Thailand Buddha, Beach & Beziehungskitsch – Gschichtn ausm Paulanergarten

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        #1  

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Vorwort

Wer den ersten Teil meines Reiseberichts gelesen hat, weiß: Thailand hat mir so einiges gezeigt – über das Leben, über Menschen, über mich selbst.
Was ich damals nicht wusste: Dass diese Reise noch lange nicht vorbei war. Und dass das eigentlich Entscheidende erst noch kommen sollte.

> Teil 1 gibt´s hier <

Dies hier ist die Fortsetzung.

Ein paar Worte vorab:
Der folgende Text enthält vereinzelt Passagen, die mithilfe von KI stilistisch feinjustiert wurden. Inhalt, Stimmung und Perspektive basieren jedoch durchweg auf persönlichen Erlebnissen, Notizen und Erinnerungen. Die KI diente hier nicht als Autorin, sondern als Werkzeug – ähnlich wie ein Lektorat, das Gedanken ordnet, Sätze rundet und manchmal den passenden Ton trifft.
Mir ist wichtig, offen damit umzugehen – nicht, um die Magie zu mindern, sondern um Klarheit zu schaffen. Es geht um echte Erfahrungen, nicht um Fiktion. Die Worte wurden teilweise nur mit etwas Hilfe geschärft.

Das hier ist nicht einfach „Teil zwei“ von Sand zwischen den Zehen, Sonnenuntergänge auf Knopfdruck und dem hundertsten Pad Thai.
Diesmal geht’s um etwas anderes.
Um das, was man nicht buchen, googeln oder in einen Reiseplan schreiben kann.
Um Nähe, die nicht gesucht war aber gefunden wurde.
Um jemanden, der plötzlich da war. Und geblieben ist.
Obwohl, oder gerade weil, das nie der Plan war.

Und ja, auch das Thema Sex wird früher oder später eine Rolle spielen. Aber das hier wird kein Reisebericht fürs Rotlichtviertel.
Es geht nicht um billige Klischees, sondern um echte Verbindung.
Manchmal langsam. Manchmal überraschend. Und manchmal einfach genau richtig.

Einige wissen schon wie das Ganze ausgeht, zumindest einen Teil davon. Aber das ist gar nicht so wichtig.
Spannend sind die Geschichten dazwischen. Die vielen kleinen Momente, in denen Ilaya und ich uns Schritt für Schritt nähergekommen sind.
Nicht mit Pauken und Trompeten, sondern still, echt und irgendwie tiefer, als wir es je erwartet hätten.
Und genau darum geht’s hier.

Also, falls du Lust hast auf eine ehrliche Geschichte über Liebe auf Reisen mit allem, was dazugehört: schräger Momente, Missverständnisse und kulturellen Herausforderungen – dann komm ruhig mit.
Wem das beim letzten Mal schon zu viel Paulanergarten war – keine Sorge: Du findest bestimmt den für dich passenden Reisebericht hier im Forum.
 
        #2  

Member

Schön, dass du weiter schreibst.
Ich lese gerne mit.
 
        #3  

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ABOOOO!!

Liebe Deinen Schreibstil, kann es nicht erwarten, wie‘s weitergeht!
 
        #4  

Member

Sehr schön, dass du dich durchringen konntest, trotz all der Widerstände. Ich bin gerne wieder mit dabei und freue mich auf die Fortsetzung dieser Story von Ilaya und dir.
 
        #6  

Member

Zwischen zwei Welten

Düsseldorf im Januar. Keine Palmen mehr, keine tropische Brise, keine dampfenden Garküchen – stattdessen graue Gesichter, schwere Jacken und ein Himmel, der aussah, als hätte jemand die Farbe rausgedreht.

Ich war zurück. Körperlich jedenfalls.

Aber ein Teil von mir war irgendwo auf dem Mae Hong Son Loop geblieben.

Diese kurvige, endlose Strecke im Norden Thailands hatte mir etwas gegeben, das ich nie gesucht, aber dringend gebraucht hatte: das Gefühl, vollkommen frei zu sein. Ich weiß nicht mehr, wann ich aufgehört habe, die Tage zu zählen. Irgendwann war es egal. Dienstag, Freitag, Sonnabend – Begriffe, die keine Rolle mehr spielten. Es zählte nur noch das Jetzt, die Straße unter den Reifen, der Fahrtwind im Gesicht und der nächste Horizont, der sich wie von selbst auftat.

