Thailändisch lernen

Thailand Elefant im Porzellanladen

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KhaoSan Streetlife










 
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KhaoSan Streetlife






 
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Pitcairn@ dachte ich mir :)) Ja, ja das komische Bergvolk mit seinem Reglementierungswahn :))) ich arbeite seit ein paar Jahren auch im Heidiland.

Du solltest es mal als kritischer Reiseberichterstatter versuchen. Hast echt das Zeug dazu, Hut ab.
 
        #34  

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Es hat Spass gemacht diesen Bericht zu lesen. Dankeschoen.
Du kannst wirklich mit Worten Bilder malen und gibst auch als Fotograf eine gute Figur ab.
Freu mich schon auf die Neuankündigungen. Deine Berichte habe ich alle gelesen, am Besten gefallen haben mir deine hier frueheren Werke ueber Pattaya im Vietnamkonflikt, deine Erlebnisse mit dem GI, Expats im Ausland und ueber den Restart mit Neuanfang in Asien.

Dazwischen gab es mal einen Einstellmarathon der einen anderen Schreibstil hatte, und nun bist du scheinbar wieder dort gelandet wo du hier angefangen hast.

Freut mich.

Kazimoto
 
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Gerade wenn man die Khaosanroad viele Jahr kennt kann man Deinen Bericht ganz besonders geniessen.
Vielen Vielen Dank
G.
 
        #37  

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Zum Thema “Elefant im Porzellanladen“

Ich habe diesen Tagestrip von Pitcairn am 18.08.2014 getestet, um ihn später mit Besuch aus Deutschland durchzuziehen.
Gestartet bin ich am Bahnhof Talat Phlu, da dieser ganz einfach mit Bus Nr.4 (vom Hauptbahnhof Hua Lamphong - gegenüber Bangkok Bank) zu erreichen ist.
Hier mein Bericht, den ich meinen Freunden geschickt habe:


Um 07:44 Uhr fährt der uralte Rumpelzug (3 Diesel-Triebwagen) pünktlich ab.
Die von mir gewählte Bahnstation heißt Talat Phlu (1. Station nach der Wongwian-Yai-Station) und liegt ebenfalls in Thonburi, einem Stadtteil von BKK auf der anderen Seite des Chao Phraya Rivers, der BKK durchfließt.

Die Fahrt mit diesem Zug kostet schlappe 10 Baht für Hunde und Farangs, für Angehörige der “Auserwählten Rasse“ ist sie sogar kostenlos.
Dies bei gut 5 Mann Zug-Personal und unzähligen Bahnhofs und Streckenwärtern.
Wie lange kann sich Thailand so was noch leisten?

Die Bahnstrecke ist in relativ schlechtem Zustand und hat keinen Anschluss zu irgendeinem Bahnhof an den Hauptlinien, die aus BKK herausführen.
In Deutschland wäre sie sicher längst aufgelassen worden, oder wegen ihres schlechten Zustands nur noch für langsame Güterzüge befahrbar.
Trotzdem ist dieser Zug am Anfang der Strecke um diese Zeit relativ gut besetzt – meistens mit Schülern.

Die eingleisige Meter-Spur-Strecke führt innerhalb Thonburi über unzählige Straßen, die mit Schranken oder verschiebbaren Barrieren mehr oder weniger abgesichert sind.
Motorradfahrer und Fußgänger schlängeln sich immer wieder durch, und scheinbar werden auch immer wieder welche überfahren, wie man mir sagte.
Hat hier einer keine Arme oder Beine mehr, sind es meistens selbstverschuldete Unfälle mit der Eisenbahn.

Die vermutlich illegal errichteten Wellblechhütten der Besitzlosen reichen bis auf wenige cm an den vorbeifahrenden Zug, und es ist zu gefährlich, den Kopf aus dem Fenster zu stecken.
Man hat das Gefühl, direkt durch das “Wohnzimmer“ der Leute zu fahren.
Alles ist zudem ziemlich vermüllt und macht einen total anderen Eindruck, als die nur wenige km entfernte City von BKK.
Hier ist Thailand nicht das aufstrebende Schwellenland, sondern eher die “Dritte Welt“

Man durchfährt nun nach der städtischen Bebauung Sumpfgebiete, auf denen sich unzählige, oft richtig große, Fabriken oder Lagerhäuser angesiedelt haben.
In diesem “Speckgürtel“ um BKK herum wird wohl das Geld in und für Thailand erwirtschaftet.

Dann wird es richtig ländlich: Reisfelder und immer wieder die landschaftszerstörenden Garnelen-Farmen (sehen aus wie Salzgewinnungs-Anlagen, sind aber keine!).
Der Zug fährt, trotz desolaten Schienen, mit beängstigender Geschwindigkeit.
Immer wieder schlagen Äste und Dornen-Büsche zum offenen Fenster rein.
Besser also den Kopf etwas ins Wageninneren halten.
Vermutlich wächst das Zeug hier schneller nach, als es gestutzt werden kann.

