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Fuck-and-Go contra Liebeskasper?
Mit diesem thread möchte ich einige Gedanken zur Diskussion stellen, die sich um den Gegensatz von Liebe (Liebeskasper) und Lust (nur Sex ohne Beziehung) drehen. Soweit ich informiert bin, gibt es hierzu bisher noch keinen expliziten thread im TAF, indem dieser Gegensatz in dieser Weise thematisiert wurde. Da sich aber nahezu sämtliche Beiträge in TAF entweder um Spass an der Libido (Sexabenteuer) oder mehr oder weniger um Liebesbeziehungen handeln, wäre es vielleicht einmal interessant diesen Gegensatz bzw. Widerspruch konkreter zu behandeln.
Mein Anliegen ist daher nicht eine neue Moral mit obsolten Werten zu predigen oder eine solche oder ähnliche zu verteidigen, sondern diese beiden Phänomene möglichst wertfrei zu beleuchten. Meine Gedanken sind lediglich ein Versuch der Deutung und erheben keinen Anspruch auf Richtigkeit, Vollständigkeit oder endgültige Wahrheit. Ich würde mich freuen, wenn TAF-Member mit ihren Erkenntnissen aus Erlebnissen dieses Thema vervollständigen oder meine Ansichten in möglichst konstruktiver Weise kritisieren würden.
Fuck-and-Go
Mit dieser Formulierung meine ich den typischen Customer-Bargirl-Deal: Der Freier bzw. der Lust-Amigo (Freund der Libido) zahlt und bekommt dafür eine sexuelle Leistung mit mehr oder weniger Sympathie seitens des Bargirls. Sie ist zufrieden, wenn er sie nett behandelt, sie gut bezahlt und noch etwas Tip von ihm erhält und er (vielleicht auch sie) ist beglückt bzw. glücklich eine sexuelle Phantasie erfüllt bekommen zu haben, die er in seiner Erinnerung abspeichern kann.
Liebeskasper
Ich weiss nicht wer diesen Begriff geprägt hat, aber er ist etwas schwammig: Ein Kasper meint in der Regel denjenigen, der sich lächerlich macht, über den machen lachen kann und soll; jemand, der für sein selbstverschuldetes Scheitern aufgrund von Illusionen ein abschreckendes Beispiel darstellt. Im Kindertheater ist der Kasper aber der Schlauberger, der das Krokodil und die Bösen überlistet, so habe ich es jedenfalls noch in Erinnerung. Dieser Kasper hat sich in ein Bargirl verliebt und glaubt, dass diese Liebe echt und wahr ist und sie bestehen könne wie jede andere Liebe zu einem „normalen“ Mädel, das nicht als Bargirl arbeitet.
Die Frage ist dann nur noch, ob auch ein Bargirl in der gleichen Weise einen Liebeskasper bekommen kann. Also, ob bzw. wie das möglich ist, da sie in der Regel die Welt des käuflichen Sex besser kennt als der Liebeskasper und es für das Bargirl mehr Profit bringt den Liebeskasper des Customers zu benutzen als sich selbst zum Liebeskasper(In) zu machen. Der Realitätssinn eines Bargirls, der wohl in erster Linie auf der Strategie der Profitmaximierung zum Überleben basiert, wird wohl allein wegen ihrer Erfahrungen in der Regel den des Customers weit überschreiten.
Dem Liebeskasper bleibt nur der Möglichkeitssinn seiner Illusion. Er ist ein Liebes-Amigo und man könnte ihn auch einen Liebesidiot nennen. Idiot wird hier verstanden im ursprünglichen griechischen Sinne von idiotes: als Privatmann (siehe Info: Idiot). Also jemand, der auf sich selbst gestellt ist: Der sich auf seine Gefühle und Träume verlässt, vertraut und seinen individuellen Weg geht; jemand, der sich in seine eigene Gefühlswelt eingekapselt, nolens volens vom Mainstream abgekoppelt hat.
Zwar ist auch der Lust-Amigo Privatmann, indem er seiner Lust frei frönt, doch durch seine wechselnden Partnerinnen bleibt er stets flexibel und legt sich nicht fest auf eine Person wie der Liebesidiot.
