Member
Leute,mir geht der Hut hoch.
In Thairoberts Forum ist ein interessanter Beitrag auszugsweise von einem Member reingestellt worden,ich setz ihn auch mal hier rein und dann von einem anderen Member beantwortet.
Von dem Peter(le),dem Oberlehrer,der auch hier nur Mist erzählt hatte.Auch habe ich dort geantwortet.
Was haltet ihr von seiner Meinung?
........................
Ein Pädophiler im Internetforum ( von Victor Schluff)
Im Laufe der vergangenen Jahre sind in aller Welt Internet - Foren entstanden, in denen Menschen mit gemeinsamen Interessen Informationen und Gedanken austauschen, sich unterhalten. Man sollte sich darüber freuen, weil mehr Information mehr Wissen bedeutet. Doch es entstehen auch Probleme.
Nachdem ich dazu aufgefordert wurde, ging ich in eines der Internet - Foren, die sich mit Thailand und Südostasien beschäftigen. Hier waren viele verschiedene Informationen zu finden. Nachrichten, Neuigkeiten, Berichte, Erzählungen, Witze und Unterhaltung, die meiner Meinung nach noch etwas zu kurz kam. Hier fanden sich viele Besucher, die sich Informationen holten und Berichte lasen, aber verhältnismäßig wenige Leute, die einen Bericht oder eine eigene Meinung einsetzten, ein Problem zur Diskussion stellten, oder an einer Diskussion teilnahmen. Man bevorzugt, zu konsumieren, statt aktiv teilzunehmen und etwas zu tun.
Das erklärt sich zum Teil aus der Auswahl der Themen, die bevorzugt konsumiert werden. So erreichte ein Leserbrief mit dem Titel: „Meine lieben farang!" insgesamt acht Leser und keine Antwort. Es handelte sich um eine Satire, was aber nicht aus dem Titel hervorging. Die Meinung der Thailänder über ihre Gäste scheint nicht gefragt zu sein. Der Titel: „Freier Sex für 500 Baht" erreichte hingegen 56 Leser und eine Antwort, übri-gens auch eine Satire. Aber es würde ein völlig verkehrtes Bild entstehen, wenn nicht noch einige weitere Themen genannt werden: „Das vergessene Wohl des Volkes", acht Leser, keine Antwort; „Aufklärung mit der Killerbiene", zwölf Leser, keine Antwort; „Mit Kindern nach Thailand", 86 Leser, zehn Antworten; Neues bei der Einreise", 293 Leser, 34 Antworten; „Der peinlichste Auftritt in Südostasien", 303 Leser, 27 Antworten; „Asien im TV", 681 Leser; „Rätsel", 1.798 Leser.
Daraus geht hervor, daß politische Information so gut wie nicht gesucht wird, aber erstaunlicherweise auch Sex nur eine untergeordnete Bedeutung hat, sondern nützliche Informationen gefragt sind, und daß von den Konsumenten mit Abstand an oberster Stelle nette Unterhaltung gesucht wird, zum Vertreiben der scheinbar überflüssigen und störenden Zeit zwischen Essen und Schlafen. Das widerspricht dem ursprünglichen Gedanken, daß die Leute, die in solche Foren hineingehen, einen Gedankenaustausch, Kontakte oder Gemeinsamkeiten mit anderen Menschen suchen.
Der überwiegende Teil sucht eine Bequemlichkeit, für die er nichts tun oder geben will. ‘Sollen die Anderen etwas für mich tun, ich hab’ das doch nicht nötig’, suggeriert diese Einstellung dem Betrachter. Aber vielleicht zehn Prozent der Teilnehmer sind aktiv und man ist versucht, anzunehmen, daß wenigstens diese Leute versuchen, sich zu verstehen und eine Gemeinsamkeit zu bilden. Deswegen ist man verwundert über so manche Aggression, die ohne irgendeinen ersichtlichen Grund in den Antworten und manchen Diskussionen erscheint.
Dabei muß angemerkt werden, daß die Betreiber dieses Forums äußerst aktive idealistische Thailand - Enthusiasten sind, die auf Sauberkeit als auch auf eine friedliche Stimmung achten und Aggressionen weitgehend aus dem Forum heraushalten. Es ist verständlich, das dies nicht immer gelingt, auch wenn sie unverzüglich auf unqualifizierte Angriffe reagieren und klärend auf kritische Mitteilungen eingehen. Sie selbst bemühen sich um ein friedliches und interaktives Umfeld, indem sie auch auf Informati-onssuche und Hilferufe eingehen und mit eigenen Beiträgen und Anregungen eine positive Grundstimmung schaffen.
Das ist nicht in jedem Forum so. Ich wurde aufgefordert, ein anderes Forum zu besuchen und arbeitete mich einige Stunden durch die Themen und Mitteilungen. Es entstand der Eindruck, daß es sich hier um eine Gruppe alter Freunde handelt, die sich schon seit langer Zeit kennen. Hier schien der Unterhaltungssektor vorrangig zu sein, ein lustiger, zeitverschobener Kaffeeklatsch unter Freunden mit einigen guten Einfällen, von einigen Mitgliedern spaßeshalber das Laberforum genannt.
Es machte auf weiten Strecken einen anspruchslosen Eindruck, schien mir aber doch dem Freundeskreis eine positive Unterhaltung und etwas Abwechslung in den Alltag zu bringen, wenn mir auch einige Bemerkungen über Frauen oder unbeliebte Personen etwas grob erschienen, aber daran habe ich mich gewöhnt, daß mir solche Äußerungen nicht passen, obwohl sie doch weitgehend üblich zu sein scheinen.
Doch dann geriet ich an ein neues Thema: „Wieder ‘mal ein Deutscher verhaftet", hieß ein Titel. Es handelte sich um einen älteren Mann, der schon öfter in Thailand war und bei dem nun Kinderpornos gefunden wurden. Er wird beschuldigt, Pornofilme mit mindestens zwanzig Kindern hergestellt und diese dabei sexuell belästigt zu haben.