Da ich aber in Thailand mit dem Zug schon fast alle Strecken befahren habe, reißt mich das Minimale und Basic-Anmutende natürlich nicht sooo vom Hocker.
Sicherlich aber einen luxusgewohnten Qualitätstouristen, den man einmal zu einer derartigen Fahrt überreden konnte.

Fast pünktlich, so gegen 8:45 Uhr kommt der Zug in Maha Chai an.
Der Bahnhof selbst schon ist ein riesiger Markt.
Es stinkt mörderisch nach Fisch und anderen seltsamen Gerüchen.
Frische und getrocknete Seafood warten an unzähligen Ständen auf wenige Käufer.
Die Preise sind etwas moderater, als in der Chinatown von BKK, wo derartiges auch angeboten wird, aber eben nicht in diesen gewaltigen Mengen.

Der Weg führt nun an unzähligen Ständen mit getrockneter Seafood zum Mae Nam Tha Chin (River), der von hier aus schon bald ins offene Meer mündet.
Dort wird mit der Fähre nach Ban Laem übergesetzt. Die Fähre kostet 3 Baht!
Im Fluss sind ein paar rostige alte “Seelenverkäufer“ zu sehen, aus denen gerade die Ladung, meist Fisch, gelöscht wird.

Wie man mir sagt, ist der Tageslohn für die Seeleute und Hafenarbeiter hier immer noch 100 Baht, obwohl es nun doch schon seit längerer Zeit den Mindestlohn von 300 Baht gibt!
Die Überfahrt dauert ca. 5 Minuten.

Vor dem Fährgebäude warten tatsächlich ein paar Fahrrad-Rikscha zum Weitertransport an den Bahnhof von Ban Laem.
Komischerweise scheint es gar keine Leute zu geben, die dort hinwollen.

Zu Fuß marschiere ich an einem größeren Chinesischen Friedhof vorbei zum etwa 15 Minuten entfernten Bahnhof von Ban Laem (etwas anderer Weg, als von Pitcairn).
Überhaupt soll es hier überdurchschnittlich viele Chinesen geben.
Man erzählt mir auch, dass in einer bestimmten Straße dort abends einiges mit Chinesinnen abgeht.

Ich bin hier ja aber unterwegs, um eine Tagestour jenseits der ausgetretenen Touristenpfade zu testen, um diese dann vorzuschlagen, wenn ich Besuchern aus Deutschland mein Gastland näher bringen will.
Nicht aber zur Besichtigung des Chinesischen Straßenstrichs für nur 100 Baht/Tag verdienende Hafenarbeiter!
Nein - heute mal nicht!

So führt mein Weg direkt zu einem versteckten kleinen Bahnhof mit einer uralten Laden-Passage, wo nur noch wenigen Roll-Tore geöffnet sind.
Die beste Zeit hat man hier wohl hinter sich, oder sie hat noch nie richtig begonnen.

Am Ticketschalter wird mir nun auch bewusst, warum ich der Einzige im Bahnhof bin, obwohl der Zug schon in ca. 15 Minuten abfahren müsste.
Ich habe nämlich einen nicht mehr aktuellen Fahrplan dabei.
Anstatt 4 Züge pro Tag, fahren nun nur noch drei.
Rationalisierung also tatsächlich auch hier?

Vom Timing her wäre da die Abfahrt erst um 9:44 Uhr am Talat Phlu in Thonburi mit Ankunft in Maha Chai um 10:36 Uhr weitaus besser geeignet gewesen!
Ich werde das bei dem Trip mit meinen Freunden zusammen berücksichtigen.

Da der Zug nun nicht um 10 Uhr, sondern erst um 12:05 Uhr abfährt, trabe ich noch einmal zum Fähranleger zurück.
Versuche dort in einem Garagenlokal eine optisch zuerst undefinierbare Suppe zu essen, die sich dann mit gehackten Darm- und Magenteilen vom Schwein entpuppt.
Zwar bin ich empfänglich für alle exotischen Speisen, doch dies hier ist nun doch nicht so ganz mein Ding.

So esse ich in einem Café-Haus ein Stück furztrockenen Kuchen und trinke einen leckeren Eistee dazu.
Irgendwann ist es dann Zeit, und ich trabe zum Bahnhof zurück.

Unterwegs schaue ich mir noch den Chinesischen Friedhof etwas näher an.
Es sind die typischen seltsam anmutenden Erdgräber, wie man sie in fast ganz SO-Asien vorfindet.
In der VR China weniger, denn dort wir man seit Mao fast grundsätzlich verbrannt.
China wäre sonst vermutlich bald mit Milliarden von derartig ausladenden Erdgräbern überzogen?