Lust-Amigo contra Liebes-Amigo
Der Lust-Amigo strebt wie zuvor schon Giacomo Casanova (Info: Giacomo Casanova) oder Donatien Alphones François, Marquis de Sades (Info: Donatien Alphonse François de Sade) nach möglichst vielen Sexabenteuern, wohingegen der Liebes-Amigo sich ähnlich wie Romeo seiner Julia oder wie Werther seiner Lotte (Info: Die Leiden des jungen Werthers) und Faust seinem Gretchen (Info: Gretchentragödie) gegenüber sich auf eine Partnerin als Lebenssinn festlegen.
Indem der Lust-Amigo den Sinn in der Lust an der Lust sieht, hält er durch diese ständige Wiederholung den Kreislauf von Spannung und Entspannung in Gang. Das Wiederholen der vergangen Lust erzeugt Erwartungen, die sich durch Erwartungserwartungen perpetuieren. Es geht immer so weiter bis es mit einem selbst nicht mehr weitergeht, da irgendwann das Ableben den Lust-Amigo aus dieser Wiederholung herausreißt. Und wenn es sanft kommt, fällt man wie die Fliege, die so lebendig um die Laterne kreiste, aus der Luft in die Gruft.
Der Liebes-Amigo hebt ab und schwebt in den hohen Wolken der Illusion und meint eine Ewigkeit, eine allerletzte Wahrheit zu spüren, für die er sich verschwenden will. Seine Hingabe ist grenzenlos und in dieser Entgrenzung erlebt er eine selige Freiheit, die den Abstand zum Alltag der Fakten und Zwänge immer größer werden lässt. Wie Ikarus muss er darauf Acht geben, dass er der Sonne nicht zu nahe kommt, aber allzu oft schmelzen die Wachsflügel dahin sowie auch die verträumte Liebe rasch verfließt, wenn Entäuschungen das Ende der Täuschung aufzeigen und damit der Absturz beginnt. Die Gruft ist die gleiche.
Die Contra-Frage von Lust-und Liebes-Amigo entsteht erst dann, wenn beide Seiten ein Entweder-oder einfordern und für sich die „ganze“ Wahrheit beanspruchen wollen. Ein Lust-Amigo ist jedoch in der besseren Position als der Liebes-Amigo, da er den Kontakt nach einiger Zeit beendet und sich eine neue Partnerin sucht und somit sich nie oder nur schwer in eine emotionale Bindung hineinziehen läßt. Er ist stets frei für neue Abenteuer, auf die der Liebes-Amigo durch das süße Narkotikum der Liebe freiwillig verzichtet.
Was jedoch den Lust- und den Liebes-Amigo verbindet, ist nicht nur die Freiheit der Wahl für sein Handeln, sondern vor allem ein Plus an Vitalität: also Lebensenergie.
Für den einen ist die Wiederholung der Lust für die Lust das Credo. Für den anderen das Schweben im Gefühl einer absolut empfundenen Harmonie und die ewiges Glück verheißt; sie ist der ultimative Sinn. Während für den Lust-Amigo die Erinnerung an das erlebte Abenteuer das nächste Abenteuer generiert, ist für den Liebes-Amigo die Vorstellung einer Ewigkeit in seiner Liebe charakteristisch. Indem der eine in der Wiederholung der Lust seine auf die eigene Lebenszeit beschränkte Glückseligkeit realisiert, hofft der andere, dass in der akutellen Liebe die Glückseligkeit für alle Zeiten Bestand haben möge. Bei Mönchen und Nonnen prägt diese Verbindung von Liebe, Glückseligkeit und Ewigkeit den Glauben, aber auch bei Liebenden, die freiwillig in den Tod gehen, um danach für immer vereint zu sein, ist das Moment der ewigen Liebe bestimmend.
Fazit
Sowohl der Lust- also auch der Liebes-Amigo repräsentiert das vitale Leben. Der eine fokussiert die Lust, der andere den Sinn, wobei der Sinn nie ohne Lust ist. Jede Lust braucht einen Sinn, damit er zu einer Handlung wird. Eine Handlung ohne Sinn kann es jedenfalls für uns Menschen wohl nicht geben. Inweitweit das auch für Primaten gilt, weiss ich nicht.
