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Pattaya ist eine wirklich kosmopolitische Stadt, was die Zusammensetzung der Leute so angeht.
Mir fällt auf, dass man - wenn man es denn will - fast jeden unter den Farangs, vor allem Expats, einfach so ansprechen kann, die meisten freuen sich darüber. Auch Gruppen, ob Deutsche, Australier, Engländer etc. ziehen einen gerne ins Gespräch.
Oft gibt es spontane Einladungen, sei es zum Geburtstag eines gewissen Helmut auf der Naklua Road, zu einem Premier-League-Spiel in einer englischen Sportbar mit anschließendem Karaoke-Vereinshymne-Gegröhle (mein geliebter FC Kölle möge mir diesen Auftritt verzeihen) und, und, und .... Damit habe ich wirklich nicht gerechnet.
Auch die viel gescholtenen Russen, über die hier alle herziehen und die - wie mir scheint - von den Thais manchmal richtig "gemobbt" werden (gut, es gibt zuviele davon, und die Manieren sind manchmal schauderhaft), haben mir schöne Erlebnisse beschert. In "meinem" Massagesalon lerne ich ein älteres Paar kennen. Mir fällt auf, dass sie im Gegensatz zu mir nachlässig behandelt werden. Ihnen bleibt das auch nicht verborgen, und sie sehen immer etwas unsicher zu mir herüber. Mir ist das peinlich. Draußen spreche ich sie an. Sie ist Ärztin, spricht etwas Englisch, er ist Ingenieur, spricht etwas Deutsch. Verständigung ist also grundsätzlich möglich. Das ist das Hauptproblem mit den Russen. Die meisten sprechen so gut wie kein Englisch, auch die jüngeren nicht - Putin hat es ihnen wohl verboten.
Auf jeden Fall, wir gehen noch einen trinken, und sie laden mich für den nächsten Abend zu einer Strandfete am Wongamat Beach mit ihren Kumpels aus ihrem ostsibirischen Nest ein. Die Truppe ist erwartungsgemäß äußerst trinkfest, ich bin es nicht, und nach dem Wodka-Begrüßungstoast meine ich, dass mir der Arzt weiteres verboten habe, was mit mitfühlendem Gemurmel zur Kenntnis genommen wird (vermutlich so: "Was für ein netter Kerl, und jetzt darf er nicht mehr saufen"). Aufgefahren wird Russen-Food, es gibt ja auch russische Restaurants. Es ist wirklich lecker. Bis auf das Ehepaar kann ich mich mit kaum jemanden verständigen, aber das stört nicht, meinen Spaß habe ich auch so. Die Frage nach deutschem Liedgut muss ich auch hier wieder mit der FC-Hymne beantworten. Lautes Gegröhle gibt es, als ich mich auf die Frage nach russischen Wörtern an einen blöden Kriegsfilm erinnere, wo ein muffiger russischer Wachtposten deutsche Kriegsgefangene unter ständigem "Nemetzki, dawai, dawai" durch die kasachische Steppe treibt. Ständig heißt es dann "Nemetzki, dawai, dawai". Vorübergehende müssen wohl gedacht haben, jetzt sind sie endgültig übergeschnappt. Wirklich gastfreundliche, herzliche Menschen.
Auch die russischen Nachbarn, die ich auf Koh Larn bitte, auf meine Kamera aufzupassen, helfen mir sofort und verstauen meinen Rucksack unter ihrer Liege. Als ich wieder komme, bekomme ich ihn - nebst einer Flasche Bier - wieder zurück. Ich habe bei den Russen den Eindruck, irgendwie hätten sie gerne Kontakt, aber wissen nicht recht wie. Naja, ohne Sprache geht´s auch nicht wirklich.
