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August 2011. Es handelt sich zum einen um einen Reisebericht, zum anderen um meine Erlebnisse mit einem anderen Menschen. Diese mögen gewöhnlich und austauschbar erscheinen, mir waren sie einzigartig, wie jede Begegnung, die etwas unter die Oberfläche geht.
Welche Bedeutung darin zu sehen ist, mag jeder für sich entscheiden. Mancher könnte sich in manchem erkennen. Erkennen ist ein Prozeß des Voranschreitens .
Es handelt von der Begegnung eines Sextouristen mit einer Prostituierten. Für mich, der bis ins mittlere Erwachsenenalter keine Berührung mit der Welt des bezahlten Sex hatte, üben die in meinem Bericht geschilderten Vorkommnisse immer noch den Reiz des Faszinosums und des Neuen aus.
Ich probiere gerne, ohne klare Vorstellung einer Präferenz, schaue, ob ich Gefallen finde an diesem oder jenem. Was diese Erlebnisse für mich überhaupt bedeutend machen, ist, daß sie mit einem bestimmten Menschen stattgefunden haben.
Kommt sie, kommt sie nicht? Sie hatte mich in kürzer werdenden Abständen per SMS um Anrufe gebeten („Hi babe, call me“) –um ihrerseits sicher zu gehen. Verabredet am Flughafen Manila, um gemeinsam zu verreisen. Vorerst in ihrem Land. Thailand war ihr –das erste Mal mit mir und noch nie weiter gereist- zu furchterregend.
Ich habe, um meinerseits sicherzugehen, kannte ich doch ihr nicht geringes Quantum an Unberechenbarkeit, ein Zweitticket für eine Alternativbesetzung für den Weiterflug nach Bohol gebucht. Für eine, die davon nie etwas erfahren soll.
Nach dreistündigem Flug von Bangkok trete ich hinaus in die schwüle Nacht Manilas. Ausgeruht, verwöhnt durch die Annehmlichkeiten der Buisiness-Class, halte ich Ausschau nach meiner „Dornenkönigin“ Rose. Einheimische dürfen nicht in den Ankunftsbereich. Wie weit sie vordringen kann, weiß ich nicht. Also beginne ich, sie draußen zu suchen. Ich durchsuche käfigartig abgetrennte vollbesetzte Wartebereiche, sie nicht darin. Meine Telefonkarte vom letzten Mal funktioniert nicht mehr. Ich lade sie an einem Kiosk im Außenbereich auf und texte sie an.
Wegen des Geräuschpegels in den Bars, der Gespräche unmöglich macht, und wegen der nicht vorhersehbaren Erreichbarkeit, ein „Kundengespräch“ kommt unangekündigt, sind die Mädchen gewohnt, bevorzugt über Textnachrichten zu kommunizieren.
Was mir bereits meine innere Stimme verraten hatte, ist nun gewiß: Sie ist gekommen.
Das Abenteuer kann beginnen.
Natürlich finden wir uns nicht. Nicht gleich. Am Ende nimmt sie ein Uniformierter an die Hand, dem ich meinen Standpunkt über ihr Phone beschrieben habe, und führt sie zu mir. Erfahren in Liebesdingen ist sie eine Unerfahrene in der Welt des Reisens.
Sie in Jeans und weißer Bluse. Jung, frisch, appetitlich. Ich habe schon wieder angebissen. Sie bemerkt kritisch, daß ich „gut im Futter“ sei. Ja, das gute Leben.
Sie hat die letzten Tage in Manila bei ihrer Schwester verbracht. Ist allerdings nicht direkt aus der Provinz dorthin, so zunächst ihre Darstellung, sondern war erst noch in Angeles. Dort befindet sich nämlich die Speicherkarte des Handys mit den Bildern vom Familienbesuch. Auf die Frage nach dieser hat sie sich verplappert. So geht es fortan immer. Die Wirklichkeit kommt Stück für Stück ans Tageslicht. Bis sie schließlich offen erzählt, in der Gewissheit meiner nicht vorhandenen oder zumindest nicht bemerkbaren Eifersucht.
Eifersucht? Ein Wort, viele Schattierungen. Auf dieses „Gewürz“ in der Art unserer Begegnung wird einzugehen sein.
Doch zuerst zu eindeutig Angenehmen. Zu etwas davon, einem Vorgeschmack: Am Meer, ein kleines vorgelagertes Riff. Durch eine Holzkonstruktion begehbar. Darauf eine kleine Terrasse mit Liegestühlen. Wir die einzigen Betrachter des Spektakels des tropischen Sonnenunterganges. Auf einer Liege. Auf der Liege neben uns 4 Biere, vom Wachtmann per Walkietalkie aus dem Beachrestaurant herbeigeordert. 20% Aufschlag für die Wattwanderung des Bieres zu uns. Gewisse Dinge haben ihren Preis, und ihren Wert.
Ihre Blase ist jetzt voll genug. Sie sitzt auf mir, wir beide in Badetüchern, ihr Becken auf meinem Schoß, mir zugewandt. Lacht mich an. Und dann ergießt er sich, der warme Strahl, über meine Hose, meine Erregung. Sonnenuntergang. Romantik der besonderen Art.
