Tag 12: Der krönende Abschied
Er war tatsächlich gekommen. Mein letzter Tag des neuen Abenteuers hatte begonnen und in weniger als 24 Stunden würde ich bereits im Flieger zurück nach Deutschland sitzen. Was würde überwiegen, Wehmut oder Gleichgültigkeit? Noch war das ganze ein zartes Pflänzchen, aber langsam keimte etwas Freude in mir.
Gegen 14 Uhr erwachte ich aus dem
Delirium der Nacht und ordnete die ersten Gedanken. Neben mir rührte sich noch nichts, also konnte ich mich vergewissern, ich alles gut überstanden hätte und zu meiner Erleichterung ging es mir dem Umständen entsprechend sehr gut. Meine Bettnachbarin kam ebenso bald zu sich. Ich frage mich wieder, ob das jetzt alles so eine gute Idee sei und wie sie jetzt wohl reagieren würde, aber wir haben die ungeahnte Situation gekonnt überspielt und die Zeit kreativ genutzt. 8) Währenddessen stellte ich fest, dass die gute Nuy doch einige Verletzungen aufwies. Insbesondere am Rücken, an den Knien und am Kopf hatte sie sichtbare Blessuren, die gerade heilten. Auf Nachfrage wurde mir mitgeteilt, dass es sich dabei um Überbleibsel eines Motorradunfalls handelte. Natürlich hatte sie keinen Helm getragen... und die Auswirkungen waren weithin spürbar.
Rot markiert einige Stellen am Rücken. Kommt leider nicht so dramatisch herüber wie in Realität. Die Knie sahen auch ganz übel aus bei näherer Betrachtung.
Eher zufällig dieses Bild vom Vorabend, das ungefähr erahnen lässt, wo die Verletzung sich befand. Geschickt überkämmt, konnte man nichts erkennen, aber es fühlte sich an, als ob da jemand mit der Flex über den Kopf geschliffen hätte. Eine ziemliche Delle im Schädel!
Ein Grund mehr, der mich darin bestärkte, hier in Pattaya lieber auf das Motorrad zu verzichten. Das Mädel nahm die Angelegenheit aber sichtlich locker zu meiner Verwunderung, denn so ganz unglücklich war sie bei diesem Unfall mit Sicherheit nicht.
Immerhin verhielt sich Nuy, wie ich es von ihr mehr oder weniger erwartet hatte. Nach einer Anstandsstunde, die wir uns mit Fernsehen, Duschen und Quatschen vertrieben, wollte sie sich mit Sack und Pack davon machen. Besonders viel erfahren hatte ich nicht von ihr, außer dass sie angesichts ihrer guten geographischen Kenntnisse in England schon einige Kunden von der Insel gehabt haben musste. Zudem war es ihre Wunschvorstellung, mit dem verdienten Geld irgendwann als Verkäuferin in ihrem eigenen Bekleidungsgeschäft arbeiten zu können. Ich teilte ihr mit, dass die Chancen auf ein Leben in England wahrscheinlich höher seien als die auf ein gut laufendes Bekleidungsgeschäft in Thailand, aber davon wollte sie nichts wissen.
Darüber hinaus pflegte sie auch einen komischen Tick für Schönheit und wollte sich die Nase mit Silikon irgendwie richten lassen. Daraufhin stellte ich fest, dass das Silikon an ihrer Nase mit Sicherheit an der falschen Stelle des Körpers angebracht sei. Trotzdem war sie der festen Überzeugung, eine ausgeprägten, geraden Nasenrücken haben zu müssen. Hoffentlich macht sie damit nicht ernst, obwohl ich auch sie mit 1500 THB sponsorte. Hier wäre mehr auch nicht verdient gewesen nach dem kurzen Aufenthalt.
Gegen 15:30 Uhr war sie dann mit der Bitte verschwunden, mich nicht mehr in der Bar blicken zu lassen, um eine unbehagliche Situation zu vermeiden. Das sollte mir gelingen, denn den Abschied hatte ich bereits gestern schon gefeiert und erwartete die beste Kae heute Abend auf direktem Wege im Hotel.
Tschüss!