Nach Nietzsche will jede Lust Ewigkeit und sie ist auf Sinn angewiesen. Was auch immer als Sinn definiert wird, er versteckt sich in allen Aktionen und Gedanken. Selbst im Wunsch bzw. Trieb nach Sex hat sich ein Sinn versteckt, ohne dass explizit ein Sinn erkennbar wäre: Mit dem Wunsch nach Sex will man ein Defizit bzw. einen Mangel beseitigen und dieses Defizit, sei es bewusst oder nicht, erfüllt einen Sinn, indem er auf die Behebung, die Abschaffung eines Mangels verweist.
Indem wir denken, dass wir endlich mal wieder richtig Ficken müssen, werden wir uns diesen Mangel bewusst und treffen eine Entscheidung. Und diese Wahl bzw. Entscheidung fällt zumeist unbewusst, aber sie impliziert ein Erkennen, das Abhilfe will. Und dieses Erkennen wird von einem Sinn bestimmt. Also vom Gedanken: Ohne Sex, keine Entspannung und ohne sie steigt der Stress. Um den Stress loszuwerden, brauche ich Sex. Diese Einsicht in Ursache und Wirkung ist sinnorientiert und der Sinn bestimmt auch Zwang und Zweck.
In der Libido, im sexuellen Trieb, verbirgt sich immer der Wunsch nach Befriedigung und indem wir uns Strategien für diese Befriedigung ausdenken, streben wir nach Sinn in Form einer Lösung, die den Mangel in eine Fülle, in eine Erfüllung bzw. in einen Orgasmus münden lässt.
Lust und Sinn korrelieren also miteinander. Mit anderen Worten: Lust ist im Sinn und Sinn ist in der Lust. Ohne Lust keinen Sinn und ohne Sinn hat die Lust kein Motiv. Dies erscheint mir die hybride, die zwitterartige Konstitution der Vitaltität bei Lebewesen, die ein reflektierendes Bewusstsein haben, die Ich und Du unterscheiden und sagen können.
Wer als Liebes-Amigo den Lust-Amigo diffamiert oder wer als Lust-Amigo den Liebes-Amigo denunziert, hat womöglich noch nicht hinreichend über diese Ambivalenz von Lust und Sinn nachgedacht. Es kann daher eigentlich kein Contra zwischen diesen beiden Seiten geben. Aber wenn die Vitalität beide verbindet, wie könnte man diesen Contra-Gegensatz, der bislang die Praxis der Wirklichkeit bestimmt, überwinden ohne dem Schema These-Antithese-Synthese folgen zu müssen.
Ein möglicher Ansatz könnte die Idee sein, die Lust mit der Liebe zu verbinden, um damit zugleich dem Sinn in der Lust und der Lust im Sinn eine neue vitale Lebensform zu geben. Idee meint hier: Entwurf einer potenziellen Wirklichkeit, mit dem die verhandene Wirklichkeit zu einer neuen wird. Der Horizont der aktuellen Wirklichkeit wird nicht aufgehoben, sondern erweitert bis auch dieser wieder ausgedehnt wird ohne die vorherige Wirklichkeit auszuschalten. Es ist ein fließender Übergang, eine Art Überfließen im Unendlichen.
Aber für diese Idee braucht man den Mut ein Risiko einzugehen. Konkret könnte das so aussehen: Wenn man spürt, dass man mit einem Barmädel (es kann auch eine Frau sein, die nicht im Gewerbe arbeitet) emotional und mental auf gleicher Ebene liegt und diese Verbindung fortbestehen soll, könnte man den Versuch wagen, diese Liebe und Libido zu erweitern: Also die Lust gemeinsam mit anderen Menschen teilen. Aber man braucht dafür nicht unbedingt nach Asien zu fahren. In Europa und Amerika wird diese Liebe-Lust-Beziehung bereits praktiziert und die Swingerclubs sind Orte und Zeugnisse dieser freien Lust und Liebe.
