Thailändisch lernen

Bangkok Stunden im August

        #11  

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:mrgreen: :mrgreen: :mrgreen:

Mal sehen - das mit der symbolischen Darstellung ist 'ne tolle Idee.

Da fällt mir spontan eine Folge von den Simpsons ein. Bei denen wird ja auch immer etwas überdramatisiert...

Stalker
 
        #12  

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Stunden im August ...

2. Eine Nacht in Pattaya

Eines Abends kaufe ich mir in Koh Chang ein Minibusticket für 900 Baht nach Pattaya (Hin- und Rücktour). Auf Google Earth schätze ich die Entfernung Koh Chang - Pattaya als eher gering ein. Einen anderen Eindruck erhält man freilich, wenn man dann in einem vollbesetzten Minibus sechs Stunden unterwegs ist. Am Anfang geht es noch recht entspannt zu. Eine illustre Ansammlung an Fahrgästen beginnt sich im Bus einzufinden. Zuerst zwei Amerikaner mit ihren Teilzeitfreundinnen. Der eine kommt aus Colorado, der andere aus New York. Stalker kommt dazu und hat erst einmal eine komplette Sitzbank für sich alleine. Kurz darauf steigt eine ältere Dame gleich vorne im Bus ein. Komme mit den Amis und ihren Yings schnell ins Gespräch. Nach wenigen Augenblicken begrüßen sie mich als Deutschen, was muss ich doch für einen schlechten Akzent haben. Der Typ aus Colorado hat deutsche Vorfahren, einer seiner Uronkel war angeblich Bodyguard bei unserem letzten Kaiser. Scheint doch eine entspannte Fahrt zu werden. Aber leider haben wir noch weitere Fahrgäste aufzunehmen. Am vereinbarten Ort müssen wir länger warten. Der Fahrer wird unruhig und greift zu seinem Handy, als endlich zwei junge Italiener auf der Bildfläche erscheinen und sich nach dem Einsteigen in den Bus lautstark unterhalten.

Nach kurzer Zeit meint die eine Ying zur anderen, dass sie schon Kopfschmerzen von diesem Gezeter hätte. „Das Problem wird sie nicht lange alleine haben“ tröste ich sie auf Thai. Das Eis ist gebrochen und wir haben etwas zu lachen. Die Duracel-Batterien der beiden Jungs halten zum Glück dann doch nicht das, was sie am Anfang versprachen und die zwei stöpseln sich ihre MP3-Player in die Ohren, um sich im weiteren Verlauf der Fahrt nur noch gelegentlich anzubrüllen. Vollbesetzung erreichen wir schließlich durch einen biederen, australischen Familienvater, seinen weißen Sohn und eine hübsche thailändische Ehefrau. Die drei sitzen völlig verteilt im Bus. Habe erst die Idee Umsetzungen durchzuführen, das würde dann aber wieder andere Pärchen auseinanderreißen. So halte ich meinen Mund und überlasse die Platzanweisung dann doch unserem Fahrer. An der Fähre haben wir Glück - wir sind das letzte Auto, das an Bord darf. Die Fahrt nach Pattaya ist recht eintönig. Der Fahrer will uns mit Thai-Techno den Tag versüßen, aber da formt sich eine Phalanx aus italienisch-amerikanischem Widerstand. Die nächsten Stunden sind wir unter anderem damit beschäftigt über das Musik-Business und dessen glorreiche Vertreter zu sprechen. Die Vorurteile gegenüber den Italienern werden beiseite geräumt, sind doch ganz nette Zeitgenossen. Die anwesenden Thais können zwar mit Hendrix, Morrison, Clapton nicht viel anfangen, dafür kommen sie dann am angefahrenen Rastplatz vor allem essenstechnisch voll auf ihre Kosten. Die Ablehnung seiner Musik hatte unseren Fahrer sehr betroffen gemacht und es war mir ein Bedürfnis ihn mit einer Flasche M150, sowie einem Eiskaffee wieder aufzuheitern, was auch von Erfolg gekrönt war.

