Hier noch eine besonderes Erlebnis. Es war der letzte Tag meines Dezember-Urlaubs in Mtwapa.
Die letzten Stunden in Kenia. Ein echtes Drama.
Mit Ethiopian Airlines solltes es von Mombasa über Addis Abeba nach Frankfurt gehen. Mit der Gesellschaft bin ich zufrieden. Pünktlich, genug Sitzabstand (besser als z.B. Condor) und großzügige Gepäckregeln. (2x 23 kg Aufgabegepäck.) Die inzwischen größte Fluggesellschaft Afrikas gehört, wie auch die Lufthansa, zur Star Alliance. Allerdings hätte ich meinen Rückflug beinahe verpasst, was mir über die stark gebuchten Weihnachtstage richtig große Probleme beschert hätte,
Per Taxi Richtung Flughafen. Das Chaos nimmt seinen Anfang ...
Von meinem Hotel in Mtwapa bis zum Flughafen sind es ca. 30 km. Die ersten 15 km verläuft die Hauptstraße parallel zur Küste. Dann folgt die einzige Brücke nach Mombasa-Stadt. Das Stadtzentrum wird im Randbereich durchquert. Von einem großen Kreisverkehr führt dann eine staubige, teils nicht asphaltierte und sehr bucklige Piste Richtung Flughafen. An einer neuen Straße wird schon länger gebaut, aber nicht mal die Taxifahrer wissen, ob das Projekt fertig gestellt wird.
Die Strecke zum Flughafen bin ich einige Male gefahren. Vor der Brücke in die City gibt es schon mal Staus durch den Berufsverkehr. Das kann eine halbe Stunde kosten. Aber Sonntags nachmittags sollte es nicht so schlimm sein, dachte ich. Der Flug war für 19 Uhr terminiert. Zum Glück sind an dem überschaubaren Flughafen Mombasa Check-In und Kontrollen meist zügig erledigt.
Uber-Fahrer 1 hatte keinen Bock. Uber Fahrer 2 dann 20 Minuten Anfahrt.
Um 15:15 Uhr, also mehr als 3 ½ Stunden vor Abflug habe ich über Uber einen Taxi bestellt. Der Fahrer, der bei 1.400 KSh /12,50 Euro als erster zugriff, hatte noch eine andere Fahrt zu erledigen. Als ich nach 15 Minuten nachfragte, teilte er lapidar mit, die Tour doch nicht mehr zu wollen. Nachdem er sie gecancelt hatte, suchte Uber einen neuen Driver. Der stand mit seinem Taxi in recht weit entfernten Shanzu, versprach allerdings direkt zu kommen. So gegen 16 Uhr setzten wir uns vom Hotel dann in Bewegung.
Noch war ich nicht beunruhigt, denn auch bei 2 Stunden Fahrtzeit hätte ich noch locker einchecken können und viel länger als eine Stunde war ich bisher nie unterwegs. Vor der Mombasa-Bridge gab es den üblichen Stau. Aber nach 20 Minuten Stopp and Go war dieser neuralgische Punkt genommen. In Mombasa-City waren noch Teile der Straßen vom Regen des Vortages noch überflutet. Die letzten 1,5 km bis zum Kreisverkehr ging es dann lange nur im Schritttempo voran. "Alles verkraftbar", dachte ich noch voller Optimismus.
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Mittig der Kreisverkehr in der City. Über die Brücke oben im Bild geht es dann die letzten Kilometer zum Airport.
Von der Polizei in die falsche Richtung geschickt.
Einige sichtlich überforderte Verkehrspolizisten versuchten dem Chaos im Kreisverkehr in den Griff zu bekommen Mein Uber-Fahrer wollte sich natürlich rechts in Richtung Flughafen einordnen, aber ein Polizist verwies nachdrücklich darauf, er solle sofort links abbiegen, um den nachfolgenden Verkehr nicht weiter zu blockieren. Nach der drohenden Geste eines zweiten Beamten bog mein Fahrer dann tatsächlich links ab. Fast 2 Kilometer ging dann stadteinwärts. Der Airport entfernte sich so immer weiter. Nun versuchte es der Fahrer es über eine andere Straße zurück in Richtung Kreisverkehr. Die war aber noch verstopfter. Wir saßen regelrecht fest. In einer halben Stunde haben wir keine 500 Meter geschafft und das Nadelöhr "Kreisverkehr" war noch nicht mal in Sichtweite. Die Aktion des Polizisten hatte mich bereits über 40 Minuten gekostet. Zudem war völlig unklar, wie die Verkehrslage nach dem Kreisverkehr aussehen würde.
BodaBoda – Die letzte Chance.
