Will mich jetzt gar nicht zur bestehenden Diskussion, ob AKW ja oder nein, näher äußern. Verfolge aber schon seit Tagen, teilweise über mehrere Stunden das Geschehen auf verschiedenen TV-Sendern. Auch heute lief der TV fast durchgehend seit Mittag. Ich bin einfach nur geschockt und mir gehen diese Bilder unheimlich nahe. Gleich wie damals 2004 beim Tsunami in Thailand oder im Januar 2010 in Haiti. Trotzdem empfinde ich die aktuellen Bilder von heute aus Japan weitaus schlimmer. Meine Besorgnis richtet sich nicht einmal so sehr auf die Reaktoren und deren momentanen Gefahr, sondern vielmehr auf die Hilflosigkeit der dort lebenden Menschen. Kälte, Hunger, keine Nahrungsmittel usw. usw. Wenn ich auch die Bilder sehe, wie diese Menschen durch ihre zerstörten Gebiete laufen, teilweise nur noch das als Besitz haben, was sie am Körper tragen, wie sie von heute auf morgen plötzlich vor dem Nichts stehen, wie diese ihre zerstörten Häuser vorfinden oder vor dem Nichts stehen, deren Augen über die Ungewissheit über das weitere Vorgehen, Hilfe und Unterstützung zum Überleben sehe, Familien die zum Teil völlig auseinandergerissen oder zerstört wurden, ja, diese Bilder gehen mir sehr nahe..
Ich finde, in Zeiten solcher Geschehnisse sollte man nicht daran denken, um welches Land es hier geht, ob man zu diesem Land einen Bezug hat oder nicht, welche politische Richtung dieses Land hat und verfolgt, denn es geht hier um Menschen. Ich zolle jedem Helfer großen Respekt, egal in welcher Form er sich an einer Hilfe beteiligt. Sei es die Spezialisten und Mitarbeiter der Kraftwerke die seit Tagen unter Einsatz ihres Lebens immer noch vor Ort sind, den Ärzten, den Rettungs- und Bergetrupps, dem dortigen Militär, aber auch den einfachen Menschen vor Ort die mitten im Geschehen tätig sind und deren Hilfe man gar nicht so sieht. Ich meine hier zum Beispiel auch das Flughafenpersonal, das schon seit Tagen unermüdlich all die ganzen Menschenmassen bei deren Ausreise bearbeitet, Hilfsorganisationen oder das Militär von fremden Nationen, welche die dort lebenden Menschen mit Hilfsgüter, Wasser und Nahrungsmittel versorgen, aber auch jeder einzelne Feuerwehrmann und viele andere mehr. Ja, diese Bilder gehen mir sehr nahe.
Sah heute z.B. auch einen längeren Bericht des britischen Rettungs- und Bergetrupps, welcher unermüdlich mit ihren Hunden und unter Lebensgefahr immer noch tagtäglich nach lebenden Menschen sucht und trotz ihrer täglichen Tiefschläge, wo immer nur Tote geborgen werden, trotz allem nicht aufgibt. Es sind für mich einfach Bilder des Grauens und ich wüsste nicht, wie diese Bilder noch zu toppen wären. Und wir sitzen hier, tausende Kilometer davon entfernt und machen uns Gedanken, welche Mehrkosten auf uns zukommen würden, wenn das eine oder andere AKW abgeschaltet wird. Sicherlich ist es notwendig, sich aufgrund der aktuellen Lage mit der Situation zu befassen und Maßnahmen zur Verbeugung zu treffen. Man kann auch viel leichter davon reden und darüber diskutieren, was man früher hätte tun sollen, versäumt hat oder in der Zukunft machen muss, Aber ich finde, in erster Linie und vielmehr sollte erst einmal den Menschen vor Ort geholfen werden. Egal in welcher Form und von wem auch immer.
Obwohl ich 2004 noch keinerlei Bezug zu Thailand hatte, spendete ich damals ebenso wie im Januar 2010 für Haiti und habe das auch heute für Japan getan. Ich verteile meine Spende immer auf 3 Organisationen, d.h. für UNICEF, Ärzte ohne Grenzen und für das Rote Kreuz. Ich weiß selbst, dass diese Spende nur ein minimaler Tropfen auf den heißen Stein ist, aber zumindest ist es etwas und vor allem was auch mein Seelenbewusstsein etwas beruhigt.
Ich kenne mich viel zu wenig aus, um in der Atompolitik groß mitreden und ein Urteil dazu abgeben zu können. Trotzdem denke ich, dass ich lieber höhere Kosten auf mich nehmen würde, als wie solchen Gefahren wie 1986 von Tschernobyl oder wie jetzt in Japan ausgesetzt sein zu müssen. Eine komplette Umstrukturierung der bestehenden Atompolitik ist sicher nicht von heute auf morgen möglich, aber sie ist möglich. Nur wann fangen wir damit an? Sicherlich erst dann, wenn es Fünf vor Zwölf oder zu spät ist.
Und was das Posting von Member Tarado bezüglich der brasilianischen Äußerungen über Deutschland angeht, das ist keineswegs abwegig. Stimmt nämlich in allen Punkten. Wenn Deutschlands Politik nach dem 2.Weltkrieg so gewesen wäre, wie sie sich heute zeigt und fungiert, dann wäre Deutschland nicht das geworden was es heute ist. Wenn man sich nicht selbst anlügt, dann muss man nämlich eingestehen, dass wir uns in den letzten 15-20 Jahren zurückentwickelt haben und von Ländern wie Amerika, China, aber auch Österreich und der Schweiz noch vieles lernen können.
Ist nur meine Meinung.