Teil 9 - LKS Syndrom - angesteckt
Teil 9 - LKS Syndrom - angesteckt
Dank an Wolfsheim …
Es geht kein Weg zurück.
Das war es nun gewesen - mit ziemlich gemischten Gefühlen dachte ich über mein tragisches Schicksal nach. Ein Schicksal, dem es gefallen hatte eine liebreizende Dame der Nacht tief in meine Gefühlswelt eindringen zu lassen und dann - nunmehr mit aller Konsequenz - aus meinem Leben zu verschwinden. Wir saßen in der „Lobby“ des Bossotel Inn und ließen die letzten Tage Revue passieren. Die Braunen lasen gelangweilt ihre Zeitungen.
Klaus erzählte uns von seinem Abenteuer mit Pookie. Er, der immer etwas sehr wählerisch ist, war glücklicherweise auch auf seine Kosten gekommen. Was stand noch vor dem Rückflug auf dem Plan? Unsere Sachen hatten wir gepackt. Nach dem Frühstück würden im Bossotel Inn 3 Zimmer frei werden, die Mias würden sich bald melden. Nach einer langen Fahrt zum Stadtrand, die bestimmt vom Besuch eines BIG-C oder Lotus unterbrochen wird, wären wir dann am Nachmittag endlich bei der Verwandtschaft. Abends wollten wir mit der ganzen Familie ein größeres Seadfood-Restaurant am Fluss aufsuchen. Und Morgen würde die obligatorische Abschiedsparty stattfinden, das Spanferkel war wohl schon gekauft. Da ja heute am 5.12. der König Geburtstag hatte, wird es in Bangkok sicher turbulent zugehen.
Das Klingeln meines Handys (Su? - Nein der hatte ich meine Nummer nicht gegeben) riss mich aus meinen Gedanken. „Gestern Nacht war hier noch eine Morlamparty im nächsten Dorf. Wir sind total müde und werden erst morgen kommen, soll Euch mein Bruder abholen??“ fragte meine Frau.
„Nein, nicht nötig wir bleiben lieber noch eine Nacht im Hotel!“ „Sicher, damit ihr noch ein paar Ladies mit Eurem Geld unterstützen könnt … Songsarn maak maak.“ „Na viel Gelegenheit wird es dazu nicht geben, die Bars sind heute Abend geschlossen, der König hat doch Geburtstag!“ antwortete ich. „Ok. Wir holen Euch morgen so gegen 9.00 Uhr direkt vom Hotel ab.“ Aufgelegt. Klaus war begeistert: „Vielleicht treffe ich Pookie noch einmal.“ Schön für Ihn. Na ja was soll’s, dann ziehen wir eben noch einmal los. Wir verlängerten problemlos unsere Zimmer für eine weitere Nacht, was in diesem Luxushotel das reinste Glück war. Für Dieter alles sowieso kein Problem, er würde als Rentner noch 3 weitere Monate hier verbringen und morgen nach Khon Khaen zu Gaddai!!! (siehe Teil 2 und 3) zurückfahren.
Weißt du noch, wie's war?
Kinderzeit - wunderbar:
Die Welt ist bunt und schön.
Bis du irgendwann begreifst,
Dass nicht jeder Abschied heißt,
Es gibt auch ein Wiedersehen.
Bis zum Nachmittag lagen wir gelangweilt auf unseren Zimmern herum und ich glotzte HBO.
Anschließend fuhren wir mit dem Skytrain bis Sala Daeng und latschten erstmal durch den Lumpini Park. Hier konnten wir die Aufzeichnung einer thailändischen Fernseh-Soap stören. Ich versuchte mich auch als Statist ins Spiel zu bringen - pöbelnder Farang im Lumpini-Park. Wurde aber ignoriert.
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Filmdreh im Lumpini Park
Per Skytrain ging die Fahrt weiter bis zur Endstation National Stadium und Shoppen im MBK war angesagt. Dann hatte Klaus „die“ Idee. Es wäre doch nett der Oh, Dieters Flamme und seiner Pookie - oder auch „Deiner“ Mysterious Lady“ Su so eine Karte zu schreiben „Merry Xmas blah, blah, blah“ und noch ein paar Scheinchen dort reinzulegen. Ihm hatten wohl die eigenen Jingle Bells zu schaffen gemacht. Als „knallharter“ Bändiger (der ich nie sein werde), versuchte ich das ins Lächerliche zu ziehen, fand aber auch gefallen daran. Die Karten - zum Teil recht schwülstig - waren schnell gekauft. Man(n), Prostituierten solche Karten schreiben, völlig brainwashed, klappt nur hier.
