Im Ghetto der Lust

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Pitcairn auf Sex- und Kulturreise quer durch Bangladesch

Wir erreichen Tangail von Dhaka aus in knapp drei Stunden Fahrt mit der Bangladesh Railway. Das ist nicht die schnellste, aber die bequemste und vielleicht auch die sicherste Art hierher zu reisen. Der Ort ist auch mit dem Überlandbus in der halben Zeit erreichbar, doch ich meide Busse hierzulande, wenn es nur irgendwie geht. Die Schienen wurden noch unter der Regie der Engländer gelegt. Jeden Schwellennagel kannst du von Hand aus dem morschen Holz ziehen. Seit hundert Jahren wurde nahezu keine Maintenance mehr gemacht. Hier, westlich des Megna Rivers, haben die Engländer ihre breitere Spurweite gelegt. Ziel war es, mit der Eisenbahn England und Indien zu verbinden. Bis zum Khyberpass an der afghanisch-pakistanischen Grenze fuhren Züge. Nur durch Afghanistan selbst, gab es kein Durchfahren. Sehenswert in kultureller Hinsicht sind in Tangail die historischen Gebäude Atiya Masjiid, Visitors Masjiid und Dhanbari Palace. Ein Rickshaw-Kuli karrt dich für einen zu vernachlässigenden Pauschalbetrag herum; dann kannst du alles abhaken. Doch ich bin aus anderen Gründen hier.

Stellvertretend für alle Grossbordelle in Bangladesch, habe ich mir Tangail ausgesucht, dessen Anfang bis auf das Jahr 1850 zurückgeht. Hier haben schon die Engländer während des Raj ihren Saft aus den Lenden geschüttelt.
Nachdem der Bordellkomplex Tanbazar in Narayanganj mit 3500 Mädchen, 20 Kilometer südlich von Dhaka gelegen, nach Protesten von Bürgergruppen und religiösen Interessengemeinschaften im Jahr 1999 aufgegeben wurde, rückte Tangail, 100 Kilometer nördlich der Hauptstadt zum grössten Sündenpfuhl im ganzen Lande auf. Auch hier versuchen fundamental religiöse Interessenkreise periodisch, die Zwangsräumung des Bordells wegen unsozialer Aktivitäten zu erreichen. In den Jahren 2010 und 2013 gab es insbesondere während des Ramadans Ausschreitungen. Auch Mitte 2014 wurde dem grossen Bordellstandort von Fundamentalisten vehement zugesetzt. Der scheinheilige Bürgermeister von Tangail, scheint als Mastermind hinter den Aktivitäten zu stecken. Mit der Begründung, die unsozialen Aktivitäten zu unterbinden und den Sündenpfuhl auszumisten zu wollen, wird auch die Volksmeinung geschürt. Während eines zweistündigen nächtlichen Stromausfalls im Juli 2014, drangen Widersacher ein und folterten und vergewaltigen einen Teil der Frauen, dass viele flüchten mussten. Mittlerweile ist wieder, wie schon so oft, Ruhe eingekehrt, nachdem kürzlich den Frauen sogar durch einen Entscheid des High Court Bank Sicherheit garantiert wurde. Doch wer die Willkür der Beamten und Rechtsvertreter dieser Nation kennt, weiss, dass selbst ein solches Urteil für die Liebesdienerinnen keine absolute Garantie ist. Das seit Jahren anhaltende Hin und Her zwischen Vertreibung und Rückkehr, dürfte weiter anhalten und das Thema Gewalt ist in Tangail noch lange nicht vom Tisch. Die öffentliche Hand ist befangen und kann oder will die Sicherheit nicht garantieren. Wie alle Bordelle in Bangla ist die Kandapotte-Strasse ein permanentes Ärgernis für radikale Islamisten und korrupte Behörden. Doch auch die Beamten wissen, dass die historische Kolonie nicht irgendein illegaler Slum ist. Die Protagonistinnen mit ihren Angehörigen lassen sich aus der Bordellstadt nicht so leicht vertreiben, zumal einige von ihnen legale Landtitel besitzen und demzufolge auch mittellose Prostituierte auf ihren winzigen Territorien dulden. Unter dem Titel Eliminierung der Illegalität, lässt sich Tangail-Brothel nicht einfach abfackeln oder niederwalzen. Die Frauen kehren zurück, immer und immer wieder!

Meine Reisekollegen zeigen kein Mehrheitsinterese, an meiner Sozialstudie teilzunehmen. Die braven Leute sind von anderem Schlage und vermutungsweise auch nicht ganz so versaut. Zeitlebens hat mir der Besuch von einschlägigen, schummrigen Orten, Rotlichtvierteln, Cabarets, Bordellen, Kontaktbars rund um den Globus Spass gemacht. Ich mag Bars, wo's nach Rauch riecht, dreckige alte Männer Whiskey trinken und einem guten Strip auf der Bühne zugucken. Ich verachte mich dafür, dass ich mich an solchen Orten wohl fühle. Als ortskundigen Begleiter und Übersetzer, greife ich kurzfristig auf Mandal zurück, den ich vor ein paar Tagen auf dem Campus der Universität in Dhaka anlässlich eines Gastreferats kennenlernte und mir wohlweislich seine Telefonnummer notierte. Ich hatte eine Vorahnung, dass ich eventuell bald einen befähigten Übersetzer brauchen werde. Er sprach mich an und bat mich um Unterstützung bei der Suche nach einem Job als Reiseführer. Sein passables Englisch hat er bei einem längeren Auslandaufenthalt bei seinem Bruder in London gelernt - sagt er. Ob's wirklich stimmt, Allah only knows. Ein Glücksgriff für mich, wie sich bald herausstellen wird. Zeitlebens habe ich bei der Rekrutierung von Personal mehrheitlich ein gutes Händchen gehabt. Auch bei der Zusammenstellung von Reiseteams hat es oft gut geklappt. Über die Erfahrungen beim Evaluieren von Reiseteilnehmenden und das anschliessende Reisen mit einer zusammengewürfelten Schicksalsgemeinschaft, könnte ich allerdings nicht nur ein einziges Buch schreiben. Unglaublich wie die Menschen Travelling, Backpacking, Budget-Reisen unterschiedlich definieren und wie die Selbstwahrnehmung mit dem Fremdbild oft auseinanderklafft. Mehr darüber kannst du später in der über zweihundertseitigen Globalversion Ein Land im fortgeschrittenen Zerfall im Kapitel Jamaat entnehmen. Die Publikation im Forum wird in den kommenden Monaten erfolgen.


