Tag 2:
Ich öffnete gegen Mittag die Augen und sah das Mäuschen mit der Samthaut neben mir noch im Reich der Träume schlummernd. Als ich von der Morgentoilette kam, war sie allerdings schon wach. "Moorniiing, Sir!" "Moorniiing, Ma'am!" In freudiger Erwartung der morgendlichen Nummer einer LT (das hatte ich zumindest so gelesen) krabbelte ich wieder mit unter die Decke. Die Bestätigung meines angelesenen Halbwissens sollte nicht lange auf sich warten lassen.
*piep* *schwarzer Balken* *piep*
Nach dem Vergnügen ging ich ins Bad, um mich frisch zu machen. Dusche, Zähne,...und Kontaktlinsen wieder rein. Links...raus aus dem Behälter...und drauf auf den Augapfel...rechts...raus aus dem Behälter..."RAUS AUS DEM BEHÄLTER! Willst Du mich verarschen?! Ich habe die gestern doch da reingetan!" Nichts, keine Linse in dem dafür vorgesehenen Behälter. Ich rief nach Adlerauge Knackarsch und erklärte ihr die Situation. Auch erstaunt bestätigte sie, dass ich die wiedergefundene Linse am Vorabend doch in den Behälter getan hätte. Wir suchten gemeinsam das Waschbecken und den Badfußboden ab. Aber diesmal blieb das Teil verschwunden. "Großartig! Wenigstens einen Abend hattest Du was davon..." Ich hab bis heute keine Ahnung, wie sie wieder verloren gehen konnte. Vielleicht hatte ich doch einen zu viel im Tee und/oder war der bevorstehenden Nacht ins Auge blickend zu aufgeregt und hatte sie doch noch unbemerkt am Finger kleben. Also pulte ich die verbliebene Linse wieder raus und überließ der Kleinen das Bad. Die extra gekaufte Sonnebrille lag dann die restlichen Tage unberührt auf der Kommode. Ab sofort war ich wieder "Vierauge on Tour".
Als Knackarsch dann auch fertig war, fragte ich, ob sie mit mir frühstücken möchte. Sie erklärte mir, dass sie zurück in ihr Apartement und zum Markt müsste, um für die Bar einzukaufen. Sie wäre die Kassiererin und müsste dafür sorgen, dass alles in der Bar für den Abend sei, und würde mit "Mama" für sich und die anderen Mädels noch kochen. Ok, ich gab ihr die vereinbarten 2000 Baht (Tip hielt ich weder aufgrund des eh schon höher als erwartet ausgefallenen Preis noch aufgrund des zwar guten, aber nicht mit besonderen Leistungen gespickten, Service für angebracht). Sie bedankte sich und fragte, ob ich später wieder zur Bar käme. Ich ließ mir die Option offen, da ich jetzt "auf den Geschmack gekommen" war und mich nochmal auf die Suche nach der Kleinen vom ersten Abend machen wollte. Außerdem wollte ich mir eine thailändische SIM-Karte besorgen und fragte meine neue Reiseleiterin auch gleich, ob sie mir sagen könnte, wo ich sowas für mein iPhone bekommen könnte, um vor allem das Internet zu nutzen. "Come to bar later, i will show you." "Ach, wie praktisch!" Wir verabredeten uns für den späten Nachmittag und verabschiedeten uns mit einem Küsschen.
Sie zog von dannen und ich machte mich kurze Zeit später auf, um zumindest zu Tagesanfang den Koffein-Entzug gering zu halten. Ein Cafe kannte ich ja schon, also wieder dahin und diesmal zusätzlich zu den beiden Kaffee noch eine angepriesene Waffel verzehrt. Beim Ausblick auf die Massage-Ladies kam das reisebedingte Zwicken im Nacken-Schulter-Bereich wieder. "Hmm, ich gönne mir dann mal ne Massage." Da ich eh frisch entsaftet war und auch nicht unter dem Einfluss irgendeiner hier im Forum erwähnten Hilfsmittel stand, wollte ich auch wirklich nur eine Massage. Eine traditionelle Thai-Massage kam für mich nicht in Frage, da ich Sorgen hatte, dass meine schon in Mitleidenschaft gezogenen Knochen einen bleibenden Schaden erleiden könnten. Ich war diesbezüglich ebenfalls unerfahren und dementsprechend schissig.
