Thailändisch lernen

Thailand Thailand 1973 – Das Leben ist schön, lass uns die Musik lauter stellen!

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Thailand 1973 – Das Leben ist schön, lass uns die Musik lauter stellen!
Ich parke meine gemietete 500er-Honda vor der Strandbar Coconut Grove an der Beach-Road, bestelle mir ein Tonic und klaube ein Thaistick hervor. Der Bartender ist sauber und kennt mich. Ich bin jeden Morgen hier und muss meinen Joint nicht im Verborgenen reinziehen. Die Nacht war wieder einmal lang, wohl zu lang. Die Wanduhr zeigt auf Neun. Das sündige Pattaya schläft noch. Mit zittrigen Händen öffne ich eine Camel-Zigarette und mische den Tabak mit Thaigras. Wir haben gefeiert und geliebt, als ob es keinen neuen Morgen gäbe. Ich möchte weiterfliegen und nie mehr landen. Trotzdem konnte ich das Anbrechen des neuen Tages nicht verhindern. Das Zusammenkleben des Rizla-Papiers will nicht recht gelingen. "Du hättest besser dein Chillum" eingesteckt", denke ich. Der G.I. am anderen Ende der Bar beobachtet mein vergebliches Bemühen, nimmt sein Frühbier und kommt zu mir herüber um behilflich zu sein. Er mag zwei, drei Jahre älter sein als ich, bestenfalls fünfundzwanzig; blonde kurzgeschorene Haare, weisse Haut. "Need a hand, body?" fragt er mich. "Nice to meet you, I am Bill from New Jersey." It’s a pleasure", kontere ich, "I am Pitcairn from Switzerland, just arrived a couple of days ago. Pitcairn, what a strange name?!“. Mit ein paar Sätzen mache ich Bill klar, dass ich korrekterweise auf einen anderen Namen getauft wurde. Doch bis jetzt war kein Amerikaner jemals in der Lage, ihn korrekt auszusprechen, So habe ich mir angewöhnt, mich gleich immer als "Pitcairn" vorzustellen. Bis heute ist das mein Spitzname unter Traveller geblieben. Was soll‘s, ist doch eigenlich schnorzegal wie man heisst. Hauptsache man kann die Leute auseinanderhalten, Spass haben und hier so richtig abhängen. Übrigens, Pitcairn ist die Insel der Bounty-Meuterer. Christian Fletcher lässt grüssen. Eine Traumdestination die ich in meinem 40jährigen Reiseleben noch nicht erreicht habe.
Zum zweiten Mal bin ich auf dem Landweg mit ö.V. nach Indien gereist. In Delhi war ein Richtungsentscheid fällig: „Gonna get left, gonna get right?“ fragte ich mich. „I don‘t care“. Goa oder Bangkok? Eine aufgeworfene Münze beantwortete die Frage. So ging‘s dieses Mal Richtung Bangkok - ein Heimspiel so oder so. Ade Garam Masala, ich habe dich bis oben aus satt. Ich wusste was mich erwartete. Nach drei Monaten Südeuropa, Zentralasien, einen Sidestep nach Afghanistan und zur Nachspeise Pakistan und Indien, da reist man zur Abwechslung ganz gerne weiter nach Südostasien. Am Don Muang Flughafen nach der Landung gibt’s erst einmal wieder richtig westlich zu mampfen: Hamburger mit Pommes, Ketchup und so. Unbegreiflich, wie ich nach drei Monaten so etwas Banales vermisse. Meinen Rucksack schleppe ich ins Departure-Gate hoch und suche mir ein billiges Taxi zum Malaysia-Hotel. Die Abfahrt von hier ist ein echter Geheimtipp. Sonst hätte der Fahrer eine Leerfahrt und ist froh, trotzdem ein paar Bath zu verdienen. Bereits im Taxi will er mir in holprigem Thai-Englisch ein Girl andrehen, "you want nice lady?" aber ich lehne ab. "I am just arrived, might get one later one, dont wanna fuck now." Im Hotel weise ich den Taxifahrer an zu warten, werfe meinen Rucksack aufs Bett und entnehme daraus die letzten sauberen Klamotten. Wieder mal Zeit für einen Laundry-Day. Mein Vorgänger