Member hat gesagt:
@ Sevty: Ich glaube, du hast uns/mich nicht ganz verstanden:
Natürlich befürworte ich eine Notlandung, wenn dies aufgrund des gesundheitlichen Zustands einer Person notwendig ist.
Natürlich befürworte ich auch eine Notlandung, wenn dies aus technischer Sicht notwendig ist.
Ich stellte hier nur die Behauptung (bzw. eigentlich eher die Frage) in den Raum, dass (ob) eine Airline eine finanzielle Entschädigung der Passagiere umgehen kann, indem sie eine finanzielle Entschädigung, bedingt durch die technische Notwendigkeit einer Notlandung, durch eine vorgetäuschte medizinische Notwendigkeit umgeht. Natürlich nur für den Fall, dass keine akute Gefahr besteht und bestimmte Sicherheitsmaßnahmen den Passagieren nicht verschwiegen werden können.
Ich habe nicht unterstellt, dass ein Pilot bei einem technischen Defekt weiterfliegt, um die Entschädigung zu umgehen.
In der heutigen Zeit des Kapitalismus traue ich den Airlines alles zu. Ein voll besetztes Flugzeug finanziell zu entschädigen ist nicht günstig. Vor allem weil die Airlines ohnehin nur sehr geringe Gewinnmargen erzielen. Da geht's um jeden Euro.
Du hast mich auch ein bisschen missverstanden ;)
Ich bin nicht davon ausgegangen, dass Du / ihr unterstellt hast habt, dass der Captain mutwillig trotz vermeindlichem technischen Defekt weitergeflogen ist. Ich habe Dir nur gesagt, dass dieser nicht mal vorgetäuscht werden kann, weil dann eben auch ein ganz anderes Operation Manual zu Protokoll kommen müsste, von Anfang an - und umgekehrt. Aus diesen Gründen wäre es kaum vorstellbar (zumindest nicht bei einer bekannteren Airline), dass er a) trotz Verdacht auf technischen Defekt einfach weiterfliegt, obwohl eine Sicherheits- oder Notlandung erforderlich ist oder b) dies vortäucht, um einer evtl. Entschädigung wg. Medical Emergency zu entgehen. Eben weil es wie gesagt zwei verschiedene Prozeduren sind.
Was die Gewinnmenge betrifft: Völlig agree, aber ich denke, dass die Einbußen weitaus höher wären, wenn trotz einem Medical Emergeny einfach weitergeflogen wird (die Ausmaße sind nicht abzusehen). Ich bin also überzeugt, dass 99,99% der 'renommierten' Airline-Captains nach dem handeln, nach dem gehandelt werden muss. Dass einfache Sachen, wie z.B. Anzeigefehler oder nicht wahnsinnig schwerwiegende Fehler (z.B. Autopilot 1 oder 2 defekt) den Paxen nicht mitgeteilt werden, ist natürlich auch klar. Unnötig Panik will man auch nicht verbreiten. Damit wollte ich nur erklären, dass diese Theorie sicherlich denkbar, in der Realität aber zum Glück so (fast) nie zur Praxis wird
.
Zu nitelife:
da hast du uns aber schön aus deinen Lehrbüchern zitiert, was ein medizinischer Notfall ist. Das wollte aber, glaube ich, gar keiner wissen!
Ich habe Dir nur klar gemacht, dass es schon die Entscheidung des Captains (nach klar definierten Richtlinien) ist, was genau ein Medical Emergency ist und was genau nicht. Deine Zugabe, dass die Flight Attendant bereits nach 1 h wieder an Board war klang eben bagatelisierend.
Meine Vermutung war ja, daß es kein medizinischer Notfall war... da hast du dann, etwas blauäugig dahergeschrieben, daß eine Airline so etwas in 99,99% der Fälle nicht macht und noch ein paar technische Szenarien beschrieben. Du bist noch jung... und ich glaube, du glaubst noch an den Weihnachtsmann... ein bisschen! Du hast von Kostendruck noch nichts gehört!