Irgendwann gelang es den Thais ihr reichhaltiges Mahl zu beenden und wir konnten uns erneut in die Sättel und auf den Highway schwingen. Pattaya kam näher und ich verfolgte die Unterhaltungen im Minibus nur noch eher beiläufig, meine Gedanken kreisten um Kid.
Ich würde - wieder einmal - im Flipper House in der Soi 7 absteigen. Kid weiß noch nichts von ihrem „Glück“. Sie wähnt mich auf Koh Chang, ohne die Möglichkeit mich loszueisen. Ein Überraschungsbesuch sollte es sein. Ich weiß, dass so etwas auch mitunter ins Auge gehen kann. Aber da ich ja sowieso der Meinung bin, dass meine Frauen und ich sowieso anders sind, gönnte ich mir diesen Spaß.

Ein perfider Plan wurde von mir geschmiedet. Die Black Magic Cambodian Woman hatte mir ihre Postadresse in Pattaya gegeben, als ich ihr ca. 4 Wochen nach meinem letzten Trip „Road to Nowhere“ im April 2007 die gemeinsamen Fotos schicken wollte. Sie wohnte mit ihrer Freundin Aey und deren 16-jährigen Tochter in einemHaus in Nongprue. Die Siedlung hatte den eloquenten Namen „Siam Country Club“ - wahrscheinlich war Häuser-am-Arsch-der-Welt-hinter-den-Bahngleisen zwar ein durchaus passenderer, aber längst nicht so werbeträchtiger Name. Bloß leider hatte ich gar keine Vorstellung davon, wo dieses ominöse Nongprue mit seinem sagenumwobenen Country Club lag in Pattaya lag. Auch Hinweise auf eine schwarze kambodschanische Magierin könnten im Idealfall vielleicht dazu führen, dass - vermutlich zurecht - an meiner geistigen Zurechnungsfähigkeit gezweifelt werden könnte.

Eine Vorahnung sagte mir, dass es mit dieser in Englisch geschriebenen Adresse sicher einige Probleme mit den Kameraden der Mofataxizunft geben würde. Um dem vorzubeugen wollte ich zu allererst die Adresse in Thaischrift umgeschrieben haben. Nach der Ankunft in Pattaya lichteten sich die Reihen der Passagiere bis ich als letzter Farang schließlich übrigblieb. Ich vereinbarte mit dem Fahrer, dass dieser mich am nächsten Morgen gegen 7.00 Uhr an der Second Road Ecke Soi 7 wieder auflesen würde. Im Hotel bekam ich ein schönes Zimmer im östlichen Flügel, 3. Etage für 880 Baht. Sehr sauberes Bad, leise Aircon, werde wohl hier demnächst wieder ankern.

Nachdem mein Kram im Hotelzimmer verstaut und ich revitalisierend geduscht war, begann die Zeit an die Umsetzung dieser Zettelübersetzungs-Idee zu gehen. Leichter gesagt als getan: In der ganzen Soi 7 voller Beerbars, Restaurants, Internet-Cafes und Hotels konnte oder wollte niemand mein Zettelchen übersetzen. Ich war schon kurz davor aufzugeben und Kid anzurufen, als ich es noch einmal in einem Reisebüro versuchte. Die sehr nette Servicekraft blickte zur Decke, ließ dabei die Zungenspitze aus dem rechten Mundwinkel trotz zusammengepresster Lippen hinausschauen, um anschließend mit ihrer Haarpracht, den Zettel, den in der Hand gehaltenen Stift und die Tischfläche im Umkreis ihrer Haareichweite verschwinden zu lassen. Bevor ich mir Gedanken machen konnte, ob sie da bei dem ausgesperrten Licht überhaupt etwas sehen konnte, überreichte sie mir mit triumphierendem Blick mein kleines Stück Papier, auf der die Adresse nun auch feinsäuberlich in Thaischrift aufgeschrieben war. Ich belohnte ihre Bemühungen mit einem 100 Baht Schein, den sie nach höflicher Verneinung schließlich doch annahm. Wünschte ihr einen schönen Tag und verließ das Office mit einem Gesichtsausdruck der auch zu anders gearteten Spekulationen führen konnte.