ist gerade ausgezogen und das Zimmer noch nicht gerichtet. Ein feiner Duft von Ganja liegt in der Luft. Die lärmende AC stelle ich auf High Level. Das Taxi wartet auf meinen Wunsch. Verschmutzt und verschwitzt wie eingetroffen, fasse ich die Plastiktüte mit meinen frischen Kleidern und fahre gleich weiter in den Caesars-Palace an die Sukhumvit Road auf einen Soapy. Ein gigantischer Tempel mit über hundert Girls - jedes mit einer Identifikations-Nummer. Mein Thailand beginnt. Ich pfeiffe auf jegliche Moral. Der Grossteil der Welt funktioniert anders. Die Mamasan rät mir zu Nummer 78 in der Fishbowl, einem zierlichen Girl mit ansprechendem Vorbau und vielleicht 150 cm Körpergrösse, denn ich wünsche eine besonders aktive Masseuse. Auch eine Sandwichnummer sei problemlos möglich, erinnert die Mamasan. Aus Budgetgründen muss ich passen. Lieber später noch mal eine Wiederholung in Einzelbedienung. Ich bezahle zum Voraus. Das Girl holt mich im Vorraum ab, nimmt mich an der Hand und begleitet mich mit einem Stapel frischen Badetüchern in ihren Arbeitsbereich. Sie spricht kein Englisch, doch ich verstehe schnell was sie von mir wünscht: Kleider ablegen und im Nassbereich in der Badewanne Platz nehmen. Ich kenne das Prozedere längst. Sie macht sich ebenfalls frei, behält aber vorerst Büstenhalter und Slip noch an. Da steigt die Spannung und mein Onkel auch. Zuerst werde ich nassgespritzt und mit wohlriechender Seife und einem Naturschwamm sauber gewaschen. Wenn ich mich zurück erinnere, dürfte dies ein Schlüsselmoment in meinem Leben gewesen sein. Seit ich mit Asiatinnen zusammen bin, habe ich in meinem Leben nie mehr selber geduscht, sondern ich lasse duschen. Das habe ich in Afrika und Südamerika etwas vermisst. Dafür sind die Weiber dort viel schärfer. Bald bin ich wieder von Kopf bis Fuss ein sauberer Mensch. Die Grundreinigung in der Wanne ist abgeschlossen. Jetzt folgt die eigentliche Bodymassage. Eine Art gepolsterte Gummimatratze wird in eine Vertiefung im Fliesenboden gelegt. Die Matte wird reichlich eingeschäumt, fast so viel wie in einer Kinderbadewanne, aber ohne Badewasser. Mittlerweile hat sich meine Fee auch ganz entkleidet und beginnt auf mir herumzurutschen. Jetzt wird meine Vermutung bestätigt. Die Möpse sind wirklich beachtlich gross. Die Schambehaarung übernimmt die Bürstenfunktion. Ich greife nach ihren nassen, glitschigen Brüsten. Mit unsäglicher Ruhe gleitet sie ununterbrochen über meinen müden Körper. Mehrmals fordert sie mich zum Wenden auf. Zeitweise nicke ich auf der Gummimatratze ein und beginne mein Schnarchkonzert.; das Mädchen kichert.
Mein Dödel erinnert mich nachhaltig immer wieder ans Aufwachen und weitere bevorstehende Freuden. Immer wieder gleitet die Ying mit reichlich Schaum und schwarzer Muschi über meinen Körper. Wenn nötig, seift sie nach. Wohliges Kribbeln durchfährt wiederkehrend meinen Leib. Nach eineinhalb Stunden sind nicht nur meine müden Knochen, sondern auch meine Seele erholt. Jetzt werde ich wie ein Baby abgetrocknet und zu einer weiteren Nummer auf die KingSize-Spielwiese ins Nebenzimmer geführt. „We make happy ending“ haucht sie mir ins Ohr, bevor sie mich besteigt und reitet. Gott, ich bin im Paradies und kann meine Sinne nicht mehr unter Kontrolle halten. Nach der Nummer gibt’s ein erneutes abschliessendes Reinigungsritual. Innerhalb von gut zwei Stunden bin ich runderneuert und werde mit den auswendig gelernten Worten „like you so much, come again“ und eingepudertem Dödel verabschiedet.


