Immer noch gerädert erwache ich wieder gegen 18:30 Uhr aus meinem kurzen Schlaf. Draußen ist es schon recht dunkel geworden. Jetzt stehe ich dennoch auf, um die Vorbereitungen voran zu treiben. Wenigstens den Dreitagebart muss ich mir noch abnehmen, um als zivilisiert durchzugehen. So früh will ich dann doch nicht mehr aus dem Haus gehen und surfe noch ein wenig in der Weltgeschichte herum bis etwa 21 Uhr. Der Startschuss für das erste Abenteuer!
Als erstes auserkorenes Ziel habe ich die Bars in der
Soi 7 und 8 auf dem Zettel gehabt. Das passte nun einfach gut wegen der optimalen Lage des Hotels dazu und entsprach auch am ehesten meiner Interessensrichtung. Für die Bars sprach am deutlichsten die ruhigere Atmosphäre und die Option eines verständlichen Gesprächs. Diskotheken wie in der Walkingstreet mag ich schon in Deutschland nicht und sehe daher keinen Grund sie außer für den Notfall in Gebrauch zu nehmen. Was ich von A Gogo's halten sollte, war mir nicht so richtig bewußt, allerdings hörte ich bis dato von höheren Preisvorstellungen und mäßiger Leistung der Angestellten.
Irgendwie geht es mir hier überhaupt nicht ums Geld und wenn eine ST-Muschi meint, 2500 THB oder mehr wert zu sein, ist das ihr gutes Recht. Scheinbar gibt es mehr als genug zahlungsfreudige Personen der Zielgruppe, sonst würden diese Zustände ja nicht vorherrschen. Alleine die Vorstellung überproportional hohe Preise für etwas zu bezahlen, was ich überhaupt nicht suche, lässt mich zunächst etwas vorsichtig agieren.
Was suche ich also? Diese Frage sollte mich noch einige Zeit beschäftigen, denn darüber hatte ich mir vorher kaum Gedanken gemacht, sondern es einfach auf mich zukommen lassen.
Nach wenigen Minuten Gehzeit bin ich dort angekommen, wo ich mich vor 2 Monaten virtuell zum ersten Mal hinversetzt habe. Die Soi 7 liegt zu meinen Füßen und jetzt geht der Spaß mal so richtig los!
Dachte ich jedenfalls.
Um es in Farbechtheit wiederzugeben, wie es passiert ist, müsste ich mich nun eine Woche zurück beamen und den Weg von vorne beschreiten. Die Soi 7 und ihre Schwester Soi 8 sind im Gegensatz zu Pattaya viel kürzer und unspektakulärer als erwartet. Wenn man das erste Mal live an diesen in den Häuserzeilen verschwindenden Bars verschiedenster Couleur vorbei geht am Eingang der Soi 7 und endlich das sieht, worauf man sich nun seit geraumer Zeit diebisch gefreut hat, sollte man besser vorher besser nicht den Himmel auf Erden oder anspruchsvolles Entertainment erwartet haben.
Die meisten
Locations (Bars) sind einfach nur versiffte Räume, in denen eine Seite ein Tresen ziert und in verschiedenen Ausprägungen Bestuhlung vorhanden ist und mindestens ein Fernseher irgendwo im Raum zu finden ist. Als Fussballfreund muss man sich hier keine Sorgen wegen Unterversorgung machen, denn es flimmert eigentlich immer irgend ein Livespiel über den Bildschirm, wenn auf dem Heimatkontinent die größeren Wettbewerbe stattfinden. Bundesliga, EPL, La Liga, Serie A, CL, EL, alles kein Problem.
Irgendwo dazwischen findet sich eine mehr oder weniger motiviert arbeitende Anzahl von Girls, die größtenteils teilnahmslos in die Gegend starren, oder vorzugsweise mit dem Handy herumspielen. Von Aufmerksamkeit keine Spur in den meisten Fällen. Noch interessanter waren die Spielunken, in denen sich lediglich eine ältere Dame aufzuhalten schien, die wohl die jeweilige Mamasan verkörperte. Wer bitte geht in so eine Kneipe, in der sich niemand befindet und lediglich eine ältere Dame gelangweilt halb auf dem Tresen liegt? Dass alle Hühner ausgeflogen sind und der Stall einfach nur leergeräumt ist nach einem formidablen Partyabend halte ich für eine bestenfalls utopische Vorstellung. Erst recht um 21 Uhr!
Mit Neonröhren rückbeleuchtete Schilder weisen diesen Plätzen ihren
Namen zu. Gestern Abend habe ich, es war wohl in der Soi 13, den lustigen "Cockwell Inn Restaurant & Pub" oder so ähnlich gesehen. Die meisten anderen Namen sind einfach nur langweilig, unpassend, nichtssagend, oder schlicht und ergreifend von zu dem Zeitpunkt stark alkoholisierten Eigentümern erfunden worden.
