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Der geheimnisvolle Bruder
An irgendeinem langweiligen Nachmittag lernte ich in Pattaya an der Seven-Bar (diese befand sich in unmittelbarer Nähe des Lek Hotels) einen jungen Mann namens Lars kennen. Er war Norweger, 30 Jahre alt und vom typisch nordisch-blond-blauäugigen Typ. Also genau nach dem Geschmack der meisten Thaigirls. Nachdem wir mehrmals auf die deutsch-norwegische Freundschaft angestoßen und einige Flaschen Singha-Beer geleert hatten begann er, mir sein Leid zu klagen und mich gleichzeitig um Rat zu fragen.
Lars hatte eine feste Thai-Freundin namens Mee, ein ehemaliges Bargirl. Mit dieser lebte er seit einigen Wochen in einem Appartement zusammen. Er kümmerte sich fürsorglich um Mee, überschüttete sie mit Geschenken und gab ihr jeden Monat eine finanzielle Zuwendung von 20.000 Baht. Eines jedoch störte ihn gewaltig. Obwohl er kein Geizhals war, seiner Freundin jeden noch so kostspieligen und ausgefallenen Wunsch erfüllte, war diese niemals richtig zufrieden. Sie konnte den Hals einfach nicht voll genug kriegen.
Es lag auf der Hand, an welche Sorte Thai-Girl der gutgläubige Lars da geraten war. Neben all den ständigen Geldforderungen seitens der Thai-Freundin, kam mir jedoch vor allem ein Aspekt dieser traurigen aber durchaus lehrreichen kleinen Geschichte "spanisch" vor.
Lars erwähnte beiläufig, dass seine Mee mit einem Bruder in einer kleinen verdreckten 3000-Baht-Bude zusammen gewohnt hatte, bevor sie mit ihm in das luxuriös ausgestattete 3-Zimmer-Appartement zog. Fast täglich beklagte sich Mee darüber, dass Lars doch ihren armen Bruder mehr unterstützen könnte. Der Bruder sei schließlich arbeitslos, könne sich deshalb nichts leisten und würde am Hungertuch nagen. Zudem sei er noch schwer krank, bettlägerig und benötige dringend und vor allem täglich seine teuren Medikamente.
Lars hatte das Spiel mit dem vermeintlichen Bruder schon für einige Wochen mitgespielt, seiner Mee bereits mehrere Tausend Baht zugesteckt in der Hoffnung, dem Bruder helfen zu können und ihn aus seiner Notlage zu befreien. Mittlerweile neigte sich jedoch Lars Urlaubsbudget dem Ende zu. Die Pleitegeier kreisten schon über ihm. Er wusste nicht mehr weiter, war total verzweifelt. Lars hatte Angst seine Freundin zu verlieren und auch aufgrund der leeren Reisekasse viel zu früh wieder nach Hause reisen zu müssen. Tja, was für ein bemitleidenswertes armes Schwein, dieser Lars!
"Wie oft besucht deine Freundin eigentlich ihren Bruder?" fragte ich ihn.
"Mindestens einmal täglich, manchmal auch zwei- oder dreimal." antwortete Lars.
Für mich war der Fall glasklar. Die Geschichte mit dem angeblichen Bruder, der kranken Mutter oder dem Vater, der unschuldig im Gefängnis sitzt, hatte ich schon mehrere Male gehört. Ich klärte den arglosen Lars auf, sagte ihm, dass es sich bei dem Bruder höchstwahrscheinlich um den Ehemann, den Thai-Boyfriend oder gar Ehemann (Sammy) von Mee handelt.
Sobald Lars die Zahlungen einstellen und seiner Mee und deren angeblichen Bruder nichts Bares mehr zukommen lassen würde, würde sich auch die angebliche Liebesbeziehung zwischen Lars und seiner Freundin bald auf wundersame Weise in Luft auflösen. Auch gab ich ihm den Tipp, sich den kränklichen Bruder einmal aus nächster Nähe anzusehen.
