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@Nixus: Ich habe mir auch schon mal ueberlegt, mal erst einen laengeren Teil fertig zu schreiben, um ihn dann in Gaenze online zu stellen. Allerdings neige ich dazu, mich an einem kurzen Abschnitt wie eben gepostet, fest zu beissen, sprich jedes Wort dreimal um zu drehen. Die Zeitbeschraenkung zur nachtraeglichen Bearbeitung hier im Forum zwingt mich dazu, weiter zu machen mit dem naechsten Abschnitt. Aber du kannst ja, wenn ich in vielen Wochen einmal fertig bin, noch mal von vorne anfangen und den ganzen Bericht in einem Rutsch durchlesen.
@dieneuenmitleser: Danke für die Blumen und herzlich willkommen!
@alle: Ich werde versuchen, das , Niveau' der Berichterstattung zu halten. Was nicht ganz einfach ist, muss ich doch als ungelernter Autor mich ganz bewußt in die jeweilgen Situationen hinein versetzen und dann stundenlang den Text solange editieren, bis er in meinen Augen das jeweilige Stimmungsbild meiner Reise wiedergibt. Erschwerend kommt hinzu, dass ich mich aktuell gerne anderen Hobbies hingebe. Konkret: Die nächste Reise will gut geplant sein...
Dass July sehr kommunikativ und offen ist, gleichzeitig eine gewinnende Art an sich hat und sie dementsprechend viele Freunde und Bekannte ihr eigen nennt, weiss ich schon seit unserer ersten Begegnung im G-Point. Das ist offenkundig auf Bohol nicht anders, kein Wunder, sind wir doch gerade auf ihrer Heimatinsel gelandet. Als wir das Flughafengebäude verlassen, erwartet uns eine Heerschar Taxifahrer, die dazu angetreten sind, die soeben auf dem Luftweg eingetroffenen Touristen zu ihren Resorts oder Hotels zu kutschieren. Einer davon, ein sympathisch wirkender Kerl etwa meines Alters, erkennt July, sie ihn ebenfalls, und beide begrüßen sich und halten Smalltalk, wie es eben alte Bekannte tun, die sich nach längerer Zeit völlig überraschend mal wieder begegnen. July klärt mich nach dem kurzen Wortwechsel darüber auf, dass es sich bei unserem Gegenüber um Dundon handelt, einem früheren Mitarbeiter des elterlichen Fischhandels, zu besseren Zeiten wohlgemerkt, der sich nunmehr den Lebensunterhalt für sich und seine fünfköpfige Familie mit dem Transport von Urlaubern statt Meeresbewohnern verdient. Weil sich Dundon aufgrund der langjährigen Zusammenarbeit als Freund der Familie betrachten kann, steht natürlich fest, wer uns zum ortsüblichen Tarif von 500 PHP zum ungefähr 20 Kilometer entfernten Oasis Resort auf Panglao bringen würde. Nachdem mich July unserem Chauffeur noch namentlich bekannt gemacht hat, über den scherzhaften Zusatz "My Alien" hinausgehende Erklärungen über meine Rolle hält sie offenbar nicht für erforderlich, auch mein neuer Bekannter macht keinen besonders fragenden Eindruck, begeben wir uns zum Fahrzeug, einem auf den Philippinen montierten "Mitsubishi Active", geparkt ein paar Meter außerhalb des für Kraftfahrzeuge abgesperrten Areals unmittelbar vor dem Terminal. Für mich eine willkommene Gelegenheit, auf dem kurzen Spaziergang meiner Nikotinsucht nach zu kommen und mich mit den gleichen Atemzügen der erfreulichen Erkenntnis hinzugeben, dass mir doch nichts besseres hätte passieren können, als direkt am ersten Abend eine derart qualifizierte Reisebegleitung für mich erobert zu haben.