Die traditionelle
Beer Bar hingegen besteht aus einem freistehenden Tresenrechteck und einer einfachen Überdachung. Hinter dem Tresen sitzen dann Girls, zu denen man sich gesellen kann. In der Soi 7 und Soi 8 laufen die Mädels teilweise wild gestikulierend auf der Straße herum, um ein potentielles Opfer für ihre Bar abzugreifen. Andere wiederum sitzen auf den Bestuhlungen vor den Beer Bars und rotten sich zu Hühnerhaufen zusammen.
Explizite
Kathoy- Anhäufungen weisen auf einen Gefahrenort hin und man sollte nicht unbedingt den Augenkontakt zu einer dahinter gelegenen Bar machen, denn oft genug steckt hinter der Vorhut ein ganzes Wespennest. Z.B. ist das "Bacchus" in der Soi 7 eine ausgemachte Transenspielunke. Meine Devise lautete, frühzeitig erkannten Ladyboys konsequent aus dem Weg zu gehen und jegliche Kontaktaufnahme oder Reaktion auf vehementes Angraben mit Ignoranz zu strafen.
Man muss den Kathoys immerhin zugute halten, dass sie sehr gepflegt und figurbetont auftreten. Ohnehin sind die sexiesten Arbeitnehmer der Soi 7 und 8 wohl deren Ladyboys, die man oft nur an der Größe, aufgepumpten Brüsten und extrem freizügigen Kleidung erkennen kann. Widerlich hingegen finde ich irgendwie die ganzen Farang- Opis jenseits der 70, die Arm in Arm mit den künstlichsten der künstlichen Ladyboys unterwegs sind. Mir steht es zwar per se nicht zu, über die sexuelle Orientierung und das Geschäft in Pattaya abfällig zu urteilen, aber diesen Anblick erachte ich als sehr irritierend. Kopfkino und so.
Der erste Weg durch die Soi 7 stellt in der Hinsicht als
Ernüchterung dar als dass sich heraus kristallisierte, dass wohl mehr Arbeit auf mich zukommt, als mir an dem Abend lieb gewesen ist. Von den wenigstens halbwegs motivierten Damen erntete Mann im Vorübergehen konjunkturbelebende Aufmunterungen. Die Klassiker in den Bars sind das langgezogene thenglische "welcaaaaaame", oder der "sexiiii määäään". Einerseits darf man sich über Einladungen und Komplimente freuen, aber wenn man nur als wandelndes Geldbündel anerkannt wird, relativiert sich der Wahrheitsgehalt der Aussagen.
Je länger man sich auf dem Weg befindet, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass die Vorhut der
Straßenarbeiterinnen den Körperkontakt zu einem aufnehmen. Von Natur aus bin ich eher zurückhaltend im Umgang und gegen Körperkontakt unter vollkommen Fremden veranlagt. Hier musste ich jetzt aber durch. Von rechts oder links kommt vereinzelt, manchmal auch in 2er- oder 3er- Grüppchen, eine kleine Thailady heraus geschossen, sobald man auch nur gewagt hat in ihre Richtung zu blicken. Im Hintergrund eine weitestgehend leere Bar und wie auf Kommando läuft dann der Prozess der Geschäftsanbahnung in physischer Form ab.
Bereits zu diesem Zeitpunkt hatte ich einen mittleren
Kulturschock erlitten und war kaum durch die Soi 7 durch! Meiner Stimmung war dieser Zustand jedenfalls nicht zuträglich und ich fühlte mich durch dieses erbärmliche, förmliche Gebettel vollkommen genervt. Die harmloseste Form der Belästigung ist das schnelle Anfassen am Arm, der auf freundliches Bitten auch wieder losgelassen wird. Besonders penetrante Vertreter des Fachs lassen sich jedoch noch 5m mitschleifen, bevor sie endlich ablassen. Signalisiert man sofort Desinteresse, folgt oft noch der Griff an die Brust mit einem leichten Wischen. Die Bedeutung erschließt sich mir nicht ganz, aber auch hier ist es einfach nur unangenehm, dauernd berührt zu werden. Ob die Spitze des Eisbergs der schnelle, zielgerichtete Griff zwischen die Beine ist, weiß ich nicht, aber traurigeres ist mir bislang nicht untergekommen. Als Fazit stellte sich für mich dieses ständige Anwerben durch Körperkontakt als unangenehmste Form der Werbung heraus.
Andere Formen beinhalten u.a. die mehrfachen Schilderhalter vor den Gogo's, die einem im Vorbeilaufen etwas von "Show" zuwerfen und Preisschilder für ihre Getränke vor den Latz halten. Nein Danke, nach noch mehr Show war mir für den Moment nicht und ich setzte den Rundgang fort in dem sicheren Bestreben, für den Abend in einer Beer Bar fündig zu werden. Das musste einfach klappen und an der massenhaft unterbeschäftigten Damenschar konnte man durchaus arbeitswillige Exemplare ausmachen.