Nach dieser anstrengenden Recherche setze ich mich an die Eagle Bar. Um alten Erinnerungen nachhängend, den Wunsch Pokkie zu sehen, einen leckeren Nam Manao den es schon im April nicht mehr gab zu genießen? - Keine Ahnung. Dabei stelle ich fest, dass ich keine der anwesenden Damen kannte. Ich bestelle mir ein Bier und halte einer Lady den gerade übersetzten Zettel unter die Nase. „Das ist nicht weit von hier“, meint sie. Wenig später breche ich auf, um endlich die Black Magic Cambodian Woman wieder zu sehen. Im nachhinein fällt mir folgendes japanisches Sprichwort ein: „Wenn Du hundert Meilen weit gehen musst, dann sag dir bei neunzig, das es erst die Hälfte ist.“

An der Second Road erwartet mich schon eine Gruppe von Mofataxifahrern. Zeige dem meiner Meinung nach Ranghöchsten meinen Zettel und trete so eine Diskussionslawine los, die durchaus Talkshow-im-Nachmittagsprogramm-Niveau hat. Nach ca. fünf Minuten hat die Diskussion einen Konsens erreicht. Und ein älterer Fahrer mit Brille, der immer wieder mich und meinen Zettel mustert, erklärt sich bereit die Fahrt anzutreten. So wie es aussieht befindet sich der Ort doch nicht in der Nähe, wie es die Lady an der Eagle Bar behauptete. Aber inzwischen bin ich auch schon zu lange mit den Gegebenheiten dieses Landes vertraut, als das ich mich darüber wundern oder gar beschweren könnte. Wir starten Richtung Naklua und ich bin von dem Flugstil meines Piloten angenehm überrascht, zügig, sicher eher Michael als Ralf.

Wenn ich das auch nur annähernd auf die Zielkoordinatenfindung beziehen könnte würde einer heißen Wiedersehensparty mit Kidow nichts im Wege stehen. Dem ist jedoch nicht so. Nach ca. 15 Minuten relativ planloser Herumfahrerei in Naklua macht der Fahrer doch ein leicht verzweifeltes Gesicht. Auch das wiederholt umständliche Herausnesteln seiner Brille und die darauf folgende Aufsetzarie bei angelegtem Integralhelm, um sich anschließend meinen schon recht zerknitterten Zettel zum 278. Mal durchzulesen, ist nicht hinreichend zielführend. Schließlich hält er entnervt an, um ein paar Kollegen zu fragen. Die weisen uns einen Weg in östlicher Richtung. Als wir dann irgendwann die Bahngleise überquert haben und der Fahrer wieder mit seinem Latein am Ende ist, muss ich meinen Plan von der groß angelegten Überraschung aufgeben. Ich wähle Kids Mobile-Nummer und reiche dem Fahrer das Handy um die Sache zu klären. Kid ist mehr als überrascht, dass sie jemand auf Thai mit meinem Handy anruft. Sie denkt an einen Überwachungsanruf durch die Familie meiner Frau. Später erzählt sie mir, das sie so froh war meine Nummer im Display ihres Mobiles zu sehen, aber dann sehr erschrocken darüber war, dass ein Thaimann nach ihrer Adresse fragte. Der Mofafahrer hatte keine Lust auf lange Erklärungen. Ein Farang will wissen wo sie wohnt, Kid hatte den 7eleven in ihrer Straße genannt. Anschließend rennt sie sofort los, um sich hier eine Karte für ihr leer gequatschtes Mobil zu kaufen, um dann auf der Nummer zurückzurufen.