Die Route, die zu einer der beiden Brücken führt, die am südlichen Stadtrand Tagbilarans die Verbindung nach Panglao herstellen, zwingt uns einmal quer durch die eher unspektakuläre Provinzhauptstadt Bohols. Die Bilder dieser Fahrt unterscheiden sich kaum von den haften gebliebenen Impressionen aus Manila, Architektur und Städtebau müssen den Filipinos vollständig fremde Disziplinen sein. Nicht zuletzt deshalb lehne ich Julys Vorschlag ab, gleich hier in Tagbilaran meine noch nicht in der Ausrüstung befindliche Badehose, sowie den ihr, wen wunderts, ebenfalls fehlenden Bikini zu erwerben, auch wenn dies natürlich deutlich preisgünstiger von statten gehen würde, als in einer der Strandboutiquen am Alona Beach, wie July mit Nachdruck betont. Aber ich will in diesen Minuten ganz einfach nur heraus aus diesem Gewühl, dem Grau, dem Lärm und dem Dreck, heraus an die Luft, in die Natur, an die Sonne, den Strand, das Meer. Und zwar jetzt. "Ok, you have the money, you are the Boss!" So sieht es aus.
Nach ein paar weiteren Minuten Fahrtzeit, während derer July telefonisch dem Oasis Resort unsere baldige Ankunft bestätigt, werde ich nicht enttäuscht, präsentiert sich die Insel Panglao doch in einem gänzlich anderen Bild. Saftiges Grün, in den strahlend blauen Himmel ragende Palmen, fröhliche Schulkinder in addretten Uniformen auf dem Heimweg, idyllisch in die zauberhafte Landschaft eingebettete Einfamilienhäuser mit frischem Aussenanstrich, neben Landwirtschaft vielfältige, augenscheinlich florierende Gewerbebetriebe, ein Spiel- und Sportplatz, der manch eine Gemeinde in Deutschland vor Neid erblassen lassen würde, alles an einer schnurgeraden Landstraße in tadellosem Zustand, vereinzelt links und rechts der Fahrbahn grasende Kühe, die den lustigen Eindruck erwecken, als würden sie per Anhalter mitfahren wollen, wären sie nicht dummerweise angebunden. Freilich gibt es auch hier Bretterbuden und ähnlich simple Provisorien, wir sind schließlich auf einer tropischen Insel. Aber alles wirkt nicht nur ein wenig aufgeräumter, zufriedener, zuversichtlicher, sondern irgendwie auch wohlhabender. Die zahlreichen die Zeit totschlagenden, häufig nur mit Alkohol und Drogen ihre Verzweiflung und Resignation für ein zynisches Lächeln beiseite schiebenden Beschäftigungslosen aus Manila sieht man hier jedenfalls nicht. Die Bewohner der Insel scheinen von ihrem sichtbar lohnenden Tagwerk eingespannt. Es gibt also doch auf den Philippinen Gegenden, in denen auch die verbleibende Mehrheit jenseits einer kleinen Oberschicht, der es ohnehin an nichts mangelt, ein angenehmes, selbstbestimmtes und halbwegs zufriedenes Leben in relativem Wohlstand führen kann. Zumindest dort, wo Menschen wie ich dazu bereit sind, entsprechende Preise zu bezahlen.
Während ich die neuen Eindrücke aus der von zahlungskräftigen Touristen bevorzugten Provinz auf mich wirken lasse, verhandelt July mit unserem Fahrer Dundon über seinen Arbeitsvertrag für den morgigen Tag. Sein Auftrag besteht darin, uns beide nach Ubay zu Julys Eltern zu bringen, um dann, ein bis zwei Stunden später, auf der Rückfahrt die berühmten Chocolate Hills, sowie die nicht weniger populären Koboldmakis, hier Tarsier genannt, und gegebenenfalls noch weitere auf dem Weg liegende Sehenswürdigkeiten anzusteuern. Kurz gesagt: Wir brauchen einen Fahrer samt Fahrzeug und Benzin für einen ganzen Tag. Kurz vor dem Erreichen unseres Resorts verkündet mir July sichtlich stolz das Ergebnis ihrer Bemühungen. Die zunächst aufgerufenen 5000 PHP habe sie auf 4000 PHP senken können. Ich konnte freilich die auf Cebuano geführten Verhandlungen nicht durchgängig verfolgen, bin aber spontan, noch immer angetan von den wohltuenden Ausblicken während der Fahrt, die meine Stimmung spürbar heben, sehr einverstanden mit diesem Resultat. Wenig später erinnere ich mich an Angebote im Internet für ganztägige Inseltouren, auf denen ebenfalls die gängigen Touristenziele abgeklappert werden, die meinem trüben Urlaubergedächtnis zufolge deutlich günstiger zu haben sein sollten. Zugegeben, bis zur östlichen Provinz Ubay ist es von Panglao etwa doppelt so weit wie zu den Schokoladenhügeln in der Nähe der Stadtgemeinde Carmen, der auf diesen Ausflügen entferntesten Station. Gleichwohl beschleicht mich unwillentlich der leise Verdacht, dass es sich bei dem zwischen July und Dundon vereinbarten Tarif nicht unbedingt um einen Freundschaftspreis handelt. Vielleicht sogar eher um eine besonders raffinierte Art des ,share my blessing'.
