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Preiskampf
Ich springe aus dem Bus und wische die vordersten Vermittler wie lästige Moskitos zur Seite. "Five bucks, just dropping us to town? Man, are you gone nuts! Last year i just payed two Dollars." Ich vernehme erste Ausrufe des Protests: "Two Dollar? “ No way, gasoline very expensiv now!", erwiderte er. "Forget about it", It's only 3 Kilometer driving to town", kontere ich und laufe davon, in der Gewissheit, dass mir der Driver mit Sicherheit nachspringen wird. Zu gross ist die Konkurrenz. In meiner Stimme schwingt eine latente Wut mit, denn ich schone mit meinem Einsatz nicht nur den eigenen Geldbeutel, sondern rette die Welt vor dem grössten aller Verderbnisse, dem Hochtreiben der Preise.
Manch ein Paradies gilt als ruiniert, nicht weil es zersiedelt und verschmutzt, sondern weil es unangemessen teuer geworden ist. Dazu gehört zum Beispiel der ganze Süden von Thailand, in Indonesien die Hindu-Insel Bali, seit sehr langer Zeit auch Singapore und viele andere Destinationen. Mir kommt die Galle hoch, wenn unwissende Touristen jeden Preis ohne zu Feilschen bezahlen, mit Trinkgeldern um sich werfen und anderen Reisenden mit beschränkten Mitteln, die Grundlage für Langzeitreisen kaputt machen. In Drittweltländern ist jeder genannte Preis als Vorschlag zu verstehen und verhandelbar. Das gilt für selbständige Transportunternehmer wie Taxifahrer, die oft ohne Meter und zu fixen Preisen Leute befördern, Verkaufenden von Waren jeder Art und natürlich Hotels.
Preise sind auch abhängig von Angebot und Nachfrage. Bei schlechtem Wetter sind Taxikosten in Asien generell höher als bei Sonnenschein. Wer nachts an einem wenig bevölkerten dunklen Ort einen Transport ins Hotel benötigt, sollte besser nicht allzu lange Preisverhandlungen führen. Anders ist es am Tage. Da hilft Davonlaufen oft und ich bin schon gelegentlich bei 35° im Schatten fünfhundert Meter mit meinem Rucksack Richtung Stadt gelaufen und der Taxifahrer im Schritttempo hinterher. Sobald die Burschen merken, dass es mir als geübter Jakobspilger völlig schnuppe ist, die ganze Distanz in der prallen Sonne auch zu Fuss zurückzulegen, geben sie oft klein bei. Ich bin kein verwöhnten Gruppentourist, der bei einem kleinen Spaziergang an der Hitze bereits einknickt. Oftmals halten auf einer Hauptstrasse auch andere Taxis oder Sammeltransporte und wir können Aufspringen. So erzielen wir einen adäquaten Preis.
In Asien käme es Einheimischen nie in den Sinn, Trinkgelder in einem Restaurant zu verteilen. Solche Belohnungen darf es nur bei Erbringung von besonderen Dienstleistungen ausserhalb der üblichen Norm geben. Ich erinnere mich an einen Wachmann vor der Türe einer Fluggesellschaft. Das Büro hatte um 18.00 Uhr geschlossen und ich war selbstverschuldet zwei Minuten zu spät eingetroffen, um einen Flug nach Bangkok umzubuchen. Der Türsteher liess sich nach kurzer Begründung erweichen, schloss den Eingang wieder auf, gab mir ein Warteticket und wies mir einen Sitz zu. Nach erfolgter Erledigung streckte ich ihm ein sattes Trinkgeld zu, das er zuerst gar nicht annehmen wollte. Ich bestand darauf. Dank der Kundenfreundlichkeit ersparte mir der Mann eine weitere Hotelübernachtung in der Stadt.