Also ging der "Ich bin nur ein an Strand und Meer interessierter Touri, der zufällig alleine unterwegs ist"-Typ direkt nebenan in den "seriös" ausschauenden Salon und bat um eine Nacken-Schulter-Rücken-Massage. Das Mädel, was mich meiner annahm, hätte mir zwar auch gefallen, aber wie gesagt, das war nicht meine Intention. Sie bat mich zum Füße waschen. "Hä? Von Fußmassage hatte ich doch nichts gesagt." "Achja, hast ja gelesen: Füße, dreckig usw." Dann ging es zu einer der Liegen, die durch Vorhänge voneinander getrennt wurden. Von Hose ausziehen o.ä. war nicht die Rede. Scheinbar war das wirklich "nur" ein Massagesalon. Das zierliche Ding machte das wirklich angenehm. Sie erhöhte immer weiter den Druck, bis sie auf einmal auf mir herummarschierte. Alles ja in Ordnung, doch dann ging sie auf die Beine. Bei den Waden angekommen, dachte ich auf einmal, mehrere Mädels hääten sich zu einer Gruppen-Polka auf meinen Waden verabredet. "Uuuuh...aaaah...ich krieg gleich n Krampf!" Zum Glück blieb es in einem aushaltbarem zeitlichen Rahmen, dass dieses maximal 45 kg-Persönchen wieder aufwärts wanderte. Ab da war alles wieder super angenehm (zwischendurch musste ich aufkeimende Gedanken an ein Happy End unterdrücken, um nicht unangenehm aufzufallen) und endete mit einer wunderbaren Kopf und Gesichtsmassage. "Gehört meines Wissens zwar auch nicht zum Nacken-Schulter-Rücken-Bereich, aber tut verdammt....zzZZzz" Gerade als ich am Wegnicken war, beendete sie alles. Ich bezahlte die 300 Baht an der Kasse und drückte meiner Masseuse noch ein Tip in die Hand. Scheinbar sind die "normalen Touris", die den Laden sonst besuchen, nicht so spendabel, denn sie machte einen wirklich überraschten und glücklichen Eindruck auf mich. (oder habe ich es falsch gemacht, ihr direkt das Geld in die Hand zu drücken?)
Frisch entspannt dackelte ich wieder zurück zum Hotel. Dort war direkt nebenan ein Roller-Verleih. Ich hatte meinen rosa Lappen mit, um damit mein Glück zu versuchen. Dort angekommen, empfing mich ein leeres und abgeschlossenes Büro. Links geguckt, rechts geguckt...keiner da. Also pflanzte ich mich auf einen Steinbank direkt vor dem Laden. Bei meiner ausgeprägten "Bräune" würde mich der Hansel aus mehreren hundert Metern leuchtend warten sehen, dachte ich. "Öffnungszeiten werden hier ja nicht so eng gesehen. Der turnt bestimmt hier irgendwo rum." Eine Viertelstunde verging, dann trat ich in die schräg gegenüberliegene Rezeption meines Hotels ein und äußerte mein Begehren nach einem fahrbaren Untersatz. Der Mann hinter dem Schreibtisch konnte mir helfen und verlangte nach meinem Reisepass als Kaution. "Wie jetzt? Führerschein? Frag bloss nicht nach!" Der Weg zum Safe im Bungalow und zurück war schnell erledigt und ich drückte ihm meinen Reisepass in die Hand. Dann deutete er auf einen Haufen von Helmen und sagte, ich solle mir einen aussuchen. "Ist klar! Ich habe hier fast keinen Arsch mit nem Helm rumfahren sehen und ich soll jetzt dieses hellblaue Pappding aufsetzen?! Vergiss es! Und sicherheitstechnisch könnte ich auch meine Basecap auflassen, ist