Prostitution ist ein beständiges Geschäft in Bangladesch und das Gewerbe keineswegs eine Randerscheinung. Über Jahrzehnte hinweg hat sich eine enorme Infrastruktur, auf dem schmalen Grat zwischen Illegalität und Duldung entwickelt. Wer sich nicht dafür interessiert, registriert in diesem islamischen Land nicht viel davon und alles geht dir links am Arsch vorbei. Doch wer über ein Sensorium verfügt und sich darum bemüht, schlägt hierzulande eine völlig neue Seite auf.

Das Bild in der Kandapotte-Strasse, präsentiert sich nicht anders als andere Strassen der Stadt. Unasphaltierte Wege mit vielen kleinen Shops. Es werden primär Groceries, Cha, Süssigkeiten und Haushaltswaren angeboten werden.
Es gibt alle Arten von einfachen Gebäuden, einstöckige, zweistöckige, mit unterschiedlichen Bedachungen. Eine Flut von Rickshaws und CNG's sorgt für ein permanentes Verkehrsaufkommen. Einige Hauszugänge sind mit Tüchern verhängt. Und das ist es, was der aufmerksame Beobachter wissen muss. Solche Sichtabgrenzungen gibt es in Bengalen nur, wenn man etwas zu verbergen hat. So haben während des Ramadan alle Verpflegungsstätten und Teestuben Vorhänge, weil dahinter auch tagsüber gegessen, getrunken und geraucht wird. Na, hallo, wo bleibt denn da die religiöse Moral?! Doch auch die sittliche Moral wird hier in dieser Stadt mit Füssen getreten und viele bengalischen Heuchler reisen eben gerade deswegen hierher an. Die Vorhänge öffnen sich manchmal einen Spalt, und Mädchen mit übertriebenem MakeUp schauen neugierig und auffordernd heraus.
Oft heben sie den Stoff auch nur ein wenig, um ihre Anwesenheit zu signalisieren. Ihre Saris und Salwar Kamiz's sind bunt und dekorativ, ihre Gesichter oft durchsichtig weiss geschminkt, ihre Lider mit kräftigen Farben hervorgehoben, und manchmal zieren handgemalte Henna-Muster ihre Haut oder funkelnde Steine ihre Nasenflügel. Wenn es Nacht wird, gibt es an diesen Häuserreihen keine bunten Lichter und Neonreklamen. Keine einladenden Leuchtschriften oder unzüchtigen Fotos von halbnackten Frauen wie auf der Reeperbahn, künden von der grossen Lust, die es hier zu erfahren gibt.
Zumindest verleihen tausende von Leuchtkäfer dem Ort eine dezente Verzierung.
In den ersten Momenten der zahlreichen Stromausfälle, die den Ort periodisch in alttestamentarische Finsternis taucht und die Freier wie ihre eigenen Schatten durch die engen Gassen huschen lassen, strahlen nur die Leuchtkäfer am Nachthimmel. In solchen Momenten ist eine griffbereite Taschenlampe sehr praktisch. Zunehmend flackern dann die ersten Kerzen und Petroleumlampen auf. Hier leben nicht nur die Prostituierten, die auf Bangla schnörkellos Sexworker genannt werden, sondern auch ihre Familien, bestehend aus den Kindern, der Mutter, den Geschwistern und den Grossmüttern. Ausser den Verwandten leben hier nur wenige Männer, denn die Väter der Kinder sind die Freier und die sind schon längst über alle Berge und eigentlich auch nicht für ihre Produktion verantwortlich. Einige Zuhälter gibt es auch und oft handelt es sich um die Ehemänner oder Bhalobhash's dieser Prostituierten. Die Bordelle hierzulande sind mehrheitlich anders organisiert und die Frauen managen sich und ihren Familienclan selber und kommen ohne schmarotzende Männer zurecht. Wird eine Frau zu alt für die Arbeit als Prostituierte, wird sie zur Zuhälterin der eigenen Kinder und hat dann oft ein paar Verschläge zu verwalten. Ist die Ammu auch dafür zu alt, wird sie zur Magd – sie kehrt den Hof, macht die Hütte sauber und ist für die Küche verantwortlich. Wenn es ganz schlecht kommt, geht sie betteln. Die Lebenserwartung einer Vaginalhülse ist kurz und schon bald werden ihre Überreste draussen vor der Stadt verscharrt.