Ich fuhr einfach. Mal allein, mal in Gesellschaft. Menschen kamen und gingen – andere Reisende, einheimische, Fremde, mit denen ich kaum mehr als ein Bier, ein Gespräch oder eine Straße gemeinsam hatte – und doch waren es genau diese Begegnungen, die haften blieben. Flüchtige Seelenverwandtschaften auf Zeit.

Ich verlor mich auf diesem Loop – und fand mich darin.

Auf den Inseln zwischen Sonnenaufgängen am Meer, trägen Nachmittagen in der Hängematte und Abenden, die sich anfühlten wie Ewigkeit, kamen wir uns Tag für Tag näher. Nicht durch große Worte, sondern durch das Selbstverständliche. Ein Blick, der nicht mehr auswich. Ein Lachen zur selben Zeit. Ein gemeinsames Schweigen, das plötzlich nicht mehr leer war.

Aber Jetzt? Gepäckband. Neonlicht. Kälte, die durch die Jacke kriecht. In mir eine seltsame Mischung aus Wehmut, Sehnsucht und dieser einen klaren Gewissheit: Ich will zurück.


Die ersten Tage nach meiner Rückkehr waren ein Nebel.

Mein Körper saß am Frühstückstisch, starrte auf ein belegtes Brötchen, während das Kaminfeuer leise vor sich hin knisterte. Aber innerlich war ich woanders. Noch immer zwischen den Kurven des Mae Hong Son Loops, dem salzigen Wind an den Stränden, den flirrenden Farben Bangkoks. Und bei ihr. Ilaya.

Wir schrieben täglich, schickten Sprachnachrichten, manchmal telefonierten wir mitten in der Nacht. Der Zeitunterschied machte es kompliziert, aber nicht unmöglich. Ich wollte sie hören. Ihre Stimme, ihr Lachen. Kleine Bruchstücke der Nähe, die sich gerade erst aufgebaut hatte. Es fühlte sich an wie ein kostbares Feuer, das ich mit aller Kraft vor dem Verlöschen schützen wollte.

Der Alltag hier fiel mir schwer. Alles wirkte seltsam blass. Ich stand in überheizten Supermärkten, zwischen Menschen, die an mir vorbeizogen – eingepackt, beschäftigt, schweigend.
Ich konnte ihnen kaum folgen.
Mein Kopf war noch im langsamen Takt Südostasiens.
In der Art, wie dort selbst der Stillstand eine Tiefe hat, die hier selten zu finden ist.

Freunde fragten, wie es war.
Ich erzählte – ein bisschen. Das Nötigste. Nie alles.
Wie auch? Wie erklärt man, dass man auf einer kurvigen Bergstraße nicht nur die Orientierung, sondern auch einen Teil von sich selbst verliert – und dabei etwas findet, das sich echter anfühlt als alles zuvor?

Ilaya fehlte mir. Aber es war mehr als nur Vermissen. Es war, als hätte ein Teil von mir dort drüben Wurzeln geschlagen – irgendwo zwischen all dem Fremden, das sich plötzlich so vertraut anfühlte. Zwischen ihr und dem, was diese Reise mit mir gemacht hatte.

Ich versuchte, mich wieder einzugliedern. Arbeit. Verpflichtungen. Termine.
Aber mein innerer Kompass zeigte immer noch nach Südosten.

Thailand war nicht einfach nur ein Ort gewesen.
Es war ein Gefühl geworden.
Und dieses Gefühl hatte ich noch nicht losgelassen.

Irgendwann war klar: So ging es nicht weiter.
Nicht mit dem ständigen Warten. Nicht mit den Gesprächen, die immer an der gleichen Stelle endeten – an diesem einen Punkt, an dem wir beide wussten, was fehlte. Nähe. Gegenwart. Kein Bildschirm dazwischen.

Ilaya und ich beschlossen, uns so schnell wie möglich wiederzusehen.

Ich dachte, es würde kompliziert werden. Immerhin war ich gerade erst zurück in Deutschland, ca. zwei Monate wieder im alten Job, kaum angekommen – schon wieder weg, so der Plan.
Aber das Gespräch mit meinem damaligen Chef war überraschend einfach.
Fast so, als hätte auch er gemerkt, dass ich gedanklich ohnehin nie wirklich wieder hier war.

