Member
Was macht der Knabe jetzt?
"Ja säg emau, bisch du nid d’r Picairn, wo vor äs paar Jahr uusgwanderet isch?“ fragt mich vor ein paar Tagen ein vertrautes Gesicht voller Überraschung, als ich bei einem Heimatbesuch in Bern das Rohr hinunter spaziere. "Ja, dä bin ig“, erwidere ich erfreut und die Diskussion mit einem aus den Augen verlorenen Bekannten, nimmt ihren Verlauf.
Bald finden wir uns wieder vor einem halben Chardonnay und lassen unseren Erzählungen freien Lauf. Die immer wiederkehrende Frage, was ich denn jetzt so mache, denn man habe gehört, dass …, beantworte ich stets etwas lapidar damit, dass ich nach sieben Jahre Arbeit (vorher war ich 5 Jahre ununterbrochen auf Reisen) Ende 2007 im Vor-Pensionierungsnebel entschwunden sei und eine Tätigkeit als Schweinemäster und Hilfsmetzger auf den Philippinen aufgenommen habe. Ich hätte mich entscheiden müssen, ob ich leben oder vegetieren wolle. Als kleiner dummer Steuerzahler sei ich der Schweiz überdrüssig geworden und nicht mehr bereit gewesen, die Kosten anderer zu tragen, die schmarotzen, bescheissen, die Sozialversicherungen aushöhlen und zu bequem zum Arbeiten sind. Formulare ausfüllen um Formulare zu erhalten. Zusatzsteuern bezahlen pro m² Regenwasser das auf mein Dach fällt. Ein Parlament das auf einen hochkarätigen Mann wie NR Dr. Christoph Blocher in der Landesregierung verzichtet. Servierpersonal das sich desinteressiert nach meinen Wünschen erkundigt und nicht einmal richtig Deutsch spricht. Das war zu viel für mich und das Ende meiner Präsenz in der Schweiz. Sowas musste ich nicht haben. "Good bye Helvetia".
Mein Weg in eine ungewisse Zukunft war somit garantiert und ich konnte aufatmen. Seit meinem Austritt am 31.12.2007, 17 Punkt, Null Null Uhr,
hat mich kein überwältigendes Bedauern beschlichen, dass ich aus dem lukrativen Erwerbsleben ausgeschieden bin. Meine neue Woche zählt jetzt sechs Samstage und einen Sonntag. Trotzdem ist es ein besonderer Moment an den Punkt zu gelangen, an den man sagen kann: "Und das war's, Leute."
Mit allen loyalen Mitarbeitenden, die mit mir zusammen den Laden auf Vordermann gebracht und gehalten haben, bleibe ich mental und in Dankbarkeit verbunden. Nun lebe ich nach dem Prinzip "Vestigia nulla retrosum“ - nur die Zukunft zählt.
In Tat und Wahrheit trifft meine neue geschilderte neue Tätigkeit nicht ganz korrekt auf mich zu, denn sie setzt eine kundige Beschäftigung mit der Kreatur und deren Aufzucht voraus. Nein, man muss bei mir im eigentlichen Sinn von einem Strategen, Planer, Investor und Organisator sprechen, denn das genau bin ich eigentlich. Ich lege selten Hand an und lasse mein Vielliebchen und unsere wenigen landwirtschaftlichen Angestellten wirken. Das gesamte Management obliegt meiner Frau. Ich bin die graue Eminenz im Hintergrund. Wir, d.h. meine angetraute tagalische Ehefrau und ich, nachfolgend Vielliebchen genannt, hatten 2008 einen mittelgrossen Schweinemast-Betrieb auf den Philippinen initialisiert. Unterdessen haben wir aus ökonomischen Gründen eine Gesundschrumpfung und Umstellung auf einen bescheidenen Mischbetrieb vorgenommen. Wir haben etwas diversifiziert und halten noch Truthähne, Hühner, Enten und Gänse. Letztere auch deswegen, weil sie hervorragende Wächter sind. Nähert sich jemand von aussen unserem Anwesen, geht ein Riesengeschnatter los und ich habe genügend Zeit, meine Schrotflinte zu laden und in die Nacht hinaus zu ballern.