Der permanente Verkehrsstau und Schmutz im Bangkok der 70er-Jahre ist auf Dauer nicht zu ertragen; nur noch Kairo ist schlimmer. Da hilft durchathmen und picknicken im Lumpini-Park nur kurz. Erfahrungsgemäss habe ich vom Coffee Shop im Grace Hotel, dem Nana Plaza Entertainement Complex und der Sündenmeile Pat Pong nach 10 Tagen genug. Ich will raus aus dem Moloch. Ein paar bekannte Leute treffe ich hier trotzdem immer wieder gerne. Drei Tage war ich mit Phong zusammen. Ich kenne sie von vorletztem Jahr. Sie mag vielleicht zehn Jahre älter sein und macht eine Schneiderinnen-Ausbildung. Sie will raus aus dem jetzigen Job. Nachts tanzt sie in der Flying Maschine in Pat Pong. Eine Prachtsfrau, selbst ohne Highheels gute 170 cm hoch, schwarzblaue Naturhaare bis weit über die Schultern, schönes breites Gesicht, starke Backenknochen, sinnlicher Mund, langer Hals, eine Figur für’s Titelbild des Penthouse-Magazins und ein sanftes Wesen, das jeden Mann glücklich macht. Sie raucht und trinkt nicht. Mit dem Ladydrink hat sie mich damals zum ersten Mal beschissen. Ich hab’s gemerkt und wir haben gelacht. Gleich haben wir uns gut verstanden und ich habe sie gebarfined. Wir machten uns eine schöne Nacht – in der Stadt und im Hotel. Morgens um 3 Uhr bestellten wir im Hotel zwei Teller American Fried Rice und eine Flasche Singha und ein Coke. Am zweiten Tag brachte sie mich schon zu sich nach Hause. An einem Klong in der Nähe des Chao Praya Rivers, bewohnt sie mit ihrer Mutter ein kleines Haus auf Pfählen. Sie kann es fast nicht fassen, als sie mich wieder sieht. „Pitcairn, you back again!“ Ich werde von ihr auch dieses Mal wie seine Exzellenz Bhumibol Rama IX in persona behandelt. Sie mag mich, bekocht mich, massiert mich, errät meine Wünsche, ohne dass ich sie ausspreche. Über weitere Details schweigt der Gentleman. Nie bin ich mir als Kunde vorgekommen, nie hat sie Geld von mir verlangt. Immer wieder lautete ihre Frage nur „
sabai dii rù“ – „Fühlst du dich wohl?“ „Sabai dii „ antwortete ich ehrlich – „Ich fühle mich gut“ – ja sogar verdammt gut, es könnte nicht besser sein, dafür hat mein Basic-Thai jedoch nicht ausgereicht. Ihre Antwort auf meine Frage am Schluss, wieviel Bath sie bekomme, war immer dieselbe „It’s up to you“. Ich will weiter. See you next time Darlin‘, coming back for shure. Anfangs der 80er-Jahre verloren sich unsere Spuren. Irgendwann erreichte mich ein Aerogramm aus Aberdeen, Scotland. Ich schrieb ein letztes Mal zurück: „Ich hoffe du hast nicht kalt und es geht dir gut, liebe Phong.“
Barmädchen leben in der Promiskuität und haben nichts Gemeines an sich. Sie sind mit Hafenhuren in Marseille oder in der Herbertstrasse in St. Pauli nicht zu vergleichen. Ihre Gesichter sind nicht so geschminkt und vom Laster gezeichnet, ihre Augen blicken nicht so gierig und tückisch. Es sind Girls aus allen Provinzen, hauptsächlich aber aus dem Norden. Alle diese Mädchen leben für die Liebe, fordern die Lust am Geschlecht heraus, ohne schmutzig, ohne je geschäftsmässig zu werden. Sie erwecken nie den Eindruck zu arbeiten – sie unterhalten sich wirklich, und man spürt, dass das Geld für sie nicht der Hauptzweck des Lebens ist. Sie geben ihren Körper preis, um ihn am Leben zu erhalten. Sie stillen ihren Hunger und lassen ihre Seele verhungern. Viele möchten raus aus der Bar, einen gütigen Partner finden und eine Familie gründen. Nur wenige erreichen dieses Ziel.


