Thailändisch lernen

Thailand Bangkok, Siem Reap, Pattaya, Koh Samet und Pattaya - Reisen im Grenzland

        #22  

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Ich stehe um 15:00 Uhr vor dem Beergarden in der Sukhumvit Soi Seven.

Unter "Beergarden" habe ich mir gemäß Wikipedia bisher eine "gastronomische Einrichtung im Freien" vorgestellt. Statt dessen stehe ich vor einem schlauchartigen Eingang, an welchem mir zwei schmierige Kellner entgegen grinsen. Beim Eintritt müssen sich meine Augen erst einmal an das Halbdunkel im Inneren gewöhnen. Dann erkenne ich eine große Halle mit dem Charme eines Lagergebäudes. Diverse Tresen, Tische etc. Ich spüre mehr als dass ich sie sehe den Blick diverser Augenpaare auf mir. Dann erkenne ich so gut 15 Damen, die man zumindest nicht mehr als "blutjung" bezeichnen kann.

Auch die wenigen männlichen Exemplare, die ich erblicke, habe erkennbar ihre besten Zeiten erfolgreich hinter sich gelassen.

Das soll der berühmte "Beergarden" sein?

Ich nehme an einem Einzeltisch im Gebäudeinneren Platz und bestelle ein Bier. Sofort kommt Bewegung in die überwiegend nicht männlich begleiteten Damen. Eine ältere Grazie rückt auf ihrem Schemel bis auf 2 Meter an mich heran. Dann ruckelt es seitlich rechts. Wieder eine Dame.

Langsam begreife ich die Strategie, welche wohl dem Handbuch der Militärtaktik entnommen wurde. "Erfolgreiches Einleiten und Durchführen einer Kesselschlacht". Ich beschließe, taktisch gegen zu halten. Ca. 3 Meter hinter mir befindet sich eine Wand. Dahin werde ich mich zurück ziehen, um der vollständigen Einkesselung zu entgehen. Ich erhebe mich von meinem Hocker, blicke mich um. Dort sitzt - eine Dame, die etwas jünger als die anderen ist und mich erwartungsvoll angrinst.

Einkesselung abgeschlossen. Da gibt es zwei Alternativen: Kapitulation oder Ausbruchsversuch. Für eine Kapitulation sind mir die Damen erkennbar nicht hübsch genug. Also Bier runtergestürzt und dem Kellner die 100 Baht gegeben.

Was Generalfeldmarschall Paulus vor Stalingrad nicht gelang, ich bin wieder draußen. Was für ein Grusel-Laden.

Ich gehe ein paar Schritte weiter. Dort befindet sich eine Bar mit ein paar Stühlen draußen. Erst mal hingesetzt und ein Bier bestellt.

Kurz nach dem Bier erscheint eine Dame des Hauses, trotz der brüllenden Hitze mit einer Stola behängt. Ich bin zu ermattet, um sie abzuwimmeln, und lasse sie Platz nehmen. Sie ist auch in keiner Weise LD-koberisch. Wir small-talken ein bisschen, irgendwann bin ich bereit zu gehen, aber die Zeit eines Girls ganz ohne LD zu genießen, will ich nun auch nicht, also biete ich ihr mehr aus Menschenfreundlichkeit als aus sonstigen Gründen einen LD an. Dieser hat eine so schrille Farbe, dass ich nicht umhin komme zu fragen, was da eigentlich drin sei. Sie verkündet stolz: O-Saft, kein Alkohol. Haha. Meinen zweifelnden Blick erkennend, fordert sie mich auf, einen Schluck zu nehmen. Auf das Schlimmste gefasst, komme ich der Aufforderung nach. Es ist tatsächlich O-Saft. Offenkundig wurden noch Tri Top-Alt-Bestände aus den 70érn entdeckt und der Verwertung zugeführt.