Lars versprach mir, ab jetzt größere Vorsicht an den Tag zu legen und sowohl Mee als auch deren Bruder etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Einige Tage später traf ich Lars dann wieder. Er schien verbittert und wütend. Hatte er etwa die Wahrheit herausgefunden?
Ja, das hatte er. Nach unserem ersten Gespräch habe er keine Ruhe mehr gefunden, musste der Sache mit Mee auf den Grund gehen. Er folgte ihr heimlich und konnte sie tatsächlich einmal dabei beobachten, wie sie dem vermeintlichen Bruder einen Besuch abstattete. Das, was er dabei beobachten konnte, erhärtete den Verdacht, dass es sich bei Mee und ihrem Bruder nicht um Geschwister handelte. Denn seit wann begrüßen oder verabschieden sich Geschwister mit Küssen, Umarmungen oder sonstigen Liebkosungen? Im prüden Thailand wohl niemals! Aber auch vom Totenbett schien der todsterbenskranke Bruder plötzlich auf wundersame Weise auferstanden und von Heute auf Morgen genesen zu sein. Der Bruder war ein kräftiger junger Bursche, der Mee sogar dabei half ein paar schwere, unhandliche Kisten ins Haus zu tragen.
Lars hatte die bittere Erkenntnis gewonnen, über Wochen und Monate hinweg einer schlitzohrigen Thai auf den Leim gegangen zu sein. Dennoch war es für ihn nicht zu spät. Lediglich die Einsicht kam etwas spät für den naiven Lars, [...] doch sie kam. Wieso nahm er die Geschichten, die Mee ihm über Bruder, Krankheit und Geldnöte erzählte sofort für bare Münze?
Fehler sind unter anderem dazu da, um aus ihnen zu lernen. In der mit Lügen und falschen Versprechen geschmückten Scheinwelt des Sextourismus ist eben nichts wie es scheint.
Euer Werner
An irgendeinem langweiligen Nachmittag lernte ich in Pattaya an der Seven-Bar (diese befand sich in unmittelbarer Nähe des Lek Hotels) einen jungen Mann namens Lars kennen. Er war Norweger, 30 Jahre alt und vom typisch nordisch-blond-blauäugigen Typ. Also genau nach dem Geschmack der meisten Thaigirls. Nachdem wir mehrmals auf die deutsch-norwegische Freundschaft angestoßen und einige Flaschen Singha-Beer geleert hatten begann er, mir sein Leid zu klagen und mich gleichzeitig um Rat zu fragen.
Lars hatte eine feste Thai-Freundin namens Mee, ein ehemaliges Bargirl. Mit dieser lebte er seit einigen Wochen in einem Appartement zusammen. Er kümmerte sich fürsorglich um Mee, überschüttete sie mit Geschenken und gab ihr jeden Monat eine finanzielle Zuwendung von 20.000 Baht. Eines jedoch störte ihn gewaltig. Obwohl er kein Geizhals war, seiner Freundin jeden noch so kostspieligen und ausgefallenen Wunsch erfüllte, war diese niemals richtig zufrieden. Sie konnte den Hals einfach nicht voll genug kriegen.
Es lag auf der Hand, an welche Sorte Thai-Girl der gutgläubige Lars da geraten war. Neben all den ständigen Geldforderungen seitens der Thai-Freundin, kam mir jedoch vor allem ein Aspekt dieser traurigen aber durchaus lehrreichen kleinen Geschichte "spanisch" vor.
Lars erwähnte beiläufig, dass seine Mee mit einem Bruder in einer kleinen verdreckten 3000-Baht-Bude zusammen gewohnt hatte, bevor sie mit ihm in das luxuriös ausgestattete 3-Zimmer-Appartement zog. Fast täglich beklagte sich Mee darüber, dass Lars doch ihren armen Bruder mehr unterstützen könnte. Der Bruder sei schließlich arbeitslos, könne sich deshalb nichts leisten und würde am Hungertuch nagen. Zudem sei er noch schwer krank, bettlägerig und benötige dringend und vor allem täglich seine teuren Medikamente.
