Kisumu am Lake Victoria.
Nach 8 Tagen in Nairobi stand ein Abstecher nach Kisumu an. Geplant waren 3 Übernachtungen dort. Gebucht hatte ich zwei Flüge mit Jambojet. Das direkt auf deren Portal: Nairobi - Kisumu - Mombasa. Diese Gesellschaft fliegt mehrmals am Tag diese Strecken. Günstig waren für mich Abflugzeiten um 13 Uhr. Mombasa wird dabei übrigens ohne Umstieg in Nairobi angeflogen. Bezahlt habe ich zusammen rund 140 Euro. Das mit Handgepäck und 2 Koffern je 23 kg.
Es war Freitag, der 7. Juli. In ganz Kenia waren Proteste gegen die Regierung angekündigt. Angeführt u.a. von dem unterlegenen Präsidentschaftskandidaten Odinga, der seine Hochburg rund um Kisumu hat. Die Fahrt zum Jomo Kenyatta Airport in Nairobi verlief problemlos. Der Uber-Preis vom Zentrum nach dort betrug ca. 7 Euro. Die Abwicklung am Terminal für Domestic Flights war wie gewohnt zügig. Der Flug startete pünktlich.
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Abflug in Nairobi. Die Flugzeit betrug rund 60 Minuten.
Am kleinen, sehr sauberen Airport von Kisumu schien noch alles in Ordnung zu sein. Mich ärgerte nur, dass die Fahrer von Bolt und Uber per Chat versuchten, horrende Aufpreise für den 15 Minuten-Trip zum Hotel rauszuschlagen. Ein Bolt Fahrer machte sich auf den Weg zum Airport, brach dann die Fahrt aber kommentarlos kurz vor dem Ziel ab. Nach einigem Verhandeln fand ich dann einen Taxifahrer am Flughafen, der mit 1.000 Shilling (ca. 6,50 Euro) einverstanden war.
Auf der Zufahrtsstraße vom Airport Richtung Zentrum hatten sich Gruppen junger Männer zusammengerottet und mit Steinen die breite Fahrbahn blockiert. Rechts und links brannten alte Autoreifen und ein Haufen Müll. "Hooligans" sagte mein Fahrer und reichte, während er langsam weiterfuhr, einen 100 Schilling Schein durch das Fenster.”"Wegezoll." Dafür lotste ihn dann ein anderer Typ durch die Sperre. Der Wagen mit verdunkelten Scheiben hinten war glücklicherweise nicht als Taxi erkennbar. Hätten die Typen einen Weißen entdeckt, hätte es auch ganz anders ausgehen können.
Nach 500 Meter gab es eine weitere Sperre. Etwa 50 oder 60 Typen lungerten da rum. Als wir näherkamen, gab es Bewegungen. Die Hooligans rannten plötzlich rechts und links davon. Nicht wegen uns, sondern weil sich von der anderen Seite ein Militär-LKW mit Soldaten auf der Ladefläche nähert. Mein Fahrer zögerte nicht und fuhr über die verwaiste Steinsperre hinweg. Seinen Toyota kräftig hat es kräftig durchschüttelt. Das war sehr klug, denn das Militär drehte um. Man wollte der Konfrontation wohl aus dem Weg gehen. Im Rückspiegel konnte ich sehen, wie die Typen triumphierend zurückkehrten und die Straße wieder blockierten.
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Fast wie ein Kriegsgebiet. Im Zentrum sah es dann so aus. Wirklich alle Läden, Bars und Restaurants an denen wir vorbeifuhren, waren geschlossen. Die Straßen fast menschenleer. Kein Matatu oder Bus war unterwegs. Nur sehr vereinzelt Autos oder Motorräder.
Mein 4-Sterne Hotel (Sarova-Imperial) erwies sich gerade in dieser Situation als eine gute Wahl. Das Personal begrüßte mich freundlich. Unübersehbar waren allerdings einige mit Maschinenpistolen bewaffnete Polizisten in der Lobby. Das Zimmer war komfortabel und blitzsauber. Die Bar im Hotel und das Restaurant waren geöffnet. Das Internet funktionierte. Es waren allerdings nur sehr wenige Gäste vor Ort.
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Freitagnachmittag. Ein Blick aus dem Hotel. Hier wirkte alles eigentlich ruhig und friedlich. Aber gespenstisch leer. Kein Verkehr, keine Menschen und auf dem bewachten Hotelparkplatz fast keine Autos. Nur eine Polizei-Kolonne mit einem Panzerwagen fuhren vorbei.
Vor dem Verlassen des Hotels wurde ich nachdrücklich gewarnt. Sogar das Personal der Tagschicht blieb über Nacht dort. Der Security-Chef des Hotels beruhigt mich: Morgen sei alles wieder in Ordnung. Nur heute hätten die Menschen aus “Solidarität” alles lahmgelegt. Wer nicht mitmachte, dem drohten allerdings Repressalien. Hooligans würden sie Situation zu ihrem eigenen Vorteil nutzen.
Der Mann von der Security hatte recht. Am Samstag erlebte ich eine ganz andere Stadt. Freundliche Menschen und dazu sehr belebt. In Nairobi war an diesem Freitag zwar nicht alles geschlossen, aber es gab in Teilen der Stadt Unruhen und Gewalt. Außerhab der Stadt starben diesem Tag sogar Menschen. Von Mombasas Nordküste (u.a. Bamburi Beach und Mtwapa) berichteten mir Girls, dass das Leben dort weitgehend normal verlief. Nur in der Innenstadt von Mombasa gab es größere politische Proteste.
Übrigens. Den vereinbarten Preis für die Taxifahrt habe ich verdoppelt. Der Fahrer ist ein Risiko eingegangen und hat viel Mut gezeigt.