Nach der Beschreibung des Tatverdachtes und der ersten Entrüstung konzentrierten sich die Zuschriften darauf, wie man ihn bestrafen kann, wie er wohl gequält wird, rechnete sich aus, daß er wohl am besten zu zwanzig mal dreißig Jahren Haft verurteilt wird, 260 Jahre hinter Gittern sitzen und nie wieder unter die Menschheit kommen darf (was impliziert, daß es hinter Gittern keine gibt), daß man ihn durchlöchern soll und ein Mitglied beklagt sich: „Die Viecher (i.e. Gefangene) werden echt mit Samthandschuhen behandelt", wie er von einer ihm bekannten Gefangenenbetreuerin gehört hat.
Sicher, wenn man von Kindesmißhand-lung oder Kinderpornos hört, ist man betroffen oder auch empört. Wegen des Geschehens und vielleicht auch, weil diese Leute für den miesen Ruf der ‘Farang’ in Thailand sorgen. Doch dann ereifert man sich in den Gedanken, wie der Täter bestraft wird, wie man ihn quälen oder mißhandeln sollte.
Während ich dies las, sah ich blauen Dunst aufsteigen, durch den hindurch ich in der Ferne fremde Figuren mit Ochsenhornhelmen, Bärenfellschilden und hoch erhobenen Äxten, Speeren und Schwertern sah. Eine sehr große und dunkle Figur hatte auf ihrem Haupt zwei Knochen kreuzweise zusammengebunden und ein hagerer Schamane hielt einen Stab mit einem Totenkopf. Sie schleppten halbnackte Sklavinnen mit sich. Als der Dunst sich ganz langsam zu lichten begann, bildeten die Figuren einen riesigen Kreis, deren hinterer Teil nicht mehr erkenntlich war, bis die Leute wieder nach vorne kamen. Es waren unendlich viele Leute, aber es waren immer dieselben, nur das Äußere, die Kleidung, veränderte sich.
Je länger dieser Kreis sich drehte, desto mehr schienen diese Gespenster sich der Gegenwart zu nähern. Ritter erschienen mit geraubtem Gold und Sklaven, Priester mit einem glücklichen Gesicht kamen von Hexenverbrennungen, Mönche mit Folterwerkzeugen von Gottesgerichten, Adlige erschienen mit Leibeigenen, gefolgt von fettleibigen Grubenherren, Diplomaten und Generälen. Großindustrielle kamen mit Staatschefs und Ministern einher, Soldaten mit Stahlhelmen, politische Soldaten mit schwarzen Uniformen, segnende Priester an ihrer Seite. Richter trugen gemessenen Schrittes ihre Selbstherrlichkeit, geschickt ihre blutigen Schuhe unter den Talaren verbergend, gefolgt von Politikern, die vergeblich ihre vollen Taschen zu verbergen suchten.
Nach ihnen erschienen viele geifernde Schaulustige von Massenhinrichtungen, Polizisten mit Volksvertretern und Beamten und ihnen zujubelnde Menschenmassen, Angestelltenverbände, Arbeiterkolonnen, Hausfrauen und Schulkinder kamen, die klagten, sie könnten nicht aus dem Kreis ausbrechen, denn sie hätten alle die gleiche Gesinnung. Als der Dunst sich lichtete, sah ich auf der Straße die Menschen gehen, die immer noch dieselben waren, aber sie waren gegenständlich, real und vollkommen normal.
So wie die Leute aus dem Forum, keine schlechten Menschen, keine Verbrecher, niemand, der etwas Böses wollte. Freunde, die sich angeregt miteinander unterhielten und scherzten. Manche waren vielleicht etwas aggressiv, weil sie glaubten, sich wehren oder sich behaupten zu müssen. Einige waren tonangebend und sammelten ihre Jünger, denen sie sagten, was sie zu tun haben und die anderen waren freundlich und ruhig und keiner widersprach. Sie waren eben vollkommen normal. So, wie wir unsere Gesellschaft erleben, wie es die Norm ist.
Dann fiel mir ein, daß es in unserer Gesellschft normal ist, nicht miteinander leben zu können, daß im Verlaufe der letzten einhundert Jahre knapp eine halbe Milliarde normaler Menschen durch normale Menschen geschlachtet wurde, daß Ehepaare, Familien und sogenannte Freundeskreise miteinander streiten, sich gegeneinder wehren, auch wenn niemand angreift, daß jeder versucht, sich zu behaupten, sich durchzusetzen, daß aber niemand versucht, einen anderen Menschen zu verstehen, als ginge es im Leben nur darum, die Befriedigung der eigenen, noch nicht einmal klar erkannten Bedürfnisse durchzusetzen. Das war es, was ich selbst bei dieser positiven Freundesgruppe empfunden hatte.
Da fehlte etwas. Da war das Bedürfnis, sich zu wehren, sich zu rächen, zu urteilen und zu bestrafen, aber keine Bereitschaft, zu verstehen. Man hatte einen Täter, an dem man sich rächen und erfreut über die denkbar möglichen Strafen diskutieren konnte.
Völlig nebensächlich waren die Opfer. Wen interessieren die schon. Niemand hat sich Gedanken gemacht, wie es ihnen gehen mag oder wie man ihnen helfen kann. Auch der Gedanke, wie man solche Taten verhindern kann, kam nicht auf.
Wenn jemand eine Handlung begeht, die sich gegen die Gemeinschaft oder gegen einzelne Menschen richtet, so fragen sich die Zuni, ein südamerikanisches Volk von ‘Primitiven’: „Wie schlimm mag es jemand gehen, wie schlimm muß er sich gefühltl haben, um es nötig zu haben, solch eine Handlung zu begehen?" Aber wir sind ja zivilisiert; wir würden so etwas nie fragen.