Ich gehe zielstrebig voran, schiebe mit angespannten Nerven den roten Vorhang zur Seite und überschreite die Schwelle in eine Parallelwelt, in ein Labyrinth von eigenwillig düsterer Schönheit. Mandal bleibt mir dicht auf den Fersen; er fühlt sich für mich auch als Bodyguard verantwortlich. Vorerst bleibt alles still, bis sich jemand zeigt, der uns hereinwinkt. Hier reiht sich Gasse an Gasse, Hof an Hof, Hütte an Hütte, Wohnraum an Wohnraum. Die schmalen Verbindungswege sind derart eng, dass sich die Menschen beim Kreuzen aneinander reiben. Die Prostituierten stehen an Mauern gelehnt oder sitzen am Eingang ihrer Hütten und warten. Manchmal sind sie fordernd, ziehen mich am Kamerariemen oder kneifen mich in die Seite; andere warten teilnahmslos, ohne jeden Ausdruck am Boden hockend, auf was auch immer da kommen mag. Ich werde nicht so ganz schlüssig, ob die Mädchen unter Drogen stehen. Es ist im Moment nicht viel los und die Frauen warten der Dinge die da kommen.

Ich trinke einen Cha und komme mit Manju ins Gespräch, die hier herumsitzt; Mandal übersetzt, denn sie spricht erwartungsgemäss kein einziges Wort Englisch. Sie gibt mir Einblick in ihr Seelenleben und die schwierige Lebenssituation. Warum sie gerade bei mir auspackt, weiss ich nicht mit Bestimmtheit. Vielleicht ist sie froh, mit jemandem Aussenstehenden darüber zu reden und erhofft sich Hilfe oder einen Besuch in ihrer Kammer. Es ist schon ein paar Tage her, seit sich ein Freier für ihre verwelkenden Reize entschieden hat. Mit fünfunddreissig Jahren ist sie eine Veteranin und klar zu alt für dieses Gewerbe. Seit ihrem 14. Lebensjahr ist sie aktiv, doch jetzt ist die Luft endgültig raus. Manju ist mit sechs Kindern von verschiedenen Männern gestraft und drei ihrer Töchter machen ihr bereits bei der Arbeit Konkurrenz. Frühere Stammkunden melden sich immer seltener.
Oft sind die Girls gerade mal dreizehn Jahre alt, wenige sogar noch jünger, wenn sie mit dem Gewerbe beginnen. Ein offizielles Schutzalter mag es hierzulande geben, ist aber den wenigsten bekannt und kein Schwein interessiert sich dafür. Das gesetzliche Mindestalter zum Heiraten liegt bei 18, nicht aber das Mindestalter für religiöse und traditionelle Heiraten. Um die Töchter noch als Jungfrauen gut unterzubringen, werden sie von den Eltern meist früh unter die Haube gebracht. Ein Schutzalter, ab dem sexuelle Kontakte erlaubt sind, ist nirgendwo explizit im Gesetz verankert. In einer rechtlichen Auseinandersetzung würde man sich wohl beim Heirats-Mindestalter orientieren. Das alles steht jedoch nicht mit der Lebenspraxis hierzulande im Einklang und stinkt zum Himmel. Aber wenn man einen Ausländer damit einklagen und Dollars aus ihm rauspressen kann, sind die Behörden schnell bereit, gesetzliche Konstruktionen zu kreieren und anzuwenden. Rechtsungleichheit und Repression ist landesweit verbreitet. Es ist immer besser, hierzulande Differenzen mit ein paar Scheinen unter dem Tisch zu regeln, als in die Gesetzesmühlen zu geraten; es sei denn du heisst Gandhi und bist zum Märtyrer geboren.

Es wohnen nur wenige alte Frauen im Bordell. Die meisten werden vorzeitig von Krankheiten wie Medikamentenabusus, Fehlmedikation, HIV und Lues im dritten Stadium dahingerafft. Wen das Schicksal vorsieht, länger leben zu müssen, dem bleibt oft nur das Betteln in den Strassen. Manju aber lebt seit Geburt hier und dies bleibt ihr einziges Zuhause. Streit mit den Kolleginnen gibt es selten, und wenn dann, ist er meistens von der Polizei initiiert. Die uniformierten Männer kommen in das Bordell, suchen nach einem Anlass, um die Mädchen mitzunehmen. Im Arrest müssen sie ihnen dann gratis zur Verfügung stehen. Du verstehst?!
Viele Frauen hier, wurden von ihren Ehemännern oder den eigenen Eltern verkauft. Oft reisen Menschenhändler in rurale Gegenden, wohnen dort für ein paar Tage in den Dörfern. Schöne Mädchen werden mit gut bezahlten Jobs als Hausmädchen, Ayah oder Bürokraft geködert und in die Stadt gelockt. Oft hat der Vater keine Arbeit und kann die vielen Mäuler nicht ernähren und ist froh, wenn ein Mädchen weniger ihre Paratha in die Dal-Schüssel tunkt. Sie hält es für ihre Pflicht, die Familie zu unterstützen und geht bereitwillig mit, in die unbekannte Fremde, in die erhoffte Zukunft. Nach wenigen Tagen wird die Jungfrau vom neuen Hausherr erstmals vergewaltigt, wieder und immer wieder. Doch sie sagt nichts, nur damit sie ihrer Familie Geld schicken kann. Sie weint nur in der Nacht, wenn es niemand sieht. Eine Rückkehr ist ausgeschlossen. Der Vater kann sie nicht mehr verheiraten, trotz einer Mitgift, er würde sie aus der Familie verstossen, aus Angst, andere Dorfbewohner würden seine Familie meiden. In der Kultur von Bangla geht es eben zu wie in der Tierwelt. Ist das Vögelchen einmal aus dem Nest gefallen und ein Spaziergänger hat den Piepmatz von Hand ins schützende Nest zurückgelegt, will ihn die Mami nicht mehr zurück. Der gesellschaftliche Druck in einem islamischen Land ist derart enorm, dagegen scheint der Schritt in die Prostitution viel kleiner, vielleicht sogar die einzige mögliche Option. Der Koran ist eben mehr als nur eine Religion, es ist eine Staatsideologie und eine strenge Gesellschaftsordnung, die in den hintersten Winkel ins Privatleben seiner Bürger eindringt.

