Teil 1
Überneulich musste ich einmal geschäftlich nach SOA. Da es zufälligerweise ganz angenehm ist, in Singapur eine Zwischenstation zu machen, ließ ich mir vom Chef noch vier Tage Urlaub geben, damit ich auch mal etwas von der Stadt habe. Ich mag Singapur: Tolles Essen, nette Menschen und was zu sehen gibt es immer. Und Begleitung findet man dort eigentlich auch, wenn man sich nicht zu doof anstellt.
Leider wurden die Pläne mit der Verfügbarkeit von Sitzplätzen in einem Fluggerät zu Nichte gemacht. Über Kuala Lumpur (nachfolgenden nur noch KL) wäre jedoch Anschlüsse zum eigentlich Ziel, welches hier keine Rolle spielt, verfügbar. Ich müsste nur in KL übernachten. Jeweils auf dem Hin- und Rückreiseweg.
Na toll, dachte ich mir. Danke, liebste Geschäftsreisen-Abteilung, die ihr in eurer überbesetzten Kuschelecke nur noch vor euch hin schimmelt. Man weiß ja, dass man vom Flughafen in die Stadt ne ganze Stunde auf der Autobahn verbringt. Wenn es nicht wie aus Eimern schüttet. Sonst gern einmal 90 Minuten oder länger. Aber was sollte ich tun.
Ich konnte immerhin mir ein Hotel im Zentrum auswählen. Den ersten Vorschlag mit „bleiben sie doch am Flughafen in einem schönen Hotel“ enthält so viele Denkfehler, dass er nur abzulehnen war. Pro-Tipp: 0.7er Pulle Belustigungs-Prosecco in die Abteilung mitnehmen und mit den Damen die Hotel-Situation diskutieren, bringt immer was. Schon war es ein Hotel im Zentrum, statt auf der Ausrollbahn in KLIA.
Angekommen am Abend wartete dann bereits der Fahrer am Flughafen auf mich. „How was your trip Sir? We need around 95 minutes into town. Heavy rain” das war alles, was die Konversation betrifft. Ich hatte nun keine Lust mehr noch irgendwo hin zu gehen. Also war die Bar im Hotel mein Ziel nach einer erfrischenden Dusche.
Dort angekommen wurden noch eine Gruppen-Chats bei Slack absolviert, denn in Deutschland war es ja noch nachmittags. Da darf man von den Kollegen schon erwarten, dass sie keine Rücksicht nehmen, dass Du gerade 12 Stunden im Flieger vor sich hin vegetiert hast. Da kommt dann eher der ewige Neid deutscher Arbeitnehmer hervor.
Ich glaube, ohne weiter ins Detail zu gehen, keine Präsentation ist so wichtig ist, um sie abzusegnen nach so einer Reise. Die denken immer alle „der macht sich einen Lenz im Paradies.“ Sollen sie doch mal selber machen. Aber bei halbtags und Haushalt, hat man darauf dann auch wieder keine Lust. Amateure.
Und endlich: Mein erstes Bier des Tages. „Irgendwas von hier“, hatte ich dem Bar-Menschen gesagt. Es schmeckte so, wie man sich das vorstellt. Wenigstes war es kalt. Immerhin.
Der Kollege nebenan hat zwei Handys vor sich. Dazu noch ein Surface auf dem er irgendwelche Tabellen anschaut. Hauptsache er will aus den Zahlen keine Handlungsanweisung erstellen. Ich habe mein 0.33 Bier zur Hälfte aus, da hat er schon das dritte Rotweinglas verputzt. Respekt.
Neben ihm sitzt eine überaus attraktive Vietnamesin. 30-35 - also genau mein Beuteschema. Ich mag eher die erfahrene Sorte, also jemandem, dem man noch alles erklären muss und dann klappt es trotzdem nicht.
Blickkontakt aufgebaut. Nix. Oh doch... Nachdem ich den Staring-Contest gewonnen hatte, sollte ich vielleicht zum Angriff übergehen? Kacke, „wichtiger“ Anrufe aus dem Büro. Nein, es kann nicht warten.
20 Minuten später hat der Bar-Mufti mein schales Pils „on the house“ auf ein frisches getauscht und von meiner Lotus-Blüte fehlt jede Spur. Na prima.
Jetzt war mir alles egal. Ab ins Zimmer. Geprüft wie ich jetzt zur „Beach Club Bar“ komme. Da sollte ja niemand allein Heim gehen. 10€ Eintritt in die Hosentasche gesteckt. Auf geht’s.
Für einen Mittwoch gegen 1 Uhr war eigentlich nicht mehr viel los. Eintritt hat niemand kassiert. Also, der eine wollte es zwar, aber ich habe ihm auf Deutsch gesagt, dass ich die Haie sehen will und ein kaltes Bier brauche. Vorher geht nichts. PS: Es schwimmen zwei Hai über der einen Bar. Das ist anfangs noch ganz lustzig, wird aber schnell langweilig.
Wie zu erwarten, war nur noch Material jenseits des Verfallsdatums und zwei, deren ID ich vorher prüfen würde, anwesend. Ich hätte es mir wirklich denken können. Also habe ich dem Taxifahrer gesagt: Drei kurze Drinks und dann bringst Du mich ins Hotel. 20RM Trinkgeld, wenn Du auf mich exklusiv wartest. Das mach ich immer so. Man kann bis zum Schluss in einer Location bleiben und hat für den Rückweg noch das letzte Taxi. Obwohl KL sehr sicher ist und man von der Bar zu Fuß ins Hotel keine 10 Minuten braucht: Es sind 30 Grad bei Luftfeuchtigkeit jenseits von Gut und Böse. Also zack noch drei Whiskey Sour verputzt.
Im Hotel angekommen herrscht an der Hotel-Bar noch munteres Treiben. Viele Pärchen geben sich die Kante. Die zwei Leichen hinter der Bar wollten bestimmt schon lange Feierabend gemacht haben. Aber wenn besoffene, zahlende Gäste da sind, die Durst haben, gibt’s ne Kopfnuss von Hotel-Chef und dann wird weiter geknüppelt bis der Letzte auf sein Zimmer wankt.
Nach zwei weiteren Bier wollte ich mich dann aber auch zur Ruhe begeben. Doch daraus wurde nichts, weil die einzige Schwalbe, die hier noch nach einem Opfer suchte, mich anvisierte. Klar, ich war der einzige der anwesenden Herren, der allein an der Bar saß.
Sie würde sich nur kurz neben mich setzen, um ihren Wein auszutrinken. Sie müsse das ja sonst allein tun. Sie täte das lieber in netter Gesellschaft. Ja, klar. Hätte ich jetzt auch gesagt. Nur verstehe ich unter netter Gesellschaft keine Dame aus Afrika, die bestimmt das doppelte von mir auf den Hüften hat. Danke, aber das kann ich auch zuhause haben. Lass mich in Ruhe. Ich trank mein Pils in Ruhe aus. Sie nippte an ihrem Wein.
Jetzt wollte die unbedingt mit hoch. „Nein danke“ hat sie nicht verstanden. Die Kuh soll abhauen. Nachdem ich ihr dann aber erklärte, dass ich gleich die Staatsgewalt informiere und sie sich anschließend aussuchen kann ihre besten Jahre im zuständigen Gulag oder einen verlängerten Ferienaufenthalt nördlich von Pjöngjang zu verbringen, ging sie endlich von dannen.
Endlich pennen. Morgen geht es weiter zum eigentlichen Ziel.
Ende Teil 1