Wir fahren in die Straße hinein. Es ist ziemlich dunkel. In ca. 50 Metern Entfernung sehe ich den 7eleven, dessen gleißendes Licht so gar nicht zum Rest der Umgebung passt. Man könnte meinen, dass gerade ein Ufo gelandet ist. Wir nähern uns vorsichtig dem Ufo und in diesem Moment spukt es aus seiner Hauptschleuse begleitet von zwei hohen markerschütternden Pfeiftönen eines seiner Aliens aus.

Das Alien „Kid“ sieht mich und reißt seine Augen weit auf „What happend with you?“
Unverständnis, Freude, Ärger in diesem Moment spiegelte sich alles in ihrem Gesicht wieder. Während sie mir anfängt auf den Arm zu schlagen, fragt sie mich immer wieder was los sei, wie ich hierher käme, ob ich nicht Ärger bekommen würde. Ich kann nur lachen und beginne langsam meine Gesichtsfarbe von anfänglichem Rot nach Blau zu wechseln. Schließlich nehme ich sie vor verständnislos blickenden Passanten und einem nun zufrieden grinsenden Mofafahrer in die Arme und sie umklammerte mich förmlich.
„Eine Nacht habe ich Zeit“, flüstere ich ihr ins Ohr.

Nachdem der Mofafahrer ein angemessenes Salär von 200 Baht erhält, schlendern wir zu dem Haus, das sie mit ihrer Freundin Aey gemietet hat. Kid will sich erstmal stadtfein machen. Unterwegs nutzen wird das Angebot eines kleinen Ladens in dem ich Bier erstehe, um die Wartezeit bis zum Abflug nach Downtown zu überbrücken. Mein Alien wird von der stolzen Ladeninhaberin zur erfolgreichen Farangjagd beglückwünscht, während ich mich als Beute flaschentragend in Bewegung setze. Das Haus ist auf einem Grundstück in zweiter Reihe gebaut, Bungalowstil, Eingangsbereich mit großer Terrasse. Hier werde ich schon von Aey begrüßt. Hab sie bisher nur am Telefon gesprochen, wir sind uns aber gleich sympathisch. Aey beschwert sich über Kid. Diese läge ihr hier nur bücherlesend im Weg herum. Und wenn sie nicht lesen würde oder den Zugang zum Bad blockiert, dürfe sie sich stundelange Monologe über den Stalker anhören. Erholung gäbe es für sie nur, wenn die Black Magic Cambodian Woman wieder einmal wegen Fragen der Visaklärung nach Bangkok müsste.

Obwohl über 20 cm größer als Kid, rettet sich Aey mit einem Sprung von der Terrasse als die BMCW in Folge dieser völlig absurden Anschuldigungen nach ihr tritt. Nach dem die Biere ausgetrunken sind und ich Aey’s 176 cm!!! große 16jährige Tochter begrüßt habe geht es in Kids Badezimmer. Mir ist ziemlich warm und das Angebot zu duschen nehme ich gerne an. Das Bad ist ja auch immer ein Aushängeschild und ich bin von der Sauberkeit und Ordnung die sich im ganzen Haus fortsetzt angenehm überrascht.

Beim Einschaltversuch der Lampe. geht diese kaputt und wir duschen bei einer aufgestellten Kerze. Während des Duschens verschmelzen wir von unserer Lust getrieben und ein undefinierbares Schattenabbild wird flackernd an die gekachelten Wände geworfen. Nachdem wir uns anschließend noch einmal geduscht haben verabschiede ich mich von Kid, ohne dabei zu vergessen sie im Bad durch die Verriegelung eines Außenriegels einzusperren.