Es stinkt nach Schweiss, Fäkalien, Müll und beissendem Rauch; irgendwo schwelt ein Feuer und es wird Kunststoff verbrannt. Die Abfalltrennung hat hier noch nicht allzu viele Nachahmer gefunden. Jegliche Art von Unrat und gebrauchte Kondome, liegen im Abwasserkanal begleitet von beissendem Uringestank. Ein Bube fummelt an seinem Abszess herum und drückt den Eiter raus, seine Füsse stecken in zwei unterschiedlich Plastiksandalen. Eine fette Kröte schleppt sich behäbig durch die Teehütte. Epidemes Grauen überkommt mich. Ein kleines Mädchen kratzt mit ihren schmutzigen Fingern die letzten essbaren Reste von der Innenseite der Schale ab und steckt sich diese in den Mund. Dann dreht sie sich um und lächelt mich an, dass es mir fast das Herz zerreisst. Das unschuldige Mädchen, ich schätze sie auf sechs Jahre, hat noch nicht begriffen, welche Wendung ihr Schicksal genommen hat. Noch könnte man sie und ihre Zukunft retten.

Bei den Sex Workerinnen ist das Steroid Oradoxon stark verbreitet. Minderjährige schlucken diese bevorzugte Droge um das wahre Alter zu verschleiern, denn die Pille lässt sie älter aussehen. Doch das wäre eigentlich gar nicht nötig, besitzen doch die wenigsten Mädchen eine Geburtsurkunde und können ihr Geburtsdatum bei Polizeikontrollen nach Belieben selber festlegen. Ältere Dirnen nehmen das Präparat, um nach bengalischem Schönheitsideal süsser, üppiger und attraktiver auszusehen und möglichst viele Freier anzulocken. Das Präparat wird von der Pharmaindustrie für Tiere hergestellt und Bauern verfüttern es an ihre Kälber, um sie fetter zu machen. Dementsprechend verheerend sind die gesundheitlichen Folgen bei Menschen. Das Präparat macht süchtig und die Nebenwirkungen reichen vom Bluthochdruck über Hautauschlag bis zum Leberversagen und Krebs. Doch ist es nicht eine Gnade des Schicksals, sich unter diesen Umständen und Perspektiven möglichst früh aus dem Leben verabschieden zu dürfen? Bei diesem Karma kann ein Mädchen gar nicht früh genug auf den Friedhof landen.

Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass das Gehirn eines Mannes, durchschnittlich alle sechs Minuten ein erotisches Bild produziert. Bei mir erscheint das Picture mit wiederkehrender Regelmässigkeit schon alle zwei Minuten. Ich will jetzt handeln, schliesslich gehört zur theoretischen Sozialstudie auch ein Praktikumsteil.
Für wohlfeile US$ 2 kann ich hier in dieser Komfortstation bei einer Auswahl von über 1500 Mädchen mein Skrotum durchladen. Das ist ein ziemlich nettes Angebot, selbst für einen männlichen Budget-Traveller, der auch gelegentlich einen Absaften muss. Mit Sicherheit zahlen Einheimische noch einmal viel weniger. Doch das beisst mich nicht. Ich betrachte meinen Obolus auch als Entwicklungshilfebeitrag und ich begrüsse die Hilfe vor Ort.
Doch weil es sich bei meinem Report auch um einen Ergänzungsbericht zum Lonely-Planet Reisehandbuch für den unzimperlichen Single Male handelt, sei der Vollständigkeit halber erwähnt, dass die meisten Frauen hier nicht unseren Schönheitsvorstellungen entsprechen. Dennoch sind bei dieser grossen Auswahl einige Perlen darunter – du musst dir nur die Zeit nehmen, sie ausfindig zu machen.
Meine Schamkapsel ist demontiert, die selbstmitgebrachten My Size-Kondome montagebereit und ich bin physisch und psychisch bereit für das Gefecht.
Auf Kundenwunsch wird in hiesigen Kammern sehr oft auf die Verwendung eines Kondoms verzichtet. Zum Füsse waschen, ziehst du schliesslich auch vorher die Socken aus. So wird jeder Bordellbesuch zu einem Hochrisikoszenarium und Rendez-vous mit dem Tod. Die Frauen gewöhnen sich an das Leben im Bermudadreieck zwischen Dirnendasein, Freier und Niederkunft.
Jährlich nimmt die Kinderschar zu und wenn sie nicht von venerischen Krankheiten dahingerafft werden, verenden sie meist im Frühgreisenalter an Unterernährung oder Medikamenten-Abusus.