Nun, diese Idee meint den Versuch, das man mit einem Barmädel übereinkommt oder sie dazu auf der Basis von viel Vertrauen dazu verführt (Casanova, Sade) die Sexualität mit anderen Partnern (männlich oder weiblich) zu teilen, indem man gemeinsam ein Geschlechtsfest feiert, wobei jedoch die Herzensgefühle der Liebe die Basis bilden. Aber für diese Liebe-Lust-Beziehung braucht man vermutlich Geduld und viel Einfühlungsvermögen in den Anderen. Ein theoretisches Gespräch wird wohl kaum zum Ziel führen und ich vermute mal, dass ein Barmädel kaum auf diese hier vorgeschlagene Idee kommt oder bisher je davon geträumt hat. Sie will ja in erster Linie Geld verdienen und wer macht gerne Überstunden in einem Job, den man eigentlich nicht gerne will.
Um diese Idee zu leben, gehören neben Geduld, Einfühlungsvermögen und Vertrauen auch gute Verführungskünste dazu, denn nicht jedes Mädel, das sich eventuell verliebt hat oder viel Sympathie für den Customer (sowie Nicht-Freier) entwickelt, wird sich auf die Praktizierung dieser Idee einlassen wollen.
Welche Verführungskünste das sein könnten, weiss ich auch nicht. Es gibt dafür auch wohl keine Anleitung auch wenn man noch soviel die Werke von Casanova, Sade, Miller (Info: Henry Miller – Wikipedia) oder Anaïs Nin (Info: Anaïs Nin) liest. Vermutlich muss jeder seine eigene Kunst entwickeln und diese immer wieder bei jeder Frau, sei sie nun Bargirl oder nicht, modifizieren. Und falls sich dann eines Tages diese Lust-Liebe-Beziehung wieder auflösen sollte, scheint mir die Wahrscheinlichkeit gross, dass Sie und Er gerne an diese Zeit zurückdenken werden und vielleicht hoffen, beim nächsten Partner diese Idee noch besser verwirklichen zu können.
Falls aber diese freie Lust- und Liebe-Beziehung auf Dauer (und nicht nur dann) gelingt, schwebt man nicht nur in einem größeren Himmel der Freiheit, sondern die Erlebnisse und Erfahrungen, kurzum, die Lust im Sinn und der Sinn in der Lust könnten auch intensiver und vitaler werden. Das wäre die Sternstunde in der Verbindung von Lust und Liebe und würde die letzten Schleusen der Vitalität öffnen, um gerade das zu verwirklichen, was unsere eigentliche Berufung ist: Kreativtät in allen Lebenslagen zu realisieren.
Aber ich sehe auch einige Gefahren in so einer freien Liebe-Lust-Beziehung: Die Eifersucht. Man kann sie eigentlich nur dann überwinden, wenn die beiden (wollüstigen bzw. liebestollen) Liebenden darauf vertrauen, dass die Freiheit des anderen auch die eigene Freiheit bedeutet. Und gerade indem man zusammen diese Freiheit genießt und sich dabei emotional sehr nahe kommt, löst sich zumeist die Eifersucht auf. Ich weiss aber aus eigener Erfahrung wie weh das am Anfang tut. Aber nach und nach lässt der Schmerz nach und nur dann, wenn das Vertrauen erhalten bleibt. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das Vertrauen dadurch rasant wächst, wenn man einmal zusammen diese Freiheit genossen hat.
Diese Idee ist als also eine Vision. Nicht mehr und nicht weniger. Sie ist keine Illusion, die zwar in Einzelfällen als Illusion, aber für die Regel nicht als eine solche bestätigt werden kann. Sie ist daher eine Option, die angenommen oder verworfen werden kann. Also: Jeder nach seinem Gusto. Der Lust-Amigo partizipiert ebenso an der Vitalität wie der Liebes-Amigo, aber eine neue Variante könnte der Liebeslust-Amigo sein, der alle Spielarten der Lust und der Liebe genießt und sich dadurch immer wieder mit Sinn aufläd.
Noch Anmerkung: Da ich diesen Text mit meinem Textverarbeitungsprogramm vorgeschrieben habe, könnte es bei der Einfügung in das TAF eventuell mit der Schriftgrösse Probleme geben. Falls sie nicht gut lesbar ist, bitte ich um eine kurze Rückmeldung. Ansonsten gehe ich davon aus, dass mit der Schriftgrösse alles ok ist.