Daraufhin fragte ich bei Martl an, wie nun der genau Plan für den Abend aussehen würde. Er weihte mich nun bereits zum dritten Mal ein, wie das
Restaurant heißen würde und versuchte, mir eine akzeptable Anreisebeschreibung zu geben. Die Wahl fiel auf das Casa Pascal (
Casa Pascal Fine Dining Restaurant In Pattaya), in dem er wohl früher schon das eine oder andere gute Süppchen geschlürft haben musste, denn die Werbung und Erlebnisberichte hörten sich sehr enthusiastisch an. Das wichtigste für uns war, ausreichend Zeit zum Genießen mitzubringen, was heute jedoch überhaupt kein Problem darstellte angesichts der bevorstehenden kurzen Nacht vor dem Abflug. Treffen wollten wir uns im Casa Pascal um 19 Uhr, um dem stundenlangen Essmarathon frühzeitig zu begegnen.
Die letzten Stunden alleine in Pattaya nutzte ich, um mit meiner gewonnen Ortskenntnis auf die Suche nach Mitbringseln für die Daheimgebliebenen zu gehen. Dafür besuchte ich Paar kleine Märkte in der näheren Umgebung und einen größeren Supermarkt, der eine Palette an Non-Food Artikeln bot. Selbst traute ich mich alleine in die Soi Buakhao, denn es wurde mir die Aussicht auf eine kostenlose Benutzung eines Geldautomaten ohne 150 THB Fee gemacht. "Die gelben" ATMs hätten angeblich keine Gebühr und ich suchte genau einen solchen am beschriebenen Family Mart auf, aber auch hier wurden die 150 THB aufgerufen. Kann man nichts machen. Der Weg sollte jedoch nicht umsonst sein und so zog ich eben enttäuscht meinen gewünschten Betrag, um für den Abend ausreichend gewappnet zu sein.
Um etwa 17:30 Uhr war ich wieder im Hotel angekommen und rief bei Kae an, um ihr Bescheid zu geben. Sie hatte wegen des späten Anrufs schon beinahe geglaubt, ich hätte sie vergessen, aber ich als treuer LT- Kunde würde doch nicht so mit ihr umspringen.
Im Laufe des Abends habe ich etliche verschiedene Szenarien im Kopf durchgespielt, wie ich ihr die Nacht mit Nuy denn schonend und wenig verwerflich für mich beibringen würde. In den vorhergegangenen Tagen hatte Kae mir nämlich schon einmal vorgeworfen, an einer anderen Dame in der Bar interessiert zu sein und war daraufhin angefressen. Allerdings fiel mir zur Erläuterung kaum etwas Gutes ein und so beschloss ich, einfach gar nichts zu sagen und damit die absolute Minimalchance zu wahren, dass ich nicht als Betrüger entlarvt werde. So fühlte ich mich nämlich schon ein wenig.
Nachdem ich mich wiederholt geduscht und für den Abend extra in langer Hose fertig gemacht hatte, erschien Kae pünktlich um 18:30 Uhr.
Hatte sich für den Abend extra in Schale geworfen. Nur ein bisschen viel von diesem glitzernden Make-Up im Gesicht, aber bester Laune und für ihre Verhältnisse schon fast überschwänglich durfte ich sie in Empfang nehmen. Auch rutschte ihr zu dieser Gelegenheit das erste Mal das Wort "Honey" mit mir im Zusammenhang über die Lippen. Vielleicht hatte sie mich mit jemandem verwechselt?
Die "neue" Kae vom Vorabend war auch heute wieder im Einsatz. Erstaunliche Veränderungen waren zu entdecken.
Sogleich machten wir uns auf den Weg zur Beach Road, um schnell hinunter fahren zu können. Leider machte uns dabei der Verkehr einen Strich durch die Rechnung. Zwar hatten wir schnell einen Bahtbus bestiegen, aber der kam nur im Schneckentempo voran wegen der mit den Festpavillons verstellten Fahrspur.
Eine weitere aufgebaute Bühne an der Beach Road für das Musikfestival.
Leider sah dadurch der Verkehr so aus...
... und zu Fuß wären wir womöglich schneller gewesen. Mit jedem Blick auf die Uhr wurde gewisser, dass wir niemals um 19 Uhr am Treffpunkt ankommen könnten. So schrieb ich Martl eine SMS, um ihn zu warnen. Sein Rückruf bedeutete allerdings nichts Gutes. Leider war das Casa Pascal an diesem Abend durch eine Feier ausgefüllt und wir hätten keine Möglichkeit, dort zu Speisen. Nichtsdestotrotz hatte der Experte gleich eine Liste an Ausweichmöglichkeiten, die jedoch alle außerhalb der Reichweite unseres Busses lagen. Deshalb verabredeten wir, uns zunächst am Eingang der WS zu treffen und neu zu orientieren.