Alte Kaiserstadt Hue
Hue ist die alte Kaiserstadt von Vietnam und alle zwölf Kaiser haben hier residiert und prunkvollen Grabstätten, in Form von parkähnlichen Anlagen, hinterlassen. Friedhofenthusiasten kommen da voll auf ihre KostenJ. Das weitläufigste Grab ist das Minh Mang. Als das Awesom Tomb gilt das Mausoleum von Khai Dinh; eine prunkvolle Grabstätte mit schönen Wandmalereien. Das romantische Grab von Tu Duc steht in einem malerischen Garten. Er kränkelte und hat bereits in frühen Lebensjahren das Zeitliche gesegnet. Mit seinen 100 Konkubinen hat sich der arme wohl etwas übernommen. Der Kaiserpalast selbst ist ein rund 5 Km² grosses Gebiet mit Befestigungswällen, Kanälen, Toren und Gärten, die zum Lustwandeln animieren.
Zur bestimmten Jahreszeit verbreiten die Blütenpollen der Pflanzen am Fluss ein blumiges Aroma. Deshalb wird der Fluss Song Hung genannt, was Duft, Parfüm oder Wohlgeruch bedeutet.
Mit aufgestartetem LP im Tablet, brechen wir vom Hotel zu einem gemütlichen Stadtbummel auf. Wir spazieren zum Fluss und dann weiter der Promenade entlang, doch ich kann meine Nase anheben so oft ich will, am Fluss ist von den besagten Düften nichts zu schnüffeln. Umso mehr müssen wir uns auf die Abwehr von Drachenboot-Frauen konzentrieren, die uns über längere Distanz verfolgen und um jeden Preis eine Tour mit ihrem Kahn verkaufen wollen. Wir retten uns in Richtung Bürgersteig neben der Hauptstrasse und fliehen zurück zur Brücke. Bald sind die unnachgiebigen Frauen abgeschüttelt und ich rufe dummerweise in emotionalem Überschwang über das Geländer "Goooood Morning Vietnam", was drei Cyclo-Fahrer auf den Plan ruft, die uns um jeden Preis eine Tour anbieten wollen. Wir vertrösten sie auf später und überlassen es ihnen zu entscheiden, ob sie ein paar Stunden vor dem Eingang der Zitadelle auf uns warten wollen. Grundsätzlich sind wir gegenüber einer Stadtrundfahrt mit dem Cyclo nicht abgeneigt, doch nicht im jetzigen Zeitpunkt.
Auf das Wort "later" lassen wir uns nicht verbindlich festlegen und antworten mit "maybe" und "no garantie". Wir wollen endlich wieder unsere Füsse bewegen und uns nicht für jeden Meter herumkarren lassen.
Die von weitem sichtbare königliche Zitadelle und die dahinterliegende verbotene Stadt ist unser Ziel. Der Kaiserpalast ist ein 5,2 Quadratkilometer grosses Areal mit Befestigungswällen, Kanälen, Toren und Gärten. In der näheren Umgebung von Hue befinden sich darüber hinaus eine Reihe von Pagoden und Gedenkstätten.
Als anspruchsvolle Kulturstätten-Besucher stellen wir schnell fest, dass die Anlage mit der verbotenen Stadt in Beijing nicht zu vergleichen ist. Alles ist kleiner, weniger prachtvoller und in schlechterem Zustand als in der VR China. Zudem ist kein einziges Bauwerk älter als 200 Jahre. Ein Alter, das vielleicht höchstens US-Touristen biblisch vorkommt.
1968 fanden hier bei der Tet-Offensive heftige Kämpfe statt und Bauten jeder Art haben enormen Schaden genommen. Mit finanzieller Unterstützung der UNESCO versucht man historische Bauten wieder instand zustellen, doch bei diesem Tempo dürfte dies Jahrzehnte dauern. Viele Zeugnisse des gewaltigen Reichtums sind gar nicht mehr erhalten und Bombenangriffen des Vietcong zum Opfer gefallen.