Dann saßen wir bei Svensens und ich musste meinen unbedarften Kameraden beim Verfassen ihrer Karten in Englisch helfen. Natürlich sprach ich den Text beim Schreiben so laut aus, dass auch der Rest der Gäste und der Staff etwas davon hatten (lol³). Den blauen Fleck den Klaus an meinem Schienbein hinterließ nahm ich dafür billigend in Kauf.
Angetan hatte es mir eine der Kellnerinnen. Immer nett und freundlich und ich konnte sie zu einem Foto überreden, nachdem ich ihr mit übertriebner Gestik eine Rose überreicht hatte, die ich vorher aus der Vase der Tischdeko stahl.
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Die Eisverkäuferin ließ mich dahinschmelzen ...
Vier Karten waren zu Schreiben (Oh, Pookie, die Flamme und Su), es war Klaus und Dieter nicht einmal peinlich, als ich für sie unterschrieb und mich der Urkundenfälschung schuldig machte. Der von Dieter und Klaus gesponserte Schoko-Milchshake (man ist der Stalker billig) sorgte für einen leichten Stirnhöhlenkollaps mit Hirnvereisung. Schließlich war der dann weggedrückt und wir konnten uns auf den Weg zum - wie kann es auch anders sein - Bier-Garten machen.
Immer vorwärts. Schritt um Schritt.
Es geht kein Weg zurück.
Was jetzt ist, wird nie mehr ungeschehen.
Die Zeit läuft uns davon.
Was getan ist, ist getan.
Und was jetzt ist, wird nie mehr so geschehen.
…. Gestern kein Glück gehabt und schon wieder sitze ich seit 3 Stunden hier und es läuft nichts. Old Lady, maimee Costumer. Ja, wenn Eric hier wäre. Aber mein Stammkunde oder Boyfriend aus Kanada wie ich ihn auch nenne, ist seit 8 Monaten wie vom Erdboden verschwunden. Das Geld vom Soymilk-Verkauf reicht nicht hinten und nicht vorne. Und so bin ich seit drei Monaten wieder hier … dachte, hoffte - alles wäre vorbei, Trugschluss. Genau die gleiche Stelle wie vor drei Jahren. Eric hat seine Zahlungen eingestellt. Seine japanische Frau ist dahinter gekommen und seine Geschäfte laufen wohl auch nicht so wie früher. Keine Entwicklung für mich, bin nur älter geworden und muss mehr für Tons Schule zahlen.
Gestern auch nur Pech, habe zwar Stalker wieder getroffen, er hatte aber wieder diese Lady bei sich.
Kaew meinte sie arbeitet schon sehr lange hier und hat jede Menge Freundinnen. Wenn ich keinen Stress haben will, dann soll ich mich lieber ruhig verhalten. Hab doch noch 500 Baht Tip bekommen, dazu eine Rose, war schon irgendwie lustig. Er ist verheiratet, mehr kann ich nicht erwarten. Vielleicht hat Kaew recht, aber Angst habe ich vor dieser Oh auch keine. Warum habe ich ihm nicht wenigstens meine Mobile-Nummer gegeben.
Es geht kein Weg zurück.
Es geht kein Weg zurück.
„Hallo Darling, ist hier noch frei?“ „Klar, bitte sehr, ihr seid willkommen.“ Die zwei Jungs heißen John und Bill, kommen aus England. Der Barcardi-Breezer kommt mir gerade recht. Ihre Geschichten langweilen mich eher. Sie erzählen von Ihren Tauchabenteuern auf Phuket. Nein, bin noch nie dagewesen. Ich reiße die Augen weit auf und spiele beeindrucktes Mäuschen. „Eine Freundin arbeitet dort.“, soll ja nicht so aussehen, als ob ich gar nicht zuhöre. „Hehe die haben wir beide bestimmt gevögelt.“ meint Bill. Sicher Du Arsch, ihr wart in der Fischfabrik zum vögeln, grinse ich dieses Riesenbaby an.
… Erinnerungen kommen hoch, war bisher nur einmal am Meer … in Cha Am. Eric und die ganze Familie, das hat Spaß gemacht ….