Plötzlich berührt mich von hinten eine sanfte Frauenhand. Ich wende meinen Kopf, drehe die Baseballmütze um 180° und das Girl im züchtig festgesteckten Salwar Kamiz gewinnt mein Interesse. Ihre grossen schwarzen Augen mustern mich mit vielversprechendem, demütigen Blick. Ein wunderbar geschwungener Mund birgt das Versprechen, ganz sanft zu sein.
An den Handgelenken trägt sie zwei dünne Shona-Ringe, ihr gesamtes Vermögen. Sie ist grossgewachsen und weiss ihre Weiblichkeit prachtvoll in Szene zu setzen.
Es ist noch früh, sie ist nicht geschminkt und ihre natürliche Ausstrahlung dringt voll durch. Sündige Gier überkommt mich. Sicher wird sie sich mir wie eine Hibiskusblüte in der Sonne öffnen, denke ich. Ich sitze am Teetisch und sie drückt mir ihre Hüfte kokett an meinen Kopf, legt die Hand auf meine linke Schulter und streicht mir mit der Fingerspitze immerzu über den Mund. Ich kann ihren Moschusduft und Safran wahrnehmen.
Ich bin elektrisiert, Herrgott, wie alt muss ich noch werden, bis mich solche Reize nicht mehr betören? Alles auf einen Nenner gebracht: eine Erscheinung von sinnlich erfassbarer Schönheit. In Asien erfreuen mich insbesondere junge Frauen, weil sie weich wie Wachs sind und ich sie nach meinem Gusto formen und beanspruchen kann. Diese hier ist vermutungsweise nicht unerfahren, aber wirkt auf mich sehr willig und unbeschwert. Mit Bestimmtheit ist sie nicht älter als 18 Jahre alt. Sehr wohl habe ich registriert, dass das schöne Kind mit mir alleine sein will. Na klar, das möchte der unterversorgte Pitcairn doch auch. Sein oder Nichtsein? Das ist hier nicht die Frage. Abspritzen oder nicht, darum geht's in diesem Fall!

Ich gebe mir einen Ruck. Ich bin ein Mann, weder blind, noch schwul oder impotent, habe seit Wochen kein Mädchen mehr gehabt und benötige nun mal in einem gewissen Turnus Entlastung. "Darling, you make my world shining", geht es mir durch den Kopf. Ich bin willig und bereit, mich selbst in einer schmierigen Fummelbude zu verlustieren. Maschallah, das geht nur mich etwas an und ist einzig Sache zwischen mir und meiner Krankenversicherung. Ich beauftrage Mandal bei Manju zu bleiben und auf mich zu warten. Dann folge ich meiner Fee durch ein Labyrinth von vermüllten, versifften Gängen. Manchmal müssen wir von Sandsack zu Sandsack über Pfützen springen, dann folgt wieder ein Innenhof mit zahnlosen, ausrangierten Liebesdienerinnen und spielenden Kindern. Jemand bereitet am offenen Feuer ein Essen zu. Nicht daran zu denken, wie es hier in der Monsunzeit aussieht. Nichts als eine einzige schmierige Suppe, die Kanäle überlaufen, die Kammern überschwemmt, Ratten schwimmen um die Wette und die längst benutzen, nachlässig hingeworfenen Kondome und Damenbinden floaten durch das ganze Quartier.