Die Probe hat Folgen. Sie erklärt mir nämlich, niemals Alkohol zu trinken, da sie eine Krebserkrankung erfolgreich abgeschlossen habe. Mager wie sie ist, halte ich dies sogar für möglich. Ungefragt erzählt sie mir jetzt, wie hart ihr Leben sei usw. Ich will jetzt nur noch weg. Sie schlägt mir ein "lovely hotel" für nur 300 Baht ganz in der Nähe vor. Höflich entgegne ich ihr, dass ich jetzt dafür nicht in der Stimmung sei. Das mache nichts, erklärt sie mir großmütig, ich könne ihr das Geld auch so geben und ihre Kinder würden sich freuen. Ich bekomme einen Lachanfall und bin fast schon bereit, ihr als Dank für diese Dreistigkeit einen zweiten LD zu spendieren, habe aber doch keine Lust, weiterhin als Seelendoktor zur Verfügung zu stehen.

Ich hinterlasse noch einen netten Tipp und gehe weiter.

Für den Rest des Tages hat mein Pflichtprogramm mal eine kleine Pause eingelegt. Ich gehe in einem Foodcourt lecker essen, fahre dann ins Hotel und beschließe, später im Nana Plaza aufzukreuzen.

Dort angelangt, gehe ich erstmal in den "First Floor", den man zur Vermeidung unnötiger Missverständnisse gleich in "Ladyboy-Floor" umbenennen sollte. Dort angelangt, erwartet mich am Ende der Rolltreppe gleich ein dreiköpfiges Ladyboy-Empfangskomitee. Wie weiland der berühmte Dribbler Heinz Flohe beschließe ich, links anzutäuschen und rechts vorbeizugehen, was mir auch gelingt, was allerdings auch dazu führt, dass ich in die Fänge des vierten Ladyboys gerate.

Dieser baut sich dicht vor mir auf. Mit sonorer Stimme fordert er mich auf, mit ihm mitzugehen. Mit seinen Hacken befinden wir uns auf gleicher Höhe. Ich schaue ihn mir jetzt mal genauer an. Ein totales Kunstprodukt. Falsche Wimpern, Nase korrigiert, dicke Panade im Gesicht, Silikon-Titten etc. etc. Ich war auch bereits bei meinem Erstauftritt in Pattaya, wie mir schien, beliebtes Ziel von Ladyboy-Attacken. Also lasse ich meinen Standardspruch vom Stapel (yeahh, I´m sure, great girl, nice performance, but only prefer real woman ....) und tätschel ihm anerkennend seinen Hintern. Meine Hand prallt ab wie von einem Flummiball.

Gibt es eigentlich auch Silikon-Ärsche?

Er meint, ich könne doch gar nicht wissen, ob ich wirklich "real woman" bevorzuge, bevor ich nicht seine "real phantastic performance" getestet hätte. Na klar. Ich schüttele ihn ab und gehe weiter. Die restliche Ladyboy-Horde hat die Vergeblichkeit ihrer Bemühungen erkannt und stellt sie ein.

Ich gehe wieder nach unten. In der Mitte befindet sich so eine Art Beergarden. An einem gleich gegenüber dem Eingang zur Nana Plaza frei gewordenen Platz setze ich mich hin. Da habe ich alles schön im Blick. Zu meinem großen Erstaunen kostet das wirklich gute Draught Chang nur 55 Baht.

Für viele Mädels ist jetzt Schichtbeginn. Alle veranstalten vor dem neben der Rolltreppe gelegenen Altar eine kleine Zeremonie. Manche eilig. Eine ist schon auf der Rolltreppe, springt wieder zurück, rennt zum Buddha, kurze Verneigung, und wieder ab auf die Rolltreppe. Eine andere zieht ihre Schlappen aus, stellt sich auf sie und verharrt mehrere Minuten.