17:35 Uhr. Die Sache war eigentlich gelaufen. Die Verkehrsprognose von Google Maps machte mir keine Hoffnung mehr. Der Fahrer auch nicht. Aber in Afrika können die Leute improvisieren. Er schlug vor, ich könne es vielleicht mit einem BodaBoda versuchen – den eigentlich überall verfügbaren Motorrad-Taxis. Besonders vertrauenserweckend sind die nicht. Für viele junge Männer ist das die einzige Chance auf einen gelegentlichen Verdienst.
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Mafia? Ganz so schlimm sind die Jungs mit ihren Bikes dann doch nicht.
Meinem Fahrer gelang es, 2 Bodas zu organisieren, eins für mich samt Handgepäck und eins für meine beiden Koffer. Die Biker witterten natürlich ihre Chance und wollten jeweils 1.000 KSh für den Job. Zu viel - ich lehnte ab, obwohl ich in meiner Lage wegen den ca. 18 Euro vielleicht besser nicht hätte diskutieren sollen. Als ich demonstrativ mit einem Kopfschütteln wieder ins Taxi einstieg, klopften sie am Fenster: 500 Shilling für jeden, ihr neues Angebot. Da wlligte ich gleich ein.
8 Kilometer Höllenfahrt – Ein Abenteuer, das so nicht geplant war.
Der eine Fahrer befestigte die beiden Koffer mit einem Gummigurt auf seinem Bike. Ob das wohl hält? Mir erschien das arg improvisiert. Mir war auch nicht sehr wohl dabei, mich von dem Gepäck zu trennen. Aber alles von Wert hatte ich ja in meinem Handgepäck-Rucksack. Die beiden Fahrer hatten verstanden, dass ich es eilig hatte. Aber sie nahmen den Job zu ernst und rasten regelrecht Richtung Airport. Die mit zwei Trommelbremsen ausgestatteten 150 ccm Motorräder aus Indien schaffen tatsächlich 100 km/h. Über eine gesperrte Straße, dann ohne Rücksicht durch den Gegenverkehr, über Bahngleise und einem Trampelpfad mit Fußgängern umfuhren wir den Kreisverkehr. Nur einmal blieb mein Fahrer in einem Schlammloch stecken, wo ich ihm half, da wieder raus zu kommen.
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Der Weg zum Airport. Aufgenommen über den Kopf meines Fahrers hinweg. Vor uns der Kollege mit den Koffern. Halsbrecherisch ging es an Fußgängern vorbei durch den Gegenverkehr.
Irgendwann waren wir dann auf der mir bekannten Piste zum Airport. Mit den kleinen Bikes ging es mit nicht mal eine Armlänge Abstand ging vorbei an den schweren Trucks, die sich über die Buckel dort quälten. Der aufgewirbelte Staub bei dem nicht asphaltierten Teil erschwerte die Sicht und das Atmen. Mein Biker fuhr am Anschlag.
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Ein kleines Stück der Strecke. Sollte eigentlich ein Foto werden, aber ich hatte den Videobutton aktiviert. Man sieht, was für ein Tempo mein Fahrer angeschlagen hat.
Der Kollege mit den mehr oder weniger gut befestigten Koffern nahm einen Gang raus, wohl um die Fracht nicht zu verlieren. Irgendwann sah ich ihn nicht mehr. Die Fahrt endete einen Kilometer vor den Flughafen und dauerte nicht mal 12 Minuten. Weiter durften die unlizenzierten Fahrer nicht an das gesicherte Airport-Gelände heran. Mein Puls war am Anschlag. Ich musste dann noch zwei bange Minuten warten, bis auch der Fahrer mit dem Gepäck eintraf. Die jeweils 500 KSh hatten die beiden Jungs sich redlich verdient.
Der Rest war fast Routine ...
Für den letzten Kilometer besorgten mir die Biker noch ein Taxi. Für 300 KSh ging es so das letzte Stück bis zum International-Terminal.
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Die obligatorische Gepäckkontrolle am Eingang war in 5 Minuten geschafft. 18:15 Uhr: Am Check-In Schalter von Ethiopian machten die Computer Probleme. Die Schlange der Wartenden stoppte. Einige deutsche Touristen hinter mir ergriff die Panik. Sie rannten nach vorne und versuchten, mit den ratlosen Mitarbeitern lauthals zu diskutieren.
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Gepäckaufgabe bei Ethiopian Airlines in Mombasa
Nach dem Stress der letzten Stunde nahm es gelassen. Ohne die noch wartenden Passagiere wird der Flieger kaum abheben. Wir wurden dann zu dem Schaltern der Kenya Airways gelotst, wo kollegial der Check-In erledigt wurde. Die Kontrollen von Pass- und Handgepäck waren schnell erledigt. Am Boarding-Gate hatte ich sogar noch Zeit, mir die herumtollenden Affen anzusehen, die ab und zu liegengebliebenes Essen aufsammelten. So was hat wohl kaum ein internationaler Airport zu bieten Der Abflug war übrigens pünktlich. Kurz nach 19 Uhr hob der Flieger ab.