Es ist selbstverständlich, daß dieser Mann, sofern er schuldig ist, nicht in einer normalen Gesellschaft leben kann. Nicht, weil er nicht soll, sondern weil er selbst es nicht kann. Warum aber sollten Kriminelle nicht in einer Art umzäunter Industriesied-lung in menschenwürdigen Umständen leben dürfen und dafür arbeiten, daß sie den angerichteten Schaden soweit möglich wiedergutmachen? Ist es besser, dafür zu bezahlen, daß man sie bestrafen kann? Haben wir nicht spätestens seit der Zeit der Prohibition in den USA, besonders in Chicago gelernt, daß Gefängnisstrafen keine abschreckende Wirkung haben? Und an den Entlassenen sehen wir, daß sie keine besseren Menschen geworden sind, nur weil sie diverse Jahre hinter Gittern waren, wo sie aus einer normalen Gesellschaft ausgegliedert sind, um dort zu lernen, wie sie in einer normalen Gesellschaft leben können. Die meisten Gefangenen (aber nicht alle!) sind aus Hilflosigkeit hinter Gittern. Müssen wir sie deshalb als Viecher ansehen und behandeln? Weil wir ja viel besser sind?
Aber das Problem ist ein anderes: Wie kommt es dazu, daß Menschen pädophil werden, warum werden Menschen ‘kriminell’? Wir wissen, daß die emotionellen Prägungen in der Kindheit gelegt werden, daß Bildungsmangel, aber auch emotionelle Lebensunfähigkeit eine Hauptursache für kriminellen Handlungen als auch beim Konsum von Drogen darstellen.
Ist es nicht makaber, daß wir uns einen feuchten Kehricht um die Erziehung von Kindern und Jugendlichen kümmern, daß es uns völlig gleichgültig ist, ob sie verkommen, welche Möglichkeiten der Staat ihnen bietet, welche Informationen er Eltern und Kindern gibt, um ihre Familie, ihre Umwelt zu verstehen, ja, daß wir uns noch nicht einmal um die Kinder in unserer Nachbarschaft kümmern wollen, aber dann, wenn sie in dieser Zeit Schäden davon getragen haben und kriminell werden, angeregt darüber diskutieren, wie lange wir sie nun dafür bestrafen dürfen? Um dann noch zu behaupten, wir seien zivilisiert und demokratisch.
Demokratie zeigt sich in dem Versuch, Minoritäten zu verstehen und in der Achtung, die die Menschen voreinander haben. Nein, verstehen heißt nicht akzeptieren. Wenn wir Achtung voreinander haben, sollten wir zwar den Menschen akzeptieren, getrennt von seiner Handlung, die wir nicht akzeptieren müssen, aber erst einmal zu verstehen versuchen sollten.
Wenn Fritzchen eine schlechte Note in Mathematik nachhause bringt, ist er deshalb kein schlechter Mensch, obwohl er eine schlechte Handlung zeigt. Wir müssen nun verstehen, warum er die schlechten Noten hat. Hat er Angst vor dem Lehrer, hat er Angst, dumm zu sein und zu versagen, weil ihm niemand hilft, oder mag er nicht zuhause sein, öffnet das Schulheft nicht und spielt nur noch Fußball. Erst wenn wir wissen, warum er schlecht rechnet und wenn wir seine Person dennoch akzeptieren, können wir ihm helfen, mit uns zu leben und sein Leben selbst meistern zu lernen. Das kann er nicht, wenn wir ihn ablehnen.
Wenn er Kirschen klaut, ist er zwar kriminell, aber nicht unbedingt ein schlechter Mensch. Wir können zur Polizei gehen. Aber wir können auch versuchen, den Jungen zu verstehen. Klaut er, weil er Hunger hat, weil er Abenteuer sucht, eine Heldentat vollbringen, eine Mutprüfung bestehen oder viel-leicht sein Ansehen bei einem Freund oder einer Freundin verbessern will, indem er ihnen Kirschen gibt? Sicher können wir ihn jetzt in den Keller sperren, als seine Besitzer haben wir das Recht, ihn zu bestrafen. Aber als Menschen, die nur miteinander und nicht gegeneinander leben können, sind wir verpflichtet, ihn zu verstehen, nur dann können wir ihm adäquate Möglichkeiten bieten, seine Bedürfnisse in einem sozialen Rahmen zufriedenzustellen.
Sicher, einen Pädophilen werden wir kaum ändern können. Seine Emotionen sind bereits in seiner Kindheit zerstört worden. Er kann weder Zuneigung noch Liebe empfinden und erlebt sich stattdesen in der Ausübung von mehr oder weniger sadistisch besetzter Gewalt gegenüber Schwächeren, bevorzugt eben Kindern. Wir können besten-falls dafür sorgen, daß er seinen verkorksten Trieben nicht mehr freien Lauf lassen, dabei aber noch einigermaßen menschenwürdig und nützlich leben kann.
Aber wenn wir sehen, daß er in seiner Kindheit und Jugend so geprägt wurde, dann könnten wir doch wohl versuchen, weitere solche Prägungen zu verhindern. Wir können auf Staat und Medien einwirken, umfangreichere und bessere Infomationen über Erziehung und die emotionelle Entwicklung von Kindern zu bringen, in der Schule das Verständnis anderer Menschen zu lehren und in unserer Nachbarschaft darauf zu achten, ob die Kinder leben können und wie sie leben.
Ganz bestimmt aber können wir in unserer Umgebung auch selbst etwas tun. Zu-mindest können wir versuchen, unsere Mitmenschen zu verstehen. Das ist mir immer wieder in Gesprächen und Diskussionen aufgefallen und das habe ich auch in den Foren gesehen, wo man doch nun wirklich genug Zeit hat, sich eine Antwort zu überlegen, daß viele Leute sich angegriffen fühlen, ihre Meinungen durchsetzen wollen und nicht bereit sind, darauf zu achten, was der Andere sagen will, wo ihn der Schuh drückt, oder wo man ihm helfen kann.
