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Prolog
Diese Geschichte beruht auf einem tatsächlichen Erlebnis. Es war schwierig, das Erlebte in einer Form niederzuschreiben, die annähernd das wiedergibt, was wir an diesem Abend, in dieser Stunde in der Soi 6 an Spaß, Abwechslung und Kurzweil empfunden haben. Ich hoffe, diese Geschichte ist für euch ähnlich vergnüglich, wie es das reale Erlebnis für uns war.
Es war mal wieder Zeit für ein Erlebnis der besonderen Art. Henner, den ich mal in Pattaya kennengelernt hatte, lag auf einer ähnlichen Wellenlänge wie ich auch. Wir verstanden uns prächtig und waren immer für einen Spaß zu haben. Henner und ich hatten schon einige gemeinsame Erlebnisse in Thailand hinter uns, sei es jetzt, dass wir Pattayas Nachtleben genossen, oder uns zusammen mit unseren Mädchen auf einer Insel erholt haben.
Bemerkenswert an Henner war, dass er überhaupt keine Berührungsängste hatte. Sein Englisch war leidlich miserabel und die Sprache der Thais war im eh ein Buch mit 7 Siegeln. Das hinderte ihn aber keineswegs daran, in seinem dürftigen Englisch ungehemmt drauf loszuplappern, wirklich ohne Rücksicht auf Verluste, was mir mehrmals zu unbeabsichtigten Lachkrämpfen verhalf. Aber wie schon gesagt, Henner stand voll hinter sich und seinen kommunikativen Möglichkeiten. Und er hatte sogar Erfolg damit, war in der Lage, seine Wünsche an den Mann, oder besser gesagt, an die Frau zu bringen und ohne fremden Hilfe an die Ziele seiner Wünsche zu gelangen. Und da er zu seinen Schwächen und Fehlern stand, war es für ihn auch nie ein Problem, wenn er mich ob seiner Äußerungen in Lachkrämpfe versetzte. Und keiner meiner Bekannten war besser für ein Späßchen geeignet als Henner. Von der Statur her war Henner schlank, etwa einen Kopf größer als ich, seine Gesicht war schmal, unter der Nase trug er eine Oberlippenbart und darüber eine Brille. Er hatte die Fähigkeit, Grimassen zu schneiden, die jeden sofort zum Lachen brachten.
So beschlossen wir an diesem Abend unseren speziellen Sinn für Humor auf der Soi 6 in Pattaya auszuleben. Meine Idee war es, einfach mal als Spezies der besonderen Art aufzutreten, als Fremde aus einem Land, das es nicht gab, die sich in einer Sprache unterhalten würden, die selbst für einen Linguisten absolutes Neuland wäre. Henner war von meiner Idee begeistert. Eine besondere Vorgehensweise oder Abstimmung war absolut nicht nötig, denn wir waren beide Meister der Improvisation und brauchten keine Worte, um uns abzustimmen. Mit einem Baht-Bus fuhren von der Soi Buakhao ab und ließen uns an der Ecke 2nd Road/Soi 6 absetzen. Wir beschlossen, uns erst einmal einen Überblick zu verschaffen und begannen unseren kleinen Spaziergang entlang der Soi 6. Natürlich gingen wir nicht normal sondern bewegten uns in einem zeitlupenartig anmutenden Gleichschritt und im Rhythmus unserer Schritte drehten wir unseren Kopf synchron nach links und nach rechts. Innerlich konnten wir uns jetzt schon vor Lachen kaum halten. Die Ladies, die vor den Bars saßen starrten uns mit neugierigem Blick an und nach und begannen sofort untereinander zu tuscheln. Ein solch merkwürdig, auffälliges Paar hatten sie wohl noch nicht gesehen.
Wir hatten etwa die Mitte der Soi 6 erreicht. Hier gab es mehrere Bars, deren Staff zu einem großen Teil aus Ladyboys bestand. Im Gegensatz zu den Ladies waren die Ladyboys wesentlich aggressiver, wenn es darum ging, potenzielle Kunden in ein Bar zu locken. Sobald sie einen potenziellen Kunden sahen, näherten sie sich ihm in dieser typisch überzogenen Art sich zu bewegen, halt so, wie sie glaubten, dass Frauen sich bewegen müssten, um auf Männer sexy zu wirken. Dass sich ein Ladyboy real mal so bewegt, wie es einer Frau eigen ist, die sich sexy präsentieren möchte, gehört in diesem Business eher zu den seltenen Ausnahmen. Normalerweise befand sich immer eine Traube laut schnatternder Ladyboys vor der Bar. Aber heute war es etwas anders. Nur ein Ladyboy stand auf der Straße und hatte uns ins Visier genommen.