Lars hatte das Spiel mit dem vermeintlichen Bruder schon für einige Wochen mitgespielt, seiner Mee bereits mehrere Tausend Baht zugesteckt in der Hoffnung, dem Bruder helfen zu können und ihn aus seiner Notlage zu befreien. Mittlerweile neigte sich jedoch Lars Urlaubsbudget dem Ende zu. Die Pleitegeier kreisten schon über ihm. Er wusste nicht mehr weiter, war total verzweifelt. Lars hatte Angst seine Freundin zu verlieren und auch aufgrund der leeren Reisekasse viel zu früh wieder nach Hause reisen zu müssen. Tja, was für ein bemitleidenswertes armes Schwein, dieser Lars!
"Wie oft besucht deine Freundin eigentlich ihren Bruder?" fragte ich ihn.
"Mindestens einmal täglich, manchmal auch zwei- oder dreimal." antwortete Lars.
Für mich war der Fall glasklar. Die Geschichte mit dem angeblichen Bruder, der kranken Mutter oder dem Vater, der unschuldig im Gefängnis sitzt, hatte ich schon mehrere Male gehört. Ich klärte den arglosen Lars auf, sagte ihm, dass es sich bei dem Bruder höchstwahrscheinlich um den Ehemann, den Thai-Boyfriend oder gar Ehemann (Sammy) von Mee handelt.
Sobald Lars die Zahlungen einstellen und seiner Mee und deren angeblichen Bruder nichts Bares mehr zukommen lassen würde, würde sich auch die angebliche Liebesbeziehung zwischen Lars und seiner Freundin bald auf wundersame Weise in Luft auflösen. Auch gab ich ihm den Tipp, sich den kränklichen Bruder einmal aus nächster Nähe anzusehen.
Lars versprach mir, ab jetzt größere Vorsicht an den Tag zu legen und sowohl Mee als auch deren Bruder etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Einige Tage später traf ich Lars dann wieder. Er schien verbittert und wütend. Hatte er etwa die Wahrheit herausgefunden?
Ja, das hatte er. Nach unserem ersten Gespräch habe er keine Ruhe mehr gefunden, musste der Sache mit Mee auf den Grund gehen. Er folgte ihr heimlich und konnte sie tatsächlich einmal dabei beobachten, wie sie dem vermeintlichen Bruder einen Besuch abstattete. Das, was er dabei beobachten konnte, erhärtete den Verdacht, dass es sich bei Mee und ihrem Bruder nicht um Geschwister handelte. Denn seit wann begrüßen oder verabschieden sich Geschwister mit Küssen, Umarmungen oder sonstigen Liebkosungen? Im prüden Thailand wohl niemals! Aber auch vom Totenbett schien der todsterbenskranke Bruder plötzlich auf wundersame Weise auferstanden und von Heute auf Morgen genesen zu sein. Der Bruder war ein kräftiger junger Bursche, der Mee sogar dabei half ein paar schwere, unhandliche Kisten ins Haus zu tragen.
Lars hatte die bittere Erkenntnis gewonnen, über Wochen und Monate hinweg einer schlitzohrigen Thai auf den Leim gegangen zu sein. Dennoch war es für ihn nicht zu spät. Lediglich die Einsicht kam etwas spät für den naiven Lars, [...] doch sie kam. Wieso nahm er die Geschichten, die Mee ihm über Bruder, Krankheit und Geldnöte erzählte sofort für bare Münze?
Fehler sind unter anderem dazu da, um aus ihnen zu lernen. In der mit Lügen und falschen Versprechen geschmückten Scheinwelt des Sextourismus ist eben nichts wie es scheint.
Euer Werner