Aey kann sich später vor Lachen kaum halten, nachdem Kid einen ganz schönen Tanz im Bad veranstaltet und beinahe die hölzerne Badezimmertür zertreten hat.
Aey ist in zweiter Ehe mit einem Australier verheiratet der berufsmäßig überall und nirgendwo zu Hause ist. Die Miete für das Haus bestreiten Kid und Aey zu gleichen Teilen, obwohl Kid weniger an Raum (allein schon ihrer Größe wegen) hier beansprucht. Dafür kümmert sich Aey mehr um den Haushalt, da Kid - wie oben erwähnt - nur herumliegt, schläft, isst, das Bad blockiert und liest - wenn sie nicht gerade in Pattaya arbeitet. Ich bedauere, dass ich meine Kamera nicht mitgenommen habe und mir hier ein paar Erinnerungsschüsse sichern kann. Aber wenn alles glatt geht, wird das nicht der letzte Besuch an diesem Ort gewesen sein. Der Zeit des temporären Abschieds ist gekommen. Der Boyfriend von Aeys Tochter fährt uns mit seinem Mofa bis ans Flipper Lodge in der Soi 7.

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Endlich mal wieder was Anständiges zum Rauchen...

Im Hotel spielen wir eine weitere Variation von Yim und Ham bevor es dann recht entspannt zu einem Abendbummel in die schwüle Nachtluft hinaus geht. Eigentlich hatte ich den Plan die Beluga Sportsbar, als auch den Susibar Executive Club zu besuchen. Anschließend will Kid mir „ihre“ Agogo zeigen, in der sie bis vor 3 Wochen noch gearbeitet hat, bevor wir noch einmal die Walking Street oder die Soi Diamond abklappern. Meine Kid-verzweifelt-gesucht-Mission hat jedoch zuviel Zeit gekostet und so streiche ich die Beluga Bar von meiner Todo-Liste.

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Auf zum Susi ...

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Rikscha der Kuschelmonster ...

Obwohl wir uns viel zu erzählen hätten, sitzen wir pfötchenhaltend und schweigend im Bahtbustaxi und fahren die Second Road Richtung Drinking Street hinauf. An den Bars in der Drinking Street spielt die Belegschaft Bargirl-Mikado - wer sich als erste bewegt hat verloren, absolut tote Hose.

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Das Schild des Susi-Clubs verbreitet einen mystischen Glanz. Der Besitzer des Clubs ist verstorben. Ich habe ihn nur flüchtig kennengelernt. Aber in den wenigen Minuten in denen ich mit ihm gesprochen habe, war er hier und auch in der alten Bar an der Naklua Road ein professioneller Gastgeber. Auch sein Engagement im Bezug auf die Aktion „Unsere Kinder“ wird mir immer im Gedächtnis bleiben. Dieser Mann verkörperte den Club. Es war sein „Baby“, ein Ort an dem sich oft unbekannte Leute trafen, die hier mit Thailand aus allen möglichen Beweggründen zu tun hatten. Sicher waren einige Prioritäten gesetzt, aber hier war fast jeder willkommen …

Der Club ist bis auf zwei gelangweilt schauende - mir unbekannte - Angestellte völlig leer.
„A dead Place“, meint Kid und trifft den Nagel auf den Kopf. Irgendwie hat dieser Ort mit dem dahinscheiden seines Besitzers auch seinen Glanz verloren. Ich bestelle Baileys für Kid (ihr erinnert Euch - der Brüste wegen) und für mich ein Köstritzer (der Bauchmuskulatur wegen). Wir nehmen auf einem der legendären roten Sofas Platz. Über uns hängt ein Bild von Nong. Ob das dem Marko gefallen hätte? Lange denke ich darüber nicht nach. Hatte gehofft hier ein bekanntes Gesicht zu sehen. Fehlanzeige. Kid hat inzwischen die beiden Yings aus der Reserve gelockt und ich kann ein Foto von den Dreien machen.

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Vorbei - nichts ist für die Ewigkeit. Wahrscheinlich bin ich heute das letzte Mal hier. Inzwischen zeigt die Uhr kurz vor Elf an. Das Restaurant „Da Tiziano“ nebenan schließt eigentlich gleich, aber als der Wirt unsere ausgemergelten Körper und meine pralle Brieftasche sieht, hat er Mitleid und wir dinieren als einzige Gäste recht fürstlich.

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Zurück in den Süden ...

Die anschließende Fahrt mit dem Bahtbus ist im nu vorbei und ich habe dann die Ehre an Kids bis dato letzter Wirkungsstätte zu verweilen.

