Man musste den Mädchen doch irgendwie helfen. Aber wie? Allein das Ausmaß des Treibens und die schiere Anzahl der Opfer ließ uns verzweifeln.
Wir hatten erst überlegt, so viele Mädchen wie möglich in das Restaurant zum Essen einzuladen. Dann könnten sie sich mal richtig sattessen, ohne sich dafür nachher oder gar dabei von irgendeinem Schwein begrapschen lassen zu müssen.
Aber das wäre nicht nur sehr teuer gewesen, sondern wir wollten auch dieses Restaurant nicht unterstützen, dass ja zumindest indirekt von diesem Treiben profitierte.
In der Fußgängerzone hatten wir aber kleine Stände gesehen, die sehr günstig kleine Spieße-mit-irgendwas verkauften. Nele-Imke und ich wollten es lieber nicht riskieren davon zu kosten, denn allzu hygienisch sahen diese Stände nicht aus. Wir vermuteten, dass es sich um Restaurantabfälle handelte, welche die Verkäufer vermutlich tagsüber gesammelt hatten und nun aufgespießt und gegrillt wieder anboten. Ob sie dafür die Mülltonnen der Restaurants durchwühlten, oder die Restaurants ihnen die Reste so gaben, wussten wir natürlich nicht und wollten es auch gar nicht wissen.
Die Mädchen waren die Keime aber sicher gewohnt und würden sich bestimmt sehr über die Spieße freuen. Die mit dem Ungeziefer ließen wir aus, obwohl die vermutlich günstiger waren, und kauften 20 Geflügel-Spieße. Die bekamen die Mädchen sicher auch nicht jeden Tag. Wenn überhaupt, dann wohl nur von einem Sextouristen, bevor er über sie herfiel. Ansonsten mussten sie sich wohl eher mit einer Schale Reis und eventuell etwas Gemüse begnügen.
Wir wussten natürlich, dass es nur ein Tropfen auf den heißen Stein war, aber was sonst konnten wir tun? Auch wenn wir es nur einigen wenigen Mädchen ermöglichen konnten die Nacht mit vollem Bauch und trotzdem allein und friedlich zu verbringen, war das besser als nichts.
Die Mädchen hatten die Spieße nur schüchtern und zögerlich angenommen. Viele waren sichtlich überrascht. Es war mit das Schlimmste zu wissen, dass es hier offenbar wirklich niemanden gab, der den armen Mädchen etwas Gutes tat, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Für uns war ihr Lächeln schon Lohn genug, aber die meisten waren so dankbar, dass sie die Hände wie zum Gebet falteten und sich verbeugten. Das trieb uns vor Rührung die Tränen in die Augen.
Nachdem wir die Spieße verteilt hatten, kehrten wir ins Hotel zurück. Zwar noch immer entsetzt und fassungslos, aber auch mit dem guten Gefühl, wenigstens einigen Mädchen geholfen zu haben.