Wir waren noch gut zehn Meter von ihm entfernt und mit dem nächsten Schritt stoppte ich die Bewegung meines Kopfes und sah in Henners Richtung. Henner tat es mir gleich und stoppte die Bewegung seines Kopfes ebenfalls. Schon aus den Augenwinkeln bemerkten wir den etwas verdutzten und ratlosen Blick des Ladyboys. Henner schien meine Absicht erfasst zu haben. Fast synchron nickten wir uns zu, nahmen unseren ursprünglichen Bewegungsablauf wieder auf, lediglich mit einer kleinen Richtungsänderung und gingen schnurstracks auf den Ladyboy zu. Er schien etwas hilflos als wir nach wenigen Schritten direkt vor ihm standen. Normalerweise ergriffen die Ladyboys die Initiative, aber unser erstes Opfer schien durch unser absonderes Verhalten derart perplex zu sein, dass man förmliche die Fragezeichen seinen Kopf umfliegen sah.
Wiederum synchron musterten wir den Ladyboy mit unseren Blicken von oben nach unten. Er war verdammt sexy gekleidet, hatte einen Mini an und lief auf hochhackigen Schuhen. Insgeheim anerkannte ich, dass dieser Ladyboy doch eine angenehme Weiblichkeit ausstrahlte. Fast tat er mir schon leid für das, was da in den nächsten Minuten auf ihn zukommen würde. Wieder sahen Henner und ich uns synchron an. Der Ladyboy schien sich mittlerweile wieder etwas gesammelt zu haben und wollte seiner Rolle gerecht werden. Ein breites Lächeln erschien auf seinem Gesicht und das mit der Ladyboys typischen Stimme gehauchte „Hello Sexy Man“ klang immer noch etwas hilflos und ohne Kraft.
Es war Zeit für uns, aktiv zu werde, ich gab meine erste Bemerkung an Henner: „Togolu lagendu pada!“ Henner reagierte prompt: „Togolu lagendu dombo!“ Die Ratlosigkeit des Ladyboys ob dieser Sprache, die er noch niemals vernommen hatte, war köstlich anzusehen. Fast schon verzweifelt schien sein Versuch, etwas zu sagen: „You speak English?“ Wir gingen überhaupt nicht darauf ein. Energisch vertrat ich meine Meinung: „Pada!“ Worauf Henner prompt antwortete: „Dombo!“ Ich machte einen Schritt seitwärts und Henner tat es mir gleich. Wir sahen uns kurz an, die Verständigung klappte. Ich gab vor und Henner folgte. Mit einer raschen Bewegung landete unsere linke beziehungsweise rechte Hand auf jeweils einer Pobacke und unsere anderen Hände landeten auf den üppigen Möpsen des Ladyboys, der ob dieser unerwarteten Attacke laut aufschrie. Bevor er irgendwie auch nur reagieren konnte, hatten wir unsere Hände auch schon wieder gelöst und standen wieder vor ihm. Wieder sahen Henner und ich uns an. Ich zeigte auf meine Hand, die auf der Brust des Ladyboys gelandet war und kommentierte: „Pada“ Henner tat es mir gleich und bestätigte: „Pada“, zeigte die andere Hand und meinte: „Dombo“. Lauthals lachten wir auf, klatschten in der Manier ‚Give me five!’ unsere Hände ab und riefen dabei laut: „Dombo, dombo, pada, pada!“ Ohne uns in nur irgendeiner Art und Weise weiter um den verdutzten Ladyboy zu kümmern, wandten wir uns ab und gingen wie schon zuvor in unserem eigenartigen Bewegungsstil weiter die Soi 6 hinunter. Aus den Augenwinkeln bekamen wir noch mit, wie der Ladyboy recht aufgelöst und überstürzt in der Bar verschwand.
Den Rest unseres Weges bis hinunter zur Beach Road erregten wir bei den Mädchen, die vor den Bars standen, das gleiche Aufsehen. Wir machten kehrt und gingen zurück in Richtung 2nd Road. Natürlich passierten wir auch wieder die Bar, in die der Ladyboy verschwunden war, sahen ihn aber nicht mehr, Wir mussten ihm wohl unheimlich gewesen sein und vermutlich flehte er jetzt zu Buddha, dass er von solch absurden Fremden in Zukunft nicht mehr behelligt würde.
An einer der letzten Bars auf der linken Seite stoppten wir, wandten uns nach links und musterten die Mädchen. Es waren zwei Mädchen dabei, die einerseits hübsch aussahen, andrerseits allerdings auch etwas unsicher auf uns wirkten. Für unser Vorhaben genau die Richtigen. Wir stellten den Blickkontakt zu unseren ausgewählten Opfern her und traten entschlossen einen Schritt auf die Mädchen zu. Ich ergriff die Hand meiner Auserwählten und Henner tat es mir gleich. „Schegoto tastega!“ Mit der freien Hand deutete ich auf den Eingang der Bar. Henner nickte nur. Wir gingen hinein und zogen die Mädchen einfach mit uns. Wir suchten uns einen Tisch aus der uns eine bequeme Sitzmöglichkeit bot. Das war nicht weiter schwer, denn wir waren die einzigen Gäste. Die Show konnte beginnen.