Die spartanische Einrichtung ihrer Behausung besteht aus einer erhöhten Liegestätte auf einem Holzrost, ein Kunststoff-Bücherregal, ein Deckenventilator und einem kleinen Flachbild-TV. Einen kleinen Einblick in die indische Bollywoodwelt erlaubt das Filmposter an der Wand von Dostana2 mit Katrina Kaif und Abhishek Bachchan. Die Kammer dient als Wohn- und Arbeitsraum. Gekocht und gegessen wird im Innenhof, welcher auch als zentraler Aufenthalts- und Begegnungsort dient.
Hier in dieser ringhörigen Privatkammer möchte ich mir jetzt ein kleines egoistisches Vergnügen gönnen. "Bei Allah, jetzt nur nicht an die Körperflüssigkeiten denken, die da im Verlaufe der Monate von dieser ungewaschenen Decke aufgesogen wurden, sonst bekomme ich einen Schrumpfdödel", jagt es mir durch den Kopf. Eigentlich müsste man das Ding mit einem Antivirenspray behandeln oder gleich verbrennen. Doch ich disponiere anders, helfe dem Mädchen den Salwar Kamiz abzulegen, demontiere den BH, ziehe ihr den Schlüpfer runter und sauge eine Weile an ihren spitzen, knackigen Brüsten. Schon mit 14 Jahren war mein Berufswunsch konkret: Ich wollte nichts anderes als Gynäkologe für das weibliche Alterssegment 14 - 30 Jahren werden. Leider ist es anders gekommen, trotzdem schaue ich als Laie bei dieser Frauengruppe immer noch gerne selber nach.
"Pitcairn", ruft mir mein Gewissen in Erinnerung, "hier darfst du heute nur die ärgste Notgeilheit befriedigen und kannst nicht jegliche sexuelle Zwangsmoral abstreifen und der usupierten Kammerzofe die Möse kahlfressen. Du darfst immer und überall in einem gewissen Turnus Abspritzen und den reich gefüllten Beutel entleeren, aber nicht mehr!"
"Ich bin ein Star, hol ihn heraus!" Splitternackt lasse ich die Fee vor mir auf die stinkige Matte knien; dann montiere ich den Gummi, schmiere ihr etwas Lubricant an die Muschi und dringe mit dem Finger in sie ein. Hoppala, ihr Pfläumchen ist kahl rasiert, also alles übersichtlich! Die wäre für den Bio-Unterricht optimal geeignet. Jetzt kommt mir zugute, dass ich den diesjährigen Schwarzwälder-Hirschrufwettbewerb gewonnen habe. Mit einem lauten Brunstruf Uuuuaah, ö,ö,ö - schauerlich im Stakkato, lasse ich stehend von hinten langsam meine erigierte Lanze folgen. Das Mädchen empfindet keine Schmerzen, stöhnt dankbar und öffnet ihre Lenden sichtlich beglückt und es fängt uns beiden an zu gefallen. Dann wende ich den wabbernden, herzzerreissenden Ruf eines Junghirsches an - dass man die Sehnsucht hört. Wir finden einen gemeinsamen Rhythmus. Wer hätte das gedacht, das junge Mädchen dampft vor Sex, macht die Bewegungen freudig mit und kommt mir bei jedem Stoss entgegen. Das sich ein gereifter Effendi um sie bemüht, erhöht mit Sicherheit ihren Stellenwert bei den Mitbewerberinnen und macht sie glücklich. Das ist möglicherweise auch der Grund, weshalb mich und meine Reisekameraden unzählige Menschen hierzulande auf der Strasse mit ihrem Smartphone fotografieren wollen. Ich verbleibe gleich bei der bequemen Erstposition und lege von unten meine Hände an ihre wohlgeformten Zitzen und beginne an den Brustwarten zu schrauben wie an meinem alten, portablen Telefunken-Transistorradio im Hobbykeller zuhause. Sie schnurrt wie eine Katze und scheint es sichtlich zu geniessen. Vergeblich versuche ich Radio Luxemburg reinzutunen, doch ich erreiche nur einen islamischen Piratensender, der aber auch ganz guten Groove an meinen Dödel herübersendet. No doubt, sie hat das gewisse Etwas, was einen gereiften Sexualgourmet wie mich wirklich nährt. Dann steigere ich zunehmend das Tempo und klammere mich fest an ihren Hüften. Sie hält wacker mit und ich spüre die Hitze ihrer Schenkel und der pulsierenden Scham. Langsam nähern wir uns dem Zieleinlauf und es duftet nach Sperma, frischem Schweiss und Kardamom. Ihre Arme flach auf die Matte gelegt, den Rücken völlig ins hohle Kreuz gedrückt, erlaubt mir tiefstes Eindringen bis zum Muttermund. Als ich meinen rechten Daumen zusätzlich in ihren sauberen Darmkanal drücke, wird unser temporärer Zusammengang noch gefühlsintensiver. Unsere synchronischen Bewegungen werden immer heftiger. Ein Elefant kann 6 Liter Flüssigkeit im Rüssel speichern – und ich? Mit Getöse schüttle ich meinen Sprudel aus der Lende und lasse ihn in die Tüte prasseln. Nun ja, mit einem Elefanten kann ich's heute nicht ganz aufnehmen, aber so schlecht ist das Resultat nun auch wieder nicht. Meine Leiste reflektiert, dass das Mädchen ausserordentlich nass geworden ist. Ich verweile eine kleine Ewigkeit in dieser ausklingenden Haltung, als ich realisiere, dass auch mein Mädchen richtig mitgeflogen noch nicht vollständig gelandet ist. Wirklich schön sowas, wenn es nicht nur rein gewerbsmässige Aktivität gewesen ist. Mit der Hand das glitschige Kondom festhaltend, ziehe ich mich langsam zurück. Meine Männlichkeit hängt schlaff und nutzlos herunter.
Dann drehe ich das Mädchen um, setze es mit dem nackten Hintern auf die dreckige Decke und nehme es in meine Arme. Sie schmiegt sich an mich und ich drücke ihr einen Kuss auf die Stirne. Da ist jetzt wieder einer dieser Momente in meinem endlosen Reiseleben in dem die Grenze zwischen Prostitution und Zuneigung verwischt ist und ich nicht mehr zu differenzieren vermag. Ich sag's immer wieder, es sind die Begegnungen unterwegs, die eine Reise interessant machen. Auf einer Packagetour mit Tui ist so etwas nicht im Programm.
Wir verbleiben noch eine kurze Zeit und machen uns dann an die hygienische Nachbearbeitung. Den mir eilig herübergereichten, schmutzigen Putzlappen, weise ich mit entsetzter Miene zurück. Da haben doch schon Abdul, Ali, Sumon, Bhubai und andere Rickshaw-Kulis vor mir ihren Dödel damit abgerieben? Fiamanullah - Viel Glück! Nö, nö, sowas geht bei Pitcairn nicht. Mit einem mitgebrachten Papiertaschentuch, demontiere ich vorsichtig meinen personifizierten Qualitätsgummi und wasche mir dann mit einem alkoholhaltigen Feuchttuch die Pinölle von vorne gegen hinten. Aua, wie das immer brennt! Anschliessend erfolgt die Desinfektion mit Handgel und abschliessend wird die Eichel prophylaktisch mit etwas antibakterieller Augensalbe eingeschmiert. Wären brauchbare sanitäre Anlagen vorhanden, hätte ich meinen Candelotto mit flüssiger Jodseife (Betadine) gewaschen. Seit den 1980er-Jahren bin ich mit dieser Vorsichtspraxis gut gefahren – Null Problemo und kein eitriges Getropfe mehr. Nur vor dieser Zeit, habe ich wie die meisten der 1968er-Generation, mehr riskiert, mehr Penicillin gespritzt und mehr Antibiotika geschluckt. Heute verfolge ich die Devise: Lieber eine erregte Unbekannte, als ein unbekannter Erreger.