Die Ankunft am Alona Beach nehme ich zunächst als Anhäufung von Hotels, Restaurants, Kneipen, kleinen Läden und Bankfilialen mit Geldautomaten, irgendwo muss der Zaster ja herkommen, wahr. Im Zentrum dieser Verdichtung touristischer Infrastruktur führt ein von der Hauptstraße abzweigender, geschotterter Weg Richtung Küste, wie mir der Sonnenstand und mein durchaus passabler Orientierungssinn verraten. Nach etwa hundert Metern auf diesem Pfad kommt unser Taxi zum Stehen. Die Zufahrt zum Oasis Resort ist durch ein Tor verschlossen. Dessen Wächter, etwa 20 Jahre alt, mit schwarzer Hose und weißem Hemd samt amtlich wirkenden Aufnähern genauso uniformiert wie seine in Manila allgegenwärtigen Security-Kollegen, allerdings unbewaffnet, schläft. Seinen müden Kopf hat er auf dem Pult des links der Einfahrt schattenspendenden Wärterhäuschens abgelegt. Das knirschende Geräusch der auf dem kieseligen Untergrund abbremsenden Reifen weckt ihn auf. Nach kurzer Musterung des Fahrzeuginhalts kommt der Knabe zu der Überzeugung, das wir vertrauenswürdige Gäste sein könnten und öffnet das Tor. Nach wenigen weiteren Metern erreichen wir als Endstation einen kleinen Parkplatz und steigen aus. Dundon übernimmt Julys Koffer, ich den meinigen. Ein schmaler Fussweg, ebenfalls mit kleinen Steinchen belegt, was das lässige vor sich Herschieben unserer mit kleinen Rollen versehenen Gepäckstücke zu einer echten Herausforderung macht, führt direkt in das Zentrum der Anlage. In deren Mitte befindet sich ein etwa 50 Quadratmeter großer, sehr sauber und gepflegt wirkender Pool, umrahmt von sechs oder sieben mit kunstvoll zu Mustern verarbeitetem Bambusholz und getrockneten Palmwedeln verkleideten Bungalows, jeweils zwei Zimmer beherbergend. Rechts an diesem malerisch gelegenem Schwimmbecken vorbei geht es ein paar Treppenstufen hinauf zu einer freistehenden Bar, direkt daneben entdecken wir die Hotelrezeption. Weiter hinten auf dieser Anhöhe befindet sich das zwar überdachte, aber zu den Seiten offene Areal, auf dem das bereits im Preis inbegriffene Frühstück kredenzt werden würde. Freundlich werden wir von der jungen Empfangsdame begrüßt.
Nachdem ich per Unterschrift bestätigt habe, in dieser tropischen Oase der Ruhe und Entspannung drei Nächte mit meiner reizenden Begleitung verweilen zu wollen und auch am Ende bereit bin, dafür zu bezahlen, erhalten wir den Schlüssel mit der Nummer 13, passend für ein Zimmer in einer der direkt am Pool liegenden Hütten, wohin uns die nette Hotelangestellte begleitet. Wir verabschieden uns noch von unserem Fahrer Dundon, wobei ich bei der Gelegenheit den für die Fahrt hierher fälligen Obulus entrichte, und lassen uns dann unsere Behausung für die kommenden Nächte zeigen. Die Einrichtung ist resorttypisch einfach gehalten, aber gemütlich und gepflegt. Leider konnten wir nur noch ein Zimmer mit zwei Einzelbetten ergattern, was auch unsere Gastgeberin bedauert, nicht ohne uns mit einem wissenden Lächeln zu ermuntern, beide Betten doch einfach zusammen zu schieben. Sie wünscht uns noch einen schönen Aufenthalt und überläßt das glückliche Paar sich selbst. Dass wir der Empfehlung, die beiden Schlafstätten in eine zu verwandeln, sofort gefolgt sind, hält July für das entscheidende Signal, um körperliche Nähe zu suchen. Weil ich aber der Chef bin, wird daraus vorerst nichts. Wir wechseln lediglich das Schuhwerk, ab jetzt bekleiden Flip-Flops unsere Flossen, verlassen die Bude und schlendern händchenhaltend Richtung Strand. Links vorbei an erhöht liegender Bar, Rezeption und Frühstücksbereich erreichen wir nach ein paar Treppenstufen abwärts eine weitere, schlauchförmig angeordnete, sehr einladende Trinkstation. Auf der rechten Seite der Tresen mit einigen Barhockern, gegenüber loungeartige Sitzgruppen mit bequemen Sofas, am hinteren Ende direkt der palmengesäumte Strand. Es ist ganz einfach wunderschön hier.