Wir haben allerdings selten Probleme mit menschlichen Dieben, als umso mehr mit Python-Schlangen, die unsere Hühner fressen. Schnapp – ein Biss, würg und weg ist das arme Federviech. Das längste, auf unserer Pflanzung gefangene Würgetier mass sage und schreibe sieben Meter. Sehr zur Freude unserer Arbeiter, die das Viech massakrierten, häuteten und als Adobo kochten. Auch im Baumhaus muss ich gelegentlich Schlangen erschlagen. Dort gibt es kleinere, dafür aber giftige. Ein Biss und du steuerst dem Nirwana entgegen. Weniger Probleme bereiten uns die Skorpione. In den Sandalen sind sie gut zu erkennen. Es knirscht immer schön, wenn ich sie zertrete. Man beachte dabei die richtige Reihenfolge. Erst rausschütteln und nachher vermatschen – nicht rein stehen und zerquetschen – sonst brauchst du kein Rückflugticket.
In unserem Garten Eden wachsen Mangobäume, dreiunddreissig an der Zahl, ferner Papayas, Bananen, Zitronenlimetten und andere leckeren Früchte. Als Gemüse bauen wir Langbohnen, Bittergurken, Auberginen, Okra, Kürbis, Schlangenkürbis (Sikwa), Frühlingszwiebeln und Knoblauch an. Wir verfügen über vier Brunnen. Grundwasser pumpen wir aus 30 m Tiefe hoch. Es gibt Leute, die sprechen von einer Plantage, ich selber meine, dass wir einen grossen Garten von rund einer Hektare haben. Wir produzieren primär für den Eigenbedarf und was alle Mitwirkenden und ihre Familien nicht verzehren, tauschen oder verkaufen wir auf dem einheimischen Markt. Nach Abzug der Unkosten für Energie, Dünger, Material, gehört der halbe Ertrag unseren Mitarbeitenden. Wir halten nichts von Ausbeutung, treten aber vehement für Leistung und Selbstverantwortung ein. Auch in einem kleinen Betrieb wie dem unseren, braucht man gelegentlich gute Nerven. Da kommt mir das Mitarbeiter-Förderungsgespräch, oder falls nötig, auch das Tadelsgespräch vom Gustav Käser Training immer sehr zu Hilfe. Dieses diplomatische, aber bestimmte Vorgehen mit periodischen Kontrollintervallen, ist bei der asiatischen Mentalität besonders effizient. Niemand verliert das Gesicht, ist aber voll im Schraubstock eingespannt.
Von einem richtigen Geschäft darf man nicht sprechen, denn No business in the Philippines, ist the best business! Vielliebchen hat alles so organisiert, dass wir stets mühelos und jederzeit für lange Zeit wegbleiben können. Das war auch meine Bedingung. Ich will nicht wegen einem grösseren Schrebergarten in meiner Reisetätigkeit eingeschränkt sein. Anpflanzen oder Schweine mit dem Teppichmesser kastrieren ist nicht meine Passion. Reisen ist und bleibt in meinem Leben zualleroberst auf der Prioritätenliste. Alles andere muss sich unterordnen. Zum Glück hat Vielliebchen ähnliche Interessen und kann Hardcore-Travelling aushalten. Im Jahr 2000 habe ich sie einem harten vierwöchigen Survivaltest im Goldenen Dreieck von Burma unterzogen. Sie hat die Tour im Hochland durch die Schlafmohnfelder mit Bravour bestanden und ich habe anschliessend unsere Verbindung in der Schweiz legalisiert; einen Entscheid, den ich nie bedauert habe. In den vergangenen Jahren war ich im Durchschnitt jährlich approximativ neun Monate ununterbrochen irgendwo auf dem Erdenrund unterwegs. Meist mit Vielliebchen, gelegentlich aber auch mit Kumpels. Das dürfte sich auch in Zukunft nicht ändern, sofern die Gesundheit mitmacht. Mein erstmals festgestelltes Herzleiden 2011 war ein Warnschuss vor den Bug, über den ich künftig nicht hinwegsehen kann. Meine eigene Verwundbarkeit hat mich ruhiger und relaxter gemacht. Ich würge nichts mehr rein, nehme mir für Aktivitäten die Doppelte Zeit. Auslassen tue ich dennoch nichts. Unseren Stützpunkt in der Schweiz gibt es noch immer. Das Häuschen steht meistens leer und wir müssen dafür bald eine andere Zweckbestimmung finden. Wenn wir stationär sind, weilen wir meist auf den Philippinen oder in unserem Condominium in Pattaya-Beach in Thailand. And so, life is going on and on und ich freue mich auf weitere Reisen, Expeditionen in touristisch wenig erschlossene Gebiete und kreative Projekte. Pitcairn
"Ja säg emau, bisch du nid d’r Picairn, wo vor äs paar Jahr uusgwanderet isch?“ fragt mich vor ein paar Tagen ein vertrautes Gesicht voller Überraschung, als ich bei einem Heimatbesuch in Bern das Rohr hinunter spaziere. "Ja, dä bin ig“, erwidere ich erfreut und die Diskussion mit einem aus den Augen verlorenen Bekannten, nimmt ihren Verlauf.