Dort am Eingang warteten wir auf Martl, als Kae unbedingt davon anfangen musste mir zu erklären, dass sie gestern doch ganz brav nach Hause gegangen wäre, weil ihre Freundin zu viel von dem von mir ausgegebenen Whisky getrunken hätte und danach nicht mehr in die Disko wollte. Ja, ja, das hätte sie sich auch sparen können.
Am mittlerweile 5. LT- Tag und weiteren Tagen des Kennenlernens hatte ich bereits eine ziemlich gute Idee davon, wenn sie zu schummeln beginnt. Je mehr Details auf meine fragenden Blicke ans Tageslicht gespült wurden und je mehr die Rädchen ineinander zu greifen schienen, desto unwahrscheinlicher war die Geschichte. Ich denke, damit bin ich in meiner Suche nach der Thailogik eine weitere Umdrehung näher gekommen. "I'm not your boyfriend. You needn't explain it to me. I don't wanna know", waren dabei meine Standardphrasen. Bevor wir hier wieder Rückschritte machten, wollte ich lieber schnell abbrechen.
Martl kam kurz darauf an und stellte uns die Optionen vor, die jeweils an der Bahtbusroute nach Jomtien liegen würden. Die erste Anlaufstelle sei das Restaurant "Bruno's", zu dem wir uns auf machten. Es sei sehr gut an einer großen, neongrünen Leuchtreklame auszumachen. Nichts leichter als das! Zudem machte er mir Sorgen, indem Martl zu Kae sagte: "We're going to Bruno's. You're a lucky girl." Ob ich mir das für 2 Personen leisten konnte? Natürlich hatte Bruno scheinbar seine Stromrechnung nicht bezahlt, denn auf dem gesamten Weg leuchtete nichts in dem schönen Neongrün und wir mussten den nächsten Plan begraben.
Der nächste Trumpf war das "Poseidon" (
ungültiger Link entfernt), im idyllischen Schwulenviertel von Jomtien gelegen. Das "Poseidon" ist die kleine Schwester vom "Pascal" und dort sollten wir letztendlich sesshaft werden.
Eine schöne Atmosphäre erwartete uns und ein sehr zuvorkommender Service hatte stets ein Auge darauf, ob bei uns alles rechtens sei. An dem Abend waren nicht viele weitere Gäste im Restaurant, deshalb blieb es schön ruhig und entspannend während des gesamten Aufenthalts.
Wir genehmigten uns zum Essen noch eine vernünftige Flasche australischen Chardonnay. Kae lies sich von nichts überzeugen und musste eine Spezialanfertigung nach thailändischer Küche bekommen, da die Karte doch sehr stark auf Farangs zugeschnitten war. Da waren Martl und ich schon weniger zimperlich und probierten eine Reihe von Gerichten aus. Hier das Gesamtkunstwerk:
Zur Begrüßung gab es eine kleine Portion Nudelsalat mit Brot.
Ich wählte als Salat den Cesar Salad mit Entenbrust. Leider bekam ich für meinen Geschmack weniger den erwarteten Cesar Salad als einen gemischten Salat mit Käse und Entenbrust, aber dafür schmeckte es gut.
Kae bekam einen Thai-Seafood Salat mit dekorativer Muschel angerichtet. Die Portion isst sie jedoch eher in einer Woche denn als Vorspeise.
Ja, da staunt sie nicht schlecht. Heute nehmen wir ordentlich zu. Pumpui FTW.
Hinterher sollte sie auch noch dieses traditionelle Thaigericht essen, aber das Kleid drohte wohl zu platzen, also blieb auch hiervon das meiste unangetastet. Hinter dem Tresen stopfen sie sich die ganze Zeit so ein ungegartes Zeug von der Straße rein, aber wenn es vernünftiges Essen gibt, ist es zu viel...
Die Pilzrahmsuppe von Zwischendurch ist nicht besonders ansehnlich gewesen, also gibt es davon kein Bild. Geschmacklich war das auch nicht wirklich überzeugend wie der restliche Teil des Dinners.
Meine Hauptspeise, das Lammkarree mit Ratatouille, war entgegen meinen Erwartungen wirklich lecker. Selbst das Fleisch präsentierte sich in einem guten Zustand, dezent gewürzt, Ratatouille für thailändische Verhältnisse auch gut gelungen. Wir sind ja nicht in Frankreich, also hatte ich da Abstriche erwartet, wurde dennoch positiv überrascht.
Martl bestellte sich ein Steak mit Kartoffelgratin, welches seiner Auskunft nach auch gut war.