Der Vietcong hisste sogar 1968 für drei Wochen seine rote Fahne mit gelbem Stern auf der Zitadelle vor dem Palast. Als ahnungslose Zivilisten fröhlich das Neujahr feierten, fielen plötzlich Raketen auf ihre Häuser. Die vereinbarte Waffenruhe wurde von den VC aufs Gröbste missachtet. Grosse Teile der Stadt wurden in Schutt und Asche gelegt und es gab unzählige von Toten auf beiden Seiten. Anhand schwarzer Listen, liquidierte der VC im eroberten Hue systematisch auf grausame Art und Weise mehr als 5000 Zivilisten. Die Kriegsverbrechen des VC gerieten nie wirklich in das Bewusstsein der internationalen Öffentlichkeit – im Gegensatz zu amerikanischen Gewaltexzessen, wie zum Beispiel das Massaker von My Lai. Es waren einmal mehr linksgerichtete Kräfte im Inland und internationale Nestbeschmutzer, welche von den Verbrechen des VC ablenkten und die GI's übermässig belasteten. Es ging einzig und allein einmal mehr darum, die USA in ein schlechtes Licht zu rücken. Ohne Kriegsverbrechen in irgendeiner Form entschuldigen zu wollen, müssen wir uns vor Augen halten, dass Krieg einfach Krieg bedeutet und der Mensch zum Tier werden kann. Keine beteiligte Nation ist jemals unschuldig und Verbrechen jenseits der Genfer Menschenrechts-Konvention gibt es auf jeder Seite.
Als wir aus der Anlage heraus treten, machen zwei junge Burschen aus dem Ösiland gerade lehrreiche Reiseerfahrungen mit ihren Cyclo-Fahrern. Sie fixten vor der Abfahrt keinen Preis und rechneten mit VND 50 – 100'000. Denkste! Die Beinmuskelmänner verlangen in landestypischer Bescheissermanier von jedem VND 650'000, was einem absoluten Wucher gleichkommt. Doch wer beim Reisen ungeschriebene Gesetze missachtet, muss sich nicht wundern, wenn er in die Bredouille gerät. Als keine Einigung zustande kommt, reisst ihnen der Geduldfaden und jeder schmeisst hochgenervt VND 100'000 auf den gepolsterten Passagiersitz. Mit den Worten "Schuupft di, Gschissena!" laufen sie in schnellen Schritten davon. Die Cyclo-Fahrer bedanken sich herzlich mit den Worten "fuck you" und "go home".
Jetzt sind wir an der Reihe, denn wir interessieren uns für eine einstündige Stadtrundfahrt mit zwei Cyclos. In taktischem Desinteresse schreiten wir an den Fahrern vorbei, die uns natürlich alle anquatschen. Bevor ich verhandle, wähle ich zuerst zwei sauber geputzte Dreiräder aus. Wir begeben uns schliesslich auf eine Fotosession und da muss die Ästhetik stimmen. Da ist wenig vergleichbar mit einer normalen Cyclo-Tour, und das müssen wir den Fahrern erstmals zum Voraus verständlich machen. Von VND 500'000 für ein Cyclo für zwei Personen, drücke ich den Preis auf eine landeskonforme Touristennorm herunter. Pro Cyclo, Passagier und Stunde werden wir mit VND 100'000 handelseinig. Vielliebchen bekräftigt noch einmal mit "5 US $ each". Das ist immer noch Wucher, aber für Langschweine nicht billiger zu kriegen, es sei denn, man wohnt hier und ist den Leuten persönlich bekannt.
Als beide Fahrer den Touristenpreis abnicken, steigen wir in die Fahrzeuge und die Tour beginnt. Ich halte dem Fahrer noch meine Armbanduhr mit Abfahrtszeit unter die Schlitzaugen. Er nickt mit einem gequälten Lächeln. In seinen Gedanken kann ich lesen "Du Schweinehund hast mich unter Kontrolle." Die Cyclos folgen wenig befahrenen Strassen und zeigen uns den ruhigen Stadtteil von Hue. An einer besonders schönen japanischen Gartenanlage unterbrechen wir die Tour und starten die avisierte Fotosession. Es herrscht Fahrverbot und die Cyclos müssen von Hand in die Gärten gestossen werden. Im Background unserer Fotos wollen wir Blumen, Palmen, Lustgärten etc.
Die Fahrer machen Augen, wie wenn wir von einem anderen Stern kämen.
Nach einer abgelaufenen Stunde lassen wir uns beim Markt absetzen. Ich habe die Zeit unter Kontrolle. Nur allzu gerne, würden uns die Männer für einen Zuschlag weiter befördern. Nie würde uns einer an den Ablauf der Zeit erinnern, aber frank und frei mit uns weiterfahren und dann eine gesalzene Nachforderung stellen.
