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Aussteigerträume
Thailand will Dauer-Touristen hinauswerfen
Schluss mit Party unter Palmen: Das Urlaubsparadies verschärft seine Einreisegesetze. Betroffen sind auch rund 40.000 Deutsche. Die kochen vor Wut.
Von Daniel Kestenholz
Bangkok - Thailand ist für viele der Inbegriff vom Paradies. Aussteiger und Pensionäre aus dem Westen erfüllen sich hier Lebensträume. Doch auch viele missbrauchen Thailands lasche Einreisegesetze: Sie arbeiten mit einem Touristenvisum oder tun nicht viel mehr für die Wahlheimat, als die lokale Bier- und Bar-Industrie zu fördern. Das hat jetzt ein Ende: Zum 1. Oktober verschärft Thailand die Einreisegesetze. Zehntausende von Ausländern stehen vor dem Rauswurf.
In den Bierzonen von Pattaya und Phuket herrscht Panik. Betroffen sind auch viele der rund 40.000 Deutschen, die in Thailand leben. Nur ein Zehntel davon ist legal angemeldet.
Thailand kämpft gegen schlechtes Image
Neu ist, dass Touristenvisa nicht mehr endlos verlängert werden. Langzeitresidenten ohne Heirats- oder Arbeitspapiere müssen raus. Thailand will damit einerseits gegen seinen Ruf angehen, wegen lascher Einreisegesetze ein Magnet für Straftäter aus aller Welt zu sein. Viele Ausländer würden auch "soziale Probleme schaffen", so Suwat Thamrongsrisakul, Chef der Einwanderungsbehörde. Nicht wenige arbeiten ohne gültige Papiere, die meisten davon als Englischlehrer.
Einer davon war jener John Karr, der im August den Mord an der sechsjährigen amerikanischen Schönheitskönigin JonBenet Ramsey gestand. DNA-Proben haben Karr als Spinner überführt, der vom Mord fantasierte. Für Thailands Ausländergemeinde aber hat Karrs Visummissbrauch drastische Folgen. Thailand will nicht länger negativ in die Schlagzeilen geraten wegen der vielen Kriminellen aus Übersee, die im Königreich immer wieder verhaftet werden.
"Visa run" als lukratives Geschäft
Bislang haben Ausländer aus 41 Nationen, darunter Deutschland, bei der Einreise automatisch ein Monatsvisum erhalten, das beliebig verlängert werden konnte, solange man das Königreich alle 30 Tage kurz verließ.
"Visa run" hieß diese zu einem Großgeschäft angewachsene Praxis. Mit klimatisierten Bussen und Hostessenbetreuung wurden "Urlauber" in organisierten Tagesreisen an die Grenze zu Kambodscha, Laos, Birma oder Malaysia gekarrt. Dort überquerten sie kurz zu Fuß die Grenze und erhielten bei der Rückkehr ein neues Monatsvisum.
Langzeit-Residenten schmollen
Künftig werden Touristen für drei Monate aus Thailand verbannt, die bereits drei Monatsvisa in Folge im Pass haben. In Online-Foren berichten schockierte Langzeit-Residenten, dass ihnen beim jüngsten Visa-Trip nur noch eine Verlängerungsfrist von zwei Wochen für ihr Visum gewährt worden sei. Das reiche für sie gerade einmal, um ihr Zimmer in Thailand zu räumen und die Abreise zu organisieren.
Betroffene Ausländer beschimpfen die thailändischen Behörden, ob diese denn nicht mehr an den Devisen interessiert seien, die sie unters Volk brächten. Einige drohen mit der Übersiedlung nach Malaysia, ja Brasilien, womit sie Thailand allerdings einen Dienst erweisen dürften.
Für Familien-, Arbeits-, Senioren- oder reguläre Touristenvisa hat das Königreich Thailand hingegen keinerlei Verschärfungen angekündigt. Wer ordentliche Papiere vorlegt, normal Urlaub macht oder Steuern zahlt, bleibt im Königreich herzlich willkommen.
Panikverkäufe freuen Immobilienhaie
Gute Kasse machen in diesen turbulenten Tagen Anwaltsbüros: Gegen großzügige Bezahlung können sie Verzweifelten ein Visum beschaffen. Eine gute Zeit herrscht derzeit auch für Schnäppchenjäger, die Immobilien an Strandlage suchen, denn visumlose Ausländer werfen derzeit zuhauf ihre Objekte auf den Markt.
Auf dem Immobilienmarkt in Thailands Urlaubsgebieten ist ohnehin bereits ein Abwärtstrend zu beobachten - seitdem die Thai-Behörden begonnen haben, Firmen zu untersuchen, die nichts weiter tun, als ein Haus zu besitzen: So dürfen Firmen zwar durchaus Grund und Boden im Königreich besitzen, nicht aber Ausländer. Diese hatten über Scheinfirmen und konstruierte Mehrheitsrechte versucht, das Verbot zu umgehen.