An diesem schmierigen, schmuddeligen Ort, habe ich keinerlei Lust verspürt, mit dem Mädchen auf der Decke herumzutollen, die Stellung zu wechseln, womöglich sogar noch selber auf dem nackten Rücken zu liegen und bizarre Fortpflanzungstechniken zu trainieren. Vermutungsweise gibt es hier Flöhe, Zecken, Läuse und Wanzen. Hinzu kommt, dass der Islam sogar in den Intimbereich seiner Gläubigen eingreift. Den Mädchen wird eingeimpft, Oralsex sei haram und deshalb abzulehnen. Ein Mund, der die heiligen Suren des Korans spricht, soll nicht mit etwas Schmutzigem wie dem Penis in Berührung kommen. Zu bestimmten Tageszeiten müssen die Mädchen Freier wie am Fliessband bedienen und der Schambereich wird nur kurz über einem Plastikbecken abgewaschen. Fünfundsiebzig Prozent der Sexworkerinnen sind schätzungsweise von Geschlechtskrankheiten befallen.
Mit Eigenpräparaten wie Kräutertinkturen versuchen sie sich eigenmächtig zu behandeln. Doch ihre Alternative besteht nur zwischen krank werden oder zu verhungern.

Das sanftmütige Mädchen ist mir echt sympathisch und ich würde, wenn ich in Bangladesch verweilen würde, sie gleich loskaufen und mitnehmen. No doubt, dass sie sofort gerne mitkäme. Im jetzigen Stadium wäre bei ihr noch alles zu retten.
Eine ideale weibliche Seele, die mir Gesellschaft leistet, wenn ich arbeite, unaufdringlich für mich sorgt, ohne zu stören, als wäre sie ein Sonnenstrahl, der in mein Studierzimmer fällt. Das wäre ein Zuwachs mehr für meine Erfahrungskollektion von Frauen. Die eine mag ich wegen ihrer absoluten Loyalität und Zuverlässigkeit, die zweite, weil sie ausgezeichnet kocht, die andere weil sie intelligent ist und über Vieles zu diskutieren versteht, die nächste weil sie gut in Gesellschaft repräsentiert, eine weitere, weil sie sanftmütig um mich schwebt und mir im Bett die geheimsten Wünsche erfüllt. Wenn ich all die Frauen in meinem Leben revuepassieren lasse, haben alle zumindest etwas gemeinsam: Sie sind um Jahrzehnte jünger als ich und ich hatte noch nie eine, dass ich die Strassenseite wechseln musste, wenn mir ein Bekannter entgegen kam.

Fazit: Nun mal ganz objektiv, lieber Sportsfreund, schliesslich versteht sich dieser Report auch als erweitertes Reisehandbuch und das muss zu deiner Weiterbildung gesagt werden: Der Unterschied zu Thailand könnte kaum grösser sein. Hunderte von Frauen hausen hier in engen Räumen, in den schmalen Gängen und Gassen einer Subdivision, in all dem Schmutz und Dreck, deren Name Stadt der Freude wie ein Hohn klingt. Vielmehr erinnert die versiffte, stinkende Kloake an eine kontaminierte Kehrichtdeponie.
Natürlich ist das Pimpern hier dreckbillig, aber in all dem Elend, Schmutz und knappen Platzverhältnissen, macht es auf längere Distanz auch keinen besonderen Spass. Ein solcher Besuch, mag dich in einer notgeilen Phase wohl zufriedenstellen, mehr aber sicher nicht. Hier kannst du nicht vorher oder nachher gemütlich an der Bar ein paar Gin-Tonic zwitschern, einer guten Show auf der Bühne zugucken, Pool spielen, mit den verschiedenen Mädchen schäkern und Bewerbungsgespräche führen, der guten Musik lauschen, dir vielleicht auch einen Teller schmackhaften Pad Thai oder ein Clubsandwich mit Pommes bestellen, bevor du dich dann mit einer Göre deiner Wahl und zwei Handtüchern in ein sauberes Zimmer zurückziehst.
Du schaltest die AC ein, wählst im TV einen Musikkanal, lässt sie das Handy abschalten, lässt dich von ihr unter der Dusche von Kopf bis Fuss abschrubben und den Pimmel ein paar Takte anblasen, bevor du anschliessend langsam und gemütlich ohne Zeitdruck auf der Spielwiese zur Sache kommst.

Wie ein bevormundeter Gruppentourist werde ich von meiner Fee durch die schmalen Wege durch das Labyrinth zurückgeführt. Jetzt fehlt nur noch, dass sie ein Fähnchen in die Höhe hält. In einem Stundenhotel kläre ich normalerweise immer den Fluchtweg ab. Bei einem Grossbrand wäre ich hier hoffnungslos verloren. Alles auf eine Karte gesetzt, alles verloren, aber immerhin sechs Dekaden intensiv gelebt; mit diesem Gedanken musste ich die vergangenenn 15 Minuten leben. Scheissegal, es hat Spass gemacht und ausgelassen habe ich nichts. Aber wenn's nicht lichterloh brennt, kann der Fun noch eine Weile weitergehen.
Wir stolpern über Sandsäcke, über einen mit Hühnerknochen übersäten Innenhof. Zwei Hunde balgen sich um Essensreste. Parallel zum Gehweg verläuft der Abwasserkanal. Ich achte darauf, dass ich nicht versehentlich reintrete. Schmutzige Speisereste werden von einem mit Auswurf verklebten Abfluss zurückgehalten. Ein Geruchsgemisch aus Essen, Müll, Fäkalien und Moder schlägt mir in die Nase. Halbnackte Kinder spielen im Müll. Bald treffen wir auf Mandal und Manju, die noch immer in ihr Gespräch vertieft sind.
"Ey, asheen, bishen, cha khan!" "Komm, setzt dich, trink einen Tee", ruft er mir zu. Tee war schon im alten China ein Zeichen der Freundschaft und Geselligkeit und breitete sich über ganz Asien aus. Die Teepause gehört hier zum Alltag wie das Zähneputzen. Teestuben sind Treffpunkte, wo der neueste Klatsch und Tratsch ausgetauscht wird – auch in einem Grossbordell. Ich setze mich mit meinem Mädchen zu den beiden.