Wir steigen aus und nehmen die Markthalle etwas genauer unter die Lupe. Wir haben Kohldampf, doch die Verpflegungsmöglichkeiten hier vermögen uns nicht zu überzeugen.
In Vietnam wird jede Kreatur gegessen, die sich mit dem Rücken zum Himmel bewegt. Das Gruselkabinett traditioneller Köstlichkeiten ist nicht nur auf Stars aus dem RTL-Dschungelcamp ausgerichtet, sondern hält für jeden Touristen auf Wunsch allerlei Ekelfood bereit. Hier gibt es Speisen, die bei uns im Westen niemals auf dem Teller landen würden. Dazu gehört Fleisch von Affen, Hunden und Schlangen, Ziegenhoden, Schweineblut mit kleingeschnittenem Gedärm, Blutpudding mit allerlei Kräuter und Erdnüssen, Gedärme mit Schweineschwarte, Schildkrötensuppe mit eingelegtem Knorpelfleisch, glitschigen Panzerstückchen und kleine Schildkrötenfüsse, Tigerpenisse, Würmer und diverse geröstete Insekten.
Nach einem Blick in den Lonely Planet lassen wir uns zum Nachtessen im Stop & Go Cafe hinreissen. Gleichzeitig buchen wir für den übernächsten Tag eine Tour in die ehemalige DMZ-Zone.
Wenn japanische Touristen Europa in zwei Tagen schaffen, bringen engagierte Traveller Hue in zwei Tagen locker hinter sich. Wir haben ein grösseres Zeitbudget und hängen einen dritten Tag zum Verweilen und Beobachten an. Wir staunen nicht schlecht, als wir anderntags beim Frühstück in unserem Hotel auf Lucy, die Individualreisende aus Victoria, Australien, treffen.
Sie ist seit unserem Treffen in Hoi An weitergereist, hat sich kurz in Hue umgesehen und reist bereits heute Nachmittag mit dem Zug weiter Richtung Hanoi. Wir haben einander allerhand zu berichten und es wird Mittag, bis wir aufbrechen. Es wäre nicht überraschend, wenn wir einander in Hanoi wieder über den Weg laufen würden. Pitcairn
Ich springe aus dem Bus und wische die vordersten Vermittler wie lästige Moskitos zur Seite. "Five bucks, just dropping us to town? Man, are you gone nuts! Last year i just payed two Dollars." Ich vernehme erste Ausrufe des Protests: "Two Dollar? “ No way, gasoline very expensiv now!", erwiderte er. "Forget about it", It's only 3 Kilometer driving to town", kontere ich und laufe davon, in der Gewissheit, dass mir der Driver mit Sicherheit nachspringen wird. Zu gross ist die Konkurrenz. In meiner Stimme schwingt eine latente Wut mit, denn ich schone mit meinem Einsatz nicht nur den eigenen Geldbeutel, sondern rette die Welt vor dem grössten aller Verderbnisse, dem Hochtreiben der Preise.
Manch ein Paradies gilt als ruiniert, nicht weil es zersiedelt und verschmutzt, sondern weil es unangemessen teuer geworden ist. Dazu gehört zum Beispiel der ganze Süden von Thailand, in Indonesien die Hindu-Insel Bali, seit sehr langer Zeit auch Singapore und viele andere Destinationen. Mir kommt die Galle hoch, wenn unwissende Touristen jeden Preis ohne zu Feilschen bezahlen, mit Trinkgeldern um sich werfen und anderen Reisenden mit beschränkten Mitteln, die Grundlage für Langzeitreisen kaputt machen. In Drittweltländern ist jeder genannte Preis als Vorschlag zu verstehen und verhandelbar. Das gilt für selbständige Transportunternehmer wie Taxifahrer, die oft ohne Meter und zu fixen Preisen Leute befördern, Verkaufenden von Waren jeder Art und natürlich Hotels.