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Hier und auch später in der Diamond Street ist die Low Season spürbar.

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An der Karussellbar in der Soi Diamond trifft Kid eine alte Bekannte. Während die Yings über vergangene Zeiten, weggeheiratete Kolleginnen und alte Customer plaudern, habe ich die Gelegenheit ein paar Fotos mit langer Belichtungsdauer zu schießen.

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Obwohl sehr langsam, ist das Karussell für das Foto-Shooting meiner alten Ixus 400 zu schnell und die Bilder entsprechen nicht meinen Erwartungen. Als wir gegen drei Uhr früh zurück ins Hotel kommen muss Kid - wie schon bei unserer Ankunft vor ein paar Stunden - nicht ihre ID-Card vorzeigen.

Die letzten vier gemeinsamen Stunden lassen wir uns gegenseitig fallen, sind zusammen glücklich, lassen unsere gemeinsame Zeit in Sakeo Revue passieren. Oft sehen wir uns nur an … liegen auf der gleichen Wellenlänge. Ich warte immer noch auf die unangenehmen Dinge, die mir von vielen Skeptikern und Experten weisgesagt werden.

Come with me
Into the trees
We'll lay on the grass
And let the hours pass
Take my hand
Come back to the land
Let's get away
Just for one day
Let me see you
Stripped down to the bone
Let me see you
Stripped down to the bone
Metropolis
Has nothing on this
You're breathing in fumes
I taste when we kiss
Take my hand
Come back to the land
Where everything's ours
For a few hours
Let me hear you
Make decisions
Without your television
Let me hear you speaking
Just for me
Let me hear you crying
Just for me (Depeche Mode - Stripped 1986)

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Die Zeit, die mir bei der Ankunft in Pattaya noch lang erschien, ist nun auch dahingeschmolzen wie ein Eis in der Sommersonne. Gegen 6.45 Uhr verlassen wir das Hotel, Kid nimmt ein Mofataxi schenkt mir eine letzte innige Umarmung. „Viel Spaß in Holland“, bringt mir einen düsteren Blick aus diesen schwarzen - grundlosen - Augen ein. „Wir sehen uns im November“, ruft sie mir zu, während sich das Mofa Richtung Kreisel in Bewegung setzt.

Als mein Minibus um 7.45 Uhr immer noch nicht erschienen ist, beginne ich mich unwohl zu fühlen. Kid ruft mich an und meint, dass ich, wenn der Minibus nicht kommt, eben mit dem Bus nach Trat fahren muss. Kurz vor Acht erscheint dann doch mein Bus und mein Fahrer behauptet das wir erst zu 7.30 Uhr verabredet waren und er sich wegen des Staus??? eben „etwas“ verspätet hätte. Thai-Style. Der Bus ist wenigstens nicht voll besetzt. Das ist auch gut so, da nach ca. zwei Stunden die Klimaanlage ausfällt. Am Pier zur Fähre nach Koh Chang und während der Überfahrt nutze ich die Gelegenheit ein paar Fotos zu machen.

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Toll ist der Unterwasserkran der bei Bedarf den Bereich am Fährenanlegepunkt bequem Abbaggern kann. So schnell ist meine Zeit in Pattaya vergangen, aber ich habe mich doch sehr gefreut Kid noch einmal zu treffen. Und weil alle guten Dinge bekanntlich DREI sind, kommt es ein paar Tage später erneut zu einer Begegnung in Bangkok - die letzten Endes genauso unvorhergesehen war wie die beiden schon beschriebenen.
 
        #13  

Member

Wie immer super Bericht! :super:
Nur mit dem Unterwasserkran muss es sich um eine thailändische Besonderheit handeln? :elite:
Auch schon 2*gesehen. Nach Monaten das gleiche Bild.Einmal abgesoffen für immerTot?
Keine Ahnung für was das gut ist, jedes Land hat seine Sitten.:wirr:
 
        #14  

Member

Ich hatte auf dieses Phänomen ja schon in diesem Thread ungültiger Link entfernt darauf hingewiesen...