Erwartungsvoll sahen wir die Mädchen an, die etwas zurückhaltend an unserem Tisch standen. Es dauerte einige Sekunden, bis sie ihr übliches Programm aktivierten. „You want some drink?“ Wir lächelten sie beide breit an ohne eine weitere Reaktion zu zeigen. Die zweite wiederholte: „You want some drink?“ Ich sah Henner an: „Konung gada tambawa.“ Henner antwortete todernst: "Konung gada tambugu." Immer noch lächelten uns die beiden Ladies an, allerdings war ihnen ihre Hilflosigkeit mittlerweile deutlich anzusehen. Was sollten sie nur mit diesen beiden sonderlichen Farang anfangen, denen offensichtlich jegliche ihnen vertraute Sprache vollkommen fremd schien. Henner und ich ergötzten uns an dieser Hilflosigkeit und wir waren gespannt, wie sie reagieren würden. Eine von den beiden war etwas pfiffiger. Sie deutete an, ein fiktives Glas zu füllen und führte dieses zum Mund. Wieder sahen Henner und ich uns an. Lauthals lachten wir auf und riefen wie aus einem Mund: „Lo Lumbu! Lo Lumbu“ und nicketn den Ladies eifrig zu.
Dieser kleine Erfolg ließ sie nun hoffen, weitere Fortschritte zu machen, ging es doch nun darum, in Erfahrung zu bringen, was wir denn nun trinken wollten. Doch Henner kam ihnen zuvor: „Koretko Dasso.“ Klar, wusste ich, was er wollte, ein Bier. Ich aber wollte lediglich Soda: „Koretko Sprala.“ Dabei ließen wir die beiden Hübschen nicht aus den Augen. Der Pfiffigeren von den Beiden sahen wir an, dass ihr erster kommunikativer Erfolg sie etwas beflügelt hatte, die andere sackte förmlich in sich zusammen, ohne jedoch ihr umwerfendes Lächeln abzulegen. Es war herrlich mit anzusehen, was da scheinbar so deutlich in ihren Köpfen vorging. Die Pfiffige sprang kurzentschlossen auf, ging schnell zur Theke und kam kurz darauf mit einer Flasche Heineken und einer Flasche JW Black Label wieder, die sie uns stolz präsentierte. Nun gut, für Henner war die Sache damit ja klar, aber nicht für mich, da ich ja kein Alkohol trank. Henners Gesicht überzog sich mit einem strahlenden Lächeln und mit dem Finger zeigte er auf die Flasche Heineken: „Ta podo, ta podo“, meinete er anerkennend.
Nun wandte sie sich mir zu. Aber als sie mein Gesicht sah, das sich im Anbetracht des mir präsentierten Alkohols zu einer Grimasse verzog, erstarrte ihr Lächeln fast augenblicklich. Ich hob meine Hand und fuchtelte damit wild wedelnd vor den beiden Flaschen herum, zeigte dann auf meinen Magen und meinte: „Krambolo putock.“ Ihrem Gesicht sah ich an, dass sie mich scheinbar verstanden hatte. Naja, die Worte klangen auch irgendwie hart und bedrohlich. Nun gab ich meine Order noch einmal bekannt: „Sprala, Sprala.“ Ich verschränkte meine Arme, streckte dabei meine Hände nach oben und bewegte dann meine verschränkten Arme mit wild schlängelnden Fingern langsam nach oben. Mit meinen Lippen ahmte ich brabbelnd das sprudelnde Geräusch aufsteigender Kohlensäure nach. Diesmal schien das andere Mädchen wohl den zündenden Gedanken gehabt zu haben: „Soda“ rief sie spontan aus. Kurz darauf wurde mir eine Flasche Soda gezeigt, was ich dankend abnickte.
Wir hatten mittlerweile unsere Getränke bekommen und die unerschrockenen Bemühungen der zwei Ladies hatten eine Belohnung verdient. Ich sah Henner an, deutete kurz auf die Ladies und formte mit zwei Fingern ein V. Henner nickte und ich lud die beiden Ladies zu einem Drink ein: „Pada-le sok kanda?“ Wieder sahen mich die beiden Ladies verständnis- und hilflos an. Aber ich wollte den Bogen auch nicht überspannen. Ich zeigte erst auf unsere Getränke und dann mit einer einladenden Geste auf die beiden Ladies. Das hatten sie nun schnell begriffen und nur wenig später saßen wir paarweise zusammen und prosteten uns zu.
