Erlebnisurlaub in Sosua
Irgend jemand hatte mir in Boca Chica erzählt, daß es auf der gesamten Insel nirgendwo mehr los ist, wie halt dort. Nun ja, es ist nicht übel in Boca Chica, aber der Bär steppt eindeutig in Sosua. Allerdings ist Sosua auch um einiges härter. Z.B. kann es schon mal passieren, daß man im Central an der Bar erstmal einen Bär kraulen soll, was problemlos möglich ist, weil die Chica eine Allergie gegen Unterwäsche hat.
Leider ist auch in Sosua ein Niedergang zu beobachten. Die Nachtclubs sind alle geschlossen. Angeblich hat der Chef vom La Passion ein paar Nächte im Früchtelheim von Puerto Plata wegen Zwangsprostitution zugebracht. An den Türen vom caribbean mean's paradise prangen große Zettel mit fetten Stempeln, ein Laden der dazwischen lag und im März eröffnet hatte ist auch schon wieder platt. Die Bars an der Calle Clisante, der Meile schlechthin in Sosua, haben vom Tourismusministerium wohl Auflagen bekommen, und müssen ihre Läden jetzt blickdicht umbauen.
Inwieweit dort noch Stimmung aufkommt, wird man sehen.
Auch am Playa ist bei den Strandbars Flaute. Und wenn man Abends durch die Stadt schlendert, fällt auf das auch da die eine oder andere Bar finster ist, Schade. Aber keine Angst, es sind immer noch ausreichend Chicas unterwegs.
Und ein Erlebnis taugt auch für alljährlichen Schulaufsatz "Mein schönstes Ferienerlebnis".
Die Sache begann damit, daß ein anderer Gast aus dem Atlantico am Nachmittag sein "festes" Mädchen in den Wind geschossen hat, für die Mädchen dort ist dies ein emenzer finanzieller Verlust. Wir Gringos sind dort nunmal Bargeld, und irgend einen Grund uns ein paar Scheine aus dem Kreuz zu leiern gibt es immer.
Und als derjenige gerade mal 45 Minuten unterwegs ist, wird in seine Bude eingebrochen. Niemand ausser seiner Ex wusste das gerade an diesem Abend eine größere Menge an Pesos im Safe lag. Und das Ifone und Ipad auch aus dem Tresor befreit wurden, is ja wohl selbstredend.
Ich komme am Abend ins Hotel und bekomme die Geschichte erzählt. Natürlich habe ich auch erstmal nix anderes zu tun, meine Bude zu kontrollieren. Ein kurzes Aufatmen, bei mir ist nix passiert.
Aber jetzt kam mein Fehler! Ich hatte, als ich wieder zur Bar ging, meinen Schlüssel stecken gelassen. Einfach weil halt das dominikanische Schloß einen bescheidenen Schließmechanismus hat, weil eh nur Deutsche mit ihren Mädels waren, und weil halt auch das Haupttor verschlossen war. Bei den beiden "frisch verliebten" Paaren nahm ich an, daß diese auch Hotelgäste sind, zumindest die beiden Jungs.
Und diese verabschiedeten sich halt dann und gingen, so nahm ich jedenfalls an, auf ihre Zimmer. Nach einiger Zeit fragte mich dann der Nachtpförtner, ob ich Jan erlaubt hätte, mein Zimmer zu nutzen. Da musste ich natürlich mal schauen, was hier abgeht. Mein Zimmer war abgeschlossen, und als durchs Fenster schaute, sah ich wie sich das Girl an meinem Safe zu schaffen machte. Also hatten sie auch schon das gesamte Zimmer nach dem Safeschlüssel abgesucht. Ich bin dann ziemlich zügig zurück zur Bar und hab halt unterwegs schon dem Nachtwächter zugerufen, er soll die Polizei rufen. Andere Hotelgäste kamen dann mir noch zur Hilfe, und somit hatten "Bonnie & Clyde" erstmal schlechte Karten, und ich reichlich Dusel. Im Safe lag meine komplette Reisekasse. Der Tumult im Hotel blieb natürlich dem Pärchen nicht verborgen, und bevor sie das Zimmer öffneten, haben sie alles Entwendete wieder in den Safe gelegt. Aber neben mir standen ja mittlerweile auch zwei andere Gäste, die ebenfalls durchs Fenster sahen, was in meinem Zimmer abging. Irgendwann öffneten sie dann doch die Tür, und im folgendem Streitgespräch stritten beide alles ab. Wie sich dann so langsam heraus stellte, waren beide überhaupt gar keine Hotelgäste. Jan, der übrigens total stone war und das nicht nur vom Alkohol, arbeitet als deutscher Tauchlehrer bei Merlin und hat wohl einen seiner Tauchschüler ans Atlantico als Gast vermittelt. Und das Girl war halt ein haitianisches Freudenmädchen. Beide erzählten natürlich eine hahnebüchene Story, jeder wurde vom anderen aufs Kreuz gelegt, und eigentlich wussten sie auch nicht, was der ganze Auflauf soll, es ist ja schließlich nix passiert. Die Polizei kam dann auch und hörte sich den ganzen Spaß an, nahm die beiden mit, und ich sowie ein Gast sollten mitkommen, um eine Anzeige aufzunehmen. So kam ich noch zu einer Gratis-Stadtrundfahrt durch Sosua hinten auf einem Politur-Pickup, irgendwie hatte das auch was.