wahrscheinlich stabiler!" Also grummelig so n Teil geschnappt und ihm zum Mopped hinterhergelatscht. Am Roller fragte ich ihn, wo ich den Helm solange lassen könnte. Wenn er da gesagt hätte, ich müsse ihn aufsetzen, hätte ich das Ding nicht einen Meter bewegt. Aber er schloss die Sitzbank auf und holte dort einen vergessenen Helm raus, so dass ich diesen schlechten Witz einer Kopfbedeckung -egal für welchen Zweck- bis zum Ende meines Urlaubes nicht mehr sehen musste. "Juhuuu!!! Ich bin mobil!" Ich bin zwar Motorradfahrer, aber dieses Gefährt, der auf mich wartende Linksverkehr und die bisher beobachtete Fahrweise mancher Verkehrsteilnehmer ließen mich die ersten Meter recht vorsichtig fahren. Aufgrund zweier Unfälle lege ich zuhause ohne volle Montur nicht los, aber dort war es einfach toll und eine "scheiß egal, es ist Urlaub"-Stimmung machte sich breit.
So fuhr ich erstmal zum Internetcafe und fand aber keine weitere Nachricht auf meine Anfrage nach fachkundiger Begleitung vor.
Weiter ging es zu einem Family Mart. Ich hatte nur drei Kondome aus Deutschland mitgenommen und brauchte ja für das nächste Vergnügen Nachschub. Wie ein kleiner Schuljunge schlich ich durch die Gänge. Ich hatte, wie am Vorabend, noch nicht das Selbstverständnis für manche Dinge. Und ob ihr es glaubt oder nicht, ich habe bei meinem Streifzug durch die Regale keine gefunden. Fragen wollte ich auch nicht, weil ich ständig diese Fernsehwerbung im Hinterkopf hatte: "Heeelgaaaa, was kosten die Kondome???" (diejenigen unter Euch, die in den 70ern nicht mehr nur ein Glänzen in den Augen Eures Vaters waren, erinnern sich vielleicht) Echt bekloppt, da ich in Deutschland völlig schmerzfrei Kondome und auch Tampons/Binden etc. (für dahingeschiedene Damen...also für mich sind sie gestorben) gekauft habe. Aber nochmal zur Erinnerung: Ich war ja der "Ich bin nur ein an Strand und Meer interessierter Touri, der zufällig alleine unterwegs ist"-Typ!
Ohne meinen Vorrat aufgefüllt zu haben, ging die Tour weiter...ein ATM nach dem anderen. "Hmm, ich sollte meine Kasse auffüllen. Für noch so einen Abend inklusive Mädel reicht es nicht mehr...Aber für zwei bis drei Drinks und ein Mädel reicht es noch. Musst dich eh zurückhalten, damit du dein geplantes Budget nicht völlig sprengst."
Also weiter zur Bar. Vielleicht war Knackarsch schon da, um mir zu zeigen, wo ich die Thai-SIM herbekomme. Ich parkte gegenüber vor einem Family Mart. "Mensch, die müssen doch Kondome hier haben. Rein da!" Wieder den Schleicher durch die Gänge gegeben und "Hallo, Schutz vor kleinen Ghostridern, ungewolltem Juckreiz und mehr!". Ich nahm mir einen Pack, ging zur Kasse und bat noch um eine Schachtel Kippen (als ob das von den Kondomen ablenken würde). "Ok, jetzt kannste die "Ich bin nur ein an Strand und Meer interessierter Touri, der zufällig alleine unterwegs ist"-Masche langsam knicken." Es kam aber auch kein verächtlicher Blick, sondern es wurde gelangweiligt abkassiert. Der erste Schritt in die richtige Richtung für das fehlende Selbstverständnis.
Hier ein kleiner Cut, morgen geht's weiter.