Wie heisst du denn, mein liebes Kind? Beinahe hätte ich vergessen, meine Zauberfee nach ihrem Namen zu fragen. Mandal übersetzt nach kurzer Rückfrage: "Shahnai". Ich stecke dem Mädchen unauffällig ein paar zerknüllte 100er-Takascheine als Liebeslohn zu, die sie wortlos einsteckt und mich verlegen anlächelt. Ihr Gesichtsausdruck spricht Bände. Sie schämt sich, Reis zu essen, der durch Unzucht verdient wurde. Doch ihrem Magen ist das egal, den er schreit nach mehr. Das kann ich gut verstehen und ich wäre der erste, der seinen Arsch verkaufen würde, wenn ich nichts mehr zu futtern hätte. Im Grunde genommen, prostituieren wir uns alle auf irgend eine Art, direkt oder eben indirekt. Es soll mir niemand weismachen, dass es da charakterliche Unterschiede gibt. Ich glaube, dass die grosse Mehrzahl der Frauen, ihre sexuellen Dienste an Männer, immer auf eine gewisse Art verkaufen. Sobald zwischen Mann und Frau ein materielles Abhängigkeitsverhältnis besteht, wird jede sexuelle Beziehung in einer gewissen Form zur Hurerei. Ein früherer Reisekollege und eingefleischter Junggeselle brachte es einmal brutal auf den Punkt, indem er sagte: "Jede Frau ist eine Hure". Fast immer geht es um einen persönlichen Vorteil im Privatleben, ganz selten auch im Beruf. Die meisten Männer machen sich selber etwas vor, wenn sie denken, von ihren Frauen wirklich geliebt zu werden. Eine Kategorie von Frauen gibt sich gutsituierten Männern hin, weil sie dem Luxus verfallen und nicht bereit sind, auf eine höhere Lebenshaltung zu verzichten. Was ist schon dabei, den Herrn ein paar Mal die Woche zu bedienen, selber hast du ja auch Spass daran. Eine andere Frauengruppe stellt zum vornherein für eine Lebenspartnerschaft klare soziale Vorbedingungen bei Bildung, Beruf, Position, Wohnsitz und Lebensstandard. Ein Akademiker mit eigenem Haus, Doppelgarage, gutem Einkommen, einer Oberklasse-Limousine und einem Zweitwagen muss es schon sein. Schliesslich bist du als Frau vorzeigbar und hast auch etwas zu bieten. Einen Teil deiner Zeit willst du auf dem Tennisplatz und nicht in der Küche verbringen. Nur bei wirklich wahrer Liebe, vergibt die Frau ihre Gunst nicht dem Meistbietenden.
Nun habe ich mich der Einfachheit halber in Schwarz-Weissmalerei geäussert. Natürlich gibt es jede Menge von Mischformen. Oftmals wandelt sich die vermeintlich wahre Liebe im Verlaufe einer längeren Beziehung zur Ware Liebe. Die Luft ist raus und positive Emotionen erlöschen. Was zurück bleibt ist eine reine Zweckgemeinschaft, materielle Ansprüche und oftmals eine fortführende Geisterbahnfahrt. Einzig bei gleicher materieller Ausgangslage zwischen Mann und Frau, gilt eine Verbindung als nicht gekauft. Entweder sind keine Mittel vorhanden, es wird nicht einseitig bezahlt oder jeder finanziert zu gleichen Teilen. Hier zählt einzig die Zuneigung. Doch wenn Liebe in irgendeiner Form mit Materialismus in Verbindung steht, ist in einem gewissen Masse Hurerei im Spiel. Auf die eine oder andere Art sind wir Männer oder Frauen alle ein bisschen eine Hure – wir tanzen nach der Pfeife eines anderen und nehmen Geld oder Komfort dafür.
In meinem Leben ist mir von allen Beziehungs-Varianten die reine Prostitution als ehrlichste in Erinnerung geblieben.
"Allah Hafez" - möge dich Gott beschützen, rufe ich Shahnai zu, als ich aufbreche, um noch rechtzeitig meinen Zug nach Dhaka zu erreichen.

Pitcairn - seit über 40 Jahren auf der endlosen Reise.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
        #2  

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Klasse geschrieben,ja,was es nicht alles gibt.....man kann es fast nicht glauben.
 
        #3  

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Sehr interssant und spannend hier fehlt nur eder daumen hoch;)
 
        #4  

Member

Eindrücklich. Besten dank dafür.
 
        #5  

Member

Klasse Bericht! Danke für diese Einblicke.
 
        #6  

Member

wirklich gut geschrieben..

gruss stefan
mandurah
 
        #7  

Member

Krasse geschichte. Schockierend und fesselnd. Danke!
 
        #8  

Member

Ein weiterer hervorragender Bericht von pitcairn über eine Gegend die man nicht unbedingt bereisen muss. Trotzdem packend und hochinteressant zu lesen..

Aber wenigstens kann keiner sagen dass die bösen Sextouristen aus Europa, USA, usw. an solchen Zuständen schuldig sind.
 
        #9  

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.. das ist ein wunderbarer und sehr lehrreicher schreibstil ! großartig !
 
        #10  

Member

@pitcairn: Ein eindrucksvoller Bericht von einem erfahren Reisenden und Kenner - Hut ab.

Speziell der letzte Absatz spricht mir aus der Seele. Die Frage stellt sich - wo fängt Prostitution an? Ich denke bereits ganz weit unten in unserer "Werteskala".

Danke für den Einblick & Gruß

sharky007
 
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