Aber trotzdem hat dieser Abend etwas Besonderes, etwas, was nur einmal im Jahr statt findet. Es ist der 12. August, Muttertag, oder Wan Mae, wie die Thais den Geburtstag ihrer Königin benennen. Es ist ein besonderer Tag, an dem das sonst übliche Treiben eine Unterbrechung erfährt. Auf den umlaufenden Balustraden der beiden Obergeschosse werden überall Kerzen aufgestellt, eine neben der anderen und entzündet. Wie auf Kommando erstirbt die Geräuschkulisse und alle Bargirls strömen aus ihren Bars, versammeln sich vor den Türen ihre Etablissements. Um Punkt 20 Uhr erfüllt ein lieblicher Gesang, ein Choral aus Hunderten von Mädchenkehlen Nana Plaza, ein kleines Ereignis, dass mir heiß-kalte Schauer der Faszination und Rührung über den Rücken jagt. Es sind kurze zwei Minuten voller Harmonie, Verbundenheit, Ergebenheit und Ehrerbietung gegenüber dem Königshaus und der Königin, die auf diese Art jährlich ihre Ehrerbietung ihrer sie liebenden Untertanen bekommt. Kurze zwei Minuten ohne Neid, Hass, Missgunst und Konkurrenz, zwei Minuten welche die Kluft zwischen Armut und Reichtum, einem Leben voller Saus und Braus und einem Leben an der Grenze der Erträglichkeit verschwinden lassen, zwei Minuten, die ich Zeit meines Lebens wohl nicht mehr vergessen werde.