Mit diesem thread möchte ich einige Gedanken zur Diskussion stellen, die sich um den Gegensatz von Liebe (Liebeskasper) und Lust (nur Sex ohne Beziehung) drehen. Soweit ich informiert bin, gibt es hierzu bisher noch keinen expliziten thread im TAF, indem dieser Gegensatz in dieser Weise thematisiert wurde. Da sich aber nahezu sämtliche Beiträge in TAF entweder um Spass an der Libido (Sexabenteuer) oder mehr oder weniger um Liebesbeziehungen handeln, wäre es vielleicht einmal interessant diesen Gegensatz bzw. Widerspruch konkreter zu behandeln.
Mein Anliegen ist daher nicht eine neue Moral mit obsolten Werten zu predigen oder eine solche oder ähnliche zu verteidigen, sondern diese beiden Phänomene möglichst wertfrei zu beleuchten. Meine Gedanken sind lediglich ein Versuch der Deutung und erheben keinen Anspruch auf Richtigkeit, Vollständigkeit oder endgültige Wahrheit. Ich würde mich freuen, wenn TAF-Member mit ihren Erkenntnissen aus Erlebnissen dieses Thema vervollständigen oder meine Ansichten in möglichst konstruktiver Weise kritisieren würden.
Fuck-and-Go
Mit dieser Formulierung meine ich den typischen Customer-Bargirl-Deal: Der Freier bzw. der Lust-Amigo (Freund der Libido) zahlt und bekommt dafür eine sexuelle Leistung mit mehr oder weniger Sympathie seitens des Bargirls. Sie ist zufrieden, wenn er sie nett behandelt, sie gut bezahlt und noch etwas Tip von ihm erhält und er (vielleicht auch sie) ist beglückt bzw. glücklich eine sexuelle Phantasie erfüllt bekommen zu haben, die er in seiner Erinnerung abspeichern kann.
Liebeskasper
Ich weiss nicht wer diesen Begriff geprägt hat, aber er ist etwas schwammig: Ein Kasper meint in der Regel denjenigen, der sich lächerlich macht, über den machen lachen kann und soll; jemand, der für sein selbstverschuldetes Scheitern aufgrund von Illusionen ein abschreckendes Beispiel darstellt. Im Kindertheater ist der Kasper aber der Schlauberger, der das Krokodil und die Bösen überlistet, so habe ich es jedenfalls noch in Erinnerung. Dieser Kasper hat sich in ein Bargirl verliebt und glaubt, dass diese Liebe echt und wahr ist und sie bestehen könne wie jede andere Liebe zu einem „normalen“ Mädel, das nicht als Bargirl arbeitet.
Die Frage ist dann nur noch, ob auch ein Bargirl in der gleichen Weise einen Liebeskasper bekommen kann. Also, ob bzw. wie das möglich ist, da sie in der Regel die Welt des käuflichen Sex besser kennt als der Liebeskasper und es für das Bargirl mehr Profit bringt den Liebeskasper des Customers zu benutzen als sich selbst zum Liebeskasper(In) zu machen. Der Realitätssinn eines Bargirls, der wohl in erster Linie auf der Strategie der Profitmaximierung zum Überleben basiert, wird wohl allein wegen ihrer Erfahrungen in der Regel den des Customers weit überschreiten.
Dem Liebeskasper bleibt nur der Möglichkeitssinn seiner Illusion. Er ist ein Liebes-Amigo und man könnte ihn auch einen Liebesidiot nennen. Idiot wird hier verstanden im ursprünglichen griechischen Sinne von idiotes: als Privatmann (siehe Info: Idiot). Also jemand, der auf sich selbst gestellt ist: Der sich auf seine Gefühle und Träume verlässt, vertraut und seinen individuellen Weg geht; jemand, der sich in seine eigene Gefühlswelt eingekapselt, nolens volens vom Mainstream abgekoppelt hat.
Zwar ist auch der Lust-Amigo Privatmann, indem er seiner Lust frei frönt, doch durch seine wechselnden Partnerinnen bleibt er stets flexibel und legt sich nicht fest auf eine Person wie der Liebesidiot.