Einen Vorteil hatte unser merkwürdiges Auftreten mit Sicherheit. Es würde definitiv nicht mehr viel gesprochen werden. Und scheinbar hegten die beiden Ladies die gleichen Befürchtungen und um dem zuvorzukommen, wurden sie aktiv. Ihre Hände gingen auf Wanderschaft und der Erfolg ihrer Bemühungen zeigte sich in Form von dicken Beulen in unseren Hosen. Ich zog mein Mädchen langsam zu mir, küsste sie sanft auf die Wange und flüsterte ihr leise ins Ohr: „Dombo, Dombo.“ Bei den Worten ´Dombo, Dombo´ bemerkte sie das Zucken in meiner Hose, was sie ermutigte, etwas herzhafter zuzufassen. „Dombo palau, Dombo palau“ hauchte ich ihr ins Ohr.
Sie sah kurz zu ihrer Kollegin auf, die in ähnlicher Art und Weise mit Henner beschäftigt war. „Nit, Nit, Dombo palau, Dombo palau.“ Dabei streichelte sie etwas auffälliger meinen Steifen durch die Hose, während Nit zusah. „Quay keng“ ergänzte sie zu Nit gewandt. Ich musste urplötzlich an mich halten um nicht lauthals loszuprusten. Da sage noch mal einer, die Thais wären dumm, lernfähig sind sie und flexibel genug, sich ungewohnten Umständen schnell anzupassen. Ich gab mich den Zärtlichkeiten meiner Lady hin, schickte meine Hände ebenfalls auf Wanderschaft, streichelte ihre Brüste und ließ meine Hand auch zwischen ihre Schenkel gleiten. Zu meiner Verwunderung war es dort feucht. Da soll mal einer was gegen Alien sagen.
Ich sah, dass Henner seine Erkundungen eingestellt hatte. Er zeigte mit einem Finger auf seinen ´Dombo palau´ und meinte: „Dombo pasnadu kli kli.“ Mit einer Hand simulierte er, wie ein Mann pinkelt. Klar, das war nun mal eindeutig. Ich war aber gespannt, was er machen würden, denn wenn Henner und ich in einer solchen Spaß-Situation waren, durfte mit einer Einlage gerechnet werden. Nit hatte verstanden, was Henner wollte und sie zeigte in den hinteren Bereich der Bar. Hinter einer Abtrennung, die etwa 140 cm hoch schien, ging es zur Toilette.
Henner erhob sich und ging mit merkwürdig anmutenden Schritten und einem selten dämlichen Ausdruck im Gesicht in Richtung dieser Abtrennung. Er verschwand hinter der Abtrennung und seinen Kopf hielt er dabei in unsere Richtung gedreht, immer noch diesen dämlichen Ausdruck im Gesicht beibehaltend. Auch die beiden Ladies sahen in seine Richtung. Henner vollzog den ersten Schritt hinter der Abtrennung in Richtung Toilette. Sein Kopf sackte ein Stück nach unten und mit jedem neuen Schritt etwas weiter. Aus unserer Position sah es so aus, als würde er eine Treppe hinuntergehen, die da gar nicht war. Es war ein Anblick, der einfach nur noch göttlich komisch rüberkam. Meine Lady konnte sich im ersten Moment keinen Reim daraus machen, was da ablief. Unvermittelt sprang sie auf und rannte in Richtung Toilette. Als sie die Abtrennung erreichte, schloss sich gerade Tür zur Toilette, von Henner war zu diesem Zeitpunkt nur noch sein Kopf ab Augen zu sehen. Nit und ich brachen in schallendes Gelächter aus und als meine Lady sich wieder zu mir setzte, schien es so, als hatte eine leichte Röte ihr Gesicht überzogen.
Wenig später war Henner wieder zurück. Er deutete auf die Rechnung und diesmal bedurfte es keiner weiteren Worte. Wir bezahlten und jeder von uns gab den Mädchen jeweils 150 Baht Tip, quasi als Entschuldigung aber auch als Anerkennung dafür, dass sie unser seltsames Spiel doch geduldig bis zum Ende mitgespielt hatten.
Henner und ich hatten es danach eilig, aus der Soi 6 zu verschwinden. Wir hatten eine Verabredung und wollten diese natürlich einhalten. An der Beach Road setzten wir uns in einen Baht-Bus und fuhren in Richtung Walking Street. Während der ganzen Fahrt dorthin ließen wir das soeben Erlebte Revue passieren, immer wieder rezitierten wir unsere ´Dombo, Dombo, Pada, Pada´-Sprüche und kringelten uns vor Lachen, ganz zur Verwunderung einiger verständnislos dreinblickender Mitfahrer, die natürlich überhaupt nichts verstanden, da ihnen der Kontext fehlte. So sind wir nun einmal – als Alien.