Beachtlich sind die optischen Unterschiede bei den jungen Leuten. Sie, oft rassig und fantastisch aussehend, er, oft den Eindruck vermittelnd, gerade "vor die Pumpe gerannt" zu sein, d. h. verziert mit Verband, Stirnpflaster etc. Tja, die Bürgersteige von Pattaya, falls vorhanden, verlangen ungeteilte Aufmerksamkeit, und beim Saufen passieren halt Kollateralschäden.
Schade, dass ich kein Russisch spreche, denke ich an einem Abend. Da stehe ich außen auf einem Baht-Bus-Trittbrett, und eine junge, bildschöne blonde Russin organisiert energisch die Sitzordnung in dem Bus so, dass neben ihr ein Platz frei wird. Dann winkt sie mich freudestrahlend herein. Ich sitze dann bei ihr fast auf dem Schoss. Mein lieber Herr Gesangsverein, schluck. Ich frage nach dem woher usw., aber außer "Russia" kommt da nichts. Wirklich schade.
Aufgefallen sind mir einige Male Araber, erstaunlicherweise riesengroß, mit dunklen, fleischigen Gesichtern, die hier wie gestrandete Dromedare wirken. Was die hier wohl treiben?
Wenig auffällig sind die Chinesen, angeblich eine der zahlenmäßig stärksten Besuchergruppen. An meinem zweiten Abend in der Walking Street haben sie ihren Auftritt. Der Bus versperrt in der Kurve die Fahrbahn, die Meute quillt heraus und nimmt unmittelbar nach dem Eingang zur Walking Street Aufstellung. Ein Führer hält eine Stange mit einem roten Fähnchen hoch, und in geschlossener Formation geht es los. Die römische Legion marschiert. Sachen gibt´s....
Dann gibt es da noch die Inder. Die werden hier offen gehasst, das hat mir ein Bargirl ganz deutlich erzählt. Skandalös der Umgang mit den Mädchen. Die Grabscherei darf ich auch einmal mit ansehen. Ich habe nur einmal Kontakt mit einigen von ihnen, und der ist unangenehm. Ein junger Inder benimmt sich mir gegenüber so unverschämt, dass ich ihn voll "in den Senkel stelle". Das kann ich mir auch erlauben, denn einige Thais habe die Szene mitbekommen, und würden sich die Gelegenheit wohl nicht entgehen lassen. Bestimmt gibt es auch nette Inder. Aber die bleiben wohl zuhause.
Die Thais: Höflich, leise, anfänglich eher reserviert. Wenn man aber nur paar Brocken Thai spricht (die Mühe habe ich mir im Flieger gemacht und man muss dafür wirklich kein Geistesheroe sein), immer freundlich lächelt, ein paar Witzchen macht, ist der Umgang wirklich angenehm. Einige scheinen irgendwie große Angst zu haben, im Umgang mit Farangs etwas falsch zu machen. Einmal frage ich eine junge Angestellte im Big C Extra nach einem Allerweltsartikel. Ihr hübsches Gesicht verzieht sich im Nu zu gefühlten 2.448 besorgten Fältchen, sie eilt von dannen und bildet mit Kolleginnen eine Arbeitsgruppe. Herrje, hätte ich besser nicht gefragt ....
Da ist da noch die buddhistische Achtsamkeit. Das ist ganz deutlich spürbar. Die Thais kriegen (fast alles) mit, das fällt mir wirklich auf. Ich empfinde es als angenehm, "grobstofflich organisierte" Menschen kenne ich zur Genüge.
Auch scheinen sie sich gerne über die Farangs zu amüsieren. Das stört mich nicht. Einmal "hake" ich doch einmal vorsichtig im Hotel bei der Rezeption nach. Der Grund des Amüsements: Ich gehe morgens pfeifend durch die Lobby. Stimmt.
Ansonsten kann ich von keinem einzigen Fall von Abzockerei etc. berichten. Auch bei Taxifahrten gibt es kein "Nachgekobere". Preis ist Preis. Vielleicht habe ich auch einfach nur Glück gehabt.