Lust-Amigo contra Liebes-Amigo
Der Lust-Amigo strebt wie zuvor schon Giacomo Casanova (Info: Giacomo Casanova) oder Donatien Alphones François, Marquis de Sades (Info: Donatien Alphonse François de Sade) nach möglichst vielen Sexabenteuern, wohingegen der Liebes-Amigo sich ähnlich wie Romeo seiner Julia oder wie Werther seiner Lotte (Info: Die Leiden des jungen Werthers) und Faust seinem Gretchen (Info: Gretchentragödie) gegenüber sich auf eine Partnerin als Lebenssinn festlegen.
Indem der Lust-Amigo den Sinn in der Lust an der Lust sieht, hält er durch diese ständige Wiederholung den Kreislauf von Spannung und Entspannung in Gang. Das Wiederholen der vergangen Lust erzeugt Erwartungen, die sich durch Erwartungserwartungen perpetuieren. Es geht immer so weiter bis es mit einem selbst nicht mehr weitergeht, da irgendwann das Ableben den Lust-Amigo aus dieser Wiederholung herausreißt. Und wenn es sanft kommt, fällt man wie die Fliege, die so lebendig um die Laterne kreiste, aus der Luft in die Gruft.
Der Liebes-Amigo hebt ab und schwebt in den hohen Wolken der Illusion und meint eine Ewigkeit, eine allerletzte Wahrheit zu spüren, für die er sich verschwenden will. Seine Hingabe ist grenzenlos und in dieser Entgrenzung erlebt er eine selige Freiheit, die den Abstand zum Alltag der Fakten und Zwänge immer größer werden lässt. Wie Ikarus muss er darauf Acht geben, dass er der Sonne nicht zu nahe kommt, aber allzu oft schmelzen die Wachsflügel dahin sowie auch die verträumte Liebe rasch verfließt, wenn Entäuschungen das Ende der Täuschung aufzeigen und damit der Absturz beginnt. Die Gruft ist die gleiche.
Die Contra-Frage von Lust-und Liebes-Amigo entsteht erst dann, wenn beide Seiten ein Entweder-oder einfordern und für sich die „ganze“ Wahrheit beanspruchen wollen. Ein Lust-Amigo ist jedoch in der besseren Position als der Liebes-Amigo, da er den Kontakt nach einiger Zeit beendet und sich eine neue Partnerin sucht und somit sich nie oder nur schwer in eine emotionale Bindung hineinziehen läßt. Er ist stets frei für neue Abenteuer, auf die der Liebes-Amigo durch das süße Narkotikum der Liebe freiwillig verzichtet.
Was jedoch den Lust- und den Liebes-Amigo verbindet, ist nicht nur die Freiheit der Wahl für sein Handeln, sondern vor allem ein Plus an Vitalität: also Lebensenergie.
Für den einen ist die Wiederholung der Lust für die Lust das Credo. Für den anderen das Schweben im Gefühl einer absolut empfundenen Harmonie und die ewiges Glück verheißt; sie ist der ultimative Sinn. Während für den Lust-Amigo die Erinnerung an das erlebte Abenteuer das nächste Abenteuer generiert, ist für den Liebes-Amigo die Vorstellung einer Ewigkeit in seiner Liebe charakteristisch. Indem der eine in der Wiederholung der Lust seine auf die eigene Lebenszeit beschränkte Glückseligkeit realisiert, hofft der andere, dass in der akutellen Liebe die Glückseligkeit für alle Zeiten Bestand haben möge. Bei Mönchen und Nonnen prägt diese Verbindung von Liebe, Glückseligkeit und Ewigkeit den Glauben, aber auch bei Liebenden, die freiwillig in den Tod gehen, um danach für immer vereint zu sein, ist das Moment der ewigen Liebe bestimmend.
Fazit
Sowohl der Lust- also auch der Liebes-Amigo repräsentiert das vitale Leben. Der eine fokussiert die Lust, der andere den Sinn, wobei der Sinn nie ohne Lust ist. Jede Lust braucht einen Sinn, damit er zu einer Handlung wird. Eine Handlung ohne Sinn kann es jedenfalls für uns Menschen wohl nicht geben. Inweitweit das auch für Primaten gilt, weiss ich nicht.