Diese Geschichte beruht auf einem tatsächlichen Erlebnis. Es war schwierig, das Erlebte in einer Form niederzuschreiben, die annähernd das wiedergibt, was wir an diesem Abend, in dieser Stunde in der Soi 6 an Spaß, Abwechslung und Kurzweil empfunden haben. Ich hoffe, diese Geschichte ist für euch ähnlich vergnüglich, wie es das reale Erlebnis für uns war.
Zwei Alien in der Soi 6
Es war mal wieder Zeit für ein Erlebnis der besonderen Art. Henner, den ich mal in Pattaya kennengelernt hatte, lag auf einer ähnlichen Wellenlänge wie ich auch. Wir verstanden uns prächtig und waren immer für einen Spaß zu haben. Henner und ich hatten schon einige gemeinsame Erlebnisse in Thailand hinter uns, sei es jetzt, dass wir Pattayas Nachtleben genossen, oder uns zusammen mit unseren Mädchen auf einer Insel erholt haben.
Bemerkenswert an Henner war, dass er überhaupt keine Berührungsängste hatte. Sein Englisch war leidlich miserabel und die Sprache der Thais war im eh ein Buch mit 7 Siegeln. Das hinderte ihn aber keineswegs daran, in seinem dürftigen Englisch ungehemmt drauf loszuplappern, wirklich ohne Rücksicht auf Verluste, was mir mehrmals zu unbeabsichtigten Lachkrämpfen verhalf. Aber wie schon gesagt, Henner stand voll hinter sich und seinen kommunikativen Möglichkeiten. Und er hatte sogar Erfolg damit, war in der Lage, seine Wünsche an den Mann, oder besser gesagt, an die Frau zu bringen und ohne fremden Hilfe an die Ziele seiner Wünsche zu gelangen. Und da er zu seinen Schwächen und Fehlern stand, war es für ihn auch nie ein Problem, wenn er mich ob seiner Äußerungen in Lachkrämpfe versetzte. Und keiner meiner Bekannten war besser für ein Späßchen geeignet als Henner. Von der Statur her war Henner schlank, etwa einen Kopf größer als ich, seine Gesicht war schmal, unter der Nase trug er eine Oberlippenbart und darüber eine Brille. Er hatte die Fähigkeit, Grimassen zu schneiden, die jeden sofort zum Lachen brachten.
So beschlossen wir an diesem Abend unseren speziellen Sinn für Humor auf der Soi 6 in Pattaya auszuleben. Meine Idee war es, einfach mal als Spezies der besonderen Art aufzutreten, als Fremde aus einem Land, das es nicht gab, die sich in einer Sprache unterhalten würden, die selbst für einen Linguisten absolutes Neuland wäre. Henner war von meiner Idee begeistert. Eine besondere Vorgehensweise oder Abstimmung war absolut nicht nötig, denn wir waren beide Meister der Improvisation und brauchten keine Worte, um uns abzustimmen. Mit einem Baht-Bus fuhren von der Soi Buakhao ab und ließen uns an der Ecke 2nd Road/Soi 6 absetzen. Wir beschlossen, uns erst einmal einen Überblick zu verschaffen und begannen unseren kleinen Spaziergang entlang der Soi 6. Natürlich gingen wir nicht normal sondern bewegten uns in einem zeitlupenartig anmutenden Gleichschritt und im Rhythmus unserer Schritte drehten wir unseren Kopf synchron nach links und nach rechts. Innerlich konnten wir uns jetzt schon vor Lachen kaum halten. Die Ladies, die vor den Bars saßen starrten uns mit neugierigem Blick an und nach und begannen sofort untereinander zu tuscheln. Ein solch merkwürdig, auffälliges Paar hatten sie wohl noch nicht gesehen.
Wir hatten etwa die Mitte der Soi 6 erreicht. Hier gab es mehrere Bars, deren Staff zu einem großen Teil aus Ladyboys bestand. Im Gegensatz zu den Ladies waren die Ladyboys wesentlich aggressiver, wenn es darum ging, potenzielle Kunden in ein Bar zu locken. Sobald sie einen potenziellen Kunden sahen, näherten sie sich ihm in dieser typisch überzogenen Art sich zu bewegen, halt so, wie sie glaubten, dass Frauen sich bewegen müssten, um auf Männer sexy zu wirken. Dass sich ein Ladyboy real mal so bewegt, wie es einer Frau eigen ist, die sich sexy präsentieren möchte, gehört in diesem Business eher zu den seltenen Ausnahmen. Normalerweise befand sich immer eine Traube laut schnatternder Ladyboys vor der Bar. Aber heute war es etwas anders. Nur ein Ladyboy stand auf der Straße und hatte uns ins Visier genommen.