Bill hat heute Geburtstag …. „HAPPY BIRTHDAY !!!! Wie der König, unglaublich. Tja Jungs ab 9.00 Uhr ist hier heute Schluss.“ Im Augenwinkel sehe ich Oh, sie mustert mich und, zieht eine Braue hoch und läuft zu ihrem Stammplatz am Aquarium. Bill will heute Party feiern. Ob was geht? Ja, der Open-Air-Bier-Garten vor dem Ambassador - ist keine Bar im eigentlichen Sinne und darf deshalb auch nach 9.00 Uhr weiter offen haben und dann kann man da noch in die Ambassador Disco gehen.“ Ob ich noch ein paar nette Girls kenne, John hat schon eine Nette gesehen. Kennst Du die … nein, lüge ich. Ich rufe Kaew und Nut an. Sie sind schon auf dem Weg. Zwei Farangs, einer hat wohl Geburtstag … super, dass könnte was werden, sie sind gleich da.
ER betritt den Biergarten. Seine Freunde sind auch dabei. Sollte sei Frau ihn nicht heute im Hotel abholen, auch nur ein Lügner … gohook maak maak. Und natürlich …. Oh … springt ihnen schon entgegen, aber egal, muss mich auf diesen Job hier konzentrieren.
… Gegen 7.30 Uhr betreten wir den Beer Garden. Klaus und Dieter laufen gleich in Richtung ihrer Stammplätze. Oh empfängt uns - besonders mich - freudestrahlend. „Ich dachte Eure Frauen sind zurück?“ „Galgenfrist für eine Nacht!“ „Aber hier wird heute früh geschlossen.“ sagt Oh. Wir wechseln rüber zu „unserem“ Tisch und bestellen erst einmal etwas zu essen. Klaus macht sich auf die Such nach Pookie. Er findet sie nirgends und seine Laune verschlechtert sich. Da taucht auch Dieters Flamme auf. Oh fällt ein, dass Pookie zu ihren Eltern wolle, da ja heute sowieso kein Geschäft zu machen ist. Dafür hängen aber noch jede Menge Girls hier rum. Aber sie wissen wohl nicht, was sie sonst machen sollen. Diesmal sitze ich mit dem Rücken zum Eingang. Nach dem zweiten Bier meldet sich die Blase. Anscheinend sorgt der Milch-Shake, der fast mein Hirn zum Einfrieren brachte, für zusätzlichen Stress.
Als ich zurückkomme sehe ich Su. Ihre Freundinnen sind bei Ihr und 2 Farangs. Sie sieht zu mir herüber. Nun gibt es kein Halten mehr. Ich nicke Ihr zu, sie spricht mit den Farangs und ihren Freundinnen und kommt mir entgegen. Sie sagt, dass sie mich wieder sehen möchte, ich habe aber nur heute Nacht Zeit. Ok. Aber was ist mit den Farangs. „Only Costumer.“ Ach so, und was bin ich. Sie borgt sich einen Kugelschreiber und schreibt mir ihre Mobeil-Nummer auf. „Kommst Du mit an meinen Tisch?“, frage ich sie. Su zögert, ihre Freundinnen kucken entnervt. Oh wirft ihr einen bösen Blick zu. Su bleibt stehen, sie muss erst mit ihren Freundinnen sprechen, sie wollen nachher zum Ambassador, wenn ich Zeit habe, mich von Oh abseilen kann, soll ich sie anrufen … dann wird sie kommen.
Ich bin drauf und dran ihr gleich hinterher zugehen und sie mitzunehmen. Warum hab ich es nicht getan, wahrscheinlich, um die Geschichte spannend zu halten. Bleibe wie ein Trottel stehen. Die beiden Boys glotzen mich an. Zwei alte Säcke im zweiten Frühling - breite meine Arme aus „Ist was?“ Anscheinend nicht, sie wenden den Blick ab. Ich gehe zurück an den Tisch. „You have other Lady, I go.“ Oh ist sichtlich fertig. „Nicht nötig, sie hat zwei Kunden.“ Was bin ich für ein Idiot. Wir überreichen unsere Karten. Da Pookie nicht anwesend ist, gibt Klaus seine Karte Oh, mit der Bitte, diese ihr später zukommen zu lassen (wie dämlich). Pookie hat mir ihre Mailaddy gegeben. Das sage ich Oh allerdings nicht. Soll Klaus ihr doch später noch einmal eine Mail schreiben und fragen ob sie die Karte erhalten hat.
Kurz vor 9.00 Uhr werden alle Lichter im Bier Garden gelöscht, die Ventilatoren ausgeschaltet. Jeder bekommt eine Kerze. Und dann singen - vor allem die Thais - das Königslied. Ich bekomme eine Gänsehaut. Eine beeindruckende Vorstellung. Ich sehe mich nach Su um, unsere Blicke treffen sich - wieder einmal. Oh Gott, ich habe mich verliebt.