Ich bin so entspannt, daß ich mich umgehend revanchiere.
Dies Spiel, vorweggenommen im provokanten Scherz, erfährt Weiterungen.
Wiedersehen also am Flughafen. Mit ihr, der Stummen. Die andere hat ja ununterbrochen versucht, mich mit Mails zu umgarnen. Sie dagegen hat den Faden mit dem Nötigsten am Zerreißen gehindert.
Den Grund dafür habe ich erst diesmal verstanden: Sie hat ihn mit verraten. Die Wirklichkeit ist oft einfacher, als wir sie uns ausmalen. Der Umgang mit Buchstaben, Tasten, dem Computer ist ihr fremd. Es koste sie große Anstrengung, in Schriftform längere Sätze in Englisch zu formulieren. Die Sprache, oft schon schwierig genug.
So einfach also die Erklärung, so schlicht, so trist. Soviel also zur Ästhetik der Knappheit, die einem unverbesserlichen Romantiker vorschwebte.
Im Taxi zum Hotel. Stadtteil Ermita. Das junge Mädchen neben mir, mein Arm um sie. Schenkel an Schenkel. Wenn sie in Manila ist, dann im Haus ihrer Schwester, um deren Kinder zu hüten. Sie kennt sich nicht aus.
Das Hotel, der Citystatetower. Zentral. Sonst nicht der Rede wert.
Die Geschenke werden übergeben. Kleinigkeiten. Schokolade für die Schwester, für sie eine Modeuhr.
Sie lacht, sie scherzt. Freundlicher Spott. Ich schaue sie an. Ihre hellmokkafarbene Haut, ihr schwarzglänzendes Haar, ihr promtes Lachen, ihren Mund, den ich küssen werde. Ich beobachte sie und den steten unernsten Kampf zwischen uns. Das Spiel, das alles nur halbwegs Ernste ausmacht.
Wie kann ich diesen Paradiesvogel halten? Wie lange? Ich will in diesem Augenblick das Unmögliche vergessen. Das Jetzt, das stattfindet, erleben, denn es existiert. Das will ich versuchen, jetzt und fortan. Den Moment geschehen zu lassen, Versinken im Jetzt, ohne ein Morgen. Denn der kommt gewiß, auch ohne mein Zutun.
Wir sind im Hotel angekommen. Ein schnelles Upgrade in den neu errichteten Hotelteil. Das Zimmer knapp an der Schmerzgrenze….. Aber es ist ja nur für eine Nacht. Und die soll kurz sein, wie mir vorschwebt.
Die erste kleine Klippe, ein Pieks. In ihre Daumenkuppe. Ich weiß nicht, wie sie das aufnehmen wird, den HIV-Test, aber sie macht mit. Die Tragweite der Übung scheint ihr nicht klar zu sein, so leicht nimmt sie das Urteil, das schließlich ihr weiteres Leben prägen könnte. Gut, daß sie das in dem Moment nicht verstanden hat. Schlecht, wenn sie es niemals begreifen sollte.
Ich bin erleichtert. Auch mit Gummi kann ja etwas passieren („Auf der Suche nach dem verlorenen Kondom“).
Jetzt oder doch erst später, nach dem Barhop? Es muß nicht sofort sein, von mir aus nicht. Ein wenig rumgemacht, angefasst, das Begehren fordert noch keine sofortige Befriedigung.
Also zunächst zur Erkundung der Umgebung (G-Point, Bay-Cafe)….
Sie hat schließlich schon leicht einen in der Krone. Also zurück zum Hotel. Der knappe Kilometer mit kurzen dunklen Passagen ist weder ihr noch mir geheuer. Die Investition in ein Taxi wäre vermutlich das Gescheitere. Doch wir kommen unversehrt im Hotel an.
Sie ist bereits zu müde, um mich auf meine 3 Beine zu stellen. Das gefällt mir allerdings überhaupt nicht. Keine direkte Weigerung, das nicht. Ich hätte gleich nach dem Einchecken und auch jetzt zur Sache gehen können, keine Frage. Aber ich will, daß es gemeinsam stattfindet. Also verschwinde ich, sobald sie eingeschlafen ist, und passiere noch mal die „gefährliche“ Strecke zurück zum Bay-Cafe.
Nach einer kleinen Runde mit Smalltalk hier und da lande ich schließlich in einer Gruppe erfahrener Damen, ihren Zenit kurz hinter sich, die ein verschärftes Zechgelage durch kleine Massageeinlagen unterhaltsam gestalten.
Mit dem letzten Quäntchen verbleibender Vernunft trete ich schließlich den unvernünftigen Heimweg zu Fuß an, und finde Rose, wie sollte es anders sein, schlafend vor, früher Morgen bald. Ich lege mich neben sie. Trunkener Egoismus durchtränkt mich. Ich beschließe: Wenn ich heute, das heißt vor unserer –zum Glück erst späten- Abreise, Checkout 12:00, nicht komme, wird sie gehen, und statt auf eine einsame Insel gemeinsam fahre ich ins gemeinschaftsfördernde Angeles, alleine.
Der „change of plan“ ist zum Glück unnötig, denn das Mädchen hat nicht nur irgendwann ausgeschlafen, sondern ist es auch.