Drei Wochen.
Ich bekam sie ohne Widerstand.

Und mit diesem einen Satz – „Mach ruhig, nimm dir die Zeit“ – rückte alles wieder ein Stück näher. Der Flug war schnell gebucht, das Datum markiert. Ein Countdown begann.
Und mit jedem Tag wuchs die Vorfreude.
Nicht nur auf sie.
Sondern auf das, was da noch wartete.

Ich hatte mich bereits einmal in Thailand verliebt – in Ilaya.
Was ich damals noch nicht ahnte:
Dass mein Herz sich noch ein weiteres Mal in Thailand verlieren würde.
 
        #7  

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Vor dem Abflug

Es war, als hätte die Zeit kurz angehalten.
Nicht wirklich – um mich herum liefen Menschen, rollten Koffer, klapperten Absätze auf grauem Steinboden. Aber in mir war alles still geworden.

Ich saß am Gate, der Rucksack zu meinen Füßen, die Finger um einen lauwarmen Kaffee, der längst vergessen war.
Noch ein paar Minuten bis zum Boarding. Noch ein paar Atemzüge in diesem Dazwischen.

Nicht mehr ganz hier – aber auch noch nicht dort.
Ein Zwischenort, wie gemacht fürs Zweifeln. Für all die Fragen, die man vorher verdrängt hatte.

Wird es wieder so sein wie damals?
Ist das, was war, noch da – oder war es nur Magie des Augenblicks?

Und dann: ein leises Lächeln.
Weil es keine Antworten braucht. Noch nicht.
Nur diesen einen Schritt. Durch die Tür, ins Flugzeug, in ein Wiedersehen.

Vielleicht trägt einen die Erinnerung.
Vielleicht das Gefühl.
Vielleicht einfach nur der Wunsch, dass etwas weitergeht, was nie wirklich geendet hat.



Ankunft

Ich ließ mir Zeit. Ging langsam durch die Ankunftshalle, holte meinen Rucksack vom Band, setzte mich kurz. Kein Stress, kein Hetzen. Nur sitzen. Ich hatte es vermisst. Nicht als Idee, nicht als Land auf der Karte.

Als ich den Airport verließ schlug sie mir wieder entgegen wie eine Umarmung, schwer und süß. Ich blieb kurz stehen, mitten im Strom der Menschen, die alle irgendwohin wollten – und ich spürte, wie mein Körper sich erinnerte, noch bevor mein Kopf ganz angekommen war. Die Luft. Ich war da. Wirklich da. In Thailand.

Noch war alles still zwischen uns. Sie wusste, dass ich unterwegs war. Ich wusste, dass sie irgendwo da draußen auf mich wartete. Aber im Moment zählte nur: Ich war wieder da. Nicht als Tourist. Nicht mehr nur als Reisender. Sondern mit einem Stück von mir, das hierhergehörte.



Wiedersehen

Ich schrieb ihr kurz vor Ankunft. Keine Emojis, kein Herz. Nur: „Fünf Minuten.“

Das Taxi ließ mich vor einem großen Gebäudekomplex raus – verdammt viele Stockwerke dachte ich.

Die Schiebetüren öffneten sich automatisch, kühle Klimaanlagenluft strömte mir entgegen. Und da stand sie schon – barfuß in Sandalen, locker gekleidet, Handy in der Hand. Sie sah mich und grinste breit.

„Da bist du ja endlich!“

Sie kam mir entgegen, zog mich in eine schnelle Umarmung – nicht zu lang, nicht zu kurz. Einfach genau richtig. Irgendwie vertraut. Ich roch ihren Duft, fühlte den Stoff ihres Shirts, hörte ihren Atem.

Wir lösten uns voneinander, schauten uns kurz an, lachten ein bisschen verlegen, aber irgendwie schön. Keine große Romantik, kein Drama. Nur zwei Menschen, die sich ehrlich freuten.

Gemeinsam liefen wir zum Aufzug. Im Spiegel trafen sich unsere Blicke. Sie lehnte sich an die Wand, ich stellte meinen Rucksack ab.

Und plötzlich war da wieder diese Leichtigkeit. Als wäre nichts dazwischen gewesen.

Oben öffnete sich die Tür in einen langen, hellen Flur. Weißer Boden. Ihre Wohnung lag ziemlich am Ende.