Bald finden wir uns wieder vor einem halben Chardonnay und lassen unseren Erzählungen freien Lauf. Die immer wiederkehrende Frage, was ich denn jetzt so mache, denn man habe gehört, dass …, beantworte ich stets etwas lapidar damit, dass ich nach sieben Jahre Arbeit (vorher war ich 5 Jahre ununterbrochen auf Reisen) Ende 2007 im Vor-Pensionierungsnebel entschwunden sei und eine Tätigkeit als Schweinemäster und Hilfsmetzger auf den Philippinen aufgenommen habe. Ich hätte mich entscheiden müssen, ob ich leben oder vegetieren wolle. Als kleiner dummer Steuerzahler sei ich der Schweiz überdrüssig geworden und nicht mehr bereit gewesen, die Kosten anderer zu tragen, die schmarotzen, bescheissen, die Sozialversicherungen aushöhlen und zu bequem zum Arbeiten sind. Formulare ausfüllen um Formulare zu erhalten. Zusatzsteuern bezahlen pro m² Regenwasser das auf mein Dach fällt. Ein Parlament das auf einen hochkarätigen Mann wie NR Dr. Christoph Blocher in der Landesregierung verzichtet. Servierpersonal das sich desinteressiert nach meinen Wünschen erkundigt und nicht einmal richtig Deutsch spricht. Das war zu viel für mich und das Ende meiner Präsenz in der Schweiz. Sowas musste ich nicht haben. "Good bye Helvetia".
Mein Weg in eine ungewisse Zukunft war somit garantiert und ich konnte aufatmen. Seit meinem Austritt am 31.12.2007, 17 Punkt, Null Null Uhr,
hat mich kein überwältigendes Bedauern beschlichen, dass ich aus dem lukrativen Erwerbsleben ausgeschieden bin. Meine neue Woche zählt jetzt sechs Samstage und einen Sonntag. Trotzdem ist es ein besonderer Moment an den Punkt zu gelangen, an den man sagen kann: "Und das war's, Leute."
Mit allen loyalen Mitarbeitenden, die mit mir zusammen den Laden auf Vordermann gebracht und gehalten haben, bleibe ich mental und in Dankbarkeit verbunden. Nun lebe ich nach dem Prinzip "Vestigia nulla retrosum“ - nur die Zukunft zählt.
In Tat und Wahrheit trifft meine neue geschilderte neue Tätigkeit nicht ganz korrekt auf mich zu, denn sie setzt eine kundige Beschäftigung mit der Kreatur und deren Aufzucht voraus. Nein, man muss bei mir im eigentlichen Sinn von einem Strategen, Planer, Investor und Organisator sprechen, denn das genau bin ich eigentlich. Ich lege selten Hand an und lasse mein Vielliebchen und unsere wenigen landwirtschaftlichen Angestellten wirken. Das gesamte Management obliegt meiner Frau. Ich bin die graue Eminenz im Hintergrund. Wir, d.h. meine angetraute tagalische Ehefrau und ich, nachfolgend Vielliebchen genannt, hatten 2008 einen mittelgrossen Schweinemast-Betrieb auf den Philippinen initialisiert. Unterdessen haben wir aus ökonomischen Gründen eine Gesundschrumpfung und Umstellung auf einen bescheidenen Mischbetrieb vorgenommen. Wir haben etwas diversifiziert und halten noch Truthähne, Hühner, Enten und Gänse. Letztere auch deswegen, weil sie hervorragende Wächter sind. Nähert sich jemand von aussen unserem Anwesen, geht ein Riesengeschnatter los und ich habe genügend Zeit, meine Schrotflinte zu laden und in die Nacht hinaus zu ballern.