Preise sind auch abhängig von Angebot und Nachfrage. Bei schlechtem Wetter sind Taxikosten in Asien generell höher als bei Sonnenschein. Wer nachts an einem wenig bevölkerten dunklen Ort einen Transport ins Hotel benötigt, sollte besser nicht allzu lange Preisverhandlungen führen. Anders ist es am Tage. Da hilft Davonlaufen oft und ich bin schon gelegentlich bei 35° im Schatten fünfhundert Meter mit meinem Rucksack Richtung Stadt gelaufen und der Taxifahrer im Schritttempo hinterher. Sobald die Burschen merken, dass es mir als geübter Jakobspilger völlig schnuppe ist, die ganze Distanz in der prallen Sonne auch zu Fuss zurückzulegen, geben sie oft klein bei. Ich bin kein verwöhnten Gruppentourist, der bei einem kleinen Spaziergang an der Hitze bereits einknickt. Oftmals halten auf einer Hauptstrasse auch andere Taxis oder Sammeltransporte und wir können Aufspringen. So erzielen wir einen adäquaten Preis.
In Asien käme es Einheimischen nie in den Sinn, Trinkgelder in einem Restaurant zu verteilen. Solche Belohnungen darf es nur bei Erbringung von besonderen Dienstleistungen ausserhalb der üblichen Norm geben. Ich erinnere mich an einen Wachmann vor der Türe einer Fluggesellschaft. Das Büro hatte um 18.00 Uhr geschlossen und ich war selbstverschuldet zwei Minuten zu spät eingetroffen, um einen Flug nach Bangkok umzubuchen. Der Türsteher liess sich nach kurzer Begründung erweichen, schloss den Eingang wieder auf, gab mir ein Warteticket und wies mir einen Sitz zu. Nach erfolgter Erledigung streckte ich ihm ein sattes Trinkgeld zu, das er zuerst gar nicht annehmen wollte. Ich bestand darauf. Dank der Kundenfreundlichkeit ersparte mir der Mann eine weitere Hotelübernachtung in der Stadt.
Alte Kaiserstadt Hue
Hue ist die alte Kaiserstadt von Vietnam und alle zwölf Kaiser haben hier residiert und prunkvollen Grabstätten, in Form von parkähnlichen Anlagen, hinterlassen. Friedhofenthusiasten kommen da voll auf ihre KostenJ. Das weitläufigste Grab ist das Minh Mang. Als das Awesom Tomb gilt das Mausoleum von Khai Dinh; eine prunkvolle Grabstätte mit schönen Wandmalereien. Das romantische Grab von Tu Duc steht in einem malerischen Garten. Er kränkelte und hat bereits in frühen Lebensjahren das Zeitliche gesegnet. Mit seinen 100 Konkubinen hat sich der arme wohl etwas übernommen. Der Kaiserpalast selbst ist ein rund 5 Km² grosses Gebiet mit Befestigungswällen, Kanälen, Toren und Gärten, die zum Lustwandeln animieren.
Zur bestimmten Jahreszeit verbreiten die Blütenpollen der Pflanzen am Fluss ein blumiges Aroma. Deshalb wird der Fluss Song Hung genannt, was Duft, Parfüm oder Wohlgeruch bedeutet.
Mit aufgestartetem LP im Tablet, brechen wir vom Hotel zu einem gemütlichen Stadtbummel auf. Wir spazieren zum Fluss und dann weiter der Promenade entlang, doch ich kann meine Nase anheben so oft ich will, am Fluss ist von den besagten Düften nichts zu schnüffeln. Umso mehr müssen wir uns auf die Abwehr von Drachenboot-Frauen konzentrieren, die uns über längere Distanz verfolgen und um jeden Preis eine Tour mit ihrem Kahn verkaufen wollen. Wir retten uns in Richtung Bürgersteig neben der Hauptstrasse und fliehen zurück zur Brücke. Bald sind die unnachgiebigen Frauen abgeschüttelt und ich rufe dummerweise in emotionalem Überschwang über das Geländer "Goooood Morning Vietnam", was drei Cyclo-Fahrer auf den Plan ruft, die uns um jeden Preis eine Tour anbieten wollen. Wir vertrösten sie auf später und überlassen es ihnen zu entscheiden, ob sie ein paar Stunden vor dem Eingang der Zitadelle auf uns warten wollen. Grundsätzlich sind wir gegenüber einer Stadtrundfahrt mit dem Cyclo nicht abgeneigt, doch nicht im jetzigen Zeitpunkt.