Doch weit mehr hat mich etwas anderes gestört: Es wurde nur noch über die Bestrafung gesprochen und niemand hat den Mund aufgemacht, um etwas anderes zu sagen, auf das Problem der Kinder hinzuweisen oder darauf hinzuweisen, daß die Bestrafung nicht hilft, oder daß man selbst etwas unternehmen kann. Als guterzogene Bürger haben alle hübsch brav den Mund gehalten. Es reicht ja, wenn man auf den Pädophilen schimpft. Und genau deswegen gibt es Pädophile.
Warum wohl konnte der Mann Jahre lang Kinder belästigen und hier pronographische Filme mit zwanzig Kindern drehen? Weil jeder hübsch brav den Mund hielt. Erzähle mir niemand, daß der Mann nicht mit Kindern gesehen worden wäre. Wenn jemand oft mit Kindern in sein Haus oder sein Hotel geht, interessiert sich niemand dafür, was er wirklich macht. Ob er Zeichenunterricht oder Sprachunterricht gibt, ob er Klotzspiele ausprobiert oder vielleicht Reaktionen bei einem Computerspiel mißt. Nein, es interessiert keinen, was er wirklich macht.
Nur hinter der Hand tuschelt man, daß das bestimmt ein Pädophiler ist, ganz gleich, was er wirklich tut. Und dann schaut man schnell weg. Was interessieren uns die Kinder, sind ja nicht unsere. Und der Mann ist natürlich ein ganz schlimmer, gleich, was er macht, da sind wir doch viel bessere Menschen, nicht wahr? Dieses Wissen reicht uns. Nur nicht einmischen. wir wollen damit ja nichts zu tun haben, nur nicht den Mund aufmachen, das könnte vielleicht sogar noch zu Unannehmlichkeiten führen. Und wenn der Pädophile dann ohne irgendeine Mithilfe von uns von der Polizei gefaßt wird, dann endlich können wir uns den Mund darüber fusselig reden, wie er bestraft, verstümmelt und umgebracht werden sollte. Denn dann kann er uns ja nichts mehr tun.
Nur schade, daß die anderen, die wir mit Kindern sehen, nicht gefaßt werden, wie schön hätten wir uns den Mund darüber zerreißen können, wie man sie bestrafen könnte. Nur nie einmischen und den Mund halten. Was könnte uns nicht alles passieren, wenn wir öfter einen Mann mit einem oder gar mit verschiedenen Kindern sehen, ihn ansprechen und fragen, ob das seine Kinder sind. Nur nicht einmischen. Und schon gar nicht ein Foto schießen oder der Freundin sagen, sie soll sich einmal näher erkundigen oder gar eine Nachricht zum Übersetzer bringen. Das könnte sogar noch Geld kosten, für ein ganz fremdes Kind. Wo das doch überhaupt kein Vergnügen bringt und wir ansonsten mit anderen Menschen gar nichts zu tun haben wollen, wenn sie kein Vergnügen bringen oder wir noch nicht einmal herzhaft über sie herziehen können. Schließlich wollen wir in Freiheit leben.
Sind nicht viele von uns in Thailand, weil das Leben in Deutschland zu kalt, zu unpersönlich und zu automatisch geworden ist? Weil es unter behördlicher Aufsicht und nach strengsten Normen, auf Sekunde und Millimeter genau an der Kreuzung, an der Stechuhr, vom Chef, der Gemahlin und den Läden begrenzt wird, weil es kein Miteinander mehr gibt? Und sind dann so hilflos, daß wir dieses Leben hier genauso fortführen?
Sicher erinnern sich einige an die Gruppe Deutscher, die eine griechische Insel kauften, weil das Leben unter der dortigen Sonne mit den freundlichen Griechen und in der freien Natur viel schöner, viel freier ist. Doch als gute Deutsche begannen sie dieses freie Leben mit einer Verfassung. Besucher sollten nur einmal im Jahr mit vorheriger Genehmigung von den Häuptern der deutschen Insel griechischer Nation erlaubt sein, Griechen sollten die Insel überhaupt nicht betreten dürfen, Fahrten zum Festland einer vorherigen Genehmigung bedürfen, Fernsehen und Videofilme verboten sein usw. Das war zwar aus Gewohnheit sehr deutsch, jedoch sicherlich nicht sehr frei.
Bedingt durch die bekannte Sprachbarriere als auch durch kulturelle und mentale Unterschiede ist unsere Kommunikation begrenzt. Aber wir müssen auch zugeben, daß es von außen her nur wenige Eingriffe in unser Leben gibt und wir uns frei und ungezwungen bewegen können, behindert nur von unserer Angst, von anderen Menschen beurteilt und abgelehnt zu werden.
Wie wär’s, wenn wir selbst erst einmal anfangen, anderen Menschen Achtung entgegenzubringen und versuchen, sie zu verstehen, bevor wir sie verurteilen und wenn wir unsere Meinung offen vertreten?
Was diese Überlegungen sollen, wozu sie gut sind? Sie haben zunächst einmal zwei Ergebnisse, nämlich daß wir offensichtlich noch nicht in der Lage sind, demokratisch zu leben, und aber doch darum bemühen sollten; der Versuch ist nicht strafbar.
Und für Internetforen und andere Diskussionsgruppen bedeutet das, daß wenigstens ein Teilnehmer die Rolle eines Diskussionsleiters oder eines humanen Gewissens übernehmen sollte, um bei einer Schieflage Erklärungen abzugeben, möglichst erläuternd zu schlichten (und nur notfalls zu eliminieren) wenn Streithähne aneinandergeraten. Denn die Foren bieten eine hervorragende Kommunikations- und Verständnismöglichkeit, aber das Verständnis sollte auch angeboten und versucht werden.
Gruß gad
P.S. Ich weiß, daß ich mich mit diesem Beitrag nicht gerade beliebt gemacht habe. Es stört mich auch nicht, wenn ich beschimpft werde. Aber es ist auch nicht verboten, diesen Beitrag zu verstehen, bevor geschimpft wird.