Mit drei anderen Folks nehme ich ein Taxi nach Pattaya. Das kostet pro Trampernase nicht viel mehr als eine Busfahrkarte. Kaum ist die verrostete Japanerkiste auf der holprigen Schnellstrasse, reicht mir der dunkle Fahrer mit krausem Haar unaufgefordert den ersten Joint nach hinten. Der Driver ist klar ein Produkt eines schwarzen G.I.s mit thailändischer Mutter. Er spricht Thai, praktisch kein Englisch, weiss aber genau, was Mister Pitcairn aus Zwitschgerland bedarf. Mit Bestimmtheit weiss sein Vater nicht, dass er einen Sohn in Thailand hat. Wie sollte er auch.

Bill ist auf R&R. Rest & Recreation war für US-Soldaten während des Vietnamkrieges festes Program und bedeutete in etwa Ruhe und Erholung. Im Jargon der GI's auch als L & L genannt, Liquor & Love – frei und sinngemäss auf Deutsch übersetzt - Saufen und Bumsen. Mit dem Segen von General Westmoreland kamen sie aus der Hölle ins Paradies, aus dem Dschungel direkt in die Bars von Pattaya. "Ein hervorragendes Mittel um die Moral unserer Truppen zu festigen!", so seinerzeit der General wörtlich. Bill hat 120 Stunden – dann muss er zurück ins Grauen. Wir teilen uns den Joint zu Dritt, der Bartender ist mit von der Partie. "Was hältst du von einem üppigen amerikanisches Frühstück", frage ich Bill. Ich kenne ein gutes Lokal in Northpattaya oben, das auch Bottomless-Coffee ausschenkt. "Oh man, that‘s a pritty good idea." Bill verabschiedet sich von seinem Mädchen mit einem Klaps auf den Po und den Worten „move on“. Sie hat geduldig gewartet und auf eine Longtime-Bekanntschaft gehofft. Er verspricht ihr, später am Abend in der Bar wieder reinzuschauen. Heaven knows, ob er das wirklich tut. Das Mädchen weiss es, er weiss es, alle wissen es - so ist das hier. Er gibt ihr etwas Geld und setzt sich dann hinten auf meinen Sozius; vollbekifft, in Shorts, Badelatschen und ohne Helm donnern wir dem guten Kaffee entgegen. Ein neuer Tag nimmt seinen Anfang. Das Leben ist schön, lass uns die Musik lauter stellen! Zwischen Fried Eggs und Hashbrown Potatoes berichtet Privat First Bill O’Keefe vom U.S. Marine Corps von seinem Dienst am 17. Breitengrad. Die DMZ umfasste ein Gebiet von jeweils 5 Km auf beiden Seiten des Ben Hai Rivers und reicht vom Meer bis zur laotischen Grenze. Während des Krieges war das Gebiet südlich der DMZ, Schauplatz einiger der blutigsten Schlachten des Konflikts: Dong Ha, Quang Tri, Can Thien, Camlo, Camp Carroll, The Rockpile, Khe Sanh Combat Base, Lang Vei, das Ashou-Tal, Hamburger Hill.
Über zwei Jahre leistet Bill schon Dienst am 17. Breitengrad. Er war zuerst in Camp Carroll stationiert und verantwortlich für den Support des AGM-62 Walleye. In dieser Gegend gab es von 1967 – 1972 mehr amerikanische Opfer als an irgendeinem anderen Kampfplatz in Vietnam. Von hier aus muss er auch auf Patrouille. Viele seiner Kameraden sind mittlerweile tot oder bereits abgezogen worden. Jetzt gibt es nur noch US-Berater und Spezialisten für die Maintenance hier. Ein kleines Kontingent von G.I.‘s bewacht amerikanische Einrichtungen. Die Basis wird vom Südvietnamesen Colonel Pham Van-Dinh befehligt.
Immer wieder kam es zu Feindberührungen bis im April 1972 die Oster-Offensive der NVA kam. Der Gegner hat wie nie zuvor jede Menge moderner Waffen von den Grossmächten China und Russland erhalten. Die NVA war bestens gerüstet und hatte mit Bestimmtheit auch die bessere Kampfmoral. Die armen Schweine hatten nichts zu verlieren. Die Offensive wird durch präzise und stundenlange, zermürbende Artillerieschläge eingeleitet. Danach folgen Bodenangriffe. Die notwendige Unterstützung der Südvietnamesen aus der Luft bleibt aus. Das 56. ARVN-Regiment flüchtete in Panik, teils ohne überhaupt gekämpft zu haben, aus dem Frontgebiet, plünderte und richtete die Waffen sogar gegen die US-Berater. Es besteht heute kein Zweifel, dass die Soldaten sich selbst überlassen wurden. In Paris wurden die Friedensgespräche unterbrochen. Südvietnamesische Soldaten zeigten Bereitschaft zur Desertion. Andere warfen ihre Waffen weg und flüchteten in Zivil. In einem Fall wurde sogar eine Maschine gekapert um in sicheres Gebiet zu fliegen. Von feindlichen Truppen umzingeldt, musste Camp Carroll am 2. April 1972 die weisse Flagge hissen. Viele flüchten ungeordnet ins südlich gelegene Hinterland. Die Grenze verschiebt sich 20 Km weiter nach Süden. Diese Zustände zeigten die dramatische Verschlecherung der Lage für Südvietnam auf.

