Thailändisch lernen

Real Story Eine kleine Geschichte aus Gambia

        #1  

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Die Geschichte dreht sich um einen Hotelbesitzer, den ich bei meinem ersten Besuch in Gambia, genauer in Brusubi kennengelernt habe. Er hat mir ein paar Geschichten erzählt, Tipps gegeben, und ich habe ein paar Sachen bei und mit ihm erlebt.

Um Mädels geht's hier kaum, um poppen schon gar nicht, soviel vorweg.

Zu dieser Zeit, nach meinen Aufzeichnungen bei flugstatistik.de war das Ende 2006, hatte ich von einem Holländer ein kleines Haus in Brusubi gemietet. In der Nähe, an der Küstenstraße unweit des Turntable, gab es ein kleines Hotel mit Restaurant, wo ich fast immer zum späten Frühstück aufgeschlagen bin.
So beim 3. oder 4. Mal kam ein relativ junger Schwarzer zu mir an den Tisch und stellte sich vor: David, er sei der Besitzer des Hotels. Weil ich was nettes sagen wollte, meinte ich, er hätte ein schönes Anwesen hier. Das freute ihn offensichtlich, und er bot an, mir das Hotel zu zeigen.

Bei dem Rundgang kam er auch auf's Personal zu sprechen, und dass das echt schwierig sei, was gescheites zu finden. Er hätte jetzt schon ein paar Jahre keinen Urlaub mehr gemacht, weil er niemandem die Verantwortung für den Betrieb überlassen könnte.
Bei der Gelegenheit fragte ich ihn: "David, how come you have a British Accent?" Mir war sein fast schon Oxford English aufgefallen, ganz anders als bei den anderen 'Eingeborenen' (hüstel).
Seine Antwort: "I am British!"
Ups! Wie soll man auch auf die Idee kommen, wenn man mitten in Schwarzafrika einem Schwarzen begegnet, mit dem man zwar ortsüblich englisch spricht, und der ansonsten aussieht wie alle anderen dort, dass der dann aber kein Einheimischer sein soll?!

Na ja, er hat es mir nicht übel genommen und weiter erzählt.

Eine Tages fand er einen jungen Gambier, der einen wirklich guten Eindruck machte. Zuverlässig, fleissig, nicht dumm, und David plante, ihn zu seinem Stellvertreter zu machen. So eine Art kleiner Geschäftsführer zur eigenen Entlastung. Dazu schickte er ihn sogar 2 Jahre auf eigene Kosten nach England auf eine Hotelfachschule.
Anschließend, nachdem der junge Mann alles Nötige gelernt hatte, konnte David mit seiner Familie endlich mal wieder die alte Heimat besuchen.
Nach seiner Rückkehr stellte er fest, dass sein Vertreter fleissig in die Kasse gegriffen hatte. Rausschmiss und alles wieder auf null..

Schöne Geschichte, so mitten aus dem afrikanischen Leben.

Ok, nicht ganz wie am Ende von 'Casablanca', aber David und ich haben uns ein bisschen angefreundet, und deshalb geht's hier demnächst weiter.
 
Zuletzt bearbeitet:
        #2  

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Vor meinem Erstbesuch hatte ich mich natürlich etwas über Gambia eingelesen, und nicht nur über die Mädels. ;-)
Ich wusste also, dass es ein ziemlich armes Land ist. Und weil ich in meinem Koffer noch Platz und Gewicht übrig hatte, war ich vor dem Abflug hier noch etwas einkaufen gewesen. Ich hatte gelesen, dass auch Schulsachen dort immer knapp sind, also hatte ich eine Plastiktüte voll gemacht mit Schreib- und Malheften, Kreide, Stifte, Radiergummis, Lineale, ... Was man an einer Grundschule so braucht.

Mit David hatte ich ja nun jemanden, der sich vor Ort auskannte. So fragte ich ihn, ob er eine Schule kennt, die so etwas gebrauchen kann. Er kannte nicht nur, er fuhr mich auch hin. Eine kleine Schule, mitten in einem Wohngebiet abseits des Touristenrummels. Keine Ahnung, wo das genau war.
Wir wurden von der Direktorin empfangen, und ich übergab ihr die Sachen. Sie bedankte sich und brachte mich dann zu den Klassenräumen. Ich hatte keinen Plan gehabt, wie das Ganze vor sich gehen würde, aber das war eine nette Idee. Von den Klassen gab es genau drei Stück. Eine für die ganz kleinen, eine für die mittleren, und eine für die etwas älteren Schüler. Grundschule eben.

Ich wurde in jeder Klasse vorgestellt, alle waren ziemlich überfüllt mit mehreren Kindern an jedem Tisch. Man konnte sehen, dass das tatsächlich keine Privatschule für die besser gestellten war. Dort war ich richtig. Zur Begrüßung und als Dankeschön bekam ich ein kleines Lied von jeder Klasse gesungen. Das war total süß, und ich fühlte mich ziemlich gut wegen der Aktion. Gleichzeitig dachte ich, ich hätte ruhig noch etwas mehr mitbringen können. Ein bisschen Geld habe ich auch noch dagelassen, in der Hoffnung, dass es den richtigen zugute kommt.
 
