Und auf ein Neues...
Der nächste „Versuch“ hieß Be und die ließ ich mir einfach von meinen Kumpel aussuchen. Er hatte mir das ja schon eher aus Jux angedroht, dann aber ernst gemacht und mich einfach an die Kollegin seiner letzten nächtlichen Eroberung weitergereicht.
Be war durch und durch professionell, eine angenehme Begleitung, fröhlich und gut gelaunt (wenn sie auch zu oft und zum falschen Zeitpunkt lachte) und sie lieferte eine ordentliche Nummer ab. Ach ja, das Licht durfte anbleiben. Der Fernseher allerdings auch, bis ich entnervt der Kiste den Saft abdrehte. Vorher wurde aber fleißig sich irgendeine bescheuerte Thai-Soap reingezogen und extra für mich auch noch übersetzt. Das heißt, übersetzt war nicht der richtige Ausdruck: Sie faselte da irgendwas vom boyfriend der seine Schnecke rausschmiss, weil die gerade regelte. Was soll das? Hat wohl mitbekommen, das Noi mitten in der Nacht Frischluft schnuppern durfte, weil ich vermutete, dass sie sich nur einen Schlafplatz ergaunern wollte?
Nun hatte ich was ich wollte: eine ordentliche sexuelle Dienstleistung ohne viel Rumgezicke. Eigentlich könnte ich ja nun zufrieden sein, aber schon fing mir Noi's Art und Weise an zu fehlen. Die war zwar ne Null im Bett aber mit dem Herzen dabei. Was nun besser ist – da soll jeder nach seiner Facon selig werden.
Trotzdem gibt es noch eine nette Story von Be zu erzählen. Obwohl sie ziemlich abgebrüht und professionell war, gab es da eine Sache, zu der sich eine deutsche Frau (und schon gar nicht eine Prostituierte) niemals hätte hinreißen lassen. Mitten im tiefsten Schlummer werde ich plötzlich durch ein ziemlich ekliges nasskaltes Gefühl an meinen rechten Arm aufgeweckt. Da hockte Be neben mir und war dabei, einen mit eiskalten Wasser durchtränktes Handtuch um meinen Arm und dann auch um meine Waden zu wickeln. Völlig schlaftrunken versuchte ich eine Erklärung dafür zu finden. Sie sagte mir aufgeregt, ich wäre krank und hätte Fieber. Und tatsächlich – am nächsten Morgen, kurz nachdem ich sie ausgecheckt hatte, überfielen mich rasende Zahnschmerzen. Binnen weniger Stunden schwoll meine rechte Gesichtshälfte dermaßen an, dass es aussah, als hätte ich gerade ordentlich eine aufs Maul bekommen. Ich wusste, was da passiert war: Eine Zahnwurzelentzündung, mit der ich schon Wochen zuvor mal das Vergnügen gehabt hatte. Der Doc hatte wohl nicht gründlich genug gearbeitet und nun saß ich hier in Pattaya mit einer dicken Entzündung im Kiefer. Und Be hatte das bemerkt – und zwar bevor ich selber irgendwelche Krankheitszeichen überhaupt verspürte. Und hat mir wie eine gute Krankenschwester Wadenwickel und kalte Umschläge zur Fiebersenkung verabreicht. Ok, ich hätt gern vorher noch ausgeschlafen – aber es war ja gut gemeint. Bei so einer „Krankenschwester“ lässt sich sogar den Zahnschmerzen noch etwas positives abgewinnen. Mich erstaunt wirklich dieses Einfühlungsvermögen, denn Be war nicht auf ne LT aus und war auch sonst eher etwas kratzbürstig, daher halte ich dies nicht für ne bloße „I-take-care-of-you“-Nummer zum einschleimen – die hat einfach nur geholfen. Übrigens hab ich selbiges Verhalten auch mit Noi dann noch erlebt.
Der Rest des Tages wurde dann im Bangkok-Pattaya-Hospital verbracht, wo ich ein entzückendes Date mit einer Zahnärztin hatte, die mir im wahrsten Sinne des Wortes auf die Nerven ging. Und ich war erstaunt, wie hervorragend ausgebildet die war. Sie reichte mir zwar kaum bis zur Gürtelschnalle, aber hat die ganze Behandlung dermaßen hervorragend durchgeführt, dass ich heute noch drüber staune. Die hat mir mitten ins entzündete Gewebe die Betäubungsspritze gesetzt – und nix hat weh getan! Wenn meine Zahnärztin in Deutschland sowas macht, dann klebe ich schweißgebadet am Behandlungsstuhl und würde am liebsten die Zähne vor Schmerzen zusammenbeißen, wenn ich den Mund nicht die ganze Zeit aufhalten müsste. Die hätte besser Pathologin werden sollen, oder meinetwegen Pferdemetzger, aber nicht Zahnärztin. Allerdings war die Rechnung um so schmerzhafter: 2 Wurzelbehandlungen zu je 6000,00 Baht waren angesagt. Da ich nur eine provisorische Notversorgung wollte, konnte ich das Honorar auf insgesamt knapp 3000,00 Baht runterhandeln. Kein Wunder, dass in Thailand soviele Menschen nur mit ein paar Zahnstummel im Mund herumlaufen.
Nun war ich am Abend ziemlich mies gelaunt. Zahnschmerzen und eine Optik, mit der ich mich kaum auf die Straße, geschweige denn in eine Bar getraut hätte und vor allem hatte ich bisher keine brauchbare Thaischnecke mir anlachen können. Und in meinen jetzigen Zustand dürfte die Sache eher noch schwieriger werden. Aber wieder einmal half Kommissar Zufall und ich landete erneut da, wo ich eigentlich gar nicht hin wollte.