Wir haben allerdings selten Probleme mit menschlichen Dieben, als umso mehr mit Python-Schlangen, die unsere Hühner fressen. Schnapp – ein Biss, würg und weg ist das arme Federviech. Das längste, auf unserer Pflanzung gefangene Würgetier mass sage und schreibe sieben Meter. Sehr zur Freude unserer Arbeiter, die das Viech massakrierten, häuteten und als Adobo kochten. Auch im Baumhaus muss ich gelegentlich Schlangen erschlagen. Dort gibt es kleinere, dafür aber giftige. Ein Biss und du steuerst dem Nirwana entgegen. Weniger Probleme bereiten uns die Skorpione. In den Sandalen sind sie gut zu erkennen. Es knirscht immer schön, wenn ich sie zertrete. Man beachte dabei die richtige Reihenfolge. Erst rausschütteln und nachher vermatschen – nicht rein stehen und zerquetschen – sonst brauchst du kein Rückflugticket.
In unserem Garten Eden wachsen Mangobäume, dreiunddreissig an der Zahl, ferner Papayas, Bananen, Zitronenlimetten und andere leckeren Früchte. Als Gemüse bauen wir Langbohnen, Bittergurken, Auberginen, Okra, Kürbis, Schlangenkürbis (Sikwa), Frühlingszwiebeln und Knoblauch an. Wir verfügen über vier Brunnen. Grundwasser pumpen wir aus 30 m Tiefe hoch. Es gibt Leute, die sprechen von einer Plantage, ich selber meine, dass wir einen grossen Garten von rund einer Hektare haben. Wir produzieren primär für den Eigenbedarf und was alle Mitwirkenden und ihre Familien nicht verzehren, tauschen oder verkaufen wir auf dem einheimischen Markt. Nach Abzug der Unkosten für Energie, Dünger, Material, gehört der halbe Ertrag unseren Mitarbeitenden. Wir halten nichts von Ausbeutung, treten aber vehement für Leistung und Selbstverantwortung ein. Auch in einem kleinen Betrieb wie dem unseren, braucht man gelegentlich gute Nerven. Da kommt mir das Mitarbeiter-Förderungsgespräch, oder falls nötig, auch das Tadelsgespräch vom Gustav Käser Training immer sehr zu Hilfe. Dieses diplomatische, aber bestimmte Vorgehen mit periodischen Kontrollintervallen, ist bei der asiatischen Mentalität besonders effizient. Niemand verliert das Gesicht, ist aber voll im Schraubstock eingespannt.
Von einem richtigen Geschäft darf man nicht sprechen, denn No business in the Philippines, ist the best business! Vielliebchen hat alles so organisiert, dass wir stets mühelos und jederzeit für lange Zeit wegbleiben können. Das war auch meine Bedingung. Ich will nicht wegen einem grösseren Schrebergarten in meiner Reisetätigkeit eingeschränkt sein. Anpflanzen oder Schweine mit dem Teppichmesser kastrieren ist nicht meine Passion. Reisen ist und bleibt in meinem Leben zualleroberst auf der Prioritätenliste. Alles andere muss sich unterordnen. Zum Glück hat Vielliebchen ähnliche Interessen und kann Hardcore-Travelling aushalten. Im Jahr 2000 habe ich sie einem harten vierwöchigen Survivaltest im Goldenen Dreieck von Burma unterzogen. Sie hat die Tour im Hochland durch die Schlafmohnfelder mit Bravour bestanden und ich habe anschliessend unsere Verbindung in der Schweiz legalisiert; einen Entscheid, den ich nie bedauert habe. In den vergangenen Jahren war ich im Durchschnitt jährlich approximativ neun Monate ununterbrochen irgendwo auf dem Erdenrund unterwegs. Meist mit Vielliebchen, gelegentlich aber auch mit Kumpels. Das dürfte sich auch in Zukunft nicht ändern, sofern die Gesundheit mitmacht. Mein erstmals festgestelltes Herzleiden 2011 war ein Warnschuss vor den Bug, über den ich künftig nicht hinwegsehen kann. Meine eigene Verwundbarkeit hat mich ruhiger und relaxter gemacht. Ich würge nichts mehr rein, nehme mir für Aktivitäten die Doppelte Zeit. Auslassen tue ich dennoch nichts. Unseren Stützpunkt in der Schweiz gibt es noch immer. Das Häuschen steht meistens leer und wir müssen dafür bald eine andere Zweckbestimmung finden. Wenn wir stationär sind, weilen wir meist auf den Philippinen oder in unserem Condominium in Pattaya-Beach in Thailand. And so, life is going on and on und ich freue mich auf weitere Reisen, Expeditionen in touristisch wenig erschlossene Gebiete und kreative Projekte. Pitcairn