In Thairoberts Forum ist ein interessanter Beitrag auszugsweise von einem Member reingestellt worden,ich setz ihn auch mal hier rein und dann von einem anderen Member beantwortet.
Von dem Peter(le),dem Oberlehrer,der auch hier nur Mist erzählt hatte.Auch habe ich dort geantwortet.
Was haltet ihr von seiner Meinung?
........................
Ein Pädophiler im Internetforum ( von Victor Schluff)
Im Laufe der vergangenen Jahre sind in aller Welt Internet - Foren entstanden, in denen Menschen mit gemeinsamen Interessen Informationen und Gedanken austauschen, sich unterhalten. Man sollte sich darüber freuen, weil mehr Information mehr Wissen bedeutet. Doch es entstehen auch Probleme.
Nachdem ich dazu aufgefordert wurde, ging ich in eines der Internet - Foren, die sich mit Thailand und Südostasien beschäftigen. Hier waren viele verschiedene Informationen zu finden. Nachrichten, Neuigkeiten, Berichte, Erzählungen, Witze und Unterhaltung, die meiner Meinung nach noch etwas zu kurz kam. Hier fanden sich viele Besucher, die sich Informationen holten und Berichte lasen, aber verhältnismäßig wenige Leute, die einen Bericht oder eine eigene Meinung einsetzten, ein Problem zur Diskussion stellten, oder an einer Diskussion teilnahmen. Man bevorzugt, zu konsumieren, statt aktiv teilzunehmen und etwas zu tun.
Das erklärt sich zum Teil aus der Auswahl der Themen, die bevorzugt konsumiert werden. So erreichte ein Leserbrief mit dem Titel: „Meine lieben farang!" insgesamt acht Leser und keine Antwort. Es handelte sich um eine Satire, was aber nicht aus dem Titel hervorging. Die Meinung der Thailänder über ihre Gäste scheint nicht gefragt zu sein. Der Titel: „Freier Sex für 500 Baht" erreichte hingegen 56 Leser und eine Antwort, übri-gens auch eine Satire. Aber es würde ein völlig verkehrtes Bild entstehen, wenn nicht noch einige weitere Themen genannt werden: „Das vergessene Wohl des Volkes", acht Leser, keine Antwort; „Aufklärung mit der Killerbiene", zwölf Leser, keine Antwort; „Mit Kindern nach Thailand", 86 Leser, zehn Antworten; Neues bei der Einreise", 293 Leser, 34 Antworten; „Der peinlichste Auftritt in Südostasien", 303 Leser, 27 Antworten; „Asien im TV", 681 Leser; „Rätsel", 1.798 Leser.
Daraus geht hervor, daß politische Information so gut wie nicht gesucht wird, aber erstaunlicherweise auch Sex nur eine untergeordnete Bedeutung hat, sondern nützliche Informationen gefragt sind, und daß von den Konsumenten mit Abstand an oberster Stelle nette Unterhaltung gesucht wird, zum Vertreiben der scheinbar überflüssigen und störenden Zeit zwischen Essen und Schlafen. Das widerspricht dem ursprünglichen Gedanken, daß die Leute, die in solche Foren hineingehen, einen Gedankenaustausch, Kontakte oder Gemeinsamkeiten mit anderen Menschen suchen.
Der überwiegende Teil sucht eine Bequemlichkeit, für die er nichts tun oder geben will. ‘Sollen die Anderen etwas für mich tun, ich hab’ das doch nicht nötig’, suggeriert diese Einstellung dem Betrachter. Aber vielleicht zehn Prozent der Teilnehmer sind aktiv und man ist versucht, anzunehmen, daß wenigstens diese Leute versuchen, sich zu verstehen und eine Gemeinsamkeit zu bilden. Deswegen ist man verwundert über so manche Aggression, die ohne irgendeinen ersichtlichen Grund in den Antworten und manchen Diskussionen erscheint.
Dabei muß angemerkt werden, daß die Betreiber dieses Forums äußerst aktive idealistische Thailand - Enthusiasten sind, die auf Sauberkeit als auch auf eine friedliche Stimmung achten und Aggressionen weitgehend aus dem Forum heraushalten. Es ist verständlich, das dies nicht immer gelingt, auch wenn sie unverzüglich auf unqualifizierte Angriffe reagieren und klärend auf kritische Mitteilungen eingehen. Sie selbst bemühen sich um ein friedliches und interaktives Umfeld, indem sie auch auf Informati-onssuche und Hilferufe eingehen und mit eigenen Beiträgen und Anregungen eine positive Grundstimmung schaffen.
Das ist nicht in jedem Forum so. Ich wurde aufgefordert, ein anderes Forum zu besuchen und arbeitete mich einige Stunden durch die Themen und Mitteilungen. Es entstand der Eindruck, daß es sich hier um eine Gruppe alter Freunde handelt, die sich schon seit langer Zeit kennen. Hier schien der Unterhaltungssektor vorrangig zu sein, ein lustiger, zeitverschobener Kaffeeklatsch unter Freunden mit einigen guten Einfällen, von einigen Mitgliedern spaßeshalber das Laberforum genannt.
Es machte auf weiten Strecken einen anspruchslosen Eindruck, schien mir aber doch dem Freundeskreis eine positive Unterhaltung und etwas Abwechslung in den Alltag zu bringen, wenn mir auch einige Bemerkungen über Frauen oder unbeliebte Personen etwas grob erschienen, aber daran habe ich mich gewöhnt, daß mir solche Äußerungen nicht passen, obwohl sie doch weitgehend üblich zu sein scheinen.
Doch dann geriet ich an ein neues Thema: „Wieder ‘mal ein Deutscher verhaftet", hieß ein Titel. Es handelte sich um einen älteren Mann, der schon öfter in Thailand war und bei dem nun Kinderpornos gefunden wurden. Er wird beschuldigt, Pornofilme mit mindestens zwanzig Kindern hergestellt und diese dabei sexuell belästigt zu haben.