An der Polizeiwache war dann der Tauchlehrer völlig apathisch und stand gut zwei Meter neben der Mütze. Anders kann man es wohl auch nicht erklären, daß man als Verhafteter im Polizeiauto raucht. Die Haitianerin dagegen, erzählte jedem Polizisten das sie unschuldig sei, und alles der Deutsche verbockt habe, wie üblich war die Anrede "Mi Amor.
Es wurde dann festgelegt, daß die beiden bei der Polizei übernachten dürfen, und wir sollten morgen mit dem Hotelchef nochmal wieder kommen.
Daniel, der Hotelchef war dann am nächsten Morgen ziemlich angefressen. Das in einer Nacht zweimal die Polizei vor einem Hotel steht, ist sogar in der dominikanischen Republik nicht gut fürs Image.
Also fuhren dann am Vormittag der Hotelchef, der bestohlene Gast und ich zum Polizeirevier. Unterwegs fing Daniel schon an zu meckern, was ich überhaupt mit will, eigentlich sei mir ja nix passiert, naja ich habs einfach überhört.
Bei der Polizei war dann auch schon eine Freundin der Haitianerin, die auch schon wieder eine schöne Geschichte parat hatte, wie das Mädel natürlich vollkommen ohne eigenes Verschulden in diese missliche Lage gekommen sei. Natürlich hatte ich auch nicht sie, sondern ihn am Tresor gesehen.
Dann war es schon mal nicht einfach, der Polizei zu erklären, dass wir wegen zwei Geschichten da waren. Der Bruch am Vorabend war im Hotel aufgenommen worden, allerdings war davon im Revier nix zu finden, auch von den aufgenommenen Bildern wusste dort niemand etwas. So wurde also die Anzeige nochmals aufgenommen, sprich in ein großes Buch per Kugelschreiber wurde alles aufgechrieben. Am Schreibtisch daneben stand zwar ein PC, aber der wurde halt gerade für andere Dinge benötigt, so ein Facebookaccount will schließlich gepflegt sein. Noch besser war dann, als der Polizist nicht einmal in der Lage war die Passnummer aus einem deutschen Reisepass zu übertragen. Inspektor und Adjudant Holm aus den Olsenbandenfilmen sind dagegen echte Fachkräfte die ihr Handwerk verstehen. Danach gingen wir wieder, Daniel tat meine Sache damit ab, das eine Anzeige jetzt einfach zu lange dauert, nix bringt und ja eh nix geklaut worden ist. Damit war ich schon mal stinkesauer. Aber Daniel setzte dann der Sache noch die Krone auf, und löste für 1000 Peso den Tauchlehrer aus. Das mir da nicht die Sicherung durch gegangen ist, und ich ruhig geblieben bin – reine Körperbeherschung.
Ich hab das später von jemand mal erklären lassen, der Typ stand kurz davor ins richtige Gefängnis nach Puerto Plata zu kommen. Und da wär er erstmal locker 14 Tage geblieben. Und die Zustände der Gefängniszelle in Sosua konnte ich erahnen, der Geruch ist eine Mischung aus Scheisse, Pisse und Kotze. Ich möchte dort nicht reinschauen. Und klar, es war "nur" versuchter Diebstahl. Dafür sind 14 Tage Knast bei solchen Zuständen schon hart. Andererseits, hätte die Nummer geklappt, wäre mein Urlaub wohl zu Ende gewesen. 2000 Euro waren locker im Safe, und über das Wiedererlangen von Reisepass, Fahrerlaubnis und anderen Papieren,,, ich mag gar nicht dran denken. Aber das der Vollpfosten Daniel den Kerl noch vor meinen Augen auslöst, ...
Wieder im Hotel hab ich mir bei einer Tasse Kaffee überlegt, wie ich hier weiter mache. Es war vormittag, am nachmittag war Poolparty, dazu hatte ich bereits meinen Obulus entrichtet, ausserdem waren auch Steaks und Chicas bereits geordert. Klar das ich dieses Event noch mitnahm. Aber danach stand eigentlich fest, daß ich aus dem Atlantico ausziehen werde. Ich könnte Sosua den Rücken kehren, und wieder nach Boca Chica fahren. Ich könnte aber auch das Hotel wechseln. Dies hielt ich für die bessere Variante. Ich stieg aufs Fahrrad und fuhr mal hinter ins Voramar. Dort stand dann schnell fest, ich ziehe morgen vormittag hier ein.