Bill rechnet damit, dass der Krieg bald zu Ende geht. Am 27. Januar 1973 haben die kriegsführenden Parteien in Paris nun einen Waffenstillstand unterzeichnet. Dank der Entspannungspolitik von US-Präsident Richard Nixon und seinem Secretary of State, Henry Kissinger, sollen alle amerikanischen Truppen sukzessive abgezogen werden. Bereits Ende März verlassen die letzten US-Kampftruppen das Kriegsgebiet Richtung Heimat Zurück bleiben lediglich militärische Berater, Spezialisten und Marines zum Schutz der US-Anlagen. Nixon versichert dem amerikanischen Volk einen „Peace with honour“ - einen ehrenvollen Frieden. Die weitere Verteidigung übernimmt die Südvietnamesischen Armee. Heute wissen wir, dass es der falsche Zeitpunkt war, die Verbündeten sich alleine zu überlassen.

Doch der politische Druck zuhause und die permanenten Proteste gegen den Vietnamkrieg liessen kein anderes Vorgehen zu. Die Bürger Amerikas hatten vom Krieg endgültig die Schnauze voll. Als Spezialist leistet Bill nach seinem 120-stündigen Kurzurlaub in Pattaya weiterhin Dienst Er gehört nicht zu den Glücklichen die nach Hause fliegen dürfen. Das lange Gespräch mit Bill und vier weitere Tage in seiner Gesellschaft habe ich nie mehr vergessen. Wir machen die Nacht zum Tage, tauschten die Weiber, waren nur einmal bekifft, nämlich vom Anfang bis zum Schluss. Ich begleitete ihn nach U-Taipo zur Frachtmaschine.
Das sind Erlebnisse in einem langen Reiselebens, die man nicht mehr vergisst.
Es ist, als hätte ich ihn schon Jahre gekannt. Ein guter Kumpel auf den man sich zu hundert Prozent verlassen konnte. Nie ein Wort über Desertation, obschon es ein Leichtes gewesen war. Er liebte sein Land und war von der Richtigkeit seines Einsatzes überzeugt. Als er die Treppe in die Maschine hochstieg, wussten wir beide, dass seine statistische Überlebenschance auf dem 17. Breitengrad gerade mal fünfzig Prozent war.