Nach dem ersten komplettierten Rundgang durch die beiden Sois war ich ratloser als zuvor. Ich hatte zwar in etwa ein Bild davon gehabt, wie die Suche vonstatten gehen würde, aber die realen Zustände und der eingetretene Verfall meiner Laune taten ihr übriges dazu, dass es auf einmal eher eine Pflichtaufgabe wurde, sich durch die für mich widrigen Umstände zu kämpfen, um das erste Erfolgserlebnis feiern zu können.
Hierbei gehe ich wieder zur eingangs gestellten Frage zurück, was ich überhaupt suchte.
Genau das war mir immer noch nicht ganz so klar, aber ich beschloss das Feld von Hinten aufzurollen und danach zu gehen, was der
Damenbestand her gab. Dazu sei angemerkt, dass mir durch andere Reiseberichte bereits in Aussicht gestellt wurde, dass es in der 7 und 8 einen Verfall gegeben hat. Als Neuling merkt man das natürlich nicht und da ich meine Ansprüche auch für den Anfang möglichst weit unten belassen wollte, sollten hier eigentlich immer noch ein Paar Krümel für mich abfallen können.
Rein nach optischen Gesichtspunkten zu urteilen war hier sicherlich nicht gerade eine Misswahl zuenden gegangen. Ich wahre nach wie vor Respekt für die Thailadies, bitte versteht mich nicht falsch. Es sind Arbeiterinnen, aber mir ist immer bewußt, dass es sich dabei um einen Menschen mit Gefühlen handelt und ich bin nicht bestrebt, in despektierlicher Art und Weise über sie zu reden. Wir wissen, dass es sich um ein Geschäft handelt, aber die Geschäftsfrau hat auch ein Privatleben und gerade für einen verwöhnten Westeuropäer kann nicht unser Kulturkreis der Maßstab sein.
Im Grunde tun sie mir trotzdem alle irgendwo einfach nur Leid, auch wenn viele einen einfach nur nach Strich und Faden verarschen und das Geld aus der Tasche ziehen wollen. Ich kann mir einfach nicht helfen in diesem Falle, aber vielleicht belehrt mich die Zukunft eines Besseren. Ich hätte ihnen mit Sicherheit etwas anderes gegönnt als sich in Pattaya für einen Traum zu prostituieren, der wohl für die meisten nie in Erfüllung gehen wird. Das macht mir wirklich zu schaffen und noch kann ich den reinen Businessaspekt nicht vor diesem riesigen Auflauf an Hoffnungslosigkeit in Pattaya stellen. Hoffentlich entwickle ich möglichst schnell eine Gleichgültigkeit...
Für den Augenblick am ersten Abend beschränkte ich mich jedoch einfach nur darauf
E I N E Dame zu finden, die mir im Vorübergehen sympathisch erschien. Jetzt trat tatsächlich das ein, was ich nie für möglich gehalten hätte und es ergab sich einfach nichts aus dem Vorbeischlendern an den Bars heraus. Kompletter Wahnsinn in meiner Situation, aber aus der Vielzahl an Möglichkeiten sprang einfach nichts hervor, das mein Interesse weckte. Entweder waren die Ladies zu alt oder subjektiv betrachtet zu hässlich und alle anderen sahen für mich irgendwie gleich und insbesondere gleichgültig in ihrer Haltung aus.
Angekommen in Pattaya, desillusioniert auf den ersten Metern? Das kann es doch nicht sein. Ich gab mir insgesamt drei Rundgänge und wusste immer noch nicht, was ich aus der ganzen Menge eigentlich suchte... Nach fast 2 Stunden des ziellosen Umherirrens und eintretender Fassungslosigkeit, musste zwingend ein neuer Plan her. Erschwerend kam hinzu, dass die Temperaturen zwar etwas angenehmer waren als am Mittag, aber mich schließlich die Wärme wieder im Griff hatte nach so viel anhaltsloser Suche nach der Nadel im Heuhaufen.
(edit: Bevor hier böse Kommentare über gefühlt herablassende Art oder unverschämte Einstellung gegenüber der Vielzahl der Mädels aus der zweiten Reihe kommen, möchte ich klarstellen, dass es größtenteils auch ein Problem der Beleuchtung, schnellem Vorübergehen, etc. war/ist. Ich war mir sicher, keinen Stunner zu suchen, aber auch nicht wahllos die nächstbestaussehende Dame anzusprechen. Irgendwie sollte ein Interesse entstehen, von dem ich aber noch nicht wusste, wo es her kommen sollte.)