Peinlich wird es, als ein erkennbar stark angeheiterter Customer seinem Girl seine "interkulturelle Kompetenz" beweisen möchte. Er erklettert mühevoll das Podest, sein Girl in Panik hinterher, sie kann es gerade noch verhindern, dass er die diversen Statuen, Schüsseln etc. umwirft. Vor dem Altar gelingt es dem stark schwankenden Mann, sein Räucherstäbchen zu versenken. Nachdem das Girl ihn unfallfrei von der Bühne geschafft hat, wischt sie sich den Schweiß von der Stirn und zieht ihn aus dem Nana Plaza.

Die Zeit vergeht. Ein Kommen und Gehen. Da ist nichts, was in mir auch nur ansatzweise einen "Mitnahmereflex" auslösen würde.

Irgendwann habe ich genug. Es ist kurz vor 23.00 Uhr. Das fette Bargirl, welches schon einmal vergeblich versucht hat, mein Interesse zu wecken, kassiert ab und fragt mich grinsend, ob ich jetzt in die Heia gehen würde. Ich bejahe und erkläre ihr ernsthaft, dass ich schon weit über der Zeit sei. Ich habe meiner Mutter versprochen, immer spätestens um 22:00 Uhr im Bett zu liegen.

Sie schaut mich fragend an, ob es wirklich so einen Idioten geben könne. Da ich aber mein Grinsen nicht mehr verbergen kann, lacht sie und haut mir zum Abschied kräftig auf den Hintern.

Irgendwie reichlich trostlos der Laden. Vielleicht tobt hier ja später das sprudelnde Leben, wobei mir jemand erzählt hat, dass in Bangkok ab 02:00 Uhr Sperrstunde herrsche und diese auch durchgesetzt werde.
 
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        #24  

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Tag 5 - Bangkok/3

Für meinen letzten Tag habe ich mir so einiges vorgenommen.

Es beginnt mit dem berühmten Chatuchak Weekend Market, angeblich dem größten Markt der Welt. Beeindruckend ist es schon, was hier bereits um 08:30 Uhr los ist.

Anhang anzeigen DSCN1986.jpg

Aber irgendwie auch ermüdend, die Hunderte von Marktstraßen und -sträßchen.

Da ich kein Shopping-Freak bin, verliert die Sache schnell ihren Reiz und ich gehe in einer Garküche erst einmal lecker Essen.

Anhang anzeigen DSCN1984.jpg

Mit der MRT dann ans andere Ende der Stadt (Hua Lamphong) und dann zu Fuß Richtung Chinatown.

Die MRT kann ich übrigens sehr empfehlen. Super schnell und top sauber. So sieht es aus, wenn mal keine Bahn fährt.

Anhang anzeigen DSCN2002.jpg

Nicht ganz so gepflegt ist es am Beginn von Chinatown.

Anhang anzeigen DSCN1988.jpg
 
        #26  

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Member hat gesagt:
@hmagg: Danke für Deinen Hinweis.

Ich hatte es auch schon bemerkt, aber geglaubt, es erfolgreich korrigiert zu haben. Jetzt sind die Bilder wieder weg. Mist!

Frage an die Mod`s: Könnt ihr da was machen. Sonst stelle ich sie in einem eigenen Beitrag noch einmal gesondert rein.

Leider nein, es gibt nicht mal im Hintergrund ein Anhang zu finden. Du musst die Bilder nochmals hochladen. Vielen Dank, macht grossen Spass dabei zu sein :yes:
 
        #27  

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Klasse Reisebericht und gute Fotos ...
 
        #28  

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Herrlich, der normale Wahnsinn. Ich weiß auch nicht warum ich diese Reisen immer wieder mache. Dein Bericht ist super und trifft den Nagel auf den Kopf.
Vielen Dank und weiter so!!
G.
 
        #29  

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@General79: Danke für die Info.

@all: Danke fürs Mitlesen und die freundlichen Beiträge.

Werde mich wohl jetzt mal an die Arbeit machen müssen.
 
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