Nach der Beschreibung des Tatverdachtes und der ersten Entrüstung konzentrierten sich die Zuschriften darauf, wie man ihn bestrafen kann, wie er wohl gequält wird, rechnete sich aus, daß er wohl am besten zu zwanzig mal dreißig Jahren Haft verurteilt wird, 260 Jahre hinter Gittern sitzen und nie wieder unter die Menschheit kommen darf (was impliziert, daß es hinter Gittern keine gibt), daß man ihn durchlöchern soll und ein Mitglied beklagt sich: „Die Viecher (i.e. Gefangene) werden echt mit Samthandschuhen behandelt", wie er von einer ihm bekannten Gefangenenbetreuerin gehört hat.
Sicher, wenn man von Kindesmißhand-lung oder Kinderpornos hört, ist man betroffen oder auch empört. Wegen des Geschehens und vielleicht auch, weil diese Leute für den miesen Ruf der ‘Farang’ in Thailand sorgen. Doch dann ereifert man sich in den Gedanken, wie der Täter bestraft wird, wie man ihn quälen oder mißhandeln sollte.
Während ich dies las, sah ich blauen Dunst aufsteigen, durch den hindurch ich in der Ferne fremde Figuren mit Ochsenhornhelmen, Bärenfellschilden und hoch erhobenen Äxten, Speeren und Schwertern sah. Eine sehr große und dunkle Figur hatte auf ihrem Haupt zwei Knochen kreuzweise zusammengebunden und ein hagerer Schamane hielt einen Stab mit einem Totenkopf. Sie schleppten halbnackte Sklavinnen mit sich. Als der Dunst sich ganz langsam zu lichten begann, bildeten die Figuren einen riesigen Kreis, deren hinterer Teil nicht mehr erkenntlich war, bis die Leute wieder nach vorne kamen. Es waren unendlich viele Leute, aber es waren immer dieselben, nur das Äußere, die Kleidung, veränderte sich.
Je länger dieser Kreis sich drehte, desto mehr schienen diese Gespenster sich der Gegenwart zu nähern. Ritter erschienen mit geraubtem Gold und Sklaven, Priester mit einem glücklichen Gesicht kamen von Hexenverbrennungen, Mönche mit Folterwerkzeugen von Gottesgerichten, Adlige erschienen mit Leibeigenen, gefolgt von fettleibigen Grubenherren, Diplomaten und Generälen. Großindustrielle kamen mit Staatschefs und Ministern einher, Soldaten mit Stahlhelmen, politische Soldaten mit schwarzen Uniformen, segnende Priester an ihrer Seite. Richter trugen gemessenen Schrittes ihre Selbstherrlichkeit, geschickt ihre blutigen Schuhe unter den Talaren verbergend, gefolgt von Politikern, die vergeblich ihre vollen Taschen zu verbergen suchten.
Nach ihnen erschienen viele geifernde Schaulustige von Massenhinrichtungen, Polizisten mit Volksvertretern und Beamten und ihnen zujubelnde Menschenmassen, Angestelltenverbände, Arbeiterkolonnen, Hausfrauen und Schulkinder kamen, die klagten, sie könnten nicht aus dem Kreis ausbrechen, denn sie hätten alle die gleiche Gesinnung. Als der Dunst sich lichtete, sah ich auf der Straße die Menschen gehen, die immer noch dieselben waren, aber sie waren gegenständlich, real und vollkommen normal.
So wie die Leute aus dem Forum, keine schlechten Menschen, keine Verbrecher, niemand, der etwas Böses wollte. Freunde, die sich angeregt miteinander unterhielten und scherzten. Manche waren vielleicht etwas aggressiv, weil sie glaubten, sich wehren oder sich behaupten zu müssen. Einige waren tonangebend und sammelten ihre Jünger, denen sie sagten, was sie zu tun haben und die anderen waren freundlich und ruhig und keiner widersprach. Sie waren eben vollkommen normal. So, wie wir unsere Gesellschaft erleben, wie es die Norm ist.
Dann fiel mir ein, daß es in unserer Gesellschft normal ist, nicht miteinander leben zu können, daß im Verlaufe der letzten einhundert Jahre knapp eine halbe Milliarde normaler Menschen durch normale Menschen geschlachtet wurde, daß Ehepaare, Familien und sogenannte Freundeskreise miteinander streiten, sich gegeneinder wehren, auch wenn niemand angreift, daß jeder versucht, sich zu behaupten, sich durchzusetzen, daß aber niemand versucht, einen anderen Menschen zu verstehen, als ginge es im Leben nur darum, die Befriedigung der eigenen, noch nicht einmal klar erkannten Bedürfnisse durchzusetzen. Das war es, was ich selbst bei dieser positiven Freundesgruppe empfunden hatte.
Da fehlte etwas. Da war das Bedürfnis, sich zu wehren, sich zu rächen, zu urteilen und zu bestrafen, aber keine Bereitschaft, zu verstehen. Man hatte einen Täter, an dem man sich rächen und erfreut über die denkbar möglichen Strafen diskutieren konnte.
Völlig nebensächlich waren die Opfer. Wen interessieren die schon. Niemand hat sich Gedanken gemacht, wie es ihnen gehen mag oder wie man ihnen helfen kann. Auch der Gedanke, wie man solche Taten verhindern kann, kam nicht auf.
Wenn jemand eine Handlung begeht, die sich gegen die Gemeinschaft oder gegen einzelne Menschen richtet, so fragen sich die Zuni, ein südamerikanisches Volk von ‘Primitiven’: „Wie schlimm mag es jemand gehen, wie schlimm muß er sich gefühltl haben, um es nötig zu haben, solch eine Handlung zu begehen?" Aber wir sind ja zivilisiert; wir würden so etwas nie fragen.