Drinnen war es ein bisschen chaotisch auf die feine Art, es lief leise Musik.

Ich stellte meinen Rucksack ab, zog die Schuhe aus, atmete durch.

Sie warf mir ein kurzes Lächeln zu, lief barfuß durch den Raum, goss zwei Gläser Wasser ein, stellte sie auf den Tisch. Neben dem Obstkorb: aufgeschnittene Mango, goldgelb, saftig.

Wir redeten sofort durcheinander, lachten, unterbrachen uns, erzählten gleichzeitig und kamen trotzdem irgendwie mit. Keine Unsicherheit, kein vorsichtiges Abtasten – nur diese warme Leichtigkeit, die sich sofort zwischen uns legte.
Als wäre keine Zeit vergangen. Nur ein kurzes Blinzeln.
Und jetzt saßen wir wieder hier.
Zusammen.

Und alles fühlte sich fast unverschämt einfach an.
Kein großes Nachdenken, kein Zurechtrücken, kein Suchen nach dem richtigen Ton.
Wir aßen Mango, nippten am kalten Wasser, lachten über belanglose Sachen, als wäre das hier der normalste Ort der Welt.

Ich sah sie an. Ihre Bewegungen, ihre Augen, das kleine Funkeln darin, das mir so vertraut vorkam.

Alles daran fühlte sich wie eine Erinnerung an etwas an, das gerade erst wieder Gegenwart geworden war. Keine große Geste, kein Moment fürs Fotoalbum – nur sie. Echt. Ungekünstelt.

Ich wusste nicht genau, was das hier war oder wohin es führen würde. Aber für diesen Augenblick war das völlig egal.

Irgendwann wurde es stiller. Nicht gezwungen, nur wie ein natürlicher Zwischenraum.

Ich stand auf, streckte mich kurz und sah zu ihr rüber.
„Ich geh kurz duschen“, sagte ich leise.
Sie nickte nur und schenkte mir dieses kleine, wortlose Lächeln, das mir immer ein bisschen das Herz lockerte.

Nachdem ich aus der Dusche kam, war die Luft noch warm auf meiner Haut. Ich trocknete mich ab, bindete mir das Handtuch um und ging zurück ins Wohnzimmer. Da lag sie auf der Couch.

Ich setzte mich zu ihr, ließ mich ein Stück sinken, spürte die vertraute Wärme, die zwischen uns aufkam. Kein Abtasten, kein Zögern. Nur ein leises Einverständnis, das in der Luft lag, wie ein gemeinsamer Atemzug.

Unsere Körper fanden sich wie von selbst. Ihre Haut war warm von der thailändischen Luft, weich und vertraut. Ich beugte mich zu ihr, küsste sie erst an der Stirn, dann tiefer, langsamer.

Es war ruhig zwischen uns, fast andächtig. Kein Drängen, kein Hast. Unsere Bewegungen passten sich an, flossen, wurden mutiger, vertrauter. Ihr Atem ging schneller, meiner auch. Langsam wurde aus nähe mehr. Nicht roh, nicht laut – sondern wie etwas, das wiedergefunden wird.

Sie zog mich dichter an sich, ließ mich nicht los, und ich wusste: Das hier war kein Anfang, aber auch kein bloßes Wiederholen. Es war ein Fortsetzen. Ein Körpergespräch, das einfach dort weitermachte, wo es einst aufgehört hatte.

Als wir später nebeneinander lagen, Haut an Haut, spürte ich keine großen Fragen in mir. Nur ein sanftes, stilles Einverstandensein.

Danach lagen wir eine Weile einfach nur da. Ihre Beine über meine, die Klimaanlage summte leise, draußen begann es langsam zu dämmern.

Sie döste kurz weg, eine Hand auf meinem Bauch, ganz selbstverständlich. Ich ließ den Blick durch den Raum wandern, über die Vorhänge, die Bücher auf dem Boden. Alles wirkte vertraut, obwohl ich noch kaum hier war.

Irgendwann setzte sie sich auf, ging in die Küche und fragte, ob ich Hunger hätte. Ohne Worte, mit einem Blick. Ich nickte.

Es war alles so einfach. Keine großen Fragen, keine Erklärungen. Nur das Jetzt, das reichte.

Später räumten wir auf gemeinsam auf. Es war längst dunkel draußen. Wir waren beide müde, aber auf diese angenehme, satte Art – kein Erschöpftsein, eher ein Angekommen.