        #3  

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Ein bisschen Sightseeing wollte ich schon auch machen. Eigentlich hatte ich gehofft, dass ich mit einem Boot raus auf den Gambia River fahren könnte. Der sieht schon auf der Karte so riesig aus, gleich oberhalb der Mündung bei Banjul mehrere km breit. Aber nirgendwo fand ich ein entsprechendes Angebot.

Kleiner Einschub: Bei meinem 3. Besuch hat das dann immerhin so ähnlich geklappt. Ich bin mit meiner damaligen SLT Baratou, die hatte ich hier schon mal irgendwo erwähnt, mit der Fähre rüber nach Barra gefahren. Danach weiter zum Familienbesuch irgendwo auf der anderen Seite, am Abend zurück. Das war lustig dort. Weniger lustig, mehr abenteuerlich war die Überfahrt. Die Autofähre war ein klappriger alter Kahn, beladen bis zum Anschlag. Die Strecke, etwa 5 km direkt an der Flussmündung, war wie mitten auf dem Atlantik, mit entsprechendem Seegang. Also für eine Landratte wie mich jedenfalls. Dort ein Motorschaden und gute Nacht Marie. Da findet man dich nie wieder.

Aber zurück. Auch da hatte David einen Vorschlag. Eine Tour zur Lamin Lodge mit Bootsfahrt zwischen den Mangrovenwäldern. Die Lodge war/ist ein ziemlich rustikaler Pfahlbau direkt an einem brackigen Nebenarm des Flusses. Im Netz gibt's etliche Fotos davon.
Er wollte mich fahren, und anders als bei dem Schulbesuch haben wir einen bescheidenen Obolus für seine Dienste ausgemacht. Er war schließlich Geschäftsmann und es war auch ein Stück zu fahren.

Als ich bei ihm ankam, saßen auf der Rückbank von seinem alten Baby-Benz zu meinem Erstaunen 2 Mädels, die er mir als Zimmermädchen seines Hotels vorstellte. - Ähh, ok, wenn's der Völkerverständigung dient.
Wir fuhren dann zu viert direkt zur Lodge. Der Besitzer sollte ein Deutscher sein. Aha. Erst auf guten Straßen, das letzte Stück ein ziemlich staubiger Feldweg. Aber kein Problem für seinen 190er. Der scheint dort ziemlich beliebt zu sein, habe ich öfter gesehen.

Kurz vor der Lodge kam plötzlich ein sandfarbener VW Kübelwagen aus einem Seitenweg und setzte sich direkt vor uns. Der sah aus, als hätte Rommel ihn seinerzeit in Afrika zurückgelassen. Auf das Heckblech hatte der Besitzer in rot und auf deutsch gemalt:
4 x 4 ist für Feiglinge
Wer da wohl drin saß? Ich habe das für David übersetzt, aber er fand es nur mäßig lustig.

In der Lodge haben wir erst etwas getrunken, und uns dann mit einer Piroge zwischen den Mangroven herumschippern lassen. Wenn man sowas noch nie gesehen hat, kann man das mal machen, aber aufregend ist anders.
Preise weiß ich nicht mehr, war aber nicht teuer.

Ach, da war ja noch was. Auch wenn David vielleicht im Sinn hatte, dass ich mir eine von unseren Begleiterinnen anlachen würde, wofür auch immer, daraus wurde nichts. Eine kurze Unterhaltung mit den Mädels in der Lodge hätte es für meine Entscheidungsfindung gar nicht gebraucht. Ich hatte auch vorher im Auto schon gesehen und entschieden, dass keine der beiden für meines Vaters Sohn interessant wäre. Sorry.
 
        #4  

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Außer morgens habe ich bei David auch mal zu Abend gegessen, wenn ich nicht gerade am Strip war. So bin ich eines Abends so um 9 (?) bei ihm eingelaufen. Auf der Terrasse war ein großer Tisch besetzt mit einer recht gemischten Gesellschaft. Als David mich sah, hat er mich dazu gewinkt. Ich sagte, dass ich nicht stören will und nur etwas zu essen suche. Kein Problem, es wurde noch ein Stuhl dazugestellt, und etwas von dem Curry, das seine Tante gemacht hatte, war auch noch übrig. Die Tante war aus Indien und kümmerte sich ums Restaurant.

Die Gesellschaft war interessant. Da waren 2 Dänen, die im Hotel wohnten. Die wollten vielleicht in Gambia eine Eisfabrik eröffnen. Aber kein Speiseeis. Von Gambia aus gibt/gab es wohl öfter Bootstouren zum Hochseefischen, und die brauchen wohl immer Eis, um den Fang zu kühlen. Ich fand das als Geschäftsidee, zumal in so einem Land, sagen wir mal - gewagt. Hab aber meine Klappe gehalten, was geht mich das an.
Neben weiteren Einheimischen waren da noch 2 ganz spezielle. Da war einmal der Chef der Gambia Ports Authority, also der Hafenbehörde. Er trug ein etwas vornehm wirkendes langes afrikanisches Gewand mit so einer Art Fes, also ein arabischer Bommelhut.
Der andere war der Marinechef von Gambia, also quasi ein Admiral. Später habe ich mal gehört, dass die gambische Marine aus einem alten Kanonenboot aus England bestehen soll..
Sei's drum. Beide waren direkt dem Präsidenten unterstellt. Ich kann also sagen, dass ich mit Mitgliedern der Regierung an einem Tisch gesessen habe, haha.