Wir genießen den Moment, die paradiesische Umgebung, wandeln die Beachroad entlang, ein Fussweg direkt am Strand, an dem die benachbarten Resorts, Restaurants und Strandbars wie an einer Perlenkette aneinander gereiht liegen. July lacht sich noch kaputt über das Werbeplakat der Alien-Disko, die ihrer Ansicht nach extra für mich kürzlich eröffnet worden sei, dann entdecken wir eine ansteigende Schlaglochpiste, die direkt zu der erhöht liegenden Hauptstraße führt, über die wir vor wenigen Minuten unser Urlaubsdomizil erreicht haben. Oben angekommen, steuere ich zunächst einen Geldautomaten an, danach können wir uns dem Erwerb von Badehose und Bikini widmen. Während July schnell fündig wird, bleibe ich lange unschlüssig. Dass es Badeshorts in unterschiedlichen Farben, Formen und Mustern gibt, finde ich im Prinzip prima. Aber warum müssen sie samt und sonders in meinen Augen hässlich sein? Am Ende entscheide ich mich für ein Exemplar, das ich für das kleinste Übel halte, zur Entscheidung irgendwann auch deshalb gezwungen, weil es in dem Laden stickig heiss ist, und ich mittlerweile schwitze wie ein Schwein. Nach harten Verhandlungen löhne ich für unsere beiden Kleidungstücke 1000 PHP, und darf mir von July noch einmal versichern lassen, dass dieser Einkauf in Tagbilaran weniger als halb so teuer gewesen wäre.
Nach Erledigung der Pflicht, Shopping betrachte ich als solche, folgt die Kür. Abkühlung mit ein, zwei Bier an der gerade eben schon zu meinem Lieblingsort erkorenen Strandbar unseres Resorts, danach Erfrischung im Pool, die soeben erworbene Bademode einweihen. Der Klamottenladen, dessen brütender Hitze wir gerade entronnen sind, liegt nur wenige Meter vom One4daRoad entfernt, einem Hotel mit Restaurant und Bar, just an jener Stelle, wo der vorhin befahrene Schotterweg direkt zum Oasis Resort abzweigt. Kurz spiele ich mit dem Gedanken, gleich hier für ein schnelles Getränk einzukehren. Aber diesmal ist der Pförtner hellwach, erkennt uns schon von Weitem und grüßt mit einem "Hello Ma'm, hello Sir", als wir das weit geöffnete Tor passieren und ohne Zwischenstopp bis zur Strandbar durchmaschieren. Man wird schnell heimisch hier am Alona Beach.
July nippt an ihrem Mangoshake, ich genieße erst eins und dann das zweite San Miguel. Schweigend aneinander gekuschelt beobachten wir die am Strandweg vorbei flanierenden Menschen, blicken auf das langsam in das Licht des späten Nachmittags eintauchende Postkartenmotiv, dass die bereits tief im Westen aus dem Blickfeld verschwindende Sonne, das kristallklare, behutsam vor sich hinrauschende Meer, die eigentümlich anmutenden, im flachen Wasser verankerten Bancas mit ihrem schmalen Rumpf und den charakteristischen Holzauslegern, der feinsandige, fast schneeweisse, blitzsaubere Strand und die einen majestätischen Rahmen in den Himmel malenden Palmen uns direkt an den Tisch servieren. Die Hauptsaison hat noch nicht begonnen, dementsprechend ruhig und entspannt gestaltet sich das Strandleben vor unseren Augen. Es ist so einer der Momente, die nie vorüber gehen dürften, als wir auf der Couch lümmelnd die restliche Welt vergessen.