Es ist selbstverständlich, daß dieser Mann, sofern er schuldig ist, nicht in einer normalen Gesellschaft leben kann. Nicht, weil er nicht soll, sondern weil er selbst es nicht kann. Warum aber sollten Kriminelle nicht in einer Art umzäunter Industriesied-lung in menschenwürdigen Umständen leben dürfen und dafür arbeiten, daß sie den angerichteten Schaden soweit möglich wiedergutmachen? Ist es besser, dafür zu bezahlen, daß man sie bestrafen kann? Haben wir nicht spätestens seit der Zeit der Prohibition in den USA, besonders in Chicago gelernt, daß Gefängnisstrafen keine abschreckende Wirkung haben? Und an den Entlassenen sehen wir, daß sie keine besseren Menschen geworden sind, nur weil sie diverse Jahre hinter Gittern waren, wo sie aus einer normalen Gesellschaft ausgegliedert sind, um dort zu lernen, wie sie in einer normalen Gesellschaft leben können. Die meisten Gefangenen (aber nicht alle!) sind aus Hilflosigkeit hinter Gittern. Müssen wir sie deshalb als Viecher ansehen und behandeln? Weil wir ja viel besser sind?
Aber das Problem ist ein anderes: Wie kommt es dazu, daß Menschen pädophil werden, warum werden Menschen ‘kriminell’? Wir wissen, daß die emotionellen Prägungen in der Kindheit gelegt werden, daß Bildungsmangel, aber auch emotionelle Lebensunfähigkeit eine Hauptursache für kriminellen Handlungen als auch beim Konsum von Drogen darstellen.
Ist es nicht makaber, daß wir uns einen feuchten Kehricht um die Erziehung von Kindern und Jugendlichen kümmern, daß es uns völlig gleichgültig ist, ob sie verkommen, welche Möglichkeiten der Staat ihnen bietet, welche Informationen er Eltern und Kindern gibt, um ihre Familie, ihre Umwelt zu verstehen, ja, daß wir uns noch nicht einmal um die Kinder in unserer Nachbarschaft kümmern wollen, aber dann, wenn sie in dieser Zeit Schäden davon getragen haben und kriminell werden, angeregt darüber diskutieren, wie lange wir sie nun dafür bestrafen dürfen? Um dann noch zu behaupten, wir seien zivilisiert und demokratisch.
Demokratie zeigt sich in dem Versuch, Minoritäten zu verstehen und in der Achtung, die die Menschen voreinander haben. Nein, verstehen heißt nicht akzeptieren. Wenn wir Achtung voreinander haben, sollten wir zwar den Menschen akzeptieren, getrennt von seiner Handlung, die wir nicht akzeptieren müssen, aber erst einmal zu verstehen versuchen sollten.
Wenn Fritzchen eine schlechte Note in Mathematik nachhause bringt, ist er deshalb kein schlechter Mensch, obwohl er eine schlechte Handlung zeigt. Wir müssen nun verstehen, warum er die schlechten Noten hat. Hat er Angst vor dem Lehrer, hat er Angst, dumm zu sein und zu versagen, weil ihm niemand hilft, oder mag er nicht zuhause sein, öffnet das Schulheft nicht und spielt nur noch Fußball. Erst wenn wir wissen, warum er schlecht rechnet und wenn wir seine Person dennoch akzeptieren, können wir ihm helfen, mit uns zu leben und sein Leben selbst meistern zu lernen. Das kann er nicht, wenn wir ihn ablehnen.
Wenn er Kirschen klaut, ist er zwar kriminell, aber nicht unbedingt ein schlechter Mensch. Wir können zur Polizei gehen. Aber wir können auch versuchen, den Jungen zu verstehen. Klaut er, weil er Hunger hat, weil er Abenteuer sucht, eine Heldentat vollbringen, eine Mutprüfung bestehen oder viel-leicht sein Ansehen bei einem Freund oder einer Freundin verbessern will, indem er ihnen Kirschen gibt? Sicher können wir ihn jetzt in den Keller sperren, als seine Besitzer haben wir das Recht, ihn zu bestrafen. Aber als Menschen, die nur miteinander und nicht gegeneinander leben können, sind wir verpflichtet, ihn zu verstehen, nur dann können wir ihm adäquate Möglichkeiten bieten, seine Bedürfnisse in einem sozialen Rahmen zufriedenzustellen.
Sicher, einen Pädophilen werden wir kaum ändern können. Seine Emotionen sind bereits in seiner Kindheit zerstört worden. Er kann weder Zuneigung noch Liebe empfinden und erlebt sich stattdesen in der Ausübung von mehr oder weniger sadistisch besetzter Gewalt gegenüber Schwächeren, bevorzugt eben Kindern. Wir können besten-falls dafür sorgen, daß er seinen verkorksten Trieben nicht mehr freien Lauf lassen, dabei aber noch einigermaßen menschenwürdig und nützlich leben kann.
Aber wenn wir sehen, daß er in seiner Kindheit und Jugend so geprägt wurde, dann könnten wir doch wohl versuchen, weitere solche Prägungen zu verhindern. Wir können auf Staat und Medien einwirken, umfangreichere und bessere Infomationen über Erziehung und die emotionelle Entwicklung von Kindern zu bringen, in der Schule das Verständnis anderer Menschen zu lehren und in unserer Nachbarschaft darauf zu achten, ob die Kinder leben können und wie sie leben.
Ganz bestimmt aber können wir in unserer Umgebung auch selbst etwas tun. Zu-mindest können wir versuchen, unsere Mitmenschen zu verstehen. Das ist mir immer wieder in Gesprächen und Diskussionen aufgefallen und das habe ich auch in den Foren gesehen, wo man doch nun wirklich genug Zeit hat, sich eine Antwort zu überlegen, daß viele Leute sich angegriffen fühlen, ihre Meinungen durchsetzen wollen und nicht bereit sind, darauf zu achten, was der Andere sagen will, wo ihn der Schuh drückt, oder wo man ihm helfen kann.