Einige Julbrew später wurde es noch etwas politisch. Es gab eine Diskussion über die Entwicklung Afrikas und das Verhältnis zu Europa. Naheliegend bei 4 Europäern am Tisch, wenn man GB mal großzügig zu Europa zählen will. :bae:
Auch da habe ich mich vornehm zurückgehalten, und mich auf ein paar freundliche Anmerkungen beschränkt.

Apropos Präsident: Yahya Jammeh damals muss eine ziemliche Knalltüte gewesen sein, oder er hat direkt am Bananenhandel mitverdient. Man sagt von ihm, er hätte seiner Bevölkerung geraten, gegen AIDS und andere Krankheiten möglichst viele Bananen zu essen, das würde helfen.
Vielleicht wusste er aber auch etwas, das andere nicht wissen..
 
        #5  

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Member hat gesagt:
Man sagt von ihm, er hätte seiner Bevölkerung geraten, gegen AIDS und andere Krankheiten möglichst viele Bananen zu essen, das würde helfen.
Ich denke mal er ist missverstanden worden, von Essen der Bananen war garnicht die Rede :1rolleyes:
Sorry for OT
Bitte mehr davon
 
        #6  

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Bin sehr gerne dabei. Vielen Dank @TAWon !

Gruß

sharky
 
        #7  

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Mit den Geschichten rund um David bin ich durch. Aber es gab noch 1 - 2 Gelegenheiten, wo ich dem Präsidenten selbst relativ nahe gekommen bin. Wenn es keinen Protest gibt, könnte ich dazu noch was schreiben.
 
        #8  

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Member hat gesagt:
Mit den Geschichten rund um David bin ich durch. Aber es gab noch 1 - 2 Gelegenheiten, wo ich dem Präsidenten selbst relativ nahe gekommen bin. Wenn es keinen Protest gibt, könnte ich dazu noch was schreiben.

Ich bin dem Präsidenten auch relativ Nahe gekommen. 🤦
Ich sass im Taxi, Strasse gesperrt...
Er in einem der vielen schwarzen Karossen die an uns vorbei gerauscht sind. 🙃

Super Stories von dir 👍
 
        #9  

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Member hat gesagt:
Wenn es keinen Protest gibt, könnte ich dazu noch was schreiben.
Kein Protest! Gefällt mir gut. Vor allem kommt gut rüber dass man dort seeeehr vorsichtig sein sollte Versprechen zu glauben.
 
        #10  

Member

Member hat gesagt:
Mit den Geschichten rund um David bin ich durch. Aber es gab noch 1 - 2 Gelegenheiten, wo ich dem Präsidenten selbst relativ nahe gekommen bin. Wenn es keinen Protest gibt, könnte ich dazu noch was schreiben.


Danke für deinen Rückblick auf die guten alten Zeiten BABILI MANSA das war ein Präsident ein Diktator inzwischen trauern im viele nach ,
Wünschen sich das er wieder zurück kommt,
Muss sagen so hart er auch war aber der hat Sextouris verstanden und die Leute hatten mehr.

War immer was besonderes lol wie er mit seinem Hummer in Überlänge ankahm ,Brot für die Leute aus dem Fenster
warf und hinter her noch eine 3,5cm Flak gezogen von nen Armiwagen zur Deko vorbeifuhr.

Habe meine damalige Ex bei den Aufstand gegen ihm ,während der Proteste in den Senegal gebracht.

Er war eigen ,ein Diktator mit seiner schwarzen Garde (da wurden viele Leute entfernt?).
Später holte er Witch Hunter aus Guinea Bissau ,der Junge hat was am Kerbholz.

Aids Medizin hat er später auch erfunden ,leider wirkungslos.

Es gibt unendlich Geschichten um ihn.

Muss aber sagen in den 90/2000 Jahren war es dort sicherer wie heute .
und der Strip war noch kein Rentnerparadies wie heute.


Sein Abgang war mit UN-Resultion und ECOWAS Erlaubnis auch für ihn optimal ,da straffrei ,50 Luxusautos und
angeblich an ner Milliarde USD auf den Bahams hat er mit genommen nach Äquatorial Guinea.

Er unterstützt von dort auch immer noch seine Partei und die Rebellen in der Casamance ,mit denen er Millionen
geschäffelt hat bei illegalen Holzabbau und Edelsteinverkäufen ,die ihm nie nachgewiesen worden.

Der neue Präsident der Parkwächter will in ja begnadigen ,darauf bin ich gespannt.


Sorry für den Oi-Ton @TAWon


Gruß


Kakao
 
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