Und genau diese 'Vermutung' habe ich die erläutern wollen bzw. warum diese Vermutung eben in meinen Augen nicht sein kann. Erfordert ein technischer Defekt eine Sicherheitslandung, müssen dafür entsprechende Vorkehrungen getroffen werden, im Flugzeug und auch auf dem Flugfeld (Feuerwehr, Sanitäter, Absperrungen etc.), welche teilweise bei einem Medical Emergency nicht erforderlich sind (z.B. das Einnehmen der Sicherheitshaltung). Wird also ein Med. Emerg. vorgetäuscht obwohl ein technischer Defekt (z.B. Fahrwerk) vorliegt und das Flugzeug dann quasi "auf dem Bauch" läge beim Touchdown, würde vermutlich die Sicherheitshaltung nicht eingenommen werden und nur aufgrund dieses vermeindlichen "Kostensparens" erheblich mehr Schaden entstehen. Materiell, vom Ruf und der Fortsetzung dieses Skandals brauchen wir noch gar nicht reden. Zumal der Kostendruck hier auch kein wesentlicher Faktor ist, wird ja ein Großteil oder gar Komplettteil in den meisten Fällen von den entsprechenden Versicherungen übernommen.
Und glaub' mir bitte, ich habe von Kostendruck bei Airlines genug gehört - gerade in der Firma, in der ich bis vor kurzem arbeitete wurde enorm auf die Turnaround-Zeiten geachtet, auf die exakt genau kalkulierte Menge an Fuel und sogar bei Reinigungskosten der Uniform wurde diskutiert. Es ist mir also durchaus ein Begriff, das hat mit jung und unerfahren nichts zu tun. Zwar bin ich jung, aber eben auch gut rumgekommen und gerade in der Aviatik habe ich viel erlebt. Wir reden hier aber nicht von einer Kirgistan Airlines, die mit alten Yaks vollbeladen im Ural startet, sondern von einer Airline, die in Europa eben nicht blacklisted ist.
Normalerweise wird bei einem medizinischen Notfall an Bord ein Arzt ausgerufen, der ja möglicherweise mitfliegen könnte... habe ich schon mehrmals erlebt, geschah aber bei diesem Flug nicht...
Hierzu habe ich auch geschrieben,
"Befindet sich an Board zufällig eine medizinisch fachkundige Person, so hat die Crew diese im Falle eines medizinischen Notfalls zu konsultieren. Entscheidungsträger für den weiteren Verlauf des Fluges ist der verantwortliche Flugkapitän." Wenn aber kein Arzt an Board ist, ist das eben nur per Funk möglich. Aber auch der wird Standardverfahren einleiten und sich nie den Schuh anziehen und sagen "Jungs, fliegt einfach weiter, die verträgt einfach die Luftlöcher nicht". Außerdem weißt Du ja nicht, ob ein Arzt bzw. eine fachkundige Person gefragt wurde, oft kriegst Du das gar nicht mit, meist sogar!
Und jetzt rechnen wir mal... wenn es doch ein kleiner technischer Defekt war... von einem Triebwerksschaden bei unserem Flug gehe ich nicht aus, den hätten sie natürlich angekündigt...
Lässt sich ganz einfach erklären: Triebwerksschaden erfordert eine Notlandung, die fällt - wie Du sagst - sowieso aus der Reihe. Was ist denn ein kleiner technischer Defekt? Dass ein Staurohr verstopft ist? Okay, macht nichts, aber wegen einem Staurohr muss keine Sicherheitslandung gemacht werden. Aber schon ein Defekt oder vermeindlicher Defekt, der eine Sicherheitslandung erfordert, erfordert eben Procedures, die mit den Med. Emerg. Procedures eben nicht überein sind. "Kleine Defekte" oder "große Defekte", was ist das schon? Wenn es schonmal so weit ist, dass eine Sicherheitslandung vorbereitet wird, ist der Defekt auf jedenfall nennenswert und die Paxe müssen darauf vorbereitet werden. Warum? - Die Sicherheitslandung geschieht aus einem Grund: Die Sicherheit der Personen an Board und der ordnungsgemäße Zustand des Flugzeugs kann absolut nicht gewährleistet werden. Muss also schon was sein, was in die gröbere Richtung gehen könnte.
