch fragt “Tuk Tuk?” Könnte ja sein, dass einem die Nase der anderen vier nicht gepasst hat, oder was? Ironischerweise sollte ich später am Abend an den einzigen TukTuk-Fahrer geraten, der offenbar keine Lust hatte, mich mitzunehmen, aber dazu später mehr.
Ach ja, relativ teuer ist der Spaß auch noch. 3-4 Dollar wollen die Fahrer eigentlich alle, auch für Kurzstrecken. Unter 2 Dollar konnte ich nicht verhandeln. Dafür kriegt man anderswo ein Taxi mit Klimaanlage…
Als ebenfalls unerwartet problematisch stellte sich die Geldbeschaffung heraus. Zwar gibt es alle paar Meter einen ATM, nahezu alle wollten jedoch Abhebegebühren. Um die zu vermeiden habe ich eigentlich zwei unterschiedliche Karten, die jeweils Gratis-Abhebung im Ausland bieten, was bislang eigentlich auch überall problemlos funktioniert hatte. Nicht so hier. Die einzige Ausnahme war die chinesische ICBC. Dort wurde ich in den Folgetagen zum Stammkunden.
Doch genug genörgelt. Phnohm Penh hat mich absolut begeistert, mehr noch als Saigon.
Mein erster Gang führt ziellos durch die Stadt. Ich hatte Lust auf Burger. Warum auch immer. Und wie es sich herausstellen sollte, was das gar nicht so einfach. Am Ende landete ich in einem kleinen Shopping-Center in der Nähe des Central Market - dem offenbar einzigen Gebäude in der Stadt, das wenigstens annähernd an eine Mall erinnert. Kann man als Vorteil sehen, oder als Nachteil dieser Stadt, wie mans nimmt.
Dort gibt es jedenfalls eine Filiale einer Burger-Kette, von der ich noch nie vorher was gehört hatte, die aber sehr ordentliche Burger zu einem Schnäppchenpreis hatten. Mission erfüllt also.
Der nächste Punkt auf meiner Liste waren die Girlie Bars in den Seitenstraßen der Uferpromenade. Dazu beim nächsten Mal mehr.