Sie zog die Vorhänge zu, machte das Licht im Wohnzimmer aus. Im Schlafzimmer war es angenehm kühl. Wir legten uns nebeneinander ins Bett, nah genug, dass sich unsere Arme berührten, ohne dass wir viel sagen mussten. Sie drehte sich auf die Seite, ich zog die Decke zurecht.

Ein letzter Blick. Ein Lächeln.

Dann nur noch Atem, der langsam wurde.

Und Schlaf.
 
        #8  

Member

Langsamkeit in Bangkok

Als ich am nächsten Morgen aufstand, war die Wohnung still. Die Klimaanlage summte leise, draußen flirrte schon die Wärme durch die schmalen Vorhänge.

Ich ging erstmal duschen.

Das Wasser war angenehm auf der Haut, nicht zu kalt, nicht zu warm. Ich ließ es einfach laufen, ohne Eile, als müsste ich mich noch einmal ganz wachspülen. Der Geruch von Seife, der Klang des Wassers, mein langsames Atmen – alles fühlte sich ruhig und leicht an. Kein Stress. Kein Plan. Nur der Beginn eines Tages, der nichts von mir verlangte.

Als ich zurück ins Schlafzimmer ging, schlug sie gerade die Augen auf.

Ein kurzer Blick, noch ganz verschlafen, dann ein kleines Lächeln.

„Guten Morgen“, hätte einer von uns vielleicht gesagt. Aber nötig war es nicht.

Der Tag war da. Und wir auch.

Ich legte mich noch zu ihr. Kein Stress, kein Muss. Es war Sonntag, und das merkte man.

Später standen wir auf, sie machte Kaffee, ich schnitt ein paar Früchte. Wir frühstückten, redeten, lachten.

Nach dem Frühstück hielten wir es nicht mehr in der Wohnung. Es war noch keine Mittagszeit, die Stadt erwachte langsam zum Leben, ohne schon ganz in ihrer Hitze zu stecken.

Wir stiegen unten an der Straße in den Bus, Kein Ziel im eigentlichen Sinn, nur Richtung Khao San Road, einfach mal los.

Die Stadt zog an uns vorbei – bunte Schilder, Stromleitungen wie Spaghetti, Motorräder, die sich dazwischen schlängelten. Und wir? Wir redeten fast ununterbrochen. Über alles und nichts. Über Dinge, die passiert waren, Gedanken, die sich angesammelt hatten, Pläne, Erinnerungen, Blödsinn.

Es war nicht geplant, nicht bedeutungsschwer. Es passierte einfach. Wie früher. Vielleicht noch ein bisschen echter.


Wir saßen nebeneinander auf diesen ratternden Plastiksitzen, der Ventilator an der Decke drehte sich lahm, irgendwo dudelte Musik vom Fahrerplatz – und zwischen all dem schien es plötzlich egal zu sein, wie lang wir getrennt waren.

Wir waren wieder zusammen. Und irgendwie wieder wir.

Als wir ausstiegen, war es noch nicht mal Mittag. Die Sonne stand schon hoch, aber die Hitze war noch nicht erdrückend – mehr so ein flimmerndes Versprechen, dass der Tag noch viel vorhatte.

Wir schlenderten durch die kleinen Seitenstraßen in der Nähe der Khao San. Es war noch ruhig, die Garküchen bereiteten langsam vor, Händler bauten ihre Stände auf, ein paar frühe Touristen irrten durch die Gegend.

Wir setzen uns in ein kleines Café in einer Nebenstraße und tranken etwas Kühles.

Das Gespräch riss nicht ab. Es ging nicht mal um große Dinge – eher um die Art, wie sie erzählte, wie sie lachte, wie sich das alles fast unmerklich anfühlte, als würde es genauso weitergehen. Kein Plan, keine Eile. Einfach Zeit. Gemeinsam.

Manchmal sah ich sie nur an, während sie sprach. Und es war, als hätte ich genau darauf gewartet.

Den Rest des Tages blieben wir in Bangkok. Wir schlenderten ohne Ziel durch die Straßen, ließen uns treiben, hielten hier und da an – mal für einen Snack, mal einfach nur, um zu schauen. Es war einer dieser Tage, die nichts Besonderes tun mussten, um sich besonders anzufühlen.