Ein Wort zuviel im Zorn gesagt,
Einen Schritt zu weit nach vorn gewagt:
Schon ist es vorbei.
Was auch immer jetzt getan,
Was ich gesagt hab, ist gesagt.
Und was wie ewig schien, ist schon Vergangenheit.
Wir schlendern die Sukhumvit entlang und landen auf dem fußballfeldgroßen Vorplatz vor dem Ambassador. Ein weiteres ehemaliges Stammhotel Dieters - das Miami-Hotel - ist auch nicht weit. Wir stellen die 2 Tische zusammen und genießen die Atmosphäre. Ein einzigartiger Dezemberabend. Alle sind gut gelaunt. Ich such nach IHR. Und finde sie - ca. 30 Meter von mir entfernt - in gleicher Besetzung zusammen mit Kaew, Nut und den beiden Farangs an einem Tisch sitzen.
Schon im Biergarten hab ich Dieter und Klaus auf deutsch davon in Kenntnis gesetzt, dass ich mich gegen 10.00 pm Uhr mit der EINEN Richtung Hotel absetzen werde. Auch Klaus hat nichts dagegen, Pookie ist sowieso nicht da. Dieter will noch etwas länger mit seiner Flamme zusammen sein. Ich bestelle einen trockenen Rotwein, der Oh das Gesicht zusammenziehen lässt, als ob sie in eine Zitrone gebissen hat. Spy ist ihr lieber. Ich muss aufs Klo - eigentlich will ich Su anrufen und ihr meine Absichten verklickern. Natürlich muss auch Oh auf die Toilette und wir schlendern Richtung Ambassador. Sie nimmt meine Hand, ich ziehe sie nicht weg, warum auch. „Stalker you wait me ok?“ OK, also auch auf dem Rückweg kein Telefonat. Wir schlendern zurück. „Wenn Dich Deine Frau einmal verlassen sollte, ich warte auf Dich.“ Nun da bin ich überrascht. Was soll denn das, ich dachte sie ist ein Profi. Ich lächle … das wird nie geschehen.
Unter dem Vorwand meine Frau anzurufen kann ich mich endlich abseilen. Eine mir unbekannte Stimme meldet sich: „Who, Su maimee, no have, sorry Sir.“ Wahrscheinlich verwählt, also gleich noch mal. Wieder keine Su, bin ich denn bekloppt? Ich beobachte sie, lass es klingeln, keine Reaktion, wieder eine Frauenstimme. Was hat sie mir denn für eine Nummer gegeben, ich fasse es nicht. Su spürt meinen Blick und schaut auch zu mir herüber. Nun wird’s langsam blöd. Ich laufe zum ihrem Tisch und fange an lauthals in mein Handy - an dem natürlich niemand dran ist - hineinzuquaken. Um sicher zu gehen, dass sie alles versteht, wiederhole ich es mehrmals. Ich erkläre ihr, dass ich gegen 10.00 Uhr hier verschwinden werde und sie mir dann etwas später folgen soll. Eine ihrer Freundinnen (später erfahre ich, dass ihr Name Nut ist) zeigt mir einen Vogel. Danach gehe ich wieder zurück an meine Platz. Nach den Blicken von Sus Freundinnen wird es sehr schwer für sie werden, eine Erklärung für einen Abgang zu finden, warum sie sich einfach so entfernen sollte. Das wird wohl wieder alles nichts. Sonst ist es hier absolut anstrengungsfrei eine Ying zu bekommen, aber hier und jetzt - stellen sich immer neue Schwierigkeiten in den Weg, einfach unglaublich.
Immer vorwärts. Schritt um Schritt.
Es geht kein Weg zurück.
Was jetzt ist, wird nie mehr ungeschehen.
Die Zeit läuft uns davon.
Was getan ist, ist getan.
Und was jetzt ist, wird nie mehr so geschehen.
Ach, und könnte ich doch
Nur ein einziges Mal
Die Uhren rückwärts drehen.
Denn wie viel von dem,
Was ich heute weiß,
Hätte ich lieber nie gesehen.