Dein Zitat ist schön und gut und mit meinem Satz
"Wo wird geflogen, welche Airline, wo ist diese registriert, ist sie im Abkommen der europäischen Fluggastverordnung involviert?" habe ich die Fluggastverordnung durchaus direkt in Betracht gezogen. Die Frage war hier nur, ob Gulf Air verpflichtet dazu ist, da sie eben nicht von der EU aus operiert wird. Ich habe auch nie in Frage gestellt, ob die Entschädigung rechtens war oder nicht, ich habe lediglich gesagt, dass eben gerade bei der Aschewolke ein komplett neues Szenario hervorgerufen worde, bei dem eben auch die höheren Herren erstmal überfragt sind. Dass Du Deine 300 EUR gekommen hast, ist doch auch schön, aber ich dachte, dass das auf die Aschewolke bezogen ist?
Und deine Rechnung mag aufgehen oder nicht, ich bin kein Airline Manager, aber den Umstand, warum ich einen verschleierten technischen Defekt nicht in Betracht ziehe (nochmal: zu 99,99%, ich kann es also nicht ausschließen) muss doch schlüssig klingen. Einfach, weil der Schaden im Falle eines "Schiefgehens" eben deutlich höher wäre, als die von Dir errechnete Summe. Ich bin mit Dir auch völlig dabei, wenn Du sagst, dass Geld die Welt regiert und eben viel Schund getrieben wird, aber die Grenzen hierfür sollten klar definiert werden.
Der Gipfel deiner Ausführungen, war die Frage, ob ich bei einem technischen Defekt lieber weiterfliegen, statt notlanden würde... was für ein dummes Geschwätz...
Danke für die Blumen, dude, aber wenn Du Dich hier aufregst und in Frage stellst bzw. fast behauptest, dass es sein könnte, dass ein technischer Defekt verschleiert werden würde, kann man den Eindruck gewinnen, dass Dich diese außerplanmäßige Landung total gestört hat. Wenn sie aus einem medizinische Notfall heraus notwendig war, ist es klar nachvollziehbar und wenn sie aus einem technischen Defekt heraus war, ist es doch umso besser, dass gelandet wurde.
Und warum, glaubst du, hat mir Gulf-Air freiwillig 300 € gezahlt, weil ich so gut aussehe ?
Habe ich nie bezweifelt, dass gezahlt wurde und das mit dem guten Aussehen kann ich nicht beurteilen ;)
Bitte interpretiere meine Zeilen nicht falsch: Ich habe nur sagen wollen, dass man beide Seiten der Medaillen sehen muss.
Ich weiß gar nicht, warum Du da so empört bist. Wenn Du das Geld deswegen gekriegt hast, ist das doch super - wenn es wegen der Aschewolke war umso mehr!
Übrigens sind in Deinem konkreten Fall mit der Sicherheitslandung Kosten für Unterbringung etc. gar nicht mit rein zu kalkulieren, da ihr ja direkt weitergeflogen seid.
Bei der Aschewolke war's halt echt Pech, nicht nur für Dich.
da wäre der Flug ein fetter Verlust gewesen
Es gibt viele - reguläre - Flüge, die von Anfang an klar als Verlust zu verbuchen sind, es ist also nichts unspektakuläres, wenn ein Flug mal Verluste einbringt, z.B. Zubringer.
Charterairlines handhaben es ja auch oft so, dass dann vorher noch eine weitere Zwischenstation angeflogen wird, um den Flieger doch vollzukriegen, erlebt man oft bei den türkischen Touristenbombern. Da wird aus einem Antalya - Zürich eben kurz vorher ein Antalya - Genf - Zürich