Doch weit mehr hat mich etwas anderes gestört: Es wurde nur noch über die Bestrafung gesprochen und niemand hat den Mund aufgemacht, um etwas anderes zu sagen, auf das Problem der Kinder hinzuweisen oder darauf hinzuweisen, daß die Bestrafung nicht hilft, oder daß man selbst etwas unternehmen kann. Als guterzogene Bürger haben alle hübsch brav den Mund gehalten. Es reicht ja, wenn man auf den Pädophilen schimpft. Und genau deswegen gibt es Pädophile.
Warum wohl konnte der Mann Jahre lang Kinder belästigen und hier pronographische Filme mit zwanzig Kindern drehen? Weil jeder hübsch brav den Mund hielt. Erzähle mir niemand, daß der Mann nicht mit Kindern gesehen worden wäre. Wenn jemand oft mit Kindern in sein Haus oder sein Hotel geht, interessiert sich niemand dafür, was er wirklich macht. Ob er Zeichenunterricht oder Sprachunterricht gibt, ob er Klotzspiele ausprobiert oder vielleicht Reaktionen bei einem Computerspiel mißt. Nein, es interessiert keinen, was er wirklich macht.
Nur hinter der Hand tuschelt man, daß das bestimmt ein Pädophiler ist, ganz gleich, was er wirklich tut. Und dann schaut man schnell weg. Was interessieren uns die Kinder, sind ja nicht unsere. Und der Mann ist natürlich ein ganz schlimmer, gleich, was er macht, da sind wir doch viel bessere Menschen, nicht wahr? Dieses Wissen reicht uns. Nur nicht einmischen. wir wollen damit ja nichts zu tun haben, nur nicht den Mund aufmachen, das könnte vielleicht sogar noch zu Unannehmlichkeiten führen. Und wenn der Pädophile dann ohne irgendeine Mithilfe von uns von der Polizei gefaßt wird, dann endlich können wir uns den Mund darüber fusselig reden, wie er bestraft, verstümmelt und umgebracht werden sollte. Denn dann kann er uns ja nichts mehr tun.
Nur schade, daß die anderen, die wir mit Kindern sehen, nicht gefaßt werden, wie schön hätten wir uns den Mund darüber zerreißen können, wie man sie bestrafen könnte. Nur nie einmischen und den Mund halten. Was könnte uns nicht alles passieren, wenn wir öfter einen Mann mit einem oder gar mit verschiedenen Kindern sehen, ihn ansprechen und fragen, ob das seine Kinder sind. Nur nicht einmischen. Und schon gar nicht ein Foto schießen oder der Freundin sagen, sie soll sich einmal näher erkundigen oder gar eine Nachricht zum Übersetzer bringen. Das könnte sogar noch Geld kosten, für ein ganz fremdes Kind. Wo das doch überhaupt kein Vergnügen bringt und wir ansonsten mit anderen Menschen gar nichts zu tun haben wollen, wenn sie kein Vergnügen bringen oder wir noch nicht einmal herzhaft über sie herziehen können. Schließlich wollen wir in Freiheit leben.
Sind nicht viele von uns in Thailand, weil das Leben in Deutschland zu kalt, zu unpersönlich und zu automatisch geworden ist? Weil es unter behördlicher Aufsicht und nach strengsten Normen, auf Sekunde und Millimeter genau an der Kreuzung, an der Stechuhr, vom Chef, der Gemahlin und den Läden begrenzt wird, weil es kein Miteinander mehr gibt? Und sind dann so hilflos, daß wir dieses Leben hier genauso fortführen?
Sicher erinnern sich einige an die Gruppe Deutscher, die eine griechische Insel kauften, weil das Leben unter der dortigen Sonne mit den freundlichen Griechen und in der freien Natur viel schöner, viel freier ist. Doch als gute Deutsche begannen sie dieses freie Leben mit einer Verfassung. Besucher sollten nur einmal im Jahr mit vorheriger Genehmigung von den Häuptern der deutschen Insel griechischer Nation erlaubt sein, Griechen sollten die Insel überhaupt nicht betreten dürfen, Fahrten zum Festland einer vorherigen Genehmigung bedürfen, Fernsehen und Videofilme verboten sein usw. Das war zwar aus Gewohnheit sehr deutsch, jedoch sicherlich nicht sehr frei.
Bedingt durch die bekannte Sprachbarriere als auch durch kulturelle und mentale Unterschiede ist unsere Kommunikation begrenzt. Aber wir müssen auch zugeben, daß es von außen her nur wenige Eingriffe in unser Leben gibt und wir uns frei und ungezwungen bewegen können, behindert nur von unserer Angst, von anderen Menschen beurteilt und abgelehnt zu werden.
Wie wär’s, wenn wir selbst erst einmal anfangen, anderen Menschen Achtung entgegenzubringen und versuchen, sie zu verstehen, bevor wir sie verurteilen und wenn wir unsere Meinung offen vertreten?
Was diese Überlegungen sollen, wozu sie gut sind? Sie haben zunächst einmal zwei Ergebnisse, nämlich daß wir offensichtlich noch nicht in der Lage sind, demokratisch zu leben, und aber doch darum bemühen sollten; der Versuch ist nicht strafbar.
Und für Internetforen und andere Diskussionsgruppen bedeutet das, daß wenigstens ein Teilnehmer die Rolle eines Diskussionsleiters oder eines humanen Gewissens übernehmen sollte, um bei einer Schieflage Erklärungen abzugeben, möglichst erläuternd zu schlichten (und nur notfalls zu eliminieren) wenn Streithähne aneinandergeraten. Denn die Foren bieten eine hervorragende Kommunikations- und Verständnismöglichkeit, aber das Verständnis sollte auch angeboten und versucht werden.
Gruß gad
P.S. Ich weiß, daß ich mich mit diesem Beitrag nicht gerade beliebt gemacht habe. Es stört mich auch nicht, wenn ich beschimpft werde. Aber es ist auch nicht verboten, diesen Beitrag zu verstehen, bevor geschimpft wird.