Nach Nietzsche will jede Lust Ewigkeit und sie ist auf Sinn angewiesen. Was auch immer als Sinn definiert wird, er versteckt sich in allen Aktionen und Gedanken. Selbst im Wunsch bzw. Trieb nach Sex hat sich ein Sinn versteckt, ohne dass explizit ein Sinn erkennbar wäre: Mit dem Wunsch nach Sex will man ein Defizit bzw. einen Mangel beseitigen und dieses Defizit, sei es bewusst oder nicht, erfüllt einen Sinn, indem er auf die Behebung, die Abschaffung eines Mangels verweist.
Indem wir denken, dass wir endlich mal wieder richtig Ficken müssen, werden wir uns diesen Mangel bewusst und treffen eine Entscheidung. Und diese Wahl bzw. Entscheidung fällt zumeist unbewusst, aber sie impliziert ein Erkennen, das Abhilfe will. Und dieses Erkennen wird von einem Sinn bestimmt. Also vom Gedanken: Ohne Sex, keine Entspannung und ohne sie steigt der Stress. Um den Stress loszuwerden, brauche ich Sex. Diese Einsicht in Ursache und Wirkung ist sinnorientiert und der Sinn bestimmt auch Zwang und Zweck.
In der Libido, im sexuellen Trieb, verbirgt sich immer der Wunsch nach Befriedigung und indem wir uns Strategien für diese Befriedigung ausdenken, streben wir nach Sinn in Form einer Lösung, die den Mangel in eine Fülle, in eine Erfüllung bzw. in einen Orgasmus münden lässt.
Lust und Sinn korrelieren also miteinander. Mit anderen Worten: Lust ist im Sinn und Sinn ist in der Lust. Ohne Lust keinen Sinn und ohne Sinn hat die Lust kein Motiv. Dies erscheint mir die hybride, die zwitterartige Konstitution der Vitaltität bei Lebewesen, die ein reflektierendes Bewusstsein haben, die Ich und Du unterscheiden und sagen können.
Wer als Liebes-Amigo den Lust-Amigo diffamiert oder wer als Lust-Amigo den Liebes-Amigo denunziert, hat womöglich noch nicht hinreichend über diese Ambivalenz von Lust und Sinn nachgedacht. Es kann daher eigentlich kein Contra zwischen diesen beiden Seiten geben. Aber wenn die Vitalität beide verbindet, wie könnte man diesen Contra-Gegensatz, der bislang die Praxis der Wirklichkeit bestimmt, überwinden ohne dem Schema These-Antithese-Synthese folgen zu müssen.
Ein möglicher Ansatz könnte die Idee sein, die Lust mit der Liebe zu verbinden, um damit zugleich dem Sinn in der Lust und der Lust im Sinn eine neue vitale Lebensform zu geben. Idee meint hier: Entwurf einer potenziellen Wirklichkeit, mit dem die verhandene Wirklichkeit zu einer neuen wird. Der Horizont der aktuellen Wirklichkeit wird nicht aufgehoben, sondern erweitert bis auch dieser wieder ausgedehnt wird ohne die vorherige Wirklichkeit auszuschalten. Es ist ein fließender Übergang, eine Art Überfließen im Unendlichen.
Aber für diese Idee braucht man den Mut ein Risiko einzugehen. Konkret könnte das so aussehen: Wenn man spürt, dass man mit einem Barmädel (es kann auch eine Frau sein, die nicht im Gewerbe arbeitet) emotional und mental auf gleicher Ebene liegt und diese Verbindung fortbestehen soll, könnte man den Versuch wagen, diese Liebe und Libido zu erweitern: Also die Lust gemeinsam mit anderen Menschen teilen. Aber man braucht dafür nicht unbedingt nach Asien zu fahren. In Europa und Amerika wird diese Liebe-Lust-Beziehung bereits praktiziert und die Swingerclubs sind Orte und Zeugnisse dieser freien Lust und Liebe.