Wir waren noch gut zehn Meter von ihm entfernt und mit dem nächsten Schritt stoppte ich die Bewegung meines Kopfes und sah in Henners Richtung. Henner tat es mir gleich und stoppte die Bewegung seines Kopfes ebenfalls. Schon aus den Augenwinkeln bemerkten wir den etwas verdutzten und ratlosen Blick des Ladyboys. Henner schien meine Absicht erfasst zu haben. Fast synchron nickten wir uns zu, nahmen unseren ursprünglichen Bewegungsablauf wieder auf, lediglich mit einer kleinen Richtungsänderung und gingen schnurstracks auf den Ladyboy zu. Er schien etwas hilflos als wir nach wenigen Schritten direkt vor ihm standen. Normalerweise ergriffen die Ladyboys die Initiative, aber unser erstes Opfer schien durch unser absonderes Verhalten derart perplex zu sein, dass man förmliche die Fragezeichen seinen Kopf umfliegen sah.
Wiederum synchron musterten wir den Ladyboy mit unseren Blicken von oben nach unten. Er war verdammt sexy gekleidet, hatte einen Mini an und lief auf hochhackigen Schuhen. Insgeheim anerkannte ich, dass dieser Ladyboy doch eine angenehme Weiblichkeit ausstrahlte. Fast tat er mir schon leid für das, was da in den nächsten Minuten auf ihn zukommen würde. Wieder sahen Henner und ich uns synchron an. Der Ladyboy schien sich mittlerweile wieder etwas gesammelt zu haben und wollte seiner Rolle gerecht werden. Ein breites Lächeln erschien auf seinem Gesicht und das mit der Ladyboys typischen Stimme gehauchte „Hello Sexy Man“ klang immer noch etwas hilflos und ohne Kraft.
Es war Zeit für uns, aktiv zu werde, ich gab meine erste Bemerkung an Henner: „Togolu lagendu pada!“ Henner reagierte prompt: „Togolu lagendu dombo!“ Die Ratlosigkeit des Ladyboys ob dieser Sprache, die er noch niemals vernommen hatte, war köstlich anzusehen. Fast schon verzweifelt schien sein Versuch, etwas zu sagen: „You speak English?“ Wir gingen überhaupt nicht darauf ein. Energisch vertrat ich meine Meinung: „Pada!“ Worauf Henner prompt antwortete: „Dombo!“ Ich machte einen Schritt seitwärts und Henner tat es mir gleich. Wir sahen uns kurz an, die Verständigung klappte. Ich gab vor und Henner folgte. Mit einer raschen Bewegung landete unsere linke beziehungsweise rechte Hand auf jeweils einer Pobacke und unsere anderen Hände landeten auf den üppigen Möpsen des Ladyboys, der ob dieser unerwarteten Attacke laut aufschrie. Bevor er irgendwie auch nur reagieren konnte, hatten wir unsere Hände auch schon wieder gelöst und standen wieder vor ihm. Wieder sahen Henner und ich uns an. Ich zeigte auf meine Hand, die auf der Brust des Ladyboys gelandet war und kommentierte: „Pada“ Henner tat es mir gleich und bestätigte: „Pada“, zeigte die andere Hand und meinte: „Dombo“. Lauthals lachten wir auf, klatschten in der Manier ‚Give me five!’ unsere Hände ab und riefen dabei laut: „Dombo, dombo, pada, pada!“ Ohne uns in nur irgendeiner Art und Weise weiter um den verdutzten Ladyboy zu kümmern, wandten wir uns ab und gingen wie schon zuvor in unserem eigenartigen Bewegungsstil weiter die Soi 6 hinunter. Aus den Augenwinkeln bekamen wir noch mit, wie der Ladyboy recht aufgelöst und überstürzt in der Bar verschwand.
Den Rest unseres Weges bis hinunter zur Beach Road erregten wir bei den Mädchen, die vor den Bars standen, das gleiche Aufsehen. Wir machten kehrt und gingen zurück in Richtung 2nd Road. Natürlich passierten wir auch wieder die Bar, in die der Ladyboy verschwunden war, sahen ihn aber nicht mehr, Wir mussten ihm wohl unheimlich gewesen sein und vermutlich flehte er jetzt zu Buddha, dass er von solch absurden Fremden in Zukunft nicht mehr behelligt würde.
An einer der letzten Bars auf der linken Seite stoppten wir, wandten uns nach links und musterten die Mädchen. Es waren zwei Mädchen dabei, die einerseits hübsch aussahen, andrerseits allerdings auch etwas unsicher auf uns wirkten. Für unser Vorhaben genau die Richtigen. Wir stellten den Blickkontakt zu unseren ausgewählten Opfern her und traten entschlossen einen Schritt auf die Mädchen zu. Ich ergriff die Hand meiner Auserwählten und Henner tat es mir gleich. „Schegoto tastega!“ Mit der freien Hand deutete ich auf den Eingang der Bar. Henner nickte nur. Wir gingen hinein und zogen die Mädchen einfach mit uns. Wir suchten uns einen Tisch aus der uns eine bequeme Sitzmöglichkeit bot. Das war nicht weiter schwer, denn wir waren die einzigen Gäste. Die Show konnte beginnen.