Am Bahnhof genehmige ich mir noch ein eiskaltes Bier mit Sprite gemixt (Radler), was auf ungläubiges Staunen einiger Thai stößt.

Pünktlich um 12:05 Uhr fährt der Zug dann auch in Ban Laem ab.
Als weitere Touristen sind noch einige Japaner dabei, weil dieser Trip vermutlich inzwischen auch schon in Japanischen Reiseführern beschrieben ist.

Die Strecke ist in einem noch erbärmlicheren Zustand, als die vorherige!
Dass sie aber zum Glück weiterbestehen wird, davon zeugen immer wieder Baustellen, wo die uralten Holzschwellen gegen Betonschwellen ausgetauscht werden.

Der Zug fährt oft nicht schneller, als 20 km/h und ächzt und stöhnt dabei.
Man kommt sich vor, wie auf einem Ritt, dann wieder wie auf einem Kahn bei schwerem Seegang.

Die Landschaft selbst ist nicht spektakulär.
Der Hit ist eben die Fahrt mit diesem Zug selber.

Kurz vor 13:45 Uhr beuge ich den Kopf aus dem Fenster – nicht sehr weit, sonst würde er abrasiert.
Mit lautem Hupen fährt der Zug nun durch den Markt auf den Gleisen.
Rechts und links stehen plötzlich zig Japaner mit ihren Kameras.
Zwischen zurückgeklappten Zeltdächern der Stände sind es oft nur wenige cm.
Einige Marktbesucher müssen echt den Bauch einziehen, damit sie der Zug nicht streift.
Die Marktauslagen sind direkt bis an die Schienen gestapelt.
Langsam rollt der Zug in den Bahnhof von Mae Klong ein.

Nur 2 Minuten, nachdem ich ausgestiegen und den Schienen entlang auf den Markt zurück laufe, sind alle Zelte wieder über die Schienen vorgeklappt, und das Marktgeschehen geht seinen Gang.

Ich genehmige mir in einem nahen Restaurant ein eiskaltes Bier + eine Büchse Sprite und mixe mir wieder ein "Radler".
Dann suche ich für meinen späteren Besuch den besten Punkt zum Fotos schießen und postiere mich dort.

Kurz vor 14:30 Uhr kommt eine warnende Lautsprecherdurchsage.
Dann startet der Zug zurück nach Ban Laem.
Blitzschnell werden alle Zelte zurückgeklappt und verschiedene Waren noch von den Schienen genommen.
Dann fährt in wenigen cm Abstand der Zug vorbei. Den Bauch halte ich dabei eingezogen.

Kaum ist der Zug vorbei, werden alle Zelte vorgeklappt und das Marktgeschehen geht wieder weiter.
Also so etwas habe ich auf der ganzen Welt noch nicht gesehen, und ich bin viel rumgekommen!

Ich marschiere zur Minibusstation, von wo mich ein Van, besetzt mit 12 Passagieren + Fahrer, in etwas mehr als einer Stunde für 70 Baht zurück nach BKK bringt.
Der Van hält am Victory-Monument, einem zentralen Verkehrsknotenpunkt in der Mitte von BKK.

Ein lohnenswerter Ausflug, den ich mit meinem Besuch aus Deutschland im nächsten Januar u. A. vorschlagen werde.
Dank an Pitcairn, der mich zu diesem Trip inspirierte!
 
        #38  

Member

Schöner Erlebnisbericht, durch den ich überhaupt in diesem Forum gelandet bin. In der Khaosan bin ich nur einmal kurz gewesen, um das überhaupt mal zu sehen, also Khaosan-Touristin*gg*. Schön sarkastisch beschrieben.
 
        #39  

Member

Die Schilderungen betreffend der Gegebenheiten und insbesondere der Charaktere auf der Khaosan Road sind einfach nur klasse!

Gruß
PG
 
        #40  

Member

Member hat gesagt:
Also ziemlich hart, sarkastisch und auch zum Nachdenken. Aber sehr gut geschrieben muss ich sagen. Da bekommt man wenigstens eine Vorstellung, was es ausser BKK, Pataya und den bekannten Orten noch sehens- und wissenswertes gibt. Auf Grund einiger Wörter nehme ich an, Du bist Schweizer? :))


Ich bin Eidgenosse, mit gewissen deutschen Verwurzelungen.
Mein Lieblingsonkel hat in Stalingrad gekämpft und kam schwer verwundet zurück.
Ich habe generell eine Affinität zum deutschen Sprachraum.
Greetz
Pitcairn
 
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