Thailands einsame Entscheidung für ein Tsunami-Warnsystem

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Die Anrainerstaaten und die Teilnehmer der internationalen Geberkonferenz haben sich bisher nicht auf eine Technologie für ein Tsunami-Frühwarnsystem geeinigt. Thailand plant nun sein eigenes System für den Indischen Ozean.
Die Jalousien sind heruntergelassen, die Klimaanlage kämpft gegen 39 Grad Celsius und 90 Prozent Luftfeuchte. Doch was Burin Vejbanterng zurzeit am meisten ins Schwitzen bringt, ist sein Job: Der stellvertretende Leiter des thailändischen Erdbebenbüros koordiniert die Vorarbeiten für ein Tsunami-Frühwarnsystem im Indischen Ozean. "Die Aufgabe erfordert eher einen Diplomaten, weniger einen Geologen", meint der Erdbebenspezialist.

Das Warnsystem soll von Indien, Sri Lanka, Indonesien, Malaysia und eben Thailand in Betrieb genommen werden. Zwar hatten japanische, US-amerikanische und deutsche Forscher ihre Hilfe zugesagt und wollten in die Planungsarbeiten einbezogen werden. Genau das aber macht Burin Vejbanterng das Leben schwer. "Spätestens seit der Tsunami-Konferenz am 18. Februar in Phuket sind die unterschiedlichen Vorstellungen sehr deutlich geworden", sagt der Bebenexperte. Weder konnten sich die Anrainerstaaten am Indischen Ozean auf einen gemeinsamen Aktionsplan einigen, noch ist klar, wer die Konsortialführerschaft übernehmen wird. Hinter den Kulissen wird heftig gezankt.




Der zuständige thailändische Minister Surapong Suebwonglee hat daraus Konsequenzen gezogen: Kommt bis Ende Mai keine internationale Einigung über den Aufbau des Tsunami-Warnsystems zustande, will Thailand eine eigene Infrastruktur installieren. "Unser System kann bis Ende 2006 einsatzbereit sein", sagt Suebwonglee.



Günstiges System bevorzugt


Deutsche, australische und US-Forscher haben jeweils eigene Pläne für ein Warnsystem im Indischen Ozean vorgelegt. Doch weder die Anrainerstaaten noch die Teilnehmer der internationalen Geberkonferenz konnten sich bisher auf eine der Technologien einigen. Am deutschen Vorschlag missfällt den Asiaten, dass die Messdaten zur Auswertung via Satellit an das Geoforschungszentrum Potsdam übertragen werden sollen. "Sitz des Tsunami-Warnzentrums muss Thailand sein", sagt Minister Suebwonglee.


Also will sein Land ein eigenes, relativ günstiges System auf die Beine stellen. Es soll deutlich unter 10 Mio. Euro kosten. Statt der von den Deutschen vorgeschlagenen 40 bis 60 seismografischen Messstationen wollen die asiatischen Katastrophenschützer mit sechs unterseeischen Drucksensoren, so genannten Tsunametern, und zehn Erdbeben-Messstationen arbeiten. Und statt mit 30 Gezeitenmessern wollen die Thais mit zehn auskommen. "Die Ergebnisse sind genau und erlauben eine lange Vorwarnzeit", meint dennoch Sakda Siripant von der Chulalongkorn-Universität.


Nur in Ausnahmefällen werden die Messdaten über teure Satellitenverbindungen übertragen. In erster Linie läuft die Kommunikation über Mobilfunk. Das spart Leitungs- und Wartungskosten. Für eine Satelliten-Funkboje veranschlagen australische Forscher pro Jahr über 40.000 Euro für die Wartung. Das thailändische System setzt auf Fernwartung per Funk und drückt die Kosten auf unter 10.000 Euro. Die geringe Reichweite des Mobilfunks sollen Relaisstationen ausgleichen. Einige sollen auf vorgelagerten Inseln aufgestellt, andere auf Touristenbooten installiert werden.



Fehlalarme vorprogrammiert


Nicht alle Daten der Tsunameter werden an das Erdbebenbüro in Bangkok übermittelt, sondern nur die, die bestimmte Grenzwerte überschreiten. "Wir setzen sie so niedrig an, dass wir alle wichtigen geologischen und seismologischen Veränderungen mitbekommen und aufzeichnen", sagt Siripant. Damit soll den Forschern nichts durch die Lappen gehen.


Ist jedoch eines der Signale überdurchschnittlich stark, geht sofort per Mobilfunk eine Vorwarnung an die zuständigen Behörden und Rettungsorganisationen. Die genauen Details will das Erdbebenbüro in Bangkok binnen einer Viertelstunde nach dem Alarm per Fax und Mail nachliefern. "Das eigentlich Teure ist die Weitergabe eines Alarms an die gefährdeten Menschen", sagt Phil McFadden vom geowissenschaftlichen Institut in Sydney. Diese "Alarmweiterverarbeitung" ist sehr personalintensiv. Das thailändische System automatisiert sie zu großen Teilen.


Das allerdings bringt ein Problem mit sich: Auch wenn die Schwellenwerte relativ hoch angesetzt sind, kommt es bei einer automatischen Warnung unweigerlich zu Fehlalarmen. "Letztlich kann kein Computer, sondern nur ein auswertender Wissenschaftler über einen Alarm befinden", sagt der Meteorologe Samith Dhammasaroj. Deshalb arbeitet das thailändische System nur mit Vorwarnungen an die Behörden. Die Entscheidung darüber, ob Großalarm gegeben wird, trifft der Chefwissenschaftler im Erdbebenzentrum.

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