Nun, diese Idee meint den Versuch, das man mit einem Barmädel übereinkommt oder sie dazu auf der Basis von viel Vertrauen dazu verführt (Casanova, Sade) die Sexualität mit anderen Partnern (männlich oder weiblich) zu teilen, indem man gemeinsam ein Geschlechtsfest feiert, wobei jedoch die Herzensgefühle der Liebe die Basis bilden. Aber für diese Liebe-Lust-Beziehung braucht man vermutlich Geduld und viel Einfühlungsvermögen in den Anderen. Ein theoretisches Gespräch wird wohl kaum zum Ziel führen und ich vermute mal, dass ein Barmädel kaum auf diese hier vorgeschlagene Idee kommt oder bisher je davon geträumt hat. Sie will ja in erster Linie Geld verdienen und wer macht gerne Überstunden in einem Job, den man eigentlich nicht gerne will.
Um diese Idee zu leben, gehören neben Geduld, Einfühlungsvermögen und Vertrauen auch gute Verführungskünste dazu, denn nicht jedes Mädel, das sich eventuell verliebt hat oder viel Sympathie für den Customer (sowie Nicht-Freier) entwickelt, wird sich auf die Praktizierung dieser Idee einlassen wollen.
Welche Verführungskünste das sein könnten, weiss ich auch nicht. Es gibt dafür auch wohl keine Anleitung auch wenn man noch soviel die Werke von Casanova, Sade, Miller (Info: Henry Miller – Wikipedia) oder Anaïs Nin (Info: Anaïs Nin) liest. Vermutlich muss jeder seine eigene Kunst entwickeln und diese immer wieder bei jeder Frau, sei sie nun Bargirl oder nicht, modifizieren. Und falls sich dann eines Tages diese Lust-Liebe-Beziehung wieder auflösen sollte, scheint mir die Wahrscheinlichkeit gross, dass Sie und Er gerne an diese Zeit zurückdenken werden und vielleicht hoffen, beim nächsten Partner diese Idee noch besser verwirklichen zu können.
Falls aber diese freie Lust- und Liebe-Beziehung auf Dauer (und nicht nur dann) gelingt, schwebt man nicht nur in einem größeren Himmel der Freiheit, sondern die Erlebnisse und Erfahrungen, kurzum, die Lust im Sinn und der Sinn in der Lust könnten auch intensiver und vitaler werden. Das wäre die Sternstunde in der Verbindung von Lust und Liebe und würde die letzten Schleusen der Vitalität öffnen, um gerade das zu verwirklichen, was unsere eigentliche Berufung ist: Kreativtät in allen Lebenslagen zu realisieren.
Aber ich sehe auch einige Gefahren in so einer freien Liebe-Lust-Beziehung: Die Eifersucht. Man kann sie eigentlich nur dann überwinden, wenn die beiden (wollüstigen bzw. liebestollen) Liebenden darauf vertrauen, dass die Freiheit des anderen auch die eigene Freiheit bedeutet. Und gerade indem man zusammen diese Freiheit genießt und sich dabei emotional sehr nahe kommt, löst sich zumeist die Eifersucht auf. Ich weiss aber aus eigener Erfahrung wie weh das am Anfang tut. Aber nach und nach lässt der Schmerz nach und nur dann, wenn das Vertrauen erhalten bleibt. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das Vertrauen dadurch rasant wächst, wenn man einmal zusammen diese Freiheit genossen hat.
Diese Idee ist als also eine Vision. Nicht mehr und nicht weniger. Sie ist keine Illusion, die zwar in Einzelfällen als Illusion, aber für die Regel nicht als eine solche bestätigt werden kann. Sie ist daher eine Option, die angenommen oder verworfen werden kann. Also: Jeder nach seinem Gusto. Der Lust-Amigo partizipiert ebenso an der Vitalität wie der Liebes-Amigo, aber eine neue Variante könnte der Liebeslust-Amigo sein, der alle Spielarten der Lust und der Liebe genießt und sich dadurch immer wieder mit Sinn aufläd.
Noch Anmerkung: Da ich diesen Text mit meinem Textverarbeitungsprogramm vorgeschrieben habe, könnte es bei der Einfügung in das TAF eventuell mit der Schriftgrösse Probleme geben. Falls sie nicht gut lesbar ist, bitte ich um eine kurze Rückmeldung. Ansonsten gehe ich davon aus, dass mit der Schriftgrösse alles ok ist.
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