Vier Jahre später nach unserer Pattaya-Sause, fliege ich mit der Loftleidir-Icelandic von Luxemburg über Reykiavik nach New York; in der damaligen Zeit der billigste Airlift über den Nordatlantik. Im Gepäck ein zerknitterter Zettel mit der Adresse und Wegskizze von Bill. Der Greyhound-Bus bringt mich vom JFK direkt weiter nach New Jersey. Manhattan nehme ich mir später mal vor. Mal sehen wie es dem alten Kumpel geht, denke ich. Mit dem Stadtplan in der Hand navigiere ich vom Busbahnhof zu Fuss die ganze Strecke bis zum Haus; ich habe Zeit wie meistens. Eine ältere Frau öffnet mir die Türe – es könnte seine Mutter sein. Hello mam„ i’am Pitcairn from Switzerland, looking for Bill.“Ich strecke ihr den Zettel entgegen und sie erkennt Bills Handschrift. Tränen fliessen langsam über ihr Gesicht – ich weiss sofort Bescheid. “He passed away, a couple of year ago“, he’s a MIA, sagt sie leise, „you’ll find his name at Vietnam Veterans Memorial in Washinton D.C. Nach einer Tasse Kaffee hänge ich schweren Herzens meinen Rucksack wieder um -,“live is a bitch“ - die nächste Destination ist gesetzt. Diesen Gang bin ich Bill schuldig.
Pitcairn (59), Traveller aus Passion, seit 40 Jahren auf der endlosen Reise
 
        #2  

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Hallo Pitcairn,

Mit Abstand das Beste, was ich seit langen gelesen habe...
Authentisch, nicht überzogen, unterhaltsam, spannend...uvm. HUT AB!
Ich bin ein paar Jährchen jünger wie Du, aber auch schon immer unterwegs, nur zum Schreiben, bin ich meist zu faul.....
Hoffe sehr, mehr von Dir zulesen.... Viele Grüße aus dem Süden Thailands....
 
        #3  

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Wirklich toll geschrieben, wenn auch mit sehr unschönem Ende...
 
        #4  

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Hallo Pitcairn,irre, hammermässig, was für ein toller Schreibstiel...Bin eingetaucht in deinen Bericht und habe jedes Wort verschlungen. Einer der Topberichte hier. Leider nur kurz.Ich würde sehr gerne mehr von deinen Erlebnissen lesen.
 
        #5  

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Ja, die Schweizer!

Danke, Pitcairn, fuer die Kurzweilige Wortspende. Gibts bald mehr von Dir zu lesen?
 
        #6  

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Sehr unterhaltsam geschrieben ! Wir alle wollen Me(h)er von Dir lesen !
 
        #7  

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Hüehnerhuuut

hast du Tagebuch geführt? das musst du gemacht haben alles so gut beschrieben, hat mich definitiv hinein gezogen

:tu::cry:

Wäre ich zur gleichen Zeit unten hätte ich dich gerne mal getroffen.
Du hast bestimmt noch weitere Top Geschichten zu erzählen oder zu schreiben.
Es gab da kürzlich im Schweizer TV einen Reise Beitrag aus den 60er und 70er Jahren aus Pakistan und Afghanistan die von einem CHer gemacht wurde, dass muss eine Geile Zeit gewesen sein.
Schwarzer Afghane usw.
gruss
 
Zuletzt bearbeitet:
        #8  

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Klasse Bericht, schöner Stil.
Mit 40 Jahren Reisen gibt es doch bestimmt Vieles zu berichten. Bekommen wir mehr?
 
        #9  

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@Pitcairn


hätte mal eine frage zu deiner geschichte,

basiert das auf einer wahren begebenheit oder ist das ein aus den gedanken geschriebener roman?









gruss medion
 
        #10  

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Ich schreibe nur über authentische und eigene Erlebnisse. Keine Reise ohne
Tagebuch, kein Trip ohne Abschlussbericht. Ferien habe ich noch nie gemacht, ich bin immer nur gereist.
Ich halte das schon 40 Jahre so. Es gibt viel Material, das meiste passt aber nicht hier ins Thailand-Asien-Forum.
Eigentlich ist der Bericht ein Teil meiner opulenten Reisebiografie, die ich irgendwann
publizieren werde, bevor ich in das Holzmöbel einchecke. Die besten Biografien werden allerdings
erst hundert Jahre nach dem Tod geschrieben. Meine Autobiographie dürfte dennoch in rund
zwanzig Jahren erscheinen. Bis zu diesem Zeitpunkt schreibe ich alle meine Reiseerlebnisse weiter auf
und setze sie dann modular zusammen. Pitcairn
 
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