Auf das Wort "later" lassen wir uns nicht verbindlich festlegen und antworten mit "maybe" und "no garantie". Wir wollen endlich wieder unsere Füsse bewegen und uns nicht für jeden Meter herumkarren lassen.
Die von weitem sichtbare königliche Zitadelle und die dahinterliegende verbotene Stadt ist unser Ziel. Der Kaiserpalast ist ein 5,2 Quadratkilometer grosses Areal mit Befestigungswällen, Kanälen, Toren und Gärten. In der näheren Umgebung von Hue befinden sich darüber hinaus eine Reihe von Pagoden und Gedenkstätten.
Als anspruchsvolle Kulturstätten-Besucher stellen wir schnell fest, dass die Anlage mit der verbotenen Stadt in Beijing nicht zu vergleichen ist. Alles ist kleiner, weniger prachtvoller und in schlechterem Zustand als in der VR China. Zudem ist kein einziges Bauwerk älter als 200 Jahre. Ein Alter, das vielleicht höchstens US-Touristen biblisch vorkommt.
1968 fanden hier bei der Tet-Offensive heftige Kämpfe statt und Bauten jeder Art haben enormen Schaden genommen. Mit finanzieller Unterstützung der UNESCO versucht man historische Bauten wieder instand zustellen, doch bei diesem Tempo dürfte dies Jahrzehnte dauern. Viele Zeugnisse des gewaltigen Reichtums sind gar nicht mehr erhalten und Bombenangriffen des Vietcong zum Opfer gefallen.
Der Vietcong hisste sogar 1968 für drei Wochen seine rote Fahne mit gelbem Stern auf der Zitadelle vor dem Palast. Als ahnungslose Zivilisten fröhlich das Neujahr feierten, fielen plötzlich Raketen auf ihre Häuser. Die vereinbarte Waffenruhe wurde von den VC aufs Gröbste missachtet. Grosse Teile der Stadt wurden in Schutt und Asche gelegt und es gab unzählige von Toten auf beiden Seiten. Anhand schwarzer Listen, liquidierte der VC im eroberten Hue systematisch auf grausame Art und Weise mehr als 5000 Zivilisten. Die Kriegsverbrechen des VC gerieten nie wirklich in das Bewusstsein der internationalen Öffentlichkeit – im Gegensatz zu amerikanischen Gewaltexzessen, wie zum Beispiel das Massaker von My Lai. Es waren einmal mehr linksgerichtete Kräfte im Inland und internationale Nestbeschmutzer, welche von den Verbrechen des VC ablenkten und die GI's übermässig belasteten. Es ging einzig und allein einmal mehr darum, die USA in ein schlechtes Licht zu rücken. Ohne Kriegsverbrechen in irgendeiner Form entschuldigen zu wollen, müssen wir uns vor Augen halten, dass Krieg einfach Krieg bedeutet und der Mensch zum Tier werden kann. Keine beteiligte Nation ist jemals unschuldig und Verbrechen jenseits der Genfer Menschenrechts-Konvention gibt es auf jeder Seite.
Als wir aus der Anlage heraus treten, machen zwei junge Burschen aus dem Ösiland gerade lehrreiche Reiseerfahrungen mit ihren Cyclo-Fahrern. Sie fixten vor der Abfahrt keinen Preis und rechneten mit VND 50 – 100'000. Denkste! Die Beinmuskelmänner verlangen in landestypischer Bescheissermanier von jedem VND 650'000, was einem absoluten Wucher gleichkommt. Doch wer beim Reisen ungeschriebene Gesetze missachtet, muss sich nicht wundern, wenn er in die Bredouille gerät. Als keine Einigung zustande kommt, reisst ihnen der Geduldfaden und jeder schmeisst hochgenervt VND 100'000 auf den gepolsterten Passagiersitz. Mit den Worten "Schuupft di, Gschissena!" laufen sie in schnellen Schritten davon. Die Cyclo-Fahrer bedanken sich herzlich mit den Worten "fuck you" und "go home".