Erwartungsvoll sahen wir die Mädchen an, die etwas zurückhaltend an unserem Tisch standen. Es dauerte einige Sekunden, bis sie ihr übliches Programm aktivierten. „You want some drink?“ Wir lächelten sie beide breit an ohne eine weitere Reaktion zu zeigen. Die zweite wiederholte: „You want some drink?“ Ich sah Henner an: „Konung gada tambawa.“ Henner antwortete todernst: "Konung gada tambugu." Immer noch lächelten uns die beiden Ladies an, allerdings war ihnen ihre Hilflosigkeit mittlerweile deutlich anzusehen. Was sollten sie nur mit diesen beiden sonderlichen Farang anfangen, denen offensichtlich jegliche ihnen vertraute Sprache vollkommen fremd schien. Henner und ich ergötzten uns an dieser Hilflosigkeit und wir waren gespannt, wie sie reagieren würden. Eine von den beiden war etwas pfiffiger. Sie deutete an, ein fiktives Glas zu füllen und führte dieses zum Mund. Wieder sahen Henner und ich uns an. Lauthals lachten wir auf und riefen wie aus einem Mund: „Lo Lumbu! Lo Lumbu“ und nicketn den Ladies eifrig zu.
Dieser kleine Erfolg ließ sie nun hoffen, weitere Fortschritte zu machen, ging es doch nun darum, in Erfahrung zu bringen, was wir denn nun trinken wollten. Doch Henner kam ihnen zuvor: „Koretko Dasso.“ Klar, wusste ich, was er wollte, ein Bier. Ich aber wollte lediglich Soda: „Koretko Sprala.“ Dabei ließen wir die beiden Hübschen nicht aus den Augen. Der Pfiffigeren von den Beiden sahen wir an, dass ihr erster kommunikativer Erfolg sie etwas beflügelt hatte, die andere sackte förmlich in sich zusammen, ohne jedoch ihr umwerfendes Lächeln abzulegen. Es war herrlich mit anzusehen, was da scheinbar so deutlich in ihren Köpfen vorging. Die Pfiffige sprang kurzentschlossen auf, ging schnell zur Theke und kam kurz darauf mit einer Flasche Heineken und einer Flasche JW Black Label wieder, die sie uns stolz präsentierte. Nun gut, für Henner war die Sache damit ja klar, aber nicht für mich, da ich ja kein Alkohol trank. Henners Gesicht überzog sich mit einem strahlenden Lächeln und mit dem Finger zeigte er auf die Flasche Heineken: „Ta podo, ta podo“, meinete er anerkennend.
Nun wandte sie sich mir zu. Aber als sie mein Gesicht sah, das sich im Anbetracht des mir präsentierten Alkohols zu einer Grimasse verzog, erstarrte ihr Lächeln fast augenblicklich. Ich hob meine Hand und fuchtelte damit wild wedelnd vor den beiden Flaschen herum, zeigte dann auf meinen Magen und meinte: „Krambolo putock.“ Ihrem Gesicht sah ich an, dass sie mich scheinbar verstanden hatte. Naja, die Worte klangen auch irgendwie hart und bedrohlich. Nun gab ich meine Order noch einmal bekannt: „Sprala, Sprala.“ Ich verschränkte meine Arme, streckte dabei meine Hände nach oben und bewegte dann meine verschränkten Arme mit wild schlängelnden Fingern langsam nach oben. Mit meinen Lippen ahmte ich brabbelnd das sprudelnde Geräusch aufsteigender Kohlensäure nach. Diesmal schien das andere Mädchen wohl den zündenden Gedanken gehabt zu haben: „Soda“ rief sie spontan aus. Kurz darauf wurde mir eine Flasche Soda gezeigt, was ich dankend abnickte.
Wir hatten mittlerweile unsere Getränke bekommen und die unerschrockenen Bemühungen der zwei Ladies hatten eine Belohnung verdient. Ich sah Henner an, deutete kurz auf die Ladies und formte mit zwei Fingern ein V. Henner nickte und ich lud die beiden Ladies zu einem Drink ein: „Pada-le sok kanda?“ Wieder sahen mich die beiden Ladies verständnis- und hilflos an. Aber ich wollte den Bogen auch nicht überspannen. Ich zeigte erst auf unsere Getränke und dann mit einer einladenden Geste auf die beiden Ladies. Das hatten sie nun schnell begriffen und nur wenig später saßen wir paarweise zusammen und prosteten uns zu.