Artikel erschienen am 16.09.2006
Quelle:
ungültiger Link entfernt
Thailand will Dauer-Touristen hinauswerfen
Schluss mit Party unter Palmen: Das Urlaubsparadies verschärft seine Einreisegesetze. Betroffen sind auch rund 40.000 Deutsche. Die kochen vor Wut.
Von Daniel Kestenholz
Bangkok - Thailand ist für viele der Inbegriff vom Paradies. Aussteiger und Pensionäre aus dem Westen erfüllen sich hier Lebensträume. Doch auch viele missbrauchen Thailands lasche Einreisegesetze: Sie arbeiten mit einem Touristenvisum oder tun nicht viel mehr für die Wahlheimat, als die lokale Bier- und Bar-Industrie zu fördern. Das hat jetzt ein Ende: Zum 1. Oktober verschärft Thailand die Einreisegesetze. Zehntausende von Ausländern stehen vor dem Rauswurf.
In den Bierzonen von Pattaya und Phuket herrscht Panik. Betroffen sind auch viele der rund 40.000 Deutschen, die in Thailand leben. Nur ein Zehntel davon ist legal angemeldet.
Thailand kämpft gegen schlechtes Image
Neu ist, dass Touristenvisa nicht mehr endlos verlängert werden. Langzeitresidenten ohne Heirats- oder Arbeitspapiere müssen raus. Thailand will damit einerseits gegen seinen Ruf angehen, wegen lascher Einreisegesetze ein Magnet für Straftäter aus aller Welt zu sein. Viele Ausländer würden auch "soziale Probleme schaffen", so Suwat Thamrongsrisakul, Chef der Einwanderungsbehörde. Nicht wenige arbeiten ohne gültige Papiere, die meisten davon als Englischlehrer.
Einer davon war jener John Karr, der im August den Mord an der sechsjährigen amerikanischen Schönheitskönigin JonBenet Ramsey gestand. DNA-Proben haben Karr als Spinner überführt, der vom Mord fantasierte. Für Thailands Ausländergemeinde aber hat Karrs Visummissbrauch drastische Folgen. Thailand will nicht länger negativ in die Schlagzeilen geraten wegen der vielen Kriminellen aus Übersee, die im Königreich immer wieder verhaftet werden.
"Visa run" als lukratives Geschäft
Bislang haben Ausländer aus 41 Nationen, darunter Deutschland, bei der Einreise automatisch ein Monatsvisum erhalten, das beliebig verlängert werden konnte, solange man das Königreich alle 30 Tage kurz verließ.
"Visa run" hieß diese zu einem Großgeschäft angewachsene Praxis. Mit klimatisierten Bussen und Hostessenbetreuung wurden "Urlauber" in organisierten Tagesreisen an die Grenze zu Kambodscha, Laos, Birma oder Malaysia gekarrt. Dort überquerten sie kurz zu Fuß die Grenze und erhielten bei der Rückkehr ein neues Monatsvisum.
Langzeit-Residenten schmollen
Künftig werden Touristen für drei Monate aus Thailand verbannt, die bereits drei Monatsvisa in Folge im Pass haben. In Online-Foren berichten schockierte Langzeit-Residenten, dass ihnen beim jüngsten Visa-Trip nur noch eine Verlängerungsfrist von zwei Wochen für ihr Visum gewährt worden sei. Das reiche für sie gerade einmal, um ihr Zimmer in Thailand zu räumen und die Abreise zu organisieren.
Betroffene Ausländer beschimpfen die thailändischen Behörden, ob diese denn nicht mehr an den Devisen interessiert seien, die sie unters Volk brächten. Einige drohen mit der Übersiedlung nach Malaysia, ja Brasilien, womit sie Thailand allerdings einen Dienst erweisen dürften.
Für Familien-, Arbeits-, Senioren- oder reguläre Touristenvisa hat das Königreich Thailand hingegen keinerlei Verschärfungen angekündigt. Wer ordentliche Papiere vorlegt, normal Urlaub macht oder Steuern zahlt, bleibt im Königreich herzlich willkommen.
Panikverkäufe freuen Immobilienhaie
Gute Kasse machen in diesen turbulenten Tagen Anwaltsbüros: Gegen großzügige Bezahlung können sie Verzweifelten ein Visum beschaffen. Eine gute Zeit herrscht derzeit auch für Schnäppchenjäger, die Immobilien an Strandlage suchen, denn visumlose Ausländer werfen derzeit zuhauf ihre Objekte auf den Markt.
Auf dem Immobilienmarkt in Thailands Urlaubsgebieten ist ohnehin bereits ein Abwärtstrend zu beobachten - seitdem die Thai-Behörden begonnen haben, Firmen zu untersuchen, die nichts weiter tun, als ein Haus zu besitzen: So dürfen Firmen zwar durchaus Grund und Boden im Königreich besitzen, nicht aber Ausländer. Diese hatten über Scheinfirmen und konstruierte Mehrheitsrechte versucht, das Verbot zu umgehen.
Artikel erschienen am 16.09.2006
Quelle:
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