Stalker
 
        #15  

Member

wie immer Stalker, toll zu lesen!
 
        #16  

Member

Member hat gesagt:
wie immer Stalker, toll zu lesen!

Genau so ist es,mensch stalker du sölltest mal ein od. mehre bücher schreiben ... Eine anmerkung,mache ja auch jede menge verrückte dinge,aber eine nacht von koh chang nach patty zu fahren,da wär mir d. zeit zu schade gewessen ... Wenn schon denn schon,hätte ich das girl nach trat kommen lassen u. wer von koh chang zugestossen u. hätte bei der gelegenheit trat besichtigt ... Aber egal wie ... Übrigens deinen tip mit "promenade hotel" werde ich bei meinen nächsten aufenthalt in bkk,der nun doch erst ende nov.sein wird - wohl nachkommen ... :byee:

so long jens
 
        #17  

Member

3. Abschied

Oft denke ich, dass die angenehmsten Dinge die kürzesten Halbwertzeiten haben. Urlaubswochen denen man lange entgegenfiebert gehen viel zu schnell vorbei. Am Anfang eines 4-5 Wochen-Trips hat man noch das Gefühl von schier unendlicher Zeit, aber spätestens nach dem „Bergfest“ ist dann Schluss und die Tage fliegen nur so davon.
Da ist er, der letzte Tag in Bangkok. Morgen fliege ich zurück. Aber noch im jetzt, heute, früher Vormittag, Vorbereitungen für den Rückflug werden bereits getroffen. Ich frage mich nicht das erste Mal, wie diese Vielzahl an kulinarisch exotischen Köstlichkeiten in unseren Koffern Platz finden wird. Meine heißgeliebten Badeschlappen mussten schon einigen Papayas weichen. Es bleibt abzuwarten welche Opfer hier noch zu erbringen sind.

Da ich momentan nur im Weg zu stehen scheine, ist es Zeit einen Abschiedsabstecher an die Sukhumvit zu unternehmen. Es stehen noch ein paar unerledigte Einkäufe auf meiner To-Do-Liste und außerdem werde ich Tourguide für ein paar Verwandte aus dem Isaan spielen und sie - wieder einmal - in der Siam Ocean World abladen. Unser Taxi-Fahrer ist eine navigationstechnische Null.

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Unser Driver hat sich verdriven….

Er schafft es nicht, uns an die Sukhumvit heranzufahren, muss unterwegs den Weg bei Berufskollegen erfragen. Aber auch das ist nicht von Erfolg gekrönt. Bis an die Sukhumvit Road schaffen wir es nicht, aber als ich in der Nähe das Victory Monument sehe, entscheide ich den Rest der Strecke per Skytrain zurückzulegen.

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Durch den unfähigen Taxi-Driver und einen bangkoktypischen Megastau sind wir gezwungen auf den BTS umzusteigen…..

Die Verwandschaft wird am Siam Paragon abgeladen, um in die Ocean World abzutauchen.

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Kurze Zeit später stehe ich nach dem Abliefern der Verwandtschaft schon wieder auf dem Bahnsteig der Siam Interchange Station, als ich eine SMS von Kidow bekomme. „Stalker, I stay Ekemai now. Wish you a good flight tomorrow, take care your family.”

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Plötzlich entrumpelt sich eine SMS aus meinem Handy….

Ich rufe sie an. „Nein, ich bin zur Zeit allein unterwegs, kein Problem“, erkläre ich ihr. Kid hat sich auf der Botschaft endlich ihr Visum abholen können und will nun mit dem Bus nach Pattaya zurück.

Sie noch einmal zu sehen, mich zum dritten Mal zu verabschieden, weil jedes Mal, das letzte Mal sein kann. Ich brauche nicht viel Zeit für Überlegungen und nehme den Skytrain Richtung On Nut, fahre nach Ekemai. Nach dem ich fast die Treppen vom Skytrain heruntergestürzt bin, stehe ich wieder einmal am Busbahnhof.