Jetzt sind wir an der Reihe, denn wir interessieren uns für eine einstündige Stadtrundfahrt mit zwei Cyclos. In taktischem Desinteresse schreiten wir an den Fahrern vorbei, die uns natürlich alle anquatschen. Bevor ich verhandle, wähle ich zuerst zwei sauber geputzte Dreiräder aus. Wir begeben uns schliesslich auf eine Fotosession und da muss die Ästhetik stimmen. Da ist wenig vergleichbar mit einer normalen Cyclo-Tour, und das müssen wir den Fahrern erstmals zum Voraus verständlich machen. Von VND 500'000 für ein Cyclo für zwei Personen, drücke ich den Preis auf eine landeskonforme Touristennorm herunter. Pro Cyclo, Passagier und Stunde werden wir mit VND 100'000 handelseinig. Vielliebchen bekräftigt noch einmal mit "5 US $ each". Das ist immer noch Wucher, aber für Langschweine nicht billiger zu kriegen, es sei denn, man wohnt hier und ist den Leuten persönlich bekannt.
Als beide Fahrer den Touristenpreis abnicken, steigen wir in die Fahrzeuge und die Tour beginnt. Ich halte dem Fahrer noch meine Armbanduhr mit Abfahrtszeit unter die Schlitzaugen. Er nickt mit einem gequälten Lächeln. In seinen Gedanken kann ich lesen "Du Schweinehund hast mich unter Kontrolle." Die Cyclos folgen wenig befahrenen Strassen und zeigen uns den ruhigen Stadtteil von Hue. An einer besonders schönen japanischen Gartenanlage unterbrechen wir die Tour und starten die avisierte Fotosession. Es herrscht Fahrverbot und die Cyclos müssen von Hand in die Gärten gestossen werden. Im Background unserer Fotos wollen wir Blumen, Palmen, Lustgärten etc.
Die Fahrer machen Augen, wie wenn wir von einem anderen Stern kämen.
Nach einer abgelaufenen Stunde lassen wir uns beim Markt absetzen. Ich habe die Zeit unter Kontrolle. Nur allzu gerne, würden uns die Männer für einen Zuschlag weiter befördern. Nie würde uns einer an den Ablauf der Zeit erinnern, aber frank und frei mit uns weiterfahren und dann eine gesalzene Nachforderung stellen.
Wir steigen aus und nehmen die Markthalle etwas genauer unter die Lupe. Wir haben Kohldampf, doch die Verpflegungsmöglichkeiten hier vermögen uns nicht zu überzeugen.
In Vietnam wird jede Kreatur gegessen, die sich mit dem Rücken zum Himmel bewegt. Das Gruselkabinett traditioneller Köstlichkeiten ist nicht nur auf Stars aus dem RTL-Dschungelcamp ausgerichtet, sondern hält für jeden Touristen auf Wunsch allerlei Ekelfood bereit. Hier gibt es Speisen, die bei uns im Westen niemals auf dem Teller landen würden. Dazu gehört Fleisch von Affen, Hunden und Schlangen, Ziegenhoden, Schweineblut mit kleingeschnittenem Gedärm, Blutpudding mit allerlei Kräuter und Erdnüssen, Gedärme mit Schweineschwarte, Schildkrötensuppe mit eingelegtem Knorpelfleisch, glitschigen Panzerstückchen und kleine Schildkrötenfüsse, Tigerpenisse, Würmer und diverse geröstete Insekten.
Nach einem Blick in den Lonely Planet lassen wir uns zum Nachtessen im Stop & Go Cafe hinreissen. Gleichzeitig buchen wir für den übernächsten Tag eine Tour in die ehemalige DMZ-Zone.
Wenn japanische Touristen Europa in zwei Tagen schaffen, bringen engagierte Traveller Hue in zwei Tagen locker hinter sich. Wir haben ein grösseres Zeitbudget und hängen einen dritten Tag zum Verweilen und Beobachten an. Wir staunen nicht schlecht, als wir anderntags beim Frühstück in unserem Hotel auf Lucy, die Individualreisende aus Victoria, Australien, treffen.
Sie ist seit unserem Treffen in Hoi An weitergereist, hat sich kurz in Hue umgesehen und reist bereits heute Nachmittag mit dem Zug weiter Richtung Hanoi. Wir haben einander allerhand zu berichten und es wird Mittag, bis wir aufbrechen. Es wäre nicht überraschend, wenn wir einander in Hanoi wieder über den Weg laufen würden. Pitcairn
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