…. „Hast Du das gesehen, ist verheiratet, sitzt dort drüben mit der Tussy und kommt hier an den Tisch, um vor Deinen Augen mit noch einer anderen zu telefonieren … Chauchu maak.“ Kaew ist sichtlich verwirrt. Ich bin es genauso, hat er mich gemeint, wenn nicht, warum stand er genau neben dem Tisch. Was soll ich tun wenn er geht - mein Kopf platzt gleich. „Komm bloß nicht auf die Idee uns hier sitzen zu lassen!“ Nut grinst über das ganze Gesicht, aber ihre Augen funkeln böse. Fühle mich wie gelähmt, kann nur hin und wieder verstohlene Blicke zu ihm rüberwerfen. …
Die Infos, die ich hoffe Su verständlich gemacht zu haben, gebe ich nun an Klaus weiter. „Wir stehen um 10.00 Uhr auf, die wird es nicht gut gehen Klaus, Du hast Probleme mit dem Magen. Dann warten wir an der Skytrain Station Nana. Su soll dort um 10.15 Uhr aufkreuzen und dann fahren wir zurück.“ Gesagt getan. Um kurz vor 10.00 Uhr beginnt Klaus seine oskarreife Vorstellung. Wir verabschieden uns, ich verspreche Oh eine Mail zu schreiben, sie würde mich ja gerne zum Airport begleiten, ich halte das für keine so gute Idee. Wir laufen los. Auf der Höhe von Sus Tisch sieht diese mich fragend an, ich winke mit meiner Hand diskret nach unten … und
SIE STEHT VON IHREM TISCH WIE FERNGESTEUERT AUF UND LÄUFT ZU MIR: Super wir verschwinden in die Suk. da ein Taxi, alle drei hinein. Als wir dem Fahrer noch sein Ziel mitteilen klingelt Sus Mobile. Ich höre eine aufgebrachte Frauenstimme aus dem Mobile keifen. Su versucht ein Gespräch zu führen und reicht mir schließlich entnervt das Mobile. Es ist ihre Freundin Kaew, einen der besten Menschen den ich je in kennen lernte, aber das weiß ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
“Su muss zurückkommen“, meint Kaew „Sie hat mich und Nut hierher gelockt um Party zu feiern. Sie ist hier um Geld zu verdienen. Ich soll sie in Ruhe lassen.“
Während des Telefonates macht Su, die auf dem Beifahrersitz und nach hinten zugewandt ist, eine Verbeugung nach der anderen, wie die Karikatur einer Japanerin in einem schlechten amerikanischen Film. Klaus kringelt sich noch heute wenn er daran zurückdenkt.
Mein Einwand, dass ich Su ja schon vorher gesehen habe nutzt nichts und ist auch falsch, da sie zu diesem Zeitpunkt schon mit Kaew, Nut und den Farangs zusammen war. Kaew möchte Su noch einmal sprechen. Su ist das alles sehr peinlich nah am Gesichtsverlust und nah an Tränen. Sie fragt mich ob ich warten kann, sie will mit den Farangs nur auf ST gehen und so gegen 1.00 Uhr bei mir sein. Aber ihre Freundinnen sind nun schon den ganzen Abend mit denen zusammen und wollen natürlich noch Geld sehen.
Ich schreib ihr den Namen vom Hotel auf (ohne zu wissen, dass sie kaum englisch lesen kann). Nachdem sie ihren Job erledigt hat soll sie sich ein Taxi nehmen und zu mir fahren.
Klaus und ich sind gegen 10.45 Uhr im Hotel. Wir verabschieden uns und für mich beginnt eine stundenlange Wartezeit … das weiß ich natürlich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Um 0.30 Uhr klingelt mein Handy. Sie ist in der Ambassador Disko und hofft bald zu kommen, ohje, ich erst. Ich schlafe ein. Mein Mobile klingelt … es ist … ich kann es kaum glauben 3.15 Uhr. Die Farangs sind weg, haben nicht mal die letzten Drinks der Girls bezahlt, keine mitgenommen, sie will jetzt zu mir, der Zettel mit dem Hotel sei aber weg. Ich versuche ihr das zu beschreiben. Su scheint aber vom ganzen Tag und von verschiedenen Genussmitteln schon etwas angeschlagen zu sein. Es wird nichts. „Komm zum Robinson Store. Da hole ich dich in 30 Minuten ab.“ So laufe ich also allein in aller Herrgottsfrühe zum Robison. Kein Mensch zu sehen, außer ein paar TukTuk-Fahrern die in einer Seitestraße lungern. Es ist ein bissel gespenstisch, kaum Lichter. Um 3.50 klingelt mein Handy erneut. „Wo bist Du?“ „Na hier vor dem Robinson!“ „Ich auch!!!??????“ SIE STEHT VORM ROBINSON ASOKE!!!!! OH NEIN, ich meinte SAPHAN TAKSIN … ROBINSON SAPHAN TAKSIN!!!