Einen Vorteil hatte unser merkwürdiges Auftreten mit Sicherheit. Es würde definitiv nicht mehr viel gesprochen werden. Und scheinbar hegten die beiden Ladies die gleichen Befürchtungen und um dem zuvorzukommen, wurden sie aktiv. Ihre Hände gingen auf Wanderschaft und der Erfolg ihrer Bemühungen zeigte sich in Form von dicken Beulen in unseren Hosen. Ich zog mein Mädchen langsam zu mir, küsste sie sanft auf die Wange und flüsterte ihr leise ins Ohr: „Dombo, Dombo.“ Bei den Worten ´Dombo, Dombo´ bemerkte sie das Zucken in meiner Hose, was sie ermutigte, etwas herzhafter zuzufassen. „Dombo palau, Dombo palau“ hauchte ich ihr ins Ohr.
Sie sah kurz zu ihrer Kollegin auf, die in ähnlicher Art und Weise mit Henner beschäftigt war. „Nit, Nit, Dombo palau, Dombo palau.“ Dabei streichelte sie etwas auffälliger meinen Steifen durch die Hose, während Nit zusah. „Quay keng“ ergänzte sie zu Nit gewandt. Ich musste urplötzlich an mich halten um nicht lauthals loszuprusten. Da sage noch mal einer, die Thais wären dumm, lernfähig sind sie und flexibel genug, sich ungewohnten Umständen schnell anzupassen. Ich gab mich den Zärtlichkeiten meiner Lady hin, schickte meine Hände ebenfalls auf Wanderschaft, streichelte ihre Brüste und ließ meine Hand auch zwischen ihre Schenkel gleiten. Zu meiner Verwunderung war es dort feucht. Da soll mal einer was gegen Alien sagen.
Ich sah, dass Henner seine Erkundungen eingestellt hatte. Er zeigte mit einem Finger auf seinen ´Dombo palau´ und meinte: „Dombo pasnadu kli kli.“ Mit einer Hand simulierte er, wie ein Mann pinkelt. Klar, das war nun mal eindeutig. Ich war aber gespannt, was er machen würden, denn wenn Henner und ich in einer solchen Spaß-Situation waren, durfte mit einer Einlage gerechnet werden. Nit hatte verstanden, was Henner wollte und sie zeigte in den hinteren Bereich der Bar. Hinter einer Abtrennung, die etwa 140 cm hoch schien, ging es zur Toilette.
Henner erhob sich und ging mit merkwürdig anmutenden Schritten und einem selten dämlichen Ausdruck im Gesicht in Richtung dieser Abtrennung. Er verschwand hinter der Abtrennung und seinen Kopf hielt er dabei in unsere Richtung gedreht, immer noch diesen dämlichen Ausdruck im Gesicht beibehaltend. Auch die beiden Ladies sahen in seine Richtung. Henner vollzog den ersten Schritt hinter der Abtrennung in Richtung Toilette. Sein Kopf sackte ein Stück nach unten und mit jedem neuen Schritt etwas weiter. Aus unserer Position sah es so aus, als würde er eine Treppe hinuntergehen, die da gar nicht war. Es war ein Anblick, der einfach nur noch göttlich komisch rüberkam. Meine Lady konnte sich im ersten Moment keinen Reim daraus machen, was da ablief. Unvermittelt sprang sie auf und rannte in Richtung Toilette. Als sie die Abtrennung erreichte, schloss sich gerade Tür zur Toilette, von Henner war zu diesem Zeitpunkt nur noch sein Kopf ab Augen zu sehen. Nit und ich brachen in schallendes Gelächter aus und als meine Lady sich wieder zu mir setzte, schien es so, als hatte eine leichte Röte ihr Gesicht überzogen.
Wenig später war Henner wieder zurück. Er deutete auf die Rechnung und diesmal bedurfte es keiner weiteren Worte. Wir bezahlten und jeder von uns gab den Mädchen jeweils 150 Baht Tip, quasi als Entschuldigung aber auch als Anerkennung dafür, dass sie unser seltsames Spiel doch geduldig bis zum Ende mitgespielt hatten.
Henner und ich hatten es danach eilig, aus der Soi 6 zu verschwinden. Wir hatten eine Verabredung und wollten diese natürlich einhalten. An der Beach Road setzten wir uns in einen Baht-Bus und fuhren in Richtung Walking Street. Während der ganzen Fahrt dorthin ließen wir das soeben Erlebte Revue passieren, immer wieder rezitierten wir unsere ´Dombo, Dombo, Pada, Pada´-Sprüche und kringelten uns vor Lachen, ganz zur Verwunderung einiger verständnislos dreinblickender Mitfahrer, die natürlich überhaupt nichts verstanden, da ihnen der Kontext fehlte. So sind wir nun einmal – als Alien.