Am Abend suchten wir uns ein kleines Restaurant, saßen draußen unter Lichterketten, bestellten zu viel und blieben lange. Wir aßen, tranken, redeten weiter – wie schon den ganzen Tag. Immer war noch etwas da, das gesagt werden wollte. Keine Lücken, kein Zwang. Nur diese seltene Leichtigkeit, wenn man spürt, dass jemand auf derselben Wellenlänge schwingt.

Ich konnte mich kaum erinnern, wann ich zuletzt mit jemandem so viel zu sagen hatte – und so gern zuhörte.

Am nächsten Morgen musste sie früh raus – der erste Arbeitstag seit meiner Ankunft. Urlaub war noch keiner drin. Wir wachten zusammen auf, frühstückten schnell, nichts Großes, aber genug. Dann brachte ich sie zur Arbeit. Es war noch nicht allzu heiß, und die Straßen füllten sich langsam mit Leben.

Danach schlenderte ich ziellos durch die Gegend, in der sie wohnte. Keine touristische Route, keine Sehenswürdigkeiten – einfach alltägliches Bangkok. Kleine Läden, Straßenstände, Kinder in Schuluniformen. Nur ab und zu begegnete mir ein anderer Ausländer. Die meiste Zeit war ich allein zwischen den Einheimischen. Und irgendwie mochte ich das. Es fühlte sich echt an. Ungefiltert.

Mittags trafen wir uns wieder. Sie hatte Pause, wir aßen im Food Court. Nichts Besonderes, aber gut. Und es war schön, sie mitten in ihrem Alltag zu erleben, eingebettet in diesen Rhythmus, der nun auch ein bisschen meiner wurde. Danach trennten wir uns wieder – sie zurück zur Arbeit, ich zurück in die Straßen.

Am Nachmittag holte ich sie ab. Später am Abend trafen wir uns mit einem befreundeten Pärchen, das im gleichen Wohnkomplex wohnte – ebenfalls von den Philippinen. Er arbeitete mit ihr, sie im Kindergarten. Die beiden empfingen uns herzlich, wir verstanden uns auf Anhieb. Es wurde ein unkomplizierter, fröhlicher Abend. Wir redeten viel, lachten, spielten Karten, bestellten Pizza und saßen stundenlang zusammen, als hätten wir uns schon ewig gekannt.

Irgendwann klang der Abend einfach aus. Wir gingen zurück zu ihrer Wohnung, müde, satt, zufrieden. In dieser Nacht lagen keine Fragen mehr zwischen uns. Nur Haut, Atem, Vertrauen. Alles andere wurde nebensächlich.

So vergingen die nächsten Tage.
Sie arbeitete, ich streifte durch Bangkok. Ohne großen Plan, ohne Sightseeing-Listen. Mich reizten nicht die Tempel und Touristenattraktionen, sondern eher das Leben dazwischen – das Einfache, das Unaufgeregte.

Ich schlenderte durch Straßenmärkte, setzte mich in kleine Cafés, beobachtete das Treiben. Manchmal blieb ich in der Wohnung, laß, schrieb, nutzte das Gym oder schwamm ein paar Runden im Pool.

Ab und zu trafen wir uns mit Freunden von ihr. Mal zu viert auf der Couch mit Pizza, mal in einem kleinen Restaurant um die Ecke. Mal gingen wir ins Kino, aßen Popcorn und genossen die Abende.

Es war kein großes Abenteuer. Kein Rausch. Kein Drama.
Eher ein stilles Einpendeln. Ein Alltag, der sich nicht wie Alltag anfühlte.

Und abends – wenn wir heimkamen, müde, aber mit diesem kleinen Lächeln, lagen wir nebeneinander, fanden uns ganz selbstverständlich, wie man sich eben findet, wenn alles stimmt, ohne viel darüber nachzudenken.

Manchmal war das Licht noch an, manchmal schon aus.
Es war keine große Sache. Nur wir. Und das reichte völlig.

Ganz ohne Inszenierung.
Einfach so.
 
        #9  

Member

Lieber @traveler85 ,
vielen herzlichen Dank, dass Du uns weiter teilhaben lässt.
Auch wenn hin- und wieder der Eine oder Andere eine Meinung äußert die nicht höflich ist,
so hast Du Menschen die Dir gerne lesend folgen. Ich gehöre dazu.
Liebe Grüße
Gerhard
 
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