6.12.2003, 4.15 Uhr. Ein Taxi hält auf der andern Straßenseite. Die Tür geht auf, Su steigt aus dem Taxi, der Fahrer lacht, als sie ihm noch einen Tip gibt und läuft zu mir herüber, fällt mir in die Arme. Wir gehen ins Hotel. Diese Stunden gehören uns, als ob wir die letzten Menschen auf diesem schönen Planeten sind. Wir liegen einfach nur da, ineinander verschlungen, Herz an Herz, alles verstanden, Worte sind unnütz. Als wir gegen 6.00 Uhr das zweite Mal mit einander schlafen wollen, will sie kein Kondom benutzen, sie zeigt auf ihre Arme, da wo man das Blut abnimmt … Alles ok, ich bin gesund …ich verliere die Kontrolle, schier den Verstand … wunderbarer Sex. Langsam komme ich wieder zu mir, was habe ich da getan??? Alles verschwimmt vor meinen Augen, Zeit, Raum, Leben, Tod … reiß Dich zusammen, in drei Stunden kommt Deine Frau, Mutter Deines Sohnes. Langsam gewinne ich die Fassung wieder. Su merkt wohl, dass ich bedrückt bin. Sie glaubt, dass ich Angst habe, wegen des ungeschützten Sexes und versichert mir ständig, dass ich mir keine Gedanken machen muss. Es ist richtig, ich habe Angst, dass trifft aber nicht den Kern. Eine Grenze ist überschritten die ich nie überschreiten wollte.
Es geht kein Weg zurück.
Es geht kein Weg zurück.
Es geht kein Weg zurück.
Dein Leben dreht sich nur im Kreis.
So voll von weggeworfener Zeit.
Deine Träume schiebst du endlos vor dir her.
Du willst noch leben, irgendwann.
Doch wenn nicht heute, wann denn dann?
Denn irgendwann ist auch ein Traum zu lange her.
Immer vorwärts. Schritt um Schritt.
Es geht kein Weg zurück.
Was jetzt ist, wird nie mehr ungeschehen.
Die Zeit läuft uns davon.
Was getan ist, ist getan.
Und was jetzt ist, wird nie mehr so geschehen.
Schließlich gebe ich ihr die bei Svensens vorbereitete Karte. In der Karte sind 5.000 Baht. „Öffne sie bitte erst, wenn ich das Hotel verlassen habe. Meine Frau kommt gegen 9.30 Uhr um mich abzuholen.“ Als ich ihr 500 Baht geben will, wehrt sie ab. „Du warst schon sehr großzügig.“ „Check bitte für mich aus Su, den Rest des Geldes nimmst Du fürs Taxi.“ Sie sieht mich mit wässrigen Augen an. Ein letzter Kuss. Ich verabschiede mich von ihr und verspreche mich zu melden und gehe mit all meinen Klamotten aus dem Zimmer.
Beim Sachen packen in Klaus Zimmer fällt mir auf, dass ich meinen „Kulturbeutel“ im Bad des anderen Zimmers vergessen habe. Ich gehe zurück. Su ist furchtbar am weinen, hat völlig rote Augen, die geöffnete Karte liegt auf dem Sideboard. „Warum bist DU so gut zu mir?“ „Warum hast Du die Karte aufgemacht. Neugierig was?“ Sie drückt mich fest an sich, ihre Tränen durchnässen mein Hemd, meine Brust wird nass. Ich lass sie weinen und die Tränen dringen bis tief in mein Herz. Liebeskasper³, aber ist mir egal.
Ach, und könnte ich doch
Immer vorwärts. Schritt um Schritt.
Nur ein einziges Mal
Es geht kein Weg zurück.
Die Uhren rückwärts drehen.
Was jetzt ist, wird nie mehr ungeschehen.
Denn wie viel von dem,
Die Zeit läuft uns davon.
Was ich heute weiß,
Was getan ist, ist getan.
Hätte ich lieber nie gesehen.
Und was jetzt ist, wird nie mehr so geschehen.
Ich küsse ihr die Tränen vom Gesicht, von den Augen und so endet meine Woche in Bangkok. Ich schaffe es, mir nichts bei meiner Frau anmerken zu lassen. Der Urlaub ist zu Ende. Aber das Abenteuer Mia Noi beginnt.
Ende