Christel starrte entsetzt auf das kleine Plastiktütchen. In ihrem Schock vergaß sie, englisch zu sprechen.
„Das…das gehört mir nicht. Ich bin gegen Drogen!“
Wilma war vollkommen in sich zusammengesunken. Ihr ungutes Gefühl bei dieser gesamten Aktion war in den letzten Tagen immer stärker geworden und sie hatte selbst, wenn auch unbewusst, vor ein paar Tagen damit begonnen, die Fessel Christel von sich abzustreifen, sich von Christel zu lösen. In diesem Moment war sie froh, dass der Polizist nicht ihre sondern Christels Taschen gewählt hatte.
„That are not my drugs, he put hem inside!“
Christel hatte gemerkt, dass sie die falsche Sprache benutzt hatte und sich korrigiert. Aber mit dem Vorhalt, dass der Polizist ihr das Tütchen untergejubelt hätte, beging sie wohl den gröbsten Fehler, den sie machen konnte.
Khun Khan fixierte sie.
„You both are arrested, prostitution, violation of the alien business law and posession of drugs! Get dressed!“
Er nickte den Deputies neben dem Bett zu. Mit einer schnellen Bewegung rissen sie die Laken weg. Beide Frauen kreischten erschrocken auf und versuchten mit Händen und Armen ihre Blöße vor den neugierigen Blicken der Polizisten zu verbergen. Zwei der Polizisten warfen den Frauen ihre Blusen, Slips und Röcke zu. Mit etwas mehr Schärfe wiederholte Khun Khan seinen Befehl.
„Get dressed!“
Unter den begierigen Blicken schlüpften Christel und Wilma in ihre Sachen, nicht ahnend, dass noch eine weitere Demütigung bevorstehen würde. Als sie angezogen waren blickten sie zu Khun Khan.
„Handcuffs!“
Ehe Christel und Wilma realisierten, was dies bedeutete, hatten zwei der Polizisten ihre Handschellen hervorgeholt und sie mit geübten Griffen den beiden Frauen angelegt, bevor die auch nur dazu kamen, sich dem zu widersetzen.
„Where are your passports?“
Instinktiv blickten die beiden Frauen zum Safe.
„Code!“
Wilma hatte erkannt, dass hier jede Reaktion, die Widerstand auch nur erahnen ließ, möglicherweise unangenehme Folgen haben könnte. Sie nannte den Code und ein Polizist öffnete den Safe und entnahm die beiden Reisepässe. Das Geld, das noch offen im Safe lag, ließ er unangetastet und schloss die Tür wieder.
„Get up, we go!“
Die beiden Frauen fügten sich dem Befehl und standen auf. Khun Khan folgte den beiden Frauen, die wie Schwerverbrecher jeweils links und rechts eskortiert von einem Polizisten abgeführt wurden. Khun Khan war zufrieden. Hinter der Rezeption nickte er Khun Somsak kurz zu und die Gruppe verließ das Hotel. Die beiden Frauen mussten mit der Ladefläche des Pickup vorlieb nehmen und zwei Polizisten fanden ihren Platz ebenfalls dort. Die ganze Aktion hatte nicht länger als eine viertel Stunde gedauert. Der Wagen setzte sich in Bewegung, verschwand mit den beiden in sich zusammengesunkenen Frauen hinter der nächsten Kurve. Für die Frauen begann jetzt ein Weg, den sie niemals in ihrem Leben vergessen würden.
Chris und Benny klatschten sich ab. Die Aktion war ein voller Erfolg. Jetzt ging es nur noch darum, alles so zu Ende zu führen, wie Benny es geplant hatte.
„Som, Aeow, you did a very good job. We have a surprise for you.“
„Wow, a surprise? We didn’t expect that. What kind of surprise?“
Som und Aeow blickten Chris erwartungsvoll an. Benny, der wusste was jetzt kommen würde, stand auf und ging zum Kühlschrank. Als er zurückkam, hatte er eine große Flasche Champagner in der Hand und stellte sie auf den Tisch. Während Chris die Flasche mit einem leichten ‚Plop’ öffnete, holte Benny vier Gläser. Chris schenkte ein und reichte allen ein Glas.
„We want to celebrate this special day with a good champagne and..“
Som unterbrach Chris.
„Chris, thank yo so much, you know that we like champagne so much.“
Chris schmunzelte, die Überraschung für Som und Aeow schien zu gelingen. Die Beiden dachten wohl, dass der Champagner die Krönung sei.
„Wait darling, this champagne is only the small top up for what we want to give you.“
Es war ungewöhnlich für Som, dass sie einmal sprachlos dastand.
„Next time when we go back to Germany, we not go alone. You and Aeow will join us. What do you think.?“
Som und Aeow schauten Chris zuerst ungläubig an. Chris und Benny hielten Som und Aeow ihre Gläser entgegen um mit ihnen anzustoßen.
„Chok dee tirak!“
Sie stießen an und stellten die Gläser ab. Sowohl Som als auch Aeow waren gerührt und ihre Augen füllten sich mit Tränen der Freude. Selten hatten Chris und Benny die beiden Mädchen in einem derartigen Zustand der Sprachlosigkeit erlebt. Sie nahmen sie in die Arme und drückten sie fest an sich. Diese Überraschung war ihnen gelungen.