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Schließlich finde ich sie…

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Black Magic Cambodian Woman - schwarzes Copy-Lacoste-Shirt und die unvermeidliche Sonnebrille. Wir sitzen uns auf einer der Bänke gegenüber. Erst halte ich nur ihre Hand. Sie hat bis zur Abfahrt noch eine Stunde Zeit. Wir reden über alles und nichts. Irgendwann lässt sie sich leicht vorn überfallen, so dass ihr Kopf mit der Stirn meine Brust berührt. Ich streiche ihr mit meiner Hand über den Rücken, fühle die ausgeprägte Rückenmuskulatur, den tiefen Spalt, in der die Wirbelsäule ruht.

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Kid meint, dass sie immer noch keine Lust hat, nach Holland zu fahren, sondern hier lieber mit mir bis ans Ende der Zeit am Busterminal sitzen bleiben will.
„Es ist besser, als in der Low Season hier herumzuhängen, wir können uns sowieso nicht sehen.“, entgegne ich ihr, wissend, dass ihr das nicht weiter hilft.

Ich merke wie sie leise anfängt zu schluchzen und fordere sie auf, etwas professioneller zu sein. Kid sieht mich an, wischt sich das Wasser aus den Augen und setzt ihre Brille auf.
Die Dinge sind, wie sie sind. So Gott - oder was auch immer - will, werden wir uns im November wieder sehen.
Wir unterhalten uns über Holland, Deutschland, unsere Familien…. Eiseskälte durchfährt mich. Wenn sie mich ansieht frage ich mich selbst, wie lange das hier dauern wird. Eine zweite Su? Warum tue ich das. Wäre es nicht besser sein Herz zu verschließen und den Schlüssel wegzuwerfen. Ich sage ihr was ich denke, sage ihr, dass ich sie vielleicht eines Tages genauso verletze, wie ich es mit Su getan habe. Kid zuckt mit den Achseln. Für sie ist das Jetzt wichtig …

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Schließlich stehe ich neben dem Bus unter dem Fenster ihres Sitzplatzes. Sie lächelt mich an, ihre Augen glänzen, ihr ganzes Gesicht, strahlt.

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Pat und Patachon - die Einweiser vom Busterminal

Als sich der Bus in Bewegung setzend durch das Terminal quält, habe ich dreimal die Möglichkeit, mich winkend von Ihr zu verabschieden. Beim dritten Mal, als dieses rußausstoßende Ungetüm in die Suk abbiegt, stehe ich einfach nur da, sehe sie an.

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Die Sonnenbrille verdeckt nun wieder ihre Gefühlswelt, ich weiß, dass sie wieder den Tränen nahe ist …

Ende
Stalker

Epilog

Alles wiederholt sich. Der Film Leben nimmt seinen Lauf, bis unsere Kameras ermüden und unser Drehbuchschreiber eingeschlafen ist. Ich habe Euch wieder einmal in exhibitionistischer Weise an meiner Gefühlswelt teilhaben lassen. Das Schreiben ist mir dabei immer sehr schwer gefallen. Manchmal habe ich mich selbst gefragt, warum ich es tue. Wahrscheinlich, weil es eigentlich niemanden gibt, mit dem ich über all dieses reden will oder kann.
 
        #18  

Member

Wahrscheinlich, weil es eigentlich niemanden gibt, mit dem ich über all dieses reden will oder kann.

ohh da wäre ich mir nicht so sicher, allerdings sollten wir uns dann mal wieder sehen - Nov. käme ja ganz gut :yes:

Herbert
 
        #19  

Member

@Herbert

Danke... ein Gespräch mit Dir wäre mehr als interessant. Jedoch musst Du wissen, dass der Thread im letzten Jahr spielt. Und der Bezug auf den November letzten Jahres geht. Dieses Jahr fliege ich nicht mehr nach Thailand.

Ick drück Dich....

Stalker
 
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